Ein Fall für zwei

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Valverde3007
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Beitrag: # 6778394Beitrag Valverde3007
11.7.2009 - 14:15

Giro d'Italia - 10.Etappe

Der König der Sprinter schlägt wieder zu – Etappe, „ciclamino“ und „azurra“


Mario Cipollini (Saeco) hat auf der zehnten Etappe zwischen Castrovillari und Taranto seinen zweiten Etappensieg beim Giro d’Italia geholt. Nach dem Doppelsieg seiner Edeldomestiken Silvio Martinello und Alessio di Basco (beide Saeco) holte er damit den dritten Etappensieg für seine Mannschaft Saeco. Hinter ihm landeten seine ärgsten Konkurrenten im Kampf um das Sprinttrikot, das sich Cipollini mit seinem Tageserfolg von Beat Zberg (Mercatone Uno) zurückgeholt hat, Mario Traversoni (Mercatone Uno), Angel Edo (Kelme) und der ausgewiesene Flachlandsprinter Ivan Quaranta (Polti) auf den Plätzen zwei bis vier. Nebenbei sicherte sich Cipollini durch den ersten Platz bei der Intergirowertung neben wichtigen Sprintpunkten auch das blaue Trikot.
Dabei hatte es zu Beginn der Etappe überhaupt nicht gut für Cipollini ausgesehen. Bereits am Berg der zweiten Kategorie nach 17 Kilometern hatte er Schwierigkeiten und musste gemeinsam mit Quaranta im Grupetto um den Anschluss kämpfen. Vorne setzte sich währenddessen ein Trio mit Mariano Piccoli (Brescialat), Denis Zanette (Aki) und dem Träger des Bergtrikots Gabriele Colombo (Batik) ab. Die drei konnten aber keinen großen Vorsprung herausfahren, so dass sie bereits auf der Abfahrt wieder vom Feld eingeholt wurden. Danach wurde dort das Tempo verschleppt, was der Gruppe um Cipollini und Quaranta die Möglichkeit eröffnete, wieder Anschluss an das Hauptfeld zu finden.
Nach dem Intergiro, den Cipollini vor Quaranta für sich entscheiden konnte, setzte sich mit Daniele Contrini (Brescialat) zwar noch ein Solist ab und kämpfte alleine an der Spitze gegen die Übermacht des Feldes, Saeco ließ sich aber nichts anbrennen und kontrollierte den Vorsprung. Wenige Kilometer vor dem Ziel war Contrini wieder gestellt, der Rest für den „roten Zug“ von Saeco nur Formsache. Martinello, di Basco und Mario Scirea lancierten den Sprint, Cipollini vollendete mit einer Leichtigkeit, die sonst in dieser Saison nur bei Erik Zabel (Telekom) zu sehen war.
Heute Abend steht nun ein Transfer nach Lido di Camaiore an, wo die Fahrer morgen ihren einzigen Ruhetag beim Giro verbringen werden. Damit stellt Pavel Tonkov (Mapei), der mit dem Hauptfeld zeitgleich mit allen Konkurrenten ins Ziel rollte, einen neuen Rekord auf, er behält die Gesamtführung drei Tage.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Mario Cipollini Saeco 4h36:40
2. Mario Traversoni Mercatone Uno s.t.
3. Ivan Quaranta Polti s.t.
4. Angel Edo Kelme s.t.
5. Matteo Tossato MG Technogym s.t.
6. Gabriele Colombo Batik s.t.
7. Silvio Martinello Saeco s.t.
8. Denis Zanette Aki s.t.
9. Marcel Wüst Festina s.t.
10. Jürgen Werner Aki s.t.

Gesamtwertung:
1. Pavel Tonkov Mapei 42h39:42
2. Nicola Miceli Aki 0:28
3. Beat Zberg Mercatone Uno 0:58
4. Guiseppe Guerini Polti 1:34
5. Ivan Gotti Saeco 1:35
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:08
7. Alberto Volpi Batik 3:23
8. Jose-Jaime Gonzales Pico Kelme 4:15
9. Evgeni Berzin Batik 4:51
10. Jose Luis Rubiera Kelme 5:38

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 101
2. Beat Zberg Mercatone Uno 89
3. Angel Edo Kelme 80

Bergwertung:
1. Gabriele Colombo Batik 29
2. Beat Zberg Mercatone Uno 22
3. Nicola Miceli Aki 20

Intergirowertung:
1. Mario Cipollini Saeco
2. Jürgen Werner Refin 0:06
3. Silvio Martinello Saeco 0:17

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 115h58:44
2. Batik 11:57
3. Kelme 13:07

Valverde3007
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Beitrag: # 6778792Beitrag Valverde3007
12.7.2009 - 19:51

Giro d'Italia - 11.Etappe

Verlängerter Ruhetag für Sprinter und Schweizer – Tomi nutzt die Gunst der Stunde


Maurizio Tomi (Ros Mary) hat die elfte Etappe, die erste nach dem Ruhetag, im Sprint einer großen Gruppe gewonnen. Insgesamt 17 Fahrer hatten sich auf dem dreimal zu fahrenden Rundkurs um Lido di Camaiore früh vom Feld abgesetzt und behaupteten bis zum Ziel einen Vorsprung von vier Minuten auf eine erste größere Gruppe mit den meisten Favoriten. Im Gegensatz dazu hielten sich die Sprinter aus der Entscheidung der Etappe heraus und erreichten das Ziel erst acht Minuten nach der Spitze. In ihrem Grupetto war überraschend auch Beat Zberg (Mercatone Uno), der bisher zwei Etappen gewann und in der Gesamtwertung auf Platz drei lag, dabei.
Bereits auf der ersten von drei Runden à 54 Kilometer hatten sich insgesamt 17 Fahrer aus dem Hauptfeld abgesetzt, wo nur zurückhaltend Führungsarbeit gemacht wurde. Dadurch konnte die große Ausreißergruppe ihren Vorsprung kontinuierlich ausbauen und sich auf die Bonuswertungen konzentrieren. Während die vier in der Ausreißergruppe vertretenen Fahrer von Kross relativ leicht die Bergwertungen unter sich ausmachten, entbrannte um die Intergirowertung, in der Glenn Magnusson (Amore&Vita) nur 22 Sekunden Rückstand auf Mario Cipollini (Saeco) hatte, ein heißer Kampf. Ohne die Hilfe eines Teamkollegen schaffte er es aber nicht, die Gruppe zu kontrollieren, sodass er hinter Joona Laukka (Festina) und Jörg Jaksche (Polti) nur Platz drei belegte. Damit behalten Cipollini, beziehungsweise sein Stellvertreter Jürgen Werner (Refin) das blaue Trikot.
Im Gegensatz zu der Spitzengruppe, die einträchtig über den letzten Hügel fuhr, war das Finale im großen Feld extrem spannungsgeladen. Nachdem zu Beginn des letzten Hügels Andrea Noe (Asics) und die beiden ehemaligen Gesamtführenden Alberto Volpi (Batik) und Zberg bei einer Spaltung des Hauptfeldes in der hinteren Hälfte feststeckten, machten Pavel Tonkovs Mapeiteam und das Team Aki von Nicola Miceli an der Spitze richtig Druck. Weil sich merkwürdigerweise auch kein Helfer zu Zberg zurückfallen ließ, verlor dieser auf den letzten 25 Kilometern daher noch knapp vier Minuten auf das Feld und acht Minuten auf die Spitzengruppe.
Dort hagelte es auf den letzten Kilometern Attacken. Jeder wollte sich nun seinen Tagessieg sichern. Ein viel versprechender Angriff des Duos Paolo Lanfranchi (Mapei) und Gilberto Simoni (MG Technogym) führte beinahe zu einem Etappenerfolg eines der beiden, doch der Rest der Gruppe stellte die beiden auf der Zielgeraden, wo der Sprinter Tomi seine Spurtstärke ausspielte und sich gegen Magnusson durchsetzen konnte. Nach der Ausreißeretappe geht es morgen wieder in die Berge. Die 214 Kilometer zwischen La Spezia und Varazze weisen auf den letzten 60 Kilometern zwei schwere Berge auf, an denen die Bergspezialisten sich austoben werden. Wer weiß, vielleicht wechselt schon wieder die Führung, überraschend wäre es nach dem verrückten Verlauf bisher nicht.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Maurizio Tomi Ros Mary 3h50:15
2. Glenn Magnusson Amore&Vita s.t.
3. Simone Biasci Kross s.t.
4. Paolo Lanfranchi Mapei s.t.
5. Jörg Jaksche Polti s.t.
6. Jaime Mora Kross s.t.
7. Andrea Dolci Cantina Tollo s.t.
8. Federico Giabbecucci Kross s.t.
9. Gilberto Simoni MG Technogym s.t.
10. Joona Laukka Festina s.t.

Gesamtwertung:
1. Pavel Tonkov Mapei 46h42:29
2. Nicola Miceli Aki 0:28
3. Guiseppe Guerini Polti 1:34
4. Ivan Gotti Saeco 1:35
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:08
6. Jose-Jaime Gonzales Pico Kelme 4:15
7. Evgeni Berzin Batik 4:51
8. Beat Zberg Mercatone Uno 5:06
9. Jose Luis Rubiera Kelme 5:38
10. Roberto Conti Mercatone Uno 6:09

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 101
2. Beat Zberg Mercatone Uno 89
3. Angel Edo Kelme 80

Bergwertung:
1. Gabriele Colombo Batik 29
2. Beat Zberg Mercatone Uno 22
3. Nicola Miceli Aki 20

Intergirowertung:
1. Mario Cipollini Saeco
2. Jürgen Werner Refin 0:06
3. Glenn Magnusson Amore&Vita 0:08

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 115h58:44
2. Kelme 9:35
3. Batik 16:11

Valverde3007
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Beitrag: # 6778920Beitrag Valverde3007
13.7.2009 - 13:14

Giro d'Italia - 12.Etappe

Stehaufmännchen Noe – Miceli zurück in rosa


Nachdem er am Vortag in einer abgehängten Gruppe vier Minuten auf die Favoriten verlor und seine ohnehin schon geringen Podiumschancen komplett einbüßte, feierte Andrea Noe (Asics) auf der 12.Etappe des Giros ein fantastisches Comeback. Gemeinsam mit Guiseppe Guerini (Polti) war er an der Spitze über die beiden Bergwertungen des Tages gefahren und obwohl eine Verfolgergruppe ihm auf den letzten Metern gefährlich nahe kam, konnte er wenige Sekunden Vorsprung ins Ziel retten. Platz zwei belegte Nicola Miceli (Aki), der zusätzlich zu den 41 Sekunden, die er auf der Strecke gegenüber dem russischen Führenden in der Gesamtwertung Pavel Tonkov (Mapei) gutmachte, zwölf Bonussekunden gutgeschrieben bekam. Damit überholt er Tonkov um neun Sekunden und schlüpft zurück ins rosa Trikot.
Die ersten 130 der insgesamt 216 Kilometer zwischen La Spezia und Varazze verliefen zum größten Teil ruhig, vorne fuhren 15 Fahrer, darunter Silvio Martinello (Saeco), der durch den Gewinn der Intergirowertung das blaue Trikot zurückeroberte und der 15. der Gesamtwertung Enrico Zaina (Asics). Bereits zu Beginn der Steigung der ersten Kategorie sechzig Kilometer vor dem Ziel war der Vorsprung bedenklich zusammen geschmolzen, weshalb Zaina in die Offensive ging und sich von den anderen Ausreißern absetzte. Er legte dennoch kein hohes Tempo vor, was sowohl Zuschauer als auch Journalisten verblüffte, bis Zainas Teamkollege Andrea Noe (Asics) das Rätsel auflöste.
Noe, der am Tag nach dem Ruhetag drei Minuten eingebüßt hatte, versuchte den Rückstand nun wettzumachen und zu seinem Teamkollegen vorzufahren, wobei er von Guiseppe Guerini begleitet wurde. Der Rest der Favoriten verhielt sich vorerst ruhig und gewährte dem Trio einen Vorsprung von etwa einer Minute, was Guerini nahe an die virtuelle Gesamtführung heranbrachte. Deshalb attackierte am Berg der zweiten Kategorie der Gesamtzweite Nicola Miceli, dem nur vier Fahrer folgen konnten, Ivan Gotti (Saeco), Oscar Peliciolli, Roberto Conti (beide Mercatone Uno) und Evgeni Berzin, überraschend aber nicht Pavel Tonkov (Mapei). Der Mann in rosa fiel am vermeintlich leichteren Anstieg des Tages zurück und überquerte die Bergwertung zwanzig Kilometer vor dem Ziel neunzig Sekunden hinter dem Spitzentrio und eine Minute nach der Gruppe um Miceli, Gotti und Berzin.
Auf der Abfahrt entwickelten sich dadurch zwei heiße Fernduelle, das um den Tagessieg und das um die Gesamtwertung. Noe attackierte aus dem Spitzentrio und kämpfte verzweifelt um seinen Vorsprung, während Tonkov mit seinem Edelhelfer Guiseppe di Grande (Mapei) versuchte, zu den Verfolgern vorzufahren. Obwohl die Abstände wieder kleiner wurden, reichte es bis zum Ziel nicht, das Loch zu schließen. Noe sicherte sich an der Spitze den Tagessieg, während Miceli sich den zweiten Platz und damit angesichts der 41 Sekunden Rückstand von Tonkov das maglia rosa sicherte, das er im Verlauf der Rundfahrt bereits zwei Tage getragen hatte.
Damit wird Miceli das Trikot höchstwahrscheinlich bis ins Aostatal behalten werden können, wo übermorgen in Breuil-Cervinia die nächste Bergankunft des Giro ansteht. Dort wird der erste Teil des entscheidenden Vierkampfes um den Gesamtsieg stattfinden, auf den sich neben Miceli und Tonkov wohl nur noch Guerini und Gotti Hoffnungen machen können, es sei denn jemand kann durch einen Husarenritt à la Chiapucci eine weitere Wende herbeiführen.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Andrea Noe Asics 6h18:54
2. Nicola Miceli Aki 0:04
3. Guiseppe Guerini Polti s.t.
4. Ivan Gotti Saeco s.t.
5. Roberto Conti Mercatone Uno s.t.
6. Enrico Zaina Asics s.t.
7. Oscar Peliciolli Mercatone Uno s.t.
8. Evgeni Berzin Batik s.t.
9. Beat Zberg Mercatone Uno 0:45
10. Mariano Piccoli Brescialat s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 53h01:47
2. Pavel Tonkov Mapei 0:09
3. Guiseppe Guerini Polti 1:10
4. Ivan Gotti Saeco 1:19
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 2:52
6. Evgeni Berzin Batik 4:35
7. Jose-Jaime Gonzales Pico Kelme 4:40
8. Beat Zberg Mercatone Uno 5:32
9. Roberto Conti Mercatone Uno 5:54
10. Jose Luis Rubiera Kelme 6:04

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 101
2. Beat Zberg Mercatone Uno 97
3. Angel Edo Kelme 80

Bergwertung:
1. Gabriele Colombo Batik 29
2. Beat Zberg Mercatone Uno 26
3. Guiseppe Guerini Polti 25

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Mario Cipollini Saeco 0:13
3. Jürgen Werner Refin 0:19

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 115h58:44
2. Kelme 12:50
3. Batik 21:04
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 17.7.2009 - 12:18, insgesamt 1-mal geändert.

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arkon
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Beitrag: # 6778958Beitrag arkon
13.7.2009 - 14:41

go berzin!
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

Valverde3007
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Beitrag: # 6779194Beitrag Valverde3007
14.7.2009 - 16:51

Giro d'Italia - 13.Etappe

Boscardin ist der König der Ausreißer – Zweiter Tagessieg für Festina


Bruno Boscardin (Festina) hat seinen Coup von der zweiten Etappe wiederholt und seinen nächsten Erfolg aus einer Ausreißergruppe gefeiert. Auf dem nur 146 Kilometer langen Tagesabschnitt zwischen Cuneo und Varazze siegte er im Sprint eines Trios, das sich zwanzig Kilometer vor dem Ziel aus einer größeren Gruppe abgesetzt hatte vor Daniele Contrini (Brescialat) und seinem Teamkollegen Joona Laukka (Festina). Das Hauptfeld mit dem Mann im rosa Trikot Nicola Miceli (Aki) kam geschlossen sechs Minuten nach den Ausreißern ins Ziel, die Gesamtwertung bleibt unverändert.
Die Etappe führte von der Küste weg in Richtung der Alpen, wo morgen die Bergankunft in Breuil Cervinia stattfinden wird. Deshalb zeigten sich die Teams der Führenden in der Gesamtwertung kaum in der Führungsarbeit und angesichts der ungefährlichen Fahrer, die in der zwölfköpfigen Gruppe fuhren, hielt sich auch Micelis Aki-Team, an dem der Großteil der Arbeit hängen blieb, vornehm zurück. Durch das Ausbleiben der Tempoarbeit von Mercatone Uno, Saeco und Polti kam daher aber auch keine geregelte Nachführarbeit in Gang, so dass der Vorsprung der Ausreißer wuchs und sich bald abzeichnete, dass die Fahrer im Feld die Ausreißer erst im Zielbereich bei der Siegerehrung wieder sehen würden.
Der große Abstand sorgte allerdings auch dafür, dass sich im Finale ein ansehnlicher Kampf in der Spitzengruppe entwickelte. Die Teams mit zwei Fahrern wie Festina und Brescialat versuchten ihre taktischen Vorteile auszunutzen, was mustergültig gelang, so dass am Ortseingang von Varazze nur noch Boscardin, Laukka und Contrini vorne waren. Nun spielten die Festinaprofis mit ihrem Kontrahenten Katz und Maus. Abweschelnd attackierten sie, bis Contrini es nicht mehr schaffte, die Attacken zu kontern und Boscardin sich absetzte. Während der nun zweimalige Etappensieger auf den letzten Metern bereits ausgiebig jubelte, kam Contrini zwar noch einmal bedenklich nahe, die Distanz zum Ziel war aber zu kurz, um Contrini noch zu übersprinten.
In den Sonderwertungen bleibt alles unverändert, Mario Cipollini (Saeco) trägt das maglia ciclamino, Gabriele Colombo (Batik) das maglia verde und Silvio Martinello (Saeco) das maglia azurra in die Berge.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Bruno Boscardin Festina 3h50:17
2. Daniele Contrini Brescialat s.t.
3. Joona Laukka Festina s.t.
4. Fabio Baldato MG Technogym s.t.
5. Marco della Vedova Brescialat 0:34
6. Stefano Cattai Roslotto s.t.
7. Bruni Cengialtha Batik s.t.
8. Andrea Vatteroni Scrigno s.t.
9. Stefano della Santa Mercatone Uno s.t.
10. Lorenzo di Silvestri Cantina Tollo s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 57h02:58
2. Pavel Tonkov Mapei 0:09
3. Guiseppe Guerini Polti 1:10
4. Ivan Gotti Saeco 1:19
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 2:52
6. Evgeni Berzin Batik 4:35
7. Jose-Jaime Gonzales Pico Kelme 4:40
8. Beat Zberg Mercatone Uno 5:32
9. Roberto Conti Mercatone Uno 5:54
10. Jose Luis Rubiera Kelme 6:04

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 103
2. Beat Zberg Mercatone Uno 97
3. Mario Traversoni Mercatone Uno 80

Bergwertung:
1. Gabriele Colombo Batik 29
2. Beat Zberg Mercatone Uno 26
3. Guiseppe Guerini Polti 25

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Fabio Baldato MG Technogym 0:07
3. Mario Cipollini Saeco 0:13

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Kelme 18:42
3. Batik 21:04



Es ist grausam immer diese Kontraste sehen zu müssen. Bei der realen Tour bleiben die vier an der Spitze fast stehen, beim fiktiven Giro haben die Sprinter kaum eine Chance gegen die Übermacht. Es sollte besser verkehrt herum sein.
Nebenbei: Danke an meine treuen Wähler für ihre Stimmen bei der Monatswahl.
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 17.7.2009 - 12:20, insgesamt 1-mal geändert.

Valverde3007
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Beitrag: # 6779523Beitrag Valverde3007
15.7.2009 - 16:37

Giro d'Italia - 14.Etappe

Zwei Mal „G“ an der Spitze – Guerini bezwingt Gotti

Guiseppe Guerini (Polti) hat die zweite Bergankunft hinauf nach Breuil Cervinia gewonnen. Nach über sieben Stunden Fahrzeit gewann er den Schlusssprint gegen Ivan Gotti (Saeco), der ihn kurz vor dem Gipfel eingeholt hatte. Zuvor hatte Guerini die letzten 120 Kilometer der Etappe teils in einer Fluchtgruppe, teils als Solist zurückgelegt. In einer dieser Gruppen war auch der Träger des maglia rosa Nicola Miceli (Aki) vertreten, der als dritter die Bergankunft erreichte und seine Führung in der Gesamtwertung gegenüber Pavel Tonkov (Mapei) auf 23 Sekunden ausbauen konnte.
Micelis Team hatte das Feld zu Beginn des Tages zusammengehalten und alle Ausreißversuche vereitelt. Erst nach hundert Kilometern konnten sich etwa zwanzig Fahrer aus dem Feld absetzen, unter denen sich mit Miceli und Guerini zwei heiße Anwärter auf die Gesamtwertung befanden. Beim Intergiro sicherten sie sich die Bonussekunden, bevor sie sich bereits am ersten Berg etwa achtzig Kilometer vor dem Ziel die Gruppe durch eine Tempoverschärfung verkleinerten und nun zu sechst, neben Guerini und Miceli konnten nur noch Jose-Javier Gomez (Kelme), Paolo Savoldelli (Roslotto), Bruno Cengialtha und Armin Meier (beide Batik) den Anschluss halten, Zeit zwischen sich und die Konkurrenz zu legen, was zunächst auch gelang. Da der Vorsprung von zwei Minuten einige Favoriten beunruhigte, machten auf dem Flachstück vor der zweiten Bergwertung vier Helfer von Beat Zberg (Mercatone Uno) und die beiden Helfer Evgeni Berzins (Batik), die sich aus der Spitzengruppe zurückfallen lassen hatten, ordentlich Tempo, so dass der Abstand empfindlich verringert wurde.
Am vorletzten Berg erkannten das auch Guerini und Miceli, die die ihre letzten beiden Begleiter abhängten und ihre Fahrt als Duo fortsetzten. Dennoch schmolz ihr Vorsprung weiter, so dass kurz vor der Bergwertung sogar Roberto Conti (Mercatone Uno), der aus der Verfolgergruppe attackiert hatte, aufschließen konnte, bevor dreißig Sekunden später die nächste fünfzehn Mann starke Gruppe folgte. Auf der Abfahrt konnte Savoldelli schließlich ebenfalls aufschließen und komplettierte ein Quartett, das mit einer Dreiviertelminute in den Schlussanstieg nach Breuil Cervinia ging.
Dort zersetzte sich die Verfolgergruppe durch Attacken von Andrea Noe (Asics), Evgeni Berzin (Batik) und Vladislav Bobrik (Ros Mary) von selbst, bis nur noch neun Fahrer verblieben. Opfer der Tempoverschärfung waren die Dominatoren der Tour de Romandie Beat Zberg (Mercatone Uno) und Vladimir Belli (Brescialat), die dem Tempo nicht folgen konnten und viel Zeit verloren. Durch das erhöhte Tempo näherten sich die Verfolger allerdings auch wieder den vier Spitzenreitern, die immer noch einträchtig zusammenarbeiteten. Erst als der Abstand vier Kilometer vor dem Ziel unter zwanzig Sekunden schrumpfte, war es Guerini zu viel, er attackierte und schaffte es sich von seinen Kontrahenten abzusetzen. Gleichzeitig spaltete sich die zweite Gruppe, aus der sich nach einem Angriff von Gotti eine Gruppe mit dem Kapitän von Saeco, den beiden Fahrern von Asics Zaina und Noe und dem Russen Tonkov absetzten konnte. Die vier Fahrer schafften es schnell, zu Guerinis ehemaligen Begleitern aufzuschließen, den Bergfloh von Polti erreichte allerdings nur noch einer der Verfolger. Zwei Kilometer vor dem Ziel folgte der zweite Angriff Gottis, dem nun niemand mehr folgen konnte. Schnell setzte er sich von den anderen ab und verkleinerte das Loch zu Guerini immer weiter, bis er ihn wenige Meter vor dem Ziel gestellt hatte. „Turbo-Beppe“ lief nun in Gefahr um den verdienten Lohn gebracht zu werden und musste seine letzten Kraftreserven für den Sprint nutzen, den er hauchdünn vor Gotti gewinnen konnte. Insgesamt bleib der Zeitgewinn allerdings gering, da bereits elf Sekunden später Miceli die zweite Gruppe ins Ziel führte.
Neben dem Etappensieg wurde Guerini nach seiner couragierten Attacke mit dem Bergtrikot belohnt, das er nun mit deutlichem Vorsprung auf Miceli tragen darf. Die nächsten drei Tage wird sich dran auch wenig ändern, da zwei Sprintankünfte und ein Zeitfahren folgen, bevor das Peloton die Dolomiten erreicht.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 7h14:46
2. Ivan Gotti Saeco s.t.
3. Nicola Miceli Aki 0:11
4. Andrea Noe Asics s.t.
5. Roberto Conti Mercatone Uno s.t.
6. Enrico Zaina Asics s.t.
7. Pavel Tonkov Mapei s.t.
8. Paolo Savoldelli Roslotto s.t.
9. Stefano Garzelli Mercatone Uno 0:44
10. Evgeni Berzin Batik s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 64h17:47
2. Pavel Tonkov Mapei 0:23
3. Guiseppe Guerini Polti 0:43
4. Ivan Gotti Saeco 1:10
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:51
6. Evgeni Berzin Batik 5:24
7. Roberto Conti Mercatone Uno 6:08
8. Jose Luis Rubiera Kelme 7:03
9. Beat Zberg Mercatone Uno 7:53
10. Andrea Noe Asics 9:57

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 103
2. Beat Zberg Mercatone Uno 99
3. Nicola Miceli Aki 93

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 70
2. Nicola Miceli Aki 36
3. Gabriele Colombo Batik 29

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Fabio Baldato MG Technogym 0:11
3. Mario Cipollini Saeco 0:17

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 149h29:10
2. Batik 29:07
3. Kelme 30:05
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 17.7.2009 - 12:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag: # 6779952Beitrag Valverde3007
17.7.2009 - 0:30

Giro d'Italia - 15.Etappe

Sprinter als Ausreißer – Ausreißer siegen im Sprint


Die 15. Etappe des Giro d’Italia bot ein vollkommen ungewohntes Bild. Statt des erwarteten Kampfes einer kleinen Gruppe gegen die riesige Armada der Sprinterteams konnte man auf den 173 Kilometern zwischen Verres und Borgomanero die Sprinterfraktion selber in der Offensive erleben. Die schnellen Männer um Ivan Quaranta (Polti) und Mario Traversoni (Mercatone Uno) wollten sich nicht auf einen Sprint gegen Mario Cipollini (Saeco) verlassen und suchten ihr Heil ausnahmsweise in der Flucht. Dennoch ging der Tagessieg an die Experten für Fluchtversuche, die im Finale mehr Cleverness zeigten und sich auf der Abfahrt vor dem Ziel absetzten. So gewann Oscar Pozzi (Asics) trotz der scheinbaren Übermacht die Etappe für Nicola Puttini (Refin). Das rosa Trikot bleibt auf den Schultern von Nicola Miceli (Aki), der weiterhin 23 Sekunden Vorsprung auf Pavel Tonkov (Mapei) vorweisen kann.
Bereits nach wenigen Kilometern setzte sich eine elfköpfige Gruppe vom Feld ab, in der unter anderem die Sprinter Traversoni, Quaranta, Matteo Tossato (MG Technogym) und Gabriele Balducci (Refin) fuhren. Sie wollten sich anscheinend nicht schon wieder im Massenspurt dem übermächtigen Cipollini entgegenstellen, sondern änderten die Strategie und gaben dem Rennen ihre ganz eigene Note. Da der bestplatzierte in der Spitzengruppe Tobias Steinhauser (Refin) über eine halbe Stunde Rückstand in der Gesamtwertung hatte und sowohl Miceli als auch Guiseppe Guerini (Polti) Teamkollegen in der Fluchtgruppe platziert hatten, blieb die Arbeit wie so oft an Saeco hängen. Das Problem war, dass Cipollini wohl Respekt vor dem Schlussberg hatte und seine Mannen deshalb nur halbherzig nachführten. So wuchs der Vorsprung bis zu jenem berg auf sechs Minuten an.
Überraschenderweise passierte in der Ausreißergruppe am Aufstieg zum Pass der ersten Kategorie ziemlich wenig, so dass der 23-jährige Quaranta, der schon bei Tirreno-Adriatico die Bergwertung gewonnen hatte, sich die zehn Punkte sichern konnte. Nach einem erneuten Nachweis seiner Stärke an schweren Anstiegen wird ihm nun von Experten eine Entwicklung wie bei Laurent Jalabert (ONCE) vorausgesagt, italienische Medien reden schon von möglichen Siegen bei Mailand-San Remo und dem Amstel Gold Race. Was ihm noch zum französischen Klassikerjäger fehlt, zeigte Quaranta aber schon auf der Abfahrt zum Tagesziel, wo er sich von vier Fahrern inklusive des späteren Tagessiegers Pozzi abhängen ließ.
An der Spitze arbeiteten die vier verbliebenen Fahrer bis zum letzten Kilometer gut zusammen, um das Risiko, dass einer der Sprinter zurückkehren könnte, minimiert wurde. Den finalen Sprint zog der nominell stärkste Sprinter Denis Zanette (Aki) von vorne an, doch er verschätzte sich mit der Entfernung zum Ziel und wurde von Pozzi und Puttini auf den letzten Metern übersprintet, wobei die Jury sich nach dem ersten Betrachten der Fernsehbilder nicht auf einen Sieger festlegen wollte. Erst als der tapfere Ivan Quaranta geschlagen mit über einer Minute Rückstand auf Platz sieben ins Ziel trudelte, war die Zielphotographie ausgewertet und Oscar Pozzi wurde zum Tagessieger erklärt.
Nach der vergebenen Chance heute, wartet schon morgen die nächste Sprintetappe auf das Peloton. Über 160 Kilometer auf topfebener Strecke geht es von Borgomanero nach Dalmine. Dort wird wieder mit einem Massensprint zu rechnen sein, es sei denn ein paar Sprinter versuchen es wieder auf eine unorthodoxe Art und Weise.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Oscar Pozzi Asics 4h08:33
2. Nicola Puttini Refin s.t.
3. Denis Zanette Aki s.t.
4. Marco Serpellini Brescialat s.t.
5. Gabriele Balducci Refin 0:32
6. David McKenzie Kross s.t.
7. Ivan Quaranta Polti 1:18
8. Tobias Steinhauser Refin s.t.
9. Mario Traversoni Mercatone Uno 2:41
10. Matteo Tossato MG Technogym s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 68h30:41
2. Pavel Tonkov Mapei 0:23
3. Guiseppe Guerini Polti 0:43
4. Ivan Gotti Saeco 1:10
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:51
6. Evgeni Berzin Batik 5:24
7. Roberto Conti Mercatone Uno 6:08
8. Jose Luis Rubiera Kelme 7:03
9. Beat Zberg Mercatone Uno 7:53
10. Andrea Noe Asics 9:57

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 103
2. Beat Zberg Mercatone Uno 101
3. Nicola Miceli Aki 97

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 70
2. Nicola Miceli Aki 36
3. Gabriele Colombo Batik 29

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Fabio Baldato MG Technogym 0:11
3. Ivan Quaranta Polti 0:13

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Kelme 32:09
3. Batik 36:01
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Valverde3007
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Beitrag: # 6780009Beitrag Valverde3007
17.7.2009 - 11:53

Giro d'Italia - 16.Etappe

Erster Profisieg für Quaranta – Cipollini nur dritter


Nachdem er am Vortag durch taktische Fehler in einer Ausreißergruppe den Tagessieg verschenkt hatte, gewann Ivan Quaranta (Polti) den 16. Tagesabschnitt auf herkömmliche Weise im Massensprint vor Gabriele Balducci (Refin) und dem Träger des Maglia ciclaminos Mario Cipollini (Saeco), der im Verlauf der Italienrundfahrt bereits zwei Etappen für sich entscheiden konnte. Die Gesamtwertung bleibt weiterhin unverändert, Nicola Miceli (Aki) führt vor Pavel Tonkov (Mapei).
Die 158 Kilometer zwischen Borgomanero und Dalmine werden mit Sicherheit als langweiligste des diesjährigen Giros in die Geschichte eingehen. Nach den Strapazen der letzten Tage nahmen sich die Rennfahrer quasi ihren zweiten Ruhetag und legten in den ersten beiden Rennstunden gerade einmal 75 Kilometer zurück. Erst mit dem Intergiro kam etwas Schwung ins Rennen. Cipollinis Saecoteam verhinderte auf den Kilometern vor dem Zwischensprint alle Angriffe und führten ihren Kapitän wie bei einer Sprintanfahrt auf die letzten Meter. Dort wurde er allerdings von Quaranta, der im Lauf der Rundfahrt immer besser in Form zu kommen scheint abgefangen, so dass ihm nur der zweite Platz blieb. Sein Anfahrer Silvio Martinello (Saeco) sicherte sich Platz drei, womit er mit einer Sekunde Vorsprung auf Quaranta das Maglia azurra verteidigt.
Im Anschluss an den Intergiro nahm das Rennen nur unwesentlich an Fahrt auf. Es setzte sich zwar noch ein Duo mit Simone Gobbini (Kross) und Santos Gonzales (Kelme) ab, doch deren Flucht war eher halbherzig, weshalb sie kurz vor dem Ziel wieder gestellt wurden. Nun baute Saeco wieder seinen Zug auf und wieder platzierte sich Quaranta am begehrten Hinterrad Cipollinis. Nach einer etwas verpatzten Vorarbeit Martinellos verpasste Cipollini heute allerdings den richtigen Moment, um den Sprint zu eröffnen. Quaranta nutzte die Situation und übersprintete den italienischen Meister, der nicht in der Lage war, zu kontern. So gewann Quaranta mit deutlichem Vorsprung seine erste Etappe beim Giro, was gleichbedeutend mit seinem ersten Profisieg war.
Auf den flachen 203 Kilometern zwischen Dalmine und Verona wird sich den Sprintern die nächste und vor Mailand wohl letzte Gelegenheit bieten, einen Massensprint herbeizuführen und einen Etappensieg zu feiern. Danach folgen die Tage der Klassementfahrer, die sich beim Einzelzeitfahren nach Cavalese und auf den drei schweren Dolomitenetappen austoben dürfen.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Ivan Quaranta Polti 3h51:43
2. Gabriele Balducci Refin s.t.
3. Mario Cipollini Saeco s.t.
4. Matteo Tossato MG Technogym s.t.
5. Denis Zanette Aki s.t.
6. Marcel Wüst Festina s.t.
7. Silvio Martinello Saeco s.t.
8. Maurizio Tomi Ros Mary s.t.
9. Andrea Noe Asics s.t.
10. Gabriele Colombo Batik s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 72h22:24
2. Pavel Tonkov Mapei 0:23
3. Guiseppe Guerini Polti 0:43
4. Ivan Gotti Saeco 1:10
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:51
6. Evgeni Berzin Batik 5:24
7. Roberto Conti Mercatone Uno 6:08
8. Jose Luis Rubiera Kelme 7:03
9. Beat Zberg Mercatone Uno 7:53
10. Andrea Noe Asics 9:57

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 125
2. Beat Zberg Mercatone Uno 101
3. Nicola Miceli Aki 97

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 70
2. Nicola Miceli Aki 36
3. Gabriele Colombo Batik 29

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:01
3. Mario Cipollini Saeco 0:11

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 139h18:10
2. Kelme 32:09
3. Batik 36:01

Valverde3007
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Beitrag: # 6780332Beitrag Valverde3007
18.7.2009 - 0:43

Nervös ging Karsten in den letzten Momenten bevor seine beiden Gäste eintreffen sollten seine Notizen durch und die Leitfragen, die er sich notiert hatte, um das folgende Interview gut über die Bühne zu bringen. Seine beiden Gesprächspartner sollten niemand geringeres sein, als Jan Ullrich und Erik Zabel, die beiden Hoffnungsträger des deutschen Radsports. Wegen eines Treffens in Bezug auf die Zusammenstellung des Kaders hielten sich momentan die meisten der Telekomprofis im Schwarzwald auf, der auch Ullrichs Trainingsort darstellte. Ein Team um Bjarne Riis hatte soeben die Bayernrundfahrt absolviert und ein zweites Team hielt sich zum Training rund um Merdingen auf, so dass Zeit und Ort für eine Zusammenkunft ideal waren. Das ließ sich natürlich auch Karstens Arbeitgeber auf keinen Fall entgehen, so dass Ullrich und Zabel gegen eine kleine Gage zu diesem Fernsehinterview eingeladen wurden. Der thematische Schwerpunkt lag dabei neben der Tour und dem Formaufbau der beiden auch auf dem Giro d’Italia, der am nächsten Tag in die entscheidende Phase gehen sollte.
Ein Klopfen an der Tür machte ihn darauf aufmerksam, dass die beiden angekommen waren. „Herein“, rief er den beiden Gästen zu. Als erstes betrat Zabel den Raum, der mit einem freundlichen Lächeln selbstbewusst auf Karsten zuging und ihn mit einem kräftigen Händedruck begrüßte. Ullrich schien dagegen eher etwas zurückhaltender, ja fast schüchtern zu sein. Er murmelte ein kurzes „Hallo“ und ließ sich auf einen der bereit gestellten Sessel plumpsen. Während Karsten und Erik zunächst ein wenig über das Wetter und Eriks Sohn Rick plauderten, saß Jan nur schweigend daneben und sagte kaum ein Wort. Erst als Karsten das Gespräch auf das eigentliche Thema, den Radsport lenkte, heiterte sich Jans Miene etwas auf.
„Herr Ullrich, Sie bereiten sich ja intensiv auf die Tour de France vor. Wie sieht es denn momentan aus mit Ihrer Form? Sind Sie optimistisch, dass sie ihr Vorjahresergebnis wiederholen oder sogar verbessern können?“
Jan schmunzelte ein wenig und überlegte sich sorgfältig eine möglichst diplomatische Antwort.
„Wissen Sie, meine Hauptaufgabe besteht immer noch darin, Bjarne zu unterstützen und ihm möglichst den Weg zur Titelverteidigung zu bereiten. Natürlich habe ich selber Ambitionen, ich erwarte mindestens einen Platz unter den besten zehn. Momentan ist aber Bjarne immer noch der Kapitän, unabhängig davon, was wir schon geleistet haben.“
„Die Form spricht aber doch klar für Sie. Während Riis bei der Bayernrundfahrt gerade einmal auf Platz 13 gefahren ist, haben sie bei der Tour de Romandie schon kräftig für Furore gesorgt. Ein Etappensieg und dein dritter Platz sind dabei herausgesprungen, wenn ich mich richtig erinnere.“
„Das ist schon richtig, aber daraus mache ich mir wenig. Bjarne ist 33 Jahre alt, der hat die Erfahrung, auf den Punkt topfit zu sein. Spätestens in Andorra wird er das Rennen wieder mitbestimmen. Deshalb hat mein dritter Platz in der Schweiz wenig zu bedeuten. Klar ist es schön, dass ich gute Leistungen bringe und vielleicht schon weiter im Formaufbau bin als Leute wie Virenque oder Pantani, dennoch kenne ich meine Position im Team.“
Karsten ließ es ein wenig enttäuscht bei dieser Aussage und bohrte nicht weiter nach, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Ullrich besonders nach seinen guten Ergebnissen ein Auge auf die Kapitänsrolle geworfen hatte. Vielleicht würde er ja über Umwege zu einer anderen Aussage gelangen.
„Herr Zabel, nicht nur Jan Ullrich hat sich schon an der Spitze gezeigt, sondern auch Sie. Viele Experten sehen in Ihnen den Star des Frühjahres. Sie haben in San Remo auf der Via Roma gewonnen, Sie führen in der Weltrangliste und haben die meisten Rennsiege auf der Habenseite. Sehen wir in diesem Jahr den stärksten Erik Zabel aller Zeiten?“
Ete grinste, beinahe belustigt über die Superlative, die für ihn verwendet wurden.
„Na klar, ich bin ja schließlich erst 26 Jahre alt und stehe am Anfang meiner Entwicklung. Es ist aber ja nicht so, dass ich ein Newcomer bin, immerhin habe ich das grüne Trikot letztes Jahr schon nach Paris getragen. Das werde ich dieses Jahr wieder versuchen.“
„Und, wissen Sie schon, ob und mit wie viel Unterstützung Sie rechnen können. Zu Beginn des Jahres kam ja Lombardi ins Team. Wird er an Ihrer Seite die Tour bestreiten und die Sprints für Sie anfahren?“
Erik nickte. „Nach jetzigem Stand versuchen wir beide Trikots, sowohl gelb als auch grün zu erobern. Für gelb sind Jan und Bjarne zuständig, grün werde ich attackieren. Dafür brauche ich Unterstützung, die Giovanni leisten kann.“
Jetzt schaltete Ullrich sich das erste Mal selbstständig ins Gespräch ein.
„Es ist ja auch nicht so, dass wir Klassementfahrer uns auf den Flachetappen nur auf die Regeneration beschränken. Ich bin ja ein passabler Zeitfahrer, ich kann Ete in den Sprints bestimmt gut unterstützen. Dazu haben wir noch Jens Heppner, Steffen Wesemann und Rolf Aldag, die auf flacher Strecke Tempo bolzen können.“
Karsten hatte nun das Stichwort, das er gesucht hatte und sprang gleich darauf an.
„Jan Ullrich wird Ihnen also helfen, Herr Zabel. Revanchieren Sie sich dann auch in den bergen dafür und arbeiten für ihn? Oder setzen Sie auch alles auf Bjaarne Riis?“
Erik erkannte Karstens Anliegen, ihn zu einer Aussage pro Jan Ullrich zu bewegen und lachte kurz, bevor er wieder ernst wurde.
„Ich weiß nicht, wie es letztendlich aussehen wird. Aber ich werde denjenigen mit voller Kraft unterstützen, der gesamt besser liegt. Ob das Bjarne oder Jan sein werden, weiß ich nicht, es ist aber auch nicht weiter wichtig.“
Da Ullrich wegen der Zusprache seines Teamkollegen leicht errötete, wechselte Karsten das Thema. Er hatte genug gehört und den Auftrag seines Senders erfüllt, die Hoffnung der deutschen Zuschauer zu schüren, dass Ullrich in Frankreich als Kapitän an den Start gehen würde. Nun wollte er sich dem Geschehen in Italien widmen.
„Einige Ihrer Konkurrenten sind ja schon in Italien beim Giro im Einsatz. Heute wurde dort die 17. Etappe ausgefahren, die letzte flache Etappe mit Ziel in Verona. Am Start stehen dort einige Fahrer, die im Juli auch die Tour fahren könnten. Die Sprinter, Cipollini, Traversoni, Wüst, Quaranta und wie sie alle heißen, dazu Bergfahrer wie Gotti und Tonkov. Was halten Sie bisher von der Rundfahrt und was schließen Sie daraus auf die Tour.“
Erik schaute kurz zu Jan und begann zu sprechen, als sein drei Jahre jüngerer Teamkollege nickte.
„Ich denke, dass es für die Sprinter ein Nachteil sein wird, wenn sie schon den Giro in den Beinen haben, besonders wenn sie nicht vor den Dolomiten, die übermorgen beginnen aussteigen. Nach drei Wochen ist man schon ganz schön fertig und lässt entscheidende Körner liegen, die später fehlen können. Und die Sprinter kämpfen ja nicht nur im Ziel um die Etappensiege, sondern besonders Quaranta und Cipollini haben ein Auge auf die Intergirowertung geworfen.“
„Wen sehen Sie denn bisher als stärksten Sprinter an?“
Erik überlegte kurz.
„Bevor ich jetzt etwas Falsches sage, könnten Sie mir sagen, wie die Etappe heute ausgegangen ist?“
Karsten warf einen kurzen Blick auf seine Notizen und pickte sich einige Namen aus der Ergebnisliste heraus.
„Stefano Cattai von Roslotto hat aus einer Ausreißergruppe gewonnen, dahinter kamen zwei von Brescialat … Bontempi und Camin. Traversoni war auch in der Gruppe, ist aber nur sechster geworden mit etwas Rückstand, im Hauptfeld hat Quaranta den Sprint gewonnen.“
„Ah, wieder dieser Quaranta, der ist ganz gut in Form gekommen. Mit seinen 23 Jahren finde ich den ziemlich beeindruckend, er wird aber in so jungem Alter keine zwei Rundfahrten über drei Wochen fahren. Traversoni könnte bei der Tour starten, der hätte eine ähnliche Rolle wie ich, bei Mercatone fahren sie ja für Pantani. Cipollini könnte bei der Tour eine gute Rolle spielen. Trotzdem enttäuscht er mich ein bisschen. Er hat so ein gutes Team und trotzdem kommen dauernd Ausreißergruppen durch. Bei ihm könnte es sogar mit dem ciclamino noch mal knapp werden. Marcel Wüst wird bei der Tour wenig bewegen, er hat mir erzählt, dass er erst wieder die Vuelta fährt.“
„Also ist mit Ausnahme von Cipollini eigentlich kein interessanter Fahrer dabei?“
Erik schüttelte den Kopf. „Das kann man so nicht sagen. In Italien fahren eben mehr italienische Fahrer, die stellen ihre Heimatrundfahrt aber auch über fast alle anderen Rennen. Deshalb fahren einige Teams mit wie Kross und Refin, die nicht bei der Tour starten und sich nur beim Giro zeigen. Bei der Tour kommen dafür Teams wie BigMat oder GAN mit Frederic Moncassin zum Zug. Deshalb ist der Giro wenig aufschlussreich für mich. Cipollini wird in der ersten Woche der Tour bestimmt gut dabei sein, trotzdem rechne ich damit, dass er vor den Pyrenäen unmotiviert aufgeben wird. Ähnlich ist das mit den Klassementfahrern.“
Nun schaltete Ullrich sich wieder ein. „Das ist richtig. Die Leute, die dort jetzt an der Spitze fahren, werden kaum bei der Tour eine gute Rolle spielen. Entweder sind sie wie Miceli, der übrigens einen großartigen Giro fährt, oder Noe gar nicht mit ihren Teams dabei oder aber sie müssen ins zweite Glied treten wie der junge Guerini, der für Leblanc fahren wird, Rubiera, der hinter Escartin hängt und die Mercatone-Armada von Pantani. Die einzigen, die auf eigene Kappe fahren könnten, wären Tonkov, Gotti und Berzin, wobei ich bei Berzin gar nicht weiß, ob sein Team am Start ist. Selbst wenn die drei starten, haben sie entscheidende Nachteile, weil sie schon viel müder sind als wir. Ich glaube nicht, dass einer der drei in der Lage ist, das Double zu versuchen.“
„Was denken Sie denn, wer beim Giro vorne landen wird?“
„Das ist schwer. Ich denke, die ersten sechs haben noch Chancen auf das Podium. Berzin wird auf das morgige Zeitfahren bauen. Wenn er dort die Konkurrenz deklassieren kann, geht vielleicht noch etwas nach vorne. Allerdings ist er am berg nicht so stark wie die absolute Spitze. Bei Peliciolli ist es umgekehrt. Er wird im Zeitfahren viel verlieren. Am realistischsten sind die Chancen von Gotti, Guerini, Miceli und Tonkov. Bei den vier würde ich Tonkov eine leichte Favoritenrolle zusprechen. Er ist im Zeitfahren der stärkste und war am Berg sehr stabil. Außerdem liegt er schon auf Platz 2, fast eine Minute für Gotti, den ich am Berg am stärksten einschätze. Guerini fährt dort auch solide, aber noch eine Klasse unter Gotti und Tonkov. Ich denke, dass einer von Guerini und Miceli an einem Tag noch einen Einbruch haben wird, wahrscheinlich am Mortirolo, und zurückfällt. Der andere wird dritter, gewinnen wird Tonkov vor Gotti. Dabei denke ich, dass auf der Etappe nach Falzes über die vielen berge viel Aktion im Rennen sein wird, die vier Topfahrer aber zusammen ankommen. Bei der bergankunft am Passo del Tonale wird ein Solosieger oder ein Duo vorne sein, wahrscheinlich mit dem späteren Sieger. Und wer die Etappe nach Edolo über den Mortirolo gewinnt, gewinnt auch den Giro. Achja und Guerini holt sich das Bergtrikot.“
Karsten wandte sich zu Erik.
„Was meinen Sie, Herr Zabel?“
„Ich sage Gotti gewinnt vor Miceli. Tonkov wird dritter, Berzin kommt noch auf Platz vier. Und Mario Cipollini holt mit einem Sieg in Mailand das maglia ciclamino.“
„Danke für diese Experteneinschätzungen. Ich wünsche Ihnen dann weiterhin alles gute für die nächsten Wochen und viel Erfolg bei der Vorbereitung auf die Tour de France.“

Giro d'Italia - 17.Etappe


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Stefano Cattai Roslotto 5h06:00
2. Fabrizio Bontempi Brescialat s.t.
3. Claudio Camin Brescialat s.t.
4. Bruno Boscardin Festina s.t.
5. Rossano Brasi Polti s.t.
6. Mario Traversoni Mercatone Uno 0:23
7. Silvio Martinello Saeco s.t.
8. Luca Mazzanti Mobilvetta s.t.
9. Marco Serpellini Brescialat
10. Joona Laukka Festina s.t.

Gesamtwertung:
1. Nicola Miceli Aki 77h38:39
2. Pavel Tonkov Mapei 0:23
3. Guiseppe Guerini Polti 0:43
4. Ivan Gotti Saeco 1:10
5. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 3:51
6. Evgeni Berzin Batik 5:24
7. Roberto Conti Mercatone Uno 6:08
8. Jose Luis Rubiera Kelme 7:03
9. Beat Zberg Mercatone Uno 7:53
10. Andrea Noe Asics 9:57

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 125
2. Mario Traversoni Mercatone Uno 108
3. Beat Zberg Mercatone Uno 101

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 70
2. Nicola Miceli Aki 36
3. Gabriele Colombo Batik 29

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:25
3. Mario Cipollini Saeco 0:35

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Brescialat 30:11
3. Kelme 42:24


Upps, etwas länger geworden. Mal ein etwas anderer Etappenbericht, aber mir gingen einfach die Worte für einen weiteren Ausreißersieg aus. Es ist ja bestimmt auch mal interessant wieder etwas über Ete und Ulle zu hören. Karstens Sender hat übrigens eine inoffizielle Umfrage offen. Soll über den Schluss des Giros, das heißt die drei Bergetappen und das Finale in Mailand
a)weiter in Telegrammform berichtet werden?
b)mit dem Kommentatorenduo Karsten und Jan berichtet werden?
Geantwortet werden darf hier im Thread oder aber per PN.

commandercharly
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Beitrag: # 6780559Beitrag commandercharly
18.7.2009 - 19:49

Auch wenn die Zeit in der deinAAR spielt schon lange hinter uns liegt trotzdem interessant. Wenn so noch vom Team Saeco usw hört. Das war schon ne schöne Zeit. Trotzdem nett geschrieben.

Valverde3007
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Beitrag: # 6780560Beitrag Valverde3007
18.7.2009 - 19:58

Giro d'Italia - 18.Etappe

Berzin holt auch das zweite Zeitfahren – Den rosanen Guerini , Gotti und Tonkov trennen nur elf Sekunden


Evgeni Berzin (Batik) ist der dominierende Zeitfahrer des Giros. Nach seinem Sieg im ersten schweren Einzelzeitfahren in San Marino sicherte er sich auch beim zweiten Kampf gegen die Uhr zwischen Baselga di Pine und Cavalese den Tagessieg, wobei er Silvio Martinello (Saeco) und Ivan Gotti (Saeco), der überraschend alle Konkurrenten in der Gesamtwertung deklassieren konnte, auf die Plätze zwei und drei verwies. Der Träger des rosa Trikots Nicola Miceli (Aki) verlor über zwei Minuten, wodurch er auf Platz vier zurückfiel. Neuer Gesamtführender ist nun Guiseppe Guerini (Polti), der den sechsten Platz belegte und nun zwei Sekunden vor Pavel Tonkov (Mapei) führt.
Die erste bedeutende Bestzeit fuhr der Mann im blauen Trikot, Silvio Martinello heraus. Wegen seines Rückstandes im Gesamtklassement ging er schon früh auf die Strecke und pulverisierte die bis dahin bestehenden Bestzeiten. Insgesamt benötigte er 53 Minuten und 47 Sekunden, was einem Stundenmittel von 44,6 km/h entsprach. Bis zu den Topfahrern schaffte es niemand diesen Wert zu erreichen, am nächsten kam ihm Ermanno Brignoli (Batik), ein Teamkollege Berzins.
Die Entscheidung um den Tagessieg sollte aber erst bei den letzten sechs Fahrern gefällt werden. Berzin, der als erster der Favoriten auf die Strecke ging, legte sofort eine Bestzeit bei der ersten Zwischenzeit hin, die zunächst nicht überragend schien, da Gotti erst sechs Sekunden Rückstand hatte und auch der normalerweise schwache Zeitfahrer Guerini nur zwölf Sekunden verlor. Erst als Tonkov und Miceli die Zwischenzeit passierten und beide schon über eine halbe Minute Rückstand hatten, wurde Berzins Zwischenzeit aufgewertet. Die vermeintlich besseren Zeitfahrer verloren viel mehr Zeit, als die Bergflöhe. Bis ins Ziel setzte sich die Tendenz fort. Gotti und Guerini konnten den Rückstand auf Berzin, der im Ziel 14 Sekunden schneller war als Martinello war, begrenzen und landeten auf den Plätzen drei und sechs. Tonkov verlor dagegen fast eine Minute und wurde nur zehnter, Miceli lag als 36. schon zwei Minuten zurück.
Durch das etwas überraschende Ergebnis gibt es einige Veränderungen in der Gesamtwertung. Während Miceli seine gute Ausgangssituation verspielt hat, liegen Tonkov, Guerini und Gotti innerhalb von elf Sekunden dicht beieinander. Nun werden ihre Kletterqualitäten entscheiden, morgen auf dem Weg nach Falzes über sechs Pässe wird es einen heißen Kampf um rosa geben.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Evgeni Berzin Batik 53:33
2. Silvio Martinello Saeco 0:14
3. Ivan Gotti Saeco 0:17
4. Ermanno Brignoli Batik 0:20
5. Marcello Siboni Mercatone Uno 0:23
6. Guiseppe Guerini Polti 0:33
7. Roberto Conti Mercatone Uno 0:40
8. Marco Milesi Brescialat 0:45
9. Guiseppe di Grande Mapei 0:52
10. Pavel Tonkov Mapei 0:55

Gesamtwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 78h36:45
2. Pavel Tonkov Mapei 0:02
3. Ivan Gotti Saeco 0:11
4. Nicola Miceli Aki 1:39
5. Evgeni Berzin Batik 4:08
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 4:56
7. Roberto Conti Mercatone Uno 5:32
8. Jose Luis Rubiera Kelme 7:33
9. Beat Zberg Mercatone Uno 7:49
10. Andrea Noe Asics 10:43

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 125
2. Silvio Martinello Saeco 112
3. Mario Traversoni Mercatone Uno 108

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 70
2. Nicola Miceli Aki 36
3. Gabriele Colombo Batik 29

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:25
3. Mario Cipollini Saeco 0:35

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Brescialat 31:48
3. Kelme 44:42


Da wird sich arkon wieder freuen, so wie der Berzin im Zeitfahren abgeht. :) Für die Dolomiten wird es nun tatsächlich das Kommentatorenduo KuJ geben, es ist einfach zu viel spannendes und interessantes passiert, um darauf zu verzichten.

Valverde3007
Beiträge: 1769
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Beitrag: # 6780978Beitrag Valverde3007
19.7.2009 - 23:49

Aus vier mach zwei

Bild
Das Etappenprofil

K: „Ich möchte Sie ganz herzlich begrüßen zum heutigen 19. Abschnitt des diesjährigen Giro d’Italias. Es ist ein weiterer langer Abschnitt über 229 Kilometer und sechs Pässe nach Falzes. Doch bevor wir in das Finale der Etappe einsteigen, wollen wir erst einmal zurückblicken auf das, was bisher auf dieser Etappe geschah. Zu Beginn dieser Etappe entstand wie immer eine größere Ausreißergruppe, in der mit Nicola Miceli ein ganz gefährlicher Mann saß. Gestern beim Zeitfahren hat er viel verloren, heute versuchte er einiges wieder gutzumachen. Am ersten Berg blies er schon zu großen Attacke und überquerte den Alberatipass, das Sellajoch und den Passo di Pordoi, die Cima Coppi, den höchsten Gipfel des diesjährigen Giro d’Italias an der Spitze. Doch seine Gegner schliefen natürlich nicht und so attackierten Gotti und Noe das rosa Trikot schon am Passo di Pordoi. Kurzzeitig hatten sie Guerini schon abgehängt, doch am Passo di Campolongo kam „Turbo-Beppe“, wie ihn seine Fans nennen zurück an die Spitze. Dort fehlte von den großen vier nur einer, Pavel Tonkov, der Russe, der während des Giros auch schon die Spitze innehatte. Doch mit Hilfe seines Helfers di Grande schaffte er es auf der langen Abfahrt hinunter ins Tal wieder an die Spitzengruppe heranzukommen. Der Aufstieg zum Furkapass verlief relativ ereignislos und jetzt, zwanzig Kilometer vor dem Ziel am Fuß des Passo Riomolino sind vorne wieder einige Fahrer zusammen gekommen, die am letzten Anstieg den Tagessieg unter sich ausmachen werden. Damit wollen wir dann auch in die Liveberichterstattung einsteigen. Wir, das ist neben mir auch Jan Ullrich, der heute zusammen mit mir die Italienrundfahrt kommentieren wird.“
Bild
Die Angriffe von Miceli sowie Gotti und Noe
U: „Auch von mir ein herzliches Willkommen an unsere Zuschauer. Heute dürfen wir mit Sicherheit eine der spannendsten Etappen der Italienrundfahrt erleben und die Fahrer tun ja auch alles dafür, dass die Etappe so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Wir haben heute schon so viel Aktion gesehen, den Soloritt von Miceli und den Angriff von Gotti, dabei haben die Fahrer noch einmal acht schwere Kilometer bergauf vor sich.“
K: „Und dieses Stück bergauf hat es in sich. Die italienischen Kollegen blenden es uns gerade ein, sieben Kilometer mit einer Steigung von fast acht Prozent warten auf die Fahrer, dann geht es kurz bergab und dann wieder ein paar Meter hoch zur Bergwertung. An der Spitze der Gruppe sehen wir jetzt den Spanier Rodriguez von Kelme, der für seinen Kapitän Chechu Rubiera macht. Ob der wohl noch etwas vorhat am letzten Berg?“
U: „Selbst wenn, denke ich, dass er wenig Chancen gegen Gotti und Guerini hätte. Er muss darauf setzen, dass in der Gruppe Uneinigkeit herrscht und er fahren gelassen wird.“
K: „Dann sollte er allerbeste Chancen haben. Jetzt ist es erstmal ein anderer, der es gleich zu Beginn des Anstieges versucht. Das ist einer von Mercatone Uno. Beat Zberg, … der Kapitän der Mannschaft ist schon zurückgefallen, das müsste Peliciolli sein.“
U: „Nein, das ist Conti, Roberto Conti, der in der Gesamtwertung auf Platz sieben liegt. Den können sie erstmal fahren lassen.“
K: „Das tun sie auch. Conti legt gleich ein paar Meter zwischen sich und den Rest der Spitzengruppe. Dort setzt sich di Grande wieder an die Spitze. Und hinten lassen schon die ersten Fahrer abreißen. Hier sehen wir Rodriguez, der gerade noch an der Spitze gefahren ist. Lanfranchi lässt jetzt auch reißen, das heißt Tonkov hat noch einen Helfer weniger.“
U: „Wenigstens hat er noch di Grande dabei, Gotti und Guerini sind komplett isoliert.“
K: „Das macht den beiden aber wenig aus. Ivan Gotti versucht es mit einer Attacke. Dass er die anderen abhängen kann, hat er am Pordoi gezeigt, jetzt scheint es ihm wieder zu gelingen. Oder doch nicht, Guerini kommt jetzt wieder nach vorne gefahren.“
U: „Guerini schließt wieder auf, der ist ganz zäh und das rosa Trikot beflügelt ihn. Jetzt nimmt Gotti auch wieder heraus, weil er sieht, dass Guerini an seinem Hinterrad ist.“
K: „Schau mal, wen sie dafür abgehängt haben. Schon wieder Pavel Tonkov, der wahrlich nicht seinen besten Tag erwischt hat. Nun kämpft er schon wieder am Hinterrad von di Grande um den Anschluss. Mit dabei sind Noe und Miceli.
Bild
Conti greift an - Tonkov fällt zurück
U:„Die schaffen wieder den Anschluss, jetzt läuft es wieder zusammen. Aber der Vorsprung von Conti ist geschmolzen.“
K: „Ja, gerade hatte er noch zwanzig Sekunden, jetzt ist er maximal sieben, acht Sekunden vor den Verfolgern.“
U: „Zu seinem Glück schläft das Tempo ein. Conti kommt wieder ein bisschen weg und hinten schauen sie sich nur an. Das kann nicht mehr lange so gehen, Tonkov und Gotti müssen angreifen. Bis jetzt kommt der Rennverlauf nur Guerini entgegen.“
K: „Sie sind jetzt beim flacheren Stück in der Mitte des Anstieges, hier sind es drei Kilometer lang nur etwa vier Prozent im Schnitt. Hier wird wohl nicht allzu viel passieren. Dafür erwarte ich am nächsten Steilstück noch einen Angriff.“
U: „Das sehe ich auch so. Gotti scheint mir heute unglaublich stark zu sein und er hat bestimmt registriert, dass Tonkov Probleme hat, wenn es steiler und schneller wird. Gleich kommen ja noch zwei steile Kilometer mit über zehn Prozent, da kann er etwas versuchen.“
K: „Es wäre auf jeden Fall die ideale Situation für eine Attacke. Mal schauen, was Gotti daraus macht. Guck mal, der sieht schon ganz unruhig aus, anscheinend ist ihm das Tempo von di Grande zu langsam.“
U: „Der wartet schon sehnsüchtig auf das Steilstück. Conti hat es schon erreicht, das heißt die Gruppe mit Gotti kommt da gleich hin. Dann werden wir sehen, ob die erwartete Attacke kommt.“
K: „Was heißt hier warten bis zum Steilstück? Gotti zieht schon vorher davon. Jetzt greift er an. Mit einem wuchtigen Antritt setzt er sich von der Gruppe ab und durchfährt das dichte Spalier der Tifosi am Rand der Straße. Was machen die anderen? Wo ist Guerini, wo ist Tonkov?
U: „Guerini ist glaub ich noch dran, der kann die Lücke vielleicht gleich wieder schließen.“
K: „Ja, da ist er. Er versucht nun mit aller Kraft, wieder das Hinterrad von Gotti zu erreichen. Jetzt behindern die Fans ihn aber. Hast du den einen mit der Fahne gerade gesehen. Um Haaresbreite wäre Guerini mit ihm kollidiert. Mensch, Leute, passt doch ein bisschen besser auf.“
U: „Es ist ja schön und gut, dass so viele Fans die Fahrer anfeuern, aber die Sicherheit der Fahrer muss vorgehen. Einerseits beflügeln sie, andererseits ist es ein Wunder, dass nicht hin und wieder der ein oder andere vom Rad geholt wird. Guerini hat die Aktion auf jeden Fall ein paar Meter gekostet. Gotti ist nun erstmal weg.“
K: „Der Rest dafür auch. Hier sehen wir Tonkov, der schon wieder Schwierigkeiten hat. Dicht vor ihm fahren Miceli und Noe. Nach vorne werden sie trotzdem kaum mehr kommen.“
U: „Da erreicht Gotti bald Conti. Es wäre natürlich perfekt, wenn er ihn noch vor der Abfahrt einholt und die beiden gemeinsame Sache machen können.“
K: „Fünf Sekunden meldet Radio Corsa. Fünf Sekunden von Conti auf Gotti und noch einmal fünf Sekunden von Gotti auf Guerini. Und da sehen wir auch schon das Banner für die letzten fünfzehn Kilometer. Das bedeutet, dass sie gleich auf die kurze Abfahrt kommen.“
U: „Jetzt ist Gotti dran. Er hat Conti eingeholt.“
K: „Nun stürzen sie sich gemeinsam auf die Abfahrt. Conti sieht zufrieden aus, dass er einen Begleiter gefunden hat. Zusammen haben sie sehr gute Chancen, vorne zu bleiben und die anderen deutlich zu distanzieren. Elf Sekunden Vorsprung hatte Guerini, jetzt hat er acht Sekunden Rückstand. Das könnte knapp werden.“
U: „Eigentlich ist Gotti sogar schon vorbei, er bekommt im Ziel ja noch Zeitgutschriften. Tonkov dürfte dagegen aus dem Rennen um rosa raus sein, er hat schon vierzig Sekunden Rückstand.“
K: „Das dürfte noch mehr werden, das Duo an der Spitze ist am letzten Kilometer des Anstieges und Gotti zieht das durch. Conti kann kaum noch sein Hinterrad halten.“
U: „Hinter den beiden sieht man schon wieder das rosa Trikot von Guerini, allzu weit ist der nicht zurück.“
K: „Das ist allerdings etwas verzerrt durch die Brennweite der Kamera, ich schätze schon, dass er um die zehn Sekunden Rückstand hat.“
U: „Trotzdem sieht er noch gut aus. Er geht wieder aus dem Sattel und beschleunigt. Vorne will Gotti Conti vorbeiwinken, der ist aber auch schon platt.“
K: „Das lässt Gotti sich nicht gefallen, er braucht Vorsprung auf Guerini. Die letzte Rampe nutzt er nun dazu, Conti zu distanzieren. Der ist komplett fertig. Immerhin fährt er schon seit den ersten kehren des Passes an der Spitze.“
U: „Gotti überquert die Bergwertung als erstes, mal schauen wie viel Vorsprung er haben wird.“
Bild
Guerini und Gotti an der Bergwertung
K: „Sechs, sieben, acht Sekunden später kommt Guerini an zweiter Position über den Pass, Conti hat er eingeholt. Nun müssen die zwei in der Abfahrt versuchen, an Gotti heranzukommen. Neun Kilometer geht es nun in einer halsbrecherischen Abfahrt bergab.“
U: „Dreißig Sekunden nach Gotti kommen Noe und Miceli, dahinter sieht man di Grande und Tonkov.“
K: „Das ist wohl zu viel Rückstand, um den Anschluss zu schaffen. Schauen wir mal, wie sich die Situation an der Spitze entwickelt.“
U: „Gotti und Guerini sind eigentlich beide ganz gute Abfahrer, die dürften sich gegenseitig nicht allzu viel schenken. Mal schauen, wer hier mehr Risiko geht.“
K: „Im Moment sieht Guerini schneller aus, sechs Sekunden sollen es noch sein. Das könnte knapp werden für seinen Herausforderer Gotti. Vielleicht müssen wir uns ja sogar auf einen Schlusssprint einstellen. Was glaubst du, wer endschneller sein wird?“
U: „Das kann man so genau nicht sagen, da kommt es auf die Reserven an. Bisher hat Gotti zweimal Guerini bezwungen, einmal war Guerini schneller. Das waren allerdings zwei Mal Sprints aus größeren Gruppen. Vielleicht greift ja einer der beiden auf der Rampe kurz vor Schluss an und geht dem Sprint damit aus dem Weg.“
K: „Du meinst das Steilstück drei Kilometer vor dem Ziel, wo es mit knapp sieben, acht Prozent hoch geht?“
U: „Genau das. Wenn Guerini Gotti bis dahin eingeholt hat, wie es im Moment aussieht, dann könnte einer der beiden es dort mit einer weiteren Attacke versuchen.“
K: „Fünf Kilometer sind es noch, es wird schon wieder ein wenig flacher und Guerini ist zusammen mit Conti auf wenige Meter an Gotti herangerückt. Die beiden haben logischerweise einen Vorteil, weil sie zu zweit sind und siech regelmäßig abwechseln können.“
U: „Gotti scheint aufzugeben. Er guckt sich nach Guerini um und nimmt raus. Das war es wohl mit dem Angriff auf das rosa Trikot. Er reiht sich an dritter Position ein, Guerini führt die Gruppe in den letzten ansteigenden Abschnitt.“
K: „Vielleicht behält Guerini ja doch sein Trikot, mittlerweile sieht es wieder viel besser für ihn aus, als noch vor wenigen Minuten. Gotti hängt am Ende der Gruppe und lässt schon ein kleines Loch reißen. Wahrscheinlich ist er nach immerhin schon 225 schweren Kilometern müde und kann Guerinis Tempo nicht mehr folgen.“
U: „Oder er holt einfach nur Schwung.“
K: „ Ja! Er geht aus dem Sattel, beschleunigt und schießt an den beiden anderen vorbei. Guerini kann nichts zusetzen, der fährt wohl schon am Limit. Conti versucht noch einmal vorbeizugehen, aber dieses Mal ist Gotti ein für alle mal weg.“
U: „Guerini klebt nur noch an Contis Hinterrad. Der ist fertig, der hat auf der ersten Verfolgung alle Kräfte aufgebraucht. Wie es aussieht haben wir heute Abend einen neuen Mann in rosa.“
K: „ Nach Traversoni, Boscardin, Berzin, Zberg, Miceli, Volpi, Tonkov und Guerini wäre es der neunte Träger des begehrten Leibchens. Das könnte, das müsste ein Rekord sein.“
U: „Noch ist er nicht über den Berg. Vorne sieht man aber schon die Zweikilometermarke. Von da wird es wieder flacher.“
K: Und Gotti fährt wie beflügelt. Angepeitscht von hunderten radsportverrückter Tifosi, die in Dreierreihen am Streckenrand stehen und ihren Helden den Berg hinaufpeitschen. Komm Ivan, zieh davon, hol dir den Sieg!“
U: „Er ist jetzt wieder im flachen. Mal sehen wie viel Rückstand Guerini hat. Vierzehn Sekunden. Das wird er kaum noch gutmachen können.“
K: „Besonders, weil Gotti immer noch ein hohes Tempo fährt. Der lässt sich den Erfolg nicht mehr nehmen. Hochkonzentriert bestimmt er das Renngeschehen immer wieder geht er aus dem Sattel um zu beschleunigen. Am Horizont kann er schon den Teufelslappen erkennen, den letzten Kilometer. Er schaut zurück, sucht nach dem rosa Trikot.“
U: „Das kann er nicht mehr sehen. Der Abstand ist zu groß. Er kommt alleine auf die Zielgerade. Das wird ein Solosieg.“
K: „Gerade realisiert Gotti, was er auf diesen letzten vier Kilometern noch erreicht hat. Man sieht ihn kurz grinsen, doch er zeiht durch bis zum Schlussstrich, erst dann richtet er sich auf, um zu jubeln.“
U: „Das bedeutet, er bekommt auch zwanzig Sekunden gutgeschrieben, gewinnt also mindestens acht auf Guerini. Damit ist er der neue Führende.“
K: „Erst jetzt kommt Guerini ins Ziel gespurtet. Immerhin Platz zwei vor Roberto Conti.“
Bild
Gotti und Guerini im Ziel
U: „Also hat er acht Sekunden an Zeitgutschriften und zwanzig auf der Strecke verloren, das macht insgesamt siebzehn Sekunden Rückstand.“
K: „Dafür hat er andere Konkurrenten weiter distanziert. Tonkov kommt gerade mit Miceli, Noe und die Grande ins Ziel, eine Dreiviertelminute nach dem Tagessieger. Die nächste Gruppe führt Piccoli ins ziel, dabei sind Peliciolli, Puttini und Zaina. Die vier haben schon mehr als eine Minute Rückstand.“
U: „Für die Gesamtwertung sind sie sowieso nicht relevant. Nach dem heutigen Tag rechne ich nur noch mit drei Fahrern, wobei Tonkov auf der Kippe steht. Es sieht eher nach einem Zweikampf zwischen Guerini und Gotti aus.“
K: „Morgen Abend werden wir etwas schlauer sein, wenn wir die Bergankunft am Passo del Tonale mit einbeziehen können. Die letzten Kilometer werden Sie wieder bei uns verfolgen können. Damit möchten wir uns mit einem Blick auf die Klassements des Tages von Ihnen verabschieden. Servus, Adieu und Tschüss sagen Karsten und Jan.“


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Ivan Gotti Saeco 6h16:09
2. Guiseppe Guerini Polti 0:20
3. Roberto Conti Mercatone Uno s.t.
4. Nicola Miceli Aki 0:44
5. Andrea Noe Asics s.t.
6. Guiseppe di Grande Mapei s.t.
7. Pavel Tonkov Mapei s.t.
8. Mariano Piccoli Brescialat 1:08
9. Felice Puttini Refin s.t.
10. Jose Luis Rubiera Kelme s.t.

Gesamtwertung:
1. Ivan Gotti Saeco
2. Guiseppe Guerini Polti 0:17
3. Pavel Tonkov Mapei 0:55
4. Nicola Miceli Aki 2:22
5. Roberto Conti Mercatone Uno 5:53
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 6:13
7. Evgeni Berzin Batik 6:30
8. Jose Luis Rubiera Kelme 8:50
9. Andrea Noe Asics 11:36
10. Enrico Zaina Asics 16:23

Sprintwertung:
1. Mario Cipollini Saeco 125
2. Ivan Gotti Saeco 122
3. Guiseppe Guerini Polti 119

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 87
2. Nicola Miceli Aki 73
3. Ivan Gotti Saeco 55

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:25
3. Mario Cipollini Saeco 0:35

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Asics 52:19
3. Kelme 53:02


Mal etwas länger und etwas anders. Ich hoffe es hat gefallen. Und fragt nicht, wo ich beim Simulieren die Screens her habe.

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Österreicher
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Beitrag: # 6780988Beitrag Österreicher
19.7.2009 - 23:59

Einfach herrlich. Der momentan beste AAR im Forum. Schreiberisch und grafisch eine wahre Wucht. Ich genieße es jedes Mal aufs neue deine Texte zu lesen. Aber bei solch einem Giro hat man auch genügend Schreibstoff. Ich hoffe meiner wird annähernd so spannend. ;)

Bitte mach unbedingt so weiter...Ich freu mich auf mehr.
Österreicher
DanyHilarious
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Valverde3007
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Beitrag: # 6781152Beitrag Valverde3007
20.7.2009 - 18:01

Ivan der Schreckliche

K: „Hallo und herzlich willkommen zur zwanzigsten Etappe des Giro d’Italia. Wie gestern geht oder ging es bereits in die Berge und am Ende des heutigen Tages wartet die dritte Bergankunft auf die 135 im Rennen verbliebenen Fahrer. Nach der Überquerung des Mendelpasses endet die Etappe nach 176 Kilometern am Passo del Tonale. Dort, an der schweren Schlusssteigung ist Ivan Gotti vom Team Saeco, der die Etappe nach Falzes gestern gewann und sich dort erstmals das rosa Trikot überstreifen konnte, ganz klar favorisiert. Bisher war er überraschend dominant und führt nur wegen des durch einen Defekt auf einer mittelschweren Etappe bedingten Zeitverlustes so knapp, doch heute wird er sich den Angriffen seiner Gegner erwehren müssen. In erster Linie hat er Guerini zu fürchten, der mit nur siebzehn Sekunden Rückstand auf Gotti auf Platz zwei der Gesamtwertung folgt. Er wird möglicherweise am Schlussanstieg angreifen. Nachdem er bei der Trentinorundfahrt zum ersten Mal am Berg Aufmerksamkeit erweckte, zählt er nun zu den stärksten Bergfahrern Italiens. Ein weiterer gefählicher Mann bleibt der Russe Pavel Tonkov von Mapei, der gestern zwar empfindlich zurückgeworfen wurde, mit 55 Sekunden Rückstand dennoch in Reichweite des ros Trikots liegen. Von beiden darf man, kann man, muss man heute etwas erwarten.
Am ersten Berg des Tages, dem Mendelpass waren es allerdings zwei andere Teams, Asics und Mercatone Uno, die das Tempo bestimmten und eine sieben Fahrer umfassende Spitzengruppe verfolgten. Bei der Aufholjagd verkleinerte sich das Peloton an den fünfzehn Kilometern Aufstieg auf ungefähr dreißig Fahrer. Betrug der Vorsprung der Spitzenreiter am Mendelpass noch sechs Minuten, ist er inzwischen bis zum Fuß des Passo del Tonale auf knapp zwei Minuten gesunken. Ganz vorne sieht man jetzt Stefano Garzelli, Marcello Siboni und Claudio Chiapucci, die kräftig Dampf machen. So verringert sich immer weiter die Wahrscheinlichkeit, dass die Ausreißer durchkommen.“
U: „Das dürfte kaum noch reichen. Der Anstieg zum Tonale ist etwa fünfzehn Kilometer lang. Das können die Ausreißer nicht schaffen.“
K: „Obwohl einige gute Bergfahrer dabei sind. Da wäre Beat Zberg, der auf Platz 12 der bestplatzierte Fahrer der Gesamtwertung ist. Die Helfer von Rubiera, Rodriguez, und von Berzin, Ermanno Brignoli, sind ebenfalls unter den besten zwanzig klassiert.“
U: „Trotzdem oder gerade deshalb, weil sie hinten in der Gruppe ihre Kapitäne sitzen haben, wird das nicht reichen.“
K: „Meinst du, dass die drei wie Relaisstationen vorne platziert sind und taktische Aufgaben haben?“
U: „Das könnte durchaus möglich sein. Wenn zum Beispiel Garzelli und Siboni die Kräfte schwinden, könnte Zberg seine Kapitäne weiter unterstützen. Peliciolli und Conti scheinen ja noch einiges vorzuhaben, sie müssen schließlich etwas versuchen, um sich in der Gesamtwertung noch zu verbessern.“
K: „Ich bin schon gespannt, wer den ersten Angriff setzen wird und wann das passiert. Wird es Roberto Conti sein, wie gestern? Oder versucht Guerini einen Konter?“
U: „Für Guerini dürfte der Berg fast zu leicht sein. Im Schnitt sind es gerade etwas mehr als sechs Prozent und richtige Steilstücke gibt es auch nicht. Deshalb wird es vielleicht schwierig, Gotti entscheidend zu distanzieren.“
K: „Aber einen Versuch ist es doch wert? Er muss etwas versuchen, sonst müsste er sich ganz auf den Mortirolo morgen verlassen.“
U: „Da hast du recht. Wenn er heute keine Zeit gutmacht, wird es am Mortirolo doppelt schwierig. Er steht unter Zugzwang.“
K: „Schau, da nimmt uns einer das Spekulieren ab. Enrico Zaina vom Team Asics attackiert.“
U: „ Und gleich sitzen fünf, sechs Mann am Hinterrad. Ich kann Guerini und Gotti erkennen, dann Tonkov, Conti und Peliciolli von Mercatone und als zweiten Mann von Asics Andrea Noe.“
K: „Das bedeutet dann auch, dass der Führende, Ivan Gotti, völlig isoliert ist.“
U: „Das war abzusehen. Gotti hat das Pech, dass er eine schwache Vorbereitung fuhr und ihn nicht einmal seine Teamleitung richtig auf der Rechnung hatte. Casagrande hätte nach seinem starken Frühjahr bestimmt den Giro in guter Form fahren können, die sportliche Leitung setzt hier aber eher auf die Sprintfraktion um Mario Cipollini. Am Mendelpass konnten mit Faverio und Lelli schon nur zwei Helfer das Tempo halten, am Schlussanstieg können die beiden leider nichts mehr für ihren Kapitän leisten.“
K: „Dafür haben Asics und Mercatone noch zwei heiße Eisen im Feuer. Und da probiert es der nächste. Peliciolli attackiert!“
U: „Der kommt nicht richtig weg. Zaina schließt die Lücke.“
K: „Dafür gibt es an der Spitze nun etwas Bewegung. Felice Puttini hat sich dort abgesetzt. Die anderen Fahrer wollen oder können nicht mehr nachsetzen. Zberg deutet nach hinten, als ob er seinen Mitstreitern symbolisieren möchte, dass er auf die nächste Gruppe warten wird. Brignoli wird das ganze zu bunt, er fährt Puttini nun hinterher.“
U: „Das wird nicht mehr als ein Strohfeuer sein. Der Vorsprung ist mittlerweile auf eine Minute geschmolzen, es sind noch fast zehn Kilometer bis ins Ziel. Das reicht unter keinen Umständen.“
K: „Na, im Moment ist das Tempo in der Gruppe nicht besonders hoch. Mein Herz schlägt in diesen Situationen doch immer ein bisschen für die Ausreißer, vielleicht schaffen sie es ja doch.“
U: „Unwahrscheinlich, da ist schon der nächste Angriff. Dieses Mal ist es Miceli. Den hatten wir vorhin gar nicht gesehen. Er muss beim Antritt von Zaina Schwierigkeiten gehabt haben, hat sich wieder heran gekämpft und ist sofort an der Gruppe vorbei geflogen. Tonkov geht hinterher, der muss seinen Podiumsplatz retten.“
K: „Der Russe sieht auch schon viel besser aus als gestern. Am Pordoi und später am Riomolino hatte er noch Schwierigkeiten, jetzt führt er die Gruppe souverän an. So, jetzt kommt Zberg von vorne zurück. Der Schweizer setzt sich sofort an die Spitze und zieht seine Kapitäne den Berg hoch. Das hätte am Anfang des Giros kaum einer gedacht, dass er in den Dolomiten nicht selber der beste seiner Mannschaft sein wird.“
U: „Er war wohl etwas zu früh in Form. Ich bin ja bei der Romandie gegen ihn gefahren, da waren Belli und er die beiden stärksten im Feld. Das ist allerdings schon drei Wochen her, in dieser Zeit konnte er sein Leistungsmaximum nicht halten. In der ersten Woche war er ja noch souverän in rosa, zum Ende kann er kaum noch etwas zusetzen. Belli hat dasselbe Problem, er war zweiter bei der Romandie und fährt beim Giro um Platz fünfzehn.“
K: „Seine Arbeit macht er trotzdem gut. Der Vorsprung schmilzt weiter. Jetzt probiert es Conti. Er schießt an Zberg vorbei.“
U: „Noe geht mit.“
K: „Die anderen schauen sich kurz an, keiner will so richtig hinterher. Dafür liegen Noe und Conti wohl schon zu weit zurück. Doch! Da probiert es Guerini. Nachdem das Tempo etwas langsamer wurde, tritt er explosiv an und löst sich von der Gruppe. Tonkov versucht hinterher zugehen, wo ist Gotti?“
U: „Gotti hängt an Tonkovs Hinterrad. Die beiden sind zusammen auf der Verfolgung.“
K: „Guerini zieht an Noe und Conti vorbei. Dahinter sind aber schon wieder Tonkov und Gotti, die den Anschluss geschafft haben. Der erste Angriff ist verpufft. Schauen wir, wie lange es bis zum nächsten dauert.“
U: „Da müssen wir nicht lange warten. Kaum hat Guerini gesehen, dass die anderen wieder da sind, versucht er es erneut. Conti kann das Tempo nicht mehr mitgehen. Gotti, Tonkov und Noe dagegen schon.“
K: „Sie überholen nach und nach die anderen Ausreißer. Rodriguez kommt da gerade von vorne zurück. Der nächste sollte Brignoli sein. Das Quartett hat schon die Fünfkilometermarke im Blick, der Rückstand beträgt noch zwanzig Sekunden.“
U: „Guerini nimmt wieder Tempo raus. Verzweifelt blickt er herüber zu Tonkov, als wolle er ihn dazu bewegen, ihm zu helfen, Gotti zu attackieren.“
K: „Tonkov geht gar nicht darauf ein. Will er seinen Freund Gotti nicht hinter sich lassen, oder ist er zu schwach, um ihm davon zu fahren? Er macht mit der Hand eine abwehrende Geste. Zu dritt fahren Guerini, Gotti und Tonkov nebeneinander, keiner will angreifen. Da probiert es Noe! Er ist der einzige der vier, der für die Gesamtwertung nicht mehr interessant ist. Nutzt er hier seine Chance auf einen Etappensieg? Wenige Meter vor ihm kann er schon Puttini sehen, gleich hat er ihn, dann liegt er alleine an der Spitze.“
U: „Die kommen wieder von hinten. Guerini attackiert schon wieder.“
K: „Tonkov ist an seinem Hinterrad, der Russe zieht außerdem Gotti mit sich. Es scheint fast, als spiele er hier den Edelhelfer für Tonkov. Wenige Sekunden trennen die drei noch von Noe, Guerini nimmt wieder raus und winkt die anderen beiden vorbei.“
U: „Guerini hat seinen Mut verloren. Er sieht, dass er nichts gegen Gotti und Tonkov ausrichten kann. Nun wartet er am Hinterrad von Gotti, vielleicht bereitet er seinen nächsten Angriff vor. Zwei Kilometer sind noch zurückzulegen, Noe fährt etwa fünfzehn Sekunden vor dem Verfolgertrio. Puttini ist nun auch hinter die Gottigruppe zurückgefallen.“
K: „Gotti schaut sich immer wieder nach Guerini um. Er erwartet anscheinend weitere Attacken seines Landsmannes. Da tritt Tonkov an! Was macht Gotti? Er bleibt sitzen.“
U: „Vielleicht revanchiert er sich für die Hilfe von eben. Tonkov hat ihm geholfen, Guerini zu neutralisieren, dafür will er den Etappensieg. Dafür reicht der Abstand in der Gesamtwertung eigentlich aber nicht, vielleicht pokert er nur.“
K: „Das sollte er nicht zu lange tun. Sonst fährt Tonkov am Ende noch ins rosa Trikot. Guerini hat dieselben Gedanken. Nun setzt er wieder nach, versucht es mit einer weiteren Attacke. Die wievielte war das? Die vierte oder die fünfte?“
U: „Ich glaube die vierte. Und der Angriff ist genau so erfolglos wie die vorherigen. Dieses Mal zeiht Guerini trotzdem durch. Er will wohl zurück zu Tonkov.“
K: „Der Russe hat inzwischen Noe eingeholt. Die beiden haben einen Vorsprung von acht Sekunden auf Guerini und Gotti. Dahinter hat die nächste Gruppe schon fast eine Minute. Einer der vier wird sich also den Tagessieg holen.“
U: „Ich tippe auf Tonkov, der im Vergleich zu den anderen ein recht passabler Sprinter ist. Noe ist meiner Meinung nach wohl ziemlich müde und Guerini und Gotti müssten ohnehin erst noch das Loch schließen.“
K: „Warte mal, was da noch kommt. Guerini hat den Abstand bald wettgemacht. Für ihn könnten Zeitbonifikationen ganz wertvoll sein.“
U: „Das weiß Gotti auch, deshalb versucht er sich abzusetzen.“
K: „Ivan Gotti, der Mann im rosa Trikot attackiert. Die ganze Zeit hatte Guerini versucht, ihn abzuhängen und auf dem letzten Kilometer wird er von Gotti überrumpelt. Ganz alleine schließt er das Loch zu Tonkov und Noe. Guerini hat ein bisschen Rückstand, zwanzig Meter sind das vielleicht.“
U: „Gotti zieht sofort vorbei. Mal schauen, ob die beiden an ihm dran bleiben können.“
K: „Da müssen sie ganz schön beißen, genau wie Guiseppe Guerini, der den Anschluss wiederhergestellt hat. Gotti fährt einen ganz langen Sprint von vorne.“
U: „Ob er den durchhalten kann? Die letzten Meter könnten ganz schwer für ihn werden. Jetzt reißt er allerdings ein Loch zum hinter ihm fahrenden Tonkov.“
K: „Guerini sprintet am Russen vorbei und saugt sich an Gotti heran. Sie sind fast oben, einhundertfünfzig Meter noch und Guerini kommt immer näher. Könnte das reichen? Holt er sich den Tagessieg und die Zeitbonifikation. Gotti nutzt seine letzten Reserven, mit weit aufgerissenem Mund schnappt er nach Luft, um seinen Spurt durchzustehen. Guerini geht aus seinem Windschatten. Das könnte reichen…“
U: „Nein, Gotti gewinnt. Das war haarscharf. Ein paar Meter weiter und Guerini wäre vorbeigekommen.“
K: „Was für ein furioses Finish des jungen Italieners. Hauchdünn schrammt er am Tagessieg vorbei, der ihn näher an Gotti herangebracht hätte. So wächst der Vorsprung leicht an. Wie große ist der Abstand nach der Etappe.“
U: „Das müssten 25 Sekunden sein. Noe hat sich Platz drei gesichert, das bedeutet Tonkov bekommt keine Zeitgutschriften und hat jetzt 1:15 Rückstand.“
K: „Das wird’s wohl gewesen sein für den Russen. Da wird er morgen am Mortirolo viel Zeit gutmachen müssen. Jetzt kommt die nächste Gruppe angeführt von Miceli ins Ziel. Mit dabei sind Zaina und die zwei von Mercatone Uno, Conti und Peliciolli. Während wir auf die Ergebnisse warten, ein Wort zur morgigen Etappe von dir, Jan?“
U: „Das Ergebnis des morgigen Tages ist schwer vorauszusehen. Es ist fraglich, ob Gottis Team stark genug ist, um das Trikot zu verteidigen. Die Etappe geht über knapp 240 Kilometer und vier Anstiege, den Passo Campo Carlo Magno, den Goletto di Cadino, den Anstieg nach Aprica und den wohl schwersten und entscheidenden Berg des Giros, den Mortirolo. Dort, ganz zum Schluss wird sich der Giro entscheiden.“
K: „Und wir sind natürlich wieder live mit dabei und übertragen die finale Phase am Mortirolo und in der Abfahrt zum Ziel in Edolo. Für heute wollen wir uns nun verabschieden, nachdem wir einen Blick auf die Ergebnistafeln werfen konnten. Servus, Adieu und Tschüss sagen Karsten und Jan.“


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Ivan Gotti Saeco 5h17:29
2. Guiseppe Guerini Polti s.t.
3. Andrea Noe Asics s.t.
4. Pavel Tonkov Mapei s.t.
5. Nicola Miceli Aki 0:53
6. Enrico Zaina Asics s.t.
7. Roberto Conti Mercatone Uno s.t.
8. Oscar Peliciolli Mercatone Uno s.t.
9. Felice Puttini Refin 1:14
10. Mariano Piccoli Brescialat 1:40

Gesamtwertung:
1. Ivan Gotti Saeco 91h09:53
2. Guiseppe Guerini Polti 0:25
3. Pavel Tonkov Mapei 1:15
4. Nicola Miceli Aki 3:35
5. Roberto Conti Mercatone Uno 7:06
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 7:26
7. Jose Luis Rubiera Kelme 10:50
8. Evgeni Berzin Batik 11:11
9. Andrea Noe Asics 11:48
10. Enrico Zaina Asics 17:36

Sprintwertung:
1. Ivan Gotti Saeco 147
2. Guiseppe Guerini Polti 139
3. Nicola Miceli Aki 131

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 97
2. Nicola Miceli Aki 75
3. Ivan Gotti Saeco 70

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:21
3. Mario Cipollini Saeco 0:35

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Asics 49:57
3. Kelme 1h00:21


Danke für das Lob. Dieses Mal ist es grafisch leider keine Wucht, das liegt daran, dass einfach nichts grafisches vorlag. Trotzdem war es aus meiner Sicht eine ganz schöne Etappe.

Valverde3007
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Registriert: 20.5.2006 - 11:53

Beitrag: # 6784441Beitrag Valverde3007
1.8.2009 - 14:15

Finale furioso am Berg der Berge

K: „Ich möchte Sie alle ganz herzlich willkommen heißen zur heutigen Übertragung der, ja, das darf man so sagen, Königsetappe des Giro d’Italias. Die heutige einundzwanzigste Etappe führt das große Fahrerfeld über knapp 240 Kilometer und vier schwere Anstiege von Male nach Edolo, wo die Entscheidung über den Girosieg gefällt wird. Momentan führt Ivan Gotti vom Team Saeco mit einem winzigen Vorsprung von nur 25 Sekunden auf seinen Landsmann Guiseppe Guerini, den Shootingstar der Italienrundfahrt. Heute ist die letzte Möglichkeit, den Rückstand wettzumachen, aber was es für eine Gelegenheit ist. Das wäre doch eine Etappe, die dir gefallen würde oder Jan?“
U: „Mit Sicherheit nicht. Meine Stärken liegen zwar in den Bergen, aber ich bin schon froh, dass die Tourorganisatoren es vermeiden, so schwere Etappen in ihren Plan aufzunehmen. Das einzige vergleichbare in dieser Saison ist die Etappe der Tour de France, wo es nach Andorra-Arcalis geht. Die ist ähnlich lang, dafür sind die Berge nicht so hammerhart.“
K: „Da hast du ganz bestimmt recht. Ich glaube kaum, dass es überhaupt einen Berg in Frankreich gibt, der es annähernd mit dem entscheidenden Gipfel des heutigen Tages aufnehmen kann. Ich rede von keinem geringeren Berg als dem Mortirolo, 12,5 Kilometer mit 1300 Höhenmetern, was eine unglaubliche Durchschnittssteigung von zehneinhalb Prozent ergibt. Dort können 25 Sekunden schnell Geschichte sein, es können Minutenabstände entstehen.“
U: „Das denke ich auch, besonders weil im Vorlauf ja schon drei schwere Berge zu fahren waren. Alleine wäre der Berg schon der Hammer, nach 230 Kilometern ist es die Hölle.“
K: „Das kann man laut sagen. Denn das Rennen war von Beginn an schnell. Schon am ersten Berg, dem Passo Campo Carlo Magno gab es die ersten Attacken. Mit dabei in der ersten großen Gruppe, die sich absetzte, waren unter anderem Roberto Conti von Mercatone Uno, Guiseppe di Grande von Mapei und Evgeni Berzin von Batik. Gotti durfte diese Gruppe natürlich nicht einfach so gewähren lassen und musste sich daher auf sein Team stützen, das ja nicht als eins der stärksten bekannt ist.“
U: „Was sich ja dann auch schnell zeigte. Auf dem Flachstück konnte Saeco den Abstand noch auf zwei Minuten kontrollieren, am zweiten Berg, dem Goletto di Cadino waren nur noch Faverio, Donati und Lelli an Gottis Seite, obwohl noch mehr als 120 Kilometer zurückzulegen waren. Deshalb wuchs der Vorsprung auf mehr als vier Minuten zwischen der ersten Gruppe, die auf die drei eben erwähnten Fahrer geschrumpft war und dem noch etwa 25 Fahrer starken Feld. Dazwischen hatte sich Chechu Rubiera von Kelme abgesetzt, der mit seinen Teamkollegen Rodriguez und Javier Gomez den Anschluss an die Spitze herstellen wollte.“
K: „Was nicht ganz gelang. Die Kelmefahrer kamen nie näher als zwei Minuten an das Trio heran. Dafür drohte deren Vorsprung am Anstieg nach Aprica sogar auf mehr als fünf Minuten zu steigen und langsam wurde Conti beinahe noch gefährlich für die Gesamtwertung. Deshalb trat der Mann in rosa schon am Anstieg nach Aprica an und ließ seine völlig ausgepumpten Mannschaftskameraden zurück. Die Gruppe verkleinerte sich durch die Tempoverschärfung auf zwölf Fahrer, die nun gemeinsam versuchten, das Loch zu schließen, da auch Tonkov und Miceli langsam aber sicher Angst um ihre vordere Platzierung bekamen. Einige Helfer, die von vorne aus der ehemaligen Spitzengruppe zurückkamen, beispielsweise Lanfranchi von Mapei oder Gonchar von Aki halfen nun aus und gemeinsam verringerte die Gruppe den Abstand nach vorne bis zum Gipfel in Aprica auf 4:15, mittlerweile ist die Gruppe in Mazzo, am Fuß des Mortirolo und der Abstand ist auf dreieinhalb Minuten geschrumpft.“
U: „Das ist bereits ein gefährlicher Abstand, denn diese fast 13 Kilometer können ewig lang werden. Die besten werden für den Anstieg wohl ungefähr eine Dreiviertelstunde brauchen, das Grupetto sicher nahezu eine ganze Stunde. Noch gebe ich den Ausreißern aber eine Chance, besonders Conti war in den letzten Bergen stark und Berzin hat vielleicht ein paar Kräfte gespart, um heute auf den Tagessieg zu gehen.“
K: „Was ist mit di Grande?“
U: „Er ist der jüngste und meiner Meinung nach schwächste aus der Gruppe. Dafür wird er ganz wichtig für seinen Kapitän Pavel Tonkov sein können.“
K: „Während Sergei Gonchar die Gruppe der Verfolger in den Anstieg führt, können wir auf dem ersten, mit zwei Prozent ziemlich flachen Kilometer noch einmal kurz die Favoriten auf den Tagessieg besprechen. Hinter dem Spitzentrio befinden sich mit Filippo Casagrande, Mariano Piccoli, Felice Puttini und Ermanno Brignoli vier Verfolger mit einer Minute Rückstand auf der Verfolgung. Dahinter sind jene 12 Fahrer, die gerade im Bild sind. Mit dabei sind natürlich Ivan Gotti, Guiseppe Guerini und Pavel Tonkov, die im Moment die Podiumsplätze in der Gesamtwertung besetzen. Von Guerini wird bestimmt noch der eine oder andere Angriff zu erwarten sein, doch auch vom Vorjahressieger Tonkov erwarte ich noch einiges.“
U: „Interessant wird ebenso, was Teams wie Asics oder Mercatone Uno mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit machen. Mit Noe und Zaina, beziehungsweise Garzelli und Peliciolli haben sie jeweils noch ein Duo dabei. Vielleicht nutzt ja jemand den taktischen Vorteil.“
K: „Oder es setzt sich sogar ein Außenseiter ab. Belli hat noch etwas gutzumachen und junge Fahrer wie Savoldelli und de Paoli sind bestimmt auch heiß auf einen Etappensieg.“
U: „Wir werden es gleich sehen. Die Verfolger sind jetzt im steilen Bereich. Hier sind es zunächst für etwa eineinhalb Kilometer acht, neun Prozent Steigung, bevor es noch schwerer wird. Bis drei Kilometer vor dem Gipfel bleibt die Steigung bei durchschnittlich zwölf Prozent, oben sind es dann wieder neun.“
K: „Noch ist Gonchar an der Spitze der Gruppe. Die Favoriten warten erst einmal ab. Dafür haben wir Bewegung an der Spitze.“
U: „Conti verschärft das Tempo. Wie erwartet kann oder will di Grande nicht mitgehen. Berzin kämpft, bleibt aber dran.“
K: „Damit wird der Dreikampf zu einem Zweikampf. Conti will sich nicht auf seine Fluchtgefährten verlassen, sondern sucht früh die Entscheidung. Ist es nicht vielleicht zu früh, um es alleine zu probieren.“
U: „An dem Berg ist das relativ egal. Da kämpft jeder für sich alleine. Wahrscheinlich ist es sogar besser für Conti, wenn er seinen eigenen Rhythmus fährt. So wie Berzin ausschaut, hält der nicht lange durch und dann ist er erst recht platt.“
K: „Noch hält der Russe allerdings den Anschluss. Nach seinen zwei Zeitfahrsiegen will er seinen dritten Etappensieg. Über 200 Kilometer fahren er und Conti schon vorne.“
U: „Es geht ja dazu noch um die Gesamtwertung. Im virtuellen Klassement hat Conti Miceli überholt und liegt auf Platz vier. Berzin kämpft im Fernduell mit Peliciolli und Rubiera um Platz sechs.“
K: „Viel interessanter wird der Platz um Platz eins, zwei und drei sein. Spätestens am Steilstück müssen die Favoriten etwas probieren.“
U: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann jemand angreift. Ungefähr bei Kilometer vier kommt ja das steilste Stück, wo es achtzehn Prozent sind. Dort erwarte ich eine Attacke. Vielleicht von Guerini, vielleicht von Gotti selbst.“
K: „Die beiden beäugen sich schon misstrauisch. Gonchar ist fertig mit seiner Führungsarbeit, nach knapp vierzig Kilometern, die er fast alleine von vorne fuhr, ist er erschöpft und überlässt den Kapitänen das Feld.“
U: „Die müssen nun selbst arbeiten. Eigentlich müssten Zaina oder Noe gehen. Mercatone wird Conti nicht hinterherfahren und die Kapitäne wollen die Arbeit nicht selber übernehmen.“
K: „So langsam wird es aber Zeit. Der Vorsprung steigt wieder, 3:45 haben Conti und Berzin auf das rosa Trikot. Da muss bald etwas…“
U: „Angriff! Noe versucht es kurz vor dem Steilstück. Peliciolli am Hinterrad.“
K: „Was machen Guerini, Gotti und Tonkov? Noch bleiben sie ruhig. Immerhin liegt Peliciolli zwanzig Sekunden hinter Conti über sieben Minuten zurück. Aber Conti wird immer gefährlicher.“
U: „Die warten aufs Steilstück.“
K: „Das haben Conti und Berzin nun schon passiert. Rubiera hat di Grande eingeholt und liegt eineinhalb Minuten zurück. Danach kommen Noe, Peliciolli und Gomez, bevor die Gruppe Gotti vier Minuten zurückliegt.“
U: „Die Gruppe wird nun gesprengt! Und es ist tatsächlich Ivan Gotti.“
K: „Da macht er seinem Namen Ivan der Schreckliche alle Ehre. Explosiv löst er sich am steilsten Stück, wo wir in den Vorjahren unter anderem von Marco Pantani schon entscheidende Attacken gesehen haben. Guerini und Tonkov sind an seinem Hinterrad, dahinter ist eine Lücke entstanden.“
U: „Die Lücke ist bereits hinter Guerini, Tonkov verliert Meter.“
K: „Ja, der Russe, der Girosieger von 96 kann das Tempo nicht halten. Nur Gotti und Guerini bleiben.“
U: „Der Abstand wird schnell größer. Tonkov ist total fertig. Die dritte Woche war nicht die beste seiner Karriere und heute erleidet er eine weitere empfindliche Niederlage. Wenn vorne nicht gepokert wird, war es das für Tonkov.“
K: „Nun muss Berzin die Ehre der Russen verteidigen, doch er wirkt genau wie Tonkov bei jedem Tritt behäbiger. Lange hält er Conti nicht mehr.“
U: „Das ist nicht anzunehmen. Gotti und Guerini schließen nun zu Peliciolli und Noe auf. Gotti schießt sofort vorbei und setzt sich an die Spitze.“
K: „Das bemerkt man sofort in der Abstandsanzeige. Auf weniger als einem Kilometer haben Gotti und Guerini nun dreißig Sekunden auf Conti gutgemacht. Wobei der Mann an der Spitze nicht langsam fährt.“
U: „Das könnte eng werden, wenn es so weiter geht, könnten Guerini und Gotti Conti noch einfangen. Berzin ist soeben wie Radio Corsa meldet zurückgefallen, also heißt der ungleiche Kampf nun einer gegen zwei.“
K: „Beide Russen fallen nun zurück. Während Berzin alleine kämpft, ist di Grande bis zu Tonkov zurückgefallen. Der Mapeikapitän sieht heute gar nicht gut aus. Mittlerweile wurde er noch von Enrico Zaina und Nicola Miceli überholt.“
U: „Das könnte sogar in den Kampf um Platz drei etwas Spannung hereinbringen. Tonkov hatte 2:20 Vorsprung auf Miceli, ein Vorsprung, der auf den verbleibenden sieben Kilometern des Anstieges locker zu verlieren ist.“
K: „Na, glaubst du wirklich, dass das reicht. Ich denke, dass Platz drei gefestigt ist. Die Spannung liegt an der Spitze des Renngeschehens. Guerini versucht durch hohes Tempo den Mann in rosa müde zu fahren und zu zermürben. Bis hierhin sieht Gotti allerdings viel zu souverän aus. Da wird sich Guerini etwas anderes überlegen müssen, um seinen Gegner zu distanzieren.“
U: „Viele Möglichkeiten sehe ich da nicht. Fremde Unterstützung wird er nicht mehr bekommen, höchstens ein Angriff könnte Erfolg haben. Damit kann er sich länger Zeit lassen. Immerhin sind es nur 25 Sekunden, die sind schnell zugefahren.“
K: „Guerini will nicht warten! Er attackiert! Nach einem kurzen Blick zurück ist er aus dem Sattel gegangen und hat mit einem wuchtigen Antritt einige Meter zwischen sich und Gotti gelegt. Und vor ihm taucht nun Checu Rubiera auf, der zwischen Guerini und Conti fuhr. Das kippt das gesamte Renngeschehen. Gotti verliert Zeit auf Guerini! Gibt es womöglich am vorletzten Tag einen weiteren Wachwechsel?“
U: „Möglich wäre es. Gotti sieht im Moment nicht gut aus. Einerseits ist er ohnehin physisch an seinen Grenzen angelangt, dazu kommt der Schlag auf die Moral. Bisher war er sehr souverän, jetzt muss er kämpfen, um sein Trikot zu verteidigen. Er ist immer noch auf Sichtweite an Guerini dran, bei der Steigung bedeutet das aber einen Abstand von etwa zehn Sekunden.“
K: „Im Moment sieht es sogar danach aus, dass Guerini den Abstand eher vergrößern kann, als dass er sich verkleinert. Wie ein Uhrwerk tritt Guerini gleichmäßig seinen Rhythmus und gewinnt Meter um Meter. Gleichzeitig schiebt er sich immer näher an Conti und Berzin, der noch irgendwo dazwischen liegen müsste, heran. Zwei Minuten beträgt der Abstand noch. Holt sich Guerini vielleicht als Zugabe den Tagessieg?“
U: „Im Moment sieht es so aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Conti am Berg noch einholt. Ob er sich den Tagessieg und die zwanzig Sekunden Zeitgutschrift tatsächlich holt, hängt wohl von der Konstellation im Rennen ab. Wenn er genügend Vorsprung auf Gotti hat, kann er Conti den Sieg überlassen.“
K: „Erstmal kommt Berzin von vorne zurück. Damit liegt Guerini schon auf dem zweiten Platz. Rubiera hängt noch an senem Hinterrad, zwölf Sekunden zurück liegt Gotti.“
U: „Nehmen wir an, dass Gotti den zweiten Platz belegt, dann fehlt ihm nur noch eine einzige Sekunde, um ins maglia rosa zu schlüpfen.“
K: „Das würde bedeuten, dass er seine Trikotfarbe ändern könnte. Im Moment trägt er ja anstelle des Poltitrikots das grüne Trikot des Bergbesten. Vielleicht gewinnt er sogar zwei Trikots.“
U: „In der Punktewertung ist er dazu zweiter, womöglich holt er sich alle drei Trikots.“
K: „Das wäre eine Riesensensation, wenn dieser junge Fahrer, der vor dem Giro bestenfalls ein Geheimfavorit war, seine erste große Rundfahrt gewinnt und dabei so dominiert. Vier Kilometer Anstieg hat er noch vor sich, Radio Corsa meldet einen neuen Abstand.“
U: „Fünfzehn Sekunden, das heißt Guerini ist virtuell in rosa.“
K: „Unfassbar, Gotti droht tatsächlich vom Thron zu stürzen, wie zuvor die Träger des rosa Trikots Berzin, Tonkov und Miceli. Es sieht trotzdem so aus, als hätte er sich ein wenig gefangen. Sein Blick ist wieder entschlossener, aufgegeben hat er lange noch nicht.“
U: „Was ihm zugute kommt, ist, dass Rubiera bald von vorne kommt. Rubiera hat das Hinterrad von Gotti schon verloren und bei ihm kann sich Gotti vielleicht kurz heransaugen. Am wichtigsten ist für ihn die Stärkung der Moral, wenn er wieder andere Fahrer hinter sich lassen kann.“
K: „Gotti überholt Rubiera und schiebt sich damit auf Platz drei.“
U: „Was gleichzeitig acht Bonussekunden bedeuten würde. Bei sechzehn Sekunden Rückstand hätte er also wieder fünf Sekunden Vorsprung und ist virtuell zurück in rosa.“
K: „Unglaublich, wie sich die Ereignisse hier überschlagen. Zwei Kilometer vor dem Gipfel des Mortirolos, des schwersten und entscheidendsten Berges ist der Ausgang des Giros völlig offen. Roberto Conti liegt immer noch 45 Sekunden vor Guiseppe Guerini, der fünfzehn Sekunden auf Ivan Gotti gewonnen hat. Die anderen Favoriten sind hoffnungslos zurückgefallen. Miceli hat zweieinhalb Minuten Rückstand, Tonkov schon fünf Minuten.“
U: „Wenn Guerini kurz vor der Bergwertung auf Conti aufschließen kann und auf der Abfahrt mit ihm zusammenarbeitet, hat er allerbeste Chancen, Gotti endgültig zu demontieren.“
K: „Es sieht so aus, als würde es exakt so kommen. Je näher er dem Gipfel des Mortirolos kommt, desto geringer wird der Abstand.“
U: „Dafür scheint der Abstand auf Gotti zu steigen. Radio corsa meldet nun 22 Sekunden. Damit ist Guerini wieder in rosa.“
K: „Eine verrückte Geschichte, wie sie nur der Giro schreibt. Jan, du wärst glücklich, wenn du so ein knappes Finale bei der Tour vermeiden könntest.“
U: „Mit Sicherheit. Mir wäre es lieber, wenn wir schon früh den Gesamtsieg klar machen könnten. Gotti wäre glücklich, wenn er vorher den Sack zugemacht hätte.“
K: „Die Chance hat er verpasst. Jetzt ist Guerini an der Reihe. Einen Kilometer hat er noch, würden die begeisterten Tifosi am Streckenrand den Blick nach vorne freigeben, könnte er Conti schon sehen.“
U: „Und er kommt heran.“
K: „Meter um Meter schließt er die Lücke. Hier oben ist es nicht mehr ganz so steil, Contis Tritt geht wieder etwas besser, doch Guerini fliegt nur an ihn heran. In diesem Moment kommt es zum Zusammenschluss. Hast du die Geste von Guerini gesehen.“
U: „Er hat Conti zur Zusammenarbeit aufgefordert. Wahrscheinlich schenkt er ihm dann den Tagessieg.“
K: „Wo genau Gotti sich befindet, können wir im Moment nicht sagen, Radio Corsa hat keine Meldung mehr für uns. Ich vermute aber, dass er knapp dreißig Sekunden zurückliegt.“
U: „Guerini ist oben, er holt sich die Bergpunkte, an seinem Hinterrad hängt Conti. Wo bleibt Gotti? Es geht um jede Sekunde.“
K: „Da kommt er schon heran geflogen. Nur fünf Sekunden hinter Guerini überquert er den Mortirolo. Wie einst Stephen Roche im Duell mit Pedro Delgado hat er auf den letzten Kilometern den Abstand verringern können, mit dem Mut der Verzweiflung hat er sich wieder herangekämpft. Die Medien nennen ihn Ivan den Schrecklichen, weil er seinen Gegnern keine Chance lässt. So auch heute. Guerini hat tapfer gekämpft, dennoch ist Gotti in seiner Nähe. Auf den letzten Kilometern in der Abfahrt sollte er wieder nach vorne rollen.“
U: „Schade für Guerini, er hat sich wirklich gut geschlagen. Plat zwei wäre da enttäuschend.“
K: „Gotti ist jetzt dran. Es gibt einen kurzen Wortwechsel zwischen Gotti und Guerini, dann spricht er mit Conti. Klären die drei gerade den Tagessieg?“
U: „Ich denke schon. Guerini und Gotti haben schon ihre Etappen gewonnen, ich könnte mir vorstellen, dass sie heute Conti gewähren lassen. Conti könnte ja vielleicht sogar noch Platz drei attackieren. Tonkov liegt an der Bergwertung 5:30 zurück, hat also nur noch zwanzig Sekunden Vorsprung.“
K: „Er ist heute ganz schön eingegangen. Jetzt erst kommt er am Hinterrad von di Grande über die Passhöhe. Das wird ein schwarzer Tag in seiner Karriere. Heute morgen träumte er vom Sieg, vielleicht bleibt am Ende nur Platz vier.“
U: „Vom Sieg träumt nur noch Gotti. Gleich ist das Trio unten in Edolo, danach könnte Gotti nur durch einen Sturz gestoppt werden.“
K: „Die drei Fahrer an der Spitze sind nun im Zielort der vorletzten Etappe. Gotti macht nun kein Tempo mehr, Guerini hilft Conti dafür mit allem Einsatz.“
U: „Da spielen bestimmt persönliche Sympathien eine Rolle. Von Gotti weiß man, dass er mit Tonkov gut auskommt, Guerini scheint sich dagegen mit Conti gut zu verstehen. Durch ihre Fahrweise können sie ihren Freunden zu einem Platz auf dem Podium verhelfen.“
K: „Die Zielgerade ist erreicht. Guerini fährt von vorne den Sprint an, dahinter ist Conti. Gotti macht keine Anstalten, den Sprint zu beginnen, dafür geht Conti vorbei und bringt das Ding nach Hause. Guerini belegt Platz zwei, Gotti rollt mit geballter Faust auf Platz drei ins Ziel. Er hat es geschafft, er hat den Giro gewonnen.“
U: „Auf dem Zielstrich kam es noch zu einer schönen Geste. Guerini und Gotti, die drei Wochen hart gegeneinander gekämpft haben, haben sich die Hand gereicht und sich zu ihrer Leistung gratuliert.“
K: „Nebenbei werden die beiden jeweils mit einem der Sondertrikots belohnt. Durch Platz drei sichert sich Gotti das maglia ciclamino, Guerini gewinnt das maglia verde.“
U: „Die letzte Entscheidung ist damit die um Platz drei.“
K: „Eine zweite Gruppe ist schon im Ziel. Noe holte Platz vier vor Rubiera und Peliciolli. Die drei hatten 1:36 Rückstand. Jetzt kommt Miceli. An seinem Hinterrad sind Berzin, Zaina und Casagrande. Schauen wir auf die Zeit. 2:50 ungefähr.“
U: „Das reicht. Miceli bleibt vor Conti.“
K: „Das heißt wir warten noch auf Pavel Tonkov. Etwa zehn Fahrer haben sich um ihn formiert und kämpfen sich die letzten Meter ins Ziel. Wie viel Rückstand darf der Russe haben?“
U: „Bei 5:10 ist Miceli vorbei.“
K: „Das könnte knapp werden. Die Gruppe ist auf der Zielgeraden, die Zeit ist bei 4:40. Das könnte reichen.“
U: „Es reicht. Die Gruppe kommt genau fünf Minuten nach Conti ins Ziel.“
K: „Tonkov bleibt also auf Platz drei und sichert immerhin noch das Podium. Wir haben also das endgültige Giropodium mit Gotti vor Guerini und Tonkov. Mit den Ergebnissen geht unsere Übertragung zu Ende. Servus, Adieu und Tschüss sagen Karsten und Jan.“


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Roberto Conti Mercatone Uno 7h24:29
2. Guiseppe Guerini Polti s.t.
3. Ivan Gotti Saeco s.t.
4. Andrea Noe Asics 1:36
5. Jose Luis Rubiera Kelme s.t.
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno s.t.
7. Nicola Miceli Aki 2:49
8. Enrico Zaina Asics s.t.
9. Evgeni Berzin Batik s.t.
10. Filippo Casagrande Scrigno s.t.

Gesamtwertung:
1. Ivan Gotti Saeco
2. Guiseppe Guerini Polti 0:17
3. Pavel Tonkov Mapei 6:24
4. Nicola Miceli Aki 6:32
5. Roberto Conti Mercatone Uno 6:48
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 9:10
7. Jose Luis Rubiera Kelme 12:34
8. Andrea Noe Asics 13:32
9. Evgeni Berzin Batik 14:08
10. Enrico Zaina Asics 20:33

Sprintwertung:
1. Ivan Gotti Saeco 163
2. Guiseppe Guerini Polti 159
3. Nicola Miceli Aki 141

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 103
2. Ivan Gotti Saeco 80
3. Nicola Miceli Aki 75

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:21
3. Mario Cipollini Saeco 0:35

Teamwertung:
1. Mercatone Uno 127h43:01
2. Asics 1h01:16
3. Kelme 1h09:47

Valverde3007
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Beitrag: # 6784695Beitrag Valverde3007
2.8.2009 - 18:26

Giro d'Italia - 22.Etappe

Tomi siegt in Mailand – Gotti gewinnt den Giro

Mit dem zweiten Tagessieg des Italieners Maurizio Tomi(Ros Mary) aus einer sieben Fahrer umfassenden Spitzengruppe ist die 80. Austragung des Giro d’Italia in Mailand zu Ende gegangen. Am Rande des Schaulaufens für die dominierenden Fahrer der letzten drei Wochen zeigte sich das Feld arbeitsfaul und gewährte den Ausreißern über sechs Minuten Vorsprung, was jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Gesamtwertung hatte.
Auf den ersten gemächlich gefahrenen Kilometern nutzte das Feld die Gelegenheit, die siegreichen Fahrer zu ehren. Nach einem turbulenten Giro mit vielen Wechseln an der Spitze der Gesamtwertung konnte sich Ivan Gotti (Saeco) im Ziel in Mailand das maglia rosa sichern und den ersten großen Rundfahrtsieg seiner Karriere feiern. Mit einem Abstand von nur 17 Sekunden folgte sein Landsmann Guiseppe Guerini (Polti) auf Platz zwei vor dem russischen Vorjahressieger Pavel Tonkov (Mapei), der als dritter allerdings schon über sechs Minuten Rückstand hatte. Die Reihenfolge Gotti vor Guerini zeigte auch die abschließende Sprintwertung. Beinahe hätte Gotti sogar ein drittes Trikot gewonnen, in der Bergwertung lag nur sein schärfster Gegner Guerini vor ihm. Platz drei in den Sonderwertungen belegte jeweils Nicola Miceli (Aki), der Gesamtvierter wurde, nachdem er einige Tage in rosa gefahren war. In der dritten Sonderwertung platzierte sich mit Silvio Martinello wieder ein Saecofahrer vor einem Fahrer von Polti, Ivan Quaranta. Nur in der Teamwertung spielten beide Mannschaften keine Rolle. Beim überragenden Sieg Mercatone Unos, das sechs Fahrer unter die besten 25 der Gesamtwertung brachte, obwohl oder gerade weil der eigentliche Kapitän Marco Pantani fehlte, belegte Saeco Platz sechs, Polti nur Platz 13.
Mit seinem Sieg beim Giro d’Italia übernimmt Gotti nun auch die Führung in der Weltrangliste vor Erik Zabel (Telekom). Außerdem konnten sich Miceli und Guerini unter die besten zehn schieben. Nun wird der Radsportzirkus sich aus Italien verabschieden und sein Hauptaugenmerk auf die Tour de France und deren Vorbereitungsrennen legen. Die erste der drei großen Rundfahrten ist beendet und die teilnehmenden Fahrer haben alles getan, um sie zu der interessantesten und attraktivsten Rundfahrt des Jahres zu machen. Der Giro hat hohe Maßstäbe für die Tour gelegt, an der diese sich messen muss. Ob sie das kann, sehen wir im Juli.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Maurizio Tomi Ros Mary 4h14:25
2. Alessandro Pozzi Cantina Tollo s.t.
3. Mario Scirea Saeco s.t.
4. Maurizio Molinari Asics s.t.
5. Gabriele Colombo Batik s.t.
6. Alessio Galletti Ros Mary s.t.
7. Lorenzo di Silvestri Cantina Tollo s.t.
8. Jürgen Werner Refin 6:32
9. Matteo Tossato MG Technogym s.t.
10. Mariano Piccoli Brescialat s.t.

