Keine Grenzen, keine Limits

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Bettini_der_Beste
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Beitrag: # 407919Beitrag Bettini_der_Beste
31.1.2007 - 20:05

Jaja, alles gut und schön, aber sag schon, was ließ der Mann den nun auf seine Hosen fallen? :D

Barnetta
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Beitrag: # 408007Beitrag Barnetta
1.2.2007 - 14:52

@ Bettini_der_Beste: Da ist mir wohl beim Editieren oder so ein Wort rausgerutscht *g* ... ist jetzt wieder drin, kannst ja mal nachschauen ;-)

@PepsiLight: Danke für das Lob, das hör ich gerne, aber ich denke da gibts es noch ganz andere Kaliber, die über mir stehen.

Lucas schluckte. Welches Team hatte mitbekommen, dass er hier seinen Urlaub verbringt und hat ihn bis auf die Insel verfolgt? „ … , also auf Bitten von einem deutschen Rennstall hier,“ fuhr Poulsen fort. „Nun rück schon raus“, dachte Lucas sich. Ein sehr professionelles Team konnte es ja nicht sein nach dieser Aufführung. „Ich denke sie kennen den Rennstall. Was frage ich eigentlich so? Ich denke jeder kennt das Team T-Mobile.“ Lucas fielen fast die Augen aus dem Kopf und Herr Poulsen grinste überlegen. „Ich soll Ihnen die Vorzüge unseres Rennstalles aufzeigen und sie von einem Wechsel zu uns überzeugen.“ Während Poulsen dachte er hätte Lucas total von den Socken gehauen war dieser einfach nur schockiert, was für einen inkompetenten Angestellten T-Mobile auf ihn angesetzt hatte. „Na Super“, dachte er sich. „Denken die etwa, dass die einen Jungprofi wie mich mit so einem Typen abspeisen können? Viel können die da ja nicht von mir halten.“ Lucas blickte auf und gab Poulsen ein gequältes Lächeln zurück. Lucas beschloss sich das Angebot trotzdem mal anzuhören, schließlich wollte er nach seinem übertrieben Auftritt vor einigen Minuten nicht noch unhöflicher rüberkommen. Herr Poulsen und er beschlossen darauf sich am Nachmittag zu einem Kaffee in der Hotellobby zu treffen.
Die beiden schüttelten sich die Hände und danach begab sich Lucas zu Tobi an den Tisch.
„T-Mobile“, sagte Lucas, worauf Tobi erstaunt aufschaute. „Mensch! Da bemühen sich gerade die um dich, die du schon vorher ausschließen wolltest. Das solltest du noch mal überdenken.“ Lucas zuckte nur mit den Schultern. Ihm kam es so vor, als würde T-Mobile nicht viel an seiner Verpflichtung liegen, dafür war ihr Abgesandter einfach zu unprofessionell. „Naja, ich werde mir das Angebot mal anhören. Das schadet ja nichts.“
Den weiteren Vormittag verbrachten die beiden dann am Strand, aber Lucas war mit den Gedanken woanders. Der Entspannungsurlaub endete also erneut in Vertragsquerelen.
Aber ihm war es lieber diese schnell abzuhandeln, als würde er sich den ganzen Urlaub damit rumplagen müssen. Folglich überlegte er sich schon am Vormittag, ob er ein T-Mobile Angebot überhaupt annehmen würde, egal wie gut es wäre. Er fasste den Entschluss den Ausführungen von Herrn Poulsen zuzuhören, im Endeffekt aber abzusagen. Auf T-Mobile hatte er einfach keine Lust. Dieser Rennstall hatte besonders bei Kritikern ein zu schlechtes Image im Bezug auf junge Profis und Lucas war nicht gewollt dieses Image bestätigen zu müssen, wobei er sich bei seinen Fähigkeiten sicher war dieses eher aufpolieren zu können. Trotzdem war der Entschluss das Angebot abzulehnen sehr schnell in ihm gereift und so traf er nachmittags auch recht entspannt in der Hotellobby ein.
Herr Poulsen begrüßte ihn gleich freundlich. „Setzen Sie sich. Übrigens, Sie können mich ruhig Falco nennen.“ Lucas nickte. „Danke, ich bin der Lucas.“ „OK, dann bleiben wir doch gleich beim „du“, das hört sich dann doch gleich freundlicher an.“ Im Gedanken daran, dass er Falco sowieso absagen würde war Lucas diese Freundlichkeit nun schon irgendwie unangenehm, aber er wollte sich nichts davon anmerken lassen. In den folgenden Minuten hörte Lucas Falco aufmerksam zu. Man hatte für ihn schon ein kompaktes Angebot zusammengestellt. Er würde ein gutes Grundgehalt bekommen und je nach Rennzielen, die er erreichen sollte, würden vereinzelte Prämien dazu kommen. Auch wurden ihm Einsätze in der ProTour garantiert und im 2.Jahr bei T-Mobile sollte er auch eine der 3 Großen Rundfahrten bestreiten. Das sollte ganz von seiner Entwicklung abhängen.
Lucas war sichtlich überrascht, denn anscheinend hatte sich T-Mobile doch schon längere Zeit mit ihm beschäftigt, das konnte er am Umfang des Angebotes doch schon einigermaßen erkennen. Obwohl er über dieses Angebot sehr erfreut war stand für ihn fest, dass er es ausschlagen würde. Er wollte es einfach nicht, da könnten sie ihm einen noch so brillanten Vertrag vorlegen. Das hatte Lucas jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt gedacht. Doch dann erwähnte Falco seinen letzten und für Lucas eventuell bedeutendsten Punkt des Vertrages. „Wenn du jetzt noch nicht überzeugt bist von unserem Angebot, dann haben wir hier noch eine Klausel für dich, mit der kannst du unseren Vertrag gar nicht ausschlagen. Wir wissen durch sichere Quellen und auch unsere eigenen Beobachtungen, dass dir sehr viel an deinem Bruder liegt und, dass dieser auch ein guter Radfahrer ist im Jugendbereich. Hier das Angebot: Du unterschreibst einen Vertrag bei uns und wir bringen deinen Bruder in einem unserer Jugend – u. Aufbauteams unter, so dass er sich dort entwickeln kann und in einigen Jahren dann vielleicht mit dir zusammen fährt. Was hältst du davon?“
Lucas war einfach nur sprachlos und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

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tobikaka
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Beitrag: # 408009Beitrag tobikaka
1.2.2007 - 14:58

tobikaka hat geschrieben:.. und in etwa zwei, drei Jahren fahren Tobi und Lucas zusammen in einem Team.... :P :P :D 8)
:lol: :D :D :P

Weiterhin sehr gut. Gibt ja auch nichts zu bemängeln.....

(vielleicht lehnt Lucas extra ab, weil ich geschrieben habe 8) )
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Barnetta
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Beitrag: # 408019Beitrag Barnetta
1.2.2007 - 16:24

Das Grundgerüst steht schon länger, da hab ich mich also nicht von dir inspirieren lassen. :D

Bin über das Wochenende nicht da und auch morgen nur kurze Zeit, wird schwer da noch was zu schreiben.
Glaub also eher, dass es erst Sonntag oder Montag was wird.

Barnetta
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Beitrag: # 408168Beitrag Barnetta
2.2.2007 - 11:36

Ungläubig schaute Lucas Falco an. „Ist das dein Ernst?“ „Voll und ganz.“ Falco’s Verhalten strahlte Souveränität und Siegesgewissheit aus. Noch vor wenigen Stunden führte er sich wie der größte Tollpatsch auf und nun fühlte er sich durch eine kleine Vertragsklausel wohl wie der König der Welt. Eigentlich wollte Lucas nicht zu T-Mobile, aber dieser Anhang brachte seine getroffene Entscheidung komplett ins wanken. Gerne würde er seinem Bruder das Tor für eine goldene Zukunft öffnen und dieser hegte schließlich auch keine Antipathien gegenüber T-Mobile, aber Lucas selber mochte diesen Rennstall halt von Grund auf nicht.
Das Angebot war so eigentlich schon gut, aber nun war es dermaßen verlockend, dass er sich wirklich Zeit nehmen wollte um darüber nachzudenken, besonders natürlich um mit Tobi darüber zu sprechen. Er wollte seinen kleinen Bruder nicht enttäuschen.
Es würde nichts bringen die Klausel zu verschweigen, denn schließlich könnte Falco ihm davon erzählen und sowieso würde Lucas dann ein schlechtes Gewissen haben, da er seinem Bruder einen Einstieg in den Profi-Radsport verbaut hätte.
Lucas holte noch mal tief Luft und setzte zum sprechen an. „Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel, aber ich würde das Thema gerne mit meinem Bruder alleine beratschlagen.“ Falco nickte zustimmend. „Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass er bei so einem Angebot nein sagen würde, aber ich gebe euch die Zeit. Das ist schon in Ordnung. Sobald ihr einen Entschluss gefasst habt meldet ihr euch bei der Rezeption, ich werde meine Telefonnummer für euch hinterlegen. So, ich muss dann auch los, es sind noch einige Termine zu erledigen.“ Mit einem Lächeln verabschiedeten sich die beiden, wobei Lucas schon ziemlich abwesend wirkte. Die Entscheidung war sehr diffizil und er wusste sich nicht wirklich weiterzuhelfen. Auf das Angebot von T-Mobile wollte er nicht wirklich zurückgreifen, jedenfalls nicht so vorschnell, doch durch das Angebot hatte er nun bei weiteren Angeboten eine einzige Bedingung, seinen Bruder irgendwo unterbringen. Aber wie könnte er nun die Angebote vergleichen, schließlich hatte er nur ein konkretes und man wollte auch eine baldige Entscheidung, bestenfalls noch im Urlaub. Und am kompliziertesten war, wie er überhaupt mit anderen Teams in Kontakt treten könnte. Das alles musste Lucas jetzt überdenken und begab sich dafür auf eine kleine Strandwanderung fernab vom Trubel des „Strandes der Engländer“. Er wollte dort in Ruhe seine Gedanken sammeln. Um Tobi nicht zu beunruhigen ließ er ihm noch übermitteln, dass er noch weitere geschäftliche Dinge zu klären hätte. Irgendwie stimmte das ja auch, aber Tobi hatte keinen blassen Schimmer, dass es dabei um seine Person ging.
Zwei Stunden war Lucas im Endeffekt unterwegs, aber eine endgültige Entscheidung hatte er nicht getroffen. Er spielte mit dem Gedanken den Urlaub zu beenden um in Deutschland mit Hilfe von Andreas mit T-Mobile weiterzuverhandeln und auch mit anderen Teams in Kontakt zu treten. Das Problem dabei war, dass er Andreas nicht enttäuschen wollte, schließlich hatte der den Urlaub finanziert und wollte, dass Lucas sich entspannt um für die folgenden Entscheidungen einen freien Kopf zu bekommen. Lucas wusste, dass er diesen noch nicht hatte und Andreas würde es ihm wahrscheinlich übel nehmen, wenn er einfach so ein T-Mobile Angebot annehmen würde. Der größte deutsche Rennstall wiederum wollte eine schnelle Entscheidung von ihm. Auch wenn Lucas es nicht so wirklich wahrhaben wollte, steckte er hier in einer Zwickmühle. In Gedanken versunken schlenderte Lucas zurück zum Hotel während die Sonne unterging und es allmählich frisch wurde am Strand. Um seine Hände ein wenig zu wärmen steckte er diese in seine Hosentaschen und da fiel ihm ein kleiner Zettel auf. „Die Lösung!“, dachte er sich. Gerade als die Situation ausweglos erschien fand Lucas den Zettel von Felipe in seiner Tasche. Er wusste zwar nicht, ob Felipe ihm die Wahrheit sagte, aber wenn er es wirklich wissen wollte musste er Felipe anrufen und noch mal nachfragen, was es mit der 2.Nummer auf sich hatte bzw. er müsste die 2.Nummer selber anrufen. „Was hab ich zu verlieren? Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“

Barnetta
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Beitrag: # 408608Beitrag Barnetta
4.2.2007 - 16:55

