Tour de Lance

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Moderator: Grabba

Valverde3007
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Beitrag: # 6746825Beitrag Valverde3007
29.11.2008 - 12:34

Das letzte Gefecht - Teil 2

Ullrich und Armstrong passierten zu zweit die Bergwertung. Aber was sollten sie jetzt tun? Der Abstand zu der Gruppe um Ivan Basso betrug etwa 45 Sekunden. Sollten sie auf ihre Helfer warten und diese dann arbeiten lassen um den Vorsprung zu reduzieren? Oder sollten sie auf Nummer sicher gehen und die Spitzengruppe selber einholen, dabei aber einiges an Kräften vergeuden? Armstrong machte schnell klar, dass er sich für ersteres entschieden hatte, weil die Zeitabstände sich noch im überschaubaren Rahmen hielten. Also verschleppten sie das Tempo bis wieder einige Helfer aufgeschlossen hatten, die dann die Tempoarbeit übernehmen konnten. Das ganze hatte aber auch einiges an Zeit gekostet. Die Gruppen lagen jetzt knapp eineinhalb Minuten auseinander, Basso hatte also die Hälfte seines ursprünglichen Rückstandes aufgeholt, jetzt müssten Ullrich und Armstrong kontern. Zu ihrem Pech harmonierte die Spitzengruppe aber gut, weil jedes einzelne Mitglied berechtigtes Interesse am Erfolg des Ausreißerunternehmens hatte. So lange diese Eintracht, blieb die Chance, dass die Gruppe durchkommen würde. Der Abstand schmolz zwar, aber die Gruppe konnte bis zum Fuß des Col de Chabrits immerhin 45 Sekunden ihres Vorsprungs behalten. Sofort auf den ersten Metern des Anstiegs attackierten Jalabert und Basso gemeinsam, nur Voeckler, Escartin und Moncoutie konnten ihnen mit einigem Abstand folgen. Bei den Verfolgern zeigte sich dagegen ein anderes Bild, das am heutigen Tage von allen erwartet worden war.

Nachdem Lance auf sie gewartet hatte, konnten Tyler, Roberto und Kevin wieder zur Gruppe der großen Favoriten aufschließen. Um den Abstand zu Basso zu reduzieren, hatten sie aber viel Kraft investieren müssen und erreichten ausgelaugt den letzten Anstieg. Lance würde jetzt auf sich allein gestellt sein, während besonders die Doppelspitze von Telekom noch viele taktische Möglichkeiten hatte. Das erkannten auch die Mitglieder der deutschen Mannschaft. Telekom überholte sie jetzt herausfordernd mit drei Fahrern. Vorne fuhr Guiseppe Guerini, dann folgten schon Vinokurov und Ullrich. Vinokurov führte eine enorme Tempoverschärfung durch, der nur noch ganz wenige Fahrer folgen konnten. Nach wenigen Metern musste auch Roberto abreißen lassen. Während die Kraft aus seinen Beinen schwand, sah er aus der Ferne noch eine Szene, die er so schon einmal gesehen hatte. Allerdings war es damals genau umgekehrt. Jetzt drehte sich Ullrich nach Lance um, schien ihm tief in die Augen zu schauen und trat an.

Der isolierte amerikanische Kapitän des Teams US Postal musste sich nun notgedrungen persönlich um die Verfolgung kümmern. Ullrich hatte zwar wieder ein kleines Loch entstehen lassen, aber sein Antritt war lange nicht so kraftvoll und überraschend gewesen wie seiner damals in L’Alpe d’Huez. Ganz ruhig sah der Amerikaner aus, der sich auf seinen Rhythmus konzentrierte und sich nicht verunsichern ließ. Er war sich der Kürze der Steigung bewusst und erkannte daher die Chance spätestens in der Abfahrt wieder zu Ullrich aufschließen zu können. Die wenigen Sekunden die Ullrich vor ihm lag waren kein Genickbruch. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass nicht nur er noch nicht am Limit fuhr. Hinter ihm konnten sich die Favoriten wie Iban Mayo, Alex Zülle und Joseba Beloki, aber auch Klassikerspezialisten wie Michael Boogerd und Kim Kirchen halten. Ullrich hatte eine gefährliche Attacke gesetzt, aber sie befanden sich nicht auf seinem Terrain. Die kurzen steilen Anstiege waren eher auf den Amerikaner zugeschnitten, der sich früher ja auch in den Ardennen gut präsentiert hatte. Nach und nach hangelte er sich an den zurückfallenden Spitzenreitern nach vorne. Er konnte nun von den Fahrern profitieren, die sich an Ullrich hängten und somit das Loch zwischen den beiden großen Favoriten schlossen. Das schien auch Ullrich zu bemerken, deshalb resignierte er vorerst und drosselte das Tempo, worauf gleich sein Teamkollege Alexander Vinokurov an die Spitze setzte. Die Tempoarbeit war aber nicht mehr so intensiv, weil die Gruppe nun auch schon fast Ivan Basso erreicht hatte. Deshalb nutzte jetzt ein Fahrer die neutralisierte Situation. Der Niederländer Michael Boogerd, der im Verlauf der Tour bisher blass geblieben war, nahm sich ein Herz für eine Attacke. Er erreichte schnell das Duo von CSC und überholte es auf Höhe der Wertungslinie für die Bergwertung. Risikofreudig stürzte er sich in die Abfahrt, während Vinokurov das Hinterrad von Ivan Basso erreichte.

Roberto kämpfte um den Anschluss an die Verfolger. Er hatte das Tempo am Berg nicht ganz halten können, aber trotzdem konnte er den Abstand gering halten. Durch eine halsbrecherische Fahrt war es ihm möglich wieder an die Spitzengruppe heranzukommen. Dort herrschte jetzt Unentschlossenheit, wer Boogerd nachsetzen sollte. Ullrich wurde durchgehend kritisch von Lance beäugt und jedes Mal, wenn er nur den Anschein erweckte eine Attacke vorzubereiten sprang Lance wachsam an sein Hinterrad. Heute sah der Amerikaner zu souverän aus um Zeit zu verlieren und Ullrich, der das auch so langsam zu realisieren schien, erteilte seinem Teamkollegen Alexander Vinokurov jetzt die Erlaubnis sein Glück zu versuchen. Das ließ sich der Kasache nicht zweimal sagen und griff beherzt an. Roberto versuchte noch Führungsarbeit zu leisten, aber seine Beine waren zu schwer und verkrampft um noch wirklich Druck auf die Pedalen zu bekommen. Da kam ihm Richard Virenque zu Hilfe. Zuerst verstand Roberto nicht, warum ihm ausgerechnet Virenque half, aber als er Jalabert verdutzt anguckte, sagte dieser nur „meilleur francais“. Der Grund war also eine kleine Privatfehde zwischen den französischen Rennfahrern, die dem Rest der Gruppe sehr entgegen kam. Virenque diktierte der Gruppe ein gutes Tempo auf, zu hoch um anzugreifen, aber noch so moderat, dass keiner zurückfallen musste. Ullrich hielt jetzt auch still, er schien Rücksicht auf seinen Edelhelfer Vinokurov zu nehmen und diesem den Sieg zu gönnen. Roberto und Lance kam das gerade Recht. So hatten sie dieses letzte Gefecht unbeschadet überstanden und die Entscheidung endgültig auf das Zeitfahren vertagt.

Vinokurov hatte Boogerd nun eingeholt. Sie hatten nur noch wenige Meter bis zum Gipfel zu absolvieren und es sah so aus, als würden sie auch die 1500 Meter lange Abfahrt vor der Verfolgergruppe bestehen können. Aber statt in taktische Spielchen zu verfallen, griff Vinokurov direkt vor dem Gipfel an und ließ seinen überraschten Gefährten stehen. Vierzig Sekunden später überquerte Virenque als erster der Verfolger die Bergertung. Die Favoriten waren bis auf die Ausnahme von Escartin zusammengeblieben, der Spanier von Kelme musste nun wohl für seinen Angriff und seinen Sturz gestern bezahlen. Sonst waren aber die wichtigsten Fahrer zusammen geblieben.
Vinokurov erreichte jetzt die letzten Meter. Jubelnd breitete er die Arme aus und schickte einen kurzen Gruß in den Himmel, wie er es schon oft seinem Freund Andrei Kivilev zu Ehren gemacht hatte. Es war geschafft, er hatte einen weiteren großen Sieg errungen. Boogerd konnte sich noch als zweiter ins Ziel retten. Den dritten Platz sicherte sich Iban Mayo, der sich auf der Abfahrt noch ein bisschen gelöst hatte, bevor Armstrong die zwölfköpfige Verfolgergruppe ins Ziel führte. Er hatte die Etappe ohne Zeitverlust auf seine wichtigen Kontrahenten überstanden und die schwierigen Aufgaben des Tages mit Bravour gemeistert. Jetzt blieb eine letzte Aufgabe, seinen Sieg im Zeitfahren perfekt zu machen.


