Drei Fragen an ...

Ein kleines Rollenspiel

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Stephen Roche
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Drei Fragen an ...

Beitrag: # 336916Beitrag Stephen Roche
17.3.2006 - 20:42

... Yaroslav Popovych

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- Wie zufrieden sind sie mit dem Verlauf von Paris-Nizza, insbesondere mit dem eigenen Abschneiden?

Schwere Frage. Eigentlich war meine Zielstellung Podium oder mindestens Top-Five. Beides habe ich zur Zeit erreicht, aber irgendwie ist das unbefriedigend: Ich habe das Gefühl, dass mehr geht. Die Form ist zwar nicht bei 100%, aber sie dürfte gut genug für den Sieg sein. Wenn nicht, fehlt allenfalls ein Quentchen. Wir haben viel versucht, aber unterm Strich bisher zu wenig erreicht. Falsche Taktik? Wir werden das teamintern besprechen nach der Rundfahrt . Und vielleicht sieht man bei Mailand - San Remo schon eine ganz andere ZBB-Taktik.

Andererseits, wenn mir jemand vor 8 Tagen gesagt hätte, "Ich schenk dir Platz 3, nur 17 Sekunden Rückstand und zwei Etappen was daraus zu machen" - ich hätte sofort eingeschlagen. Soll ich also nun zufrieden oder unzufrieden sein? Ich bin mir selbt noch nicht schlüssig darüber, doch eigentlich denke ich, ich kann zufrieden sein,. Wie schnell hätte es auch anders kommen können, ein Sturz bei einer der Abfahrten und...

- In wem sehen Sie Ihren Hauptrivalen für die verbleibenden Etappen?

Ich habe Rineiro eindeutig unterschätzt und zu sehr auf Vino geschaut. Rineiros Verhalten war unfair und ich bin gespannt was die Radsportfans morgen dazu sagen werden. Daher Rineiro und Vino. Lövkvist ist aber auch noch nicht abgeschrieben. Im Gegenteil, morgen hat er die Chance groß rauszukommen. Das ist sein Terrain. Aber die Entscheidung fällt erst übermorgen.

- Fühlen Sie sich reif für den ganz großen Triumph, den Tour-Sieg?

Ja, aber das ist diese Saison noch kein Thema. Unsere Manschaft hat Mr. Toursieg persönlich verpflichtet und ich werde alles tun was in meiner Macht steht ihn endgültig unsterblich zu machen. Ich bin jung, ich kann noch warten. Und vor allem möchte ich lernen, lernen, lernen. Sollten sich allerdings Dinge wie 1997 ereignen ... wer weiß, dann ist vieles möglich und auch durchaus im Bereich meiner Vorstellungskraft.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 337476Beitrag Stephen Roche
21.3.2006 - 17:15

... Bernhard Eisel

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- Gerüchten zufolge soll Ihr Teamanager mit Ihren Leistungen bei Tirreno Adriatico nicht zufrieden gewesen sein. Wie ist die Stimmung im Team?

Immer diese Gerüchte! Es mag zwar sein, dass Mr. Mugdawa nicht sehr erfreut über meine Leistungen war, doch wirklich unzufrieden war er nicht, zumal ich mich am Ende noch einmal mit einem recht guten fünften Platz vorn habe sehen lassen. Die Stimmung zwischen uns beiden ist wohl noch als recht gut zu bezeichnen. Schließlich folgen meine Höhepunkte erst noch mit der Ronde und Paris-Roubaix sowie der WM im Herbst.

Die Stimmung im Team dagegen ist dank der Erfolge von Heino [Heinrich Haussler] und Thomas in Frankreich und Damiano [Cunego] hier in Italien recht gut.

- Welche Chancen rechnen Sie sich für den ersten Klassiker der Saison, Mailand - San Remo aus? Boonen und vor allem Petacchi scheinen bereits in einer Spitzenform zu sein.

Da ich dort freiwillig nur als Co-Kapitän neben Heino und Damiano starten werde, werden meine Chancen dort wohl nicht so gut stehen. Sollten wir, Heino und ich, jedoch am Ende noch beide ganz vorne sein, wird der Sprint für den angefahren, der besser drauf ist. Da aber Heino derzeit sowieso besser drauf sein sollte, wird es wohl auf ihn hinauslaufen. Und ist er dort wieder in der gleichen Topform wie bei seinem Etappensieg bei Paris-Nizze ist für ihn sicherlich auch auf der Via Roma der Sieg drin - auch gegen solche Sprintergrößen wie Boonen oder Petacchi. Ich dagegen träume schon jetzt vom Sieg bei der Königin der Klassiker.

- Wie ist Ihr Verhältnis zu Heinrich Haussler?

Zum Verhältnis gibt es eigentlich kaum etwas zu sagen. Wir respektieren uns, so wie es sich für gute Sprinter gehört. Gleichzeitig sind wir natürlich auch Konkurrenten. Doch wie heißt das Sprichwort: 'Konkurrenz belebt das Geschäft'. Ein kleiner Konkurrenzkampf im eigenen Team hat noch kaum einem geschadet. Hoffentlich peitscht uns das nochmal mehr auf. Schließlich bin ich inzwischen mit einem Sieg in Rückstand, was nicht so bleiben soll.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 345180Beitrag Stephen Roche
21.4.2006 - 9:34

... Gilberto Simoni

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- Herzlichen Glückwunsch zunächst erstmal zu Ihrer neuen Anstellung bei Zamano. Was erwarten Sie von den nächsten Wochen und Monaten für das Team und natürlich auch sich selbst?

Nun, ich erwarte von einem Team, das so eine Besetzung aufweist, natürlich Erfolge. Wir sind in jedem Bereich erstklassig besetzt. Von mir erwarte ich zumindestens Platz 3 beim Giro und gute Dienste für Armstrong bei der Tour. Weiterhin möchte ich bei der Weltmeisterschaft in meiner Wahlheimat Salzburg gut abschneiden.

- Sie gelten in Fahrerkreisen mitunter als Hitzkopf, dem es schwer fällt, sich in den Dienst anderer zu stellen. Nun haben Sie mit Yaroslav Popovych und vor allem Lance Armstrong bei den Rundfahrten sowie Tom Boonen und Davide Rebellin bei den Eintagesrennen namhafte Fahrer im Team, die sicherlich ihre eigenen Ambitionen trotz Ihrer Verpflichtung nicht zurückstecken möchten. Glauben Sie, daß Sie der Richtige sind, um den Genannten bei der Erfüllung ihrer Vorhaben helfend zur Seite zu stehen?

Es ist schon richtig, dass mir das Unterordnen schwer fällt,. Jedoch möchte ich einfach wieder aktiven Rennradsport betreiben. Ich wäre in jedem Team gefahren. Den Hitzkopf möchte ich eigentlich zuhause lassen. Ich denke übrigens schon, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Man ist mir ja auch recht freundlich entgegen gekommen.

- Gerüchten zufolge soll trotz der opulenten finanziellen Ausstattung ihres neuen Teams Ihr eigenes Salär recht knapp bemessen sein. Haben Sie, um überhaupt aktiv die Saison bestreiten zu können, Abstriche machen müssen?

Wissen Sie, ich habe in den letzten Jahren so gut verdient, dass ich auch eine Saison ohne Gehalt fahren und danach weiter gut leben kann. Das Gehalt von Zamano ist nicht so niedrig wie Sie glauben. Ich kann mich eigentlich über nichts beklagen.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 361754Beitrag Stephen Roche
26.6.2006 - 9:20

... Paolo Bettini

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- Was veranlasste sie zu Ihrer Aktion gegen Ihren Landsmann Davide Rebellin?

Es war das, was man gemeinhin als "dummen Jungenstreich" bezeichnet. Eigentlich sollte das Ganze ein wenig die Stimmung im Feld auflockern. Allerdings könnte man zurecht meinen, dass ich als Erwachsener in einer Vorbildfunktion mich nicht zu solch einer unüberlegten und leichtsinnigen Tat hinreißen lassen dürfte. Ich wollte wirklich nichts Böses, auch wenn sich das im Nachhinein ganz leicht sagen lässt - doch in diesem Moment war mein Gehirn komplett ausgeschaltet.