Noch auf dem Weg zurück zum Hotel beschloss Lucas erst Felipe anzurufen um sich noch mal zu erkundigen, wen er bei der 2.Nummer erreichen würde. Durch den Druck, den er von T-Mobile bekam, war er gezwungen schnell zu handeln und deshalb wollte er Felipe gleich nach der Ankunft im Zimmer anrufen. Zu diesem schnellen Entschluss trug auch die Neugier bei. Er war gespannt was Felipe für ihn parat hatte und dabei interessierte ihn nicht mal mehr, dass er fast gar nichts über diesen komischen Taxifahrer wusste. Krumme Machenschaften waren auf den Kanaren an der Tagesordnung und Lucas lief Gefahr in solche Machenschaften verwickelt zu werden. Aber diese Gedanken wichen aus seinem Kopf, da er sich gezwungen sah zu handeln. T-Mobile hatte die Maßstäbe sehr hoch gesetzt: Tobi auf dem Weg in den Profi-Radsport, vielleicht bald an seiner Seite. Erst diese Klausel zwang Lucas zum Handeln, denn er wollte nur das Beste für seinen Bruder. Da waren ihm selbst irgendwelche Risiken egal und deshalb wählte er, im Hotel angekommen, ohne weiter darüber nachzudenken Felipe seine Nummer. „Felipe Juanches?“ „Ja Felipe, Lucas hier. Ein T-Mobile Angestellter ist mir auf die Insel gefolgt und sie haben mir ein Angebot gemacht, das ich eigentlich nicht ablehnen kann.“ „Ah, warum iste so gut oder wie?“ „Ja, das auch. Aber das ist nicht ausschlaggebend dafür, dass ich über das Angebot nachdenke. Sie haben mir nämlich angeboten meinen kleinen Bruder in einem ihrer Jugendteams unterzubringen.“ „Ist doch wunderbar, freu mich für dich und deine Bruder.“ „Ja danke. Das ist schön und gut, aber ich will nicht zu T-Mobile. Das bleibt weiterhin so. Aber durch dieses Angebot ist mir in den Sinn gekommen, wie gerne ich Tobi die Chance ermöglichen will dem professionellen Radsport näher zu kommen.“ Kurz war es still, dann räusperte sich Felipe. „Gut, aber ich verstehe dann nicht deine Problem, das vielleicht einzige Chance für ihn. Nur weil du Team nicht magst, du willst Zukunft von deine Bruder auf Spiel setzen?“ Das Gespräch entpuppte sich so schwierig, wie Lucas es erwartet hatte. „Nein, das nicht, aber T-Mobile ist nicht das Team das ich bevorzuge. Ich wollte dich fragen, was es mit der 2.Nummer auf sich hat. Schließlich hast du gesagt, dass diese mir helfen kann, wenn ich eine Entscheidung suche. Also sag mir bitte, um wen oder was es sich bei dieser Nummer handelt.“
Lucas machte das Telefonat zu schaffen, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er vertraute diesem Mann, über den er fast nichts wusste, seine Geheimnisse an, er hoffte, dass dieser Mann ihm und seinem Bruder helfen konnte. Er war nervös, denn eine Enttäuschung bedeutete entweder zu T-Mobile zu wechseln oder den nächsten Flieger nach Deutschland zu nehmen. „Nun gut. Lucas, du weißt ich habe Kontakte in Radsportgeschäft und diese Nummer ist eine von meine Kontakte. Ich denke, dass diese Person dir weiterhelfen kann, ich werde einlegen gutes Wort für dich. Wenn du Glück hast kannst du dich noch morgen mit die Person treffen und du brauchst nicht mal anrufen. Ich regele das und du musst morgen früh nur zur Rezeption gehen und fragen nach Nachricht von Felipe … ich werde dort was für dich hinterlassen. Wenn alles klappt wirst du morgen eine wunderschöne Nachmittag haben. Wünsch mir Glück dafür, Lucas mein Junge. Adios!“ Lucas behielt den Hörer noch einige Sekunden am Ohr bevor er ihn auflegte. Ihm kam diese ganze Geschichte sehr komisch vor. Viel schlauer als vor dem Telefonat war er nicht. Er wusste lediglich, dass er die Person, der Felipe die 2.Nummer zugeordnet hatte, morgen eventuell treffen könnte.
Aber wer war diese Person? Ein Radfahrer? Der sportliche Leiter eines Rennstalls? Oder war es doch nur ein Handlanger von Felipe. Felipe ein Mafiosi? Warum sollten sie versuchen einen jungen deutschen Radrennfahrer auszubeuten? Lucas konnte sich auf seine eigenen Theorien keinen Reim machen. Nur eines stand jetzt für ihn fest. Er musste mit Tobi über die Vertragssituation mit T-Mobile reden. Dafür musste er ihn erstmal suchen. Nach einer kurzen Weile fand er ihn am Pool. Er war Nachtbaden mit 2 Mädels. Lucas hatte schon überlegt, wie er anfangen sollte, aber er war sich immer noch nicht sicher. Er trat an den Beckenrand. „Tobi, kannst du mal kurz kommen?“ „Komm du doch rein, wir haben eine Menge Spaß!“ Lucas erkannte das und wollte Tobi diesen Spaß nun nicht verderben. „Das sehe ich. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob wir nicht eine Route aussuchen wollen, die wir morgen mit dem Rad befahren?“ Tobi freute sich. „Morgen endlich die Radtour? Geil! Also ich bin für etwas Abwechslung, ein wenig an der Küste lang, aber ich will auch ein paar Berge im Landesinneren bezwingen.“ „Das hört sich gut an!“ Lucas lächelte. Er hatte beschlossen Tobi morgen während dem Radausflug von dem Angebot zu erzählen.
„Was ist nun? Kommst du noch mit in den Pool oder was?“ Tobi war aus dem Becken geklettert und klopfte ihm auf die Schultern. „Na, sei mal nicht so schüchtern, du Süßer!“ rief eines der Mädchen aus dem Pool. Eigentlich hatte Lucas keine Lust, doch eher er sich verdrücken konnte schubste Tobi ihn in den Pool. Wenigstens konnte er sich so von den weiterhin bestehenden Problemen ablenken.

Barnetta
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Beitrag: # 409032Beitrag Barnetta
6.2.2007 - 18:39

Am darauf folgenden Morgen meldete sich Lucas recht früh an der Rezeption und tatsächlich hatte Felipe ihm eine Nachricht hinterlassen. „Komme zu 13 Uhr zum Café „Santo Domingo“ in San Bartolome de Tirajana. Sei bitte mit dem Rad unterwegs.“ Er ließ sich von der Frau an der Rezeption eine Karte geben und suchte auf dieser den Ort. Nach einigen Sekunden fand er ihn, recht zentral gelegen. Dabei fiel ihm auf, dass in der Nähe auch der 1949 Meter hohe Berg Pico de las Nieves lag. Bei diesem Berg führte eine Straße fast bis auf den Gipfel und so konnte man ihn perfekt zu Trainingszwecken nutzen und auch der Ausblick sollte von dort grandios sein. Recht schnell fasste Lucas den Entschluss den Nieves in sein heutiges Trainingsprogramm einzubeziehen und dort auch mal Tobi seine Fähigkeiten zu begutachten. Nun musste nur noch eine Route festgelegt werden und das tat er am Frühstückstisch mit Tobi. Der wollte ja noch unbedingt die malerische Küstenlandschaft auf dem Rad erkunden und diese Bitte konnte ihm Lucas auch nicht ausschlagen, denn er hatte auf der Taxifahrt selber sehr wenig davon mitbekommen. Die beiden schauten auf die Karte und fanden im Endeffekt eine Route, die bis San Bartolome schon 76 km betragen würde.
Von Playa del Ingles sollte es über Arguineguin nach Puerto de Mogan an der Küste langgehen, eher man dort Richtung Mogan ins Landesinnere fahren würde. Kurz darauf würde man von einer der Hauptstraßen auf eine kleinere Straße abbiegen um nach Ayacata zu gelangen. Wenn man dort die C811 einfach nur überqueren würde, würde man schon zum Nieves fahren können, aber man musste ja vorerst rechts nach San Bartolome abbiegen. Auf dem Rückweg sollte es nach dem Nieves von San Bartolome aus einfach über Fataga Richtung Süden gehen und nach insgesamt etwas über 150 km würde man wieder den Heimatort erreichen. ( um das ganze zu erleichtern nun die Karte und einen Link für eine größere Karte, die Kilometerzahlen sind mit den Angaben auf der größeren Karte berechnet: http://online.cicar.com/outset/EN/Downl ... anaria.jpg ) Für einen Ausflug während des Urlaubs hatten die beiden sich ganz schön was vorgenommen und für Lucas war die Radtour nicht die einzige Schwierigkeit des Tages. Schließlich musste er Tobi noch von dem T-Mobile Angebot erzählen und dann war da noch das Treffen mit dieser ominösen Person, von der er überhaupt nichts wusste. Er beschloss allerdings Tobi von dem Treffen zu erzählen und ihn dorthin mitzunehmen, wobei Tobi nicht den genauen Grund wusste. Folglich war Tobi auch recht neugierig und wollte wissen um was für ein Treffen es sich handelte. Lucas erwähnte allerdings nur, dass es sehr wichtig sei und es auch für ihn eine Rolle spielen könnte. Insgeheim hoffte er, dass er sich mit einem Vertreter eines interessierten Teams treffen würde und es wäre praktisch Tobi gleich in die Gespräche einzubinden, wenn man T-Mobile ausstechen wollte. Von dem T-Mobile Angebot selber wollte Lucas seinem Bruder auf dem Weg nach San Bartolome erzählen, denn Tobi nichts ahnend in eine eventuelle Vertragsverhandlung einzubinden würde zu riskant sein.
Nach dem Frühstück zogen sich die beiden um, checkten noch mal ihre Räder und rollten los in Richtung San Bartolome – Final Destination!?


Hier nochmal eine kleine Gran Canaria-Karte, für die, die nur einen groben Überblick haben wollen. Ansonsten natürlich den Link zur großen nehmen.
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Barnetta
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Beitrag: # 409194Beitrag Barnetta
7.2.2007 - 13:53