Tageswertung:
1.Alexander Vinokurov Telekom 4:35:34
2.Michael Boogerd Rabobank 0:24
3.Iban Mayo Euskaltel 0:33
4.Lance Armstrong US Postal 0:45
5.Kim Kirchen Fassa Bortolo s.t.
6.Ivan Basso CSC s.t.
7.Sandy Casar FdJeux s.t.
8.Georg Totschnig Gerolsteiner s.t.
9.Jens Voigt Credit Agricole s.t.
10.Jan Ullrich Telekom s.t.
11.Laurent Jalabert CSC s.t.
12.Alex Zülle Banesto s.t.
13.Richard Virenque Festina s.t.
14.Joseba Beloki ONCE s.t.
15.Paolo Savoldelli Saeco 1:21

Gesamtwertung:
1.Lance Armstrong US Postal 77h47:30
2.Jan Ullrich Telekom 0:39
3.Ivan Basso CSC 3:04
4.Joseba Beloki ONCE 3:08
5.Alex Zülle Banesto 8:41
6.Iban Mayo Euskaltel 9:40
7.Fernando Escartin Kelme 10:30
8.Roberto Heras US Postal 12:07
9.Alexander Vinokurov Telekom 12:08
10.Tyler Hamilton US Postal 14:41
11.David Moncoutie Cofidis 19:37
12.Richard Virenque Festina 19:53
13.Pavel Tonkov Mapei 20:23
14.Georg Totschnig Gerolsteiner 22:14
15.Paolo Savoldelli Saeco 23:24

Sprintwertung
1. Erik Zabel Telekom 176
2. Robbie McEwen Lotto 157
3. Mario Cipollini Saeco 154
4. Jan Ullrich Telekom 129
5. Oscar Freire Rabobank 127

Bergwertung

1. Christophe Rinero Cofidis 239
2. Ivan Basso CSC 187
3. Jan Ullrich Telekom 179
4. Lance Armstrong US Postal 178
5. Alex Zülle Banesto 127

Teamwertung:
1.US Postal 231:58:29
2.Telekom 1:01:32
3.Banesto 1:10:07
4.ONCE 1:14:47
5.CSC 1:27:50

Aktivster Fahrer
1.Inigo Landaluze Euskaltel 1011
2.Walter Beneteau Bonjour 717
3.Kurt van de Wouwer Lotto 572
4.Vicente Garcia Acosta Banesto 560
5.Christophe Rinero Cofidis 535

Valverde3007
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Beitrag: # 6746997Beitrag Valverde3007
30.11.2008 - 19:52

Die goldene Ananas

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Das 19. Teilstück zwischen Issoire und Le Puy-en-Velay war mit 153,5 Kilometern das kürzeste Teilstück der Tour, abgesehen von der Schlussetappe und den Zeitfahren. Das Gesamtklassement würde erst im Zeitfahren verändert werden, daher würde es wohl den typischen Verlauf einer Überführungsetappe geben, deren Mittelpunkt der Kampf einer Ausreißergruppe gegen das Feld sein würde. Für Roberto würde es keine Arbeit mehr geben. In den Bergen hatte er einen guten Job gemacht, gestern hatte er mitgeholfen den Zeitverlust zu verhindern. Jetzt konnte er entspannt in Richtung Paris fahren. Andere Fahrer hatten aber ganz andere Ansichten davon, wie das Rennen weiter gehen sollte. Vom Kilometer 0 an gab es wieder Attacken, das ermüdete Fahrerfeld ließ die ersten Angreifer heute aber im Gegensatz zu den vergangenen Tagen sofort ziehen. Telekom versuchte kurz ein höheres Tempo anzuschlagen, gab den Versuch aber sofort wieder auf, als sie von keiner anderen Mannschaft unterstützt wurden. Sechs Fahrer hatten sich abgesetzt und bauten ihren Vorsprung jetzt kontinuierlich aus. Lotto und Telekom setzten sich pflichtbewusst für ihre Sprinter Zabel und Petacchi an die Spitze. Roberto konnte es sich so gemütlich machen wie lange nicht mehr.

An der ersten Bergwertung der dritten Kategorie hatten sich drei weitere Fahrer aus dem Feld gelöst. Patrice Halgand, David Etxebarria und Axel Merckx verfolgten nun das Führungssextett und machten schnell Zeit gut. Beim ersten Zwischensprint erreichten sie schließlich die Führenden, die sich jetzt schon 10 Minuten vor dem Feld befanden. Bei der Kürze der Etappe war dieser Vorsprung den Sprinterteams nicht ganz geheuer, weshalb sich jetzt erste Ansätze einer organisierten Verfolgung zeigten. Telekom und Lotto drückten jetzt richtig aufs Tempo, was einigen Fahrern am Col de Pradeaux, dem letzten Anstieg der zweiten Kategorie der Tour, große Probleme bereitete. Schnell teilte sich das Feld in mehrere Gruppen, zu den abgehängten Fahrern gehörten auch einige Sprinter wie Mario Cipollini, bei dem man überrascht sein konnte, dass er sich überhaupt durch die Berge gequält hatte, aber auch bergfestere Sprinter wie Stuart O’Grady hatten ihre Probleme. Das größte Problem für Lotto war aber, dass sie durch ihr hohes Tempo aus Versehen ihren eigenen Kapitän abgehängt hatten. Auch Robbie McEwen hatte das Tempo nicht mitgehen können und fuhr jetzt in der zweiten größeren Gruppe, in die sich jetzt seine Teamkollegen zurückfielen ließen. Dadurch entstand ein bizarres Bild, dass Telekom und Lotto nicht mehr gemeinsam, sondern gegeneinander Tempo machten.

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Gejagte und Jäger.

Beinahe hätten sie den Anschluss verpasst. Als Telekom das Tempo erhöhte, war das gesamte Team US Postal noch unachtsam in den hinteren Reihen des Pelotons gefahren. Bis sie sich durch das Feld nach vorne gearbeitet hatten, begann schon der Anstieg und die ersten Fahrer mussten abreißen lassen. Roberto, der sich im flachen an das Ende des amerikanischen Zuges gesetzt hatte, musste bei einem kurzen Blick über die Schulter erschreckt feststellen, dass hinter ihm eine Lücke entstanden war. Sie hatten verdammtes Glück gehabt, dass sie gerade noch den Sprung in die erste Gruppe geschafft hatten. Rund 50 Fahrer fuhren jetzt vorne, mit Telekom an der Spitze und dahinter folgte eine zweite Gruppe mit vielen Sprintern, die um die 70 Fahrer stark sein sollte. Solange Lance in Ullrichs Gruppe fuhr, war ihnen das relativ gleichgültig, es wäre nur ärgerlich gewesen, wenn sie auf solch einer Etappe einen Zeitverlust hätten hinnehmen müssen. Die Spaltung des Feldes hatte aber auch dazu geführt, dass richtig Tempo ins Rennen gekommen war und das Rennen sich nicht zu einer angenehmen Spazierfahrt wie nach Revel entwickelt hatte. Die Sprinterteams hatten nicht einmal den Anstand in der Verpflegungszone das Tempo zu drosseln, so dass die Fahrer sich größtenteils direkt aus den Teamfahrzeugen versorgen mussten. Wegen diesen schäbigen Sprinterkämpfen musste er auf seine gepflegte, ruhige Mahlzeit verzichten, ein Umstand, der Roberto gar nicht passte. Und auch anderen Fahrern ging das so. Jalabert, der immer noch großen Respekt im Fahrerfeld genoss, fuhr an die Spitze und geigte den Telekomfahrern seine Meinung. Heppner und Aldag, die auf eine ebenso große Erfahrung zurückblicken konnten, ignorierten ihn aber und zogen das Tempo weiter an, was Jalabert veranlasste an der nächsten Kuppe anzugreifen. Es entwickelte sich ein kindisches Rennen um die goldene Ananas, mit dem Resultat, dass ein wütendes Telekomteam immer schneller fuhr. Und das sollte Erholung für das Zeitfahren sein.

Die Gruppe um McEwen hatte den Anschluss mittlerweile wieder herstellen können, was dann auch Jalabert dazu gebracht hatte, seinen Ausreißversuch zu beenden, weil wieder etwas Ruhe im Feld eingekehrt war. Dafür war jetzt niemand mehr dazu bereit, die Führung zu übernehmen. Telekom hatte die Schnauze voll alleine die Arbeit zu machen, Lotto war müde von der Verfolgungsjagd und die restlichen Sprinter fühlten sich offensichtlich nicht stark genug oder hatten zu schwache Helfer. Die einzige Mannschaft, die die deutsche Equipe halbwegs unterstützte, war Rabobank, aber auch deren Engagement blieb halbherzig. Unterdessen hatte die ganze Tempobolzerei im Feld dem Ausreißversuch nicht geschadet. Als der Abstand unter vier Minuten gesunken war, hatte Halgand attackiert und sich mit Etxebarria zu zweit davon gemacht. Dahinter versuchte Merckx als Solist den Anschluss als Solist zu schaffen, er verlor aber immer weiter an Boden und musste sich letztendlich mit dem dritten Platz zufrieden geben. Die beiden Spitzenreiter arbeiteten währenddessen weiter gut zusammen und bauten ihren Vorsprung kontinuierlich aus, bis sie acht Kilometer vor dem Schluss über eine Minute Vorsprung hatten. Dann nutzte Etxebarria die letzte Abfahrt zu einer Attacke, der Halgand nicht folgen konnte. Meter um Meter verlor er auf seinen ehemaligen baskischen Mitstreiter, der alleine Richtung Tagesziel stürmte. Die Ziellinie erreichte er schließlich dann auch als Solist und konnte den Etappensieg in aller Ruhe auskosten. Hinter ihm waren klare Verhältnisse geschaffen worden, Halgand folgte mit einer halben Minute, Merckx mit einer Minute Rückstand. Als knappe vier Minuten dahinter Oscar Freire das Feld ins Ziel führte, war der Etxebarria schon auf dem Weg zur Siegerehrung.