Doch ich bin überglücklich, dass der Vorfall so glimpflich ausging und gratuliere Davide Rebellin zu seinem grandiosen Sieg, der umso höher einzuschätzen ist, da er wahrscheinlich wohl doch einen gehörigen Schrecken bekommen hatte.

- Welche Sanktionen befürchten Sie?


Ich fürchte keine Sanktion, denn Angesichts dieser "Tat" sind die meisten Sanktionen gerechtfertigt, und ich werde sie auch widerspruchslos akzeptieren. Allerdings hoffe ich natürlich, dass ich nicht so hart bestraft werde, da ich für den Radsport lebe und alles dafür gebe, immer so gut wie möglich vorbereitet zu sein.

- Denken Sie an Rücktritt?

Ich habe tatsächlich einige Zeit mit dem Gedanken gespielt, die ganze Sache hinzuschmeißen, so sehr war ich von mir selbst schockiert. Doch angesichts der Stellung, die der Radsport in meinem Leben einnimmt, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich wieder fahren möchte - auch wenn man momentan nicht weiß, wann das sein wird.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 362813Beitrag Stephen Roche
28.6.2006 - 17:09

... Fakihi Mugdawa

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- Herr Mugdawa, wie fällt ihr Fazit nach dieser schweren Bergankunft [Anm.: 3. Etappe der Tor de Romandie] aus?

Oscar Pereiro hat einmal mehr gezeigt wie stark und wie wichtig er für unser Team ist. Dass er an Simoni und Basso nicht dran bleiben konnte, ist keine Schande, sind die 2 doch mitten in der Vorbereitung auf ihren Saisonhöhepunkt, während Oscar bereits bei der Itzulia glänzen konnte, und nun in der Tourvorbereitung steckt. Der Sieg bei der Romandie wäre natürlich trotzdem schön, und er liegt auch in Reichweite, vor allem beim Zeitfahren hat Oscar seit der letzten Saison einen riesigen Sprung nach vorne gemacht, was er auf der letzten Etappe auch zeigen wird.

- Apropos Giro: Basso und Simoni weisen eine gute Form auf, während ihr Aushängeschild Cunego schwächelt. Auch der hoch gehandelte José Rujano fährt momentan hinterher. Glauben Sie sich dennoch gut für den Giro gerüstet?

Im Moment scheinen Basso und Simoni tatsächlich eine Liga über Damiano zu fahren. Bei ihm läuft es in der Romandie leider überhaupt nicht zusammen, weshalb er nun aus dem Rennen aussteigen wird, um sich in seiner Heimat noch einmal den letzten Schliff zu holen. Allerdings kommt uns die Strecke dieses Jahr doch sehr entgegen, die 3. Woche ist sehr schwer und Basso und Simoni müssen erst einmal so lange in Topform bleiben. Noch würde ich Damiano also nicht abschreiben, auch wenn die Favoriten im Moment sicher andere sind.

Bei José sieht die ganze Sache leider noch ein bisschen schlechter aus. Körperlich ist er zwar fit , aber im Kopf scheint er nicht 100% bei der Sache zu sein. Ich bin mir aber sicher, dass wir das bis zum Giro hinbekommen. Im Moment dürfte es noch zu kalt für ihn sein. Wenn das Wetter bei der diesjährigen Tour de France wieder so ist wie im letzten Jahr, würde ich ziemlich viel Geld auf einem Etappensieg von ihm setzten

- Werfen wir einen Blick voraus: Welche Erwartungen hegen sie im Hinblick auf die Sommermonate mit Weltmeisterschaft und Tour de France?


Der Kurs der Tour ist dieses Jahr, diplomatisch ausgedrückt, etwas gewöhnungsbedürftig. Für Cunego sind es zu viele Zeitfahrkilometer, und Pereiro dürfte im Hochgebirge nicht stark genug sein, um mit den ganzen großen Favoriten mitzuhalten. In die Top 10 können beide fahren, einer sollte sich am Ende sogar in den Top 5 finden. Ein Cunego in Topform kann in den Bergen jeden schlagen, wenn er diese erreicht, kann man ihm sogar das Podium und den einen oder anderen Etappenerfolg zutrauen. Allerdings rechnen wir uns im Hinblick auf die Gesamtwertung sowohl bei der Vuelta als auch beim Giro mehr aus.

Aber einmal weg vom Gesamtklassement: Die Chance auf drei oder mehr Etappensiege schätze ich dieses Jahr sehr hoch ein. Cunego kann sowohl Bergankünfte als auch schwere Bergetappen mit flachem Ziel aus größeren Gruppen heraus gewinnen. Sollte Pereiro nicht ganz vorne im Gesamtklassement zu finden sein, ist er einer, der auch einmal über weite Strecken vor dem Feld fahren kann und dies dann auch bis zum Ende durch hält. Bei den Überführungsetappen darf man vor allem auf den jungen Thomas Lövkvist gespannt sein. Für die Sprints haben wir mit Haussler und Eisel auch zwei gute Männer, die wahrscheinlich noch nicht um die Etappensiege fahren werden - aber das eine oder andere gute Resultat ist sicher zu erwarten. Und dann sind da noch Leute wie Cox, Rujano oder Schleck, welche auch ihre Chance bekommen werden. Eines darf man bei der Tour sicher erwarten: ein aggressiv fahrendes S-W Team. Ob der Strecke haben wir keinen Gelbanwärter im Team, aber dafür werden wir die Etappen wahnsinnig schwer für den Rest des Feldes machen. Jede Ausreißergruppe in der keiner von meinen Jungs zu finden ist, sollte die Zuschauer erstaunen.

Im Hinblick auf die WM weiß ich noch nicht allzu viel, weder kenne ich meine Rolle, noch ist klar, wer von meinen Fahrern nominiert wird. Aber eines weiß ich: Bernhard Eisel wird wieder Zweiter.
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ETXE
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Beitrag: # 374931Beitrag ETXE
3.8.2006 - 5:15

... Alexandre Vinokourov

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- Momentan laufen zwei bekannte Rundfahrten. Bei beiden sind Sie nicht dabei. Bei der Volta a Catalunya startet gar kein Team von Bodenheimer Rad+Sport, obwohl damit auf wichtige Punkte für die Teamwertung verzichtet wird. Wie konnte es dazu kommen?

Wir mussten Prioritäten setzen und da zählt der Giro d'Italia und die Tour de France mehr als die Volta a Catalunya. Wir gingen von Anfang an mit der Tour de France als Ziel in die Saison, mit der Verpflichtung Ivan Bassos kam das Ziel Giro noch dazu. Dazu kommt noch die Sperre von Paolo. Die Teamwertung zählt leider überhaupt nix für uns, ob wir dort nun erster oder sechster werden ist unwichtig, so lange wir unsere anderen Ziele erreichen.

- Sie waren ja zur Gründungsphase ihres Rennstalls quasi Manager des Teams Bodenheimer. Dann holten Sie Laurent Jalabert ins Team, sicherlich eine große Umstellung. Wie verstehen Sie sich mit dem als eigenwillig geltenden Franzosen?

Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist einen so fähigen Manager ins Boot geholt zu haben. Er hat frischen Wind bei uns in die Mannschaft gebracht und darüber sind wir alle sehr froh. Ich halte ihn für sehr fähig und ich denke, er weiß was er tut, auch wenn einige Teammitglieder nicht immer glücklich damit sind.

- Ihr Saisonhöhepunkt ist die Tour de France. Sie haben sich (auch unter dem Eindruck der Affäre Bettini?) derzeit in Ihre kasachische Heimat zurück gezogen. Holen Sie sich hier Ihren letzten Tour-Schliff, wann sehen wir Sie wieder bei einem Rennen und schielen Sie eventuell auch mit einem Auge auf die Weltmeisterschaften ??

Mein "Rückzug" hat keineswegs mit der "Affäre Bettini" - wie sie es nennen - zu tun, so war es von Anfang an geplant. Ich bin bis jetzt schon ein relativ hartes Rennprogramm, mit Paris-Nizza und den Frühjahrsklassikern gefahren, da tut ein wenig Erholung gut. Da stört eine drei-Wochen-Rundfahrt, wie der Giro. Wenn alles nach Plan verläuft sehen sie in der Schweiz wieder einen bis in die Haarspitzen motivierten Alexandre Vinokourov, der sich den letzten Schliff für die Tour-Form holt.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 380173Beitrag Stephen Roche
28.8.2006 - 14:09

... Gilberto Simoni

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- Glückwunsch, Mr. Simoni, zum Giro-Sieg. Wie fühlen Sie sich?

