L'Equipe Fossier - "Pecunia non olet"

Ein kleines Rollenspiel

Moderatoren: Escartin, ETXE, wflo

Benutzeravatar
hertha_andre
Beiträge: 7906
Registriert: 10.7.2005 - 11:32
Wohnort: Ottawa

Beitrag: # 331579Beitrag hertha_andre
15.2.2006 - 21:59

Martin war überrascht, dass er von einem Fahrer wie Rineiro sofort geduzt wurde, aber er versuchte, es sich net anmerken zu lassen. Stattdessen tat er möglichst geschäftsmännisch und legte seine Sicht der Dinge dar:

Wie es denke ich nicht anders zu erwarten war, würde ich auf jeden Fall Lüttich-Bastogne-Lüttich als Kapitän fahren wollen, da ich ja dort bereits einmal gewonnen habe - wenn auch im Bereich der U-23-Fahrer. Auf ein zweites Rennen möchte ich mich noch nicht festlegen, da ich unter anderem auch abwarten will, welche Rennen Oscar - er wählte bewusst den Vornamen, mal abwarten, was die anderen dazu sagen würden - als Kapitän fahren will, da wir ja doch relativ ähnliche Fahrertypen sind.

Hatte er den Mund für einen NEO-Profi vielleicht doch etwas zu voll genommen? Im Nachhinein klang das fast so, als ob er sich und Freire als ebenbürtig ansieht. Aber wie hätte er es sonst sagen sollen. Na ja, es war eh zu spät. Jetzt galt es, Rineiros und Freires Reakton abzuwarten.
#87
Dreßen - Slokar - Iversen - Pärmäkoski - Wellinger - Kvandal - Baud - J. Boe - Hauser

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 332692Beitrag virtualprofit
22.2.2006 - 1:09

Das Essen schmeckte, es herrschte gute Stimmung am Tisch. Nach Rineros Einleitung äußerte man sich einer nach dem anderen über seine Ziele. Als Pedersen mit seinem Teil und Oscar mit dem Essen fertig war, schaltete auch er sich in die Unterhaltung ein: So, so, Herr Pedersen, sie nennen mich also gleich beim Vornamen? Ganz schön frech! Er legte eine kurze Pause ein und beobachtete Pedersens Mimik. Nach einem Moment der Unsicherheit und Stille fuhr Oscar fort: Nein, nein, ist schon in Ordnung, schließlich sind wir jetzt Teamkollegen, da sollten wir keine Barrieren aufbauen. Jeder von uns wird seine Ziele verfolgen können, so auch du dein heißgeliebtes Lüttich-Bastogne-Lüttich. Da rechne ich mir sowieso keine Chancen aus...

Dann ging er auf Rinero weiter ein: Baskenland-Rundfahrt und San Sebastian fahre ich gerne mit. Aber der Jaizkibel macht mir doch etwas Angst, vielleicht sollte man mit mir nur bei der erstgenannten Rundfahrt rechnen. Gerne möchte ich aber auch die Katalonien-Rundfahrt und natürlich die Vuelta als Spanier bestreiten. Ich habe bereits mit meinem Landsmann Vicioso über ein Engagement gesprochen und werde ihn als meinen Adjutanten mit zum Team Fossier bringen. Auch stehe ich noch im Kontakt zu zwei weiteren hochklassigen Leuten.

Oscar legte eine kurze Pause ein, wollte hören, ob die Teamkollegen etwas zu sagen hatten, aber sie lauschten ihm gebannt. So fuhr er fort: Meine Saison möchte ich beim Rennen zwischen den Meeren beginnen. Zwar werde ich meinen Titel da dieses Jahr kaum verteidigen können, nachdem die Organisation netterweise Bergankunft und Zeitfahren eingebaut hat, aber auch ich brauche eine gewisse Vorbereitung, um bei der Primavera konkurrenzfähig zu sein. Dann folgt wie bereits gesagt die Baskenland-Rundfahrt, auch bei den Ardennenklassikern, Lüttich ausgenommen, rechne ich mir Chancen aus. Die Teilnahme danach bei der Katalonien-Rundfahrt impliziert natürlich, dass ich nicht am Giro teilnehmen werde. Stattdessen plane ich neben der Vuelta auch noch mit einem Tour-Start. Schließlich will ich danach noch mal meinen alten Rivalen Zabel vor eigenem Publikum in Hamburg bezwingen. Ob ich dann in Deutschland bleibe, werde ich spontan entscheiden, aber eine Pause vor San Sebastian dürfte nicht schlecht sein. Danach geht's wie bereits erwähnt zur Vuelta als Vorbereitung auf mein großes Saisonziel, meinen vierten WM-Titel in Salzburg zu erringen...das Profil gefällt mir jedenfalls sehr. Ausklingen lassen will ich die Saison dann bei Paris-Tours.

Die Teamkollegen machten inzwischen große Augen. Ich weiß, das ist eine Menge, was ich mir da vorgenommen habe. Aber wenn ich meine Rückenprobleme einigermaßen auskuriert habe, und danach sieht es derzeit aus, dann ist das alles andere als unrealistisch. Man muß sich große Ziele setzen um welche zu erreichen, das werdet ihr auch noch lernen. Sprach es und grinste Rinero, Pedersen und Chavanel an. Und nun stoßen wir auf eine hoffentlich erfolgreiche Saison an. Prost!