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Der entscheidende Angriff und der daraus folgende Jubel.

Tageswertung:
1.David Etxebarria 3:34:28
2.Patrice Halgand 0:32
3.Axel Merckx 0:57
4.Jose Luis Arrieta 4:11
5.Oscar Freire 4:26
6.Robbie McEwen s.t.
7.Laurent Jalabert s.t.
8.Stuart O'Grady s.t.
9.Alejandro Valverde s.t.
10.Erik Zabel s.t.
11.Baden Cooke s.t.
12.Alessandro Petacchi s.t.
13.Fred Rodriguez s.t.
14.Sylvain Chavanel s.t.
15.Thor Hushovd s.t.

Gesamtwertung:
1.Lance Armstrong US Postal 81h35:24
2.Jan Ullrich Telekom 0:39
3.Ivan Basso CSC 3:04
4.Joseba Beloki ONCE 3:08
5.Alex Zülle Banesto 8:41
6.Iban Mayo Euskaltel 9:40
7.Fernando Escartin Kelme 10:30
8.Roberto Heras US Postal 12:07
9.Alexander Vinokurov Telekom 12:08
10.Tyler Hamilton US Postal 14:41
11.David Moncoutie Cofidis 19:37
12.Richard Virenque Festina 19:53
13.Pavel Tonkov Mapei 20:23
14.Georg Totschnig Gerolsteiner 22:14
15.Paolo Savoldelli Saeco 23:24

Sprintwertung
1. Erik Zabel Telekom 192
2. Robbie McEwen Lotto 177
3. Mario Cipollini Saeco 154
4. Oscar Freire Rabobank 149
5. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo 140

Bergwertung

1. Christophe Rinero Cofidis 239
2. Ivan Basso CSC 187
3. Jan Ullrich Telekom 179
4. Lance Armstrong US Postal 178
5. Alex Zülle Banesto 127

Teamwertung:
1.US Postal 243:22:11
2.Telekom 1:01:32
3.Banesto 1:09:52
4.ONCE 1:14:47
5.CSC 1:27:50

Aktivster Fahrer
1.Inigo Landaluze Euskaltel 1011
2.Walter Beneteau Bonjour 717
3.Raivis Belohvosciks Lampre 635
4.Kurt van de Wouwer Lotto 572
5.Vicente Garcia Acosta Banesto 560

Valverde3007
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Beitrag: # 6747080Beitrag Valverde3007
1.12.2008 - 17:19

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Valverde3007
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Beitrag: # 6747192Beitrag Valverde3007
3.12.2008 - 10:27

The final countdown

Der Veranstalter hatte für das Zeitfahren am Ende der "Rue des Docteurs Henri et Bernard Muller", der Zielgeraden, extra eine Tribüne aufbauen lassen, auf der sich jetzt überwiegend zahlungskräftige Touristen oder wichtige Sponsoren befanden. Über ihren Kontakt zu Monsieur hatten Nick und Jean auch zwei Plätze für diesen VIP-Bereich bekommen. Um die Wartezeit bis zum Beginn des Rennens zu verkürzen, wurden einige Kurzfilme und Zusammenfassungen, aber auch Interviews auf einer Großbildleinwand ausgestrahlt. Momentan wurde eine Zusammenfassung der bisherigen Tour gezeigt, die Monsieur dazu veranlasste, die drei zu ihren Plätzen zu führen um sich das Geschehene anzuschauen. Es wurden Bilder vom Prolog gezeigt, wo Botero unerwartet stark fuhr, bevor er für den Rest der Tour abtauchte. Dann sah man Mario Cipollini und Erik Zabel, wie sie in der ersten Woche die Sprints dominierten. Das Mannschaftszeitfahren, das an dem Tag stattgefunden hatte, als sie sich getroffen hatten. Den Höhepunkt der ersten Woche stellte die sechste Etappe nach Nancy da. Der Zieleinlauf wurde mit dem Originalkommentar eingeblendet, zwei französische Reporter überschlugen sich fast mit ihrer Stimme.

„Da kommt Jaja, es sind noch zweihundert Meter, komm Jaja, gib alles, das schaffst du. Von hinten kommt Mario Cipollini, aber Jaja ist noch vorne, er beißt noch mal auf die Zähne, aber Cipollini kommt näher, er fliegt förmlich heran und hat ihn gleich, er hat ihn gleich, zieh Jaja, zieh! Er hat es geschafft, er hat es geschafft, Laurent Jalabert sollte diese Etappe gewonnen haben, er hat sich gegen den italienischen Altmeister gewehrt und diese Etappe für sich entschieden.“

Im Nachhinein klang die Entscheidung so eindeutig, aber sie konnten sich noch an das Fotofinish zurückerinnern, die denkbar knappe Entscheidung der Jury. Ähnlich knapp ging es an den folgenden Tagen zu. Die Regie zeigte Bilder aus Gerardmer, wo Hamilton auch erst auf den letzten Metern von Alejandro Valverde abgefangen werden konnte. Und nach der zweiten Elsassetappe mit dem Tagessieger Kurt van de Wouwer folgte die erste entscheidende Etappe für die Gesamtwertung, der Schlussanstieg nach Courchevel. Im Regen hatte Armstrong seine Stärke gezeigt.

„Nachdem Ivan Basso angetreten ist, sind Armstrong und Ullrich jetzt wieder dran. Der deutsche nimmt eine Trinkflasche, er verzieht schon das Gesicht, heute ist wahrlich nicht sein Wetter. Jetzt schaut er schon wieder nach den Wolken. Das nutzt Armstrong, man glaubt es kaum, mit einem sensationellen Antritt sprengt er die Gruppe. Ullrich kann nicht schnell genug reagieren! Armstrong kommt weg! Armstrong ist der Stärkste! So gewinnt er die Tour!“

Armstrong gewann die Etappe souverän mit einer Minute Vorsprung und die Medien feierten ihn bereits als designierten Sieger. Dass Ullrich den vorzeitigen Sieg des Amerikaners nicht akzeptieren wollte, zeigte er aber an den nächsten beiden Tagen, an denen er zuerst den Schlusssprint nach Briancon gewann und dann auf der flachen Etappe nach Digne-les-Bains Zeitgutschriften erkämpfen konnte. Er hatte gezeigt, dass er seine Niederlage so einfach nicht akzeptieren würde. Und sein nächster Angriff folgte schon auf der ersten Pyrenäenetappe. Auf dem Weg zum Plateau de Bonascre hatte er Armstrong schon distanziert und schien in die Nähe des gelben Trikots fahren zu können, aber der Texaner hatte etwas dagegen.

„Ullrich, Beloki und Escartin bilden jetzt das Führungstrio. Es sind nur noch wenige Meter bis zum Ziel. Sie bereiten sich auf den Sprint vor, von hinten sollte keine Gefahr mehr drohen, Armstrong hatte einen Kilometer vor dem Ziel schon zehn Sekunden Rückstand. Ullrich blickt sich nach seinen Gegnern um, er fährt den Sprint hier von vorne. Sie biegen um die letzte Rechtskurve, Ullrich ist immer noch vorne, aber da kommt noch einer vorbei. Ist es denn die Möglichkeit? Das ist das gelbe Trikot! Armstrong hat sich zurückgekämpft und gewinnt!“

Ab diesem Zeitpunkt schien Armstrong als sicherer Sieger festzustehen. Er hatte Ullrich gezeigt, dass er auch schwierige Phasen ohne Zeitverlust überstehen konnte. Aber ein Hingerast war zu viel für ihn. Schon am nächsten Tag zeigte er eine große Schwäche. Am vorletzten Berg war er zunächst noch sehr aktiv und wehrte die zahlreichen Attacken von Beloki ab, aber kurz vor dem Gipfel des Val Louron Azet war passierte es. Ullrich fuhr von der Spitze und Armstrong bekam Probleme. Am Schlussanstieg setzte sich Ullrich von seinen letzten Begleitern ab und gewann als Solist.

„Was für eine herausragende Leistung! Jetzt fährt er als erster über die Linie! Jan Ullrich hat das Rennen wieder spannend gemacht, Armstrong ist zurückgefallen. Zweieinhalb Minuten betrug der Vorsprung des Amerikaners vor der Etappe, jetzt muss man zählen. Wann bleibt die Uhr stehen? Ullrich hat jetzt mehr als eine Minute gut gemacht. Da kommt Armstrong. 1:34 hat er verloren. Ullrich hat ihn geschlagen.“

Immerhin hatte Armstrong Ullrich auf der nächsten Etappe neutralisieren können, dafür schwang sich ein anderer Fahrer zum Volksheld der Franzosen auf. Christophe Rinero sicherte sich mit seinem dritten Ausreißversuch das Bergtrikot und belohnte sich mit einem zweiten Etappenplatz hinter dem spanischen Ausreißerkönig Landaluze fast selber. An den folgenden Tagen waren dann die Helfer an der Reihe. Hincapie gewann mit tatkräftiger Unterstützung von seinem Kollegen Pena in Revel, Vinokurov sicherte sich den Tagessieg in Mende und Etxebarria in Puy-en-Velay. Bis zum Zeitfahren hatten sie ein spannendes Rennen gesehen, in dem das Klassement offen geblieben war. In den nächsten Stunden würde die Entscheidung fallen...

Valverde3007
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Beitrag: # 6747305Beitrag Valverde3007
4.12.2008 - 15:32

Die Entscheidung

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Jubel brandete auf, als der erste Fahrer das Ziel erreichte. Der letzte im Gesamtklassement, Unai Etxebarria, überquerte die Ziellinie mit einer Bestzeit, die aber bald egalisiert werden sollte. Schnell kamen die ersten guten Zeitfahrer ins Ziel, die Führung wechselte über Sebastian Lang und Uwe Peschel in den Besitz von Chris Boardman und schließlich übernahm David Zabriskie die Führungsposition. Dass diese bisher aber rein gar nichts wert war, zeigte anschließend Fabian Cancellara, der schon an der zweiten Zwischenzeit bei Kilometer 39 fast eine Minute Vorsprung auf seinen amerikanischen Teamkollegen erarbeitet hatte. Bis ins Ziel konnte er zwei vor ihm gestartete Fahrer überholen und setzte mit 1:17:05 einen ersten Richtwert für die Favoriten. Auch die nächsten Geheimfavoriten für den Tagessieg, Botero und Olano konnten die Zeit des Schweizers nicht unterbieten und mussten sich mit den folgenden Plätzen zufrieden geben. Der erste der die Zeit ernsthaft angreifen konnte, war überraschend Jens Voigt von Credit Agricole, der bei der ersten Zwischenzeit die Spitzenzeit von Cancellara pulverisierte und sich mit dreißig Sekunden Vorsprung an die Spitze setzte. Mit dieser Zeit konnte er seine Führung lange halten, Moreau, Klöden, Jaksche und Galdeano, die allesamt starke Zeitfahrer waren, konnten die Zeit nicht knacken und rangierten sich hinter ihm ein. Aber viel wichtiger als dieser Kampf um die erste Zwischenzeit, war das Klassement. Bisher war alles nur Geplänkel, wenn die Favoriten starten würden, wären die bisherigen Bestzeiten bald Geschichte.

Nach und nach verschwanden seine Teamkollegen um sich zum Startbereich zu begeben, während er sich weiter auf der Rolle warm fuhr. Als erste waren Pavel Padrnos und Vjatscheslav Ekimov auf die Strecke gegangen und hatten nach ihrer Zielankunft Interessantes vermeldet. Während Ekimov das Rennen schnell angegangen war, hatte Padrnos auf den ersten Kilometern nicht alles gegeben und dann auf dem letzten Teilstück beschleunigt. Letztendlich war die Taktik von Padrnos besser aufgegangen. Obwohl er der schlechtere Zeitfahrer der beiden war, hatte er besser abgeschlossen. Es war also nicht wichtig, gleich bei der ersten Zwischenzeit vorne zu sein, stattdessen sollte man sich seine Kräfte besser gut einteilen. Das Zeitfahren wies mit seiner Länge von 55 Kilometern und dem Berg der dritten Kategorie kein leichtes Profil auf. Mit Stärke allein kam man heute nicht weit, man musste auch taktisch fahren. Jetzt stieg auch Tyler von seiner Rolle, kam noch kurz zu ihm herüber, wünschte ihm alles Gute und verschwand. Aber die Motivationsversuche seiner Mitmenschen nahm er nicht mehr wahr. Er war jetzt gefangen in seiner eigenen Welt, es gab nur noch ihn sein Rennrad und seinen Gegner. Alles andere war unwichtig. Nur er alleine konnte ihn aus eigener Kraft besiegen. Das gelbe Trikot, das auf seinen Schultern ruhte, beflügelte ihn. Er war der Hausherr, er hatte alles veranstaltet, die Tour trug seinen Namen und niemand würde ihm seine eigene Party verderben.

Nach und nach waren die besten 15 des Gesamtklassements ins Rennen gegangen. Bis auf den gelegentlichen Jubel für ihre Landsmänner Christophe Moreau und Laurent Jalabert, die unter die besten fünf fuhren, richtete sich der Fokus jetzt auf das Duell an der Spitze. Beloki hatte sein Rennen bereits gestartet, jetzt stand Basso auf der Rampe und bekam die Freigabe zum Start. Es nahte der Augenblick auf den alle gewartet hatten. Langsam rollte der nächste Fahrer nach vorne. In seinem magentafarbenen Trikot erschien er aus dem Schatten der Rampe, hielt an und wartete auf das Signal des Mannes, der die Zeit abzählte. „Cinq, quatre, trois, deux, un…“ Jan Ullrich setzte sich in Bewegung, beschleunigte die Rampe herab und schoss auf die Strecke.

Ein Helfer des Teams schob ihn jetzt auf seinem Rad zum Start. Langsam fuhr er die Rampe von hinten hoch und bis zu dem Punkt, wo der Anzähler der Organisation ihn anhielt. Er blickte geradeaus auf die Strecke, auf die Straßen Frankreichs, die seit jeher die seinen gewesen waren. Bei den letzten Zeitfahren hatte es keinen Druck gegeben. Er hatte jeweils mehrere Minuten Vorsprung und konnte diesen bequem nach Hause fahren. Das war heute anders. Der Abstand war nie so gering gewesen, die Gegner nie so stark. Aber er würde stärker sein. Er hatte alle nebensächlichen Sinneseindrücke ausgeblendet, hörte die jubelnden Zuschauer nur noch aus der Ferne. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch sein Startzeichen mitbekam. Die Finger des Mannes bewegten sich, nach und nach wurden es weniger, bis schließlich auch der Zeigefinger gesenkt wurde. Explosiv trat er in die Pedale, schoss die Startrampe hinunter und auf den Parcours. Er erhöhte den Rhythmus und hielt ihn bis er den Stadtkern verlassen hatte. Dann wagte er einen ersten Blick auf seine Herzfrequenz zu werfen. Sie war hoch, aber noch nicht im anaeroben, zu Beginn zu vermeidenden Streckenabschnitt, Bereich. Dabei fühlte er sich wahnsinnig schnell, der Kick des Zeitfahrens, der Adrenalinschub, ließen ihn schneller fahren. Rechts und links zischten die Bäume und Felder vorbei, aber er konzentrierte sich lieber auf die Straße vor sich. Er fühlte sich schnell, verdammt schnell. „Johan, die Zeit“ keuchte er ins Funkgerät. Das was er zu hören bekam, gefiel ihm gar nicht. „Du musst dich beeilen, Lance. Jan hat fünf Sekunden Vorsprung.“ Lance war geschockt. Er fühlte sich so gut und da war dieser deutsche noch schneller? Das konnte nicht sein. Der Weg war zu weit und der Abstand zu klein. Er riss sich zusammen, doch es kochte Wut in ihm hoch, Wut auf Ullrich und Wut auf seine Beine. Es gab nur eine Möglichkeit diese Wut abzubauen. Gleich beim ersten Hügel hämmerte er wutentbrannt in die Pedale. So leicht gab er sich nicht geschlagen.

Das französische Fernsehen blendete jetzt vier Situationen des Rennens ein. Auf der einen Seite Beloki und Basso, die ums Podium kämpften. Die beiden waren noch zeitgleich und zeigten noch keine Tendenz wer der stärkere war. Der Zweikampf interessierte aber mittlerweile niemanden mehr, was jetzt auch der Regisseur zu bemerken schien, der das andere Duell jetzt in den Vordergrund rückte. Es verglich die beiden großen der Tour. Auf der einen Seite der ruhig und gelassen ausschauende Ullrich und auf der anderen der wütende, aggressiv fahrende Armstrong. Die beiden wurden durch eine kleine, aber unglaublich bedeutsame Zahl getrennt. Eine zehn symbolisierte den Abstand zwischen den beiden. Ullrich hatte es tatsächlich geschafft auf den ersten zehn Kilometern zehn Sekunden zu gewinnen. Nick rechnete kurz hoch, wenn es so weiter gehen würde, wäre Ullrich mit 16 Sekunden Abstand der Sieger der Tour de Lance. Aber Armstrong gab nicht nach, unnachgiebig traktierte er seine Pedale mit unglaublicher Wucht. Und dennoch reduzierte er den Rückstand nicht, er war nicht in der Lage Ullrichs Tempo zu beantworten.

