Tour de Lance

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Grabba
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Beitrag: # 6729523Beitrag Grabba
8.8.2008 - 1:07

Natürlich tritt jeder in seiner Bestform an, sonst könnte ich auch eine normale Tour spielen.
Und damit sprichst du direkt das ganz große Problem der ganzen Sache an: Du wandelst auf einem extrem schmalen Grad zwischen Realismus und totalem Quatsch. Bisher ist es dir gut gelungen, dich zu halten. Aber wenn die Rennergebnisse kommen könntest du schnell abrutschen. Wenn ein Cippolini plötzlich spritzig ist wie ein 22 jähriger, wenn ein Ullrich der wahrscheinlich seit drei Jahren auf der Couch saß plötzlich gegen einen noch aktiven wie Basso gewinnt, dann kann das halt schnell unglaubwürdig werden.
Ich habe auch keinen Tipp parat, was da helfen kann, denn ich selbst würde mich nicht an so etwas wagen. Aber wie gesagt: Bisher ist es gut gelungen, und entsprechend bin ich auch für den weiteren Verlauf sehr zuversichtlich. Nur achte darauf.

So oder so ist die Idee aber klasse. Und was ich persönlich super finde ist, dass du bereits 22 Seiten vorgeschrieben hast. Daran darf die Allgemeinheit der AAR-Anfänger sich gerne mal ein gutes Beispiel nehmen.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf den weiteren Verlauf der Geschichte! :)

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Style
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Beitrag: # 6729553Beitrag Style
8.8.2008 - 10:29

@grabba, klar ist das etwas unrealistisch. aber ich finde es gut. wenn die jetzt alle so schöecht wären würde valverde zb die tour gewinnen und gut ist. dann hätte er nicht so eine tour/db erstellen müssen. also ich finde das dieser grad des unrealistischen gut ist und zu der geschichte gehört. Die SPannung ist dadurch gegeben. Ist halt so ne generationen db wo alle auf ihren höhepunkten fahren. ich finds cool und fühle mich in die alten zeiten zurückversetzt:)

Valverde3007
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Beitrag: # 6729622Beitrag Valverde3007
8.8.2008 - 14:26

Ein „scheinbar“ wäre in dem Satz angebracht gewesen.
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Landis sich nun zu Wort meldet und gegen Armstrong stänkert, er veranstalte eine "Retortentour"
Grabba ist schon der zweite nach Floyd Landis (Equipe Ausgabe 2), der das Problem erkennt. Natürlich ist es völlig realitätsfremd, dass die besten Fahrer aus einem ganzen Jahrzehnt in Topform gegeneinander antreten. Das war auch von Anfang an klar und Lance bestreitet das auch gar nicht direkt. Er nennt es ein "Event", ein "Spektakel". Es soll das Publikum unterhalten, im AAR die Franzosen, hier die Leser. Deshalb findet die Tour auch in Frankreich statt, weil die französischen Zuschauer es lieber genießen Virenque und Jalabert wieder zu sehen als sich zu fragen, woher die Form kommt. Style wäre ein Vertreter dieser Ansicht. Lieber verzichtet man ein bisschen auf Realismus, als auf die spannendsten Elemente, die Duelle von früher. Die Tour ist nur eine Privatveranstaltung mit dem Geldgeber, dem Organisator Armstrong. Unterstützt von der korrupten L’Equipe wird das ganze als große Rundfahrt propagiert. Welcher Franzose würde eine Tour gucken, welcher User würde einen AAR lesen, bei der Jalabert und Ullrich im Grupetto fahren und vorne Fothen und Bruseghin aufs Treppchen? Das wäre viel größerer Quatsch. Und immerhin könnt ihr auch davon ausgehen, dass Lance den Startern früh genug Bescheid gesagt hat und sie also wieder relativ gut in Form gekommen sind. Der Rest mag ein bisschen inszeniert sein, ist aber notwendig um Nostalgiker zufrieden zu stellen.
Im Verlaufe der Rundfahrt wird es auf jeden Fall Duelle zwischen Zabel und Cipollini, sowie zwischen Basso, Ullrich & Co auf Augenhöhe geben, weil ihr alles andere die Würze nehmen würde.
Jetzt geht es aber weiter mit dem Prolog.




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K.M.: Herzlich Willkommen zur Übertragung der Tour de Lance. Zum heutigen Prolog von Fromentine nach Noirmoutier-en-Ile über 19 Kilometer begrüßen sie ganz herzlich Ulli Jansch und Karsten Migels.
U.J.: Ja, Karsten, aber genug der Willkommensworte, das Renngeschehen geht gerade in die heiße Phase. Momentan führt der Kolumbianer Victor Hugo Pena vom US Postal Team vor Andreas Klöden.
K: Genau und das ist sehr erfreulich. Mal gucken wie sich der Klödi im Laufe der drei Wochen präsentieren kann. Wenn man Klöden erwähnt, muss man ebenso die anderen deutschen berücksichtigen. Sebastian Lang liegt hinter Hincapie auf Platz 4 und Jens Voigt auf Rang 6.
U: Und das ist ja noch nicht alles. Gerade vor dem Start der Liveübertragung ist nämlich ein zyanblauer Blitz bei der ersten Zwischenzeit vorbeigesaust. Uwe Peschel hat mit ein paar Hundersteln Vorsprung den ersten Platz übernommen.
K: Aber da kommt ja ein gewisser Herr Cancellara vorbei und der ist ja immerhin Zeitfahrweltmeister. Mal schauen was das für eine Zeit wird…
U: Ja! Er bleibt vier Sekunden zurück. Und jetzt Scheitern sie reihenweise. Vinokurov, Hamilton, Mc Gee und die Bergflöhe aus Spanien Fernando Escartin und Francisco Mancebo. Die verlieren viel Zeit. Warte mal, ein paar sind schon durch. Hier: Heras hat 2:05 Rückstand, Sastre 2:08, Valverde 2:35.
K: Das ist ja aber auch nicht deren Terrain. Im Gegensatz zum Schotten David Millar! Der sieht aber stark aus. Neun Sekunden hat er noch mal oben drauf gepackt. Und auch Chris Boardman kommt jetzt zu der Marke. Drei Sekunden Rückstand hat der Brite.
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U: Aber die Redaktion aus Paris sagt uns gerade, dass wir eine kleine Werbepause machen, weil die nächsten Fahrer nicht so interessant sind. Zum Start von Jan Ullrich sind wir dann aber zurück.

K: So, da sind wir wieder. Und wie versprochen rollt Jan Ullrich von der Startrampe.
U: Mal sehen was das wird. Er klagt ja wieder über eine Erkältung. Hoffentlich kann er heute mit den besten mithalten.
K: Und zu denen gehört sicher auch David Zabriskie. Aber auch er scheitert an der Zeit von Millar und bleibt sogar hinter Lang zurück.
U: Dafür fliegt der nächste Fahrer nur so heran.
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Und das ist die Bestzeit für Santiago Botero. Er nimmt Millar noch eine Sekunde ab.
K: Ja genau, er hat schon davor Vorsprung vor dem Rest. 18 Sekunden vor Zülle, 14 vor Olano und…
U: Keine auf Ullrich. Ullrich ist vorne. Er kann die Bestzeit noch mal knacken. Da kann jetzt nur noch einer vorbeikommen. Lance Armstrong.
K: Da biegt er schon um die Ecke. Oh, das wird ganz knapp. 7:32 muss er schlagen.
U: 7:31,7:32,7:33, jawohl, Ulle ist vorn. Der Texaner hat eine Sekunde Rückstand.
K: Mal schauen was sich mittlerweile im Ziel getan hat. Das haben wir nur mit einem Auge mitverfolgen können, denn wir achten ja logischerweise hauptsächlich auf die großen Favoriten, Jan Ullrich und Lance Armstrong.
U: Aha. Pena liegt immer noch vorne, dahinter jetzt Galdeano, Peschel und auf 4 immer noch Klöden.
K: Aber da kommen jetzt ja die beiden starken Briten. Zuerst David Millar. Was für eine Duftmarke. Er liegt 22 Sekunden vorne. Da kommt auch Boardman nicht heran. Sollte der Schotte hier seinen zweiten Prolog nach 2000 gewinnen? Jetzt können ihn nur noch drei Fahrer schlagen. Auch die anderen Kapitäne kommen jetzt mit Rückstand ins Ziel. Zubeldia 52 Sekunden, Zülle 50 und Olano 37.
U: Aber du schau mal Karsten. Da hat die Regie gepennt. Botero ist schon im Ziel, vor Millar. 19:41 ist seine Zeit.
K: Das wäre ein Riesenerfolg für den Kolumbianer. Aber jetzt kommt Jan Ullrich mit einer famosen Zeit.
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Mit einem runden Tritt fliegt er Richtung Ziel. Das sollte reichen, das müsste reichen, aber diese Zielgerade täuscht. Die zieht sich immer mehr in die Länge, Jetzt muss er sich schon sehr beeilen, aber er kann die Bestzeit noch knacken. Jetzt kommt er über die Ziellinie und…
U: Knapp hinter Botero. Gerade mal 4 Sekunden. Aber immerhin hat er sich besser verkauft als 2005, wo er auf derselben Strecke von einem gewissen Amerikaner überholt wurde.
K: Stichwort Amerikaner. Da kommt Armstrong. Bei der Zwischenzeit war er eine Sekunde langsamer als Ullrich, wie wird es jetzt aussehen.
U: Der hat auf dem letzten Teil richtig zugelegt. Er stampft ja in die Pedale wie in seinen besten Zeiten. Aber er ist auch noch auf dieser langen Zielgerade, die uns eben schon getäuscht hat.
U: Und er ist zwei Sekunden vor Jan Ullrich.
K: Aber eben auch zwei Sekunden langsamer als Santiago Botero. Damit gewinnt der Kolumbianer die Etappe und bekommt das gelbe Trikot.
U: Damit erhält er das Trikot, dass er in seiner aktiven Zeit bei der Tour nie tragen konnte. Mit seiner Form kann er sogar ein möglicher Kandidat für das Podium in Paris sein. Dennoch, wer heute Zeit verloren hat, kann in den Bergen noch viel gut machen. Die Tour ist noch nicht vorbei.
K: Nein gewiss, das ist sie lange nicht. Und wenn erstmal die Berge kommen, dann wird auch ein Santiago Botero mit großer Wahrscheinlichkeit wieder zurückfallen. Nicht in das Grupetto, so weit wird es nicht kommen, aber gegen die Fahrer wie Armstrong und Ullrich wird er es schwer haben zu bestehen. Doch bis dahin hat er noch einige flache Etappen zu bewältgen.
U: Ja und auf diese Etappen freuen wir uns schon. Für heute müssen wir uns dann aber leider schon mit dem Blick auf die Ergebnisse verabschieden, das Damentennis ruft.
K: Morgen sehen wir uns dann wieder um 14:30 bei Eurosport. Bis dahin Servus, Adieu und Tschüss von Karsten und Ulli.

Tageswertung/Gesamtwertung
1.Santiago Botero Kelme 19:41
2.Lance Armstrong US Postal 0:02
3.Jan Ullrich Telekom 0:04
4.David Millar Cofidis 0:10
5.Chris Boardman Credit Agricole 0:19
6.Victor Hugo Pena US Postal 0:32
7.Igor Gonzales de Galdeano ONCE 0:34
8.Uwe Peschel Gerolsteiner 0:36
9.Abraham Olano Olano ONCE 0:37
10.Andreas Klöden Telekom 0:41

Punktewertung
1.Santiago Botero Kelme 15
2.Lance Armstrong US Postal 12
3.Jan Ullrich Telekom 10

Teamwertung
1.US Postal 1:00:18
2.Telekom 0:23
3.ONCE 0:36


Valverde3007
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Beitrag: # 6729866Beitrag Valverde3007
9.8.2008 - 12:51

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Valverde3007
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Beitrag: # 6730003Beitrag Valverde3007
10.8.2008 - 0:43

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U: Hallo und herzlich willkommen bei der heutigen Übertragung der Tour de France auf Eurosport. Karsten Migels und Ulli Jansch begrüßen sie ganz herzlich zu dem zweiten Teilstück über 181,5 Kilometer von Challans nach Les Essarts. Es herrscht weiterhin gutes Wetter und so ist es heute eher ein Vergnügen bei der Tour zu fahren. Mittlerweile befinden wir uns kurz vor der letzten Bergwertung knapp 13 Kilometer vor dem Ziel.
K: Ja und dieses Vergnügen haben besonders die sieben Ausreißer an der Spitze um Uwe Peschel. Sie haben sich schon bei Kilometer 5 abgesetzt und fahren nun seit knapp 165 Kilometern an der Spitze.
U: Das war ja eigentlich unüblich für die erste Etappe der Tour, dass der erste Angriff gleich Erfolg hat. Normalerweise ist es ja an den ersten Tagen immer üblich, dass die erste Rennstunde sehr schnell gefahren und von vielen Attacken geprägt wird.
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Aber hier sind sie ja auch schon die sieben. Farazijn von Cofidis, der für seinen Kapitän Millar die Zeitbonifikationen abgegriffen hat, damit seine Ausreißerkollegen Chris Boardman und Uwe Peschel nicht im Klassement an ihm vorbeiziehen. Außerdem sind Bramati von Mapei, Bouyer, Landaluze und na wer war noch der siebte.
K: Der Schweizer Rubens Bertogliati und das wird alle unsere Zuschauer aus der Schweiz besonders freuen. Und er ist es auch, der an der letzten Bergwertung das Tempo verschärft.
U: Das ist aber auch notwendig. Denn von den ursprünglich fast zehn Minuten Vorsprung sind nach der Führungsarbeit der Fahrer von Kelme nur noch 50 Sekunden über. Jetzt geht es an der letzten Bergwertung darum, wer sich das Bergtrikot sichern kann.
K: Und das gelingt tatsächlich Uwe Peschel. Er gewinnt im Bergsprint und bekommt so auf seine alten Tage zum ersten Mal das Vergnügen im weißen Trikot mit den roten Punkten zu fahren.
U: Aber es passiert noch etwas an der Bergwertung. Einer von Mapei greift an, achherrje, das ist Pavel Tonkov. Was hat der denn heute vor?
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K: Der will den Sprintern schon ein Schnippchen schlagen und Rückstand aus dem Zeitfahren aufholen. Eine interessante Konstellation. Da müssen die Kapitäne hinten jetzt aufpassen.
U: Oh nein, da hat jemand anderes nicht aufgepasst. Massensturz. Hoffentlich ist da keinem etwas passiert. Das sieht ja böse aus.
K: Gerade wird über Radio Tour vermeldet, dass Alexander Vinokurov in den Sturz verwickelt war. Erneut ein Sturz mit Beteiligung des Kasachen. Doch auch andere große Namen sind betroffen: Richard Virenque, Christophe Moreau, Francesco Casagrande, Jens Voigt, Haimar Zubeldia. Das sind insgesamt knapp sechzig Fahrer. Das ist ganz bitter, wenn man auf diese Art und Weise schon am ersten Tag seine Chancen auf den Gesamtsieg verspielt.
U: Hier sieht man gerade einen, für den das das reinste Deja-vu-Ereignis ist. Michael Boogerd. Bereits bei der Tour 1999, der ersten die Armstrong gewann, stürzte er früh im Rennen auf der Passage du Gois, auch hier in der Gegend.
K: So wie das aussieht, wird es für einen auf keinen Fall weitergehen. David Millar, der bisherige Vierte, muss verletzt aufgeben.
U: Oh Gott, hier sieht man es noch mal, Nazon und Flores verhaken sich und dann purzeln sie wie die Dominosteine.
K: Aber jetzt wieder zum Renngeschehen. Pavel Tonkov ist wieder eingeholt und Saeco baut gerade wieder den berühmten, ja berüchtigten roten Zug auf. Vorne Commesso, dann Celestino, Scirea, Fagnini und schließlich Cipollini. Wenn er den Sprint von vorne fahren kann, dann müsste auch der alte Mann Chancen haben.
U: Aber da kommen auf der anderen Seite die Leute von FdJeux. Das müssten Baden Cooke und Jimmy Casper sein.
K: Und die ziehen vorbei. Da läuft Cipollinis Zug aber noch nicht rund. Der alte Haudegen setzt sich aber gleich bei Cooke ans Hinterrad. Und jetzt geht er vorbei. Mario Cipollini zieht das Ding von vorne.
U: Freire, Freire!
K: Ja, da kommt Oscar Freire außen noch mal und Robbie Mc Ewen, aber Cipollini zieht durch und er gewinnt. Mario Cipollini gewinnt die erste Flachetappe der diesjährigen Tour de Lance vor Oscar Freire und Robbie Mc Ewen.
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U: Ete war auf Platz 4 und ich meine Frösi gesehen zu haben.
K: Ja, da war auch noch Robert Förster so an neunter, zehnter Position. Wir können uns ja noch das Ergebnis anschauen, solange die gestürzten Fahrer noch brauchen.
U: Sogar Platz 8. Die Reihenfolge im Schlussspurt lautet Cipollini, Freire, Mc Ewen, Zabel, Petacchi, dann erst Cooke, der war wohl zu früh im Wind und schließlich Hushovd und Förster. Wie hast du Cipollini genannt? Einen alten Mann. Dafür ist er aber noch ganz fit.
K: Das stimmt wohl. Damit übernimmt Mario Cipollini natürlich auch das grüne Trikot, in dem er dann morgen unterwegs sein darf. Im Bergtrikot fährt Uwe Peschel, in Gelb Santiago Botero.
U: Agressivster Fahrer der Etappe ist Rubens Bertogliati, er führt in der Wertung „Combatif“.
K: Da sind sie, die abgeschlagenen Fahrer. Drei Minuten und 16 Sekunden Rückstand für einige der großen Favoriten. Was hast du vorhin gesagt, Janschi? Es ist ein Vergnügen heute zu fahren?
U: Für die war es sicher am Ende keines mehr. Der Sturz hat sowieso schon Zeit gekostet und dann kam auch noch das hohe Tempo wegen Tonkovs Attacke dazu. Jetzt muss man gucken, ob sie die Zeit in den nächsten Tagen wieder herausholen können.
K: Dann sind wir auch wieder dabei. Jetzt machen wir auch Schluss für heute. Morgen geht es weiter mit dem dritten Teilstück von La Châtaigneraie nach Tours. Einen schönen Abend wünschen Ulli und Karsten.

Tageswertung
1. Mario Cipollini Saeco 4h22:17
2. Oscar Freire Rabobank s.t.
3. Robbie McEwen Lotto s.t.
4. Erik Zabel Telekom s.t.
5. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo s.t.
6. Baden Cooke FdJeux s.t.
7. Thor Hushovd Credit Agricole s.t.
8. Robert Förster Gerolsteiner s.t.
9. Jan Kirsipuu AG2R s.t.
10. Ludovic Cappelle AG2R s.t.

124. Alexander Vinokurov Telekom 3:16
145. Richard Virenque Festina s.t.

Aufgaben: Haimar Zubeldia Euskaltel
David Millar Cofidis
Daniel Atienza Cofidis
Giovanni Lombardi CSC

Gesamtwertung
1. Santiago Botero Kelme 4h41:58
2. Lance Armstrong US Postal.0:02
3. Jan Ullrich Telekom 0:04
4. Victor Hugo Pena US Postal 0:32
5. Igor Gonzales deGaldeano ONCE 0:34
6. Uwe Peschel Gerolsteiner 0:36
7. Abraham Olano ONCE 0:37
8. Andreas Klöden Telekom 0:41
9. George Hincapie US Postal 0:41
10. David Zabriskie CSC 0:44

Sprintwertung
1. Mario Cipollini Saeco 35
2. Oscar Freire Rabobank 30
3. Robbie McEwen Lotto 26
4. Erik Zabel Telekom 24
5. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo 22

Bergwertung
1. Uwe Peschel Gerolsteiner 10
2. Davide Bramati Mapei 8
3. Franck Bouyer Bonjour 7
4. Rubens Bertogliati Lampre 6
5. Inigo Landaluze Euskaltel 5

Teamwertung
1. US Postal 14:07:09
2. Telekom 0:23
3. ONCE 0:36

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Time2Play
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Beitrag: # 6730011Beitrag Time2Play
10.8.2008 - 2:19

Macht echt Spaß zu lesen, werd den AAR aufjedenfall weiter verfolgen =)

Valverde3007
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Beitrag: # 6730072Beitrag Valverde3007
10.8.2008 - 15:06

Frösis Tourtagebuch 2005 hat geschrieben:2.Etappe
"Voll geankert"
Ob ich traurig sei, den Sieg verpasst zu haben, fragte mich heute ein Reporter im Ziel. Gefreut habe ich mich sicher nicht, dass ich im Getümmel stecken blieb, nachdem es bis dahin ganz gut ausgeschaut hat. Aber sowas gehört eben auch zum Renn-Alltag, zum Sport. Mal gewinnt man, mal verliert man. Klar, war ich schon geknickt, eine Chance verpasst zu haben. Aber man darf nicht zuviel negative Energie aufbauen. Pech gehabt? Ja. Aber wer weiß, vielleicht habe ich auch Glück gehabt, dass ich nicht schwer gestürzt bin! Ich bin heil über die Ziellinie gerollt und morgen ist ein neuer Tag. Heute früh habe ich wieder lange geschlafen, was für mich eher ungewöhnlich ist. Ich lasse mich da ein bißchen anstecken von meinem Zimmergenossen Fabian Wegmann. Nach dem Frühstück haben wir uns fertig gemacht und sind zum Start gefahren in den Autos. Das war eine relativ lange Anfahrt, aber wir sind super durchgelotst worden. Bei der Mannschaftsbesprechung wurde festgelegt, dass Peter Wrolich für mich fährt im Sprint. Das hat "Paco" super gemacht. Wenn ich bis 300 Meter an seinem Hinterrad gewesen wäre, wer weiß. So ein Anfahrer hat mir beim Giro gefehlt. Ich habe mich daher auch besonders geärgert, dass ich das nicht besser umsetzen konnte. Das Rennen begann erst mal mit einem kleinen Mißgeschick: Mein Vorbau war schief, aber das hat unser Mechaniker schnell noch in der Neutralisationsphase hingekriegt. Für solche Dinge ist Funk schon super. Das Wetter wurde immer heißer und das Rennen auch. Es begann sehr nervös und hektisch. Da fragt man sich oft, was manche Aktionen sollen. Völlig sinnlose Sachen von Klassementfahrern, wo es für die doch bei so einer Flachetappe um gar nichts geht. Genervt haben mich die vielen Kreisverkehre, an die ich mich erst noch gewöhnen muss. Ständig abbremsen, anfahren. Da verliert man Körner. Meine Beine waren heute erst mittelmäßig, dafür im Finale aber ganz gut. Ab 5000 Meter habe ich das Hinterrad von Paco genommen. Bis 1500, da war dann eine Lücke, durch die wir nicht zu zweit durchgepasst haben und ich ihn verloren habe. Drängeln ging nicht. Man muss als Rennfahrer da immer abwägen, ob man da einen Sturz riskiert oder nicht. So hing ich dann recht weit hinten, an 25. Position, aber ich war guter Dinge, wieder nach vorne zu kommen, denn es hat nicht eine Mannschaft voll gepowert. 800 Meter vor Schluss ist der kleine Franzose Dumoulin voll auf einen vor ihm rausgehenden Anfahrer geknallt. Ich gleich dahinter und voll geankert. Das wars. Morgen heißt es: Neuer Tag, neues Glück. Man muss sowas schnell abhaken. Man ärgert sich ohnehin viel mehr, wenn man Dritter wird und hat das Gefühl, der Sieg war drin. Ich bin bis ins Ziel reingerollt und kam nicht weit, gleich wollten alle Interviews. ARD, ZDF, Hörfunk. Medienmäßig ist das schon ne andere Liga als beim Giro. Das Rennen war im Finale aber aus meiner Sicht nicht anders als beim Giro. Ich habe nach meinen Ergebnissen in Italien schon öfter Sprüche gehört wie: Giro kannst Du nicht mit der Tour vergleichen. Am Anfang, vom Start weg wird sicher deutlich härter gefahren und zwischendurch gibts auch keine allgemeinen Pinkelpausen wie beim Giro. Aber im Finale ist das kaum ein Unterschied. Jedenfalls nach meiner bescheidenen Erfahrung von einer Etappe. Bin mal gespannt, wie es weitergeht. Ich möchte beweisen, dass ich es auch hier vorne reinfahren kann. Ich weiß, dass ich das drauf habe. Boonen war heute ein verdienter Sieger. Er hat eine starkes Team und er war der Schnellste. McEwen hätte ich stärker eingeschätzt, aber er hat sich wohl heute ein bißchen verrechnet mit seinem frühen Antritt. Morgen gibts sicherlich den nächsten Sprint. Ich hoffe darauf. Eigentlich muss es morgen bei mir klappen, denn heute waren nur die Sicherheitsnadeln, mit denen die Startnummer am Trikot festgemacht sind schuld. Die habe ich ausgewechselt. Abergläubische Spinnerei. Aber man weiß ja nie...! Drückt mir die Daumen, bis morgen!
Frösis Tourtagebuch(4)
Na das war doch ein guter Beginn. Wir haben das Bergtrikot. Uwe wird auf seine alten Tage anscheinend immer besser, wie guter Wein. Ich bin zwar nicht ganz zufrieden, weil ich etwas eingebaut war und sicher weiter vorne gelandet sein könnte, aber ein achter Platz ist bei der Konkurrenz doch beachtlich. Es ist schön zur Abwechslung mal mit Cipollini zu fahren und nicht gegen diese jungen Chaossprinter Marke Cavendish. Bei Cipo geht alles geordnet zu. Ob bei der Sprintvorbereitung oder der Bildung eines Gruppettos, er hat alles im Griff.
Aber das ist ja das interessante an der Tour. Die alten Hierarchien bestehen hier immer noch. Saeco und Fassa bestimmen die Flachetappen und in den Bergen wird auch wieder alles von US Postal bestimmt werden, wie immer. Aber an die Berge will ich noch gar nicht denken. Zuerst versuche ich noch meine Chancen in der ersten Woche zu nutzen, bevor die Quälerei anfängt.
Einige werden sich gar nicht mehr quälen dürfen. Als die Ausreißer um Uwe eingeholt wurden, hat dieser verrückte Russe Tonkov einfach mal angegriffen. Da ist natürlich sofort Hektik ausgebrochen. Ich fuhr an etwa 30. Stelle im Feld, da schlenkert vor mir plötzlich der junge Nazon, fährt einen von Euskaltel über den Haufen und direkt purzelt einer über den anderen. Ich konnte zum Glück auf der anderen Seite vorbeifahren, aber andere hatten nicht so viel Glück. Damals hatte mir so ein Sturz noch eine gute Platzierung verdorben, heute hat er mich zum Glück kaum behindert.
Leider hat Saeco dann vorne richtig draufgetreten und die meisten Sprinter hatten Schwierigkeiten die durch den Sturz verlorenen Positionen zurückzuerobern. Hasi hat mich dann bis 1000 Meter wieder nach vorn gebracht und bei Freire am Hinterrad abgesetzt. Im Finale hatte ich dann aber nicht mehr die Beine, der Kampf um eine vordere Position hatte mich zu sehr geschlaucht. Cipollini hat das Ding dann von vorne nach Hause gebracht. McEwen und Frerire waren zwar klar schneller als er, hatten die höhere Endgeschwindigkeit, doch an Cipollini sieht man, was Erfahrung und Taktik bringen können. Die jungen haben ihn wohl ziemlich unterschätzt. Der alte Fuchs ist trotz seiner 41 Jahre immer noch ein ernst zunehmender Gegner. Mangelnde Spritzigkeit kann er durch eine ideale Sprintvorbereitung durchaus wettmachen.
Medienmäßig, wie ich es 2005 so schön genannt habe, steht diese Tour über der Tour de France. Heute durfte ich im Ziel schon wieder fünf Interviews mit verschiedenen Reportern machen. ARD und ZDF waren wieder dabei, aber auch ein anderer deutscher Privatsender, dann Eurosport und ein französischer. Die Journalisten stürzen sich hier wie Löwen auf uns Fahrer. Besonders wenn es eine Etappe mit so vielen Überraschungen gibt: Der Sieg Cipollinis, der Angriff Tonkovs und der Sturz der Favoriten.
Dieser Sturz hat schon einige der Kapitäne zurück- oder sogar rausgeworfen. Euskaltel hat mit Zubeldia einen ganz wichtigen Mann für die Berge verloren, Cofidis mit Millar seinen besten Mann und ein Haufen Favoriten ist zurückgefallen. Von uns hat es nur Beat Zberg erwischt, dem geht es aber den Umständen entsprechend gut. Ein paar Schürfwunden, mehr nicht.
Andere hat es schlimmer erwischt. Festina war zum Beispiel mit acht Fahrern in den Sturz verwickelt, da muss man sehen, wie es Moreau und Virenque in den nächsten Tagen geht. Vinokurov sieht noch schlimmer aus als letztes Jahr bei der Tour, der hat wieder ganz dicke Verbände um die Knie. Mal sehen was die noch ausrichten können.
Für die gestürzten gibt es erst einmal eine Chance sich zu erholen, bevor in zwei Tagen das Mannschaftszeitfahren wartet. Morgen sollte der Tag ruhiger werden, es geht nach Tours und dort endet die Etappe mit der schönen, bekannten Zielankunft von Paris-Tours. Das ist zwar eher eine Angelegenheit für Petacchi, Zabel und Cipollini, ich werde trotzdem versuchen mein bestes zu geben. Hoffentlich kann ich mich steigern. Bis demnächst.
Euer Frösi

Valverde3007
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Beitrag: # 6730123Beitrag Valverde3007
10.8.2008 - 19:49

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Schnuider
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Beitrag: # 6730160Beitrag Schnuider
10.8.2008 - 22:24

bei deinem letzten post haben sich zwei kleine fehler eingeschlichen.
zum einen solltest du den namen des siegers, in diesem fall cipollini, in deinem oberen artikel auch im artikel selbst erwähnen, nicht nur in der überschrift. zum anderen hast du geschrieben, vino sei bei der tour de france 2008 gestürzt und nicht bei der tour de lance 2008

Valverde3007
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Beitrag: # 6730433Beitrag Valverde3007
12.8.2008 - 17:04

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K: Guten Tag zur heutigen Liveübertragung der 3. Etappe der Tour de Lance über 212 Kilometer von La Chataigneraie nach Tours. Wir haben heute wieder wunderschönes Wetter und es sind großartige Vorraussetzungen für ein spannendes Radrennen gegeben. Die Etappe wurde heute etwas ruhiger angegangen als die gestrige, weil einige Fahrer noch unter ihren Sturzverletzungen litten.
U: Aber ein Österreicher schaffte es dann einen erfolgreichen Angriff zu setzen. Bernhard Eisel setzte sich zunächst alleine ab, bekam kurze Zeit später Besuch von drei weiteren Fahrern. Der eine war Raivis Belohvosciks vom Lampreteam und dann waren noch zwei interessante Leute dabei.
K: Ja genau. Und zwar zwei Ausreißer von gestern Chris Boardman und Inigo Landaluze. Die kämpfen wohl um die Ausreißerwertung, in der momentan Inigo Landaluze die virtuelle Führung übernommen hat. Er hat bislang exakt 308 Kilometer an der Spitze zurückgelegt. Nebenbei hat er sich heute auch das Bergtrikot von Uwe Peschel geholt.
U: Das war aber auch eine verdammt knappe Angelegenheit. Vor der letzten Steigung als die vier vorne nur noch eine Minute Vorsprung hatten, hatte er Defekt und wäre beinahe vor der Bergwertung eingeholt worden und hätte damit auch das Bergtrikot verschenkt.
K: Und hier sehen wir die Bilder von der letzten Bergwertung.
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U: Hier konnte sich Chris Boardman noch einmal die volle Punktzahl holen und mit 14 Zählern mit Landaluze gleichziehen.
K: Für die Zuschauer, die sich noch nicht im Internet oder anderswo informiert haben, bei dieser Tour gibt es wieder die alte Punktevergabe in der Bergwertung. Für eine Bergwertung der vierten Kategorie gibt es also 5,3 und einen Punkt, für eine der dritten 10,7,5,3 und einen, für einen der zweiten 20, erste Kategorie bedeutet 30 Zähler und ein Anstieg außer Kategorie gibt 40 Punkte.
U: Außerdem werden die Punkte am Schlussanstieg nicht verdoppelt, also entspricht das System eher den Armstrongjahren, als dem heutigen System, was wohl damit zusammenhängt, dass Jalabert und Virenque so höhere Chancen eingeräumt werden.
K: Genau aber jetzt wieder zum Renngeschehen. Soeben wird mit Bernhard Eisel der letzte Ausreißer eingeholt, der sich nach der letzten Sprintwertung von seinen Ausreißerkollegen abgesetzt hat. Aber jetzt bestimmen die Männer von Saeco das Tempo in der Spitze und es wird wohl keiner mehr wagen anzugreifen, so wie Tonkov gestern.
U: Und auf der von uns aus gesehen rechten Straßenseite formiert sich jetzt schon der FdJeux-Zug mit Jacky Durand, Bradley Mc Gee, Jimmy Casper und Baden Cooke. Mal sehen, ob die heute mehr Glück haben als gestern.
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K: Und direkt dahinter befindet sich Frösi, Robert Förster. Das ist eine sehr, sehr gute Aussicht für den Sprinter vom Team Gerolsteiner. Er liegt an vierter, fünfter Position direkt am Hinterrad des Australiers. Dahinter die komplette Sprinterelite mit Robbie McEwen, Thor Hushovd und Mario Cipollini. Und auf der rechten Seite wird auch gerade Erik Zabel nach vorne gebracht.
U: Hoffentlich kommen die gut durch die letzte Kurve, die nicht mehr dem Streckenverlauf von Paris-Tours entspricht.
K: Sicherlich werden sie das. Und jetzt eröffnet Jimmy Casper den Sprint, zieht noch Baden Cooke mit, aber dahinter kommt schon Frösi, der zieht vorbei und ist jetzt vorne, jetzt fährt er durch die letzte Kurve und das müsste reichen, das sollte reichen.
U: Aber jetzt kommt Mc Ewen.
K: Und Ete, Ete Zabel geht vorbei und setzt sich auf den letzten 20 Metern noch an die Spitze. Und er gewinnt. Erik Zabel gewinnt die dritte Etappe der Tour.
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U: Da hat er es seinen Kritikern aber mal wieder ordentlich gezeigt. Heute hatte gegen ihn keiner eine Chance.
K: Nein, das hatte sicher keiner. Er ist hier heute gesprintet wie in alten Tagen.
U: Aber auch Robert Förster hat hier eine ausgezeichnete Leistung abgeliefert. Platz 3 ist für ihn sehr ordentlich. Vielleicht kann er sich ja auch noch steigern. Du sag mal Karsten, müsste Ete jetzt nicht auch grün haben?
K: Sicher hat er das. Cipollini und Freire waren heute ja weit zurück. Platz 6 und 11 für die beiden.
U: Eine gute Bilanz für die deutschen Fahrer bisher. Ullrich dritter im Prolog, dann Peschel im gepunkteten Trikot, Zabel in Grün und mit Etappensieg und der dritte Platz für Robert Förster. Dann hoffen wir mal, dass es morgen im Mannschaftszeitfahren so weiter geht.
K: Du sagst es. Morgen sind wir natürlich wieder dabei und berichten hier live auf Eurosport. Bis dahin Servus, Adieu und Tschüss wünschen Karsten und Ulli.

Tageswertung
1. Erik Zabel Telekom 4h57:12
2. Robbie McEwen Lotto s.t.
3. Robert Förster Gerolsteiner s.t.
4. Thor Hushovd Credit Agricole s.t.
5. Jean Patrick Nazon AG2R s.t.
6. Mario Cipollini Saeco s.t.
7. Baden Cooke FdJeux s.t.
8. Paolo Bettini Mapei s.t.
9. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo s.t.
10. Jimmy Casper FdJeux s.t.
...
167. Oscar Sevilla Kelme +5’45

Gesamt:
1. Santiago Botero Kelme 9h39:10
2. Lance Armstrong US Postal 0’02
3. Jan Ullrich Telekom 0’04
4. Victor Hugo Pena US Postal 0’32
5. Igor Gonzales de Galdeano ONCE 0’34
6. Uwe Peschel Gerolsteiner 0’36
7. Abraham Olano ONCE 0’37
8. Andreas Klöden Telekom 0’41
9. George Hincapie US Postal s.t.
10. David Zabriskie CSC 0’45

Grün
1. Erik Zabel Telekom 59
2. Robbie McEwen Lotto 56
3. Mario Cipollini Saeco 56
4. Oscar Freire Rabobank 45
5. Robert Förster Gerolsteiner 44
6. Thor Hushovd Credit Agricole 43
7. Baden Cooke FdJeux 39
8. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo 39
9. Paolo Bettini Mapei 33
10. Jimmy Casper FdJeux 28

Berg
1. Inigo Landaluze Euskaltel 14
2. Chris Boardman Credit Agricole 14
3. Uwe Peschel Gerolsteiner 10
4. Bernhard Eisel FdJeux 10
5. Davide Bramati Mapei 8

Combatif
1. Inigo Landaluze Euskaltel 308
2. Chris Boardman Credit Agricole 300
3. Rubens Bertogliati Lampre 168


Ein Hotelzimmer in der Nähe von Paris
Nick hatte genug. Er wollte nicht mehr den distanzierten, langweiligen und auf deutsche Fahrer fixierten Kommentar hören, er wollte mehr. Die vergangenen Tage hatte er schon damit geliebäugelt, aber jetzt stand sein Entschluss fest. Er wollte zur Tour. Morgen würde es losgehen.

So, Ulli und Karsten werden erstmal ausrangiert, dafür treten bei der nächsten Etappe andere Berichterstatter auf.[/b]
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 12.8.2008 - 19:01, insgesamt 1-mal geändert.

matze298
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Beitrag: # 6730456Beitrag matze298
12.8.2008 - 18:57

Schöner BEricht. Mal schauen, was dann so noch kommt ^^

Übrigens: Peschel war in Rot-weiß und nicht in Gelb, wie du versehenltich schriebst!