Igor
Beiträge: 780
Registriert: 1.5.2003 - 12:48

Beitrag: # 333078Beitrag Igor
23.2.2006 - 19:42

Hört, hört, dachte sich Christophe nach dem Vortrag Freires, kam seiner Aufforderung nach und prostete ihm, wie Chavanel und Pedersen, zu. Ein großkotziges...einen Großkotz haben wir also auch im Team. Wie hat Fossier den wohl überzeugen können? Da Sylvain weiterhin mit Wein und Frauen beschäftigt war, ergriff Christophe wieder das Wort:

"Es wird sich zeigen, wie stark du diese Saison auftrumpfen wirst. Ich werde es mit meinen beschränkten Möglichkeiten wohl kaum schaffen, ähnliche große Triumphe zu feiern. Allerdings habe auch ich meine Vorstellungen zur diesjährigen Saison.

Beginnen möchte ich natürlich mit der Fernfahrt Paris-Nizza im eigenen Lande, allerdings möchte ich die Primavera gerne auslassen und als Überleitung zu den Ardennen-Klassikern die Baskenland-Rundfahrt bestreiten. Selbige werde ich dann ebenfalls bestreiten wollen, eins davon auch gerne als Co- oder Kapitän, Lüttich soll jedenfalls dir gehören."
Christophe nickte Pedersen zu, der andächtig lauschte. "Nach dem Henninger Turm, wo ich ebenfalls gerne als Kapitän antreten wollte, werde ich dann den Giro d'Italia und die Dauphinée-Rundfahrt als Vorbereitung auf die Tour de France nehmen, die, für mich als Franzosen, natürlich den Höhepunkt der Saison bildet. Dort möchte ich zumindest einen Etappensieg erringen. Nach einer Pause möchte ich bei der ENECO-Tour wieder ins Renngeschehen eingreifen, der Sponsor hat mir mitgeteilt, dass wir für dieses Rennen mit Phillipe Gilbert einen attraktiven Fahrer verpflichten konnten. Die Vuelta lasse ich dann logischerweise aus und würde dann über Plouay, wo ich ebenfalls das Team anführen möchte, Weltmeisterschaft, Züri Metzgete, gegebenenfalls Paris-Tours und die Lombardei-Rundfahrt die Saison ausklingen lassen."

Mit einem leicht fragenden Blick schielte Christophe zu Chavanel hinüber, der sich sicherlich bei denselben, französischen Rennen etwas ausgerechnet hatte.

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 333147Beitrag virtualprofit
24.2.2006 - 1:29

Oscar hatte sich Rineros Worte aufmerksam angehört, wartete dann einen Moment, ob Martin oder Sylvain etwas zu sagen hatten. Doch es herrschte betretenes Schweigen. "Ganz schön schüchtern, die beiden", murmelte er vor sich hin.

Also ergriff er wieder das Wort: Den Henninger Turm hast du dir also rausgepickt? Dann will ich mal nicht so sein und das Rennen - großzügig wie ich bin - dir überlassen. Wieder begann er zu lachen. Mitfahren werde ich aber natürlich, ich möchte nicht einen ganzen Monat lang ohne einen einzigen Rennkilometer bleiben, wenn ich in Katalonien am Start stehe.
Bevor wir uns aber nun im Kreis drehen, würde ich gerne ein anderes Thema ansprechen: In knapp 2 Wochen wartet mit Tirreno-Adriatico bereits mein Saisonauftakt, für dich zum Beispiel ist es nur knapp mehr als eine Woche, bis Paris-Nizza beginnt. Da wir nun auch bald unsere Mannschaft beisammen haben, ist es an der Zeit darüber nachzudenken, was uns Fossier als Budget für Trainingslager etc. zur Verfügung stellt. Ich persönlich würde ja Mallorca oder gar die Kanaren bevorzugen, da ihr Franzosen mir hier nun nicht unbedingt ein Wetter präsentieren könnt, bei dem ich mich wirklich wohlfühle. Zudem wird ein wenig Feinschliff vor dem ersten großen Kräftemessen nicht von Nachteil sein, schließlich soll sich der Petacchi meinen entzückenden Rücken anschauen und nicht umgekehrt. Auch wäre dies eine Gelegenheit die neuen Teamkollegen einmal besser kennenzulernen.


Oscar machte einen Moment Pause, erntete aber zunächst nur überraschte Mienen. Wollten die Jungs etwa lieber die kommenden Nächte in Toulouse verbringen und Französinnen aufreißen?

Jedenfalls, fuhr er fort, jedenfalls habe ich noch Kontakt zu einem Mann geknüpft, den ihr sicher alle kennt. Er gehört zweifelsohne zu den Erfolgreichsten seiner Zunft, auch ich durfte mich einige Male mit ihm duellieren. In dieser Saison möchte er sich jedoch nicht mehr dem Streß eines Rennfahrers aussetzen, sondern uns als Trainer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zunächst hat er mich aber gebeten seinen Namen geheim zu halten, bis wirklich alles in trockenen Tüchern ist. Aber ich bin guter Dinge, dass das klappt und er uns schon ins Trainingslager begleiten wird.

Das war natürlich geschickt. Erst neugierig machen und dann mit den Infos hinter dem Berg halten. Aber die Maßnahme schien ihren Zweck zu erfüllen, die anfängliche Skepsis war nun einer Mischung aus Euphorie und Motivation gewichen.

Benutzeravatar
hertha_andre
Beiträge: 7906
Registriert: 10.7.2005 - 11:32
Wohnort: Ottawa

Beitrag: # 333221Beitrag hertha_andre
24.2.2006 - 15:17

Bis gerade eben war ja die hübsche Französin (die ihn und Chavanel, der sie scheinbar auch bemerkt hatte, mit einem gewissen Interesse ansah) am Tisch nebenan interessanter, aber die letzte Aussage ließ ihn kurz wieder in Gedanken zum Gespräch zurückkehren... Martin fragte sich, was "Oscar" mit dieser Ankündigung bezweckte... was bringt es denn bitte, uns jetzt zappeln zu lassen? Na ja, den Gefallen, nachzuhaken, wollte er ihm definitiv nicht tun.
Stattdessen wandte er sich wieder der Rennplanung zu...