Die Strecke bot immer wieder steile Anstiege, die ihn dazu verleiteten weiter anzugreifen, aber er erinnerte sich immer wieder an die mahnenden Worte seiner Teamkollegen. Er würde die Kraft später brauchen. Auch wenn er jetzt Zeit einbüßte, fühlte er sich in der Lage diese später zurückzugewinnen. Er hatte jetzt fünfzehn Kilometer zurückgelegt, es war also nicht mehr weit zur ersten Zwischenzeit, mit der auch in etwa der höchste Punkt erreicht werden würde. Ab der Hälfte des Rennens würde es dann eine Abfahrt geben und dann den schwierigsten Anstieg des Tages. Hier beabsichtigte er die verlorene Zeit aufzuholen. Jetzt erreichte ihn die Zwischenzeit seines Kontrahenten. Ullrich hatte die ersten 17 Kilometer in 23 Minuten und 12 Sekunden zurückgelegt, das war also der Wert, den er schlagen müsste. In einiger Entfernung sah er jetzt schon das Banner, das über die Straße gespannt worden war und den Zeitmesspunkt darstellte. Die Steigung nahm jetzt etwas ab, er erhöhte seinen Rhythmus und warf im vorbeifahren einen Blick auf die Uhr. In seiner Geschwindigkeit konnte er nicht viel erkennen, aber Johan klärte ihn gleich auf. „Du hast zwölf Sekunden Rückstand. Hochgerechnet wären das 39 Sekunden im Ziel. Du musst dich beeilen.“ Ullrich hatte also potenziell alle Chancen ihn zu schlagen. Das durfte er nicht zulassen. Jetzt konnte er keine Kräfte mehr sparen, jetzt musste er einfach nur noch Radfahren und dieses Rennen gewinnen.

Ullrich machte das Rennen also spannend. An der ersten Zwischenzeit, die Armstrong jetzt als letzter Fahrer passiert hatte, hatte er die Spitze übernommen. An Platz zwei lag bis hierhin überraschend noch nicht Armstrong, sondern ein zweiter deutscher, Jens Voigt, der sich wohl noch berechtigte Hoffnungen auf den Tagessieg machen konnte. Doch dahinter rangierten bisher überraschenderweise keine Favoriten, sondern gute Zeitfahrer wie Moreau und Klöden, die sich in den Bergen nicht von ihrer besten Seite hatten zeigen können, beziehungsweise dürfen. Gespannt warteten sie auf die weiteren Favoriten, da wurde ein virtuelles Klassement eingeblendet. Basso hatte Beloki hinter sich lassen können und Vinokurov befand sich auf dem Vormarsch. Die wichtigste Information war trotzdem der Abstand der ersten beiden. Armstrong hatte noch 27 Sekunden von denen er zehren konnte, aber auch noch 38 Kilometer bis ins Ziel…


1.Zwischenzeit:
1.Jan Ullrich Telekom 23:12
2.Jens Voigt Credit Agricole 0:04
3.Lance Armstrong US Postal 0:12
4.Christophe Moreau Festina 0:14
5.Andreas Klöden Telekom s.t.
6.Jörg Jaksche ONCE 0:15
7.Igor Gonzales de Galdeano ONCE 0:25
8.Laurent Jalabert CSC s.t.
9.Abraham Olano ONCE 0:26
10. Alex Zülle Banesto 0:33

Virtuelles Gesamtklassement:
1.Lance Armstrong US Postal
2.Jan Ullrich Telekom 0:27
3.Ivan Basso CSC 3:29
4.Joseba Beloki ONCE 3:40
5.Alex Zülle Banesto 9:03
6.Iban Mayo Euskaltel 10:43
7.Fernando Escartin Kelme 12:04
8.Alexander Vinokurov Telekom 12:37
9.Roberto Heras US Postal 13:33
10.Tyler Hamilton US Postal 15:05

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mad
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Beitrag: # 6747307Beitrag mad
4.12.2008 - 15:46

gib gas, ulle!!

:multi: :multi: :multi:
"Von all den Dingen die mir verloren gegangen sind, habe ich am meisten an meinem Verstand gehangen..." - Ozzy Osbourne

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Time2Play
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Beitrag: # 6747337Beitrag Time2Play
4.12.2008 - 19:06

Gib gas, Lance!!
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

Fus87
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Beitrag: # 6747394Beitrag Fus87
4.12.2008 - 22:04

Gib Gas, Vino! Sind nur 13 Minuten aufzuholen! ;)

Barnetta
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Beitrag: # 6747488Beitrag Barnetta
5.12.2008 - 19:09

Das ist ja schlimmer, als bei ner guten US-Serie ... Immer wenn es richtig spannend wird kommt die Pause. :D

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noub_hero
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Beitrag: # 6747508Beitrag noub_hero
5.12.2008 - 20:43

Nur das das hier noch viel besser ist als ne Serie. :D
Echt klasse!!

Valverde3007
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Beitrag: # 6747715Beitrag Valverde3007
7.12.2008 - 17:13

Im Begleitfahrzeug überschlugen sich die Stimmen. Die Atmosphäre war angespannt, der Vorsprung schmolz, das Unternehmen stand auf der Kippe. Lance quälte sich von Hügel zu Hügel. Laut der Streckenkarte hatte er den ersten schwierigen Streckenabschnitt bereits hinter sich, aber er musste feststellen, dass dem nicht so war. Kurze, knackige Hügel wechselten sich mit ebenso kurzen und steilen Abfahrten ab. Er stand pausenlos unter Strom, keine Sekunde konnte er daran denken, sich auszuruhen. Johan gab regelmäßig die Zwischenzeiten durch. Es wurde nicht besser. Von Kilometer zu Kilometer schien Ullrich stärker zu werden. Erst wurden es 16, dann 18, dann 21 Sekunden Vorsprung und er hatte gerade einmal die Hälfte des Zeitfahrens absolviert. Das Laktat drohte ihn in Verbindung mit der wachsenden Verzweiflung zu übermannen. Erinnerungen schossen in ihm hoch, Erinnerungen an San Sebastian 1992, an Paris-Nizza 1998. Da hatte er aufgegeben. Er erinnerte sich an die Momente, an seine Gefühle, an die negativen Emotionen, die aus ihm herausgebrochen waren. Damals hätte alles vorbei sein können, aber er hatte weiter gemacht. Er hatte nicht aufgegeben, hatte zielstrebig weiter trainiert und alles errecht, was er sich je gewünscht hatte. Jetzt befand er sich an der nächsten Wendestelle, an der sich entscheiden sollte, wohin sein weiterer Weg ihn führen könnte. Jetzt musste er seine Leistung bringen, wie er es immer getan hatte.

Die Franzosen waren total aus dem Häuschen. Jan Ullrich schaffte es gerade die Tour auf den Kopf zu stellen. Der scheinbar unschlagbare Armstrong wankte. Noch war er nicht gefallen, aber die Entwicklung war Besorgnis erregend. Die Tatsache, dass der ungeliebte, distanzierte Armstrong zurücklag, ließ sie jubeln, ihre ganze Sympathie galt jetzt Ullrich. Richard Virenque, der ein überragendes Einzelzeitfahren fuhr, wurde bei seinem Zieleinlauf dennoch als Held gefeiert. Er war auf Rang 17 gefahren und hatte jetzt gute Aussichten Moncoutie in der Gesamtwertung zu überholen. Der Kapitän vom Team Cofidis kam tatsächlich dreieinhalb Minuten zu spät ins Ziel. Er war total eingebrochen und auf Platz 13 in der Gesamtwertung zurückgefallen. Seine Fans hatten aber nicht lange Zeit zu trauern, denn Ullrich erreichte jetzt die zweite Zwischenzeit. Er hatte seine Führung auf knapp eineinhalb Minuten ausgebaut, der Tagessieg schien ihm sicher, jetzt kam es nur noch auf den Vergleich zu Armstrong an.

Angst. Lance bekam Angst. Angst, dass er verlieren könnte. Johan klang immer unruhiger, Ullrich hatte jetzt eine den kompletten Vorsprung aufgeholt und Lance musste noch den Hügel bewältigen. Doch das Gefühl des Kletterns und die vielen Fans lösten etwas in ihm aus. Er durfte seine Anhänger nicht enttäuschen. Er starrte unter seinen Füßen nach unten und sah die Schrift auf der Straße: „Go Lance, go!“. Es war zu früh um aufzugeben. Es war immer zu früh um aufzugeben. Er hatte immer weiter gekämpft. Niemand konnte ihm trotzen. So würde es auch heute sein. Es ging weiter bergauf, der Weg wurde immer steiler. Er hämmerte in die Pedale und spürte einen Anflug von Befriedigung als Johan erleichtert feststellte, dass er zum ersten mal seit Kilometern wieder ein bisschen Zeit zurückgewann. Unter seiner haut machte sich eine Wärme breit, wie nach einem Schluck Alkohol. Sein Körper reagierte instinktiv auf die Steigung. Ohne zu überlegen, ging er in den Wiegetritt. Er stürzte sich in seine Pedale, sein Atem wurde kürzer und er beschleunigte. Er flog den Berg hinauf und dachte über sein Leben nach. Er hatte so viel durchgemacht, hatte die Krankheit besiegt, sich an die Spitze gekämpft, sein Comeback geschafft. Er hatte zu viel erlebt um jetzt weiche Knie zu bekommen. Als Johan ihm berichtete, dass der Abstand schmolz, dass er ihn wieder auf eine halbe Minute reduzierte, fiel ihm eine Szene wieder ein. Damals in Sestriere, als seine Dominanz begann, hatte er an Good Will Hunting denken müssen, einen lustigen Film, in dem Matt Damon einen jungen, rebellischen Außenseiter spielt, ein mathematisches Wunderkind aus dem falschen Bezirk von South Boston. In dem Film versucht er sich mit ein paar Harvard-Studenten anzufreunden. Damon und einer von diesen piekfeinen Harvardstudenten haben sich in das gleiche Mädchen verliebt und versuchen es in einem beeindruckenden Wortduell zu erobern. Damon gewinnt. Danach grinst Damon den anderen Burschen hämisch an: „Hey magst du Äpfel?“ „Ja“, sagt der andere, „ich mag Äpfel.“ „Ich hab ihre Telefonnummer“, sagt Damon triumphierend. „Wie magst du die Äpfel?“ Er war hundert Meter vor der Bergwertung, dachte an den Film und grinste. „Hey, Johan“, sagte er zu Johan im Teamwagen, „magst du Äpfel?“ Nachdem er das letzte mal verblüfft gewesen war, antwortete er jetzt wissen. „Ja, ich mag Äpfel.“ Da schrie er ins Mikrofon: „Wie magst du die verdammten Äpfel?“ Er überquerte den Gipfel und stürzte sich in die Abfahrt. Die Angst war der Zuversicht gewichen, dass er es schaffen würde. 17 Kilometer trennten ihn noch vom Ziel, genug Zeit um noch aufzuholen.

Man konnte sehen, wie sich in Armstrong ein Wandel vollzog. Der Blick, der kurz zuvor noch leer gewirkt hatte, war jetzt wieder entschlossen. Er sprintete die letzten Meter hinauf zum Gipfel, wie er es in seinen besten Zeiten getan hatte. Er hatte seinen Rückstand wieder reduziert. 27 Sekunden verblieben Ullrich, der zu Beginn des Anstieges schon beinahe im virtuellen gelben Trikot gefahren war. Jetzt wo Armstrong ernst machte, schwand sein Zeitpolster wieder. Die Waage, die bedrohlich in Ullrichs Richtung geschwankt war, glich sich jetzt wieder aus und Armstrong tat alles dafür, dass sie letztlich zu seinen Gunsten ausschlug.

2.Zwischenzeit:
1.Jan Ullrich Telekom 54:27
2.Lance Armstrong US Postal 0:27
3.Jens Voigt Credit Agricole 1:22
4.Christophe Moreau Festina 1:24
5.Tyler Hamilton US Postal 1:37
6. Alex Zülle Banesto 1:38
7.Ivan Basso CSC 1:43
8.Jörg Jaksche ONCE 1:45
9.Andreas Klöden Telekom 1:46
10.Alexander Vinokurov Telekom 1:53

Virtuelles Gesamtklassement:
1.Lance Armstrong US Postal
2.Jan Ullrich Telekom 0:12
3.Ivan Basso CSC 4:20
4.Joseba Beloki ONCE 4:49
5.Alex Zülle Banesto 9:52
6.Iban Mayo Euskaltel 13:13
7.Alexander Vinokurov Telekom 13:34
8.Fernando Escartin Kelme 15:01
9.Tyler Hamilton US Postal 15:51
10.Roberto Heras US Postal 16:14

Andy92
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Beitrag: # 6747724Beitrag Andy92
7.12.2008 - 17:55

Komm Ulle - noch 12 Sekunden.

Zum Schreibstil: Ein würdiges Finale für dieses Spektakel an der Tastatur!
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Rene75
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Beitrag: # 6747979Beitrag Rene75
9.12.2008 - 17:34

Gratulation an Dich, hast verdient gewonnen in diesem Monat. Bin schon gespannt was nach der Tour de Lance kommt. 8)

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Andi91
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Beitrag: # 6747984Beitrag Andi91
9.12.2008 - 17:51

BITTE WEITERMACHEN!!!!

Andy92
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Beitrag: # 6748013Beitrag Andy92
9.12.2008 - 20:30

Jetzt lass ihn doch mal. Den Post kannst du dir sparen, denn der nächste Teil kommt, wenn er kommt - außerdem gibt es noch ein Reallife neben der Sattlerei - wir machen das ja nicht professionel.
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Valverde3007
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Beitrag: # 6748021Beitrag Valverde3007
9.12.2008 - 21:29

"Nächstes Jahr fahr ich die Klassiker"

Jetzt schien alles leichter zu gehen, alles schien mühelos. Er dachte an sein gelbes Trikot, an den Empfang zu Hause in den Staaten, an die Millionen Menschen, die ihm zujubeln würden. Weitere Erinnerungen kamen hoch, an das Krankenhaus, an seine Stiftung. Er dachte an die kranken Kinder, die er unterstütze und die ihn bewunderten. Sie wollte er nicht enttäuschen. Die Strecke ging jetzt konstant bergab und Lance gab alles was er konnte. Mit hohem Risiko nahm er die Kurven um gleich darauf auf den Geraden wieder zu beschleunigen. Während er fuhr, dachte er an die Qualen der vergangenen drei Wochen zurück. Der Triumph im Regen von Courchevel, die Qualen in der Hitze der Pyrenäen. Heute würde er dafür sorgen, dass alles einen Sinn machte. Er war jetzt wieder topmotiviert, fühlte sich unschlagbar. Sein Ziel war es, jetzt noch den Tagessieg zu erreichen. Nachdem er weitere Kraftreserven mobilisieren konnte, sah er jetzt alles als möglich an. Er wollte endlich auch sein Zeitfahren gewinnen. Bei seiner achten Tour wollte er nicht das erste mal kein Zeitfahren gewinnen können. Aber in seiner Verfassung sollte es noch reichen. Voller Euphorie erkundigte er sich nach dem Vorsprung. Er müsste doch jetzt schon nahe an Ullrich heran sein. Aber Johan musste ihn abermals enttäuschen. Lance war stark, aber Ullrich war heute stärker.

Ullrich kämpfte um jede Sekunde, die Armstrong ihm am Berg abgenommen hatte. Vielleicht würde der Amerikaner ja noch einbrechen, vielleicht hätte er Defekt. Auch wenn es nicht mehr gut im Kampf um den Gesamtsieg aussah, gab Ullrich alles. Und siehe da, er konnte den Vorsprung halten und sogar wieder ein bisschen ausbauen. Er schaffte es aber nicht, den Vorsprung wieder über dreißig Sekunden zu bringen, denn Armstrong hielt dagegen. Und die zeit wurde knapp. Es waren nur noch acht Kilometer zu bewältigen. Ullrich konnte jetzt einige Meter vor sich schon Ivan Basso erkennen, vielleicht könnte die Sogwirkung ihn noch einmal begünstigen. Er legte noch eine Schippe drauf und kam ihm näher, dem Italiener, dem Tagessieg, dem Gesamtsieg.

Ullrich kämpfte also noch. Aber Johan gab ihm per Funk durch, dass der Vorsprung wieder sank. Mittlerweile waren es nur noch 25 Sekunden und die Tendenz war tatsächlich fallend. Der Tagessieg war jetzt beinahe unmöglich, aber der Gesamtsieg war ihm sicher. Johan fing schon an, ihn zu nerven, in dem er dauernd den Abstand durchgab. Als er noch fünf Kilometer vor dem Ziel war, vermeldete Johan zwanzig Sekunden Rückstand. Er hatte also die Hälfte aufgeholt. Aber nicht die Zeit war entscheidend, auch die Moral seines Gegners sollte gebrochen sein. Lance zeigte ihm seine Grenzen auf. Das Duell war entschieden. Er erreichte den Stadteingang von St.Etienne, der drei Kilometer vor dem Ziel lag. Der Vorsprung war knapp, aber es sollte reichen. Dennoch wollte er das Zeitfahren mit höchster Konzentration zu Ende bringen um nicht durch ein unvorhergesehenes Ereignis Zeit zu verlieren. Normalerweise sollte der Abstand reichen. Als Johan trotzdem immer noch nicht nachließ, sprach er letzte Sätze ins Mikrofon: „Weißt du, ich bring das Ding hier einfach zu Ende.“

Ullrich fuhr jetzt zu Ivan Basso auf. Mit einer fabelhaften Leistung hatte er alle Fahrer bis auf Armstrong bis auf fast zwei Minuten distanziert. Nur der Texaner zeigte sich wieder als eine Nummer zu groß. Der Tagessieg war immer noch wahrscheinlich, sicher war aber die Tatsache, dass er auf Platz 2 bleiben würde. Sein Traum bei seiner letzten Chance Revanche zu nehmen schlug fehl. Er würde seinen dritten Etappensieg feiern, stand im Verlauf der Tour noch zwei weitere Tage auf dem Treppchen, er war dritter in der Bergwertung, aber der große Wurf hatte ihm nicht gelingen wollen. Er war überragend gefahren, hatte aber wieder seinen Meister gefunden. Auch das sechste direkte Aufeinandertreffen war zugunsten von Armstrong ausgegangen. Basso war mittlerweile weit hinter ihn zurückgefahren und er näherte sich der Ziellinie. Mit einer Zeit von 1:14:18 konnte er sich 1:43 vor seinem Landsmann Jens Voigt an die Spitze setzen. Aber gleich würde sich der wahre Wert der Zeit zeigen. Wenn Armstrong auf den letzten Kilometern nicht eingebrochen sein sollte, dann würde es nicht reichen. Ullrich ließ sein Rad ausrollen und drehte sich gleich um, um auf Armstrong zu warten. Auch wenn er über die Zwischenstände informiert war, konnte er immer noch auf ein Wunder hoffen.