Ich fühle mich hervorragend. Ich werde nächste Saison wohl nicht mehr am Start sein und da ist es ein tolles Gefühl, wenn man zum Abschluss noch einmal gewinnt.

- Was dachten Sie in dem Moment, als Ivan Basso am Mortirolo Defekt hatte?

Ich wusste, dass es meine einzige Chance wäre, ihn zu besiegen, deshalb auch der Angriff. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, dass er so einbricht, aber den Angriff bereue ich nicht.

- Bei ihren Kollegen, aber auch vielen Experten und Fans ist Ihr Angriff zu diesem Zeitpunkt doch eher auf Kritik gestoßen. Wie stehen Sie dazu?

Diese Leute haben genug eigene Fehler, die sollen sie ausmerzen bevor sie andere kritisieren. Zum Beispiel Pedersen in Mailand. Ich wurde mehrere Male - unter anderem auch von Basso - primitivst beleidigt, daher auch der Angriff. Ich denke nicht, dass ich bei Cunego, der sich immer höflich verhalten hat, angegriffen hätte.

*****

... Laurent Jalabert


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- Mr. Jalabert, wie geht es Ihnen so kurz nach dem Giro?

Mediziner würden sagen "Den Umständen entsprechend". Die drei Wochen waren kräftezerrend und aufreibend; nicht nur für die Fahrer, sondern auch für alle Mitarbeiter des Teams. Jeden Tag fünf Stunden im Auto, mehrer hundert Kilometer durch die italienischen Provinzen, jede Nacht ein anderes Hotelbett. Ich bin glücklich, in Mailand angekommen zu sein.

- In der Öffentlichkeit ist Giberto Simonis Verhalten scharf kritisiert worden? Wie stehen Sie, wie steht Ihr Team dazu?

Sie erinnern sich, was ich über Alessandro gesagt habe? Dass er ein wahrer, ein standhafter 'campione' sei? Um ein solcher zu sein braucht es mehr als reine Erfolge.

- Tacheles, wenn Sie gestatten: Warum dieser Einbruch Bassos an den letzten beiden Bergen der Rundfahrt?

Ich weiß es nicht. Es lag nicht an seiner physischen Verfassung. Am Morgen fühlte er sich gut, auch den Passo di Gavia fuhr er ohne Probleme. Ich weiß nicht, was am Mortirolo passiert ist. Urplötzlich der Defekt, der Angriff Simonis. Ivan sah das Trikot dahinschwinden und war auf einmal blockiert. Nichts ging mehr. Die Beine, der Kopf waren zu. Warum Indurains Einrbuch in Les Arcs? Warum Armstrong am Cap de Couvert? Solche Dinge passieren ohne eine rationale Erklärung. Jetzt wissen Sie, warum der Mortirolo seinen Namen trägt.
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Beitrag: # 380287Beitrag ETXE
28.8.2006 - 21:34

... Marcos Serrano

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Señor Serrano, seit der baskischen Rundfahrt haben Sie sich im Radsport sehr rar gemacht. Nun hörte man, Sie säßen im Gefängnis. Wie konnte es dazu kommen? Ist Ihre Zukunft (im Radsport) gefährdet?

:arrow: Hierbei geht es um zwei völlig verschiedene Dinge.
Zum Einen muss es wohl jedem, auch mir, gestattet sein, ab und an mal eine Ruhephase einzustreuen. Schließlich sprechen wir hier von Hochleistungssport.
Zum zweiten Teil der Frage kann ich, wie Sie sicherlich verstehen werden, nicht viel sagen. Es geht um laufende Ermittlungen gegen mich, ich fühle mich als Opfer einer größeren Verschwörung, die es sich scheinbar zum Ziel gesetzt hat, mich, meine Karriere und letztlich auch mein Leben zu zerstören.
Es dürfte deshalb verständlich sein, wenn ich mich im Moment nicht vorrangig um meine Radsportzukunft kümmern kann.

Sie haben "so nebenbei" das erfolgreichste Team dieser Saison trainiert. Mit dem Aussteigen zweier Stars der Szene, Floyd Landis und Alejandro Valverde, wurde Ihr Team entscheidend geschwächt! Was nun?

:arrow: Ich habe die Leitung des Teams einem meiner engsten Mitarbeiter übertragen, welcher das Team kompetent in meinem Sinne weiterführen wird.
Zudem stehe ich weiterhin mit Landis und Valverde in Kontakt, wir wollen zusammen versuchen, die unehrenhaften Gerüchte um unsere Personen aus der Welt zu schaffen. Wir haben alle Erfolge fair und ohne den Einsatz leistungsfördernder Mittel erzielt. Das sage ich vor allem unseren Fans, die uns treu den Rücken stärken.

Sie sind bekannt als nachdenklicher Mensch, der im entscheidenden Moment aber auch etwas zu sagen hat. Wo steht Ihrer Meinung nach der Radsport gerade?

:arrow: Der Radsport steht am Scheideweg, alle Verantwortlichen sollten sich überlegen, ob sie dem Radsport weiterhin so schaden wollen. Anschuldigungen sind schnell ausgesprochen, aber nur schwer wieder zurückzuholen.
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Beitrag: # 392265Beitrag Stephen Roche
16.10.2006 - 17:03

... Oscar Freire Gomez

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- Mr. Freire, Sie scheinen momentan ein Abonnement auf zweite und dritte Plätze zu haben. Woran liegt es, dass es für den Sieg zur Zeit nicht reicht?

Wissen Sie, ich habe schon so viel gewonnen, da lege ich momentan mehr wert auf Podestplazierungen...im Ernst: wenn ich eine Antwort auf ihre Frage wüsste, hätte ich das Abonnement längst gekündigt.

- Gerüchten zufolge soll die Stimmung in Ihrem Team Fossier nicht die beste sein. Wie zufrieden sind sie mit der Mannschaftsleistung bisher bei der Tour, insbesondere dem taktischen Verhalten ihrer Teamkollegen?

Wir haben einen Etappensieg sowie einen Heißsporn, der sich nicht an taktische Marschrouten halten kann. Ich beschränke mich lieber darauf, mich an den positiven Dingen zu erfreuen. Am Rest kann ich eh nichts ändern...

- Würden Sie der folgenden Aussage zustimmen: "Es war bisher die Saison Erik Zabels, nicht jene Oscar Freires"?

Das Urteil überlasse ich Ihnen, ich habe es nicht nötig, mich mit anderen Fahrern zu vergleichen geschweige denn ihre Leistungen kritisch zu würdigen. Ich fahre für mich, weil es mir Spaß macht. Aber wenn Erik eine gute Saison fährt, dann wird es mir als Teamkollege sicher nicht ungelegen kommen.
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Beitrag: # 392871Beitrag ETXE
18.10.2006 - 20:11

... Richard Virenque

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- Monsieur Virenque, Sie haben bestimmt die 10. Etappe der Tour gesehen, welche in diversen Medien schon als "Skandaletappe" bezeichnet wird. Wie schätzen Sie diese Etappe ein?

Ja, natürlich habe ich heute den Fernseher eingeschaltet. Was ich sehen durfte war mal wieder Radsport vom Allerfeinsten! Die Tour de France zeigt sich in diesem Jahr wieder von ihrer besten Seite. Dass auf einer solchen Etappe viel passieren kann, war von vorn herein klar, doch normalerweise rechnet man eher mit den Jägern des Bergtrikots und anderen mutigen Ausreißern. Dass heute zwischenzeitlich auch einige Top-Favoriten vorne mitgespielt haben macht den Radsport nur spannender! Allerdings muss ich sagen, dass die Umstände unter denen diese Rennsituation entstanden ist, auch bei mir Unverständnis hervorgerufen haben. Lance Armstrong scheint seinen Angriff am Oskitx einzig und allein als Rachefeldzug geplant zu haben. Sowas gehört natürlich nicht in den Radsport! Dennoch halte ich den Begriff „Skandaletappe“ für übertrieben. Wenn man auf das Ergebnis blickt war es letztlich doch eine gewöhnliche Etappe in den Pyrenäen-Ausläufern mit Ziel in Pau, bei der einige Ausreißer an der Spitze ankommen, die allesamt wenig Chancen in der Gesamtwertung haben dürften. Dahinter folgt die Gruppe der Kapitäne und dann die der Edelhelfer. Im übrigen freut es mich sehr, dass Samú Sanchez als Sieger hervorging. Er ist ein Fahrer mit ähnlichen Fähigkeiten, wie ich es war, er fliegt die Berge nur so herunter und er fährt wunderbar aggressive Taktiken. Sowas wollen die Zuschauer sehen – so was ist gut für den Radsport!

- Zwischen Ihnen und Lance Armstrong gab es auch immer ein gespanntes Verhältnis. Hat sich dieses Verhältnis entspannt?

(R.V. denkt lange nach)
Lance Armstrong macht mich und viele andere Fahrer, die nie seine Teamkollegen waren, immer sehr schnell dafür verantwortlich, dass „sein“ Radsport im schlechten Licht steht. Er sieht andere Menschen aus verschiedenen Perspektiven, je nachdem, ob sie für ihn von Vorteil sind oder eben nicht. Ich war für ihn nie von Vorteil! Das liegt auch daran, dass ich mit meiner ständigen Attackiererei öfter dafür gesorgt habe, dass die US-Postal-Taktik ins Wanken geriet.
Den Fans aber, und gerade den französischen Fans, ist die Fahrweise von Armstrong, durch die die Rennen immer erst am Schlussanstieg spannend werden, zu wider und auch seine Art und Weise sich als Chef aufzuspielen gefällt den Zuschauern nicht. Dadurch ist Armstrong hier in Frankreich ein unbeliebter Mann. Aktionen wie heute machen das natürlich nicht besser. Hätte er attackiert um zu attackieren, so hätte er sich in die Herzen der Franzosen fahren können, durch das Verhalten danach, hat er aber nur das Gegenteil erreicht – schade!
(R.V. überlegt nochmal kurz)
Was mein persönliches Verhältnis zu ihm angeht – um zur Frage zurück zu kommen – hat sich etwas geändert: Wir sehen uns nicht mehr bei den Rennen und so machen wir uns auch gegenseitig keine Probleme. Somit kann man also von einem entspannteren Verhältnis sprechen. Eine Aussprache hat es jedoch nie gegeben – worum ich auch nicht böse bin! Ich habe meine Meinung über ihn und er hat scheinbar seine Meinung über mich. Dabei sollte man das auch belassen, denke ich!

- Sie haben Ihre Karriere beendet. Welches Verhältnis haben Sie derzeit zum Radsport?

Ich bin kein Radprofi mehr, das ist richtig. Dennoch sitze ich hin und wieder im Sattel und fahre meine alten Trainingsrunden (R.V. überlegt…) – wenn auch mit geringerem Tempo! Ich liebe diesen Sport und vor allem die Landschaften in den Bergen noch immer! In Sachen Profisport muss ich allerdings sagen, dass ich erst während dieser Tour meine Liebe zurück gewonnen habe. In den letzten Monaten wollte ich davon nicht mehr so viel wissen. Ich wollte ein wenig Abstand nehmen! Jetzt bin ich an dem Punkt angekommen, wo es mir wieder mehr Spaß macht, den Fernseher einzuschalten und dabei zuzuschauen was meine alten Kollegen so treiben. (R.V. lächelt und scheint ein wenig zu träumen…)
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Beitrag: # 395560Beitrag ETXE
31.10.2006 - 16:47

... Carlos Sastre

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- Señor Sastre, zunächst Glückwunsch zu Ihrem starken Auftritt in den Pyrenäen! Das war ja beinahe der berühmte "Phönix aus der Asche". Sie scheinen im Moment Armstrongs hartnäckigster Konkurrent zu sein. Doch während der "Tourminator" der letzten Jahre sich bereits sehr früh in der Saison zeigte, ist für Sie die Tour erst das zweite Saisonrennen. Wie haben Sie sich, fast ohne Rennkilometer, so fit halten können?

Da zeigt sich mal wieder, dass es viele Wege gibt, die zum Erfolg führen. Lance hat in diesem Jahr etwas andere Wege beschritten und ist über viele Renneinsätze zur Tour gekommen. Ich dagegen gehe mit wenig Starts ausgeruht ins Rennen. Außerdem habe ich gut trainiert, da ich ständig von der Hoffnung auf eine Rückkehr angespornt wurde. Dass ich dann noch vor der Tour in einem solchen Team aufgenommen wurde, macht mich natürlich glücklich und ich hoffe, das in mich gesetzte Vertrauen durch weitere starke Leistungen zurückzahlen zu können.


- Man hat Sie lange nicht mehr so ambitioniert gesehen! Könnte das auch mit Ihrem neuen Team und dort mit Ihrer gewachsenen Verantwortung (als Co-Sportdirektor) zusammen hängen?

Sicher kann das mit der neuen Verantwortung zusammenhängen. Es ist ja nicht nur die Rolle in der sportlichen Leitung neu, sondern ich bin dieses Jahr als Kapitän einer tollen Mannschaft hier, die alles für einen Tour-Sieg tut. Eine solche Truppe im Rücken zu haben, das kann ungemein motivierend sein. Auch der Posten als Co-Sportdirektor bindet mich in gewisse Entscheidungen mit ein, doch hier in Frankreich bin ich hauptsächlich als Rennfahrer, der im Gesamtklassement vorne angreifen will.


- Wie sehen Sie Ihre weiteren Möglichkeiten, bei der Tour und im weiteren Saisonverlauf, bei welchen Rennen werden wir Sie noch zu sehen bekommen?

Ich habe in den Pyrenäen gezeigt, dass ich in der absoluten Weltspitze mitfahren kann. Das gelbe Trikot ist nur noch elf Sekunden weg und stellt natürlich ein Ziel dar, dass jeder Rennfahrer erreichen will. Auch die Teamtaktik funktioniert, Antonio hat sich seit seiner etwas überstürzten Übernahme der Mannschafts-Leitung super entwickelt und ist für den zweiten Platz im Val d’Aran wesentlich mitverantwortlich. Diese Arbeit wollen wir in den Alpen fortsetzen und den möglichen Toursieg angreifen. Natürlich gibt es viele Gegner, speziell Armstrong und Vinokurov sind da wohl zu nennen, aber ich kann sie in den Bergen erneut angreifen und habe beiden schon Zeit abgenommen.

Im weiteren Saisonverlauf werde ich sicher noch das eine oder andere Rennen fahren, aber für unsere weitere Planung wollen wir erst einmal die Tour abwarten. Dann werden wir entscheiden, ob ich beispielsweise bei der Vuelta an den Start gehe, die sicher auch noch einen Anreiz darstellt. Aber da muss man auch den Formverlauf abwarten. Und jetzt zählt für mich nur die Tour.
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Beitrag: # 396778Beitrag ETXE
10.11.2006 - 16:45

... Sylvain Chavanel

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- Monsieur Chavanel, Sie galten in den letzten Jahren als das größte Talent des französischen Radsports. Häufig hat man Ihnen jedoch eine gewisse Schlampigkeit und einen starken Hang zu den "schönen Dingen" des Lebens vorgeworfen. Bei der momentan laufenden Tour de France haben Sie jedoch gezeigt, daß Sie ein sehr guter Fahrer sind. Sie haben Ihren Landsleuten einen Etappensieg am Nationalfeiertag geschenkt und sind bester Franzose der Gesamtwertung. Was denken Sie, wohin der Weg weitergeht (bei der Tour und darüber hinaus)?