Soll ich dir dann beim Tirreno helfen oder baust du da lieber auf den Zug rund um Gilbert oder den gerade erst verpflichteten Barbosa. Und wo wir gerade beim Thema sind.

Er hielt kurz inne. Die nächsten Worte wollte er mit Bedacht äußern, um seinen Chef nicht zu verärgern... aber gesagt werden musste es nunmal!

Warum muss ich solche Dinge aus der Zeitung erfahren? Ich meine, ich will ja nicht über alles informiert werden, aber eine solche Verpflichtung betrifft mich schon. Auch wenn ich "nur" ein kleiner, noch - er betonte das "noch" - nicht allseits bekannter NEO-Profi bin, so würde ich doch gern über Fahrerverpflichtungen Bescheid wissen!

Er war schon ein wenig beleidigt und vielleicht würden die Herren das auch merken. Martin war zwar nicht in der Position, Forderungen zu stellen, aber diese erschien ihm dann doch nur zu vernünftig!
#87
Dreßen - Slokar - Iversen - Pärmäkoski - Wellinger - Kvandal - Baud - J. Boe - Hauser

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 333304Beitrag virtualprofit
24.2.2006 - 20:06

Oscar versuchte den Einwand des dänischen Heißsporns zu entkräften: Moment, wir wissen genauso wenig, wen uns der Sponsor letztendlich an die Seite stellt wie du. Man hat uns lediglich die Möglichkeit gegeben, ein paar Wunschfahrer zu nennen, mit denen wir gerne die Saison bestreiten würden. Wenn du das versäumt hat, ist das doch aber nicht unsere Schuld. Zudem ist doch die Frage, auf wen man bei der sportlichen Leitung eher hört: einen dreifachen Weltmeister oder einen NEO-Profi?

Ein wenig Ironie schwang zwar mit dieser Aussage mit, doch gleichzeitig wollte Freire seinem Teamkollegen zumindest teilweise dessen Grenzen aufzeigen.

Aber im Ernst: Ich denke, weder du noch ich können mit den Verpflichtungen unzufrieden sein. Womit ich auch gleich auf das Thema Tirreno komme: Natürlich möchte ich dich dabei haben, lege sehr viel Wert auf deine Unterstützung. Auch Vicioso, Barbosa, Herrero und Gilbert würde ich gerne mitnehmen, schließlich ist das die Gerenalprobe für die Primavera. Bleibt nur noch zu klären, wem wir den letzten Platz im Team geben. Angesichts unserer derzeitigen Besetzung und des Profils tendiere ich eigentlich zu Vladimir. Oder wird uns Fossier in den nächsten Tagen doch noch mit einer Hammer-Verpflichtung beglücken? Und wann geht's endlich ins Trainingslager?

Dabei blickte er mit einem breiten Grinsen wieder Rinero an.
Zuletzt geändert von virtualprofit am 10.9.2006 - 14:23, insgesamt 12-mal geändert.

Igor
Beiträge: 780
Registriert: 1.5.2003 - 12:48

Beitrag: # 333334Beitrag Igor
24.2.2006 - 22:28

Christophe mochte es nicht, dass es einen anderen Fahrer im Team geben würde, der seine Geheimnisse hatte. Eigentlich wollte er alle Zügel in der Hand halten. Dass der Däne keine Chance im kleinen Machtkampf haben würde, war von vornherein klar, Chavanel schien mit der jungen Frau gedanklich schon beim Höhepunkt der Nacht zu sein...

"Mit der Hammer-Verpflichtung wird es wohl schwierig, auch wenn Fossier weiterhin nach einem geeigneten Fahrer Ausschau hält. Das Angebot von Gilberto Simoni mussten wir allerdings ablehnen..." Christophe gönnte sich einen Schluck aus dem Weinglas. "Was das Trainingslager betrifft, lässt der Sponsor uns freie Hand. Ich denke, dass wir mit einem einwöchigen Aufenthalt auf Mallorca gut bedient sind. Finanziell bekommen wir volle Unterstützung von Fossier. Soweit ich weiß, wird uns die Ausrüstung natürlich zur Verfügung gestellt.

Was Tirreno-Adriatico betrifft kann ich Oscar nur zustimmen, allerdings könnte Monsieur Karpets neben Monsieur Garcia Quesada, Moncoutié und Pineau auch bei Paris-Nizza starten. Ich gehe davon aus, dass du, Sylvain, mit mir dort antreten wirst?!"
Keine Antwort erwartend fuhr Christophe fort. "Allerdings weiß ich nicht, wie wir dann über die Runden kommen werden, da wir bei zwei Rennen gleichzeitig starten werden müssen." Mit nachdenklicher Mine gab Christophe das Wort frei (--> Frage hierzu im Fragen-Thread).

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 333658Beitrag virtualprofit
26.2.2006 - 15:47

Der Abend war lang geworden, die Nacht entsprechend kurz. Denn schon in den frühen Morgenstunden ging der Flieger nach Gran Canaria, wofür man sich - wenn auch nach kurzer Rücksprache mit der Teamleitung - spontan entschieden hatte.

Vom Flug bekommen alle entsprechend wenig mit, jeder nutzte die wenigen Stunden, um noch einmal die Augen zu schließen. Kurz vor der Landung aber ging Oscar noch einmal reihum, um endlich mit der Neuigkeit rauszurücken, mit der er am Abend zuvor noch hinter dem Berg gehalten hatte. Nun, Amigos, so langsam solltet ihr auch erfahren, was euch auf der Insel erwartet. Ich habe mich nicht umsonst für Gran Canaria entschieden, andernfalls müsste unser neuer Coach schließlich tagelang vergeblich auf uns warten. Nachdem er mir gestern dann auch kurzfristig sein OK signalisiert hat, kann ich euch nun auch einweihen: Erik Zabel wird uns in unserem Hotel bereits erwarten und die kommende Saison vornehmlich am Lenkrad des Teamfahrzeugs bestreiten.

Kurz machte er Pause, um die Reaktionen der anderen aufzunehmen. Vielfältig waren sie, manche Gesichter strahlten vor Vorfreude, andere drückten unmissverständlich ihre Skepsis aus. Dann fuhr er fort:

Zur weiteren Vorgehensweise: Ein Bus, der uns zum Hotel bringen wird, ist bereits organisiert, auch für den Transport unseres Materials ist gesorgt. Wir haben dann erstmal ein bisschen Zeit unsere Zimmer zu beziehen und uns mit den neuen Kollegen bekannt zu machen. Vielleicht schaffen wir es ja auch heute schon eine erste gemeinsame Trainingsfahrt zu unternehmen. Auf jeden Fall werden wir uns die Vulkanlandschaft auch einmal aus der Nähe anschauen, Hauptsache weg von den Tourismuszentren. Allerdings denke ich, dass wir uns die Kletterei für die kommenden Tage aufbewahren und erst einmal klein anfangen...

In diesem Moment klopfte ihm eine Stewardess auf die Schulter, die ihn dazu anhielt, sich doch langsam mal den Gurt für die Landung anzulegen. Gerne hätte Oscar noch weiter erzählt, aber einer so netten Dame konnte er keinen Wunsch abschlagen...

Benutzeravatar
zabelchen
Beiträge: 3867
Registriert: 9.7.2003 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 333674Beitrag zabelchen
26.2.2006 - 17:01

Erik machte es sich in einen der geflochteten Lehnstühle bequem, einen Magarita an der Seite blätterte er gerade in einen der spanischen Radzeitschriften. Er freute sich auf die Aufgabe als kommender Teamchef. Nach den 13 Profijahren im Sattel würde es jetzt viel leichter werden die Berge hinauf zu kommen.

Trotzdem fragte er sich ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Lange hatte er gebraucht um sich dafür zu entscheiden. Aber er dachte sich, das es eine gute Wahl war. Den jungen Heißspornen wie Petacchi konnte er nicht mehr das Wasser reichen, aber vielleicht konnte er andere dafür trainieren.

Er schaute auf die Uhr, in 2 Stunden würde Oscar eintreffen, zusammen mit den anderen. Noch etwas Zeit sich Gedanken über das Team zu machen. Einen Schluck von seinem Trink und er legte sich wieder zurück und studierte die Zeitung
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

Igor
Beiträge: 780
Registriert: 1.5.2003 - 12:48

Beitrag: # 334063Beitrag Igor
28.2.2006 - 15:58

Nach der Landung dauerte es gut eine Stunde, bis der Bus abfuhr. Freire war sofort, nachdem er den Flughafen betrat, von einer Traube Journalisten umringt, die im Mikrofone und Aufnahmegeräte unter die Nase hielten und Fragen brüllten. Christophe schüttelte nur den Kopf angesichts diesem spanischen Temperaments, das sich ihm offenbarte, während er mit Pedersen und Chavanel ungestört Richtung Bus ging und sich breit machte. Wer hatte das den Journalisten zugesteckt? Egal, darum hatte er sich nicht zu kümmern, jetzt würde er noch ein bisschen Schlaf nachholen, da der Lärm im Flugzeug zu unterträglich war - nicht nur der der Maschine.

Als er wieder aufwachte rollte der Bus schon wieder, mit einem Blick auf die Uhr registrierte Christophe, dass gut eineinhalb Stunden vergangen waren. Er erblickte Freire, Chavanel und Pedersen, die ebenfalls verschlafen wirkten. Der Busfahrer meinte, dass sie gleich beim Hotel sein. Schon döste Christophe wieder ein, bevor er eine Viertelstunde später aus dem Bus stieg und sich das kleine, aber feine Hotel besah. Er schnappte sich seine beiden Reisetaschen und trat in die Empfangshalle. Wie ging es jetzt weiter? Fragend blickte er sich nach Freire um, dessen Spanischkenntnisse hier sicherlich gebraucht wurden, da der Portier ihn schon fragend anblickte.

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 334083Beitrag virtualprofit
28.2.2006 - 16:39

Den Medienmarathon hatte er im Terminal irgendwie überstanden, auch wenn er sich fragte, wer die Journaille über das Fossier-Trainingslager informiert hatte. Zuerst kam ihm Zabel in den Sinn, aber das war dann doch irgendwie nicht nachvollziehbar. Jedenfalls war der Terminplan durcheinander gebracht, etwa eine halbe Stunde später als geplant hatte der Bus erst abfahren können, Zeit für ein weiteres kurzes Nickerchen blieb dennoch...

