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24. Juli 2005 21. Etappe der Tour
Feiertag, im wahrsten Sinne. Es war die typische Bummelfahrt nach Paris. Man plauderte, schilderte seine Eindrücke der letzten drei Wochen und warfroh und glücklich, dass die Qualen und die Schinderei bald vorbei waren.
Erik fuhr neben Sergei und gratulierte ihm zu seinem Last-Minute-Sieg.
Ivan Basso konnte sich mit dem Bergtrikot trösten, aber natürlich konnte sich jeder vorstellen wie sehr er sich ärgerte am letzten „richtigen“ Renntag die Tour zu verlieren.
Auch Alejandro Valverde trug das Trikot des besten Jungprofis stolz zur Schau. In ein paar Jahren könnte er vielleicht eine gleiche Serie wie Lance Armstrong starten.
Diese war jetzt gerissen. Als 11. der Gesamtwertung sollte er seine letzte Tour beenden.
Erik genoss das Gefühl des letzten Rennens seiner Karriere. Es war klar, dass Wiesenhof den Aufstieg in die Top-Tour geschafft hatte. Daher entschied er sich, dass er nach der Tour die Saison beendete und sich ganz auf sein neues Leben als Teamchef vorbereiten würde.
Nach einem langen Gespräch gestern Abend hatte auch Rolf dieselbe Entscheidung getroffen.
„Na Rolf, bist du traurig, dass bald alles vorbei ist?“, fragte Erik
„Dass die Anstrengungen der letzten drei Wochen vorbei sind nicht, aber dass wir bald nicht mehr Rennen fahren macht mich schon traurig. Trotzdem geht es dann erst richtig los. Als Teamchefs eines Top-Tour-Teams haben wir viel Verantwortung“
„Du hast recht, freuen wir uns auf die Zukunft.“
Als das Feld in Paris ankam gab es den ersten Angriff. Doch allen voran Wiesenhof und Davitamon-Lotto leisteten die Verfolgungsarbeit. Als noch zwei Runden zu fahren waren holte das Feld die Ausreißer wieder ein. Es sollte also einen Massensprint geben.
Erik brachte sich in Position, direkt hinter Evans, der sein Glück im Sprint probieren wollte. Erik spürte, dass er keine guten Beine hatte, die letzten drei Wochen hatten ihn schon mitgenommen.
Der Sprint begann und Hushovd zog an seinem Anfahrer vorbei. Erik war immer noch an vierter Position.
Doch was Erik auch versuchte er kam weder anEvans noch an Aug und schon gar nicht an Hushovd vorbei. Dieser gewann vor Evans und Aug. Erik wurde vierter.
Erik war froh, dass es nun endlich vorbei war. Rolf hatte noch einen tollen neunten Rang ersprintet.
Sie gingen in den Mannschaftsbus um sich schnell umzuziehen.
Dann ging die Siegerehrung los. Zuerst wurde Hushovd für seinen Tagessieg geehrt.
Anschließend durfte Gonchar aufs Podium. Er war der Sieger der Tour de France 2005.
Dann kam Eriks großer Auftritt, er gewann das grüne Trikot der Tour.
Erik riss jubelnd die Arme in die Höhe. Er sah auf die vielen jubelnden Zuschauer hinunter. Das letzte Mal hatte er das grüne Trikot gewonnen.
Basso wurde anschließend das Bergtrikot überreicht.
Valverde war bester Jungprofi
Das Team T-Mobile war das beste Team der Tour.
Die Siegerehrung war vorbei und der Champs-Elysées leerte sich langsam. Rolf saß wie üblich alleine auf seinem Fahrrad in der noch abgesperrten Straße. Er blickte Richtung Arc de Triomphe.
Jemand setzte sich neben ihn. Es war Erik.
„Na Rolf, jetzt ist das Radfahren vorbei.“
„Ja, du hast Recht, ich bin schon traurig.“
„Mir geht es nicht anders, Rolf. Das war die ganze Zeit unser Leben, jetzt ändert sich so viel.“
„Ja, aber irgendwann kommt die Zeit wo der Körper sagt „Hör’ auf“, da sollte man dann auch drauf hören.“
Sie saßen noch mehrere Minuten auf ihren Rädern und überlegten was die Zukunft für sie bereithalten würde. Als Erik zu Rolf hinüber sah, sah er, dass Rolf ganz wässerige Augen hatte. Eine einzelne Träne lief im die Wange hinunter. Aber auch er hatte Tränen in den Augen.
Sie ließen ihre Räder liegen und genossen noch einmal diese fabelhafte Kulisse. Als sie in Richtung Arc de Triomphe schlenderten, fielen sie sich in die Arme und weinten miteinander.