Giro di Lombardia (Copa Internacional #10)

Ein kleines Rollenspiel

Moderatoren: Escartin, ETXE, wflo

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HomerS
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Beitrag: # 209083Beitrag HomerS
25.1.2005 - 16:58

Miguel kämpfte. Aus dem Mannschaftswagen hörte er, dass Belli wohl gewinnt. Aber das war ihm ziemlich egal.
Einmal hatte er Oscar sogar angebrüllt, als dieser eine Schwächephase war, was eigentlich gar nicht seine Art war.
Er hatte ein schlechtes Gefühl, allerdings wollte Mampy mit Sicherheit nichts unversucht lassen...
Herbert Finken (Tasmania Berlin) begrüßt seinen Gegenspieler:"Mein Name ist Finken, und Du wirst gleich hinken."

Man riecht sich später,
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Schnuffel_78
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Beitrag: # 209090Beitrag Schnuffel_78
25.1.2005 - 17:26

Nun konnte Torsten David nur nochauf eine Art helfen! Er musste vor den Verfolgern ins Ziel kommen. Zufrieden sah er, dass David zu den beiden Ausreißern aufschliessen konnte und noch sehr frisch zu sein schien. Das sollte gut ausgehen.
Er erkundigte sich beim Teamwagen, wie die Rennsituation vorne war und wunderte sich, dass jetzt nicht alles für David fuhren. Man würde ihn damit weiter nach vorne und mehr Plätze zwischen ihn und Freire bringen.
Naja, dass war nicht sein Problem, er hatte seinen Job gemacht und sich so hoffentlich für die neue Saison empfohlen. Nun hieß es nochmal 6 km beissen und vor Freire ins Ziel kommen. Besser war dieser am Berg ja schliesslich auch nicht und Vorsprung hatte er auch noch...
RPG - Torsten Hiekmann --- Etxe-Ondo gara.net
Sieger Paris-Nizza
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Gesamtsieger - Sattlerei2 2005

Igor
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Beitrag: # 209130Beitrag Igor
25.1.2005 - 20:54

Mierda, dachte Igor nur, als Extebarria wieder Anschluss gefunden hatte. Beim Zieleinlauf würde sich alles entscheiden, wenn es sich nicht schon längst entschieden hatte, denn er wusste nicht, wie es um Oscar stand. Letztendlich würde es wohl nur noch um Igors eigene Platzierung gehen, denn Oscar sehnte schon vor dem Startschuss das Ziel herbei. Jetzt lief alles für Extebarria. Natürlich gönnte Igor es seinem Landsmann, aber er war ja nicht in dessen Team. Ein letztes Mal musste Igor alles geben.

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Hoffi
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Beitrag: # 209136Beitrag Hoffi
25.1.2005 - 21:09

Da Iban nichts von Etxe gehört hatte, fuhr er kurz vor Schluss noch eine Attacke, ausgestattet mit der Gewissheit, die ihm bereits relativ früh bewusst geworden war: Belli wird siegen, für ihn würde es nur um den zweiten Rang gehen - die Schlagzeilen in den spanischen Blättern sah er daher schon vor sich: "Auch Spanien hat nun einen Boogerd - Mayo wie schon in Lüttich erneut Zweiter". Für einen Augenblick hatte er das Hier und Jetzt vergessen, und musste sich daher abrumpt in die auf der Abfahrt nächstfolgende Kurve werfen, ehe ihm ein Blick zurück verriet, dass er selbst den zweiten Platz alles andere als sicher hatte. Verausgaben, den Körper voll auslasten und das letzte herausholen - das war nun die Devise.
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Artifex
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Beitrag: # 209141Beitrag Artifex
25.1.2005 - 21:28

Bisher hatte nichts so geklappt, wie es das tun sollte. Luca's Attacken waren erfolglos geblieben, der Gesamtsieg war in ganz weite Ferne gerückt. Jens war elend zu Mute und dennoch keimte ein kleines wenig Hoffnung, dass die Teamwertung vielleicht noch zu verteidigen sei. Deshalb raffte sich Jens nocheinmal zusammen und versuchte seine Teamkollegen dazu zu motivieren, für die Endplatzierung nocheinmal hudnert Prozent zu geben.