Im Hotel angekommen suchten sie sogleich die Rezeption auf, um erstmal das Gepäck zu verstauen. Rinero war dabei vorangeprescht und wurde dementsprechend vom Portier als Verantwortlicher ausgemacht. Doch Oscar bemerkte dessen hilflose Blicke, als die spanischen Sätze wie Maschinengewehrsalven auf ihn einprasselten. Lachend meinte er zu Christophe: Wie lange bist du noch mal als Radsportprofi unterwegs? Bestimmt bald 10 Jahre oder? Und dann schaffst du es nicht mal uns die Zimmerschlüssel zu besorgen? Oder wart ihr nie zu Rennen oder Trainingslagern auf unserer schönen Halbinsel?

Dann wandte er sich dem Portier zu und besorgte alle nötigen Unterlagen und Schlüssel für die kommenden Wochen. Nebenbei feixte er immer noch ein wenig mit seinem Gegenüber über die Verwirrung von Rinero, während im Hintergrund unbemerkt ein Mann seine Zeitung beiseite gelegt hatte und sich nun räusperte. Freire und seine Teamkollegen drehten sich um und erblickten ein bekanntes Gesicht. Erik? rief er etwas ungläubig, wie lange haben wir uns nicht gesehen. Schau hier, ich hab dir zwei Fotos mitgebracht...

Bild Bild

Weißt du noch, wie du dich bei letzterem Rennen zu früh aufgerichtet hast? Freire lachte und wandte sich seinen Teamkollegen zu. Das ist ein Mann, von dem ihr lernen könnt, nämlich dass ihr euch nie zu früh freuen dürft.
Sofort herrschte lockere Stimmung unter den Anwesenden, was Oscar nutzte, um dem neuen Coach gleich einmal der Reihe nach dessen Schützlinge genauer vorzustellen. Dann ging er dazu über, jedem sein Zimmer zuzuweisen:

Wie wir eben am Empfang gesehen haben, ist Kommunikation und Verständigung eine der wichtigsten Grundlagen. Daher werden wir unsere Zimmerpartner munter nach Nationalität und Landessprache durchmischen. Martin, du kommst mit zu mir aufs Zimmer. Vladimir und Carlos teilen sich ein Zimmer, ebenso Angel und Jerome. Oscar versuchte dabei einigermaßen diejenigen Fahrer zusammenzubringen, die auch einen Großteil der Saison gemeinsam bestreiten würden. Sylvain, du verbringst die nächste Woche mit Candido, David...wo ist David?

Oscar machte eine kurze Pause, als Moncoutie auch schon wieder von der Toilette zurückkam. David wird gemeinsam mit Philippe nächtigen, das letzte Zimmer geht an unseren baskischen David und Christophe. Wenn soweit keine Fragen mehr sind, würde ich vorschlagen, dass wir das Gepäck eben verstauen und uns dann noch zu einer kurzen Trainingsrunde treffen, um zum einen noch etwas zu Bewegung zu haben und gleichzeitig noch ein wenig miteinander plaudern zu können. Die Räder müssten dann ja auch so langsam mal hier angeliefert werden.

Ungewollt hatte er jetzt wieder das Zepter übernommen, aber irgendeiner musste ja die Initiative ergreifen. Als sich alle so langsam daran machten ihre Zimmer ausfindig zu machen, hielt er noch kurz Christophe an: Glaub mir, baskisch ist eine sehr schöne Sprache. Bis gleich zum Training...

Er grinste den Franzosen an und begab sich sogleich mit Pedersen selbst auf Zimmersuche.

Benutzeravatar
zabelchen
Beiträge: 3867
Registriert: 9.7.2003 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 334101Beitrag zabelchen
28.2.2006 - 17:10

Erik lachte, Danke mein Freund, ich werd sie mir sofort einrahmen. So nebenbei, die anderen 4 aus der Saison hast du nicht gefunden? Oder waren es 6?

Dann schaute er sich in Seelenruhe an wie Freire die Zimmer verteilte. Wusste er, das er eigentlich fahren sollte und das eigentlich die Aufgabe von Erik war? Naja, die Zimmerverteilung war in Ordnung. Zusammen mit Oscar, der nur 4 Zimmer neben ihm wohnte ging er nach oben.

Sein Rad war geölt und fertig für die Trainingsrunde. Er freute sich als Trainer auch bei den Trainigsrunden effektiv teilnehmen konnte. Zumindestens so lange es flach war. Im Zimmer hatte er noch eines der unzähligen grünen Trikots. Er beschloss das als Rennkleidung anzuziehen und machte sich dann wieder in die Empfangshalle und wartete auf die anderen.

Nach etwa 30 Minuten kamen sie dann auch schon langsam angetrottet. Oscar war der letzte, der mit Pedersen vom Zimmer kam. Den strafenden Blick schob Pedersen sofort auf Freire. Erik dachte sich, der fängt doch nicht jetzt schon an Starallüren zu haben, oder?

So Jungs, ich kenn ne schöne 50 Kilometer lange Runde, bissel was zum eingewöhnen, ein zwei kurze knackige Anstiege, sollten wir in 75 Minuten durch sein. Danach könnt ihr den restlichen Tag machen was ihr wollt. Morgen beginnen wir mit dem Training. Früh ein bissel Schwimmen, bissel Kraftsport, bissel einfahren. In 2 Tagen steht dann eine Fahrt hinauf nach Artenara. Ein kleines schönes Dörfchen. Vielleicht kann uns Oscar noch was dazu erzählen.