Er hatte den Bogen für die letzten zwei Kilometer passiert und fuhr jetzt geradewegs auf das Ziel zu. Die letzten Kilometer waren wie im Flug vergangen, er hatte sich in Ekstase gefahren. Beinahe bedauerte er es, dass das Zeitfahren gleich vorbei sein würde. Er erreichte den letzten Kilometer. Rechts und links von ihm standen hunderte begeisterte Radsportfans, die meisten von ihnen waren Franzosen, es gab aber auch Ausnahmen. Aus dem Augenwinkel sah er einen kleinen Jungen, der mit einer texanischen Flagge auf den Schultern seines Vaters saß. Er hob die Hand und grüßte im Gefühl des sicheren Sieges in die Richtung seines kleinen Fans. Dafür wurde er gleich von Johan angeschnauzt, der ihn ermahnte, dass der Vorsprung kaum mehr als 20 Sekunden betrug. Doch Lance war sich jetzt seines Sieges sicher. Er zog einen letzten kurzen Sprint an und ballte die Faust. Er hatte es geschafft. Er hatte gewonnen. Auf dem Zielstrich richtete er sich auf und hob die Arme in die Höhe. Er drehte sich um, schaute auf die Anzeigetafel und sah eine 21. Er hatte also achtzehn Sekunden Vorsprung behalten, obwohl er am heutigen Tag nur der zweitstärkste war. Kaum hatte er den Zielstrich überquert, kamen seine Teamkollegen jubelnd auf ihn zugerannt. Kevin erreichte ihn als erster und umarmte ihn. Das ganze Team war stolz auf die Arbeit der letzten drei Wochen und freute sich mit seinem Kapitän über den Sieg. Nach den ersten Glückwünschen wandte er sich aber von ihnen ab und ging zu dem Fahrer, der niedergeschlagen im Zielbereich saß. Jan Ullrich schaffte es nicht, sich über seinen Sieg zu freuen, aber als Lance sich ihm näherte, stand er auf und gratulierte ihm. Es war ein Duell auf Augenhöhe gewesen, das einen Wimpernschlag zu seinen Gunsten ausgegangen war. Aber er hatte die Tour gewonnen. Und das würden sie feiern. Johan war aus dem Teamauto ausgestiegen und näherte sich jetzt dem Pulk der Postalfahrer. Lance umarmte ihn und flüsterte: „Johan?“ „Was gibt’s Lance?“, antwortete sein Teamchef. „Nächstes Jahr fahr ich die Klassiker“, brüllte er und brach in Lachen aus.

Ziel:
1.Jan Ullrich Telekom 1:14:18
2.Lance Armstrong US Postal 0:21
3.Jens Voigt Credit Agricole 1:43
4.Christophe Moreau Festina 1:56
5.Tyler Hamilton US Postal 1:56
6. Alex Zülle Banesto 2:13
7.Andreas Klöden Telekom 2:17
8.Ivan Basso CSC 2:23
9.Jörg Jaksche ONCE 2:29
10.Alexander Vinokurov Telekom 2:30

Gesamtklassement:
1.Lance Armstrong US Postal
2.Jan Ullrich Telekom 0:18
3.Ivan Basso CSC 5:06
4.Joseba Beloki ONCE 5:42
5.Alex Zülle Banesto 10:33
6.Alexander Vinokurov Telekom 14:18
7.Iban Mayo Euskaltel 14:49
8.Tyler Hamilton US Postal 16:16
9.Fernando Escartin Kelme 16:56
10.Roberto Heras US Postal 17:52


@Andi91: Gut Ding braucht Weile. Das Ende wollte mir einfach nicht gefallen, jetzt habe ich es nochmal umgeschrieben. Es wurde ja doch noch schön spannend. Jetzt folgt noch die Triumphfahrt nach Paris, es geht zu Ende.
Achja, noch einmal danke an meine Wähler bei der Monatswahl.

Fus87
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Beitrag: # 6748030Beitrag Fus87
9.12.2008 - 23:11

Wirklich ein grandioses Ende für eine grandiose Tour! Fehlt nur noch ein schöner Bericht über die Tour d'Honneur.
Valverde3007 hat geschrieben:"Nächstes Jahr fahr ich die Klassiker"
Ist das schon ein Fingerzeig auf eine Fortsetzung?

Valverde3007
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Beitrag: # 6748083Beitrag Valverde3007
10.12.2008 - 17:54

Die Ehrenrunde

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Die Tour d’honneur. Sein Ehrentag. Der achte Toursieg war geschafft. Er gab am Start einige Interviews für die vielen neugierigen Journalisten und begab sich dann zum Start. In der ersten Reihe fuhren neben ihm Erik Zabel, Christophe Rinero und Inigo Landaluze, die wie er ihre Wertungen gewonnen hatten, beziehungsweise wie Zabel scheinbar uneinholbar vorne lagen. Er plauderte ein bisschen mit den dreien, bis sie den offiziellen Start erreichten. Anschließend ließ er sich zurückfallen, bis er seine Kameraden entdeckte. Er pfiff das gesamte Team zum Teamfahrzeug zurück, wo Johan traditionell Champagner ausschenkte. So vergingen die ersten Rennstunden mit vielen Blödeleien, zwischendurch gab er noch einige Interviews und plauderte mit den Protagonisten der Tour wie Jan Ullrich und alten Freunden wie Paolo Savoldelli. Die Zeit verging wie im Flug und obwohl das Tempo nicht besonders hoch war, erreichten sie recht rasch Paris. Sie fuhren auf die Champs-Elysses, jene Prachtstraße, an deren Ende sich der Arc de Triomphe befand. Glücksgefühle stiegen in ihm auf, als er den famosen Anblick sah. Am Straßenrand standen Tausende von Zuscheuern, zu Ehren des Pelotons war die komplette Innenstadt gesperrt. Aber trotz der überwältigenden Kulisse musste er sich noch konzentrieren, denn jetzt fing das Rennen erst an. Bei der ersten Zielpassage wartete der letzte Zwischensprint und diese Gelegenheit ließen sich die schnellen Leute im Feld nicht entgehen.

Nachdem das Feld die ersten Rennstunden nur dahingerollt war, kam jetzt richtig Zug rein. Hushovd hatte den Sprint für sich entscheiden können und gleich darauf waren die ersten Attacken gegangen. Als erstes waren es unter dem großen Jubel der Menge die Franzosen Beneteau und Casper gewesen, kurz später machte Landaluze seine herausragende Stellung als Angreifer deutlich. Aber bisher waren alle Attacken erfolglos geblieben. Die Sprinter hatten schon zu viele Chancen auf Etappensiege ausgelassen und einige hatten noch gar nichts vom Erfolgskuchen der Tour abbekommen. Insbesondere Fassa Bortolo und Credit Agricole erhöhten immer wieder das Tempo und erstickten jeden Angriff schon im Keim. Jede Runde gingen neue Gruppen und nach wenigen Kilometern erfolgte wieder ein Zusammenschluss. Währenddessen kam das Feld dem Ziel immer näher. Die 173 im Rennen verbliebenen Fahrer überquerten immer wieder die Ziellinie, noch vier Runden waren zu fahren, noch 25 Kilometer, dann war die Tour de Lance beendet.

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Postal in Paris

Sie überquerten die Ziellinie jetzt zum letzten mal. Viel Zeit blieb nicht mehr und Lance genoss es noch einmal die Impressionen dieser wunderschönen Stadt auf sich wirken zu lassen. Sie fuhren direkt auf den Triumphbogen zu, um dann im höchsten Tempo wie gewohnt vorher eine scharfe 180°-Kurve zu bewältigen und dann in entgegengesetzter Richtung weiterzufahren. Doch das Sturzrisiko war gering, da die fünfspurige Prachtstraße genug Platz für alle bot. Sie fuhren weiter ihres Weges. Lance interessierte sich gar nicht mehr für die Angreifer, in der Ferne konnte er ein rotes Cofidis-Trikot auf der Flucht erkennen. Die Ausreißer würden ohnehin nicht gegen das Feld bestehen können. Vor ihnen tauchte jetzt der große Obelisk auf dem Place de la Concorde auf. Sie bogen direkt vor ihm nach rechts ab, darauf folgte eine Linkskurve, die sie direkt auf die Parallelstraße zur Seine brachte. Wenn er die Zeit gehabt hätte, hätte er sich nach rechts umschauen und in der Ferne den Eiffelturm erblicken können. Zwischen dem Fluss und den Tuilerien rasten sie der Ziellinie entgegen. Eine Linkskurve folgte, die das Feld von der Seine weg lenkte, dann der Tunnel, der das Feld unter den Tuilerien durchlotste. Als sie wieder über der Erde waren, bogen sie dann gleich wieder links auf die Rue de Rivoli ab. An der Spitze des Feldes fuhr nun der Fassa-Zug von Alessandro Petacchi. Aber das konnte Lance egal sein. Da sie jetzt auf den letzten drei Kilometern waren, griff die Sturzregel, was bedeutete, dass er den Gesamtsieg endgültig sicher hatte. Unter der flame rouge sah er jetzt einen Fassfahrer ausscheren, noch fuhren aber einige vorne. Als sie den Place de la Concorde wieder überquerten und schließlich die letzte Rechtskurve zurück auf die Champs Elysees nahmen, sah Lance schon einige Helfer an sich vorbei zurückfallen. Alles weitere war jetzt die Sache ihrer Kapitäne. Lance konnte die Tour zufrieden ausrollen lassen. Er war am Ziel.