Jetzt, während der Arbeitszeit waren die Straßen recht leer und das kam Tobi und Lucas bei ihrer Ausfahrt natürlich entgegen. Oftmals konnten sie an der Küste die Straßenbreite voll ausnutzen, was auch von Nöten war bei der kurvigen Straße. Das war eigentlich auch die einzige Schwierigkeit. Größere Höhenunterschiede mussten nicht gemeistert werden, aber das änderte sich, als man bei Puerto de Mogán ins Landesinnere abbog. Als Vulkaninsel bekannt steigt Gran Canaria in Richtung Innenland der Insel immer weiter an, das hatte Lucas auch schon vorher anhand eines Satellitenbildes aus dem Internet erkannt. Auf diese Kletterpartien freute er sich besonders und er sollte nicht enttäuscht werden. Nach Mogán schlängelte sich die Straße noch durch ein Tal, wie man auch gut auf einem Foto sehen konnte, dass Lucas in einem Reiseführer gefunden hatte.
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Aber nachdem man hinter dem Ort von der Hauptstraße C810 abbog wurde begann die Berg – u. Talfahrt. Tobi und Lucas kamen ganz schön ins schwitzen, aber trotz allem machte es beiden eine Menge Spaß. Lucas wollte diesen Spaß gar nicht so recht unterbinden und er fand einfach keinen guten Zeitpunkt Tobi von dem Angebot zu erzählen. „Bergsprint!“ rief Tobi. Vor ihnen lag eine kleine steile Kuppe und Sekundenbruchteile nachdem Tobi den Sprint angekündigt hatte zog er auch von vorne weg. Lucas hatte kurz nicht aufgepasst und musste sich erst ans Hinterrad herankämpfen, aber als er dieses hatte konnte er recht leicht an Tobi vorbeiziehen und den Sprint für sich entscheiden. „Zwischen der Jugend und den Profis gibt es halt noch ein paar Unterschiede“, rief Lucas seinem Bruder zu, „Aber keine Sorge, bald wirst du auch auf so einem hohen Niveau Rad fahren, ich verspreche es dir.“ Während Tobi verdutzt schaute sah Lucas nun den perfekten Zeitpunkt gekommen um ihn von den Gesprächen mit Falco zu unterrichten. Während die beiden weiterfuhren fing Lucas an seine letzten Sätze zu erklären. „Auch wenn du jetzt ein wenig überrascht guckst, das ist mein voller Ernst. Du weißt ja von dem T-Mobile Angebot. Eigentlich wollte ich es ausschlagen, aber ich hab es nicht getan.“ Erstaunt blickte Tobi Lucas an. „Warum nicht? Du hast T-Mobile doch immer kategorisch ausgeschlossen.“ „Da hast du Recht, aber es gibt da einen Grund und der bist DU.“ „Ich! Warum?“, war das einzige was Tobi erwiderte. Lucas konnte seinem Bruder die Neugier ansehen und er wusste, dass es jetzt an der Zeit war ihm die ganze Story zu erzählen. „T-Mobile hat mir ein Angebot gemacht und schon die normalen Vertragskonditionen waren sehr gut. Aus der Ruhe hat mich das allerdings nicht gebracht. Ich hab mir gedacht, dass ich lieber für ein bisschen weniger Geld arbeite, als dass ich für die arbeite. Folglich hatte ich mit dem Angebot auch schon abgeschlossen, als Falco eine kleine Zusatzklausel erwähnte“ … Lucas holte tief Luft. „Du sollst mitkommen. Du sollst in ein Jugendteam von T-Mobile gebracht werden, in dem man dich auf den Profi-Radsport vorbereitet.“ Deutlich konnte Lucas das Glänzen in Tobis Augen erkennen. „Und, hast du unterschrieben?“ Mit großen Augen guckte Tobi Lucas an und Lucas fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Ihm tat es in diesem Moment in der Seele weh, dass er seinem Bruder für die kommende Saison noch nichts versprechen konnte. Tobi würde denken, dass er seine eigenen Abneigungen über die Liebe für seinen Bruder stellen würde und deshalb war es schwer für Lucas nun die richtigen Worte zu finden. Während Tobi Lucas immer noch erwartungsvoll anschwieg schaute der zum Boden und schwieg einige Sekunden bevor er Tobi in die Augen blickte und mit leicht zittriger Stimme „Nein“ sagte. Lucas brach das in diesem Moment das Herz, obwohl er wusste, dass es noch Chancen für die beiden gäbe. Von der einen auf die andere Sekunde war Tobi seine Euphorie verflogen und er schaute Lucas nur ungläubig an. „Das ist auch der Grund, warum wir heute diese Route gewählt haben. Ich habe dir ja von Felipe erzählt und er hat mir ein Treffen in San Bartolome arrangiert. Mir wurde gesagt ich solle mit dem Rad kommen, also hoffe ich, dass die Person, die dort auf uns wartet ein Vertreter eines Teams ist. Und dich nehme ich mit um ihn davon zu überzeugen, dass du ein großartiges Talent bist. Dann werden sie dich auch verpflichten.“ Tobi schüttelte den Kopf. „Du weißt nicht mal, wer dieser Felipe ist, aber denkst, dass er dir ein Deal in der ProTour besorgen kann? Das ist gefährlich, da kaufst du doch die Katze im Sack. Das Angebot von T-Mobile ist seriös, nimm es doch einfach. Das wäre grandios für uns beide. Wir bleiben in der Heimat und fahren bald in einem Team.“ Lucas verstand seinen Bruder durchaus, denn es war für ihn die Möglichkeit zu einem vorentscheidenden Durchbruch, aber das war bei ihm nicht anders und die letzten Jahre hatten verdeutlicht, dass ein Durchbruch bei T-Mobile fast unmöglich war. „Ich verstehe dich doch Tobi, aber ich will wenigstens die Chance nutzen mir ein weiteres Angebot anzuhören. Diese Chance habe ich hier eventuell und das bestehende Risiko gehe ich gerne ein, für uns beide. Schließlich könnte ich das T-Mobile Angebot auch einfach ablehnen und nicht weiter an dich denken, denn vorrangig geht es hier um meine Karriere. Du musst sehen, dass man nicht alles geschenkt haben kann, ich musste mir den jetzigen Status auch hart erarbeiten. Ich hoffe du kannst das verstehen.“ Auch wenn Tobi nach Außen hin nicht wirklich zugeben wollte, dass sein Bruder Recht hatte wusste er es im Inneren. Das so einfach zu verstehen ging nicht, nachdem er sich schon fast bei T-Mobile sah. Schlussendlich lenkte Tobi dann aber doch ein. „Okay, Kurzer. Denn lass uns jetzt nach San Bartolome fahren und diesen Deal für uns klar machen.“ Bevor die beiden dies taten genossen sie kurz vor Ayacata noch mal die Aussicht und Tobi drückte seinen Bruder zum Dank für seine Hingabe.
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Barnetta
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Beitrag: # 409196Beitrag Barnetta
7.2.2007 - 13:57

Lob, Anregungen und besonders Kritik weiterhin erwünscht. :)

Barnetta
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Beitrag: # 410217Beitrag Barnetta
11.2.2007 - 19:57

Nach wenigen Minuten erreichten die beiden San Bartolome. Nun mussten sie nur noch das Café finden, also nahm Lucas die Karte, die ihm die Frau an der Rezeption gegeben hatte. Im Karten studieren war Lucas recht gut und folglich konnte er das Straßencafé schnell ausmachen. Es lag am anderen Ende des Ortes in Richtung Santa Lucia. Äußerlich versuchte Lucas cool zu bleiben, aber er war total nervös. Er wusste überhaupt nicht was in diesem Café auf ihn zukommen würde. Dort könnten Mafiosos auf ihn warten, aber es könnte genauso gut niemand dort sein. Felipe könnte sich einen Spaß erlaubt haben, aber daran wollten die beiden gar nicht denken. Die Hoffnungen von Lucas und Tobi lagen immer noch darauf einen Vertreter eines ProTour Teams treffen zu können. Um die letzten Minuten auf dem Weg zum Café „Santo Domingo“ noch mal auf andere Gedanken zu kommen erzählte Lucas Tobi von seinem ersten Vertragsabschluss mit Wiesenhof. „Das ist etwas mehr als 2 Jahre her“, fing er an. „Wir mussten mit dem Jugendteam eine Bergchallenge bestreiten. Eigentlich sollte diese im Erzgebirge stattfinden und der Fichtelberg sollte unser Ziel sein. Allerdings konnte das Bergzeitfahren dort nicht ausgetragen werden, da das Wetter nicht mitspielte. Es regnete dort wie verrückt und die Windgeschwindigkeiten hätten einen normalen Wettkampf nicht zugelassen. Die Veranstalter wussten allerdings um die schwierigen Bedingungen zu dieser Jahreszeit und hatten schon vorher eine Ausweichmöglichkeit organisiert – Den Brocken.“ Tobi musste schmunzeln. „Ist das nicht ein wenig dämlich. Der Brocken ist nicht so weit weg vom Fichtelberg. Luftlinie mögen es vielleicht 200 km sein und wenn es in Norddeutschland stürmt dann ist es egal ob Fichtelberg oder Brocken. Meist sind beide Berge von Stürmen betroffen und der Brocken meistens noch schlimmer.“ Lucas pflichtete ihm bei während er sich einen Riegel aus seiner Rückentasche holte. „Das stimmt schon und das war auch mein erster Gedanke. Aber mein 2.Gedanke war, dass der Brocken mein Hausberg ist und ich mich dort noch besser beweisen könnte. Und tatsächlich war es dort nicht so stürmisch. Das Wetter war zwar schlecht und es regnete auch. Aber der Fichtelberg war im Vergleich hierzu der reine Weltuntergang. Das Rennen konnte also stattfinden und ich persönlich sah mich nun in der Favoritenrolle. Diese Ansicht teilte ich wohl mit niemandem, denn nicht viele wussten, dass ich ein Heimrennen hatte. Mich sollte das nicht stören, denn ich wusste um meine Stärke, schließlich kannte ich jede Kehre auswendig, jedes Schlagloch mit Namen um es mal übertrieben darzustellen. Ich wusste ganz genau, wo ich die letzten Reserven rausholen musste und wie die Steilstücke anzugehen waren. Dieses Wissen ließ mich recht entspannt an die letzten Vorbereitungen gehen und so saß ich auch mit einem dicken Grinsen auf der Rolle. Das wollte Kevin Baier, ein Rennkollege von mir gar nicht verstehen. Angesichts des Regens und meines freudigen Gesichtsausdrucks fragte er mich ob ich Masochist sei. Ich verneinte das zwar, aber irgendwie war es an diesem Tag so. Als ich auf der Strecke war, war es einfach nur geil. Der kalte Regen tat zwar mit der Zeit weh, aber das machte mich nur stärker. Auch die Schmerzen, die sonst in den Bergen oft höllische Qualen darstellen taten mir an diesem Tag gut. Sie pushten mich quasi. Im Ziel war ich zwar erschöpft, aber ich hatte immer noch ein Lächeln auf den Lippen, im Stile des großen Indurain. Das Lächeln wurde im Anbetracht meiner Zeit noch größer, denn ich lag deutlich in Führung. Einige Minuten später, ich wärmte mich gerade auf überbrachten mir Andreas dann die frohe Kunde. Ich hatte das Rennen gewonnen, aber viel schöner war noch, dass Späher von Wiesenhof an der Strecke waren und sie wollten mit mir sprechen. Tja, den Rest kannst du dir ja denken. 2 Jahre sind vergangen und nun steht wieder eine Entscheidung bevor.“
Die beiden fuhren die letzten Meter und sahen dann das Café. Aus der Ferne schauten sie kurz, aber sie konnten weder ein Radfahrer erkennen, noch jemanden der den Anschein machte auf sie zu warten. Langsam rollten sie mit ihren Rädern in Richtung Café und es schien sich schon Enttäuschung bei den beiden Breit zu machen, da kam ein Typ mit 2 Tassen Kaffee aus dem Café nach draußen getreten. Tobi schaute Lucas mit großen Augen an. „Das ist doch … na sag schnell, jetzt fällt mir der Name nicht ein …“

Barnetta
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Beitrag: # 410489Beitrag Barnetta
13.2.2007 - 16:34