Bild

Hat euch Oscar etwas von den schönen Vulkanlandschaften erzählt? Mit dem Rennrad wird es vielleicht etwas schwierig, aber wir steigen auf das Mountainbike um. Damit ihr en bissel für den Giro trainieren könnt

Bild

Und dann brauch ich noch die Fahrer, die nach Frankreich und die, die nach Italien wollen. In Frankreich wird euch mein Partner Walter Bernstein betreuen. Er wird entweder bei zweit Rundfahrten euch betreuen oder aber im zweiten Auto sitzen. Ich denke, wenn er alles hinbekommt, wird er übermorgen auch im Auto hinter uns herfahren. Vor allem mich aufnehmen wenn ich nicht mehr kann. Man muss einen alten Mann ja nicht mehr Quälen als wie er will
, er grinste In Italien werd ich persönlich da sein.

Er grinste und freute sich doch irgendwie darauf im Auto platznehmen zu können wenn er das wollte.
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

Benutzeravatar
hertha_andre
Beiträge: 7906
Registriert: 10.7.2005 - 11:32
Wohnort: Ottawa

Beitrag: # 334150Beitrag hertha_andre
28.2.2006 - 22:21

Martin war immer noch ein bisschen geschockt. Scheinbar hatte er bei der Teamwahl wirklich die richtige Entscheidung getroffen, denn jetzt hatte er nicht nur die Chance, von Freire zu lernen, nein... es gab auch noch einen Erik Zabel - und dieser entsprach fast ebenso Martins Fahrstil, war er doch auch ein echter Allrounder! Aber gut, das war immer noch Zukunftsmusik. Denn so gut diese ganzen Fahrer auch Rad fahren konnten, menschlich konnten sie trotzdem Arschl**her sein - sein Zimmerkollege Oscar Freire hatte seine wunderbar arrogante Seite ja schon raushängen lassen.
Irgendwie erwartete Martin ja schon ein bisschen, dass sich Zabel und Freire zoffen würden, schließlich waren sie ehemalige Erzrivalen, wenn es an die Sprints ging. Bisher war aber alles - abgesehen von einigen nadelstichen wie den Fotos - ruhig geblieben.

Doch all diese Gedanken blieben natürlich nur bei Martin. Er war jung und ernst nahm man ihn dadurch sowieso nicht... aber das konnte sich mit einigen Erfolgen ja ändern. Voerst würde er aber den gefolgsamen Jungprofi spielen.

"Lass mich doch die Koffer tragen, Oscar. Dann kannst du ein wenig mit Erik reden."
#87
Dreßen - Slokar - Iversen - Pärmäkoski - Wellinger - Kvandal - Baud - J. Boe - Hauser

Benutzeravatar
zabelchen
Beiträge: 3867
Registriert: 9.7.2003 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 334156Beitrag zabelchen
28.2.2006 - 22:58

Erik schaute Pedersen fast entsetzt an. "Trotz des 3-maligen Weltmeisterfolgs denke ich, das der Herr Freire seine Koffer allein tragen kann" lächelt Erik Oscar zu...
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 334164Beitrag virtualprofit
1.3.2006 - 0:19

Lass ihn doch, entgegnete Oscar dem Deutschen, ist doch eine nette Geste!
Argwöhnisch betrachtete er Pedersen. Was wollte er damit bezwecken? War es reine Bewunderung, die ihn dazu veranlasste? Oder wollte er sich einfach nur einschleimen, seinen Teamkollegen in Sicherheit wiegen und in einem geeigneten Moment zurückschlagen? Er beschloss ihn im Auge zu behalten, aber vorerst einmal die Annehmlichkeiten auszunutzen. Aber sei vorsichtig, die Taschen waren nicht billig!

Dann wandte er sich wieder Zabel zu: Du kommst also mit nach Italien, das wird sicher interessant. Besonders freue ich mich natürlich auf die Primavera, da könnte ich zwar ein Sprungbrett wie dich gut gebrauchen, aber es wird auch ohne dich schon irgendwie klappen. Lass uns gleich auf der Runde ein wenig darüber plaudern.

Dann sputete er sich, um wieder zu Pedersen aufzuschließen. Taschen aufs Zimmer, rein in die Sportklamotten und zurück in die Lobby. Und doch gehörte man zu den letzten...Pedersen mimte den Unschuldigen und schob die Schuld auf Oscar. "So so" dachte sich Oscar, jetzt zeigt der Kleine also Zähne. Zunächst aber lauschte er, was Zabel zu sagen hatte. Als der ihn auf die Vulkanlandschaft ansprach, reagierte er lapidar: Ist nicht meine Welt...bringen wir erstmal die kurze Runde gut hinter uns.

Dann schwang er sich auf sein Rad und drehte ein paar Runden vor dem Hoteleingang.

Igor
Beiträge: 780
Registriert: 1.5.2003 - 12:48

Beitrag: # 334295Beitrag Igor
1.3.2006 - 17:59

Sofort, nachdem Freire die Zimmer eingeteilt und Zabel vorgestellte, wurde Christophe von seinem künftigen Zimmerkollegen mit einem Redeschwall aus baskisch-französisch bombadiert und fertige Freire mit einem gekünstelten Lächeln ab. Herrero erschien ihm zwar auf Anhieb symphatisch, allerdings konnte man diese nicht auf dessen Redseligkeit begründen, die Christophe zusehends auf den Wecker ging. Während Herrero wohl seine komplette Lebensgeschichte vortrug, versuchte Christophe, ihr Zimmer zu suchen. Er verstand gerade einmal die Hälfte von dem, was der Baske von sich gab und verlieh seinem gespielten Interesse mit einem "Aha" oder "Wie interessant!" Ausdruck.

