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ETXE
10.12.2006 - 15:53
Hitzeschlacht in Norddeutschland -+-+- Millionenpublikum an der Strecke -+-+- Elf Fahrer flüchten zur rechten Zeit
Bei ca. 35°C im Schatten war für die Fahrer heute eines angesagt: Trinken, trinken, trinken! Ein abwechslungsreicher Rennverlauf sorgte für Kurzweil im Publikum. Während man beschwingt zum Ententanz schunkelte, verpasste man beinahe den Zielsprint.
Das heutige Peloton ließ es sehr langsam angehen. Das extreme Sommerwetter schien etliche Fahrer zu paralysieren. Während des Ausflugs nach "Süddeutschland", also Harburg und Niedersachsen, tat sich rein gar nichts. Kein Fahrer wollte offenbar riskieren, bereits frühzeitig zu dehydrieren.
Bei der Anfahrt zur Köhlbrandbrücke kam es dann doch zu einer Attacke. Juan Hernandez (AME), Xavier Florencio (CAB) und Brighton Kasecha (S-W), nach langer Verletzung in seinem ersten Saisoneinsatz, hießen die Mutigen. Im übrigen alle Drei Fahrer aus den heißeren Regionen dieser Welt.
Das Feld, keineswegs beunruhigt, ließ die Attackierer zunächst gewähren. Erst bei Kilometer 120, als man einen Abstecher nach Schleswig-Holstein unternahm, war es v.a. das Commonwealth-Team, das eine etwas schnellere Gangart einschlug. Aber dies taten sie nur, um bei der ersten Wasebergpassage nach ca. 125 Kilometern Michael Barry attackieren zu lassen. Noch zuckte keiner der Favoriten. Allerdings gingen Jens Voigt (MWP), Magnus Backstedt (VIK) und Wim Vansevenant (RWV) mit. Sehr bald hatten sie die ersten Ausreißer eingeholt, so daß nun eine siebenköpfige Fluchtgruppe vorneweg fuhr.
Diese Gruppe hatte auch bei der zweiten Passage der Hamburger Bergwertung einen Vorsprung, etwas über eine Minute wurde gemessen. Aus dem Feld heraus attackierte Bettini, aber bei ihm machte sich die Tour de France bemerkbar. Steve Morabito heftete sich an seine Fersen, Bettini gab die Attacke auf.
Auf der Schnelsener Landstraße, bei Kilometer 205, war schließlich auch die Zeit der Fluchtgruppe abgelaufen. Nun reihten sich auch andere Fahrer weiter vorne ein, denn 10 Kilometer später sollte ein weiteres Mal der Waseberg in Angriff genommen werden. Fossiers Ángel Vicioso und Philippe Gilbert zogen nun heftig am Horn und das Feld ganz lang. Valverde (FOS) versuchte es am Waseberg mit einer Attacke, konnte damit aber nur einige Fahrer aus dem Feld abhängen. Noch einmal stand der Waseberg auf dem Programm, etwa 16 Kilometer vor dem Ziel. Und nun sah man auch die BRS-Fahrer weiter vorne, ebenso wieder Gilbert und Vicioso. Noch einmal versuchte es Bettini, aber den wollte man nicht weglassen, besonders van Bon und Voigt (beide MWP) passten sehr gut auf den kleinen Italiener auf, der nun auch endgültig aufgab.
Erst ein paar Kilometer hinter dem Waseberg kam es zur großen Überraschung. Björn Leukemans (RWV) verbremste sich in einer der letzten engen Straßen hinter dem Waseberg und behinderte einen Großteil des Hauptfeldes. 11 Fahrer jedoch konnten das ausnutzen und es kam zu einer Lücke, welche die entscheidende sein sollte. Die elf Fahrer, allesamt gute bzw. sehr gute Sprinter (Bennati, Boonen, Cavendish, Chicchi, de la Rosa, Freire, Greipel, Haussler, Isasi, Petacchi, Pollack), sollten also das Rennen unter sich ausmachen.
Iñaki Isasi wollte sich anscheinend nicht auf einen Sprint gegen Boonen und Co. einlassen und attackierte 2 Kilometer vor dem Ziel. 5 Fahrer, darunter Boonen und Petacchi, fielen etwas zurück, eine erneute Attacke einen Kilometer später ließ auch noch Bennati und Chicchi zurückfallen. Zu mehr reichte es allerdings bei Isasi nicht mehr. Zudem musste er den Sprint von vorne fahren. Nahezu lässig übersprinteten Greipel und Haussler den Basken. Und dann kam der Antriit von Óscar Freire. Mit der höchsten Endgeschwindigkeit schob er sich um eine Voderradlänge an den beiden Deutschen vorbei. Haussler wurde nach Zielfoto-Entscheid Zweiter, Greipel Dritter.
Im Grunde genommen also keine Überraschung, aber nach dem bisherigen Saisonverlauf dann doch, denn zuletzt hatte Freire im Sprint nicht mehr so richtig überzeugen können. Sicherlich darf er sich bei Isasi bedanken, der durch seine mutige Fahrweise die Top-Sprinter hat abhängen können.
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot