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sys
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Beitrag: # 209186Beitrag sys
26.1.2005 - 3:23

«Forza, Giuliano!», schrie Andrea. «Mi attira il secondo posto più del terzo posto! E ti?»
Andrea versuchte sich auf dem Flachstück wieder an den Spanier heranzusaugen, um dann - von hinten heranrollend, kurz den Windschatten des Selbigen und seinen eigenen Tempoüberschuss ausnutzend - unmittelbar eine Attacke "drüberzufahren".
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ETXE
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Beitrag: # 209191Beitrag ETXE
26.1.2005 - 7:22

ZIELANKUNFT:

Nun ist es amtlich. Soeben überquert Wladimir Belli unter dem Jubel seiner Landsleute als erster die Ziellinie. Sein Vorsprung ist komfortabel, er hat Zeit genug, sich das Trikot zurecht zu zupfen und kann die Arme bereits 50 m vor der Ziellinie hochreißen. Gegen ihn hatte heute keiner eine Chance.
Iban Mayo holt sich Platz 2, er konnte seinen Vorsprung vom letzten Berg in der Abfahrt bis ins Ziel retten. Hinter ihm gibt es einen Sprint, den Figueras gegen Peron gewinnt. Zwei Valicpueblo-Fahrer also auf dem Podium, aber der Baske Mayo konnte den italienischen Dreifacherfolg verhindern. Heras und Totschnig rollen ins Ziel, kurz darauf folgt Sanchez.

Nun müssen wir über 5 Minuten warten. Da kommt das Trio um Etxebarria, angeführt von Jörg Jaksche, dahinter Etxebarria. Jaksche eröffnet den Sprint, auch Etxebarria und IGG gehen aus dem Sattel. Etxebarria will links an Jaksche vorbeigehen, der Deutsche fährt eine kleine Welle nach links, der Baske zieht in einem waghalsigen Manöver nach rechts und geht an Jaksche vorbei. IGG bleibt nichts anderes übrig als auch rechts neben Jaksche zu gehen, an Etxebarria kommt er allerdings nicht mehr vorbei. Der kleine Baske wird Achter, somit dürfte er die Gesamtwertung gewonnen haben.
Es folgt Torsten Hiekmann, der einen tollen Job gemacht hat als "Ersatzfahrer" im baskischen Team.

Nun folgt die nächste Gruppe. Fünf Fahrer beteiligen sich am Sprint, den Paolini knapp vor Freire für sich entscheidet. Dahinter Ziegler, Barbosa und Loosli. Voigt, Landaluze, Eisel und ein vollkommen ausgepumpter Perdiguero rollen dahinter locker ins Ziel.


Wir sehen in den Zielbereich. Ohh, was ist da los??
Auf der Anzeigetafel sehen wir hinter Etxebarrias Name einen Stern. Das bedeutet, daß ein Protest vorliegt, vielleicht wegen einer vermeintlichen Behinderung im Sprint?? Wir melden uns wieder, wenn wir Näheres wissen...
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ETXE
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Beitrag: # 209195Beitrag ETXE
26.1.2005 - 8:16

Hallo, da sind wir wieder. Während die Jury noch berät, zeigt uns das italienische Fernsehen immer wieder die Bilder des Sprints um Platz 8. Bei seinem Manöver, als Etxe von links nach rechts herüberzog, um der Welle von Jaksche auszuweichen, könnte er Galdeano behindert haben, dessen Weg er dabei kreuzen musste. Ojee, da möchte jetzt keiner Rennkommissär sein!

Ah, soeben bekommen wir die Entscheidung mitgeteilt! David Etxebarria wird wegen Behinderung ans Ende seiner Gruppe distanziert, d.h., er belegt somit den zehnten Platz.