Es läuft ziemlich gut für mich bzw. für das Team. Wir waren wie elektrisiert beim Start. Wir wollten einfach nur gut Radfahren, und eine gute Performance bieten. Sicherlich werden wir auch von einer gewissen Welle getragen, wo jeder seinen Anteil hat. Die Medien, die Fans, wir und die Leute im Hintergrund. Schließlich zeigen wir dem Publikum den Sport den es sehen will. Ein Attraktives Radrennen mit einer französischen Mannschaft die zusammen leidet, weint und gewinnt. Ich denke nicht viele haben uns auf der Rechnung gehabt, und das macht den Erfolg natürlich noch schöner.
Für mich war die 12. Etappe natürlich unbeschreiblich. Ein unheimliches Gefühl wenn so viele Leute einem zujubeln und du der Mittelpunkt bist. Ich schaue mir die Videoaufzeichnung immer noch an. Jetzt geht es weiter in die Alpen wo wir schauen wollen das Christophe sein Bergtrikot gewinnt. Ich werde auf einer Etappe auch vielleicht etwas probieren. Und nach der großen Schleife stehen mit der Deutschland Tour, San Sebastian und der Vuelta weitere Rennen auf dem Saisonplan die wir entscheidend mitprägen wollen und gewinnen wollen. Also alles in allem habe ich und das Team Lust auf mehr .


- Sie fahren bei Fossier, einem sehr, ähem, ambivalenten Team, das v.a. bei den französischen Rennen der Saison auf sich aufmerksam gemacht hat, z.B. durch das "Comeback des Jahres" durch Christophe Rinero, als deren Helfer Sie zumeist aufgetreten sind. Gefällt Ihnen diese Rolle, könnten Sie sich eine andere Rolle vorstellen, woher ziehen Sie Ihre Motivation?

Am Anfang der Saison hatte ich Probleme mit dieser Rolle. Ich hatte eigentlich nicht damit spekuliert das Christophé so ein starkes Comeback feiern würde. Bei Paris - Nizza war ich dann auch nicht glücklich und einverstanden mit der Entscheidung, dass die Mannschaft für Rinero fahren solle. Ich hätte mir es auch damals durchaus zugetraut das Gelbe zu erobern und bis nach Nizza zu tragen. Zabel entschied damals anders, und so habe ich mich fügen müssen. So gesehen habe ich bei Rinero noch etwas gut. Bin gespannt wann er sich dafür revanchiert. (lacht). Aber im Ernst. Für die Tour sind die Rollen klar verteilt, damit finde ich mich ab. In Zukunft möchte ich aber schon zeigen, dass ich um nichts nachstehe und es genauso draufhabe wie ein Rinero, wie ein Totschnig. In Deutschland hoffe ich schon auf eigene Kappe fahren zu können um zu zeigen das ich noch mehr Potenzial nach oben habe.


- Das Thema der letzten Tage war sicherlich eine gewisse Feindseligkeit zwischen Tour-Dominator Armstrong, dessen Team und Ihrem Team. Uns ist ein dem Anschein nach harscher Dialog zwischen Ihnen und Armstrong auf der 10. Etappe in Erinnerung. Wie sehen Sie die Situation?

Armstrong hat sich bei Paris-Nice sich um den Sieg betrogen gefühlt. Dies hat er sich ziemlich zu Herzen genommen, so dass er es sich auch zum Ziel gemacht hat Christophé keinen noch so kleinen Erfolg gönnen. Wie er ihm nachsetzte entstand eine größere Gruppe wo ich halt auch dabei war. Nachdem er meinen Teamkollegen beleidigt hatte, machte ich ihm klar, dass ich ziemlich entsetzt sei über die Art und den Ton den er an den Tag legte. Er machte mir aber dann ziemlich rasch klar, dass es ihm egal sei was ich von seiner Art und von seinem Ton hielt. Daraus entstand dann dieses Wortgefecht. Was mir aber imponiert am Amerikaner ist, das er sein Ziel nicht aus den Augen verliert und es unter allen Umständen erreichen will, egal ob er Sympathien im Peleton und Publikum verspielt oder nicht.
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Beitrag: # 396798Beitrag ETXE
10.11.2006 - 17:46

... Ryan Cox

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- Mr. Cox, Sie waren für mich der "heimliche" Sieger der Etappe ins legendäre Alpe d'Huéz! Sie sind am ersten Berg in einer Fluchtgruppe mitgegangen, waren auch in der zweiten Fluchtgruppe noch dabei und haben am Schlußanstieg großartige Arbeit für Ihren Kapitän Cunego geleistet. Nach meinem Empfinden hätten Sie diese prestigeträchtige Etappe gewinnen können, wenn Sie nicht Cunego hätten helfen müssen. Wie fühlen Sie sich jetzt, wie ist Ihr Gefühl, bei der Tour teilzunehmen?

Wenn Sie meinen, dass ich vielleicht die Etappe hätte gewinnen können und nun enttäuscht bin, muss ich Ihnen leider sagen, dass dies nicht der Fall ist. Mein Job war, so lang wie möglich vorne zu bleiben, um Damiano zu helfen. Das hat geklappt. Also kann ich mit meiner Leistung sehr zufrieden sein. Für Damiano hätte vielleicht noch mehr herausspringen können, aber gut, das hat nicht geklappt. Aber im Endeffekt konnten wir sogar noch Zeit auf Armstrong herausholen. Dementsprechend können wir im Team mit der Etappe zufrieden sein.

Mein Gefühl bei der Tour teilzunehmen? Jeder Profi träumt davon bei DER Tour dabei zu sein. Deswegen bin ich natürlich froh, dass ich nominiert wurde. Aber trotzdem ist es eigentlich kein anderes Rennen als jedes andere. Vielleicht sind die Begleitumstände anders. Das Umfeld und das mediale Interesse sind viel größer. Aber es ist doch nur ein normales Radrennen wie jedes andere auch.


- Man hat Sie in dieser Saison nicht so oft gesehen, aber Sie haben einige Zeichen setzen können, z.B. den hartumkämpften Sieg bei der Bergwertung im Baskenland. Bei Paris-Nizza waren Sie ganz gut dabei und auch beim Giro haben Sie sich gezeigt. Sind Sie zufrieden mit dem bisher Geleisteten und was können wir von Ihnen noch erwarten?

Jetzt nur die Erfolge betrachtet, kann ich natürlich nicht so viele und vorallem große Erfolge vorweisen, aber das ist nicht alles, was für mich zählt. Siege sind natürlich sehr schön, aber trotzdem kann ich für mich sagen, wenn ich meine Arbeit getan habe und einer aus unserem Team eine Etappe gewinnt, - ja das ist das Resultat von Teamarbeit, von deiner Arbeit. Dann freue ich mich immer mit meinen Team-Kollegen und dann ist mir meine persönlich Platzierung zweitrangig. Nichts desto trotz freue ich mich über meine Siege und bin mit dem bisherigen Saisonverlauf hoch zufrieden.

Nach der Tour bzw. der Deutschland-Tour werde ich erstmal eine längere Pause einlegen. Die beiden Grand Tours haben doch schon ihre Spuren hinterlassen. Welche Rennen ich im Laufe der Saison noch bestreiten werde, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Aber soviel kann ich verraten, dass Klassiker in der ersten Saisonhälfte sehr kurz gekommen sind in meiner Saisonplanung. Und die WM gibt es schließlich auch noch. (grinst)


- Ihr Team wurde in den Bestechungsskandal verwickelt, was unter anderem Ihren Manager seinen Posten gekostet hat. Das geht sicherlich nicht spurlos an einem vorüber!? Wie haben Sie diese Geschichte mitbekommen und wie sehen Sie diesen "Skandal" persönlich?

Leider musste ich die meisten Informationen aus der Presse erfahren, Diesbezüglich wurden wir Fahrer von der Teamleitung sehr schlecht informiert. Persönlich kann ich eigentlich nicht glauben, dass Herr Mugdawa - ich sag es mal deutlich - beschissen hat. Aber trotzdem muss ich mir als Fahrer natürlich so meine Gedanken machen. Diese Saison ist das Team ja noch gesichert. Aber die Nächste steht noch völlig in den Sternen. Da muss ich mir überlegen wie es weiter gehen soll. Aber jetzt will ich erstmal die Tour gut zu Ende fahren und dann schaue ich weiter.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 397327Beitrag Stephen Roche
15.11.2006 - 11:30

... Lance Armstrong

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- Mr. Armstrong - zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Tour?

Nein, eigentlich nicht. Obwohl wir das gelbe Trikot inne haben, konnten wir auf keiner Etappe unsere Taktik erfüllen. Im Großen und Ganzen ist es aber schön zu sehen, wie ausgeglichen das Fahrerfeld geworden ist.