Lucas unterbrach ihn. „Ich werd bekloppt, das ist Matze Kessler. Ob der wegen uns hier ist?“ Als wenn Kessler dies gehört hätte winkte er die beiden zu sich rüber. Überrascht, aber erfreut machten sich Lucas und Tobi auf den Weg. Als sie am Tisch ankamen reichte Kessler ihnen gleich die Hand. „Hey, ich bin der Matze Kessler, ich denke mal ihr kennt mich.“ Lucas erwiderte die Hand. „Das ist mein Bruder Tobi und ich bin Lucas Kiehl. Ich denke mal du kennst mich noch nicht, aber das kann man ja ändern, am besten mit Leistung auf dem Rad. Matthias grinste. „Deine Einstellung gefällt mir. Mir würde es gefallen, wenn du mir das in meinem Team beweisen könntest. Deshalb bin ich nämlich da. Ich bin zwar neu bei Astana, aber aufgrund eines sehr verstrickten Systems bin ich der Mann bei uns, der dir die Vorteile des Astana-Rennstalls aufzeigen soll. Ich erkläre es dir kurz. Walter Goodefrot will dich bekanntlich für unser Team gewinnen und ich arbeitete ja schon bei T-Mobile mit ihm zusammen. Da er auf eine familiäre Atmosphäre setzt will er möglichen Neuverpflichtungen das Team nicht durch irgendwelche Anzugleute näher bringen, sondern durch die Fahrer selber. Da lag es nahe, dass ich als Deutscher mit dir reden soll und ich mach es wirklich gerne. Ich habe mich über dich informiert und bin von deinen Leistungen beeindruckt. Du kannst es definitiv bis in die Weltspitze schaffen.“ Lucas schmeichelte das Lob zwar, aber er war sich dessen auch selber bewusst. „Danke, ich bin mir sehr sicher, dass ich das schaffen kann. Es hört sich vielleicht übertrieben oder arrogant an, aber in einigen Jahren will ich bei der Tour um den Sieg mitfahren.“ Lucas war es gewohnt auf solche Sätze patzige Antworten zu kriegen. Oft wurde er als Hochstapler oder Tagträumer bezeichnet, aber Matthias hingegen sprach ihm Mut zu. „Ich find es gut, dass du dir dieses hohe Ziel gesteckt hast. Wenn ich ein Ziel vor Augen hatte, habe ich nicht locker gelassen, bis ich es erreicht hatte. Solltest du das genauso angehen hast du auf alle Fälle Chancen bei der Tour vorne mitzufahren. Dass du in den Bergen gut bist hat sich ja schon beim GP Schwarzwald gezeigt. Einen Fabian Wegmann abzuhängen fällt selbst mir öfter mal schwer. In diesen jungen Jahren hätte ich das erst Recht nicht geschafft.“ Matze überschüttete Lucas quasi mit Huldigungen und ein wenig unangenehm war Lucas das schon, denn er wollte Matthias lieber persönlich von seinem Talent überzeugen. Jetzt hieß es erstmal vom Thema ablenken, also unterbrach Lucas Matthias.
„Ich frage mich, wie ihr darauf gekommen seid, dass ich Urlaub auf Gran Canaria mache. T-Mobile hat mir ebenfalls schon hinterherspioniert. Bin ich denn so gefragt?“ „Tja, das muss wohl so sein. Wir haben jedenfalls von deinem Trainer erfahren, dass du hier Urlaub machst. Jemand aus dem Astana-Team hat wegen eines Vertragsgespräches angefragt und uns wurde gesagt, dass du auf den Kanaren Urlaub machst. Als wir das wussten haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt um dich auf den Kanaren zu erreichen. Und dafür war dein Taxifahrer Felipe die perfekte Person. Er stellt so etwas, wie einen Kontaktmann für uns da. Einige ehemalige Fahrer des Liberty Seguros Team hatten gute Beziehungen zu Felipe. Manche Fahrer, die schon 2006 hier fuhren haben teilweise auch schon Bekanntschaft mit ihm gemacht. Das wurde dann natürlich auch an die neue sportliche Leitung weitergegeben, da das Team mit ihm nur gute Erfahrungen gemacht hatte. Schon seit Jahren konnte er mithelfen einige Fahrer zu vermitteln und mich würde es freuen wenn es bei dir auch klappt. Allein die Art und Weise ist irgendwie besser. Dir wird vom Rennstall nicht gleich die Pistole auf die Brust gesetzt, das Angebot ist vorerst nicht so offensichtlich und du bekommst die Chance mit Leuten aus dem Team darüber zu reden.“ Eigentlich war Lucas hocherfreut über das Interesse, aber ihn wunderte es, dass man gerade Matze Kessler geschickt hatte, der ja erst zum Jahr 2007 wirklich zum Team stoßen würde. Er sprach das auch an, aber Matze konnte das gleich aufklären. „Es gab Anfang Oktober schon ein erstes Treffen der meisten Teamkameraden. Das hatten Rominger, Biver und Goodefrot privat organisiert und die Stimmung war perfekt. Ich hab mich gleich heimisch gefühlt und kann dir das Team nur empfehlen.“ Nachdem Matthias Lucas seine erste Frage beantworten konnte kam es nun zum ernsten Teil der Verhandlung. „Ich hab ja schon erzählt, dass T-Mobile mir ein Angebot gemacht hat, aber ich wollte das eigentlich nicht annehmen. Allerdings wurde mir eine Klausel offen gelegt, durch die es mir sehr schwer fällt das Angebot abzulehnen. Sie wollen meinen Bruder Tobi, der ebenfalls in den Bergen seine Stärken hat, für eines ihrer Jugendteams verpflichten. Ich weiß, dass ich ein junger Fahrer bin und eigentlich nicht in der Position bin, dass ich Bedingungen stellen kann, aber ich würde Tobi gerne irgendwie mitnehmen, koste es was es wolle. Dafür würde ich vieles in Kauf nehmen. Gehaltseinbußen, was auch immer. Geld ist mir sowieso nicht so wichtig, sonst hätte ich gleich mit dem T-Mobile Vertreter eingeschlagen. Wenn ich ihn mitnehmen könnte bzw. Astana ihn irgendwo parken könnte mit dem Vorrecht ihn in einigen Jahren unter Vertrag zu nehmen wäre ich sofort dabei.“ Hoffnungsvoll schauten Lucas und Tobi zu Matthias rüber. Der wiederum sah nun ziemlich nachdenklich aus. Er durfte natürlich nichts Falsches sagen, denn er konnte keine Entscheidungen ohne die Teamleitung treffen. „Ich kann euch da nichts versprechen, denn darüber müsste ich erst mit der Teamleitung sprechen. Allerdings kann ich eins machen, ich kann sie von seinen Fähigkeiten überzeugen. Dazu muss ich diese allerdings erstmal selber kennen lernen. Am besten wir drehen eine kleine Runde auf dem Rad.“ Erleichtert stimmten Lucas und Tobi zu. „Wir wollten vor der Rückkehr nach Playa del Ingles sowieso noch den 1949 m hohen Pico de las Nieves erklimmen und die Aussicht genießen. Das passt doch perfekt.“ „Okay“, sagte Matthias. „Ich werde mir da ein Bild von Tobi machen und dann heute Abend mit der Teamleitung telefonieren. Zwar werden die sicherlich nicht gleich zusagen, aber zumindest könnte man mal ein Tryout arrangieren. Über die Ergebnisse kann ich euch dann morgen informieren. Am besten treffen wir uns dann noch mal und klären die weiteren vertraglichen Details … insofern ihr dann noch wollt. Aber lasst uns erstmal auf die Räder steigen und ein wenig fahren.“
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Von San Bartolome bis zum Gipfel waren es lediglich 23 km und deshalb entschloss man sich nach einer kurzen Aufwärmrunde durch den Ort den Berg mit vollem Tempo anzugehen. Es ging eigentlich bloß darum, wie lange Tobi den beiden folgen konnte. Zwar galt der Berg nicht als sonderlich steil, aber zwischendurch gab es schon Steigungen von 8 bis 12 %.
Im Durchschnitt wurden diese Prozente nur durch Ortsdurchfahrten gedrückt, die meistens flach verliefen. Die schwierigsten Stellen waren zwischen La Plata und Merendero zu bewältigen, wo es zwischen recht flachen Steigungen 3 km lang im Schnitt 9 % bergauf ging. Auch die letzten 4 km waren mit 6,3% noch mal recht anspruchsvoll. Für einen Kessler und auch Lucas sollte das wohl kein Problem darstellen, aber für Tobi war das schon ein hartes Stück Arbeit. Jedenfalls in Anbetracht dessen mit seinem Bruder und Matze Kessler mithalten zu müssen. Die erste Bewährungsprobe gab es gleich nach San Bartolome. Dort gab es ein 1 km langes Stück, das 12,4 % steil war und Matze fuhr das gleich von vorne. Am Anfang des Stückes dachte Lucas, dass ihm gleich die Beine explodieren würden. Nachdem er einige Zeit nicht mehr so intensiv trainiert hatte schmerzten die ersten Meter deutlich. Hinter ihm konnte Tobi ihm auch noch folgen, was Lucas überraschte aufgrund seiner eigenen Probleme. Erst am Ende des Steilstückes fand er langsam seinen Rhythmus. Die nächsten 10 km ging es weniger steil zu und die 3 wechselten sich häufig in der Führung ab. Lucas sah, dass Tobi vor Ehrgeiz strotzte, denn immer wenn er vorne fuhr versuchte er das Tempo anzuziehen. „Übernimm dich nicht“, zischte Lucas Tobi leise zu. „Der Berg geht noch ein Stück und die schweren Passagen kommen noch.“ Tobi interessierte das allerdings nicht sonderlich. „Ich fühle mich gut, ich weiß, was ich mach. Glaub mir.“ Zwar traute Lucas Tobi nicht so recht, da Einbrüche öfter plötzlich kamen, aber er wollte jetzt auch nicht komplett auf die Euphoriebremse treten. „Horch in deinen Körper rein und spar dir Reserven für die letzten Kilometer auf.“ Die ersten Kilometer nach La Plata waren recht locker, doch urplötzlich wurde es steil und das nutzte Matze erneut um die beiden zu testen. Kurz musste Lucas ein Loch reißen lassen, aber fuhr dieses dann wieder zu. Über 3 km sollte es nun recht steil sein und aufgrund des recht hohen Tempos brannten Lucas die Beine. Er fragte sich, wie Tobi das durchstehen sollte. Er schaute nach hinten und Tobi war nicht mehr zu sehen. „Verdammt, wo ist er?“, fragte sich Lucas.

Barnetta
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Beitrag: # 410669Beitrag Barnetta
14.2.2007 - 17:17

Lucas drehte sich nach vorne zu Matze und wollte ihm gerade sagen, dass Tobi abreißen lassen musste als dieser rechts an den beiden vorbei schoss. Damit hatte Lucas am allerwenigsten gerechnet. Er hatte sich darauf eingestellt seinen Bruder zu ziehen und ihn dazu zu motivieren hinten dran zu bleiben, aber dass er ihm nun selber hinterher jagen musste hatte er nicht gedacht. Matthias schaute ebenso überrascht zu Lucas und danach nahmen die beiden die Verfolgung auf. Ein kleines Loch war nach vorne gerissen. Dieses berühmte Loch zu schließen galt oftmals als sehr schwierig. Oftmals konnte man als Verfolger fahren wie man wollte, aber man kam nie ganz ran. Jan Ullrich und Lance Armstrong gaben dafür am Tourmalet 2003 ein perfektes Beispiel ab. Und auch diesmal wollte das Loch nicht kleiner werden. Es wurden zwar nicht mehr als 15 Meter, aber auch nicht weniger. Tobi musste vorne wohl Vollgas fahren, anders konnte Lucas sich das nicht erklären. Nach einer kleinen Weile hatte Lucas die Nase voll von dem gleichmäßigen Tempo und den Führungswechseln und fuhr seinerseits mit voller Kraft an seinen Bruder ran, Matze blieb dabei in seinem Windschatten. Gerade als die beiden Tobi erreicht hatten blickte der zurück und attackierte erneut. Das alte Loch war wieder hergestellt. Lucas begann es ein wenig zu wurmen, dass er hier anscheinend nicht das Hinterrad von seinem Bruder halten könnte. Eine Niederlage an diesem Berg wäre blamabel und Astana würde sich eine Verpflichtung wohl 2 mal überlegen. Leider konnte Lucas nicht in die Körper der anderen hereinhorchen. Würden Matthias und Tobi Anschlag waren. Er beschloss jedenfalls ruhig zu bleiben und sich seine Kräfte einigermaßen einzuteilen. Inzwischen hatte man das 1 km lange Steilstück mit 10 % Steigung erreicht und Tobi zog vorne weiter weg. Matthias und Lucas wechselten sich wieder in der Führung rauf. Während Matze ein wenig nach Luft schnappte rief er zu Lucas rüber: „Ich bin beeindruckt, dein Bruder ist echt stark. Das hätte ich nicht für mich möglich gehalten, dass er uns so auf Trab hält. Aber lass uns erstmal auf die letzten Kilometer kommen. Die haben es noch mal in sich.“ Lucas nickte kurz zustimmend und konzentrierte sich dann weiter auf den Anstieg. Der Vorsprung von Tobi war schon so angewachsen, dass er oftmals durch die kurvige Strecke aus dem Blickfeld der beiden verschwand. Auf längeren Geraden hingegen hatte man ihn immer wieder als Fixpunkt. Er wollte unbedingt seinen Bruder einholen, die Schmach sollte ihm erspart bleiben. Deshalb beschloss Lucas sich auf den nächsten Kilometern bis Merendero, die etwas flacher waren, ein wenig auszuruhen und dann noch mal voll anzugreifen. Allerdings wollte auch Matthias nicht mehr Führungsarbeit machen. „Ich dachte du willst deinen Bruder einholen, denn fahr das Ding mal von vorne.“ Deutlich konnte Lucas nun den Druck spüren. Einen Fahrer, der gegen seinen 3 Jahren jüngeren Bruder verliert wollte Astana sicher nicht. Matthias nahm die Beine hoch und Lucas musste auch die flacheren Kilometer von vorne fahren. Nur ab und zu ging Matze in die Führung. Als es in den letzten etwas steileren Abschnitt ging, 4 km vor dem Gipfel, war Tobi immer noch recht deutlich vorne. Lucas ließ sich noch mal kurz nach hinten fallen und attackierte dann.
Er fuhr nun am Limit, alles was er konnte. Er schaute sich um und sah, dass Matze immer noch an seinem Hinterrad war, allerdings nicht mehr so locker, wie noch vor wenigen Sekunden. Dann schaute er wieder nach vorne und er erkannte, dass sie wieder dichter an Tobi rankamen. Also gab Lucas noch mal alles. Nun konnte er jeden einzelnen Muskel spüren und jeder einzelne schmerzte. Aber diesen Schmerz musste er jetzt überwinden für einen Vertrag in einem ProTour Team. Es waren noch etwa 50 m nach vorne und noch mal zog Lucas das Tempo an. 2 km vor dem Gipfel und damit direkt vor dem letzten schweren Stück mit 8 % erreichten die beiden Tobi. Der schaute sich zu seinem Bruder um und Lucas gab ihm ein gequältes Lächeln zurück. Tobi bündelte noch mal alle Kräfte und zog für Lucas noch mal das Tempo an, eher Matze von hinten attackierte. Während Tobi dem nichts mehr entgegenzusetzen hatte zog Lucas energisch mit. Dabei musste er sich allerdings ziemlich überwinden, denn er war mit seinen Kräften auch am Ende. Jederzeit rechnete er damit den Kontakt zu Matthias zu verlieren, doch dazu kam es nicht und als sie die letzten Meter erreichten schöpfte er neuen Mut. Lucas wusste um Matthias seine Stärke im Sprint, doch auch seine Fähigkeiten waren in diesem Bereich nicht zu verachten. Bis zum Plateau waren es vielleicht noch 500 m und Lucas bereitete sich darauf vor, dass Matze den Sprint von vorne anziehen würde, aber das passierte nicht. Er schaute noch mal kurz nach hinten um nach Tobi zu schauen, aber der war nicht zu sehen. Lucas wurde langsam ungeduldig und beschloss selber anzutreten. Er schoss an Matthias vorbei, doch der, mit all seiner Erfahrung, heftete sich an Lucas seine Fersen und konnte am Ende ganz knapp vorbeiziehen. Eine Zentimeterentscheidung. Die beiden rollten aus und reichten sich die Hand, kurze Zeit später kam auch Tobi an und Matthias kam gleich auf ihn zu und gratulierte ihm zu dieser starken Leistung. „Nach dieser Vorstellung werde ich mit Astana definitiv über dich reden müssen. Da können wir gleich 2 Rohdiamanten auf einmal verpflichten. Diese Chance sollten wir nutzen.“ Während Tobi erschöpft lächelte war Lucas einfach nur erleichtert mit Matthias mitgehalten zu haben. Noch ein wenig wacklig auf den Beinen ging er zu seinem Bruder und nahm ihn in den Arm und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich habe immer an dich geglaubt und nun ist deine Chance gekommen. Nutze sie! Ich bin stolz einen Bruder wie dich zu haben.“
Der Aufstieg hatte sich also trotz allen Strapazen gelohnt. Nicht nur wegen den möglichen Verträgen, auch die Aussicht vom Pico de las Nieves war phänomenal.
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Während die Drei diese genossen machten sie noch einen Termin für den morgigen Tag in Playa del Ingles mit einem weiteren Astana-Vertreter aus. Danach machten sie sich auf den noch recht langen Rückweg, aber die gute Laune bei den beiden Kiel-Brüdern konnte das nicht mehr trüben.

Barnetta
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Beitrag: # 411361Beitrag Barnetta
19.2.2007 - 19:04

Am nächsten Morgen wachte Lucas mit einem breiten Grinsen auf. Er konnte die Zusammenkunft mit den Leuten seines möglichen neuen Teams kaum abwarten. Gleich nachdem er aufstand weckte er seinen Bruder und drang ihn dazu aufzustehen und sich fertig zu machen. „Was? Wir haben doch noch fast 1 ½ Stunden, wieso muss ich denn jetzt schon aufstehen? Das ist doch kompletter Blödsinn, lass mich noch ein wenig schlafen.“ Aber Lucas dachte nicht daran Tobi weiterschlafen zu lassen. „Hoch jetzt, wir gehen noch ein wenig laufen um ordentlich wach zu werden und fit in den Tag zu starten. Du wirst es mir nachher danken – und jetzt ab!“ Lucas zog Tobi die Decke weg und der sah ein, dass seine Versuche weiterzuschlafen hoffnungslos waren. Nach einer kurzen Weile im Bad verließen die beiden das Hotel und liefen am Strand ihre Runde. „Kurz nach Sonnenaufgang laufen gehen, du hast sie doch nicht mehr alle“, rief Tobi seinem Bruder zu. „Du wirst es mir danken, Kleiner.“ Schau dir mal den Sonnenaufgang an und vergleiche ihn mal mit unserer Lage. Das passt doch perfekt! Lucas freute sich riesig und er hatte durchaus Recht. Der Sonnenaufgang heute war herrlich und heute gab es die Möglichkeit, dass die Sonne für die beiden genauso herrlich aufgehen konnte. Heute war vielleicht der Startschuss in eine große Karriere der Brüder. Ihre Hoffnung lag darin, dass diese ähnlich, wie der wunderbare Sonnenaufgang, starten würde.
Nach ca. 50 Minuten hatten Lucas und Tobi ihre Laufeinheit beendet. Sie gingen im Hotel noch schnell duschen und begaben sich dann in die Hotellobby zum Frühstück. Hier sollten sie mit Matze Kessler und einem weiteren Vertreter des Astana-Teams zusammentreffen. Diese ließen auch nicht lange warten. Pünktlich zum Gesprächstermin erschienen die beiden gut gelaunt. „Ja, mich kennt ihr ja schon und das ist Reto Bühler, ein enger Vertrauter von unserem Teamchef Marc Biver“, stellte Matze den beiden den Astana-Vertreter vor. Dieser reichte Lucas und Tobi die Hand und begann auch gleich das Gespräch. „Also ich denke wir sind erwachsene Menschen und da es bei uns ja familiär vorgehen soll schlage ich gleich mal vor, dass wir beim „du“ bleiben.“ Die lockere Art gefiel Lucas auf Anhieb und mit einem Nicken gaben er und Tobi ihr Einverständnis. „Ich bin heute im Auftrag von Marc Biver, Tony Rominger und Walter Goodefrot hier. Diese 3 Herren möchten dich, Lucas, gerne für das Team Astana verpflichten. Wir sehen in dir eines der größten deutschen Talente und würden es begrüßen, dich in unserem Team aufnehmen zu können. Wir wollen, dass du dich bei uns weiterentwickelst und schon in absehbarer Zeit dein Können bei den großen Rennen dieser Welt präsentieren kannst. Natürlich wollen dir dich erstmal in diese Richtung führen, aber wir sind von deinem Talent überzeugt und speziell mit deinen beiden deutschen Teamkollegen Matze und auch Andi Klöden sollte das kein Problem darstellen. Wir hoffen jedenfalls, dass wir dir ein ansprechendes Angebot unterbreiten können um dann gemeinsam in das Jahr 2007 zu starten.“ In den folgenden Minuten hörte sich Lucas aufmerksam die von Astana vorgeschlagenen Vertragsmodalitäten an. Sein Gehalt würde geringer als bei T-Mobile ausfallen, was er aber auch erwartet hatte. In Sachen Prämien und Renneinsätze unterschieden sich die Angebote nicht sehr. Ihm wurde versprochen spätestens in seinem 2.Jahr eine große Rundfahrt zu fahren, doch schon in seinem ersten Jahr sollte er sich bei einigen ProTour-Rennen anbieten. Dabei nannte Reto speziell die Tour de Suisse und Lucas seine Heimrennen die VatenfallCyclassics und die Deutschland-Tour. Von diesen genauen Vorstellungen seitens Astana war Lucas mehr als begeistert und er hätte dem Vertrag sofort zugestimmt. Das einzige Problem war, dass Tobi noch mit keinem Wort erwähnt wurde und das wollte Lucas ansprechen. „Ich hätte mal noch eine Frage.“ Weiter kam Lucas nicht, denn Matthias unterbrach ihn. „Ich denke mal, dass es um deinen Bruder geht.“ Lucas und Tobi nickten. „Ich habe gestern Abend schon mit Reto telefoniert und ihm von unserem Trainingsausflug erzählt. Erst wollte Reto mir nicht wirklich glauben, aber ich konnte ihn im Endeffekt auch von Tobi’s Fähigkeiten überzeugen.“ Tobi fing an zu strahlen. „Heißt das …?“ Reto ergriff wieder das Wort. „Nein, noch nicht ganz. Ich habe mich mit Marc verständigt und er hat gesagt, dass ich mich selber von deinen Fähigkeiten überzeugen soll. Wenn du deine von Matze beschriebene Leistung heute in einem von uns auferlegten Test bestätigst bekommst du einen Vertrag bei uns. Es ist aber sehr gut möglich, dass wir dich vorerst in einem Continental-Team parken. Es liegt an dir, wie die Verhandlungen ausgehen, also zeig was du drauf hast.“ Lucas klatschte seinem Bruder auf die Schulter. „Das ist deine große Chance, nutzte sie! Was für einen Test muss er denn bestehen?“ „Ich werde euch 3 heute einzeln den Pico de las Nieves befahren lassen und dann werden wir die Zeiten miteinander vergleichen. So werden wir Tobi sein Potential schon gut erkennen können.“ Tobi, sowie Lucas waren damit einverstanden. Dieses kleine Bergzeitfahren bedeutete eine faire und ehrliche Chance und Lucas war Reto, Matze sowie Marc dankbar für ihre Bemühungen. „Ich schätze es sehr, dass sie einem so jungen Talent wie Tobi die Chance geben. Wenn er den Test besteht werde ich den Vertrag zu 100 % unterschreiben, andererseits muss ich mich halt mit meinem Bruder darüber unterhalten.“
Schon kurz nach dem Gespräch brachen die 4 nach San Bartolome am Fuße des „Nieves“ auf. Tobi sollte gleich als erstes starten um weiteren Druck von ihm zu nehmen. So würde er befreit auffahren können, da man eventuellen Zeitvermutungen bzw. – angaben der anderen so aus dem Weg gehen würde. Vor dem Start bat Reto auch Lucas und Matthias noch mal 100 % zu geben, da man Tobi sein Können so besser einschätzen könnte. Lucas hatte auch an nichts anderes gedacht, denn das Verlieren lag nicht in seiner Natur. Natürlich drückte er seinem Bruder die Daumen, aber die Bremsen würde er dafür am Berg sicherlich nicht anziehen. Nach einer Aufwärmphase ging es dann los. Während Tobi langsam aber sicher am Horizont verschwand machten sich Lucas und Matze weiterhin warm. Matze versuchte auch sogleich alle Sorgen von Lucas zu nehmen. „Ich habe gestern gesehen, was er kann, das wird er ganz sicher schaffen. Konzentriere dich mal lieber auf dein Rennen, denn auch du kannst hier gleich mal ein Ausrufezeichen setzen.“ Im Anstieg fuhr Tobi währenddessen ein gleichmäßiges Tempo. Eine Kamikaze-Aktion wie gestern konnte er sich bei einem Bergzeitfahren nicht erlauben und das wusste er. Gleichmäßig spulte er sein Tempo ab, nur in den steileren Stücken ging er ab und an aus dem Sattel um neuen Schwung zu holen. Reto feuerte ihn aus dem Auto immer wieder an. „Komm, komm! Das sieht gut aus. Trete noch mal kräftig in die Pedale, gib alles was du kannst!“
Aus dem Auto heraus war das so leicht gesagt, aber für Tobi waren es extreme Schmerzen. Er fuhr quasi um sein Leben, denn das war der Radsport für ihn. Folglich versuchte er den Anweisungen zu folgen und versuchte das Tempo noch mal zu erhöhen. Die Schmerzen in den Beinen waren unerträglich und die Straße vor ihm glich einem Tunnel. Er war längst im anaeroben Bereich angelangt und es war unmöglich allzu lange in diesem zu bleiben. Wie eine Erlösung kam daher von der Seite der Ruf: „Komm, die letzten 3 Kilometer, gib noch mal alles was du hast.“ Tobi versuchte noch mal anzuziehen und ihm wurde schwarz vor Augen. Er dachte er würde gleich vom Rad fallen, doch der Wille einen Profi-Vertrag zu erhalten hielt ihm auf diesen und er stand auch die letzten 3 Kilometer durch. Auf der Kuppe fiel er total erschöpft vom Rad und brauchte ein wenig um zu Atem zu kommen. Für den schönen Ausblick hatte er jetzt keinen Nerv. Nahezu im Delirium hörte er den Worten von Reto zu und nickte nur. Er hatte was von „schöner Zeit“, „toller Leistung“ und „ob die anderen das überbieten“ erzählt, doch die genaue Wortfolge kannte Tobi nicht mehr. Als Reto wieder losfuhr war Tobi einfach nur glücklich kurz alleine sein zu können. Er legte sich in völlig fertig in den Rasen und trank etwas.
Ein paar Minuten später startete auch Lucas unten. Er wusste aus Jugendzeiten und auch den ersten beiden Profijahren schon, wie man ein Bergzeitfahren nahezu perfekt bestreiten würde und deshalb machte ihm das auch keine Angst. Die Angst Tobi aus einem Vertrag zu fahren war da größer, doch er wollte trotzdem 100 Prozent geben, schließlich konnte auch er sich beweisen. Nach einigen Kilometern konnte man schon sehen, dass Lucas sein Tritt flüssiger war. Er saß um einiges ruhiger auf dem Rad als sein Bruder, aber es war klar, dass dieser nicht auf dem Leistungsniveau von Lucas sein würde. Dadurch, dass Tobi „um sein Leben fuhr“ konnte man sich auch die stilistisch nicht so perfekten letzten Kilometer erklären. Er musste einfach über die 100 % gehen und da musste man das in Kauf nehmen. Lucas hingegen fuhr den Anstieg ruhig hinauf und das zeigte sich auch in einem durchgängig konstanten Tempo. Auf den letzten Kilometern konnte er sogar die Schlagzahl deutlich erhöhen. Was aus dem Auto so leichtfüßig aussah war allerdings harte Arbeit. Innerlich musste sich Lucas ganz schön quälen und die Schmerzen machten auch ihm zu schaffen. Am Ende des Anstiegs gab es von Reto Lob. „Das war schon ziemlich gut, auch um einiges besser als Tobi, aber das sollte seine Leistung nicht schmälern. Das war auch sehr stark.“ Glücklich, dass sein Bruder Reto nicht enttäuscht hatte plumpste Lucas zu diesem auf den Boden. In den nächsten Minuten träumten sie davon möglicherweise im gleichen Team fahren zu können. Die Entscheidung rückte immer näher und als Matze ankam war die Nervosität bei den beiden am Siedepunkt. Nachdem auch Matze sich ausgeruht hatte ergriff Reto das Wort. „Glückwunsch Lucas, du warst heute der Stärkste. Matze konnte deine Leistung nicht toppen. Nach diesen Erkenntnissen würden wir uns freuen ein Toptalent wie dich unter Vertrag nehmen zu können.“ Matze und Reto schüttelten ihm die Hand und Lucas war hocherfreut. „Nun zu dir Tobi. Zwar hast du heute die schlechteste Zeit von euch 3 gefahren, aber deine Leistung verbunden mit deinem Kampfeswillen auf dem Rad hat mich schwer beeindruckt. Einen 18 jährigen Radsportler wie dich findet man selten … Willkommen im Team Astana.“ Tobi schaute Reto ungläubig an. „Sagtest du Astana?“ „Ja, ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es am besten ist, dich direkt bei uns aufzubauen, da wir deine Entwicklung so besser lenken können.“ Tobi stieß einen Schrei der Freude aus und fiel danach Lucas um den Hals. Dieser war auch ganz außer sich und mit einer Träne im Auge sagte er zu Reto lediglich: „Ich nehme den Vertrag mit großer Freude an.“
Matze und Reto blieb nur noch „Herzlich Willkommen“ zu sagen.
Der Abend wurde dann natürlich dazu genutzt erstmal kräftig zu feiern und das gönnten Matze und Reto den beiden auch von ganzem Herzen.

Barnetta
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Beitrag: # 411858Beitrag Barnetta
21.2.2007 - 17:28

Am nächsten Morgen hatte Lucas dann noch einige Dinge zu erledigen. Er musste Andreas und seinen Eltern von den Vertragsabschlüssen erzählen, sowie den anderen Teams absagen.
Anfangen wollte er daher bei T-Mobile. Die Absage wollte er kurz und schmerzlos durchziehen, denn er hatte keine Lust auf elendig lange Diskussion, das wäre es auch gar nicht wert gewesen, denn mit seinem jetzigen Vertrag hätte er glücklicher nicht sein können. Um das Angebot abzulehnen kontaktierte er schließlich Falco. Treffen wollte er sich mit ihm nicht, also rief er ihn einfach an. Einige Male klingelte das Telefon und Lucas hoffte schon einfach auf die Mailbox sprechen zu können, aber schließlich meldete sich auf der anderen Seite doch eine Stimme. „Falco Poulsen hier, wer ist da?“ „Hier ist Lucas, ich rufe aus dem Hotel an. Es geht um das T-Mobile Angebot … ich sage ab.“ Für kurze Zeit war es still. Anscheinend hatte Falco damit nicht gerechnet. „Wieso? Ich habe gedacht, dass das Angebot so gut war.“ „Das schon, aber ich habe mich gegen euer Angebot entschieden. T-Mobile liegt mir einfach nicht, ich mag das Team nicht. Ich denke alles Weitere wird man der Presse entnehmen können. Ich will dir nichts weiter verraten, sonst bekomme ich noch Ärger mit meinem neuen Team. Aber trotzdem Danke für das Interesse, das ehrt mich. Auf Wiedersehen.“ Bevor Falco noch etwas erwidern konnte legte Lucas auf. Das hatte er geschafft, jetzt musste er nur noch die engsten Vertrauten informieren. Als erstes rief er Andreas an und erzählte ihm von dem Astana-Deal der beiden. Nachdem Andreas erst ein wenig angefressen war, dass die Entscheidung ohne ihn getroffen wurde war er dann außer sich vor Freude, besonders weil es gelang auch für Tobi einen Vertrag auszuhandeln. Andreas gab noch bescheid Lucas und Tobi nach ihrer Ankunft vom Flughafen abzuholen und legte dann auf.
Nun stand der schwierigste Teil auf dem Programm. Wie sollte Lucas seinen Eltern erklären, dass ihr jüngerer Sohn, der in knapp einem Monat 19 Jahre alt werden würde, ohne ihre Erlaubnis einen Profi-Vertrag bei Astana unterschrieben hat? Lucas kannte seine Eltern und sie würden sicherlich meinen, dass dieser Schritt zu früh komme, auch wenn man sich für ihn freue. Tobi steckte mitten in seiner Lehre und die Eltern der beiden würden einen Abbruch nicht gutheißen, aber im Endeffekt war es Tobi’s Entscheidung, schließlich war er volljährig. Trotzdem würde es für ihre Eltern schwierig sein, diese Entscheidung hinzunehmen, schließlich war Tobi ihr Sohn und ihrem Sohn eine sichere Zukunft gewährleisten zu können war immer ihr vorrangiges Ziel. So dachte Tobi auch selber, aber mit diesem Vertragsabschluss würde er dieses Ziel gefährden, denn ein plötzliches Karriereende konnte man nie ausschließen. Lucas kannte sich damit aus, denn er stand vor ca. 18 Monaten auch kurz davor. Das alles mit den Eltern auszudiskutieren machte Lucas Angst, aber er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen und alles versuchen. Er atmete noch mal tief durch und wählte dann die Nummer. Sein Vater ging ran. „Hi, hier ist Lucas. Es gibt gute Neuigkeiten.“ Sein Vater war erfreut von ihm zu hören. „Na mein Sohn, das ist ja schön. Erzähl! Und wie geht’s Tobi?“ „Dem geht es gut und um den geht es teilweise auch bei den Neuigkeiten. Aber erstmal zu mir. Ich hab ein neues Team gefunden, ein ProTour-Team.“ Lucas’ Vater stieß einen überraschten Laut aus. „Na komm, erzähl schon, was für eines denn?“ „Astana … und sie haben Tobi gleich mitverpflichtet.“ Jeden Moment befürchtete Lucas einen Schreianfall, aber stattdessen brauchte sein Vater erstmal einige Sekunden seine Gedanken in Worte zu fassen. „Ähm … Meinen Glückwunsch. Und Tobi hat auch unterschrieben? Das kann ich jetzt nicht glauben, wie kam es dazu?“ Lucas erzählte seinem Vater die ganze Story. „… und dann kam es halt zu dem Trainingsausflug und der Astana-Vertreter beschloss Tobi bei Astana unter Vertrag zu nehmen um seine Entwicklung besser zu kontrollieren.“ „Ich weiß nicht was ich sagen soll. Irgendwie bin ich schon sehr stolz auf unseren Kleinen, aber was denkst du wird Mutti dazu sagen? Er macht schließlich noch seine Lehre.“ Lucas befürchtete, dass sein Vater darauf zu sprechen kommen würde. „Macht euch keine Sorgen. Der Mann hat vollstes Vertrauen in Tobi. Er sagt, dass er ein riesiges Talent. Selten hat er einen 18 jährigen so fahren sehen. Das ist Tobi’s Chance, verbaut sie ihm nicht.“ „Aber er hat doch noch so viel Zeit.“ „Das ist eine einmalige Gelegenheit. Mit 18 bzw. 19 in ein ProTour-Team zu kommen schaffen nur die Wenigsten und wenn Tobi sich dort gut entwickelt wird er bald ein ganz Großer sein, vielleicht wird er mich auch noch im Längen übertrumpfen.“ Die letzten Worte taten Lucas in der Seele weh, denn im Wettstreit kannte er keine Verwandten. Aber er musste das sagen um seinen Vater davon zu überzeugen. „Okay, okay … ich werde das heute mit Mutti bereden und schicke am Abend eine SMS. Von mir hat er das Okay. Ich schaff das schon, macht euch mal keine Sorgen. Lasst es euch noch gut gehen und geht am besten noch mal feiern bevor ihr übermorgen wieder nach Hause müsst.“ Die Erleichterung stand Lucas nun ins Gesicht geschrieben. „Alles klar Daddy, ich danke dir. Dann sehen wir uns wohl am Sonntag. Lasst es euch gut gehen, Tschüss!“
Das Telefonat hatte Lucas recht gut hinter sich gebracht und darüber war er einfach nur froh. Am Abend gingen Lucas und Tobi ein wenig feiern, eher sie vor der letzten Übernachtung noch mal am Pool entspannten. Party war am letzten Tag vor dem Abflug nicht mehr möglich, schließlich wollte ja keiner das Flugzeug voll kotzen.
Am Sonntag kehrten die beiden Brüder dann mit je einem ProTour-Vertrag im Gepäck in die Heimat zurück. Die nervenaufreibenden Tage der Teamsuche waren beendet, doch der Spaß sollte jetzt erst richtig anfangen. Die ersten Termine wurden den beiden jedenfalls schon zugeschickt. Anfang Dezember sollte erstmals das komplette Team zusammentreffen, eher man im Januar das Team der Öffentlichkeit präsentieren wollte während des gemeinsamen Trainingslagers. Das Abenteuer Astana konnte beginnen.