Valverde3007
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Beitrag: # 6730550Beitrag Valverde3007
13.8.2008 - 4:15

Frösis Tourtagebuch 2005 hat geschrieben:Pech im Sprint -- und Armstrong geärgert
Nach der Ziellinie ist vor der Ziellinie, ist das Motto heute. Es hat wieder nicht geklappt. Ich hatte gute Beine. Sechster Platz - und das paktisch ohne zu treten. Ich war völlig eingeklemmt, keine Chance, noch rauszukommen. Schade, dass nach gestern nun schon die zweite Chance weg ist. Es ist zum verrückt werden. Ein Quäntchen fehlt immer. Ich würde doch zu gerne mal sehen, wo ich lande, wenn ich richtig mitsprinten kann. Und dabei war doch heute bei der ARD Frösi-Tag... Mit zwei Ü-Wagen ist der MDR zuhause bei meinen Eltern aufgetaucht. Meine Freundin, meine Eltern wurden interviewt. Da war richtig was los in unserer Kleinstadt Markkleeberg. Super Geschichte für mich. Trotzdem: Im Rennen blende ich diesen Trubel ganz aus. Da darf man gar nicht drandenken. Man würde sich da am Ende völlig verrückt machen. Die Etappe heute war nicht leicht. Der Kurs ging nur hoch und runter. Schnell war es, 46er Schnitt - und das auch noch nach einer kurzen Nacht, weil ich nicht richtig schlafen konnte. An den Anstiegen gings bei mir nicht so flüssig. Da mag ich jetzt lieber gar nicht an die großen Berge denken. Im Sprint ist Wrolich gut für mich gefahren. Ich hatte gute Beine, die lange Zielgerade war viel besser, als ich befürchtet habe. Alles prima, bis ich dann in der Falle saß. Ringsrum Leute, kein Durchkommen. Paco (Wrolich) hat das Loch gefunden und wurde Zweiter. Super Ergebnis für ihn! Ich rolle im Pulk als Sechster über die Ziellinie. Da ärgert man sich schon gewaltig, zumal ich mich gut gefühlt habe. Spekulieren, was hätte rausspringen können, will ich nicht. Aber ich bin irgendwie neugierig: Wie weit käme ich, wenn alles passt? An Positivem nehme ich heute mit, dass ich wieder vorne dabei war als es um den Sieg ging. Immerhin. Das gibt mir die Motivation für die nächsten Sprints. Stimmung und Atmosphäre bei der Tour de France sind schon wahnsinnig. Soviele Zuschauer! Und ich bin jetzt noch in einer Verfassung, in der ich das genießen kann. Wenn ich in den Bergen auf Halbmast fahre, ist das mit dem Genießen deutlich schwerer... Einerseits ist es supertoll, dass soviele Fans an der Strecke sind. Aber andererseits ist es auch sehr gefährlich. Die Zuschauer bilden ein "V" auf der Strasse und machen meist erst im letzten Moment auf, wenn wir rankommen. Viele fotografieren und unterschätzen beim Blick durchs Objektiv die Geschwindigkeit. Und wir brettern da mit 50, 55 Sachen ran. Irgendwann knallt es mal richtig. Eine ganz lustige Anekdote gab es heute auch noch. Im Feld unterwegs war wie immer viel Gedränge. Irgendwannn kommt von hinten einer von Discovery (Beltran), schneidet mich und drängelt sich genau vor mir rein. Naja, kommt schon mal vor. 5km weiter wieder einer von Discovery, der rempelt mich auch noch so ein bißchen an. Als dann kurz darauf schon wieder einer von Discovery amkommt, denke ich: So Kamerad, jetzt reichts. Ich fahre den Ellenbogen raus und mache den Breiten. Hoppla, das war aber dann ausgerechnet Armstrong höchstpersönlich... Der hat hat ganz böse geschaut und hat sich gleich bei Levy Leipheimer erkundigt, was denn sein komischer Teamkollegen da für ein Problem habe... Morgen das Teamzeitfahren, das ist ja nun gar nicht mein Ding. Ich bin im Februar bei der Mittelmeer-Rundfahrt ein Teamzeitfahren gefahren, aber das war natürlich unwichtig im Vergleich zu morgen. Ich werde versuchen, unsere starken Rouleurs wie Michel (Rich) und Lang nicht allzu sehr zu stören. 50km gehts mit Vollgas, denke ich. Dann könnte ich aussteigen, weil ich die dann zu sehr bremsen würde. Mal schauen, was morgen bei der Teambesprechung dazu gesagt wird. Wir fahren zwischen T-Mobile und Phonak, das wird auf jeden Fall interessant. Bis morgen!


Frösis Tourtagebuch(5)
Schon am zweiten Tag mit Massensprint auf dem Podium, das ist ein gutes Zeichen für die Form und die Moral. Dabei ging der Tag gar nicht gut los. Das Rennen begann enorm schnell. Die erste Stunde hatte ich fast nur 60 auf dem Tacho. Ich hing hinten wie ein Fähnchen im Wind in der Reihe. Habe gar nichts mitgekriegt, was vorne passiert. Als dann die Gruppe weg war, hat es sich etwas beruhigt. Dann begann der angenehme Teil. Ich hab ein bisschen mit alten Bekannten geplaudert, Jens Heppner, Udo Bölts etc. Einigen fällt es ganz schön schwer sich wieder im Feld zurechtzufinden. Die freuen sich sogar ein bisschen auf das Mannschaftszeitfahren morgen, wenn sie nur zu neunt fahren. Andere Fahrer wie ich fühlen sich im vollen Feld wohler. Für diesen Typ Rennfahrer wird das Mannschaftszeitfahren eine einzige Tortour.
140 Kilometer vor dem Ziel ging es dann aber schon wieder los. Die Ausreißer waren acht Minuten weg, Kelme bekam kalte Füße und machte wieder Dampf im Feld. Als Resultat hatten wir die Ausreißer schon vor der 25-Kilometermarke gestellt. Danach nahm dann natürlich keiner mehr raus und wir sind weiter Richtung Ziel gebrettert. Für die letzten 25 Kilometer haben wir keine halbe Stunde gebraucht.
Kurz vor dem Ziel kam dann wieder die Stelle, wo ich damals Armstrong geblockt hatte. Ein bisschen musste ich da schon schmunzeln, als ich an damals dachte. Das Schmunzeln wurde aber schnell zu einem kleinen Lachen, denn tatsächlich kam der Texaner diesmal wieder nach vorne und versuchte sich vorbeizudrängeln. Als ich wohl etwas zu provokant Platz machte und ihn vorbeiwinkte, bekam Levi erneut eine Anfrage, was sein Kollege denn für Probleme habe und ob ich Spaß daran habe den Veranstalter der Tour zu veräppeln.
Vier Kilometer vor dem Ziel hat Hasi mich übernommen und mich mustergültig nach vorne pilotiert. Am letzten Kilometer hatte ich dann eine ideale Position. Vor mir hat FdJeux wieder seinen Zug aufgebaut, ich war gleich hinter Cooke. Der eröffnete 300 Meter vor dem Ziel den Sprint. Zu früh denke ich mir, warte noch im Windschatten und gehe dann 150 Meter vor dem Ziel vorbei. Erst habe ich voll durchgetreten, aber als ich dann 50 Meter vor dem Ziel merkte, dass ich immer noch vorne war, wurden mir die Beine etwas schwer. Das war wohl die oft zitierte Angst vor der eigenen Courage. Kurz vor der Ziellinie kamen dann noch Ete und Mc Ewen vorbei. Schade, dass es nicht ganz gereicht hat, wenigstens hat Erik gewonnen, dem ist der Sieg wirklich zu gönnen, nachdem er in den letzten Jahren so viel Kritik einstecken musste, weil er häufig nur zweite und dritte Plätze erreichte. Hauptsache nicht McEwen, der hat sich damals alle Sympathien bei unserem Team verloren, als er Hasi nach seinem Sturz bei der Tour vor einigen Jahren angemeckert hatte.
Im Anschluss bekamen Ete und ich dann den Vor- beziehungsweise Nachteil dieser Tour zu spüren. Keine Kontrolle. Dadurch hat man zwar eine gewisse Zeitersparnis, aber in den Bergen bleibt ein ungutes Gefühl. Dennoch scheint alles sauber zuzugehen, sonst wäre ein dritter Platz für mich schwer gewesen. Uwe hat heute leider sein Bergtrikot verloren. Landaluze war heute schon wieder in der Ausreißergruppe, was unser Trikotträger in der Anfangsphase erfolglos versucht hatte. Den mussten wir später wieder aufmuntern, genau wie mich, denn ein bisschen deprimiert war ich schon. Heute bin ich den perfekten Sprint gefahren und wurde nur dritter. Aber vielleicht habe ich ja auf den nächsten Etappen mehr Glück. Die Tour ist ja noch lang.
Bis demnächst.
Euer Frösi

Valverde3007
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Beitrag: # 6730557Beitrag Valverde3007
13.8.2008 - 7:20

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Valverde3007
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Beitrag: # 6730753Beitrag Valverde3007
14.8.2008 - 0:02

So, ein paar Änderungen:
1. Ab jetzt werden die bisherigen Kommentatoren Jansch und Migels abgelöst. Einerseits durch ein Duo, das in den nächsten Posts genauer vorgestellt wird, andererseits durch einen US Postalfahrer, der aus dem Feld berichtet. (zur Anmerkung Time2Play im nächsten Post: Es ist nicht Lance, nehmt ihn erst einmal als abstrakten Fahrer, der für alle George Hincapies und Victor Hugo Penas dieser Welt steht an. Er bekommt nicht seinen Namen, damit er nicht zu viel Charakter bekommt, sondern für die perfektionistische Maschinerie des Teams steht. Im Laufe der Geschichte wird man sich ein ungefähres Bild machen, wer es genau sein könnte, aber wenn die Auflösung überhaupt kommt, dann erst in Paris.) Damit werden die Rennberichte länger, die nächsten fünf fertigen Etappen haben bis auf eine Ausnahme einen Umfang von 1500-2500 Wörtern.
2. Eventuell kann es sein, dass Nick die Equipe jetzt abbestellt, weil er ja selber zur Tour fährt. Wenn aber andere Equipeleser die Zeitung wahnsinnig spannend oder informativ finden, kann sie weiterhin veröffentlicht werden.
Grund für die Änderungen ist, so komisch das klingt, dass dies eigentlich nur ein Probe-AAR sein sollte. Anschließend sollte dann ein Karriere-AAR folgen. Weil ich es aber selber nicht mehr erwarten kann, die Charaktere einzubringen, weil ich sie später sonst nicht mehr so facettenreich vor Augen hätte und weil ich Karsten und Ulli unglaublich langweilig finde, gibt es jetzt einige Änderungen im Personal.
Lange Rede kurzer Sinn, der AAR soll sich so langsam vom Rundfahrt-AAR zum Karriere-AAR entwickeln. Ich hoffe das gelingt mir in angemessener Weise.
Feedback zu dem Wechsel würde mich freuen, weil ich ja schon das Konzept der ersten Posts etwas umstürze.


