Brutales Geschäft

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125388Beitrag Hoffi
24.4.2004 - 12:48

Kuurne-Brüssel-Kuurne
Das zweite größere Kopfsteinpflasterrennen der Saison ist mit 190 km noch relativ kurz, hat aber einige schwere Pflaster-Passagen auf Lager, die den Fahrern das Leben schwer machen. Ein Massensprint ist jedoch nicht komplett ausgeschlossen.
Wir gehen heute mit der Het-Volk-Mannschaft an der Start, mit Änderungen, was die Kapitänsrolle angeht: Roger Hammond wird heute nur mitfahren, während Xavier Florencio vorne mit dabei sein soll.
Die ersten Kopfsteinpflasterpassagen reduzierten das Feld gleich mal auf knapp 130 Fahrer und nach 90 km machten sich 10 Fahrer alleine auf den Weg. Boonen, Wesemann, Hoste, de Clerq, Sacchi und Devolder waren unter ihnen. Nach ein paar Kilometern kommt auch Knaven hinzu, noch später schließen auch Bernhard Eisel, Frank Vandenbroucke und Het-Volk-Sieger Stefano Zanini auf. Zusammen mit de Clerq, Boonen und Devolder können sie sich dann an dem letzten Pflaster-Stück von dem Rest der Gruppe lösen und davonfahren. Xavier hatte versucht, an der letzten Pflaster-Passage auch noch vorne in die Gruppe zu kommen, aber er hat es einfach nicht geschafft, da sein Antritt und sein Tempo, das er auf dem Pflaster fahren kann, schlicht und ergreifend zu schwach ist. Schade. Auch Steffen Wesemann ging der Attacke von Boonen, die die 6er-Gruppe bildete, mit, doch nach ein paar hundert Metern ereilte ihm, wie schon Zabel beim Het Volk ein Reifenschaden und er musste all seine guten Siegchancen begraben und fiel ins Feld zurück. Dieses jagte den Ausreißern auf den letzten Kilometern wie eine wilde Meute nach, konnte den Abstand jedoch nur bei knapp einer halben Minuten halten – die Überbleibsel der ehemaligen zehnköpfigen Spitzengruppe wurden aber noch gestellt. Vorne entschied dann Eisel das Rennen im Spurt knapp vor Boonen und Devolder für sich, während hinten im Peloton die ganz großen Sprinter um den siebten Rang in die Pedale traten. Hushovd hatte dabei die stärksten Beine und wurde vor Petacchi, Zabel und Wesemann noch siebter. Roger kam auf Rang zwanzig, Xavier auf 27.
Das Rennen hat vor allem eine wichtige Erkenntnis geliefert: Xavier ist noch nicht so weit, wie wir dachten – wenn er überhaupt einmal so weit kommen wird. Wir dachten, er wäre in der Lage, bei Klassikern vorne um den Sieg mitzufahren, doch weder bei der Trophy Laigueglia am Anstieg, noch hier in Flandern auf Kopfsteinpflaster hatte er Chancen, vorne mit dabei zu sein. Hart gesagt: Mehr als ein Helfer für Roger Hammond, der problemlos das Hauptfeld halten konnte, ist er noch (?) nicht.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125477Beitrag Hoffi
24.4.2004 - 17:17

Am gestrigen Sonntag hatte ich noch am Morgen vom Altana-Sportmarketing-Manager (Klaus Barsch ist sein Name) eine E-Mail bekommen. Er hatte sich ein nettes kleines Café in der City von Aalst für unser Gespräch ausgesucht. Ich war über die Gründe eines solchen Treffens immer noch unwissend und so wachte ich auch am heutigen (Montag, 3. März) Morgen schweißgebadet auf. Die Worte von Didi Thurau, der mit mir nach Belgien gereist war und nichts gutes für das Gespräch prophezeit hatte, hatten mir alle möglichen Theorien in meine Träume gebracht. Dementsprechend nervös ging ich dann auch in das Café. Eine nette Stube war dieses Café hier, ein wenig zu edel für meinen Geschmack. Barsch saß schon draußen an einem Tisch, denn die Sonne, wenn es auch nicht besonders warm war. Angenehm war es aber allemal. Nachdem wir uns begrüßt und etwas bestellt hatten, plauderten wir erst mal über alles mögliche. Von der Fußball-Bundesliga über die Formel 1 und Boxen bis zum Radsport. Als wir dann bei der derzeitigen Konjunktur ankamen, sprach er endlich das Thema an, wofür wir uns hier eigentlich auch trafen. „Und die schlechte Konjunktur ist auch der Grund, warum wir hier sind“, sagte Barsch zu mir. „Altana hat im vergangenen Monat Februar einen um 20 Prozent schlechter als erwarteten Umsatz gemacht. Das Problem dabei: einen einmaligen, wenn auch starken Rückgang des Umsatzes ist zu verkraften, jedoch ist nicht zu erwarten, dass im März wieder alles gerade gerückt wird, höchstens ein bisschen besser wird es wohl, aber nicht sehr viel. So ist die logische Konsequenz natürlich, dass wir den Gürtel der Ausgaben enger schnallen müssen.“ Sofort stieg mir mein schlimmster in den Albträumen gedachter Gedanke in den Sinn: Ausstieg. Doch nach seinen nächsten Worten war ich wieder erleichterter. „Nein, nein, es ist nicht das, was sie jetzt denken“, sagte er, da sich mein Gesichtsausdruck meinen Gedanken anpasste. „Wir haben uns nicht dafür entschieden, die Ausgaben einzig im Radsport zu kürzen. An mehreren Stellen werden, der Radsport gehört zwar dazu, jedoch ist dies minimal. Herr Rolff, wir werden das jährliche Sponsoring um 150.000 Euro jährlich kürzen müssen. Also 12.500 Euro monatlich.“ Na das geht ja noch, dachte ich sofort. „Daher würden mich nun auch Ihr Budget und Ihre Ausgaben interessieren, um zu wissen, wie schwer Sie ein solcher Schlag trifft, um vielleicht die Kürzungen im Radsport noch ein wenig zu senken, denn eines müssen Sie wissen: ich stehe voll und ganz auf Ihrer Seite und habe versucht, dass so wenig wie möglich im Rasport gekürzt wird.“ Daraufhin erklärte ich ihm unseren Stand: Wir haben ein Budget von 4,9 Mio. Euro jährlich und Ausgaben, die das Budget voll ausfüllen. Barsch hatte ich damit nachdenklich gemacht. „Das heißt, sie müssen ihre Ausgaben auch straffen?“, fragte er daraufhin, was ich bejahte und ihm klar machte, dass unser einziger Kürzungspunkt das Personal (Fahrer und Betreuer) sind. Auf seine Frage, inwieweit wir dann Fahrer abgeben müssten, sagte ich ehrlich, dass es höchstens einen mittelmäßigen Mann treffen wird. Nachdenklich erklärte er mir dann noch, dass „es dann unmöglich ist, die Ausgaben in den Radsport weniger zu kürzen, als ich Ihnen bereits sagte, denn die Schwere der Kürzung ist nicht so groß, als dass mein Chef darüber reden würde. Also tut es mir Leid, aber ab April werden wir dann 150.000 Euro jährlich weniger zahlen. Für den März erhalten sie das Geld noch.“ Ich konnte nur noch nicken. Barsch verabschiedete sich dann auch relativ schnell und ich fuhr zurück ins Hotel, wo ich Didi Thurau vom neuen Stand informierte und gleich auch Klaus-Peter Thaler anrief.

Am Abend saß ich dann noch mit Didi, der tagsüber mit den Fahrer trainiert hatte, im Restaurant des Hotels. Zu dem Entschluss, weder einen unserer Top-Leute, noch Betreuer abgeben zu wollen, waren wir sehr schnell gekommen, also hatten wir nur noch wenige, genauer gesagt zwei, Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Einer der beiden Franzosen, entweder Andy Flickinger oder Nicolas Portal, müssen wir von der Gehaltsliste streichen, um wieder dem Budget entsprechende Ausgaben verbuchen zu können. Nach einem langen Telefonat mit Klaus-Peter hatten wir dies dann auch als Entschluss gefasst. Dann entschieden wir noch, das gesamte Team von diesen neuen Umständen zu berichten und, dass Didi sich um den Verkauf von Andy oder Nicolas kümmern soll, da ich Morgen wieder zurück nach Deutschland fahre und am Wochenende mit Klaus-Peter nach Frankreich zu Paris-Nizza, von wo aus es für uns dann Richtung Italien zu Tirreno-Adriatico und Mailand – San Remo weitergeht. In dieser Zeit sollte Didi mit den Fahrern trainieren und die Verhandlungen führen.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125527Beitrag Hoffi
24.4.2004 - 20:47

Schon zwei Tage nach dem uns mitgeteilt wurde, dass unser Budget gekürzt wird und wir Folge dessen unsere Ausgaben enger schnallen müssen, sind die Verhandlungen mit Teams für einen Transfer von Nicolas Portal oder Andy Flickinger schon vergleichsweise weit vorangeschritten. Didi Thurau hat zunächst einmal mit den französischen Teams Kontakt aufgenommen und einige Mannschaften signalisierten bereits, dass sich über Nicolas oder Andy sprechen ließe. Credit Agricole, Cofidis und RAGT Semences waren dies, Brioches La Boulangere und FDJEux.com schlossen eine Verpflichtung von einem der beiden bereits definitiv aus und ließen es nicht zu weiteren Kontakten kommen. In den nächsten Tagen und Wochen wird Didi dann verhandeln und hoffentlich bis Ende März zu einer guten Lösung kommen.

=================================================================

Paris-Nizza
Während Didi Thurau mit einem Teil der Mannschaft trainiert und verhandelt, sind Klaus-Peter Thaler und ich von Belgien zu einem kurzen Zwischenstop nach Deutschland und dann direkt weiter nach Paris gefahren. Und das mit einer ambitionierten Mannschaft. Vor allem Jose Ivan Gutierrez Palacios hat sich für das „Rennen zur Sonne“, viel vorgenommen, denn das traditionell erste ganz großen Rennen des Jahres ist eines seiner beiden großen Saisonziele (das andere ist das Criterium International) und will hier gewinnen. Seine Chancen wurden jedoch durch eine Erkältung, an der er seit einigen Tagen leidet und die noch nicht ganz ausgeheilt ist, reduziert. Mit großen Zielen reist auch Dean Podgornik nach Frankreich. Einen Etappensieg hat er sich vorgenommen. Des weiteren haben wir noch Fabian Jeker, Juan Carlos Dominguez, Christian Werner, die alle an ihrer Rennhärte arbeiten, sowie Thomas Dekker und Markus Fothen, die bei den beiden Einzelzeitfahren vorne sein wollen, von den Top-Leuten dabei.

1. Etappe
Bei dem 13 km langen und komplett flachen im Pariser Stadtteil Issy-les-Moulineaux stattfindenden Zeitfahren, stellt sich die Frage: Ist das ein Prolog? Die Organisatoren haben sich zwar so etwas in der Art dabei gedacht, aber angesichts der Länge (ein „normaler“ Prolog geht über die Hälfte der Distanz) sehe ich das eher als einen als Etappe zu bezeichnenden Tagesabschnitt, also keinen Prolog.
Bei Zeitfahren ist unsere Marschroute natürlich klar: alle Fahrer so weit vorne wie möglich zu platzieren und die Top 30 sollte für alle außer Christian Werner von den bereits genannten drin sein.
Die 13 km liefen für uns mehr als enttäuschend. Jose Ivan wollte trotz der Erkältung unter die besten fünf fahren – am Ende kam Rang sieben heraus. Auch die anderen waren noch weit von Zeiten entfernt, die wir uns bei ihnen vorstellen. Juan Carlos wollte heute alles geben und kam nur auf den 16. Platz (10 Sekunden Rückstand) und ansonsten schaffte nur Markus Fothen das Ziel der Top 30, denn er kam mit ebenfalls 10 Sekunden Rückstand auf Rang 21. Fabian Jeker zeigte, dass er noch weit von einer Giro-Top-Form entfernt ist, denn mehr als Rang 50 und 20 Sekunden Rückstand war nicht drin. Das Rennen hingegen machten andere: Der in dieser Saison wiedererstarkte Vuelta-Sieger von 2002, Aitor Gonzalez gewann vor Viatcheslav Ekimov und Igor Gonzalez, sowie Christophe Moreau, deren Form in Richtung Tour de France schon jetzt auf einem hohen Level zu sein scheint.
Ergebnis:
1 Aitor Gonzalez Jimenez (FAS) 7:03.23
2 Viatcheslav Ekimov (USP) +0:03.42
3 Igor Gonzalez de Galdeano (LIB) +0:04.67
4 Christophe Moreau (C. A.) +0:06.11
5 Santiago Botero (MOB) +0:06.55
6 David Millar (COF) +0:06.87
7 Jose Ivan Gutierrez Palacios (ALT) +0:07.03
8 Laszlo Bodrogi (QSD) +0:07.92
9 Kim Kirchen (FAS) +0:08.08
10 Alex Zülle (PHO) +0:08.34
Die Gesamtwertung ist natürlich die selbe, also wird Aitor Gonzalez in Gelb und Viatcheslav Ekimov in Grün morgen an den Start gehen.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125636Beitrag Hoffi
25.4.2004 - 13:07

Paris-Nizza
2. Etappe
Die erste richtige Etappe Auxerre nach Paray Le Monial ist 192 km lang und mit vielen, aber dafür nur ganz kleinen Hügeln bespickt, die angesichts der noch bevorstehenden Anstiege bei der Rundfahrt noch mit die kleinsten sind und die wahrscheinlich den Sprintern nicht so viel Problem bereiten werden und es so wohl heute zu einem Massensprint kommen wird.
Unser Vorhaben ist deshalb auch auf Dean Podgornik ausgerichtet. Es gibt nur zwei Etappen, wo ein Massensprint wahrscheinlich ist und angesichts des Vorhabens von Dean, das da einen Etappensieg lautet, wollen wir heute schon ganz oben auf dem Podium stehen.
Nach 15 km ereilte das Feld die erste erfolgreiche Attacke und so konnte sich vorne eine sechsköpfige Spitzengruppe formieren, der „Organisator“ Stangelj (SAE), Roy (FDJ), Pineau (BLB), Amorison (QSD), Ferrara (ALB) und unser Thomas Dekker, der sich gut fühlte und somit der Gruppe hinterher ging, angehörten. Bis zu fünf Minuten konnten die sechs herausfahren, jedoch hatten wir zu keiner Zeit geglaubt, die sechs würden durchkommen. Das Feld hatte das ganze Geschehen unter Kontrolle und als an einem kleinen Anstieg 50 km vor dem Ziel Roy und Thomas vorne abreißen lassen mussten, mischten wir uns auch mit in die Führungsarbeit ein und konnten den Rest der Spitzengruppe 12 km vor Toresschluss stellen. Dann begann das gewohnte Gerangel um die besten Spurtplätze vorne und am Ende siegte ein Außenseiter: Filippo Pozzato gewann mit einer viertel Radlänge Vorsprung vor Dean und Mikel Artetxe. Drei junge Leute auf den ersten drei Rängen.
Ergebnis:
1 Filippo Pozzato (FAS) 4:33:09
2 Dean Podgornik (ALT) s.t.
3 Mikel Artetxe (EUS) s.t.
4 Gorik Gardeyn (LOT) s.t.
5 Danilo Hondo (GST) s.t.
Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 4:40:12
2 Viatcheslav Ekimov (USP) + 0:03
3 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
4 Filippo Pozzato (FAS) s.t.
5 Christophe Moreau (C. A.) + 0:06
6 Santiago Botero (MOB) s.t.
7 David Millar (COF) s.t.
8 Kim Kirchen (FAS) s.t.
9 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) s.t.
10 Laszlo Bodrogi (QSD) s.t.
Die Gesamtwertung weist kaum Änderungen auf, einzig Pozzato konnte sich durch die Zeitbonifikation vorne mit einmischen, wird aber trotz seiner Fähigkeit an kleinen Anstiegen wohl nicht mit auf Gesamtklassement fahren, sondern wohl Aitor Gonzalez unterstützen.
Wir können ganz zufrieden sein mit Deans zweitem Rang, wollen aber natürlich noch einen Etappensieg auf der verbleibenden Flachetappe durch ihn feiern.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
RedRobi
Beiträge: 223
Registriert: 11.9.2003 - 18:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125648Beitrag RedRobi
25.4.2004 - 14:47

wunderbarer Hoffi-AAR gewohnt auf hohem Niveau!
RPG: Filippo Pozzato

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 125807Beitrag Hoffi
25.4.2004 - 20:41

Paris-Nizza
3. Etappe
Den dritten Tagesabschnitt zwischen La Clayette und St-Etienne kann man vielleicht schon als Königsetappe der Rundfahrt bezeichnen. Nach 140 km kurzen, aber steilen Anstiegen, einem ständigen kleinem Auf und Ab, steht 40 km vor dem Ziel der Col de la Croix, ein knapp 18 km langer und durchschnittlich steiler Anstieg auf dem Programm und nach dessen 20 km langen Abfahrt geht es schon direkt ins Ziel.
Da wohl heute mehr die Kletter-Fähigkeit als die Fähigkeit an kleineren und steilen Anstiegen gefragt ist, geht es für Jose Ivan Gutierrez Palacios nur darum, nicht so viel Zeit auf die starke Konkurrenz (Gonzalez Jimenez, Gonzalez de Galdeano, Moreau, Leipheimer oder auch noch Millar), die allesamt im Hochgebirge besser als Jose Ivan zurechtkommen, zu verlieren und den Zeitverlust in Grenzen zu halten.
Einem Angriff Eric Leblachers (C. A.), den Tonti (SAE), Galparsoro (EUS) und das wieder sehr aktive FDJeux-Talent Jeremy Roy mitgingen, schickten wir Gerhard Trampusch hinterher. Doch der allein schon von den Namen der Fahrer nicht sehr vielversprechende Versuch scheiterte nach schon 50 km. Und nach 70 km der ständigen Tempoverschärfung der Favoritenteams an den kleinen anstiegen und des Belauerns, ging Alexandre Botcharov von Credit Agricole, doch angesichts seiner Kletter-Qualitäten ließ man den Russen nicht lange vorne und holte ihn nach nur wenigen Kilometern Alleinfahrt wieder ein. Den Col de la Croix ging das Feld geschlossen an. Die Favoriten hatten sich vorne platziert und alle einen Helfer zur Seite, die Zeit des ganz großen Belauerns hatte begonnen. Auch Jose Ivan war mittendrin, und er hatte mit Gerhard wie fast jeder andere einen Helfer direkt an seiner Seite. Doch nach drei Kilometern Anstieg, eröffnete Aitor Gonzalez Jimenez das Rennen richtig (ich wunderte mich, da Gonzalez ja in Gelb fuhr und so eigentlich nur auf Attacken der Konkurrenz hätte warten müssen, aber anscheinend fühlte er sich wohl so stark, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen). Seine Attacke löste eine Kettenreaktion aus, die natürlich auch Jose Ivan mitmachte. Doch nach wenigen hundert Metern kristallisierte sich das heraus, was wir befürchtet hatten: Dass er den ganz großen Kletter-Spezialisten nicht folgen kann. Mit Gonzalez konnten seine beiden Landsleute Garate (LAM) und Gonzalez de Galdeano (LIB), sowie Leipheimer (RAB), Lokalmatador Moreau (C. A.) und Santiago Botero (MOB) an der Spitze bleiben, David Millar (COF) und Eddy Mazzoleni (SAE) waren die nächsten Verfolger, erst danach kam Jose Ivan mit einer Gruppe, die sich bis zum Gipfel des Croix auf Bartoli (CSC), Gonzalez Capilla, Dessel ( beide PHO), Perez Rodriguez (COF) und eben Jose Ivan selbst reduziert und am höchsten Punkt der Rundfahrt knapp 3:10 Minuten Rückstand auf die Spitze hatte (Millar und Mazzoleni waren auf die sechs vorne mit 2:30 Minuten im Hintertreffen). Auf der Abfahrt ging Jose Ivan dann volles Risiko und setzte sich noch um ein paar Sekunden von seinen Mitstreitern ab – was auch nichts mehr half, denn er verlor heute fast vier Minuten auf den Sprint-Sieger Garate und seine Mitausreißer.
Ergebnis:
1 Juan Manuel Garate (LAM) 4:50:41
2 Santiago Botero (MOB) s.t.
3 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
4 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
5 Levi Leipheimer (RAB) s.t.
6 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
7 Eddy Mazzoleni (SAE) + 2:35
8 David Millar (COF) s.t.
9 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 3:35
10 Santos Gonzalez Capilla (PHO) + 3:45
11 Luis Perez Rodriguez (COF) s.t.
12 Michele Bartoli (CSC) s.t.
13 Cyril Dessel (PHO) s.t.
14 Jurgen van Goolen (QSD) + 4:49
15 Marcus Zberg (GST) s.t.
16 David Etxebarria (EUS) + 5:12
17 Floyd Landis (USP) s.t.
18 Daniel Rincon (USP) s.t.
19 Benoit Joachim (USP) + 7:55
20 Peter Luttenberger (CSC) s.t.
(weitere ca. 100 Fahrer zeitgleich)
Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS 9:30:49
2 Santiago Botero (MOB) + 0:04
3 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:06
4 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:08
5 Christophe Moreau (C. A.) + 0:10
6 Levi Leipheimer (RAB) + 0:12
7 David Millar (COF) + 2:45
8 Eddy Mazzoleni (SAE) + 3:02
9 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 3:45
10 Santos Gonzalez Capilla (PHO) + 3:57
11 Michele Bartoli (CSC) s.t.
12 Luis Perez Rodriguez (COF) + 4:14
13 Cyril Dessel (PHO) + 4 :26
14 Jurgen van Goolen (QSD) + 5:11
15 Marcus Zberg (GST) + 5:18
16 Floyd Landis (USP) + 5:33
17 Daniel Rincon (USP) + 5:'50
18 David Etxebarria (EUS) s.t.
19 Viatcheslav Ekimov (USP) + 8:02
20 Filippo Pozzato (FAS) + 8:03
Es gibt sicherlich mehrere Gründe für Jose Ivans Abschneiden, die beiden größten sind sicherlich der zu lange Anstieg und seine Erkältung, die er noch nicht ganz ausgeheilt hat(te). Dadurch müssen wir unsere Ziele natürlich auch revidieren: statt voll auf Gesamtklassement fährt er jetzt auf Etappensiege, mindestens einen soll er beim „Rennen zur Sonne“ noch feiern. Was dann am Ende im Gesamtklassement herauskommt – man wird’s sehen. Aber ob es der zehnte und fünfzehnte Rang wird, wäre uns am Ende bei einem Etappenerfolg egal.

UMFRAGE

Würden Screenshots (in Form von Zielfotos) den AAR interessanter/spannender machen?
Zuletzt geändert von Hoffi am 25.4.2004 - 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."


Benutzeravatar
directeur sportif
Tippspiel-Quarterback
Beiträge: 2788
Registriert: 18.8.2003 - 13:03

Beitrag: # 125809Beitrag directeur sportif
25.4.2004 - 20:46

ansehnlicher

Artifex
Beiträge: 1653
Registriert: 29.7.2003 - 14:32

Beitrag: # 125811Beitrag Artifex
25.4.2004 - 20:48

Sehr gute Texte, Hoffi!

Weiter so!

Wegen der Umfrage: Ja, kann nicht schaden :D

Benutzeravatar
RedRobi
Beiträge: 223
Registriert: 11.9.2003 - 18:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126013Beitrag RedRobi
26.4.2004 - 19:24

der AAR ist sowieso schon sehr gut ,aber Screens können nie schaden!
RPG: Filippo Pozzato

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126023Beitrag ETXE
26.4.2004 - 19:43

Gelegentliche Screenshots können deinen schönen AAR noch etwas auflockern!
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
Escartin
Dr. h.c. Radsport
Beiträge: 4288
Registriert: 27.4.2002 - 2:27

Beitrag: # 126043Beitrag Escartin
26.4.2004 - 20:23

directeur sportif hat geschrieben:ansehnlicher
Absätze! Macht es deutlich leichter zu lesen.Denk doch an die älteren User. KuT z.B. :lol:
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

Benutzeravatar
SantiPerezFernandez
Möchtegern-Franzose
Beiträge: 4384
Registriert: 4.7.2002 - 22:04
Wohnort: Bochum

Beitrag: # 126047Beitrag SantiPerezFernandez
26.4.2004 - 20:35

Müsste bei KuT nicht der Superlativ anstatt des Komparativs gebraucht werden?