Gut zwanzig Minuten fand sich ein gereizter Christophe mit einem fröhlich-quatschenden Herrero mit den Teamkollegen in der Lobby wieder, alle bildeten sie ein buntes Völkchen aus verschiedensten Trikots. Es wurde Zeit, dass der Sponsor sein Trikot nach Mallorca schickte. Dem Vortrag Zabels über die Vulkanlandschaft schenkte er keine große Beachtung. Er wollte endlich wieder aufs Rad, war das Radfahren für ihn zuletzt doch eher eine einsame Angelegenheit. Freire war der Erste, der auf dem Rad saß, nach und nach gelang es auch den anderen, auf ihren Rennrädern Platz zu nehmen. Zabel setzte sich an die Spitze der Gruppe und fuhr los, Freire gleich neben ihm. Christophe schaute sich nach Chavanel und seinen weiteren Landsmännern um, um einerseits dem redseligen Herrero zu entkommen und sich andererseits ein wenig mit seinen Landsleuten zu unterhalten, Kommunikation hin oder her. Es blieb nur zu hoffen, dass Herrero ebenso dachte und sich zu den Spaniern aufmachte.

Benutzeravatar
Newbie
Beiträge: 80
Registriert: 8.7.2005 - 1:52
Kontaktdaten:

Beitrag: # 334457Beitrag Newbie
2.3.2006 - 13:42

Toll, das hatte er gebraucht, einen Zimmerkollegen mit dem er sich nicht verständigen konnte.

Sylvain hatte es auch ehrlich probiert mit ihm irgendwie tiefer ins Gespräch zu kommen, doch bis auf cómo es usted , puta und einige Phrasen die er benutzte um Latinas kennenzu lernen, war ihm nichts geläufig.
Gerade das man im selben Team fährt war ihm von seinem Gegenüber geläufig.
In Zeichensprache erklärte er Candido das er sich bereits hinunter Richtung Lobby begeben würde.

Er ergriff die Flucht, und hoffte sich mit seinen Landsleuten unterhalten zu können oder mit Rinero.
"Martin sollte auch in der Nähe sein. Ob er sich die Nummer, von der Frau die mich die ganze Zeit mit den Augen ausgzog, geholt hat?"

Bei diesem gedanken huschte ihm wieder ein Lächeln über das Gesicht, und er musterte automatisch sein Erscheinungsbild bevor er den Lift betrat.
Man konnte ja nie Wissen, wen man so trifft.
RPG - Sylvain Chavanel/ L'Equipe Fossier

Benutzeravatar
hertha_andre
Beiträge: 7906
Registriert: 10.7.2005 - 11:32
Wohnort: Ottawa

Beitrag: # 334540Beitrag hertha_andre
2.3.2006 - 17:26

Na ja... Um irgendwie von Oscar wegzukommen (irgendwann wurde es Martin einfach zu viel, mit dem arroganten Spanier klarzukommen), entschied er sich, mit dem Lift nach unten zu fahren und an der Bar eventuell noch etwas zu trinken, bevor es los ging. Natürlich war er eh schon zu spät dran, konnte aber die Schuld glücklicherweise auf Freire schieben, der (zuerst leider, im Nachhinein dann doch glücklicherweise) noch aufschließen konnte und mit ihm im Lift fuhr. Denn schließlich war er der Spanier und kannte sich aus...

Unten beim Training musterte er erstmal seine Teamkollegen. Ein weiterer Skandinavier war nicht darunter, also entschied er sich, sich vorerst an Chavanel zu orientieren. Denn dieser hatte es schließlich geschafft, neben dem Radsport ein halbwegs vernünftiges Leben zu führen und das war auch Martins Ziel. Also fuhr er mit dem Rad zu Chavanel auf – das einzige Problem war jetzt, wie man ins Gespräch kommen sollte. Da fiel ihm Nathalie wieder ein, die hübsche Französin vom Abend im Restaurant. Er hatte ja ihre Nummer bekommen und beabsichtigte eigentlich auch, sie mal anzurufen.

Hallo Sylvain. Erinnerst du dich eigentlich noch an die hübsche Dame vom Nachbartisch an dem Abend im Restaurant? Die sah doch nicht schlecht aus, oder?

Ja, irgendwie genoss er den Anblick in Chavanels Gesicht. Er drückte Bewunderung für die Dame aus und es machte Martin umso stolzer, dass er ihre Nummer hatte...
#87
Dreßen - Slokar - Iversen - Pärmäkoski - Wellinger - Kvandal - Baud - J. Boe - Hauser

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 334561Beitrag virtualprofit
2.3.2006 - 19:42

Es war eine angenehme erste Trainingsrunde. Oscar tat sich mit seinen beiden Landsleuten Vicioso und Garcia Quesada zusammen, die sich beide noch aus gemeinsamen Kelme-Zeiten kannten, und genoss bei einem lockeren Gespräch die ersten Sonnenstrahlen des Jahres. Es wurde viel geflachst, alle einte die Vorfreude endlich wieder in die Pedale treten zu können.

Auch beim abendlichen Essen herrschte gute Laune, was wohl auch damit zusammenhing, dass sich die Fahrer wieder nach Nationalitäten zusammensetzten und offenbar eine Menge zu erzählen hatten, was sie vorher nicht loswerden konnten. Oscar unterhielt sich ein wenig mit Zabel über die guten alten Zeiten, während gegenüber Frauen und Handynummern das beherrschende Thema waren. Er musste grinsen und flüsterte zum Deutschen: Schau sie dir an, die müssen sich erst noch die Hörner abstoßen. Auch Zabel musste lachen, was sofort die Aufmerksamkeit der Youngster erregte, was Freire mit einem Nichts für ungut, wir haben nur alte Geschichten aufgewärmt abzuwiegeln versuchte...

Benutzeravatar
zabelchen
Beiträge: 3867
Registriert: 9.7.2003 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 334691Beitrag zabelchen
3.3.2006 - 18:44

Er lachte....Als ob du in dem Alter anders warst.

Nachdem alle aufgegessen hatte, und noch etwas gequatscht hatten. Ging er nochmal kurz die Aufstellungen für Paris - Nizza und Tirreno - Adriatico. Über die Taktiken hat er sich ja schon mit Freire unterhalten, der ihm nach wie vor zuviel den Chef markierte. Aber er würde ihm das schon irgendwie austreiben. Dachte er sich zumindestens.

Als der Teil zuende war, zeigte er den beiden Jungs noch eine heiße Spanierin am nebentisch ermahnte sie morgen pünktlich zum Training zu sein. Dann setzte er sich lachend wieder neben Oscar und fing wieder mit erzählen an. Auch darüber ob er sich nicht mal an Flandern probieren wollte...
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

Benutzeravatar
virtualprofit
Beiträge: 6936
Registriert: 10.6.2003 - 19:36
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag: # 334952Beitrag virtualprofit
5.3.2006 - 18:59

Oscar war überrascht, als Zabel ihn auf die Flandern-Rundfahrt ansprach. Zunächst entfuhr ihm nicht mehr als ein bloßes Schulterzucken, es brauchte ein paar Momente, bis ihm die passenden Worte einfielen: Nun, wie heißt es so schön: Man soll niemals nie sagen. Wieviele Leute haben behauptet, dass niemand dreimal Weltmeister werden kann? Und nun gibt es bald das vierte Mal... Dabei stieß er dem Deutschen kräftig gegen die Schulter.

Aber um zum Thema zurückzukommen: Ich will einen Start bei der Ronde nicht ausschließen, das ist eine durchaus reizvolle Aufgabe. Hauptsache ist, dass ich mich damit nicht verpflichte, auch noch eine Woche später bei Paris-Roubaix an den Start zu gehen. Und ihr müsst mir garantieren, dass ich nach dem Rennen rechtzeitig ins Baskenland gebracht werde, denn das Rennen habe ich mir fett im Kalender unterstrichen. So schritt der Abend immer mehr fort, angesichts der guten Stimmung merkte kaum jemand am Tisch, wie schnell die Zeit verging, dementsprechend überrascht reagierten fast alle, als Zabel gegen Mitternacht anmerkte, dass langsam die Zeit gekommen sei, das Beisammensein zu beenden, schließlich warteten noch ein paar Rennkilometer auf das Team...



Und die hatten es in den darauffolgenden Tagen in sich: Besonders Zabel zeichnete sich dafür verantwortlich, hatte er am ersten Abend noch einen auf locker gemacht, konnte Freire ihn nun gar nicht mehr wiedererkennen. Nicht mehr auf dem Rennsattel, sondern hinter dem Lenkrad des Teamwagens nahm er Platz und hetzte die Fahrer fortan durch die bereits zu Beginn des Trainingslagers erwähnten Vulkanlandschaften. Das klang alles weniger nach Erik Zabel denn nach Manolo Saiz, dem Oscar bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen war. Kein Wunder also, dass zunächst niemand mehr gut auf den Deutschen zu sprechen war.

Oscar selbst hielt sich mit dem Gedanken aufrecht, dass Zabel einfach einmal eine klare Grenze ziehen musste, bevor ihm mit seiner Person ein Fahrer aus dem eigenen Team über den Kopf wachsen würde. Auch waren es die Grundlagen, die vor Saisonbeginn einfach geschaffen werden mussten, um ein anstrengendes Radsportjahr von März bis Oktober gut über die Runden bringen zu können. Umso größer war dann auch die Freude, als Chavanel, Rinero und Co. in Richtung Frankreich aufbrachen, während die andere Hälfte des Teams - Zabel eingeschlossen - noch ein paar Tage länger auf Gran Canaria verweilte. Gleichzeitig nämlich ließ Zabel die Zügel wieder etwas mehr schleifen, was die Trainingsumfänge betraf.

Auch beim Essen war es am Tisch nun bedeutend leerer geworden: Vier Iberer, neben ihm noch Barbosa, Herrero und Vicioso, sowie drei Mitteleuropäer, Gilbert, Pedersen und eben Zabel, waren übrig geblieben, eine bedeutend übersichtlichere Gruppe, in der es nun auch nicht mehr zu so stark ausgepräger Cliquenbildung kam.

Am Vorabend des Starts von Paris-Nizza besorgte Oscar sich aus dem Internet die Startliste und wandte sich mit dieser in der Hand an seine Teamkollegen: Wie es aussieht, werden wir bei unserem Saisondebüt auf klangvolle Namen wie Petacchi und Boonen, Valverde, Cunego und Rebellin treffen. Nun, unser Primärziel sollte sein, zumindest den beiden Erstgenannten vor Augen zu führen, dass sie sich besser hätten nach Frankreich begeben sollen. Was wir dann gegen Valverde und speziell Cunego und Rebellin ausrichten können - Oscar blickte dabei seinen Landsmann Vicioso an -, müssen wir abwarten. Wenigstens kollidieren wir nicht mit der Grille, die sich für Paris-Nizza entschieden hat, für mich ehrlich gesagt überraschend, da das Profil dort auch nicht wesentlich leichter als in Italien ist, und Bettini zudem seinen Landsleuten sicher fehlen wird. Die hätten wohl lieber auf Petacchi verzichtet...

Dann hob Oscar sein Glas und prostete den anderen zu: Auf unseren hoffentlich erfolgreichen Saisonauftakt in Italien!, wobei er besondere Betonung auf das zweite Wort legte.

Gesperrt