Hier jetzt also das Resultat:

01. Wladimir Belli (I/Val)
02. Iban Mayo (E/Etx) +1:24
03. Giuliano Figueras (I/Val) +1:40
04. Andrea Peron (I/Tra) s.t.
05. Roberto Heras (E/Pat) +2:08
06. Georg Totschnig (A/Gla) s.t.
07. Samuel Sanchez (E/Etx) +2:16
08. Igor Gonzalez de Galdeano (E/Pat) +7:34
09. Jörg Jaksche (D/Gla) s.t.
10. David Etxebarria (E/Etx) s.t. [dist. v. Pl. 8]
11. Torsten Hiekmann (D/Etx) +8:18
12. Luca Paolini (I/Vod) +10:20
13. Óscar Freire (E/Pat) s.t.
14. Thomas Ziegler (D/Vod) s.t.
15. Cândido Barbosa (P/Tra) s.t.
16. David Loosli (CH/Val) s.t.
17. Jens Voigt (D/Vod) +10:27
18. Iñigo Landaluze (E/Tra) s.t.
19. Bernhard Eisel (A/Pep) s.t.
20. Miguel-Angel Martín-Perdiguero (E/Pat) s.t.


Im Zielraum sehen wir derzeit wütende Szenen. Etxebarria ist zur Renn-Jury vorgedrungen und scheint diese mit den wüstesten Beschimpfungen einzudecken. Seine Teamkollegen halten ihn fest, wahrscheinlich, um ihn an Handgreiflichkeiten zu hindern.
Wir haben gerade mal nachgesehen. Falls es beim zehnten Platz Etxebarrias bleibt, hat er 304 Punkte in der Gesamtwertung, ebensoviele wie Óscar Freire. In diesem Fall zählen die besseren Einzelergebnisse der Fahrer. Beide haben jeweils einen ersten, einen dritten und einen vierten Platz in dieser Saison erreicht, aber Freire wurde in Hamburg Sechster, während bei Etxebarria ein siebter Platz in Roubaix folgt.
Demnach hat Óscar Freire die Copa Internacional mit dem denkbar knappsten aller Ergebnisse gewonnen.

Währenddessen wird Etxe von Iban Mayo und Samuel Sanchez vom Tisch der Rennkommissäre weggeführt. Er dreht sich nochmal um und schreit ein Wort, welches wir lieber nicht übersetzen wollen. Dann verbirgt er sein Gesicht zwischen den Händen und die ETXE'ONDO-Fahrer verschwinden in ihrem Teambus.
Wir wollen hoffen, daß es jetzt wenigstens zu einer Siegerehrung kommt.
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HomerS
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Beitrag: # 209254Beitrag HomerS
26.1.2005 - 15:08

Miguel hatte nicht mehr viel in seinem Akku gehabt, aber er hatte ihn komplett leer gefahren.
Völlig fertig beobachtete er, wie Freire 2. der Gruppe wurde, und rollte über die Ziellinie.
Er ließ sich sofort von Rad heben und setzte sich auf den Boden. Er kochte vor Hitze, obwohl es an der Luft nicht warm warm, und atmete schwer.

Ein Teamhelfer informierte ihn über den Ausgang des Rennens und rechnete ihm vor, dass Etxe die Gesamtwertung gewonnen hatte. Dann erzählte irgendjemand etwas von einem Protest.
Mampy saß dort nur mit leerem Kopf.

Es verging eine Zeit, bis es hieß, Etxe wäre distanziert und Freire somit Gesamtwertungssieger.

Miguel war völlig perplex und fassungslos und konnte es erst - halbwegs - glauben, als es ihm durch einen Offiziellen eines anderen Teams bestätigt wurde.

Er ballte die Fäuste, reckte sie gen Himmel und ließ einen Jubelschrei los. Dann schossen ihm so viele Gedanken durch den Kopf, all die Mühen und Qualen, all die die lustigen Momente, all die Erfolge und Triumphe, all die Rückschläge und Enttäuschungen der Saison. Es war so unglaublich viel passiert - und heute in diesem Rennen mit den vielen Wendungen fand sich auch so viel davon wieder.