- Es kursieren Gerüchte über persönliche Animonsitäten zwischen Ihnen und Christophe Rinero, dem Träger des Bergtrikots. Gibt es zwischen Ihnen eine ... nennen wir es: Feindschaft?

So würde ich es nicht nennen. Uns verbindet keine Freundschaft, doch ich achte ihn als ehrgeizigen und kämpferischen Radsportler. Bestimmt spielen sie auf die 10. Etappe an. Ich möchte dazu noch sagen, dass die Situation schnell geklärt hätte werden können, wenn sich bestimmte Leute nicht eingemischt hätten. Am Ende habe ich eingesehen, dass es ein Fehler meinerseits war.

- Auf der heutigen, der 16. Etappe waren Sie offensichtlich in Schwierigkeiten. Vinokourov und Cunego waren vorn, auch Sastre hat Zeit herausfahren können. Und hatten Sie am Ende der Etappe keine Unterstützung von Ihrem Team, obwohl Eddy Mazzoleni nur ein paar Meter vor Ihnen fuhr. Gab es taktische Fehler?

Nein, gab es nicht. Eddy hatte eine Taktik, die hat er durchgezogen. Heute habe ich versagt. Ich hatte große Ziele auf dieser Etappe und hatte mir auch einiges ausgerechnet vor allem, da das Wetter heute für mich deutlich besser war als gestern. Bis zum Schlussanstieg hat alles auch perfekt funktioniert, doch dann verließen mich ein wenig die Kräfte. Ich konnte nicht mehr zu Sastre aufschließen. Auch auf Cunego und Vinokourov konnte ich keine Zeit gutmachen. Doch ich verliere jetzt nicht den Mut. Es kommen noch das lange Zeitfahren und der morgige Tag. Das Ganze hat mich eher wütend auf mich selbst gemacht, weil das mein erster wirklich schwacher Tag war.
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ETXE
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Beitrag: # 398298Beitrag ETXE
21.11.2006 - 0:30

... Óscar Pereiro

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- Señor Pereiro, erstmal Glückwunsch zum Etappensieg in Morzine! Bislang gleicht Ihre diesjährige Tour einer Achterbahnfahrt. Nun haben Sie sich aber eindrucksvoll zurück gemeldet. Platz 6 in der Gesamtwertung! Sind Sie mit der Tour de France dieses Jahres zufrieden?

Zuerst danke ich Ihnen für die Glückwünsche zum Etappensieg in Morzine, über den ich mich noch immer sehr freue. Es war ein befreiendes Resultat, da die Tour bisher in der Tat leider aus meiner Sicht zu abwechslungsreich war und mir ein richtiges Erfolgserlebnis noch fehlte.
Vor der Tour hätte ich mir auch mehr als einen sechsten Platz erhofft, doch wenn man die letzten Wochen noch einmal Revue passieren lässt und den Rennverlauf betrachtet, dann halte ich das Ergebnis doch für ganz akzeptabel. Es ist nur sehr schade, dass ich auf einigen Etappen soviele Minuten verloren habe, die mir am Ende der Tour auf das Podium fehlen. Zum Glück gab es in Morzine aber den angesprochenen "Brustlöser", sonst wäre ich kaum mit dieser Tour glücklich geworden.


- Ihre Mannschaft fährt im Gegensatz zu den anderen Teams offenbar mit einer "Doppelspitze" bei der Tour. Das ist durchaus erfolgreich, jedoch scheint es nicht fürs Podium zu reichen. Ist Ihre Strategie aufgegangen oder haben Sie sich mehr erwartet?

Die Abstände sind ja noch verhältnismäßig gering und da uns ja noch ein Zeitfahren bevorsteht, ist eine endgültige Reflektion über unsere Taktik unmöglich. Bisher jedoch denke ich, dass wir ein gutes Rennen abgeliefert und dabei unser Potenzial ausgeschöpft haben. Ein Podiumsplatz wird es wohl leider nicht, aber da geht es wie gesagt um Minutenentscheidungen, die letztendlich kaum von der Taktik beeinflusst werden können. Ich bin mit unserem Rennen, unser Taktik, zufrieden - wir sind sehr offensiv gefahren, Damiano hatte einige großartige Tage, doch am Ende waren eben drei Fahrer aller Voraussicht nach schneller. Da hat uns an den entscheidenden Tagen die Spritzigkeit am Berg gefehlt, die Sastre, Armstrong und Vinokourov bei dieser Rundfahrt auszeichnet. Von den dreien geschlagen zu werden, ist ja aber auch keine Schande...


- Sie sind Führender der Saisonwertung und werden das auch nach der Tour sein. Wie wichtig ist Ihnen dieser Titel oder streben Sie gar noch nach "mehr"?

Die Gesamtführung bedeutet sehr viel für mich, da diese Statistik ja auch jeden einzelnen Fahrer wertschätzt. Insofern ist eine vordere Platzierung natürlich sehr schön, dass ich aber ganz oben stehe freut mich besonders für das ganze Team. Wir haben in dieser Saison schon einige negative Dinge wegstecken müssen. Mit dieser Wertung im Rücken, sodenn ich sie verteidigen kann, fällt uns allen die Planung für das nächste Jahr hoffentlich leichter. Aber bis dahin müssen ja auch noch einige Rennen absolviert werden.
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Beitrag: # 403543Beitrag ETXE
4.1.2007 - 16:32

... Samuel Sánchez Gonzalez

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- Señor Sánchez, Gratulation zum zweiten Platz in Deutschland, auch wenn Sie damit nicht zufrieden sein werden. Wie haben Sie es geschafft, sich - nach offensichtlich fallender Formkurve bei der Tour - noch einmal so in Tritt zu bringen?

Der 2. Platz ist schon ok, Chavanel war im Zeitfahren einfach besser. Bei der Tour fehlte mir gegen Ende einfach die Motivation. Und ich bin nicht der Fahrer der in der 3. Woche top ist. Daran werde ich im Winter arbeiten. Zwischen Tour und Deutschland Tour habe ich mich gut regeniert und auf den beiden Bergetappen war ich der stärkste, nach St. Anton habe ich gepennt.


- Die D-Tour wurde wider Erwarten nicht im Hochgebirge entschieden, sondern in der Regen-Lotterie des Einzelzeitfahrens. Sie sind bekannt als guter Regenfahrer und gelegentlich hauen Sie auch ein sehr gutes Zeitfahren raus. Wieso hat es diesmal nicht ganz nach oben gereicht?

Das Zeitfahren ist für eine einwöchige Rundfahrt einfach zu lang. Zusätzlich ging es fast nur gerade aus, da kann man seine Künste auf dem Rad kaum ausspielen. Zusätzlich wollten meine Beine nicht wirklich mitspielen, sowas kommt immer mal vor und kann jeden passieren. Chavanel hatte einen guten Tag, das kann eben vorkommen.


- Ihr Team, Bodenheimer Rad+Sport, hat in dieser Saison noch keinen Rundfahrtsieg eingefahren, obwohl es durchsetzt ist mit guten Rundfahrern. Jetzt bleibt nur noch die Vuelta übrig. Werden Sie mit Ambitionen dabei sein oder konzentrieren Sie sich auf die anstehenden Herbstklassiker inklusive Weltmeisterschaft (und fahren als Helfer zur Vuelta)?

Bei der Vuelta werden wir noch auftrumpfen, keine Sorge. Sowohl Vino als auch ich werden starten, wer Kapitän ist entscheidet wohl die Form. Das Profil liegt uns, es gibt viele Etappen wo unsere Attacken Sekunden bringen können. Zusätzlich ist das Zeitfahren in Cuenca voll mit Kreisverkehren und Kurven, ein Traum für mich. Die Herbstklassiker werde ich Bettini unterstützen, da ist er unser Mann. Die Weltmeisterschaft ist doch eh wieder so ein Sprinterbrei, viel zu früh der Anstieg.
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Beitrag: # 413737Beitrag ETXE
3.3.2007 - 1:15

... Heinrich Haussler

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- Herr Haussler, Gratulation zum prestigeträchtigen Sieg in Madrid! Wie fühlen Sie sich jetzt, da die Vuelta zuende gegangen ist?