Bilder wären mit Sicherheit nicht das Schlechteste, solange sie den Text nicht verkürzen. Daher wäre sicherlich ein Zielfoto oder Ähnliches ausreichend, auf Bergetappen vielleicht auch mal 2-3 Bilder. Mehr muss es aber wirklich nicht sein.
"Wenn dieser Code wirklich angewandt wird, darf nur Tour-Chef Jean-Marie Leblanc antreten!"

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126216Beitrag Hoffi
27.4.2004 - 15:58

So habe ich es mir auch gedacht ;)



Paris-Nizza
3. Etappe
Auch die 183 km von Le Puy en Vale nach Pont du Gard sind ein ständiges Auf und Ab – wobei letzteres heute bevorzugt wird, denn die Abfahrten überwiegen heute die Anstiege, denn es geht aus dem Zentralmassiv weiter Richtung Süden.
Für Dean Podgornik wird es heute die letzte Chance auf einen Etappensieg geben, also wollen wir diesen natürlich unbedingt einfahren und feiern.
Das Rennen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem richtigen „Ausreiß-Festival“, denn nachdem 20 km nach dem Startschuss David Navas von den Balearen und Wilfried Cretskens vom Quick Step den ersten geglückten Versuch gestartet hatten, machten sich zunächst Dessel (PHO) und Schaffrath (MOB), später dann auch noch Sentjens (RAB) und Calvente (CSC) auf die Verfolgung der beiden Spitzenreiter. In drei Zweier-Gruppen radelten die sechs Ausreißer dem Ziel nun entgegen und erst 20 km vor dem Ziel, nachdem sich bereits die beiden Verfolgergruppen vereinigt hatten, erfolgte der Zusammenschluss zu einer gemeinsamen Spitzengruppe – zu spät. Wäre dies eher erfolgt, hätten die Sechs – teilweise mit mehr als acht Minuten Vorsprung unterwegs – eine Chance auf eine Ankunft vor dem Feld gehabt, so aber konnten sie mangels Kräftevorrat 2:30 Minuten auf den letzten 20 km nicht mehr ins Ziel retten – doch Pech war natürlich auch dabei. Auf der Zielgeraden überspurteten die Sprinter die unglücklichen Ausreißer.

Bild
(Bitte nicht wundern, dass ich nun auch Fotos dabei habe. Ein guter Freund von mir hat einen guten Job bei einer Sportfoto-Agentur gefunden und lässt mir seine besten Schüsse von Radrennen, von denen er meistens Fotos machen soll, per E-Mail schnell zukommen.)

Deans Sprint war nicht ordentlich genug vorbereitet, denn als Pozzato-Helfer Guido Trenti aus der Führung ging, war Dean schon zu früh ganz vorne und als sie dann auf die Gruppe auffuhren, mischte sich Gardeyn in die sechs hinein, nutzte den Windschatten aus und spurtete schon mit ein wenig Vorsprung los, Dean konnte nur noch den zweiten Rang retten. Pozzato selbst musste sich mit Rang drei zufrieden geben.

Ergebnis:
1 Gorik Gardeyn (LOT) 4:26:47
2 Dean Podgornik (ALT) s.t.
3 Filippo Pozzato (FAS) s.t.
4 Janek Tombak (COF) s.t.
5 Robert Hunter (RAB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 13:58:42
2 Santiago Botero (MOB) + 0:04
3 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:06
4 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:08
5 Christophe Moreau (C. A.) + 0:10

Im Gesamtklassement veränderte sich nichts, Jose Ivan Gutierrez Palacios hat immer noch den selben Rückstand von 3:45 Minuten und liegt weiterhin auf Rang neun. An die verbleibenden vier Etappen, auf denen er allesamt triumphieren könnte, gehen wir deshalb mit der bereits festgelegten Taktik: Etappensiege.

=================================================================

In Sachen Verhandlungen mit den drei französischen Teams, die Interesse an Nicolas Portal oder Andy Flickinger bekundeten (Credit Agricole, Cofidis, RAGT) sind wir ein paar Schritte weiter. Didi Thurau hat nun auch weiterführende Gespräche mit den beiden Fahrern geführt, die sich beide nicht gerade begeistert von der Situation zeigten und am liebsten bleiben würden, wie mir Didi mitteilte. Sie sahen jedoch ein, dass dies eine Notsituation ist und es der einzige Weg ist, der für alle beteiligten Parteien akzeptabel ist – zumal wir weder mit Nicolas noch mit Andy die Verträge auflösen und sie ohne Team dastehen lassen würden. Wenn sie gehen, dann nur mit Sicherheit auf einen neuen Arbeitsplatz in einer anderen Mannschaft. Daran arbeitet Didi gerade. Ich denke, dass es in spätestens zehn Tagen zu einer Entscheidung kommen wird.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126288Beitrag Hoffi
27.4.2004 - 20:17

Paris-Nizza
4. Etappe
Heute stand die zweite Prüfung im Kampf gegen die Uhr an – doch diese war vom Profil her nicht all zu schwer. 16 km lang und flach wie ein Tisch war das Einzelzeitfahren rund um die französische Kleinstadt Source Perrier.
Unser Hauptziel heute natürlich der Tagessieg, den Jose Ivan Gutierrez Palacios noch einfahren will, ansonsten sind natürlich auch Juan Carlos Dominguez, Fabian Jeker, Thomas Dekker und Markus Fothen gewollt, ein gutes Resultat herauszufahren. Ein Rang unter den ersten dreien am Ende ist heute aber Pflicht, da zog ich die Mannschaft heute Ausnahmsweise mal in die Verantwortung und nahm sie in die Pflicht. Den bisher – für unser Potential zumindest – eher bescheidenden Zeitfahrergebnissen zufolge. Derweil haben wir auch noch eine schlechte Nachricht zu verkünden: Dean Podgornik fühlte sich heute morgen nach dem Aufstehen extrem schlecht und nach einer Untersuchung war eine Bronchitis diagnostiziert worden – eine Krankheit, die ihn bis zu zwei Wochen außer Gefecht setzten wird. Ob er die Katalanische Woche, die Ende März steigt, in Angriff nehmen wird, ist derzeit auch noch nicht klar – wir können nur hoffen.
Das eigentliche Zeitfahren hatte freudige, aber auch weniger freudige Tatsachen in Form von Zeiten und Platzierungen für uns parat. Die schönste Jose Ivan. Als neuntletzter auf die Strecke gegangen, lieferte er im Ziel eine Zeit ab, die bisher keiner der 150 gestarteten Fahrer erzielt hatte, doch es wurden zu diesem Zeitpunkt noch mehr als eine Hand voll Top-Zeitfahrer erwartete, David Millar und Aitor Gonzalez darunter. Und wie schon fast zu erwarten war, hielt unsere Freude nicht lange an, denn nur wenige Minuten später unterbot David Millar Jose Ivans Zeit um ein paar Sekunden und auch Aitor Gonzalez war später noch einmal schneller – nicht aber schneller als David Millar, der viereinhalb Monate nach seinem Triumph beim WM-Zeitfahren seinen ersten Sieg in seiner Spezialdisziplin feierte. Christophe Moreau, Levi Leipheimer oder Igor Gonzalez de Galdeano landeten nur ein paar Ränge hinter den ersten dreien und verloren so nur ein paar Sekunden. Zu denjenigen gehörte auch Markus Fothen. Markus war ganz stark drauf und landete unter den Top 10 auf dem siebten Platz. Seine Entwicklung scheint nun mehr und mehr Formen anzunehmen und geht in Richtung Zeitfahr-Spezialist. Auch Thomas Dekker entwickelt sich in eine solche Richtung. Er landete auf dem 13. Platz, ist aber noch wesentlich jünger als Markus und hat ein ähnliches Potential. Fabian Jeker zeigte sich mit Rang elf in einer hervorragenden Verfassung und präsentierte nun endlich mal seine guten Zeitfahr-Qualitäten. Seine Vorbereitung in Richtung Romandie, Giro und Tour de Suisse verläuft nun wieder planmäßig, nachdem er ja die Mittelmeer-Rundfahrt wegen Krankheit absagen musste, weswegen Paris-Nizza überhaupt in sein Vorbereitungsprogramm aufgenommen wurde. Nun zu unserer unschönen Tatsache, die den Namen Juan Carlos Dominguez trägt. Er erwischte einen Rabenschwarzen Tag und platzierte sich am Ende auf Rang 36. Für ihn ein ganz schwaches Ergebnis. Schwer, bei ihm ein erstes Fazit zu ziehen und seine Form zu bestimmen, da der heutige Tag überhaupt keine Rückschlüsse zulässt, da er sich einfach anders als sonst, ganz komisch und schwach, fühlte. Das aber auch das einzige – neben dem Ausfall von Dean natürlich – Negativerlebnis des Zeitfahrens.

Ergebnis
1 David Millar (COF) 20:37
2 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) + 0:02
3 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 0 :08
4 Laszlo Bodrogi (QSD) + 0:10
5 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
6 Santiago Botero (MOB) + 0:13
7 Markus Fothen (ALT) + 0:16
8 Viatcheslav Ekimov (USP) + 0:19
9 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
10 Alex Zülle (PHO) s.t.

Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 14:19:21
2 Santiago Botero (MOB) + 0:15
3 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:17
4 Christophe Moreau (C. A.) + 0:27
5 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:33
6 Levi Leipheimer (RAB) + 0:36
7 David Millar (COF) + 2:44
8 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 3:52
9 Eddy Mazzoleni (SAE) + 3:58
10 Santos Gonzalez Capilla (PHO) + 4:27

In der Gesamtwertung veränderte sich aufgrund der zu geringen Zeitabstände der Spitzenleute nichts mehr, einzig Jose Ivan konnte einen Platz gutmachen und von Rang neun an Eddy Mazzoleni, dem einzigen Fahrer unter den Top 10, der bei Zeitfahren nicht so stark ist, vorbei auf Rang acht gehen konnte.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126460Beitrag Hoffi
28.4.2004 - 21:06

Paris-Nizza
5. Etappe
Heute steigt die Etappe hinauf auf den berühmt berüchtigten Mont Faron. 4,5 km lang und bis zu 17 Prozent steil ist der Anstieg auf den 507 Meter hohen Berg Nahe Toulon. Doch bevor es zum Schlussanstieg den Faron hinauf geht, müssen erst noch weitere 148km gefahren werden, die – so ist man es von Paris-Nizza gewohnt – natürlich sehr hügelig und anspruchsvoll sind.
Die Chance auf den gewünschten Etappensieg ist heute vielleicht so groß, wie bei sonst keiner weiteren, verbliebenden Etappe, da Jose Ivan an kleineren Anstiegen, wie es der Faron ist, seine Stärken ausspielen kann und durchaus mit den Stärksten mithalten – im Normalfall zumindest.
Attacken vieler Fahrer auf den ersten 100 km wurden allesamt abgefangen und so kam es, dass das Feld die letzten 20, entscheidende Kilometer mit zwei harten Anstiegen, Kilometer geschlossen anging. Am ersten der beiden Steigungen, die der des Mont Faron stark ähnelt ging es schon zur Sache und auf die Attacke von Igor Gonzalez de Galdeano reagierten alle anderen, die im Klassement ebenfalls vorne platziert sind.

Bild
Vorne der Spanier von Liberty Seguros, dahinter Aitor Gonzalez (in gelb) und Santiago Botero (in grün), in der folgenden Gruppe dann Leipheimer, Moreau, Garate, Gutierrez Palacios und Markus Zberg. Gefolgt von – der auf dem Bild nicht mehr sichtbaren – Dreier-Gruppe mit Millar, Mazzoleni und Bartoli.

Die ersten acht genannten ging aber zusammen über den Gipfel der Steigung und waren gewollt, die Sache am Ende unter sich auszumachen. Jose Ivan fühlte sich ganz gut, wie er mit versicherte, jedoch war das Tempo vorne ungemein hoch und ob er am Ende mit seinen Landsleuten mitgehen könnte, bezweifelte ich ernsthaft. Zu stark hatten sich die beiden Gonzalez’ oder auch der Italiener Garate präsentiert. Und so kam es dann leider auch. Nach 500 Metern Anstieg Mont Faron, wo es noch mit knapp fünf Prozent hochgeht, konnte Jose Ivan trotz aller Bemühungen nicht mehr folgen. Die sechs, im Gesamtklassement besser platzierten Leipheimer, Igor Gonzalez, Aitor Gonzalez, Moreau, Garate und Botero, zogen ihm auf den letzten Metern, als es mit 17 Prozent hochging, davon und so musste er, mit Markus Zberg am Hinterrad hochkämpfend, am Ende einen 47-Sekunden-Rückstand einstecken. Vorne, beiden sechs zeitgleichen, war wieder einmal Garate der Sprintstärkste und feierte seinen Etappensieg Nummer zwei.

Ergebnis:
1 Juan Manuel Garate (LAM) 4:07:07
2 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
3 Santiago Botero (MOB) s.t.
4 Levi Leipheimer (RAB) s.t.
5 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
6 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
7 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 0:47
8 Marcus Zberg (GST) s.t.
9 David Millar (COF) + 4:24
10 Eddy Mazzoleni (SAE) s.t.
11 Kim Kirchen (FAS) + 4:41
12 Michele Bartoli (CSC) s.t.
13 Santos Gonzalez Capilla (PHO) s.t.
14 Mikel Artetxe (EUS) + 9:47
15 Max Van Heeswijk (USP) s.t.

Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 18:26:28
2 Santiago Botero (MOB) + 0:11
3 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:17
4 Christophe Moreau (C. A.) + 0:21
5 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:23
6 Levi Leipheimer (RAB) + 0:36
7 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 4:38
8 Marcus Zberg (GST) + 7:03
9 David Millar (COF) + 7:07
10 Eddy Mazzoleni (SAE) + 8:21
11 Santos Gonzalez Capilla (PHO) + 9:08
12 Michele Bartoli (CSC) + 9:12
13 Kim Kirchen (FAS) + 13:18
14 Jurgen van Goolen (QSD) + 17:19
15 Filippo Pozzato (FAS) + 17:34

So langsam fangen wir an zu grübeln. Entweder fehlt Jose Ivan die Form, oder die Anstiege sind ihm noch zu lang, um ganz vorne mitzufahren. Ein Gespräch mit ihm nach Paris-Nizza wird hoffentlich mehr Klarheit in diese Richtung bringen. Nun bleiben nur noch Morgen und Übermorgen für einen Etappensieg, beide Tagesabschnitte sind hügelig und könnten durchaus seinem Terrain entsprechen – aber wie gesagt: Das haben wir heute auch schon gedacht und ihm fehlten immer noch 47 Sekunden.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126549Beitrag Hoffi
29.4.2004 - 14:56

Am heutigen Mittwoch, dem 12. März 2004, dem Tag der sechsten Paris-Nizza-Etappe, rief mich Didi Thurau morgens, beim Frühstück der Mannschaft im Hotel von Toulon an und meldete mit weitere frohe Erkenntnisse in Sachen Verhandlungen mit den französischen Teams. Er sagte mir, dass die Teams den Fahrern (und uns auch, da wir noch eine kleine Ablöse erhalten werden) in kürzester Zeit ein Angebot machen werden. Wenn diese Angebote stehen, so besprachen wir, werden wir noch entgültig klärende Gespräche mit den beiden Fahrern führen, damit entschieden wird, wer uns verlassen wird.

=================================================================

Paris-Nizza
6. Etappe
Auf dem heutigen vorletzten Tagesabschnitt warte-ten auf den 195 km zwischen Toulon und Cannes sechs Anstiege auf die Fahrer. Die meisten davon sind mit ca. fünf Kilometern Länge nicht all zu lang – Ausnahmen bestätigen jedoch wie immer die Regel: eine 25 km lange Steigung wartet zu Mitte des Rennens auf das Feld, doch ist diese mit knapp drei Prozent Durchschnittssteigung ein nicht so hartes Pflaster, die kleineren Berge werden da mehr Probleme bereiten.
Jose Ivan Gutierrez Palacios hatte sich heute noch einmal vorgenommen anzugreifen, möglichst am letzten Anstieg. Ansonsten sind unsere taktischen Varianten heute durch den Ausfall von Dean Podgornik sehr beschränkt.
Das Rennen wurde erst richtig mit der Attacke von Liberty-Spanier Koldo Gil eröffnet, der sich in der Folgezeit einen respektablen Vorsprung herausfuhr und nach ein paar Kilometern mit d’Hollander (LOT) und Joachim (USP), beide bei der Rundfahrt insgesamt sehr aktiv, zwei Verfolger bekam. Doch nach 60 km wurden die beiden am zweiten Anstieg wieder eingeholt, Gil war zu diesem Zeitpunkt um knapp fünf Minuten voraus. Das Feld ruht jedoch nur knapp 30 Kilometer, dann waren es Lastras (IBB), van Goolen (QSD, Träger des Nachwuchstrikots), Ludewig (SAE) und wieder Joachim (USP) die sich auf eine erneute Verfolgung des nun schon mehr als acht Minuten enteilten Gil machten. Auch d’Hollander (LOT), Miholjevic (ALB) und Ballan (LAM) gingen nach kurzer Zeit hinterher und auch Rincon (USP), Serpellini (GST) und Botcharov (C. A.) enteilten dem Feld für 40 km, ehe sie wieder gestellt wurden. Unter den restlichen, sich vorne in Gruppen befindenden Fahrern herrschte dann ein völliges Durcheinander. Am vorletzten Anstieg brach der Führende Koldo Gil ein und wurden von der Gruppe Lastras/Joachim/van Goolen/Ludewig eingeholt, die förmlich an ihm vorbeiflogen und ihn stehen ließen. Als die nächste Gruppe (d’Hollander/Miholjevic/Ballan) an ihm vorbeizog, konnte er sich mit letzten Kräften noch an die drei dranhängen. Auf der Abfahrt schließen die beiden Gruppen dann zusammen, ehe an der letzten Steigung die Entscheidung fällt. Der Attacke vom starken deutsche Jörg Ludewig können nur Lastras und Miholjevic folgen, der Rest wird abgehängt. Nun zu den Geschehnissen im Feld. Immer wieder waren Mannschaften bemüht, Ausreißer einzuholen und so war das Tempo im Peloton auch dementsprechend hoch und viele Fahrer mussten abreißen lassen. Am letzten Anstieg, traten dann auch wir erstmals in Erscheinung: Jose Ivan attackierte, doch Fassa Bortolo ging dem Angriff mit, sodass ein Wegkommen unmöglich war. Die italienische Mannschaft um den Mann in gelb, Aitor Gonzalez, hielt das Tempo auf den letzten Kilometern bis ins Ziel aber weiter extrem hoch, sodass noch ein paar Ausreißer eingefangen wurden. Ballan und d’Hollander relativ früh, Gil erst auf der Zielgeraden. Ganz vorne konnte hingegen Pablo Lastras seinen ersten Saisonsieg feiern, denn er gewann im Spurt der Gruppe vor Ludewig.

Bild
Die drei Ausreißer retteten noch mehr als sechs Minuten vor dem Feld ins Ziel.

Der verunglückten Attacke von Jose Ivan am letzten Anstieg zum Trotz, wollte er noch im Spurt des Feldes (um Rang sechs) reinhalten und siehe da: Nur Max van Heeswijk war von den 120 sich noch im Feld befindenden Fahrern schneller.

Ergebnis:
1 Pablo Lastras (IBB) 5:13:20
2 Jörg Ludewig (SAE) s.t.
3 Vladimir Miholjevic (ALB) s.t.
4 Jurgen van Goolen (QSD) + 1:51
5 Benoit Joachim (USP) + 6:16
6 Max Van Heeswijk (USP) s.t.
7 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) s.t.
8 Gorik Gardeyn (LOT) s.t.
9 Marc Lotz (RAB) s.t.
10 Olaf Pollack (GST) s.t.

Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 23:46:33
2 Santiago Botero (MOB) + 0:11
3 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:17
4 Christophe Moreau (C. A.) + 0:22
5 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:23
6 Levi Leipheimer (RAB) + 0:36
7 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 4:10
8 Marcus Zberg (GST) + 6:34
9 David Millar (COF) + 7:08
10 Eddy Mazzoleni (SAE) + 8:21

In der Gesamtwertung änderte sich von den Platzierungen her nichts. Einzig Jose Ivans Rückstand auf den Gesamtersten verringerte sich um ein paar Sekunden, da die Organisation die ersten 14 des Hauptfeldes mit ein wenig Vorsprung vor dem Rest wertete. Angesichts des Rückstandes auf den fünften und des Vorsprunges auf den achten, ist dies aber eher von untergeordneter Bedeutung – zumal ein Etappensieg immer noch Priorität hat.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126665Beitrag Hoffi
30.4.2004 - 14:35

So nun die von Escartin für KuT geforderten Absätze ;) (hatte erst gar nicht verstanden, was du meinstest, Escartin :roll:

Paris-Nizza
7. Etappe
Der letzte Tagesabschnitt des „Rennen zur Sonne“ führt rund um die Mittelmeer-Stadt Nizza und ist 160 km lang. Eine 65 km lange Runde mit zwei knapp 10 km langen Anstiegen muss zweieinhalb mal durchfahren werden (auf dem letzten Teil wird nur der erste der beiden Anstiege überquert), ehe es ins Ziel nach Nizza geht.

Unsere Hoffnungen auf einen Sieg bei der Rundfahrt wurden nach dem gestrigen Tag, an dem Jose Ivan Gutierrez Palacios den Sieg verpasste, arg verkleinert – da ein Tageserfolg heute unwahrscheinlich erscheint. Grund für diesen Pessimismus unsererseits sind die zu langen Anstiege. Auf 10 km sind mehr die Kletterer als die Hügel-Fahrer gefragt – und Jose Ivan gehört sicherlich mehr zu letzterem.


Am ersten der insgesamt fünf Anstiege attackierte Padrnos (USP) und Botcharov (C. A.), sowie Dessel (PHO) sprangen ihm hinterher. Bis zum Gipfel hatte sich Botcharov von seinen beiden Mitstreitern, die schon am Gipfel des Berges wieder eingeholt wurden, gelöst und fuhr alleine an der Spitze. Doch auch der Russe war nach 60 km wieder eingefangen.

Ab dann, wurde das Feld wieder ruhig und es folgten keine Attacken mehr – verständlich, denn die letzten sieben Tage waren allesamt hart gewesen. Erst als es zum vorletzten Anstieg ging, kam wieder Unruhe ins Peloton. Jose Ivan hatte attackiert. Wir wollten mal etwas anderes ausprobieren, als dieses ständige „am-letzten-anstieg-erst-mit-und-nach-kurzer-zeit-hinter-der-konkurrenz-fahren“ und am Ende womöglich dann noch Zeit verlieren.

Doch der Angriff hatte leider nicht die von uns erhoffte Wirkung. Mehr als eine Minute ließ Fassa Bortolo um den Führenden Aitor Gonzalez Jose Ivan nicht entkommen. Ein wenig ging unser Vorhaben, das da lautet: Vor der am letzten Berg wahrscheinlich stärkeren Konkurrenz ankommen und dann mit dieser mitgehen, noch auf. Als die Attacke von Igor Gonzalez de Galdeano kam und die Konkurrenz (Botero, A. Gonzalez, Leipheimer, u.s.w.) hinterherging, schlossen sie auf Jose Ivan auf. „IGG“ und der Kolumbianer Botero flogen der Konkurrenz kurz vor der Bergwertung dann noch davon und gingen mit ein paar Sekunden Vorsprung auf die Abfahrt – vor zwölf Verfolger mit den restlichen, in der Gesamtwertung Top platzierten Fahrern.

Die beiden konnten auf der Zielgeraden von ihren zwölf Verfolgern gestellt werden und wurden so noch zeitgleich gewertet. Botero sicherte sich den Sieg vor Gonzalez. Jose Ivan, eigentlich zusammen mit Marcus Zberg der Sprintstärkste in der Gruppe, konnte aber am Ende nicht mehr um Rang drei mitfahren, da er durch die viele Führungsarbeit auf der Abfahrt und dem kleinen Flachstück aufgrund der geringen Unterstützung schon zu viel Kraft verloren hatte.