---> würde mich weiterhin über Lob, Anregungen und Kritik freuen. :)

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Grabba
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Beitrag: # 411913Beitrag Grabba
21.2.2007 - 19:04

Super AAR. Der dritte, der es (für mich) wirklich wert ist, verfolgt zu werden. Weiter so!
Bei dem Telefonat mit TMO dachte ich nur: Wattn Arsch. :D

Barnetta
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Beitrag: # 413337Beitrag Barnetta
28.2.2007 - 12:40

02.12.2006, Albertville
Für den Ort des ersten Zusammentreffens hatten die Offiziellen des Rennstalls diese berühmte Stadt in den französischen Alpen gewählt. Diese Wahl sollte schon einen Blick in die Zukunft beinhalten – den Kampf um den Toursieg in eben diesem Gefilde. Für diese Aufgabe war natürlich der eigentliche Errichter des Astana-Teams, Alexandre Vinokourov, prädestiniert. Aufgrund dessen eröffnete er auch die Runde, in der sämtliche Fahrer, die sportliche Leitung, sowie Investoren vertreten waren. Er begrüßte die neuen Leute im Team, was Lucas und Tobi mit unheimlichem Stolz erfüllte. Sie inmitten der ganzen Stars hier, persönlich angesprochen vom Vuelta-Sieger 2006, vom Tour de France 3. 2003. Das alleine bedeutete für die beiden eine unglaubliche Ehre. Vinokourov kam dann auf die Ziele für die Saison zu sprechen und stellte dabei natürlich die Tour de France klar heraus. Mit ihm und Andreas Klöden, der sich danach und erfreut in die Runde winkte, hätte man 2 potentielle Tour-Sieger in ihrem Team und das dürfte man mit einer gewissen Freude behaupten. Natürlich sprach Vinokourov auch von den anderen großen Landesrundfahrten. Die Hoffnungen sollten beim Giro bei Paolo Savoldelli liegen und bei der Vuelta auf Andrej Kashechkin. Vinokourov erwähnte, dass er insgeheim von einem 3-fach Triumph der Astana-Equipe träumen würde. Um dieses Ziel zu erreichen bat er das Team an einem Strang zu ziehen, zu einer Einheit zu werden. Er wünschte sich, dass das Team zu einer großen Familie zusammenwachsen würde und dazu könnte man mit Erfolg, aber ganz besonders mit Aufgeschlossenheit, Ehrlichkeit und Freude am Sport beitragen. Seine Rede beendete Vino indem er den Sponsoren und der Teamleitung für die Unterstützung in den durchaus schweren letzten Monaten dankte. Diese ehrliche und gemeinsam verrichtete Arbeit sei der Grundstein für eine goldene Zukunft im Trikot dieses wunderbaren Teams. „Ich bin stolz Teil dieser Entwicklung zu sein und ich hoffe, dass ihr auch bald stolz sein könnt und einige Leute stolz macht. Dankeschön!“
Alexandre wurde dann mit einem großen Applaus von der Bühne verabschiedet und die Teamleitung bestehend aus Walter Goodefrot, Marc Biver und Tony Rominger machte sich auf den Weg dorthin. Auch sie gaben noch mal die Marschrichtung für das kommende Jahr an und freuten sich auf eine gute Zusammenarbeit.
Nachdem die 3 ihre Ansprache beendet hatten stupste Tobi Lucas an. „Mensch, denk mal nach. Das hier ist eine geschlossene Veranstaltung. Wie soll das denn erst bei der offiziellen Präsentation werden. Gigantisch, ich bin echt beeindruckt.“ Lucas musste Tobi dort beipflichten, aber er freute sich auf diese kommenden Events. Schließlich war die Position im Rampenlicht nur allzu logisch für einen Star und für ein so großes Team. Von diesem Rampenlicht bekam er jetzt noch nicht so viel ab, aber das war ihm klar. Er war lediglich eine Randperson. Erst im Laufe der nächsten Saison könnte er sich durch gute Leistungen selber in den Vordergrund spielen. So langsam fand die Veranstaltung ein Ende und die beiden Brüder machten sich auf dem Weg aus den Saal als sie jemand von hinten rief. Es war Matze Kessler. „So Jungs, in der nächsten Woche ist es natürlich wichtig, dass ihr euch ins Team integriert und durch meine Kontakte werde ich euch da ein wenig helfen. Wir treffen uns heute Abend in einer kleinen Runde an der Hotelbar. Ich denke, dass aus dem Team nur ein geringer Teil kommt, aber dieser Teil kann schon versuchen uns mit dem Rest vertraut zu machen. Die letzten Jahre bin ich ja mit Andreas bei T-Mobile gefahren und wir sehen hier auch einige Teamkollegen wieder und mit denen werden wir uns heute Abend treffen. Vino und Sergey fuhren ja lange für uns und sind nun seit einem Jahr in der Umgebung hier. Erst bei Liberty und seit Juni halt Astana, wodurch natürlich auch die Teamstruktur geändert wurde. Ich denke sie werden uns einiges erzählen können. Denn bis heute Abend, seit mal gegen 9 Uhr an der Bar.
Je näher der Termin rückte desto aufgeregter wurden Lucas und Tobi, aber sie freuten sich auch auf die Gelegenheit sich mit Größen des Radsports, wie Klöden und Vinokourov unterhalten zu können. „Überleg mal Tobi, in 10 Jahren bin ich vielleicht mal in der Lage, dass ich die jungen dann so in das Team einführe. Ich bin mir relativ sicher, dass es so kommen wird. Ich muss nur meine Chancen eiskalt nutzen.“ Tobi musste lachen. „Komm mal wieder runter Kumpel … oder bist du Hellseher. Ich trau es dir mehr zu als jedem anderen, aber so wirst du hier nicht weit kommen.“ Die 2 machten sich dann noch weiter fertig und machten sich dann auf dem Weg nach unten.
Kurz nach 9 traf dann auch Alexandre Vinokourov ein und dieser war überrascht von der Vielzahl der Leute die erschienen waren. Bis auf Sergej Ivanov und Paolo Savoldelli, die krank auf ihren Zimmern lagen, waren alle Fahrer des Teams erschienen. Aus der geplanten kleinen Runde war ein weiteres Teamtreffen geworden. Diesmal allerdings ohne sportliche Leitung und Sponsoren. Dieser Fakt trug in den folgenden Minuten dann auch dazu bei, dass sich die Stimmung noch mal um einiges lockern konnte. Erste Bekanntschaften wurden geschlossen und somit schritt die Integration schon am ersten Abend gut voran. Alexandre Vinokourov kündigte an, dass man für das Team-Building eigentlich den Gang auf die Skipisten wählen wollte, aber die jetzige Entwicklung freute ihn umso mehr. Skifahren war ja trotzdem noch möglich. Auch Lucas und Tobi fühlten sich auf Anhieb wohl, wobei Lucas allerdings beim schließen von Bekanntschaften oft Probleme mit Leuten hatte, die ihn aufgrund seiner jungen Karriere als Talent abstempelten und ihm nicht die von ihm erhoffte Beachtung schenkten. Bei einer Person des Teams hatte Lucas genau dieses Gefühl. Steve Morabito erzählte ihm von seinem Etappensieg bei der Tour de Suisse und Lucas hatte das Gefühl, als würde er sich durch diesen Erfolg in der Rangordnung über ihn stellen. „Ein ProTour-Erfolg im Jahr 2006 sagt im Jahr 2007 nichts mehr aus. Wer um sich zu beweisen in seine Vergangenheit blickt hat schon verloren“, entgegnete Lucas Morabito und ließ ihn links liegen. Tobi stieß ihn an und fragte, was das sollte. „Willst du es dir gleich am ersten Abend verscherzen?“ Lucas interessierte das herzlich wenig. „Dessen toller Erfolg im Jahr 2006 ist zwar schön, aber interessieren tut er mich nicht. Ich will lieber Anno 2007 beweisen, was ich drauf hab. Ich schau in die Zukunft und brüste mich nicht mit meinen alten Erfolgen. Verstanden?“ Lucas war gereizt und Tobi erkannte das. „Alles Klar. Lass uns mal rüber gehen zu Matze und Andreas. Matze stellte den beiden dann Andreas Klöden vor und dieser erwähnte gleich, dass sie ihn ruhig „Klödi“ nennen könnten, sonst bestünde die Möglichkeit, dass er nicht wüsste, wer gemeint ist. Lucas und Tobi stellten sich dann auch kurz vor und Andreas erwähnte, dass er von ihnen gehört hatte und besonders Lucas sein Sieg beim GP Schwarzwald habe ihn beeindruckt. „Schön so was von einem großartigen Radsportler wie dir zu hören.“ In diesem Fall freute sich Lucas über das Lob und es störte ihn auch nicht, dass er Klöden mit seinem Kommentar für seine bisherigen Leistungen huldigte. Schließlich hatte er im Gegensatz zu einem Morabito seine Erfolge über Jahre erarbeitet. Die 4 plauderten noch eine Weile über diverse Sachen, insbesondere natürlich über ihr neues Team und die folgende Saison.
Am Ende des Abends bat noch mal der Kapitän, Alexandre Vinokourov um Aufmerksamkeit. Er hatte sich mit der Teamleitung kurzgeschlossen und diese sei sehr erfreut über dieses geschlossene Auftreten der Mannschaft. Sie erhoffe sich, dass sich das so fortsetzen werde. Der Kennenlernprozess sollte, so die Teamleitung, in den nächsten Tagen in den französischen Alpen auf der Skipiste und weiteren Sachen natürlich weiter voranschreiten. Vinokourov dankte im Namen der Teamleitung und in seinem Namen dem Team und damit endete der Abend.

Barnetta
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Beitrag: # 413984Beitrag Barnetta
5.3.2007 - 15:52

Die nächsten Tage erlebte das Team in einer tollen Atmosphäre und auch Lucas und Tobi gefiel es immer besser in den Reihen von Astana. Am letzten Tag, die Jungs waren gerade auf dem Weg zum Flughafen, holte sich Marc Biver Lucas zu sich ran. Anfangs wusste Lucas gar nicht warum, aber als dann der Name „Steve Morabito“ fiel wusste Lucas genau bescheid. „Dieses Arschloch“, dachte Lucas sich. Aufgrund dieser kleinen Auseinandersetzung am ersten Abend würde er sich nun als Neuankömmling eine Standpredigt anhören können. Aber das war auch das einzige, was ihn störte, denn er sah sich im Recht und war sich sicher im nächsten Jahr sowieso zu beweisen, wer dem Team nützlicher sein würde. Also ging Lucas ganz entspannt in das Gespräch mit Marc, dem man allerdings eine gewisse Wut anmerken konnte. „So geht das nicht … ich denke du weißt, wovon ich spreche. Es kann nicht sein, dass du neu im Team bist, allgemein neu in der ProTour und bei mehreren Teamkollegen negativ auffällst.“ Lucas schaute verdutzt. „Mehrere? Ich kann mich an einen kleinen Zwischenfall mit Steve erinnern, aber ansonsten hatte ich eigentlich keine Probleme.“ „Steve hat mir das anders geschildert.“ In Lucas wuchs die Wut. Da hatte Morabito doch tatsächlich anderen Teamkollegen davon erzählt. Lucas wusste, dass er seine Emotionen nun im Zaun halten musste, also versuchte er so sachlich wie möglich zu bleiben. „Also ich kann nur sagen, dass wir einen kleinen Zwischenfall am ersten Abend hatten. Er erzählte mir von seinen tollen Erfolgen, aber mich interessierte das nicht sonderlich, da ich nicht in der Vergangenheit lebe. Ich will mich nicht mit meinen vergangen Erfolgen brüsten, sondern in der Zukunft was erreichen. So habe ich ihm das gesagt, aber weiter nichts. Ich denke mal nicht, dass das so schlimm ist!?“ Marc schaute Lucas kurz in die Augen und klopfte ihm dann auf die Schulter. „Na gut, denn belassen wir es mal dabei. Aber denk dran, dass der Teamgeist zählt und wir Disziplinlosigkeiten nicht dulden. Wenn uns noch mal was von dir zu Ohren kommt werden wir darüber ernsthafter reden. Du bist der Neuankömmling in diesem großen Business und im Team, da muss man sich auch mal ein wenig fügen. Ich hoffe du hast mich verstanden.“ Mit einem scheinheiligen Lächeln gab Lucas ihm genau das zu verstehen. Er wendete sich ab und murmelte leise: „Kleinkarierter Korinthenkacker.“
Es sah so aus als hätte Lucas schon jetzt einen Feind in den eigenen Reihen gewonnen. Das war ihm allerdings relativ egal. Steve Morabito sollte für ihn wirklich kein Hindernis auf dem Erklimmen seiner Karriereleiter darstellen. Aber für Lucas stand fest, dass sich zu dieser „Petze“ keine Freundschaft mehr entwickeln konnte. Tobi hingegen war als deutlich Jüngster im Team erst mit Neid betrachtet worden, aber inzwischen wurde er brillant aufgenommen. Die Kollegen schätzten seine jugendliche, lockere Art und auch ältere Kollegen gaben ihm in der ersten gemeinsamen Woche oft Ratschläge. Das „Küken“ im Team wurde bisher also wirklich gut gepflegt, obwohl man das anfangs gar nicht so erwarten konnte.