Vielen Dank! Dieser Erfolg gibt natürlich großen Auftrieb, ist ein runder Abschluss und lässt die Qualen der vergangenen drei Vuelta-Wochen fast gänzlich vergessen. Dabei ist der Sieg noch höher einzuordnen als meine bisherigen Triumphe. Die Schlussetappen der drei großen Landesrundfahrten sind schon ganz besondere Teilstrecken.


- Für Ihr Team lief es nicht so rund bei der Vuelta. Dennoch, Sie haben 2 Etappensiege auf Ihrem Konto, Ihr Kapitän wurde Fünfter und führt weiterhin in der Saisonwertung. Wie ist die Stimmung im Team?

Es ist richtig, dass wir uns insgeheim etwas mehr ausgerechnet hatten. Insbesondere im Hinblick auf die Gesamtwertung. Man muss aber entschuldigend sagen, dass die Fahrer, denen es gelang unseren Stärksten, Oscar Pereiro, hinter sich zu lassen, allesamt Konkurrenten sind, gegen die man ohne weiteres verlieren kann. Zumal er - wie Sie schon sagen - in der Saisonwertung führt und bereits eine lange Saison mit vielen kleineren Saisonhöhepunkten hinter sich gebracht hat.
Nun könnte man zwar sagen, dass der ganz große Erfolg trotz vieler guter Ergebnisse für das Team noch ausgeblieben ist, doch kann diesen kleinen Makel die Quantität der Siege leicht wettmachen. Dementsprechend ist die Stimmung im Team auch sehr gut.


- Die Straßen-WM in Salzburg steht an und mit Ihrem Sieg gegen Petacchi, Hushovd und O'Grady haben Sie sich in eine Favoritenrolle gebracht. In der steckt allerdings auch Ihr Teamkollege Bernhard Eisel, der vor heimischem Publikum sicher etwas zeigen will und muß. Wie schätzen Sie Ihre Chancen für Salzburg ein und wie ist Ihr Verhältnis zu Eisel?

Die Form ist wie man sehen konnte sehr gut. Nach zwei Tagen Regeneration kehrt nun auch wieder etwas die Frische zurück. Dazu kommt, dass mir das Profil liegen sollte, erinnert es doch ein bisschen an die Begebenheiten mancher Frühjahrsklassiker, die zu meinen favorisierten Rennen gehören. Allerdings weiß ich noch gar nicht, ob man mir überhaupt die Kapitänsrolle zuteilt. Sollte man auf mich zukommen und mich bitten für Erik zu fahren, wäre ich dazu auch bereit. Andersherum würde ich mich natürlich sehr geehrt fühlen, wenn ich trotz Pollack, Voigt und dem besagten Zabel im Aufgebot die Teamunterstützung zugesagt bekäme.
Ich nehme an Sie wollen eine genaue Zielsetzung von mir hören? Sollte ich der Teamleader sein, zählt einzig und allein ein Podestplatz. Andere Positionen interessieren bei einer WM nicht!
Ich verstehe mich gut mit Bernhard. Man konnte ja bereits im Laufe der Saison sehen, dass wir ordentlich zusammengearbeitet und uns gegenseitig bei den Sprints unterstützt haben. Allerdings haben wir ausschließlich auf beruflicher Ebene Kontakt. Ich wünsche ihm an dieser Stelle alles Gute für das Straßenrennen!
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Beitrag: # 417759Beitrag ETXE
1.4.2007 - 14:23

... Martin Pedersen!

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- Herr Pedersen, in dieser Saison "gehen Sie ja ab wie Schmidts Katze". Ihr Auftritt in Lüttich war schon klasse, Sie sind eine klasse Tour gefahren und soeben wurde in fantastischer Art und Weise die WM als Vizeweltmeister beendet. Der Ausfall zuletzt in Zürich mag ein kleiner Rückschlag gewesen sein, welcher aber nur zu verständlich ist, so kurz nach der WM.
Was denken Sie, wohin die Reise noch gehen wird?


Ich denke, dass das vor allem sehr schwer zu sagen ist. Diese Saison erwarte ich eigentlich nichts mehr. Zweiter in Lüttich, Vizeweltmeister, jeweils auf dem Podium bei zwei GT-Schlussetappen – was kann ich mehr verlangen? In Zukunft wäre natürlich ein großer Sieg etwas schönes, aber ich habe ja noch Zeit mit meiner Entwicklung.
Dass eben diese noch nicht abgeschlossen ist, sieht man ja zum Beispiel an der Züri Metzgete. Ich hatte leichte Materialprobleme, die mich aber irgendwie komplett aus der Konzentration rissen und dafür sorgten, dass ich irgendwann entnervt aufgab. Das wäre einem erfahrenen Fahrer wohl nicht passiert. Aber gut, was will ich machen. Mehr als versuchen, mich zu verbessern, kann ich nicht.
Diese Saison, die ja meine erste im Profigeschäft war, noch zu toppen, wird allerdings sehr schwer werden. Aber wer weiß? Vielleicht stehe ich nächstes Jahr in Lüttich erneut auf dem Podest und bei der WM sogar ganz oben? (grinst)



- Sie fahren in einem Team mit "großen" Fahrern, die auch schon vieles erreicht haben. Sie sind aber auch bekannt dafür, keine Angst vor großen Namen zu haben, wenn es um die Durchsetzung Ihrer Interessen geht. Wie schaffen Sie es, das problemlos miteinander zu vereinbaren?

So „problemlos“ hat das ja auch diese Saison nicht immer funktioniert, wie man nicht zuletzt an meiner Nichtnominierung für Mailand - San Remo sieht. Sicherlich, ich bin jemand, der seine Meinung offen ausspricht und dabei auch keine Rücksicht auf eben jene „großen“ Namen nimmt. Das sorgt fast schon zwangsläufig für gewisse Spannungen, die sich ja zu Beginn der Saison vor allem zwischen Oscar Freire und mir bildeten. Ein wenig spielte da zwar vermutlich auch hinein, dass er sich durch meine Fähigkeiten in seiner Stellung bedroht fühlte, aber ganz werden wir es wohl nie wissen.
Fakt ist nur, dass auch ich dazu gelernt habe. In einem kleinen Team wie früher bei GLS war ich unumstrittener Kapitän und hatte somit eine gewisse Führungsrolle inne. Dass dies im Profigeschäft nicht so ist und ich als Neo-Profi nicht so viele Ansprüche stellen kann, wurde mir eben nicht sofort klar. Mittlerweile habe ich mich aber geändert, was man auch an meinen Entscheidungen, die eine gewisse Reife zeigen, sieht. Ich denke da nur an die Classica San Sebastian, als ich mich trotz guter eigener Form der Teamstrategie fügte und somit einen nicht unerheblichen Anteil an Freires Sieg hatte – ein Sieg, der, wie ich meine, auch wesentlich zur Besserung unseres Verhältnisses beigetragen hat.



- Bisher sind Sie als Eintagesfahrer, als Klassikerjäger aufgefallen. Sind Sie ein reiner Klassikermann oder darf man in nächster Zeit auch einen ambitionierten Rundfahrer Martin Pedersen erwarten?

Ich? Rundfahrer? (lacht) Nein, ich denke nicht. Ambitioniert wäre ich in der Hinsicht wohl nur als Etappenjäger, der eventuell auch einmal wie Candido Barbosa dieses Jahr bei der Vuelta ein wenig um das Trikot des Punktbesten mitreden kann. Auf das Gesamtklassement werde ich aber nicht fahren; das überlasse ich anderen, besser geeigneten Fahrern. So gut sind meine Kletterfähigkeiten dann doch nicht ausgeprägt.
Stattdessen werde ich mich auf die Klassiker konzentrieren. Speziell Lüttich betrachte ich jetzt schon ein wenig als „mein“ Rennen – in der U23-Kategorie habe ich es gewonnen, bei den Profis wurde ich auf Anhieb zweiter. Bisher ist Eddy Merckx, der die Doyenne fünf Mal gewinnen konnte, Rekordsieger… das kann doch nicht ewig so bleiben.
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Beitrag: # 421742Beitrag ETXE
25.4.2007 - 22:08

... Alejandro Valverde!