Ergebnis:
1 Santiago Botero (MOB) 4:27:35
2 Igor González de Galdeano (LIB) s.t.
3 Marcus Zberg (GST) s.t.
4 Juan Manuel Garate (LAM) s.t.
5 David Millar (COF) s.t.
6 Jurgen van Goolen (QSD) s.t.
7 Eddy Mazzoleni (SAE) s.t.
8 Levi Leipheimer (RAB) s.t.
9 Michele Bartoli (CSC) s.t.
10 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) s.t.
11 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
12 Christophe Moreau (C. A.) s.t.
13 Santos Gonzalez Capilla (PHO) s.t.
14 Marzio Bruseghin (FAS) s.t.
15 Jean-Cyril Robin (FDJ) + 1:43
(denselben Rückstand hatte auch das große Feld)

Gesamtwertung:
1 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) 28:14:08
2 Santiago Botero (MOB) s.t.
3 Igor González de Galdeano (LIB) + 0:11
4 Juan Manuel Garate (LAM) + 0:21
5 Christophe Moreau (C. A.) + 0:22
6 Levi Leipheimer (RAB) + 0:36
7 José Ivan Gutierrez Palacios (ALT) + 4 :07
8 Marcus Zberg (GST) + 6:30
9 David Millar (COF) + 7:07
10 Eddy Mazzoleni (SAE) + 8:21
11 Santos Gonzalez Capilla (PHO) + 9 :09
12 Michele Bartoli (CSC) + 9:12
13 Jurgen Van Goolen (QSD) + 12:25
14 Kim Kirchen (FAS) + 15:02
15 Filippo Pozzato (FAS) + 19:18
16 Marzio Bruseghin (FAS) + 19:53
17 Jörg Ludewig (SAE) + 20:33
18 Max Van Heeswijk (USP) + 21:51
19 Janek Tombak (COF) + 22:14
20 Marco Pinotti (LAM) + 22:22

In der Gesamtwertung passierte nichts weltbewegendes mehr, einzig tauschten Garate und Moreau noch die Plätze. Ansonsten kam Botero noch um ein paar Zehntel an Aitor Gonzalez heran. Grund ist die Zeitbonifikation, die der Kolumbianer aufgrund seines Etappensieges heute noch bekam. Doch Botero konnte sich trotzdem freuen: Er gewann das grüne Trikot des Sprintbesten, wo Jose Ivan auf Rang vier landete. Die Bergwertung blieb ganz in der Hand von Liberty Seguros: Gil vor Gonzalez de Galdeano. Die Nachwuchswertung konnte Jurgen van Goolen einfahren.

Fazit: Unsere Erkenntnisse bei der Rundfahrt fallen durchaus negativ aus. Jose Ivan wollte um den Sieg mitfahren, aber dies ist nur möglich, wenn die Anstiege nicht allzu lang sind, was bei Paris-Nizza nur teilweise so war. Das Criterium International ist deshalb noch Jose Ivans großes Ziel in dieser Saison. Dean Podgornik konnte nur zweimal zeigen, was er kann, aber auch bei ihm hat es zu keinem Sieg gereicht. Von den Resultaten und reinen Zahlen her für uns eine mehr enttäuschende Rundfahrt. Positives gibt es jedoch von den Fahrern zu vermelden, die Paris-Nizza zum Formaufbau nutzten. Juan Carlos Dominguez und Christian Werner haben ihre Form gesteigert und sie befindet sich nun auf einem ordentlichen Niveau. Fabian Jeker hingegen fühlt sich schon in einer Form, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt überdurchschnittlich gut ist, wie er mir aus seinen Gemütszuständen an den Anstiegen verriet.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126807Beitrag Hoffi
1.5.2004 - 15:14

Eine Entscheidung im Fall Portal/Flickinger wird innerhalb der nächsten drei Tage fallen. Das hatte mir Didi Thurau am gestrigen Abend verraten. Klaus-Peter Thaler und ich warteten am Flughafen noch auf den Flieger, der uns von Nizza aus Richtung Rom bringen sollte, wo in dieser Woche die Tirreno-Adriatico steigt, als mein Handy klingelte. Die Teams führten Gespräche mit den beiden Fahrern und machten ihnen Angebote, genauso wie sie uns auch Angebote, was die Ablöse, die allerdings sehr gering ausfallen wird, machten, so Didi. Der Betrag, den wir noch kassieren würden, beträgt bei allen Angebote zwischen 10.000 und 15.000 Euro – so überließen wir den Fahrern nun freie Wahl, was ihr zukünftiges Team angehen wird. Welcher der beiden uns aber nun verlassen wird, steht allerdings immer noch in den Sternen. Erst mal, so haben wir entschieden, sollen sich beide ein Team aussuchen – dann fällt die endgültige Entscheidung.

=================================================================

Tirreno-Adriatico

Klaus-Peter und ich kamen erst am Morgen der ersten Etappe im Hotel an. So lange hatte sich der Flug hinausgezögert. Die Mannschaft war allerdings schon mit zwei Masseuren und einem Mechaniker (weitere Betreuer kamen ebenfalls noch aus Nizza) da gewesen. Unsere Mannschaft bei der „Zwei-Meere-Rundfahrt“ ist durchaus sehr ambitioniert. Giuliano Figueras soll erstmals richtig seine Form testen und versuchen, den Gesamtsieg einzufahren. Bei ihm blicken wir in Richtung Mailand – San Remo und die weiteren Frühjahrsklassiker. Für Francisco Gutierrez Alvarez gilt das gleiche Vorhaben, einzig wird er versuchen, in den Massenankünften im Sprint reinzuhalten und nicht so sehr auf die Gesamtwertung schielen (und sich natürlich nicht für die Klassiker vorbereiten). Das nämlich wird Roger Hammond tun. Er soll sich die Form durch Rennhärte erarbeiten, um für die Kopfsteinpflaster-Saison perfekt vorbereiter zu sein. Ähnliches Vorhaben hat auch Thomas Liese.
Bei der Rundfahrt müssen wir uns auf jeden Fall vorne zeigen, denn unser Sponsor hat angekündigt, dass es Sonderprämien bei einem Etappensieg und einem Fahrer unter den besten Fünf des Gesamtklassements gibt. Diese Prämien würden auf das Konto unseres Ausrüstern Pinarello gehen, die hier in Italien beheimatet sind.


1. Etappe
Zum Auftakt der zweiten großen Rundfahrt des Jahres geht es über 178 km rund um die 100 km südlich am tyrrhenischen Meer gelegene Stadt Sabaudia. Das Profil weist keine nennenswerten Anstiege auf und so war mit einer Massenankunft zu rechnen, bei der sich die Sprinter erstmals zeigen konnten.

Auf einen derartigen Ausgang basierte auch die Taktik des heutigen Tages, die da lautete: Alles pro Francisco Gutierrez Alvarez. Aber auch Giuliano Figueras sollte, wenn er sich gut fühlt, mit reinhalten.


Das Rennen wurde nach wenigen Kilometern erst richtig von einer fünfköpfigen Spitzengruppe eröffnet. Uros Murn (PHO), Bradley Wiggins (C. A.), Maximilian Sciandri (CSC), Rik Verbrugghe (LOT) und José Luis Arrieta (IBB) waren die Mitglieder der Spitzengruppe, die im Laufe des Rennens einen beachtlichen Vorsprung von bis zu fünf Minuten hinausfuhren.

Doch was folgte, war der Einbruch der fünf Mann vorne und eine Aufholjagd des von T-Mobile um Erik Zabel und Gerolsteiner um Danilo Hondo. Folglich daher, dass nach nur 30 km intensivster Verfolgungsarbeit 28 km vor dem Ziel das Aus für die Ausgerissenen war.

Die beiden anderen deutschen Teams hielten das Tempo auch bis zur Rückkehr nach Sabaudia hoch – perfekt für uns, da wir uns deshalb im Feld verstecken konnten und erst auf den letzten Kilometern, als es darum ging, dass sich die Sprinter vorne formieren, in Erscheinung treten mussten.