Barnetta
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Beitrag: # 414113Beitrag Barnetta
6.3.2007 - 17:48

Südfrankreich, Januar 2007
Gewissenhaft schaute sich Lucas sein Rad an und rief dann einen der Mechaniker. „Ich weiß auch nicht woran es lag. Ich bin die Kurve ganz normal angefahren, aber anstatt sie auch zu nehmen ging es nur noch geradeaus. Aber das Rad ist so weit wieder in Ordnung. Schau sonst noch mal kurz.“ Der Mechaniker begutachtete das Rad, schaute sich die Schaltung an und nickte dann mit dem Kopf. „Vielleicht irgendwas mit den Gängen, aber immerhin ist dir nichts passiert. Du kannst denn der Gruppe wieder hinterher. Ich funk schnell durch, dass sie ein wenig Tempo rausnehmen sollen, damit du wieder rankommst.“ „Alles klar“, gab Lucas ihm zu verstehen und schwang sich auf sein Rad. Schnell konnte er auf dem abfallenden Kurs wieder Tempo aufnehmen, aber nach dem Sturz ging er die Kurven nun ein wenig vorsichtiger an, schließlich konnte er nicht zu 100 % davon ausgehen, dass der Fehler auf die Schnelle behoben wurde. Dafür trat er in den geraden Abschnitten voll rein und nahm eine aerodynamische Position auf dem Rad ein. Durch die geringe Angriffsfläche, die er dem Gegenwind bat, konnte er um einiges schneller fahren. Um schnell wieder an die Gruppe zu kommen ohne ein Risiko in den Kurven zu gehen musste er das machen, da man sich vorne gegenseitig vor dem Wind schützen konnte. Nach einigen Minuten erreichte er die Gruppe wieder und die Trainingseinheit konnte nun weitergeführt werden.
Während man in den ersten Tagen noch ein recht gemächliches Tempo fuhr hatte man nun die Trainingsgruppen getrennt. Die Leute, die sich u.a. auf das Frühjahr spezialisierten fuhren in den Gebieten der Provence einige Berge ab. Auch in Hinsicht auf Paris-Nice war diese Gegend durchaus geeignet zur Vorbereitung, denn die Berge hier trugen durchaus den Charakter dieser Rundfahrt. Das beste Beispiel dafür war natürlich der Mont Faron in Toulon. Auch der wurde von der Gruppe um Matthias Kessler, Alexandre Vinokourov, Andrej Kashechkin etc. für Trainingszwecke benutzt. Lucas und Tobi interessierte das allerdings weniger, denn sie sollten ihre Topform erst in den Sommermonaten erreichen. Sie fuhren folglich auch in einer anderen Trainingsgruppe, in der sich auch Andreas Klöden befand. Für sie hieß es erstmal im Flachen Tempo bolzen um den Grundstein für das Jahr zu legen. Die Spezialisierung auf die diversen Gebiete sollte erst später stattfinden und eventuell auch unabhängig voneinander. Andreas würde z.B. Ende Februar wieder ins Höhentrainingslager nach Teneriffa gehen. Er hatte Lucas und Tobi gefragt, ob sie gerne mitkommen würden, aber der Einwand der Teamleitung, dass sie in diesem Zeitraum schon für Rennen eingeplant waren kam den beiden ganz Recht. Zwar war es eine Ehre von Andreas Klöden dieses Angebot zu bekommen, aber schon wieder auf die Kanaren zu fliegen war eine nicht so prickelnde Vorstellung, auch wenn es diesmal Teneriffa sein sollte. Der Einwand der Teamleitung weckte natürlich das Interesse von Lucas und Tobi. Also erkundigten sie sich bei der Teamleitung um welche Rennen es sich denn handeln sollte. Ganz im Klaren waren sie sich darüber noch nicht, aber es sollte definitiv ein Rennen in Spanien sein. 3 standen da zur Auswahl: Andalusien-Rundfahrt, Valencia-Rundfahrt oder die Murcia-Rundfahrt. Damit war stand der Zeitpunkt des Saisoneinstieges der beiden auch schon fest. Dieser würde sich auf den Zeitraum von Mitte Februar bis Anfang März belaufen und schon beim Gedanken daran konnten die beiden es kaum erwarten. Besonders Lucas wollte die Teamleitung schon früh in der Saison mit guten Leistungen überzeugen um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Dabei war ihm relativ egal, ob man ihn erst für die Tour de Suisse in Topform erwartete. Sein typischer Ehrgeiz hatte ihn wieder gepackt. Tobi sah das ein wenig lockerer. Er war erfreut um jedes Rennen, dass er fahren konnte. Er wusste genau, dass er sich über einen längeren Zeitraum als sein Bruder bei kleinen Rennen beweisen musste und er tat deshalb genau das was man von ihm erwarte – er arbeitete diszipliniert, strikt nach dem erstellten Trainingsplan. Sicherlich war auch er Ehrgeizig, aber er wollte nicht überdrehen. Es wäre fatal, wenn er in Rennen, in denen er seine Topform erreichen sollte, enttäuschen würde. Das versuchte er auch Lucas zu vermitteln, aber dieser war ganz erpicht darauf die Teamleitung von Anfang an mit Leistung zu überzeugen. Am vorletzten Abend auf dem Zimmer sprach Tobi Lucas darauf noch mal an und wollte ihm klar machen, dass er den Trainingsplan einhalten sollte und dafür ein gewisses Maß an Disziplin notwendig sei. „Hör mal zu, du wirst noch früh genug die Chance bekommen dich zu beweisen. Sei doch froh, dass du schon für ein ProTour Rennen, wie die Tour de Suisse eingeteilt wurdest. Das stellt dein Saisonhöhepunkt dar und auf den solltest du dich akribisch vorbereiten. Der Teamleitung wird es vielleicht gefallen, wenn du im März gut in Form bist, aber wenn du es dann auf Vorbereitung für die Tour de Suisse nicht mehr bist werden die sich schon fragen ob du nach ihrem Plan gearbeitet hast. Das würde deine Stellung im Team nicht verbessern. Als Neuankömmling sollte man sich nicht so quer stellen, das hab ich auch begriffen.“ Lucas stöhnte und schüttelte den Kopf. „Ich will hier mit Leistungen überzeugen. Bist du eventuell nur neidisch, weil ich die Chance bekomme mich in solchen Rennen zu beweisen? Ich muss mir von dir doch nichts vorschreiben lassen. Wie wäre es mal mit Dankbarkeit, dass ich dir diesen Platz hier verschafft habe.“ Tobi’s Geduld war so langsam aber sicher am Ende. „Meine Leistung entschied am Ende, dass ich den Platz bekommen habe, aber ich bin dir trotzdem dankbar und das weißt du auch. Ich will dir nur einen Rat geben, aber wenn du mir nicht mal zuhören willst, dann lass ich es halt. Denke einfach mal daran, wie du in den vergangen Jahren trainiert hast. Du musst es doch wissen. Mehr, länger und härter heißt nicht immer gleich besser, das weißt du auch bzw. wenn nicht, dann wirst du es wohl spätestens nach den ersten Renneinsätzen wissen. Wie gesagt, ich wollte dir bloß ein Tipp geben, aber wenn du denkst, dass du durch diese Fahrweise schon dieses Jahr für die Tour nominiert wirst, dann bitte.“ Tobi verließ das Zimmer und schmiss wutentbrannt die Tür zu. „Du wirst schon sehen“, rief Lucas ihm noch hinterher und starrte dann gedankenleer an die Decke. Er wollte sich so schnell wie möglich beweisen und nun wollte sein kleiner Bruder ihm das ausreden. „Pah, ich werde es allen zeigen, ob sie an mich glauben oder nicht.“

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Beitrag: # 414240Beitrag Barnetta
7.3.2007 - 20:21

„Murcia-Rundfahrt also.“ Tobi wurde so eben über seinen Saisonauftakt informiert und konnte damit gut leben. Die Murcia-Rundfahrt war jedes Jahr gut besucht und war für einen ersten Kräftevergleich genau richtig. Mit ihm zusammen sollte natürlich auch sein Bruder dort starten. Die beiden sollten viele Saisonrennen zusammen bestreiten, denn Lucas sollte für Tobi so etwas wie einen Mentor darstellen. Dass es zwischen den beiden zuletzt allerdings wegen Lucas’ Trainingsführung krachte wusste die sportliche Leitung nicht. Wenn man die beiden so sah, sah es eher so aus als würde Tobi der Mentor von Lucas sein. Immer wieder versuchte er ihn zu bremsen und ihn auf den rechten Weg zurückzubringen. Wären die beiden nicht Brüder wären sie beim Training sicher schon längst getrennte Wege gegangen, so allerdings trainierten sie weiterhin zusammen. Brüder können sich halt nie lange böse sein. Tobi wollte ihm ja auch nichts böses, er wollte ihm nur helfen. Lucas sah das aber anders. Um aus dieser Misere herauszukommen bat Tobi Lucas eine Wette an. Wettinhalt war, dass Lucas mit seiner Art und Weise der Trainingsführung beim Saisonauftakt nichts reißen würde. Lucas seine Bedingung war, dass Tobi ihn endlich in Frieden lassen würde, was diese Sache anging und Tobi schlug ein. Er war sich recht sicher, dass Lucas spätestens nach der Murcia-Rundfahrt anders denken würde, aber um sicher zu gehen informierte Tobi den langjährigen Trainer der beiden, Andreas Timm. Auch der war der Meinung, dass man Lucas erst mal so weiter trainieren lassen sollte. Den Beweis, dass dieses Training nichts bringen würde, könnte man noch früh genug erbringen – nach der Murcia-Rundfahrt. Und für diesen Fall versprach Andreas Tobi sich Lucas seiner anzunehmen. Bis zur Murcia-Rundfahrt selbst waren es nur noch wenige Tage. Während Tobi diese zum geruhsamen Formaufbau nutzen wollte, wollte Lucas erste Akzente setzen, aber Tobi und Andreas prophezeiten Lucas eine eher mühselige Rundfahrt. Aber für diesen Fall hatte Andreas schon ein gutes Trainingsprogramm parat, das Lucas wieder aufpäppeln würde. Angst oder Besorgnis verspürte Andreas nicht beim Gedanke an Lucas seine weitere Saison, denn er wusste, dass Lucas mit ordentlichem Grundlagentraining rechtszeitig in die Erfolgspur zurückkehren würde. Er verspürte eher Wut, dass ein kluger Junge wie er solche Anfängerfehler beging.



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so, jetzt die Frage an euch. Was erwartet ihr euch vom Saisonauftakt der beiden.
Wird es eher in die Hose gehen oder wird Lucas Tobi überraschen?

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Beitrag: # 414554Beitrag José Miguel
10.3.2007 - 4:22

Mäßiger Einstieg, aber keinesfalls schlecht.

(AAR ist übrigens immernoch super :D )
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
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Beitrag: # 414664Beitrag tobikaka
10.3.2007 - 20:19

Ich ewarte von Lucas zuerst den einen Achtungserfolg, doch danach wird es total in die Hosen gehen. Tobi könnte sich dagegen zur grossen Überraschung mausern (logisch dass er mein Favo ist -->Name :D )
tobikaka***
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