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- Señor Valverde! Zum Abschluß der Saison noch ein Weltmeister-Titel, wenngleich auch nicht der ersehnte Straßentitel. Sind Sie zufrieden mit dem Saisonende?

Ein schöner Ausklang einer turbulenten Saison. Als Allrounder kann ich überall mitsprechen, daß es für den Bergzeitfahrtitel gereicht hat ist natürlich großartig. Das es ein Einzeltitel wird, also eines ohne Helfer, hatte ich eigentlich nicht erwartet, da ich Mitglied eines fantastischen Teams bin. Schon erstaunlich, daß es da nicht auch vorher mal gereicht hat.

- Sie haben eine "turbulente" Saison hinter sich. Zunächst kamen Sie nicht richtig in Tritt, zur Tour, nach Ihrem Teamwechsel, fehlte Ihnen etwas die Form und zur Vuelta hatten Sie dann auch noch Pech. Können Sie ein persönliches Fazit der Saison ziehen?

Diese Saison war zweifelsfrei sehr lehrreich für mich. Der Teamwechsel war nicht leicht und das Pech hatte mich ja nicht nur zur Vuelta sondern auch beim GP von San Sebastian erwischt, wo ich in hervorragender Position stürzte. Wenn man dann noch einrechnet, daß ich zur Tour ernsthafte - wenn auch wohl unbegründete - Ambitionen hatte, mußte ich viel einstecken. Leichter wurde das nur durch die Freundschaften mit Samuel und Alexandre. Die Konkurenz auf der Straße hat darunter nicht gelitten, aber es hat sich gezeigt, daß man auch als Konkurenten sich achten und mögen kann.

- Wie sehen Sie die Zukunft, was erwarten Sie für die nächste Saison? Bleiben Sie beim Team Fossier?

Ich bin ein wenig ausgelaugt. Schon wieder, mag so mancher denken. Ob ich zu Paris-Nizza wieder voll da bin? Ich hoffe es sehr. Sicher ist nur, daß ich mir einen Teamwechsel nicht vorstellen kann. Die kleinen Reibereien bei gleichzeitig sehr professioneler Führung liegen mir. Als Ausgleich kommt mir die jetzige Ruhe als Autor von "Valverde Inside" sehr gelegen.Wenn ich wieder an den Start gehe, dann sicherlich mental und körperlich gestärkt. So mancher wird mich nicht wiedererkennen.
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wflo
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Beitrag: # 423528Beitrag wflo
3.5.2007 - 13:53

...James Brown

- Mister Brown, was hat es mit dieser Welttour auf sich, welcher Idee verdanken wir dieses Projekt?


Also die grundlegende Idee hinter dem Projekt Welttour war die Einbindung anderer Kontinente in den Spitzenradsport. Es geht darum Werbung für den Sport zu machen und die Jugend dazu zu ermuntern auf ihre Räder zu steigen. Bis dato war Europa der ganz klare Spitzenreiter in Sachenradsport und alle wichtigen Rennen beschränkten sich auf nur einen Kontinent, oder sagen wir auf nicht mal die Hälfte eines Kontinents. Mein Vorgänger bei S-W hatte Anfang der letzten Saison ja schon ein afrikanisches Rennen gefordert und nach regen Verhandlungen mit der UCI und dem Radsport-Dachverbänden der Kontinente hat sich diese Idee entwickelt. Das Fahrerfeld war ja schon in der letzten Saison sehr international. Selbiges gilt für die Teams, waren außer Teams aus Europa auch noch Teams aus Nord- und Südamerika und Afrika am Start. Vielleicht ist es auch nur eine Frage der Zeit bis es zu einem australischen Team kommt, genug Spitzenfahrer gäbe es down under ja.


- Wie wird sich diese Welttour für die Fahrer und Teams gestalten?


Wir haben versucht die verschiedenen Rennen so in den Plan einzufügen dass die Reisestrapazen nicht zu groß sind und keine anderen Rennen dadurch leiden.
Die Rennen selbst werden sehr unterschiedlich sein. Wir haben versucht für alle Fahrertypen Terrains zu finden. Wer die Tour insgesamt gewinnen will muss sicher ein guter Allrounder sein und seine Form gut planen können. Der genaue Aufbau der Wertung steht noch nicht fest, eines ist aber klar: Die Zeiten der einzelnen Rennen werden nicht addiert. Es wird also Richtung früherer Weltcup gehen, wobei die eine oder andere Regeländerung nicht ausgeschlossen, sondern ganz im Gegenteil sehr wahrscheinlich ist.


- Was erwarten sie sich sportlich von dieser Welttour?

Wie die Teams und Fahrer die Welttour aufnehmen, ist nur sehr schwer einzuschätzen, aber ich hoffe natürlich dass sich der eine oder andere Topfahrer die Welttour als Ziel setzt. Viel wird aber vor allem von den einheimischen Fahrern abhängen. Ein starker Cadel Evans in Australien, ein Ryan Cox mit Topform in Südafrika oder eine ähnliche Stärkedemonstration der Südamerikaner in Venezuela wie bei der Bergzeitfahr-WM wäre sehr wünschenswert.
.
"Sicher gibt das böses Blut, doch Sprache ist, dass wissen wir, das allerhöchste Gut
und ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg."


HC of the Krieglach Bucs:
10 Seasons / 7 POs / 3-time CHAMPION

HC of the Krieglach BB Bucs:
8 Seasons / 6 POs / 0-time CHAMPION

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Beitrag: # 430184Beitrag Lance Armstrong Fan
26.5.2007 - 18:07

...Abraham Olano

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- Señor Olano, lange Zeit war es still um sie geworden, nun sind sie wieder im Rennradsport involviert, als Team-Manager der Sonnenkraft-Wasserkraft Equipe. Im Team gab es letztes Jahr einige Ungereimtheiten. Nicht gerade ein leichter Start in die neue Karriere?

Ja, ich freue mich, bei diesem Team einen Platz gefunden zu haben. Ich habe lange Zeit nur Junioren trainiert und so meine Erfahrungen im Betreuerstab gesammelt. Ich bin also kein Neuling mehr auf diesem Gebiet, einzig das Management fällt mir noch nicht so leicht. Ich bin lieber mit den Fahrern unterwegs.
Das Team hat sich gefangen, ich hatte den Eindruck, dass nun ein sehr kompetenter und zuverlässiger Stab dabei ist, der mich unterstützen wird. Mit Fabio Baldato habe ich einen großartigen und sympathischen Sportlichen Leiter, der viel Radsportwissen und auch Erfahrung in diesem Team gesammelt hat. Ich glaube also, dass in dieser Saison alles reibungslos ablaufen wird.

- Welche Ziele verfolgen sie im kommenden Radsportjahr? Wer wird aus ihrem Team positiv überraschen können?

Positive Überraschungen sind schwer vorrauszusagen. Von Alessandro Ballan, Bernhard Eisel und vor allem Damiano Cunego sind wir Topleistungen ja gewohnt, da ist kaum Raum für Überraschungen. Ryan Cox ist inzwischen auch mehr als ein Geheimtipp, aber von Fahrern wie Bernhard Kohl und Marco Marzano erwarten wir einiges und auch Thomas Lövkvist kann noch mehr als er letzte Saison gezeigt hat. Die Ziele erklären sich so auch von selbst, Damiano wird sich natürlich auf den Giro konzentrieren, Ryan auf die Welttour und Eisel und Ballan auf die wichtigen Rennen im Frühjahr, das werden unsere Ziele für 2007 sein.

- Die neue "Welttour" ist in aller Munde. Sie haben mit Ryan Cox ein ganz heißes Eisen im Feuer. Was denken sie darüber?

Ich halte die Welttour für sehr sinnvoll, kleine Rennen werden so zur Pflicht, ich begrüße es sehr, dass man weg vom Kommerz und der puren Vermarktung des Radsportes gehtund hin zum Sport, nah an die Fans. Man hat bereits in Australien gesehen, welche Euphorie dort am Streckenrand herrschte, das macht Lust auf mehr. Wir wollen natürlich auch dort eine größere Rolle spielen, mit Ryan Cox wollen wir vorne vertreten sein, ihm liegt so ein Rennen und für ihn ist auf jeden Fall die Zeit gekommen, um ganz nach vorne im internationalen Radsport zu fahren.
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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