Doch dann lief für uns alles schief. Giuliano fühlte sich ordentlich und wollte für Francisco den Sprint anziehen, doch als es auf die letzten 800 Meter ging, verlor Francisco das Hinterrad von dem in Führung liegenden Giuliano. Der Sprint war verloren. Rang neun für Francisco und den 13. Platz für Giuliano sollte am Ende hinausspringen. Auch Erik Zabel hatte am Ende ungewohnte Probleme: sein Fuß sprang aus der Pedale und er wurde nur zwölfter. Das Rennen machte am Ende Danilo Hondo vor Angelo Furlan.

Bild
Knapp, knapper, erste Etappe der Tirreno-Adriatico. Hondo oder Furlan, war die Frage. Auf dem Zielfoto konnte aber Hondo als Sieger ausgemacht werden.

Ergebnis:
1 Danilo Hondo (GST) 4:08:42
2 Angelo Furlan (ALB) s.t.
3 Thor Hushovd (C. A.) s.t.
4 Jan Svorada (LAM) s.t.
5 Sébastien Chavanel (BLB) s.t.

Gesamtwertung:
1 Danilo Hondo (GST) 4:08:37
2 Angelo Furlan (ALB) + 0:02
3 Thor Hushovd (C. A.) + 0:04
4 Jan Svorada (LAM) + 0:05
5 Sébastien Chavanel (BLB) s.t.

Wir können unsere Enttäuschung über den neunten und dreizehnten Platz natürlich nur unschwer verbergen und müssen heute ehrlicherweise sagen: Das war nichts! Aber eine freudige Sache fiel uns beim Betrachten der gesamten Ergebnisliste dann schon auf: Die ersten 13 – wozu ja auch unsere beiden Anwärter gehörten – wurden mit 40 (!) Sekunden vor dem restlichen Feld gewertet. Grund (der zunächst niemanden aufgefallen war, da sich alles auf die vorne fahrenden Sprinter konzentriert hatte): Bei der Tempoarbeit von Giuliano auf dem letzten Kilometer hatte er ein Loch gerissen, nach dessen Lücke sich niemand mehr verantwortlich für ein hohes Tempo fühlte und man es demnach langsam angehen. Während vorne also um den Sieg gesprintet wurde, trottete der restliche Teil des Feldes mit etwas Verspätung ins Ziel – extrem gut für uns, da Giuliano nun schon für eine solche Rundfahrt beachtlichen Vorsprung auf die Konkurrenz hat.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
Hoffi
Beiträge: 1867
Registriert: 15.7.2003 - 21:33
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126826Beitrag Hoffi
1.5.2004 - 18:02

Tirreno-Adriatico
2. Etappe
Die 213 km vom Rundfahr-Startort Sabaudia weiter gen Osten in Richtung des adriatischen Meeres nach Tarquinia waren viel schwieriger als die gestrige Auftaktetappe – und das nicht nur der Länge wegen. Nachdem bei Kilometer 150 ein 20 km langer Anstieg begann, der allerdings mit knapp drei Prozent nicht so steil ist, zu überwinden war, waren die restlichen Kilometer danach mit ein paar ganz kleinen Hügeln ebenfalls noch einmal sehr schwer, vor allem die letzten drei Kilometer wurden hart, da diese mit mehr als sechs Prozent bergauf gehen.

Eben diesen kleinen Schlussanstieg hatten wir uns heute ausgeguckt. Giuliano Figueras sollte dort seine Chance zu einer ersten Attacke nutzen und versuchen, die Gesamtführung zu übernehmen. Doch heute planten wir zweigleisig: Sollte eine Attacke von Giuliano nicht glücken, so wollten wir mit Francisco Gutierrez Alvarez vorne mit dabei sein.


Doch bevor sich auf den letzten 60 km die Entscheidung über den Tagessieg abspielen sollte, attackierten mit Laurent Lefévre (BLB) und Juan Fuentes (SAE) zunächst einmal zwei Fahrer, die ihr Glück mit einem Ausreißversuch finden wollten. Roy Sentjens (RAB) und Marco Fertonani (PHO) machten sich wenige Kilometer später auf die Verfolgung der beiden.

Nach 100 km Fahrt in zwei Zweier-Gruppen schlossen sich die vier Mann dann endlich zusammen – der große Fehler der vier. Zwar hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch einen sechsminütigen Vorsprung auf das große Feld, ein zeitiger Zusammenschluss wäre jedoch allein schon der Kraft wegen von großem Vorteil gewesen.

So schrumpfte das Feld den Vorsprung immer weiter zusammen und als auf den letzten Kilometern dann diese giftigen Steigungen folgten, war es um die Ausreißergruppe getan. 12 km vor dem Ziel holte sie das große Feld ein und das taktieren begann – wir mischten natürlich ordentlich mit und postierten, wie gestern auch, Giuliano und Francisco weit vorne. Jedoch hatte Giuliano heute eine andere Aufgabe.

Dann kam der kleine Schlussanstieg, das Feld war immer noch beisammen. Die ersten 500 Meter waren flacher, doch als es auf das steilere Stück ging, kam der geplante Antritt von Giuliano. Mehrere Fahrer gingen mit. Voigt, Vainsteins, Botcharov, die beiden ehemaligen Ausreißer Lefévre und Fuentes, sowie ganz überraschend auch Paris-Nizza-Sieger Aitor Gonzalez, der sich in einer absoluten Traum-Verfassung befinden muss. Auch Brandt und Bartoli versuchten, hinterher zu gehen, schafften es aber nicht und wurden am Ende zeitgleich mit den Sprintern (Hondo war von diesen der Beste) gewertet.

Vorne aber konnte man sich lösen und unter ständiger Tempoarbeit von Giuliano auch knapp eine Minuten herausfahren. Am Ende fehlte ihm jedoch dann die Kraft, um seine eigentlich guten Sprintqualitäten auszuspielen und so musste er sich mit Jens Voigt einem ebenfalls Sprintstarken, keinesfalls aber einem Sprintspezialisten geschlagen geben. Romans Vainsteins, auf dem Papier der schnellste Mann in der Gruppe, kam „nur“ auf Rang drei, ihm passte die Steigung wahrscheinlich aber nicht in den Kram.

Bild
Jens Voigt gewann den Sprint der Spitzengruppe vor Giuliano und Vainsteins.

Ergebnis:
1 Jens Voigt (CSC) 4:58:08
2 Giuliano Figueras (ALT) s.t.
3 Romans Vainsteins (LAM) s.t.
4 Laurent Lefèvre (BLB) s.t.
5 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
6 Aleksandr Botcharov (C. A.) s.t.
7 Juan Fuentes (SAE) s.t.
8 Christophe Brandt (LOT) + 0:59
9 Michele Bartoli (CSC) s.t.
10 Danilo Hondo (GST) s.t.

Gesamtwertung:
1 Giuliano Figueras (ALT) 9:06:47
2 Jens Voigt (CSC) + 0:38
3 Juan Fuentes (SAE) + 0:39
4 Laurent Lefèvre (BLB) + 0:42
5 Romans Vainsteins (LAM) s.t.
6 Aitor Gonzalez Jiménez (FAS) s.t.
7 Aleksandr Botcharov (C. A.) s.t.
8 Danilo Hondo (GST) + 0:57
9 Angelo Furlan (ALB) + 0:59
10 Thor Hushovd (C. A.) + 1:01

Trotz des zwar erhofften, aber verpassten Etappensieges stellt uns der heutige Tag durchaus zufrieden. Aufgrund der gestern auf die direkte Konkurrenz auf den Gesamtisge herausgefahrenen 40 Sekunden übernahm Giuliano heute die Gesamtführung – mit 38 Sekunden vor Jens Voigt. Eigentlich eine Menge Holz für eine derartige Rundfahrt, angesichts der ersten beiden Etappen auch wiederum nicht. Und so bleibt das große Ziel weiterhin der Gesamtsieg, einen Tageserfolg dabei jedoch nicht aus den Augen zu verlieren.
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

Benutzeravatar
RedRobi
Beiträge: 223
Registriert: 11.9.2003 - 18:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 126829Beitrag RedRobi
1.5.2004 - 18:06

weiterhin ein echt toller AAR,mit schönen Screens!
RPG: Filippo Pozzato

Antworten