Alles das fiel jetzt von Miguel Angel Martin Perdiguero ab. Und jetzt saß er da körperlich müde auf dem Boden in einem Moment, der - auch wenn er ja nicht direkt selbst gewonnen hatte, sondern "nur" durch den Teamkollegen - zweifellos zu den glücklichsten in seinem Leben gehörte, und begann zu schluchzen.

Sein spanischer Stolz verbot ihm das eigentlich, aber irgendwo war es ihm jetzt auch egal. Alle Dämme brachen und er saß dort im Zielbereich mit Tränen in den Augen.
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Artifex
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Beitrag: # 209259Beitrag Artifex
26.1.2005 - 15:16

Jens hatte bis zum Ende gekämpft und dennoch hatte es für Luca nicht gereicht. Einerseits über diese Tatsache zutiefst enttäuscht, andererseits erfreut darüber, dass eine trotz der wenigen Rennen sehr kräftezehrende Saison zu Ende gegangen war, schob Jens sein Rennrad durch den Zielbereich. Die Journalisten drängten sich auf der anderen Seite der Straße um eine Gruppe von Fahrern herum, die wild gestikulierend Fernsehinterviews geben. Jens konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, er hatte dies betreffend jedoch auch kein großes Interesse. Er wollte nur zum Teambus, zur erfrischenden Dusche. Da tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter: Martin Becker.

Jens fragte Becker nach den Tumulten, die sich in der Nähe abspielten. Becker erzählte es ihm und reichte Jens dann die Ergebnisse des Tages sowie die Gesamtwertung. Jens überflog die ersten Zeilen und blieb dann bei der Teamwertung stehen. PBZV-Vodafone stand immer noch an der Spitze. Jens seufzte erleichtert auf. Es war, als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen, so erleichtert war er über den Gewinn der Teamwertung. Zu Martin Becker konnte er es natürlich nicht sagen, aber ohne diesen Erfolg hätte Jens nicht damit gerechnet, dass Vodafone den Sponsorenvertrag verlängert hatte. Ein Glück…

Auf dem Weg zum Teambus erklärte Martin Becker noch einmal genauer, wie es genau dazu kam, dass Freire nun doch Gesamtsieger war. Jens schüttelte nachdenklich den Kopf. Er mochte Freire, aber Etxebarria hätte er es trotzdem gegönnt. Der Baske hatte gezeigt, dass man sich sowohl für den Radsport engagieren als auch sportliche Erfolge erzielen konnte. Jens war das zum Beispiel nicht gelungen.

Im Teambus wurde eine Flasche Champagner geöffnet und es wurde auf die Teamwertung angestoßen. Die Stimmung war ausgelassen, was auch bei Jens zu einer Stimmungsumschwankung führte. Gut gelaunt begab sich Jens unter die Dusche. Sie hatten am Abend noch einiges vor.

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Escartin
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Beitrag: # 209274Beitrag Escartin
26.1.2005 - 17:04

Reformen? Wieso denn Reformenß So wie es jetzt war, war doch alles in Ordnung. Ein Sieg bei der Lombardeirundfahrt, dem drittwichtigsten Rennen nach Giro und WM. Der Höhepunkt seiner Karriere. Immer wieder riss Belli die Arme in die Luft. Nur der Höhepunkt? Sollte man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist? Einen besseren Endpunkt konnte es kaum geben. Den Giro würde er wohl nicht mehr gewinnen, das musste er sich eingestehen. Zukunftsmusik! Jetzt galt es zu feiern. Belli strahlt mit der Sonne, die den Comer See beschien um die Wette, als er auf dem Podium den Tifosi, seinen Tifosi zuwinkte. Ja, nicht nur Simoni hatte Anhänger.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

totschnig23
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Beitrag: # 209293Beitrag totschnig23
26.1.2005 - 17:49