Einer für alle - alle für einen

Bild

Nick parkte sein Auto in der Nähe des Ziels und machte sich auf den kurzen Fußweg zur Ziellinie. Er suchte sich eine Neunziggradkurve knapp hundert Meter vor dem Ziel, von der aus er auf der einen Seite den Zieleinlauf gut sehen konnte und der anderen Richtung sogar noch die flame rouge, unter der bereits ein Fahrer auftauchte. Ein Fahrer? Jetzt schon? Es war doch erst halb zwei und mit Lampre startete das erste Team um 14:20. Der Radler kam mit relativ gemäßigtem Tempo näher, wobei er immer wieder den Zuschauern zuwinkte. Als er an Nick vorbei fuhr, konnte er einen Blick in das Gesicht des wie sich herausstellte sehr jungen Mannes werfen. Er sah aus wie eine jüngere Ausgabe von Oscar Sevilla, Engelsgesicht, eine eher zierliche Figur eines Bergfahrers. Man konnte ihn wie den Spanier vom Alter her nicht richtig einordnen, er schien aber zwischen 18 und 21 Jahren alt zu sein. Jetzt zog er einen letzten Sprint an, fuhr mit erhobenen Armen über die Ziellinie und ließ sich von den Massen feiern. Das Publikum jubelte ihm bereits jetzt stürmisch zu, weil er es an den Ordnern und der Polizei vorbei geschafft hatte und für so gute Unterhaltung gesorgt hatte. Wenn die Stimmung bereits jetzt so gut war, wie sollte sie erst im Finale des Rennens werden, wenn die Stars hier vorbei kommen würden? Es schien auf jeden Fall eine atemberaubende Atmosphäre zu entstehen. Er beglückwünschte sich still zu seinem brillianten Entschluss Migels und Jansch hinter sich zu lassen und die Tour hautnah zu verfolgen.

Die Stimme eines deutschen Reporters, eines gewissen Karsten Migels, schallte aus dem kleinen Fernseher im Teambus des US Postal-Teams. Obwohl er kein Wort verstand, hörte er den Enthusiasmus aus der Stimme, mit der er das US Postal-Team zum Tagessieg schrie. Genau so müsste es heute auch laufen, ein perfektes Rennen um wieder alle in die Schranken zu weisen und vor den Bergen Vorsprung zu gewinnen. Lance hatte wie damals zwei Sekunden Rückstand, 2005 auf Zabriskie, jetzt auf Botero, aber dessen Mannschaft war lange nicht so stark wie CSC mit den exzellenten Zeitfahrern David Zabriskie und Jens Voigt. Er stieg aus dem Bus aus und ging in Richtung der Rollen des Teams. Jetzt galt es sich warmzufahren, die Konzentration aufzubauen. Um 15:55 sollte das Team starten und dann verlangte Lance von jedem Teammitglied, dass es sich optimal einbrachte und perfekt für seinen Chef arbeitete. Heute gab es die Chance Gelb zu erobern und sie sollte genutzt werden.

„Das wird nichts mehr mit Festina, die haben einfach nicht mehr die Qualität von früher“, hörte er die enttäuschte Stimme hinter sich behaupten. Soeben war das Team von Virenque begleitet von dem ungläubigen, entsetzten Stöhnen der Franzosen ins Ziel gefahren. Man lag sogar hinter der Lampremannschaft zurück, dem wohl schwächsten Team des Rennens, obwohl dieser Titel jetzt Festina gebührte. Dennoch blieb dem Informanten eine Hoffnung: „Aber noch haben wir ja einen im Rennen. Credit Agricole hat gerade die Führung bei der letzten Zwischenzeit übernommen. Da liegen sie über eine Minute vor Kelme.“ Das bedeutete momentan das virtuelle gelbe Trikot für Julich. Aber es kamen ja noch Telekom, CSC, US Postal, ONCE und Gerolsteiner.
Überrascht von den Informationen des jungen Mannes, drehte er sich um und versuchte die Quelle der Infos von der Strecke zu finden. Erstaunt stellte er fest, dass es der war, der vorher mit seiner Einlage das Publikum belustigt hatte. Der Showfahrer hatte ein kleines Radio in der Hand, das er sich beinahe krampfhaft ans Ohr hielt um in dem erhöhten Lärmpegel etwas zu hören. Er stellte sich zu ihm und versuchte auch etwas zu hören.
„Neugierig?“ Er wurde breit angegrinst. „Wenn du auch was von der Strecke erfahren willst, musst du nur fragen.“ Das Angebot nahm er dankend an und so bekam er nun mit, was er kaum glaubte. Das Spezialistenteam von Telekom um seine drei Kapitäne, schaffte es wieder einmal in einem Mannschaftszeitfahren zu versagen. Sie lagen hinter Credit Agricole zurück und drohten nun sogar von den Basken von Euskaltel überholt zu werden. Das hatte sich Jan Ullrich sicher anders vorgestellt.

„Telekom verliert. Die sind nur noch zu siebt. Heute können wir Ullrich schaffen.“
Die aufgeregte Stimme von Johan Bruyneel, ihrem sportlichen Leiter, ertönte über Funk. Ullrich war also geschafft. Bei der ersten Zwischenzeit hatten sie vorne gelegen, jetzt musste er aufpassen, dass die Konzentration nicht absank und er nicht nachlässig wurde. Aber das war auch gar nicht nötig. Denn die nächste Nachricht über Funk, war ein Schock. Sie waren auf Platz vier zurückgefallen. Sie hatten sich zu sicher gefühlt und mussten dafür bezahlen. Das würde in den Bergen nicht mehr passieren, aber heute waren sie dabei ihre große Chance zu vergeben. Wütend löste er seinen Vordermann ab und beschleunigte das Tempo. Er musste ein Zeichen setzen, das Tempo musste wieder höher werden. US Postal durfte im Zeitfahren keine Zeit einbüßen.
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 14.8.2008 - 1:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag: # 6730756Beitrag Time2Play
14.8.2008 - 0:19

Man weiß im letzten Teil nicht ganz, wer der "er" ist, ich denke mal Lance Armstrong, aber das ist schon verwirrend, wenn du vorher von Johan Bruyneel redest und am Anfang von Nick in der Ich - Perspektive gesprochen wird ;)

Valverde3007
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Beitrag: # 6730781Beitrag Valverde3007
14.8.2008 - 11:41

„Armstrong verliert. Der fährt im Moment langsamer als Ullrich. Gerolsteiner liegt jetzt vorne.“ Das überraschte Nick dann doch gewaltig. Armstrongs Team zeigte schon in der ersten Woche zwar keine Schwäche, aber auch keine Stärke. Dafür fuhr die zweite deutsche Mannschaft ein sensationelles Rennen. Damit lagen sie auf Sieg- und Gelbkurs. Aus der Entfernung konnte man jetzt grüne Trikots erkennen, die der Mannschaft Credit Agricole. Ein Blick auf die Uhr und die Franzosen fingen an die Mannschaft noch mal nach vorne zu schreien. Sie kamen jetzt an ihrer Ecke vorbei, Thor Hushovd beschleunigte noch mal aus der Kurve heraus. 1:15:45 war zu schlagen, sie waren bei 1:15:34. In dem Moment in dem den Franzosen klar wurde, dass ihre Landsleute vorne lagen, begann eine kleine Party im Zielbereich. Das Problem an der Party war die Länge. Als fünf Minuten später die Dänen von CSC vorbeikamen und mit sechs Sekunden Vorsprung die Führung übernahm, wurde es schon wieder still. Einige fingen an zu fluchen, andere meinten, ein zweiter Platz sei doch auch gar nicht so schlecht. Aber drei Mannschaften kamen ja noch.

„CSC ist nur noch knapp vor Credit Agricole. Die haben verloren. Die könnt ihr euch noch holen. Telekom ist regelrecht eingebrochen, die haben noch vierzig Sekunden mehr.“ Das gab wieder Auftrieb. Die Konkurrenten verloren auch und Gerolsteiner hatte auch keinen absoluten Topfavoriten für das Klassement. Klar Leipheimer war gut, aber dem würden sie in den Bergen verdammt noch mal eine Packung geben. Wieder motiviert von den schwachen Zeiten der anderen kam erneut Zug ins Team. Man wollte jetzt den Schaden nach vorne in Grenzen halten und wenigstens einige Konkurrenten distanzieren. Doch es wurde nicht leichter. Sein Vordermann ging aus der Führung, der Wind peitschte ihm ins Gesicht, die Schmerzen wuchsen. Die Wut, die Motivation war größer. Jetzt fuhr keiner mehr gleichmäßig, man stampfte in die Pedale, mit dem Versuch die Frequenz zu erhöhen. Jetzt erreichten sie die Stadtgrenze von Blois. Gleich war es vorbei.