Gesamtwertung:
1. Ivan Gotti Saeco
2. Guiseppe Guerini Polti 0:17
3. Pavel Tonkov Mapei 6:24
4. Nicola Miceli Aki 6:32
5. Roberto Conti Mercatone Uno 6:48
6. Oscar Peliciolli Mercatone Uno 9:10
7. Jose Luis Rubiera Kelme 12:34
8. Andrea Noe Asics 13:32
9. Evgeni Berzin Batik 14:08
10. Enrico Zaina Asics 20:33
11. Guiseppe di Grande Mapei 27:43
12. Stefano Garzelli Mercatone Uno 29:24
13. Beat Zberg Mercatone Uno 30:46
14. Daniele de Paoli Amore&Vita 32:31
15. Ermanno Brignoli Batik 36:46
16. Paolo Savoldelli Roslotto 37:21
17. Vladimir Belli Brescialat 38:47
18. Mariano Piccoli Brescialat 39:17
19. Marcello Siboni Mercatone Uno 39:53
20. Felice Puttini Refin 45:56
21. Filippo Casagrande Scrigno 46:27
22. Chepe Gonzales Kelme 49:33
23. Sergei Gonchar Aki 52:58
24. Vladislav Bobrik Ros Mary 53:17
25. Massimo Podenzana Mercatone Uno 54:30

Sprintwertung:
1. Ivan Gotti Saeco 163
2. Guiseppe Guerini Polti 159
3. Nicola Miceli Aki 141
4. Mario Cipollini Saeco 125
5. Silvio Martinello Saeco 112
6. Mario Traversoni Mercatone Uno 108
7. Beat Zberg Mercatone Uno 101
8. Maurizio Tomi Ros Mary 98
9. Ivan Quaranta Polti 93
10. Andrea Noe Asics 93

Bergwertung:
1. Guiseppe Guerini Polti 103
2. Ivan Gotti Saeco 80
3. Nicola Miceli Aki 75
4. Roberto Conti Mercatone Uno 46
5. Andrea Noe Asics 45
6. Beat Zberg Mercatone Uno 30
7. Gabriele Colombo Batik 29
8. Guiseppe Di Grande Mapei 16
9. Evgeni Berzin Batik 15
10. Jose Javier Gomez Kelme 14

Intergirowertung:
1. Silvio Martinello Saeco
2. Ivan Quaranta Polti 0:21
3. Mario Cipollini Saeco 0:35
4. Fabio Baldato MG Technogym 0:53
5. Jürgen Werner Refin 1:01
6. Gabriele Balducci Refin 1:02
7. Ricardo Faverio Saeco 1:05
8. Joona Laukka Festina 1:07
9. Angel Edo Kelme 1:07
10. Mario Traversoni Mercatone Uno 1:11

Teamwertung:
1. Mercatone
2. Asics 54:42
3. Batik 1:08:04
4. Kelme 1:09:47
5. Brescialat 1:17:44
6. Saeco 1:20:57
7. Mapei 1:36:28
8. Refin 2h01:42
9. Aki 2:06:37
10. Ros Mary 2h12:20

Valverde3007
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Beitrag: # 6784816Beitrag Valverde3007
3.8.2009 - 19:31

Monatsbilanz:


Top5:

1.Ivan Gotti (SAE): Der Italiener war die dominierende Figur des Giro d’Italia. Nach dem fünften Platz im Vorjahr war er dieses Jahr von niemandem zu bremsen. Mit zwei Etappensiegen sicherte er sich das rosa Trikot, nebenbei gewann er die Sprintwertung und wurde zweiter in der Bergwertung. Durch den überragenden Auftritt beim Giro ist er außerdem der neue Weltranglistenführende.
2.Guiseppe Guerini (POL): Guerini fuhr wie Gotti einen sehr überzeugenden Giro. Am Ende trennten ihn nur 17 Sekunden von einem großen Rundfahrtsieg, Zeit, die er vor allem im Kampf gegen die Uhr einbüßte. Am Berg war er wohl der stärkste Mann des Giros, was ihm einen Etappensieg bei einer Bergankunft und das grüne Trikot des besten Bergfahrers einbrachte.
3.Laurent Brochard (FES): Nach seinem starken Frühjahr mit dem Sieg bei Paris-Nizza setzte Brochard seine Siegesserie fort. Gleich zwei Rundfahrten konnte der Franzose im Mai gewinnen, die vier Tage von Dünkirchen und die Belgienrundfahrt. Die Siege bringen ihn wieder auf den dritten Platz in der Weltrangliste, dazu erhebt er ernsthafte Ansprüche auf die Kapitänsrolle von Festina bei der Tour.
4.Jaan Kirsipuu (CAS): Der estnische Sprinter überraschte im Mai mit ungeahnten Rundfahrerqualitäten. Bei der Bayernrundfahrt gewann er die ersten beiden Etappen und verteidigte anschließend im Zeitfahren und auf den hügeligen Etappen sein Spitzenreitertrikot. Damit hat er den ersten Schritt vom reinen Sprinter zum Allrounder getan.
5.Steffen Wesemann (TEL): Wesemann fuhr im Mai zwei bedeutende Resultate heraus. Zuerst gewann er die Ineqa Classic, bei der er auch einen Tagessieg feierte, danach belegte er bei einem seiner Lieblingsrennen, der Friedensfahrt Platz sieben. Durch diese Erfolge hat er seine Chancen erhöht, bei der Tour im Juli am Start zu stehen.


Flop3:

1.Vladimir Belli (BRE): Nach der Tour de Romandie galt er noch als einer der Topfavoriten für die Italienrundfahrt, während der drei Wochen in Italien hörte man allerdings nichts mehr von ihm. Am Ende blieb ein enttäuschender 19. Platz, auf einzelnen Etappen gelang Belli nichts.
2.Marco Pantani (MER) : Unabhängig von seiner sportlichen Leistung hat der Pirat im Mai sowohl in seinem eigenen Team als auch in der Gunst der Tifosi an Ansehen verloren. Nach seinem kurzfristig abgesagten Start beim Giro gewann sein Team dort sicher die Teamwertung, viele Experten gingen davon aus, dass Pantani mit diesem Team im Rücken der sichere Sieger gewesen wäre. Statt eines triumphalen Triumphs und Jubel bei den Fans kam es zu einer Absage wegen Krankheit und langen Gesichtern bei den enttäuschten Tifosi.
3.Pavel Tonkov (MAP) : Als Vorjahressieger hatte Tonkov besonders nach der Absage Pantanis den Rundfahrtsieg zu seinem Ziel erklärt. Zunächst lief auch alles nach Plan, Tonkov war im Zeitfahren und in den Bergen weit vorne, zeitweise fuhr er sogar in rosa. Zum Schluss der Rundfahrt ließen seine Kräfte allerdings nach und er musste Guerini und Gotti ziehen lassen. Zwar sicherte er sich mit wenigen Sekunden Vorsprung noch das Podium, sein primäres Saisonziel hat er dennoch verpasst.

Weltrangliste:


Einzel:


1.Ivan Gotti SAE 1061
2.Erik Zabel TEL 1010
3.Laurent Brochard FES 866
4.Beat Zberg MER 865
5.Guiseppe Guerini POL 859
6.Michele Bartoli MGT 784
7.Nicola Miceli AKI 754
8.Gianni Bugno MAP 695
9.Laurent Jalabert ONC 674
10.Peter Meinert Nielsen USP 630
11.Rolf Sörensen RAB 599
12.Patrick Jonker RAB 582
13.Pavel Tonkov MAP 578
14.Andrea Noe ASI 576
15.Franco Ballerini MAP 563
16.Leon van Bon RAB 552
17.Andrea Tafi MAP 535
18.Alex Zülle ONC 518
19.Gianni Faresin MAP 517
20.Manuel Beltran BAN 511
21.Gianluca Bortolami FES 511
22.Francesco Casagrande SAE 506
23.Giorgio Furlan SAE 480
24.Jo Planckaert LOT 461
25.Johan Museeuw MAP 457



Teams:

1.Mapei 5395
2.Saeco 4351
3.Telekom 3966
4.Festina 3672
5.Mercatone Uno 3418
6.Rabobank 3317
7.ONCE 2598
8.Polti 2447
9.TVM 2328
10.Aki 2244

Weltcup:

1.Laurent Jalabert ONC 200
2.Franco Ballerini MAP 140
3.Erik Zabel TEL 119
4.Andrea Tafi MAP 112
5.Gabriele Colombo BAT 103
6.Johan Museeuw MAP 100
7.Rolf Sörensen RAB 97
8.Maurizio Fondriest COF 94
9.Stefano della Santa MER 88
10.Max Sciandri FDJ 75


Still to come:

Nachdem die erste große Landesrundfahrt, der Giro d’Italia zu Ende gegangen ist, beginnt nun die Vorbereitung auf die Tour de France. Die Tour de Suisse, die Dauphine Libere und die Route du Sud stellen dabei die traditionellen Vorbereitungsrennen für die große Schleife dar. Hier wird man genauere Rückschlüsse auf die Form einiger Tourfavoriten ziehen können. In der letzten Juniwoche stehen dazu die Straßenmeisterschaften der großen Radsportnationen an, die einigen Fahrern die Gelegenheit bieten werden, mit neuen Trikots in Frankreich an den Start zu gehen.

Valverde3007
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Beitrag: # 6785012Beitrag Valverde3007
5.8.2009 - 8:57

Zögerlich betrat Karsten das Foyer des Viersternehotels „Triberg“, wo er seinen mittlerweile geschätzten Freund und heutigen Interviewpartner treffen wollte. Nach dem Giro d’Italia, den er als Kommentator mit begleitet hatte, hatte er ein paar Tage entspannt und war anschließend in den Schwarzwald aufgebrochen, wo er am Rande des GP Schwarzwald einen Interviewtermin mit Jan Ullrich ausgemacht hatte. Normalerweise war es eine schwierige Sache, ein Exklusivinterview mit dem Zugpferd des Team Telekom zu bekommen, aber am Ende von Ullrichs Kommentatorentätigkeit hatte Karsten ihm das Zugeständnis abgerungen, sich mit ihm über seine Vorbereitung und seine Form zu unterhalten. Ullrich hatte sein Wort gehalten und bat nun im „Triberg“ - leider verbunden mit der Teilnahme seines sportlichen Leiters Rudy Pevenage - zum Gespräch.
Ungeduldig winkte Karsten seinen Kameramann hinter sich her und wandte sich zur Rezeption. Nachdem er sich ausgewiesen hatte, wurde er schnell von einer der Empfangsdamen zum Ort des Interviews geführt. Ullrich und seine Mentor saßen auf der gemütlichen Terrasse mit Blick auf den kleinen an das Hotel angrenzenden See. Als Ullrich Karsten erkannte, erhob er sich aus seinem Sessel und begrüßte ihn mit einer freundschaftlichen Umarmung. Er bot Karsten den dritten Sitzplatz am kleinen Tisch an, während Pevenage immer noch keine Regung zeigte. Erst als Karsten sich gesetzt hatte, begann der Belgier mit dem spärlichen Haarwuchs zu reden.
„Tag. Sie wissen, dass unser Terminplan eng ist, ich bin nicht besonders erfreut über das Interview. Die öffentlich-rechtlichen belagern uns schon genug. Halten Sie sich bitte kurz. Außerdem möchte ich später die Aufzeichnungen durchsehen. Erst wenn alles von uns abgesegnet ist, können Sie es senden. Verstanden?“
Zähneknirschend über den unfreundlichen Empfang und den überheblichen Ton nickte Karsten und akzeptierte die Bedingungen für das Gespräch. Er gab seinem Kameramann ein Zeichen, dass er anfangen solle und wandte sich wieder Ullrich zu.
„Bereit?“
„Bereit.“
„Herr Ullrich, wir befinden uns ja hier im Schwarzwald, wo morgen der Grand Prix Triberg stattfinden wird, wo sie auch starten werden. Welche Ambitionen haben Sie bei diesem Rennen und wie gut ist ihre Form jetzt, Anfang Juli?“
Ullrich überlegte kurz und wollte gerade antworten, als Pevenage ihm dazwischen fuhr.
„Jan hat schon eine gute Form. Bei der Romandierundfahrt hat er sich ja schon vorne gezeigt und bewiesen, dass sein Formaufbau stimmt. Vorher war er zwar krank, aber es hat ja doch gut gepasst. Später waren wir im Trainingslager in der Toskana und da hat Jan schon wieder ganz gut auf dem Rad gesessen.“
Halb überrumpelt, halb eingeschüchtert von seinem sportlichen Leiter unterbrach Ullrich den Redeschwall des Belgiers.
„Im Moment geht es mir eigentlich ganz gut, die letzten Wochen habe ich ohne Unterbrechungen trainieren können, die Grundlage sind, wie man in der Schweiz gesehen hat ohnehin da. Ich bin voll im Plan, bei der Tour werde ich vorne dabei sein.“
„Als Helfer oder als Kapitän?“
Wieder unterbrach Pevenage seinen Schützling.
„Vorerst ist Bjarne der Kapitän, das wird sich so schnell nicht ändern. Er fährt die Dauphine als Vorbereitung und wenn er dort vorne ist, wird er unser Kapitän. Jan ist zwar fast auf dem gleichen Niveau, dafür ist er unerfahrener und jünger. Wir müssen sehen, wie Jan in die Tour hineinkommt.“
Mangels der Perspektive aus der Führungsetage des Teams neue Wendungen in der Kapitänsfrage zu bekommen, brach Karsten die Bohrerei nach einer möglichen Änderung der ursprünglichen Strategie für die Tour ab und fokussierte sich wieder auf Ullrich persönlich.
„Sie fahren ja morgen den GP Schwarzwald. Wie wird es dann in Ihrer Vorbereitung weitergehen?“
„Übermorgen werde ich in Gippingen ein zweites Eintagesrennen bestreiten, wo die Konkurrenz erheblich stärker sein wird. Das fahren glaube ich, wie war das noch Rudy?“
„Dufaux, Francesco Casagrande, di Grande und so weiter sind dort dabei. Das dürfte ein stark besetztes Feld sein.“
„Genau. Danach fahre ich die Tour de Suisse, unter anderem auch mit Ete Zabel und Lombardi. Meine wichtigsten Helfer werden dort Jens Heppner und Georg Totschnig sein. Und direkt vor der Tour fahre ich natürlich die deutschen Meisterschaften. Vielleicht kann ich da ja gewinnen und als Landesmeister zur Tour fahren.“
„Welche Ambitionen haben Sie denn für die vier Rennen?“
Statt der erwarteten Antwort Ullrichs kam wieder ein Zwischenruf Pevenages.
„Wir können noch nicht zu viel von Jan verlangen, es ist ja noch viel zu weit bis zur Tour. Seine Höchstform will Jan erst in der dritten Woche erreichen. Deshalb kann man von Jan noch keine Wunderdinge erwarten. Das ein oder andere gute Resultat ist drin, mehr noch nicht.“
Ullrich schien mit der Meinung Pevenages nicht ganz einverstanden zu sein und runzelte leicht die Stirn. Dann fuhr er fort.
„Hauptsächlich versuche ich, nicht in den roten bereich zu kommen. Die Rennen sollen vorrangig zum Formaufbau dienen, weshalb ich verhindern will, dass ich überpace und zurückgeworfen werde. Bei den Eintagesrennen sind Platzierungen unter den besten zehn, vielleicht sogar unter den besten fünf drin, bei der Tour de Suisse konzentriere ich mich auf einzelne Etappen. Das einzige Rennen, das ich auf Sieg fahre, sind die Meisterschaften in Bonn, also in der Nähe des Firmensitzes. Dort wird es kaum Konkurrenz geben, mit Heppner, Bölts, Aldag, Henn und Zabel habe ich Helfer, die besser sind als die Kapitäne der anderen Teams.“
„Wo wir bei den Helfern sind, können Sie uns schon sagen, wer wohl im Aufgebot für die Tour stehen wird?“
Pevenage zählte die Fahrer auf.
„Ullrich und Riis an der Spitze, Zabel als Sprinter sind gesetzt. Außerdem haben neun Fahrer noch eine Chance auf die letzten sechs Plätze: Heppner, Bölts, Totschnig, Aldag, Dietz, Hundertmarck, Lombardi, Lafis und Wesemann.“
„Dann freuen wir uns auf eine spannende Tour mit einem gut aufgelegten Jan Ullrich und einem starken Team Telekom. Dankeschön Ihnen beiden, Jan Ullrich und Rudy Pevenage. Schnitt!“
Karsten ließ die Anspannung von sich abfallen und atmete kurz durch. Auch wenn sich Pevenage als ungeduldiger, nerviger Gesprächspartner gezeigt hatte, hatte Karsten die Antworten, die er gesucht hatte, bekommen. Wer von der Doppelspitze Riis, Ullrich der Kapitän sein würde, entschied sich wohl tatsächlich erst am Aufstieg nach Andorra. Immerhin waren Ullrichs Weg dorthin und seine Helfer präsentiert worden. Karsten verabschiedete sich von Ullrich, der ihn sogar noch auf einen Kaffee einladen wollte, bevor Pevenage etwas, dass sich wie „Massage“ anhörte grunzte, den Belgier beachtete er nicht weiter, auch wenn es im Hinblick auf weitere Interviews unratsam war. Das Gespräch selbst hinterließ bei ihm einen Eindruck. Ullrich war auf einem guten Weg und sich seiner Stärke bewusst, die sportliche Leitung förderte und unterstützte ihn allerdings nicht optimal. Karsten konnte nur hoffen, dass Pevenage kompetenter im Rennwagen als freundlich gegenüber der Presse war.

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arkon
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Beitrag: # 6785021Beitrag arkon
5.8.2009 - 10:15

endlich mal wieder text. die kommentatoren-etappen hab ich ehrlich gesagt nicht gelesen.. aber jetzt freu ich mich auf eine die heiße phase. auch mal mit team telekom!
hurtig weiter.
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

Valverde3007
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Beitrag: # 6785192Beitrag Valverde3007
6.8.2009 - 13:18

GP Schwarzwald - Zehn Jahre oder zwei Sekunden Unterschied

Der Grand Prix Schwarzwald war ein hammerhartes Rennen rund um den kleinen Ort Triberg. Sieben Runden, die jeweils 24 Kilometer lang waren, führten über einen sehr anspruchsvollen Kurs mit zwei Anstiegen mit insgesamt 580 Höhenmetern. Bei sieben Runden waren insgesamt also auf gerade einmal 168 Kilometern mehr als 4000 Höhenmeter zu absolvieren, durchaus vergleichbar mit einer Hochgebirgsetappe der Tour de France. Aufgrund des Status als Rennen der Kategorie 1.3 war das Rennen ordentlich, aber nicht überdurchschnittlich besetzt. Mit den italienischen Teams Refin, Scrigno und Asics, den Franzosen von Festina und Casino, TVM, Lotto, US Postal, Polti, Rabobank, Mapei und nicht zuletzt dem Team deutsche Telekom standen insgesamt elf Teams mit GS1-Status am Start. Allerdings fehlten viele Stars, so dass Fahrer, die einen starken Giro gefahren hatten, vorwiegend die Gruppe der Topfavoriten bildeten. Asics konnte eine Dreifachspitze mit Andrea Noe, Enrico Zaina und Claudio Chiappucci aufbieten, Refin setzte auf die Puttini-Brüder. Weitere Favoriten waren der Franzose Didier Rous, Marten den Bakker von TVM und natürlich die Mannschaft von Telekom. Mit Lafis, Heppner, Bölts, Hundertmarck und Ulle hatten sie fünf Fahrer am Start, die realistische Siegchancen hatten. Auf den letzten beiden Runden würde es zu den entscheidenden Kämpfen zwischen diesen Fahrern kommen, bis dorthin sollte das Rennen unbekannten Fahrern die Möglichkeit bieten, sich zu präsentieren.