Rang 6 zum Saisonabschluss, bei seinem 2.Rennen damit konnte er zufrieden sein, aber ganz zufrieden war er trotzdem nicht, Top5 wären sein Ziel gewesen auch egal der eine Platz dachte er sich und gratulierte Belli artig zu seinem Triumph bei seinem Heimrennen gegen ihn war hier kein Kraut gewachsen

Igor
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Beitrag: # 209320Beitrag Igor
26.1.2005 - 19:47

Das war nochmal ein fulminantes Saisonende. Igor selbst hatte nur mitbekommen, dass Extebarria, anstatt links an Jaksche vorbeizuziehen, plötzlich den rechten Weg wählte und Igor ausweichen musste. Es war alles viel zu schnell gegangen, als dass er sich noch daran erinnern konnte. Er freute sich zwar ausgelassen über Oscar´s Sieg, aber es war doch kein richtiger Triumph gewesen. Aber er verdrängte den Gedanken schnell und freute sich auf sehr viele radsportfreie Tage.

Artifex
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Beitrag: # 209321Beitrag Artifex
26.1.2005 - 19:49

Zwanzig Minuten später, jetzt in Zivilkleidung, trat Jens aus dem Teambus heraus, auf die Straßen. Es herrschte immer noch Aufregung, die Journalisten und Kameramänner wuselten über die Straße und suchten den nächsbesten Fahrer für ein Interview.

Jens wollte sich lieber nicht in das Getümmel stürzen. Die Fahrer, die er treffen wollte, hätte er in diesem Gedrängel wohl eh' nicht gefunden. Ich finde schon einen anderen Weg, Belli, Freire und auch Etxe zu gratulieren.

Also setzte sich Jens wieder in den Teambus und nahm ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank. Dann setzte er sich an den kleinen Bartisch und studierte den Zettel der vor ihm lag: Es war die Übersicht des Budgets, dass dem Team übrig geblieben war. Unten, am Ende des Plakats, prangte eine vierstellige Summe. Jens pfiff leise durch die Zähne, als hinter ihm plötzlich Martin Becker und Luca Paolini auftauchten. Was machen wir mit dem Geld?, fragte Jens. - Ausgeben!? Oder für die nächste Saison sparen? Keine Ahnung, is' ja schließlich euer Geld. Jens wusste immer noch nicht so recht was er davon halten sollte, als Luca eine Idee hatte.

Innerhalb von zwanzig Minuten reifte der Plan. Als sie schließlich einige Telefonate mit Lucas Bekannten aus der Gegend durchgeführt hatten, schien die Sache perfekt. Schnell zückte Jens sein Handy und schickte eine Rund-SMS an alle Teamkapitäne, deren Nummern sich mit der Zeit auf seinem Handy eingefunden hatten. Er schrieb:

GROSSE SAISONABSCHLUSSFEIER IN DER PIZZERIA "LA FINESTRA" IN COMO! AB 19 UHR. GETRÄNKE FÜR SPORTLER UM FAST 75% PROZENT ERMÄSSIGT. EINTRITT NATÜRLICH FREI.

Nachdem die SMS verschickt war, spukte Jens kurz durch den Kopf, dass sich PBZV-Vodafone langsam zu einem reinen Partyteam mauserte, doch diesen Gedanken verwarf er ganz schnell wieder. Es war ihm egal, was Medien und andere Fahrer über das Team sagten. Er wollte einfach nur feiern, dass eine solche Saison, die von Skandalen seitens der UCI überschattet wurde, zu einem solchen Abschluss fand. Jens' Meinung nach, war das ein wirklicher Grund zum Feiern![/b]

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sys
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Beitrag: # 209322Beitrag sys
26.1.2005 - 20:06

Der italienische Radsport hatte sein Gesicht gewahrt - da war sein eigener vierter Platz vollkommen unbedeutend. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht sah Andrea folglich, wie Belù den Augenblick, den einen, unendlichen Moment des Triumphes auf dem Podest genoß.