Fassa Bortolo hatte in der letzten Kurve etwas an Schwung einbüßen müssen, Fabio Baldato hatte Petacchi nicht optimal lanciert, so dass auf der rechten Straßenseite drei grüne Männer vorbeihuschen konnten. Stuart O’Grady zog seinen Teamkameraden Thor Hushovd und den in Paris ewig glücklosen Erik Zabel mit sich. Als Petacchi auf die neu entstandene Situation reagieren konnte, hatten ihn bereits zwei weitere Fahrer überholt. Mario Cipollini und Oscar Freire versuchten jetzt auf den letzten Metern mit einer höheren Endgeschwindigkeit an die drei Führenden heranzukommen, aber Credit Agricole fuhr bärenstark. Als O’Grady 200 Meter vor dem Ziel ausscherte, schien Hushovd noch eine Schippe drauflegen zu können. Selbst Erik Zabel, der bisher dominierende Sprinter der Tour konnte das Tempo nicht mitgehen und Hushovd legte einige Meter zwischen sich und seine Kontrahenten. Freire konnte zwar eine unglaubliche Endgeschwindigkeit erreichen, aber er sah dennoch nur das Hinterrad des Norwegers. Thor Hushovd gewann mit deutlichem Vorsprung die Schlussetappe nach Paris. Nach einer misslungenen Tour hatte er wie 2006 den Gesamtsieg davon tragen können. Und als wenige Sekunden später Ullrich und Armstrong nebeneinander die Ziellinie überquerten und mit Thomas Voeckler der letztplatzierte der Etappe im Ziel war, war es vorbei. Die Tour de Lance war beendet.


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Etappen- und Gesamtsieger im Ziel

sciby
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Beitrag: # 6748084Beitrag sciby
10.12.2008 - 17:55

Ich weiß nicht ob es schon vorher gesagt wurde,a ber nun ist es ja wohl eindeutig: Du hast US Postal genommen
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Valverde3007
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Beitrag: # 6748086Beitrag Valverde3007
10.12.2008 - 17:58

Gesamtwertung:
1. Lance Armstrong US Postal 85:53:15
2. Jan Ullrich Telekom 0:18
3. Ivan Basso CSC 5:06
4. Joseba Beloki ONCE 5:42
5. Alex Zülle Banesto 10:33
6. Alexander Vinokurov Telekom 14:18
7. Iban Mayo Euskaltel 14:49
8. Tyler Hamilton US Postal 16:16
9. Fernando Escartin Kelme 16:56
10. Roberto Heras US Postal 17:52
11. Richard Virenque Festina 23:56
12. Pavel Tonkov Mapei 24 :24
13. David Moncoutie Cofidis 25 :25
14. Georg Totschnig Gerolsteiner 27:27
15. Paolo Savoldelli Saeco 27:28
16. Alejandro Valverde Banesto 29:06
17. Christophe Moreau Festina 31:59
18. Victor Hugo Pena US Postal 33:47
19. Laurent Jalabert CSC 36:38
20. Jörg Jaksche ONCE 36:59
21. Michael Rasmussen Rabobank 37:34
22. Jose Enrique Gutierrez Kelme 38:38
23. George Hincapie US Postal 41:19
24. Francesco Casagrande Fassa Bortolo 41:20
25. Sandy Casar FdJeux 42:08
26. Michael Boogerd Rabobank 43:00
27. Jose Azevedo ONCE 43:22
28. Roberto Laiseka Euskaltel 43:54
29. Igor Gonzales de Galdeano ONCE 44:04
30. Andreas Klöden Telekom 44:34
31. Levi Leipheimer Gerolsteiner 46:13
32. Francisco Mancebo Banesto 46:22
33. Kevin Livingston US Postal 47:58
34. Sylvain Chavanel Bonjour 48:22
35. Didier Rous Bonjour 48:35
36. Carlos Sastre CSC 49:42
37. Manuel Beltran Banesto 52:26
38. Jose Luis Rubiera US Postal 1:00:16
39. Oscar Sevilla Kelme 1:02:28
40. Jens Voigt Credit Agricole 1:02:44
41. Leonardo Piepoli Banesto 1:03:56
42. Axel Merckx Mapei 1:05:18
43. Vladimir Belli Festina 1:08:15
44. Thomas Voeckler Bonjour 1:10:43
45. Alexander Botcharov Credit Agricole 1:12:30
46. Kim Kirchen Fassa Bortolo 1:12:38
47. Marcos Serrano ONCE 1:14:11
48. Patrice Halgand Credit Agricole 1:14:51
49. Felix Cardenas Kelme 1:17:06
50. Fabian Jeker Festina 1:17:14

Sprintwertung:
1. Erik Zabel Telekom 214
2. Robbie McEwen Lotto 199
3. Mario Cipollini Saeco 184
4. Oscar Freire Rabobank 179
5. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo 164
6. Baden Cooke FdJeux 153
7. Jan Ullrich Telekom 144
8. Lance Armstrong US Postal 134
9. Thor Hushovd Credit Agricole 125
10. Jean-Patrick Nazon AG2R 121
11. Alejandro Valverde Banesto 119
12. Laurent Jalabert CSC 111
13. Robert Förster Gerolsteiner 110
14. Bernhard Eisel FdJeux 109
15. Alexander Vinokurov Telekom 98
16. Ivan Basso CSC 90
17. Tyler Hamilton US Postal 85
18. Stuart O’Grady Credit Agricole 85
19. Jimmy Casper Cofidis 75
20. Fernando Escartin Kelme 72
21. Jaan Kirsipuu AG2R 70
22. Sylvain Chavanel Bonjour 69
23. Alex Zülle Banesto 63
24. Francesco Casagrande Fassa Bortolo 63
25. David Etxebarria Euskaltel 59

Bergwertung:
1. Christophe Rinero Cofidis 239
2. Ivan Basso CSC 187
3. Jan Ullrich Telekom 179
4. Lance Armstrong US Postal 178
5. Alex Zülle Banesto 127
6. Fernando Escartin Kelme 123
7. Joseba Beloki ONCE 118
8. Marzio Bruseghin Fassa Bortolo 109
9. Alexander Vinokurov Telekom 104
10. Tyler Hamilton US Postal 104
11. Iban Mayo Euskaltel 95
12. Mario Aerts Lotto 94
13. Kurt van de Wouwer Lotto 94
14. Roberto Heras US Postal 92
15. Inigo Landaluze Euskaltel 88
16. David Moncoutie Cofidis 79
17. Jerome Pineau Bonjour 77
18. Christophe Oriol AG2R 73
19. Richard Virenque Festina 66
20. Nicolas Vogondy FdJeux 65
21. Mirko Celestino Saeco 65
22. Maarten den Bakker Rabobank 63
23. Erik Dekker Rabobank 63
24. Ronny Scholz Gerolsteiner 61
25. Leonardo Piepoli Banesto 58

Ausreißerwertung:
1. Inigo Landaluze Euskaltel 1025
2. Walter Beneteau Bonjour 750
3. Kurt v.d.Wouwer Lotto 575
4. Jose Vicente Garcia Acosta Banesto 560
5. Christophe Rinero Cofidis 535
6. Chris Boardman Credit Agricole 535
7. Raivis Belohvosciks Lampre 534
8. Roland Meier Saeco 519
9. Bernhard Eisel FdJeux 500
10. Peter Farazijn Cofidis 496
11. Franck Bouyer Bonjour 402
12. Ronny Scholz Gerolsteiner 391
13. Erik Dekker Rabobank 382
14. Salvatore Commesso Saeco 379
15. Marzio Bruseghin Fassa Bortolo 327
16. Jerome Pineau Bonjour 313
17. Francisco Cabello Kelme 284
18. Leonardo Piepoli Banesto 283
19. Nicolas Vogondy FdJeux 267
20. Mario Aerts Lotto 264
21. Jan Svorada Lampre 256
22. Gianluca Bortolami Lampre 244
23. George Hincapie USPostal 233
24. Victor Hugo Pena US Postal 233
25. Jose Enrique Gutierrez Kelme 233

Teamwertung:
1. US Postal 256:33:05
2. Telekom 1:04:10
3. ONCE 1:11:20
4. Banesto 1:13:32
5. CSC 1:30:19
6. Kelme1:42:15
7. Euskaltel 1:47:26
8. Festina 1:52:26
9. Gerolsteiner 1:53:11
10. Bonjour 2:14:57
11. Mapei 2:43:48
12. Rabobank 2:47:16
13. Fassa Bortolo 3:06:17
14. Cofidis 3:06:56
15. Saeco 3:11:07
16. Credit Agricole 3:21:16
17. AG2R 3:46:49
18. FdJeux 3:54:53
19. Lotto 4:11:06
20. Lampre 5:32:58

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kolli89
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Beitrag: # 6748088Beitrag kolli89
10.12.2008 - 18:02

super storry respekt! :roll: hast du vor eine neue story zu schreiben?

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