Ulle fuhr gemächlich ziemlich weit vorne im Feld zum fünften Mal den langen Anstieg zur Bergwertung hoch. Seit einigen Kilometern machte sein Team an der Spitze in Zusammenarbeit mit Asics das Tempo, um den Vorsprung der Ausreißer, der bedrohlich auf über fünf Minuten angewachsen war, einzuschränken. Insgesamt neun Fahrer fuhren an der Spitze, allerdings kein Fahrer, den man ernsthaft für den Sieg auf der Rechnung haben musste. Ulles Ansicht nach war der deutsche Andre Korff von Festina mit der interessanteste Fahrer, die anderen, unter anderem Oriol, Moermans und Algeri, schätzte er eher schwach ein. Dennoch wollte er den Abstand schnell verkleinert haben, weshalb er Bert Dietz, Mario Kummer und Christian Henn aufforderte, das Tempo drastisch zu erhöhen. Er selbst hatte keine Probleme mit dem forcierten Tempo, dafür zeigte ihm ein kurzer Blick über die Schulter, dass andere Fahrer mehr Probleme hatte. Ulle nahm ein paar Tritte raus und ließ sich zu seinem erfahrenen Teamkameraden und Freund Jens Heppner zurückfallen.
„Was meinst du Heppe, sollen wir schon einmal antesten?“
„Wie fühlst du dich?“
„Ich könnte das Ding auch solo abschießen.“
Die beiden schmunzelten kurz, dann gab Heppner die Anweisung an die anderen weiter. Rasch formierten sich alle acht Fahrer des Teams Telekom an der Spitze des Feldes und beschleunigten. Nach einer Weile konnte Kummer das Tempo nicht mehr halten, dann fiel Henn zurück und kurz vor dem Gipfel auch Bert Dietz. Damit hatte Ulle zwar nur noch vier Helfer an seiner Seite, die Gruppe war aber auch schon auf zwanzig Fahrer geschrumpft. Die nächste Gruppe lag schon eine Minute zurück, die Ausreißer hatten nur noch drei Minuten Vorsprung. Es sah ganz nach einem extrem langen, schnellen Finale aus.

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Links die Ausreißergruppe, die vom Feld unter der Führung vom Team Telekom gejagt wurden

Ulles Bedenken, dass gleich weiter attackiert werden würde, waren grundlos gewesen. Nachdem er kurz mit Tobias Steinhauser gesprochen hatte, einigten sich dessen Refin-Team, Ulles Telekom und Asics sich auf eine gemeinsame Führungsarbeit, um die Spitzenreiter schnell einzuholen. Vierzig Kilometer vor dem Ziel waren sieben der neun Mann an der Spitze schließlich gestellt, nun bildeten knapp 25 Fahrer die Verfolgergruppe hinter den beiden verbliebenen Ausreißern Korff und Moermans. Am nächsten Anstieg war es Enrico Zaina, der Girozweite vom letzten Jahr, der das Tempo erhöhte. Ulle musste zwar ein wenig beißen, im Vergleich zu vielen anderen, die schon sichtlich litten, ging es ihm allerdings noch recht gut. Er hielt sich immer ungefähr an fünfter, sechster Position in der Gruppe am Hinterrad von Heppner, um alles im Griff zu behalten. Zaina ließ sich von Leonardo Piepoli, dem italienischen Kletterspezialisten ablösen, der noch ein bisschen schneller fuhr, als sein Landsmann. Er zog einen regelrechten Bergsprint an, wodurch einige kleine Löcher in der Gruppe entstanden. Jetzt musste Ulle aufpassen. Er ging an Heppner vorbei und verfolgte Felice Puttini und Filippo Casagrande, die nun zu einer Attacke ansetzten. Puttini ließ sich noch ein paar Meter von seinem Teamkollegen Piepoli ziehen, dann ging er in die Offensive. Ulle erhöhte seine Trittfrequenz und ging die Attacke mit. Vor ihnen kamen nun Korff und Moermans in Sichtweite, die einen Kilometer weiter gestellt waren. Jetzt, dreißig Kilometer vor dem Ziel bildeten fünf Fahrer den Kopf des Rennens, dreißig Sekunden vor fünfzehn Verfolgern.

Ulle passierte zum vorletzten mal die Ziellinie, bevor es auf die letzte Runde ging. Die Verfolgergruppe hatte ordentlich Dampf gemacht, weshalb der Abstand auf fünfzehn Sekunden gesunken war. So langsam hatte Ulle nicht mehr das Gefühl, dass die Gruppe harmonisch zusammenarbeitete. Auf den ersten Rampen des Rundkurses wollte er in die Offensive gehen und die Gruppe weiter dezimieren. Er ließ sich ans Ende der Gruppe zurückfallen, um sich mit Trinkflaschen versorgen zu lassen und unterrichtete Rudy von seinem Plan. Der Belgier nickte sein Vorhaben ab und erteilte ihm die Erlaubnis, sich abzusetzen. Gleich die ersten Meter des Berges nutzte Ulle dazu, sich an die Spitze der Gruppe zu setzen und das Tempo stark zu verschärfen. Er fuhr keine richtige Attacke, er schaltete einfach in einen dickeren Gang und erhöhte die Trittfrequenz. Nachdem er einige hundert Meter seinen Rhythmus gefahren war, wagte er sich umzublicken. Hinter ihm war niemand. Es hatte funktioniert. Er griff nach dem Funk, um nachzufragen, wo die anderen waren. Rudy erklärte ihm, dass zwanzig Sekunden hinter ihm ein Quartett mit Noe, Chiappucci, Puttini und Hundertmarck fuhr. Dahinter waren Bölts und Heppner in der nächsten Gruppe. Sollte das Rennen wieder zusammenlaufen, könnte Ulle also auf Unterstützung bauen. So weit wollte er es aber gar nicht kommen lassen.

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Links die Verfolgergruppe, rechts die Gruppe Ullrich

Am zweiten Anstieg der Runde merkte Ulle zum ersten Mal an diesem Tag, dass sein Tritt etwas schwerer wurde. Seine Attacke hatte ihn einige Kräfte gekostet, wofür er nun die Rechnung bekam. Er drosselte ein wenig das Tempo und schaute sich nach hinten um, wo er hoffte, Fahrer aus der ehemaligen Verfolgergruppe zu sehen, mit denen er zusammenarbeiten konnte. Doch er wurde vorerst enttäuscht. Überrascht erkundigte Ulle sich bei Rudy, wo sich die Verfolger augenblicklich befanden. Chiappucci und Noe hatten anscheinend gemeinsam attackiert und erst Hundertmarck und danach Puttini abgehängt. Nun waren sie zu zweit auf der Verfolgung und näherten sich von Minute zu Minute. Aktuell betrug der Vorsprung zwölf Sekunden, Ulle war allerdings skeptisch, ob er gegen die beiden Italiener, die nun ein Paarzeitfahren veranstalteten eine Chance hatte. Deshalb entschloss er sich zu warten und weitere Kräfte für den Schlussspurt zu sparen. Einen Kilometer vor dem höchsten Punkt der Strecke holten die Asicsfahrer ihn ein, worauf Ulle sich sofort an das Ende der Gruppe setzte. Die letzten tausend Meter blieb er mit Ach und Krach an seinen beiden Konkurrenten dran, bis die erlösende fünf Kilometer lange Abfahrt bis zum Ziel folgte. Nun musste Ulle sich etwas einfallen lassen, wie er das italienische Tandem knacken konnte.

Kurz vor der Tausendmetermarke war es so weit. Ulle hatte die beiden Italiener beobachtet und gemerkt, dass Noe den größten Anteil an der Führungsarbeit übernommen hatte, weshalb er schon relativ ausgelaugt sein sollte. Ulle wollte nun mit einem Angriff unter dem Teufelslappen versuchen, das Duo zu sprengen und Chiapucci in einen Zweikampf zu zwingen. Wenn er zwischen sich und den Altmeister ein Loch reißen könnte, wäre der Sieg noch möglich. Auf jeden Fall war es eine bessere Variante, als sich von den beiden im Sprint schlagen zu lassen. Ulle ließ ein kleines Loch zwischen sich und Chiappucci, der an zweiter Position fuhr, dann beschleunigte er und zog am Italiener vorbei. Die ersten dreihundert Meter zog er durch, dann wagte er einen Blick auf seinen Hintermann. Resignierend musste er feststellen, dass er keinen Meter gewonnen hatte und Chiappucci immer noch an seinem Hinterrad saß. Dafür hatte er Noe abgehängt. Er verminderte die Geschwindigkeit wieder ein wenig und wartete auf eine Reaktion seines Gegners. Zweihundert Meter vor dem Ziel kam der entscheidende Angriff. Chiappucci zog an Ulle dermaßen explosiv vorbei, dass Ulle es nur mit Mühe an das Hinterrad des Italieners schaffte. Dennoch musste er einsehen, dass die Kraft nicht reichte, um vorbei zu gehen. Während Chiapucci die Arme zum Jubel in die Höhe riss, schlug Ulle frustriert auf den Lenker. Doch die Enttäuschung wich schnell der Freude ber die gute Form. Den ersten Test hatte er bestanden, morgen sollte es schon eine Stufe schwerer werden.

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Chiappucci entscheidet den Zweikampf gegen den zehn Jahre jüngeren Ullrich für sich

Ergebnis:
1.Claudio Chiappucci Asics 4h44:15
2.Jan Ullrich Team Telekom 0:02
3.Andrea Noe Asics 0:06
4.Felice Puttini Refin 0:26
5.Udo Bölts Team Telekom 0:41
6.Dariusz Baranowski US Postal s.t.
7.Kai Hundertmarck Team Telekom s.t.
8.Jens Heppner Team Telekom 1:16
9.Filippo Casagrande Scrigno s.t.
10.Didier Rous Festina 2:17

Valverde3007
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Beitrag: # 6785536Beitrag Valverde3007
9.8.2009 - 15:55

GP Kanton Aarau - Phoenix aus der Asche (U)

Nach seinem zweiten Platz beim Grand Prix Schwarzwald und dem ersten Test seiner Form nahm Ulle einen Tag später knapp hundert Kilometer weiter südlich am zweiten Eintagesrennen in seinem Rennprogramm teil. Über 168 Kilometer führte die Strecke des Grand Prix Kanton Aarau im Norden der Schweiz rund um die Stadt Gippingen. Insgesamt war es erneut ein anspruchsvoller Parcours mit einem schweren Schlussanstieg, an dem sich die Favoriten gegenseitig die Zähne ziehen sollten. Das Feld war insgesamt besser besetzt als am Vortag, was auch dadurch zu erklären war, dass auf den Sieger statt 60 140 Punkte für die Weltrangliste warteten und die Preisgelder ungleich höher angesetzt waren. Deshalb stand eine ganze Reihe starker italienischer Fahrer am Start. Der beste Jungprofi des Giros Guiseppe di Grande war dabei, außerdem Francesco Casagrande, Davide Rebellin und Alberto Elli. Daneben waren Kurt van de Wouwer, der ein starkes Frühjahr gefahren war und der Lokalmatador Laurent Dufaux favorisiert. Der interessanteste Fahrer des Rennens war trotz des Staraufgebots allerdings er selber, Jan Ullrich. Die Niederlage im Sprint am Vortag wurde ihm von den Medien als große Geste gegenüber einem sportlichen Vorbild ausgelegt, niemand erwähnte, dass er im Spurt gegen Chiapucci schlichtweg keine Chance gehabt hatte. Dafür wuchs die Erwartungshaltung. Im Ausland hielten sich Radsportexperten und Reporter ein wenig zurück, die ARD hatte dagegen einen Sieg gefordert und den Druck erhöht. Immerhin war es sonnig und warm. 28 Grad Celsius waren für den Zielort angekündigt, außerdem war kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Kurz gesagt, es war Ullewetter.

Auf den ersten 120 Kilometern des Rennens war kaum etwas passiert. Sofort nach dem Startschuss hatten sich de Jongh, Santamorita und Schoefs abgesetzt, danach war Ruhe eingekehrt. Die Ausreißer hatten sich maximal neun Minuten Vorsprung erarbeitet, bis Mapei, Festina und Telekom in die Tempoarbeit eingestiegen waren. Anschließend hatte sich der Vorsprung schnell verkleinert und nun, am Beginn des ersten schweren Berges, betrug er noch dreieinhalb Minuten. Ulle versuchte sich im Vorderfeld zu halten, was ihm bislang mühelos gelang. An seiner Seite befanden sich Georg Totschnig, Jens Heppner und Kai Hundertmarck, die für ein zügiges Tempo sorgten, das es Ulle noch ermöglichte nicht an seine Grenzen gehen zu müssen. Einige der anderen Teams hatten andere Pläne. Besonders Casagrande musste sich hervorragend fühlen, denn die letzten drei Kilometer des Berges fuhr sein Edelhelfer Dario Frigo alleine mit einem hohen Tempo von vorne. Am Gipfel angekommen zeigten sich erste Erfolge. Die Ausreißer waren nur noch zwei Minuten vorne, die Verfolgergruppe nur noch dreißig Fahrer groß.

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Anschließend hatte es nicht lange gedauert, bis das Spitzentrio geschluckt worden war. 25 Kilometer vor dem Ziel war es eingeholt und das Rennen konnte neu eröffnet werden. Der erste der es mit einem Angriff probierte, war Filippo Casagrande, der aber erfolglos blieb. Dafür war die nächste Attacke seines Namensvetters Francesco Casagrande erfolgreicher. Der Italiener fuhr im Feld direkt vor Ulle, als er an einem ansteigenden Streckenabschnitt aus dem Sattel ging und beschleunigte. Nach einem kurzen Zögern entschloss Ulle sich, hinterher zugehen. Kurz darauf folgte ihnen der Pole Baranowski, mit dem sie bis zum Beginn des Schlussanstieges vierzig Sekunden Vorsprung erkämpften. Acht Kilometer folgten nun noch, wobei eine durchschnittliche Steigung von 6,5 Prozent zu überwinden war. Dabei waren die ersten beiden Kilometer noch relativ moderat, bevor es richtig steil werden sollte. Sobald es sechs Kilometer vor dem Ziel schwerer wurde, griff Casagrande an. In einer Serpentine holte er am äußeren Straßenrand Schwung und schoss an seinen beiden Begleitern vorbei. Ulle blieb ruhig und vermied es den Angriff direkt zu kontern. Stattdessen erhöhte er das Tempo in seiner unnachahmlichen Art, die im Peloton so gefürchtet war und ließ Baranowski stehen. Innerhalb weniger hundert Meter schaffte er es, durch einen guten Rhythmus, zu Casagrande aufzuschließen. Er schnaufte kurz durch, dann erkundigte er sich per Funk bei Rudy nach den Verfolgern. Noch bevor Rudy sich meldete, bekam er eine Antwort. Guiseppe di Grande schloss zu ihm und Casagrande auf und setzte sich sogleich an die Spitze. In seinem Schlepptau waren Dufaux und van de Wouwer mit nach vorne gekommen. Der Kreis der Sieganwärter war also wieder auf fünf Fahrer angewachsen.

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Di Grande schien sich nicht lange in der Gruppe aufhalten zu wollen und zog an einer der steilsten Stellen das Tempo an. Van de Wouwer sprang sofort an sein Hinterrad, Dufaux und Ulle folgten ebenfalls. Dafür blieb Casagrande zurück. Sein Angriff am Fuß des Berges hatte anscheinend zu viel kraft gekostet, die ihm nun fehlte. Als di Grande merkte, dass er die Gruppe nicht entscheidend verkleinern konnte, fuhr er einen Schlenker zur Seite und wollte den nächsten vorbeiwinken. Van de Wouwer und Dufaux drückten sich um die Führung, also zog Ulle an ihnen vorbei und fuhr einfach seinen Rhythmus weiter. Streng nach Pulsuhr kurbelte er Meter um Meter den Berg hoch ohne sich nach hinten umzuschauen. Auf taktische Spielchen hatte er keine Lust, er versuchte lieber seine Gegner zu zermürben. Aber statt dass er Fahrer abhängte, merkte er nun selber die Müdigkeit in seinen Beinen, die er sich durch die starke Belastung am Vortag und seinen Angriff in der Ebene erklärte. Van de Wouwer schien das zu bemerken und ging an Ulle vorbei. Mit hohem Krafteinsatz sicherte sich Ulle das Hinterrad des Belgiers, während Dufaux und di Grande abreißen ließen. Sie befanden sich nun auf dem Abschnitt drei bis eineinhalb Kilometer vor dem Ziel, wo der Anstieg etwas flacher war. Hier legte van de Wouwer ein Tempo vor, dass Ulle an seine Grenzen brachte. Nun musste er sich entscheiden, ob er an seine Grenzen gehen wollte oder den Belgier ziehen ließ. Mit der Tour de France im Hinterkopf entschied er sich, wieder Platz eins herzuschenken und sich mit dem Podium zu begnügen.

Nachdem Ulle zunächst ein paar Meter verloren hatte, sah es nun so aus, als wäre van de Wouwer auch müde. Der Abstand hatte sich bei circa dreißig bis vierzig Metern eingependelt und blieb nun beinahe konstant. Zwischen dem dichten Spalier der begeisterten Zuschauer konnte Ulle nun schon den Teufelslappen sehen, der ihm eine baldige Erlösung von den Qualen des Schlussanstieges versprach. Motiviert durch die Fans, unter denen viel deutsche waren, mobilisierte er nun seine Kraftreserven und schob sich an van de Wouwer heran, als er einen vor Anstrengung keuchenden Fahrer von hinten heranfahren hörte. Er blickte sich um und erwartete Dufaux oder di Grande in die Augen zu blicken. Unerwartet trug der Fahrer stattdessen ein Trikot von Cofidis, dem Gesicht nach zu urteilen war es der Amerikaner Bobby Julich. Nachdem er den ersten Angriff verpasst hatte, musste er wie Phoenix aus der Asche gekommen sein und das Feld von hinten aufgerollt haben. Jetzt überholte er Ulle und verkleinerte die Lücke zu van de Wouwer. Ulle kämpfte verbissen um sein Hinterrad zu halten und erreichte tatsächlich mit den beiden anderen die Zielgerade. Dort musste er allerdings feststellen, dass er keine Energie mehr hatte, um in den Sprint eingreifen zu können. Wieder musste er mit ansehen, wie seine Gegner sich den Sieg holten, während er nur auf Platz drei kurz nach dem Sieger Julich und dem zweiten van de Wouwer eintrudelte. Wenigstens ermahnten ihn die Niederlagen dazu, nicht nachlässig in der Vorbereitung zu werden. Im Winter hatte er gute Grundlagen gelegt, nun fehlte es noch am Feinschliff.

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Ergebnis:
1. Bobby Julich 4h12:16
2. Kurt van de Wouwer Palmans s.t.
3. Jan Ullrich Team Telekom s.t.
4. Laurent Dufaux Festina 0:17
5. Guiseppe di Grande Mapei 0:36
6. Dariusz Baranowski US Postal 0:59
7. Francesco Casagrande Saeco 1:14
8. Davide Rebellin FdJeux 1:33
9. Kai Hundertmarck Team Telekom 1:54
10. Filippo Casagrande Scrigno s.t.

Antworten