«La Finestra? Hat nicht der Bruder des Bekannten von Paolinis Schwager...?» Irgendwo hatte Andrea den Namen des ristorante bereits einmal gehört...
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Hoffi
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Beitrag: # 209325Beitrag Hoffi
26.1.2005 - 20:31

Satte 1:24 Minuten hatte Iban noch verloren auf Belli, Zweiter war er dennoch geworden. Im Ziel angekommen mauserte er sich auf eine ihm im Nachhinein unbekannte Art und Weise durch die zahlreichen Medienvertreter zu dem Italiener durch. Stark gefahren, alter Mann, gratulierte er Belli mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ehe er sich zusammen mit Samu, bei dem er sich zuvor bedankt hatte, denn allein Samu hatte den zweiten Platz möglich, eine ordentliche Position suchte, um sich den für den "Copa Internacianal"-Gesamtsieg entscheidenden Sprint anzuschauen. Den achten Rang musste Etxe einfahren, also als Erster seiner Gruppe über die Linie kommen, da vor der Freire-Gruppe auch noch der klasse gefahrene Hiekmann unterwegs war.

Als Etxe dann tatsächlich den Sprint gewonnen hatte, gab es kein Halten mehr für Iban, wie ein kleines Kind sprang er Etxe um den Hals und machte seine Freude akustisch deutlich - ein krasser Gegensatz zu den Situationen, die sich nur eine knappe halbe Stunde später abspielten: Bei Etxe waren jedwede Sicherungen durchgebrannt, selbst spanisches Temparament war das schon nicht mehr. Selten hatte Iban seinen langjährigen Teamkollegen so in Rage erlebt wie nach diesem Rennen, nur mit vereinten Kräften konnten er und Samu den kleinen Etxebarria von der Jury weghalten - irgenwann stand dann aber auch Etxe unter der Dusche. Hier, sagte Iban später und verwies auf eine SMS von Jens Voigt, ich glaube, "Frustsaufen" ist momentan genau das richtige für uns ...
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ETXE
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Beitrag: # 209331Beitrag ETXE
26.1.2005 - 21:24

Nach dieser Saison auch noch dieses Finale. Nachdem die Saison bereits emotional vieles von ihm eingefordert hatte, brachen bei ihm nach dem Juryentscheid sämtliche Dämme. Sicherlich war er bei dem Sprint an die Grenze gegangen, aber was hatte es da schon für Sprintankünfte gegeben, bei denen die Fahrer ganz anders zur Sache gingen?

In dem Moment, als die Jury entschieden hatte, schien die ganze Borniertheit der Radsportfunktionäre auf ihn einzustürzen. Zum Glück hatten ihn aber die Kollegen und Freunde zurückgehalten. Wer weiß, was alles hätte passieren können? Nichtsdestotrotz hätte das Team alles erreichen können! Was blieb? Sein eigener zweiter Platz in der Copa und der zweite Platz in der Teamwertung :?

Als er dann doch zur Siegerehrung ging, war er froh, daß die baskischen Reporter ihn in Ruhe ließen. Sie schienen ebenso betroffen von der Situation wie David selber. Zunächst aber ging David zur Rennjury und entschuldigte sich für seinen Ausraster. "Aber nur dafür!" dachte er sich dazu.
Dann gratulierte er Freire und das tat er aufrichtig, da er ihn für einen der besten Fahrer derzeit hielt.

Sein Auftritt war kurz gewesen bei der Siegerehrung und keiner belästigte ihn auf dem Weg zurück zum Teambus. Dort bedankte er sich nochmal bei allen Teammitgliedern für die tolle Saison..

David sah auf und schmunzelte ganz leicht zu den anderen. "Aber jetzt wird erstmal gefeiert. Zweite Plätze sind doch auch was wert." Er packte eine Flasche Schampus aus, öffnete sie, nahm einen ordentlichen Schluck und reichte sie weiter an Mayo. "Um auf dein Angebot zurückzukommen, Iban! Frustsaufen oder besser Trotzsaufen ;) ist angesagt! Im Kühlschrank liegen auch noch zwei Flaschen Patxaran, Jungs...!"
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