Das Staunen war groß, als ONCE die Ziellinie überfuhr. Sie hatten CSC 1:45 abgenommen. Bei der zweiten Zwischenzeit hatte CSC noch vor den Spaniern gelegen. Sie hatten einen unglaublichen Schlussabschnitt hingelegt. Damit rückten ihre Prologbesten Igor Gonzales de Galdeano und Abraham Olano virtuell an die Spitze des Klassements. Doch auch Gerolsteiner konnte sein Tempo halten. Dort hatte das unglaublich gute Mannschaftsgefüge zu einem grandiosen Ergebnis geführt. Sogar der Sprinter Robert Förster hatte bis zuletzt den Anschluss gehalten und an der 1000-Metermarke sogar beschleunigt und das Team zu einer Fabelzeit geführt. Die Geschwindigkeit in der letzten Kurve sah noch höher aus als bei der vorherigen Mannschaft. Und sie schafften es. Die Gerolsteinerprofis gewannen ihr erstes Mannschaftszeitfahren bei der Tour. Er fragte sich, wer jetzt in gelb sein könnte. Doch der junge Mann mit dem Radio antwortete direkt auf Nicks Gedanken.
„Kennst du den? Uwe Peschel? Der liegt jetzt vorne.“

Die letzten tausend Meter. Eine erneute Tempoverschärfung. Der Puls war längst im anaeroben Bereich. Fünfhundert Meter, vorne machten sich die fünf ersten zum Sprint bereit um die schnellstmögliche Zeit zu bekommen. Bei dreihundert ging der Sprint los, die letzte Kurve, zu spät gesehen, fast versteuert, neu antreten. Sie fuhren über die Ziellinie. Er schaute sich um blickte auf die Zeit. Eine Stunde und sechzehn Minuten. Aber wie viele Sekunden. Diese Frage bekam er vorerst nicht beantwortet, denn Müdigkeit überkam ihn. Erschöpft fiel er von seinem Rad. Durch die Schmerzen in seinen Beinen, konnte er kaum vorwärts gehen, geschweige denn aufstehen. Ein Betreuer half ihm auf und begleitete ihn zum Teambus. Er war absolut übers Limit gegangen, dafür bezahlte er jetzt. Noch halb besinnungslos nach der vorangegangenen Anstrengung fragte er nach den Sekunden. Aber er hatte sich geirrt. „Das war nicht die Fahrtzeit, das war der Rückstand. Wir haben 1:16 verloren.“

„1:16. Eine ganz schöne Packung für einen Topfavoriten. Wenn das Team in den Bergen auch nicht funktioniert, wird er da zerlegt.“ Der Junge sprach aus, was Nick dachte. Die amerikanische Mannschaft des Titelverteidigers hatte sich nicht mit Ruhm bekleckert. Da fehlte wohl noch einiges an der Feinabstimmung. Im Gegensatz dazu hatten ONCE und Gerolsteiner heute eine erste Duftmarke gesetzt und gezeigt, dass ihr Team unglaublich stark war. Aber reichten die Einzelfahrer um in der Gesamtwertung erfolgreich zu sein? Besonders bei Gerolsteiner war das sehr unsicher, da sie mit Leipheimer und Totschnig zwei solide, aber eben nicht herausragende Fahrer hatten. Das war im Moment trotzdem ihr geringstes Problem. Gerolsteiner würde zuerst versuchen das gelbe Trikot, das Peschel gerade überreicht wurde, zu verteidigen. Sie hatten das Zeitfahren gewonnen, aber noch nicht mehr. Eine Rundfahrt lässt sich nicht im Mannschaftszeitfahren gewinnen. Heute konnte man die Tour nur verlieren wie Festina, aber gewinnen konnte man sie gewiss erst in den Bergen…

Tageswertung
1. Gerolsteiner 1h13:41
2. ONCE 0:10
3. US Postal 1:16
4. CSC 1:55
5. Credit Agricole 2:01
6. Fassa Bortolo 2:04
7. Euskaltel 2:15
8. Mapei 2:26
9. Telekom 2:35
10. Bonjour 2:36

Gesamtwertung
1. Uwe Peschel Gerolsteiner 10h53:27
2. Igor Gonzales de Galdeano ONCE 0:08
3. Abraham Olano ONCE 0:10
4. Sebastian Lang Gerolsteiner 0:14
5. Levi Leipheimer Gerolsteiner 0:24
6. Joseba Beloki ONCE 0:25
7. Jörg Jacksche ONCE 0:35
8. Markus Fothen Gerolsteiner 0:41
9. Lance Armstrong US Postal 0:42
10. Isidro Nozal ONCE 0:57

Grün
1. Erik Zabel Telekom 59
2. Robbie McEwen Lotto 56
3. Mario Cipollini Saeco 56
4. Oscar Freire Rabobank 45
5. Robert Förster Gerolsteiner 44
6. Thor Hushovd Credit Agricole 43
7. Baden Cooke FdJeux 39
8. Alessandro Petacchi Fassa Bortolo 39
9. Paolo Bettini Mapei 33
10. Jimmy Casper FdJeux 28

Berg
1. Inigo Landaluze Euskaltel 14
2. Chris Boardman Credit Agricole 14
3. Uwe Peschel Gerolsteiner 10
4. Bernhard Eisel FdJeux 10
5. Davide Bramati Mapei 8

Combatif
1. Inigo Landaluze Euskaltel 308
2. Chris Boardman Credit Agricole 300
3. Rubens Bertogliati Lampre 168

Teamwertung
1. ONCE 32h40:34
2. Gerolsteiner 0:06
3. US Postal 2:42

matze298
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Beitrag: # 6730793Beitrag matze298
14.8.2008 - 13:16

Du solltest vielleicht farblich markieren, wann du wen bist, sonst ist das zu verwirrend!

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Beitrag: # 6730806Beitrag Style
14.8.2008 - 14:48

hmm... ich finds nicht sonderlich schlimm. mann muss nur kurz nachdenken. er ist entweder nick oder ein fahrer von us postal. is ja nich so kompliziert...

Valverde3007
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Beitrag: # 6730993Beitrag Valverde3007
15.8.2008 - 16:21

Frösis Tourtagebuch 2005 hat geschrieben: "Hinten draufgelegen"

Heute habe ich meine Jungs im Teamzeitfahren vor mir hergetrieben... Zeitfahren ist ja nun gar nicht mein Ding. Heute früh - ich habe dank Schlaftablette richtig gut geschlafen - gab's ein leichtes Frühstück, danach sind wir rausgefahren und haben die neuen Zeitfahr-Lenker getestet. Fürs Teamzeitfahren fuhren wir breitere Lenker, mit denen man harmonischer fährt. Aber schon sehr ungewohnt. Unser Michel (Michael Rich) hat die Reihenfolge festgelegt. Er hat da ein totales Auge für die optimale Reihenfolge. Ich fuhr zwischen Totschnig und Zberg. Bei der Mannschaftsbesprechung wurde festgelegt, dass Wrolich und ich die ersten fünf Kilometer erst einmal nur hinten draufliegen sollen bis wir unsere "Reisegeschwindigkeit" erreicht haben. Danach dann mit Tempo bolzen solange es geht. Die Fahrt zum Ziel gestaltete sich mit Hindernissen. Zberg, Fabian und ich kamen etwas später raus und nehmen im vierten Auto Platz. Abfahrt der ersten drei Autos - wir stehen. Einer meint: Hey, wer fährt unser Auto eigentlich? Na, die werden ja nicht ohne uns abfahren, der Betreuer wird sicher gleich kommen. Denkste. Die haben uns vergessen! Wir haben uns schlapp gelacht, wie wir so rumstehen. Über Funk haben wir auch keinen erreicht. Ich sag: Komm, Paco (Wrolich), schmeiß den Navi an, wir fahren selbst hinterher. Wir waren gerade am Programmieren, da riefen sie uns über Funk, sie hätten uns vergessen, ob wir nachkommen könnten. Wir kamen schließlich auch unbeschadet an den Start. Eine Stunde haben wir uns alle zusammen warmgefahren. Überall Menschen - ein Wahnsinn. Hans Holczer (der Teamchef) gab die Vorgabe, wer sich nicht gut fühlt, solle lieber nur hintendrauf liegen, anstatt zu versuchen, Tempo zu machen und am Ende das Team zu bremsen. Die ersten 5km fuhr ich hinten - wie vereinbart. Dann habe ich mit Tempo gemacht. Nach 35km hats mir die Hufe zersprengt. Mir ist alles eingeschlafen zwischen Bauchnabel und Oberschenkel. Durch die ungewohnte Sitzposition klappt es mit der Blutzufuhr nicht richtig. Alles taub. Sehr unangenehmes Gefühl. Ich habe mich erstmal rausgehalten aus der Tempoarbeit und wieder hinten draufgelegen. Aber einfach ist das auch nicht, man rollt im Flachen mit 60km/h. Nach 15km habe ich dann reißen lassen. Ich konnte dem Team eh nicht mehr helfen, im Gegenteil, für die anderen ist es psychisch sogar noch belastend, wenn man da hinten rumgondelt. Bis ins Ziel bin ich dann locker gefahren. Und ich meine wirklich locker. Ein Mechaniker war im Auto hinter mir und der rief immer: Nimm raus, nimm raus. Mit der Karenzzeit gab es keine Probleme. Da spart man dann Körner, soviel wie möglich. Das Gesamtklassement ist mir egal. Das Gelbe Trikot ist seit heute für mich weg! Mein Toursieg ist in weiter Ferne... :-) Das Ergebnis der Mannschaft war prima: Siebter Platz - zeitgleich mit Balears. Damit kann man leben. Dass die Spezialisten ganz vorne wie vom anderen Stern fahren würden, war klar. Nach dem Ziel habe ich im Bus noch Fabian ausgelacht, weil er plötzlich so einen komischen Krampf bekam und rumgehüpft ist. Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort: Ich hatte noch nicht ausgelacht, da hatte ich selber so einen Krampf. Ganz komisch, Krampf, Muskelkater, irgendwas dazwischen. Kommt von der ungewohnten Sitzposition auf dem Zeitfahrrad. Im Hotel lagen wir da beide eine Stunde rum und riefen nach Mama. Unser Physio hat es nachher rausmassiert. Für die Etappe morgen ist es schlecht, dass Armstrong das Gelbe Trikot hat. Ich glaube nämlich kaum, dass er das jetzt schon verteidigen will. Das wird bitterböse, denn die Ausreißer wittern ihre Chance. Die Franzosen denken alle an Voeckler, der hat letztes Jahr auch Gelb geholt in der gleichen Situation. Zum Massensprint wird es kaum kommen. Wer soll denn das Tempo machen? Quick Step? Die haben schon 2 Siege und 200km wollen die bestimmt nicht das Feld kontrollieren. Das wird eine hektische Etappe. Naja, mal abwarten. Bis morgen!


Frösis Tourtagebuch (6)
Wir haben Gelb! Mit einer riesigen Mannschaftsleistung haben wir es tatsächlich geschafft das Mannschaftszeitfahren zu gewinnen und Armstrong und Ullrich so viel Zeit abzunehmen, dass Uwe an die Spitze des Klassements rückte. Es war ein perfekter Tag für uns, jetzt haben wir bereits das Bergtrikot und das gelbe gehabt, vielleicht kommt ja auch noch das grüne dazu. Bisher liege ich gut im Rennen.
Bild
Wir waren erst relativ spät an der Strecke, weil wir im Mannschaftsklassement so gut lagen. Erst um 15:45 ging es für uns los. Wir konnten uns also relativ entspannt warmfahren. Levi, Uwe und Seppel hatten alle einen prima Tag erwischt und so kamen wir gleich gut ins Rennen und fuhren ein hohes Tempo. Bei der ersten Zwischenzeit waren wir schon zweiter, aber als US Postal langsamer wurde, nutzten wir die Chance, die sich unverhofft bot. Die Armstrongjungs wurden immer langsamer und wir immer schneller. Auch bei mir lief alles super, ich habe erst nach meiner letzten Führung ab tausend Meter ausrollen lassen und bin dann kurz nach dem Rest ins Ziel. Dann kam zehn Minuten später die Nachricht, dass US Postal langsamer war und wir gelb hatten. Damit hatte gar niemand gerechnet. Wir hatten insgeheim auf den Sieg gehofft, aber das Uwe Lance und Ulle über eine halbe Minute abnimmt, schien unrealistisch.
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Heute Abend werden wir beim Abendessen ein Gläschen Sekt trinken und auf unseren Mann im Gelben anstoßen. Jetzt ist es gleich halb acht und ich habe ihn noch nicht gesehen, der steckt noch im ganzen Trubel, der auf den Etappensieger und Tour-Leader einstürzt. Siegerehrung, Pressekonferenz etc etc.
Aber wir werden nachher noch die Chance haben, das auch im Team-Rahmen entsprechend zu würdigen. Große Feiern finden allerdings nicht statt. Morgen wartet schließlich schon wieder viel Arbeit auf uns. Die längste Etappe, wir müssen das Gelbe verteidigen und ich habe natürlich auch ein Auge auf den Sprint geworfen. Die nächsten Tage werden mit viel Arbeit verbunden sein, damit wir unser Trikot behalten können. Ideal wäre es dann, wenn Levi in den Bergen die Führung übernehmen könnte. Aber dazu müssen wir sie erst bis in die Berge behalten.
Drückt mir die Daumen.
Euer Frösi

Valverde3007
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Beitrag: # 6731085Beitrag Valverde3007
16.8.2008 - 15:34

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Valverde3007
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Beitrag: # 6731281Beitrag Valverde3007
17.8.2008 - 23:41

5.Etappe - Episoden vom Straßenrand

Heute heißt es Tourfeeling auskosten. Hautnah an der Strecke zu sein, das ganze Geschehen live mitzuerleben. Die Ausreißer mit den üblichen Verdächtigen, Garcia Acosta und ein Bonjourfahrer. So viel haben sie mitbekommen über das Radio. Ja, das Radio war wieder dabei. Und mit ihm der junge, selbstbewusste Mann. Er war nach dem Mannschaftszeitfahren noch einen mit ihm trinken gegangen. Dabei stellte sich heraus, dass er Jean heißt, 21 Jahre alt ist, Amateursportler mit dem Traumziel Radsportler und während der Tour mit seinem Rad durch Frankreich reist. Zur heutigen Etappe hat Nick ihn mit seinem Auto mitgenommen und jetzt sitzen sie in einem kleinen Cafe am Straßenrand.
„Bonjour“, das sagt jetzt auch ein Monsieur zu ihnen. Er bietet uns einen Kaffee an, sie sprechen über das Land, die Landschaft, das Rennen. Gleich zu Beginn ist eine Ausreißergruppe entstanden. Ohne Aussicht auf Erfolg. Die vier Ausreißer, sie werden gejagt, sie würden eingeholt werden, aber sie sind die Helden des Tages. Mit einem Glänzen in den Augen erzählt Monsieur von einem früheren Ausreißversuch von Walter Beneteau, der heute wieder dabei ist. Er schwärmt von den jungen Franzosen, die sich aufopfern bis zum Schluss, von Sylvain Chavanel dem unermüdlichen Kämpfer, von Francois Simon, der tapferen Legende in Gelb. Sie wissen, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen können, doch sie versuchen es. Das macht sie hier zu Helden. Sie bekommen weniger Geld, aber sie genießen höchste Anerkennung.
Das Gespräch ändert die Richtung, es kommt auf Jalabert. Ja, Jaja, der wird es schon richten, der wird hier Etappen gewinnen. Er ist keiner von den aussichtslosen Ausreißern, ihm wird alles zugetraut, das Bergtrikot, sogar die Gesamtwertung. Er ist immer noch ein absolutes Idol. Während Monsieur von diesem grandiosen Sportler spricht, ändert sich Jeans Haltung, er lehnt sich seinem Gesprächspartner zu, lauscht gebannt den Worten. Es ist auch sein Held, er möchte so werden wie Jalabert. „Nie aufgeben“, sagt Monsieur. „Ehrlich und offen zu sich und seinen Fans sein. Nie überheblich werden oder auch nur erscheinen. So wie Jaja, er gewinnt, aber er gewinnt mit Ehre, mit Würde. Er bleibt im Sieg authentisch, sympathisch, bewundernswert.“ Monsieur versucht seine Lebensweisheiten an den Jungen weiterzugeben. Es sind Phrasen, aber bei Monsieur hören sie sich nach einer Philosophie an. Er spricht aus Überzeugung. Typen wie Jalabert werden vergöttert, nicht Kannibalen wie Eddy Merckx oder Lance Armstrong.
Sie trinken ihren Kaffee aus, da ertönt Jubel. Monsieur unterbricht seinen Vortrag. Die Ausreißer rauschen vorbei. Jean und Monsieur springen auf, rufen: „Allez, Walter, allez.“ Walter wird sie nicht hören. Zwei Minuten später kommt das Feld. Sie werden den Helden einholen und dennoch werden sie bejubelt. Am Fernseher hat man Lieblinge, am Straßenrand sind alle gleich. Es geht nicht um Fahrer, es geht um die Tour.
Sie wollen sich setzen, da meint Monsieur, er kennt eine Abkürzung zu einem anderen Streckenpunkt. Er lädt sie ein mitzukommen. Sie steigen in seinen alten Peugeot und er gibt Gas. Hier ist fünfzig, aber er brettert mit achtzig vorbei. Für die Tour.
Sie kommen am gewünschten Punkt an, springen aus dem Auto, keine zwei Minuten später kommt der erste Fahrer. Es ist Beneteau, er ist den anderen noch einmal davongefahren. Er kämpft jetzt vorne, alleine. Aber als er an ihnen vorbeifährt und sie seinen Namen schreien hört, lächelt er. Es ist ein schmerzhafter Kampf, aber er muss ihn kämpfen. Er wird eingeholt werden, durchgereicht werden, aus dem Feld hinausfallen. Dann wird er wieder einsam sein, aber er wird sich gut fühlen, in dem Wissen alles erreicht zu haben. Armstrong und Ullrich werden den Ruhm erlangen, die Herzen aber gehören ihm, gehören Walter Beneteau.
Sie fahren zurück, trinken noch ein Glas Rotwein. Das Finale ist wie immer langweilig. Aber zwei Minuten nach dem Zieleinlauf brandet bei ihnen Jubel auf. Der tapfere Walter kommt ins Ziel, geschlagen, aber nicht besiegt. Er winkt den Zuschauern zu, er bedankt sich für die Unterstützung, dann verschwindet er wieder. Morgen wird er sich von den Strapazen erholen, dann wird er einer unter vielen sein, aber heute, heute war sein Tag.
Gewonnen hat wieder Erik Zabel, aber das ist unwichtig. Sie feiern bis in die Nacht hinein, feiern Beneteau, feiern die Tour. Sie wissen, egal, wer mitfährt, egal was kommt, dieses Ereignis wird sie immer faszinieren, sie immer vereinen.

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