UKDVV-Sitzungen 2004

[ETXE]

David war mit einem Hubschrauber gekommen, dem Privathubschrauber des Orbea-Chefs. Er hasste Hubschrauberfliegen, aber er wollte pünktlich sein...

In der offenen Tür des Sitzungssaals stand Wladimir Belli. David legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und sagte: "Tut mir leid, was dir da passiert ist! Aber hier wird dir keiner den Kopf abreissen!"

Er betrat den Raum, grüsste Stephen Roche und setzte sich. Er freute sich, daß er der erste der aktiven Fahrer bei der Sitzung war, naja, fast, denn schließlich war Belli vor ihm dagewesen...

[Artifex]

Kurze Zeit später erreichte auch Jens den Sitzungssaal. Da noch genügend Zeit war, besorgte er sich beim Bäcker von nebenan noch ein Croissant und stattete dem Geldautomat einen Besuch ab.
Schließlich kehrte er zu dem Tagungsraum zurück. Es waren noch fünf Minuten bis Sitzungsbeginn... - eine guter Zeitpunkt, dachte sich Jens und betrat das Gebäude.

Er musste nicht lange warten, um den Raum zu finden. Grund dafür waren Stephen Roche und der Russe Wladimir Belli, die im Eingang des Sitzungsraums standen und sich unterhielten. Als Jens sie erblickte ging er mit raschen Schritten zu den beiden herüber, gab beiden die Hand und sagte zu Belli: Blöde Geschichte, aber ich denke, dass wir das heute aufklären können. Wie immer hatte Jens das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben, deshalb lächelte er etwas gequält und setzte sich an seinen Platz.
Als er Etxebarria erblickte, klopfte Jens auf den Tisch, um Etxebarria kurz aus seinen Gedanken zu reißen und sagte:Hola Etxe! Na, haste dein Weltcup-Trikot drunter? Jens lächelte, legte seine Jacke ab und setzte sich auf den Platz, den er bei der ersten Sitzung schon angenommen hatte. Aus seiner Jackentasche nahm er einen kleinen Notizzettel und einen Kugelschreiber und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dieses Mal war er auf alles vorbereitet, so glaubte er jedenfalls.

[HansFuchs]

Auch Olaf, der diesmal mit dem Firmenwagen der UCI angereist war, angekommen.

Er stiefelte den Gang entlang und fand nach etwas Zögern die Tür des Sitzungssaals. Schönen, guten Tag, meine Herren.
Er schaute in die Runde und sah bereits den grimmigen Blick von Wladimir Belli. Roche unterhielt sich mit ihm.
Olaf lief auf die beiden zu, gab Belli und Roche die Hand und bewegte sich in Richtung Tisch zu.
Dort sah er Etxebarria. Hola, David, gut geschlafen? Hab mir dein Rennen im Fernsehen angeschauen, starkes Finish, du hast doch nicht etwa... Olaf brach den Satz ab und gab Etxebarria die Hand.

Auch den Vertreter des Pelotons Jens Voigt begrüßte er. Guten Tag, Herr Voigt.
Es setzte sich auf seinen Stuhl, öffnete seinen Aktenkoffer und griff nach der aktuellen Tagespresse, er versank in den Börsennachrichten...

[Escartin]

Belli war ungehalten. Er vertrödelte hier doch nur seine Zeit. Wieso war er überhaupt hier? er war doch sauber, unschuldig, ein Sportsmann. Bei Pepsi musste nachgefragt werden, deren Dopingvergehen waren doch ein offenes Geheimnis im Peloton. Aber wahrscheinlich hatten die Schwarzgeld fließen lassen.
Wäre jemand so freundlich, mir mitzuteilen, was man von mir will? Ich weiß um meine Unschuld und kann sie gerne beweisen. Solange sie jedoch lieber den Wert ihrer Geldanlagen studieren, lieber Herr Ludwig, wird das wohl nix werden.

[Stephen Roche]

Nur ruhig, Mr. Belli. Stephen wählte bewusst die offizielle Form der Anrede. Wir werden in Kürze genügend Möglichkeiten haben, Ihre Angelegenheit zu erörtern, eingehend zu erörtern. Vorerst bitte ich Sie jedoch erneut, die Kommission unter Ausschluss Ihrer Person zusammentreten zu lassen. Die Einhaltung gewisser Verfahrensstandards halte ich gerade in diesen heiklen Fällen für unabdingbar.
Stephen hoffte auf Bellis Verständnis. Zu Etxe gewandt fuhr er fort.

Meinen Glückwunsch. Die vorige Sitzung scheint sich leistungssteigernd ausgewirkt zu haben. Hoffen wir, dass Dein Fluchtbegleiter bald eintrifft.

[ETXE]

"Ob das die Sitzung war, die mich beflügelt hat...? Egal, das Rennen ist auch schon wieder Geschichte, leider!"

Aus dem Augenwinkel sah er, daß Heras den Raum betrat und sich mit einem kurzen Kopfnicken zu allen hinsetzte.

"Dann sind wir ja jetzt wohl vollzählig. Wladimir, warte doch bitte die nächsten zehn Minuten draußen. Länger wird es hier drin nicht dauern, bis wir dich wieder reinrufen!"
Er blickte Roche an, der ihm kurz zustimmend zunickte.

[Escartin]

Beruhigen? Was sollte das? Hatte er, der zu Unrecht beschuldigte, nicht das Recht, eine gerechte Behandlung zu fordern? Pah! Wortlos wandte Belli sich um und verließ den Raum.

[ETXE]

Oha, der war sauer, der Italiener! Wahrscheinlich sogar zu recht. David musste an etliche Rennen denken, die sie zusammen absolviert hatten. Belli war immer ein ruhiger, verträglicher Kollege gewesen!

"Vielleicht können wir das hier beschleunigen, damit wir Wladimir nicht zu lange warten lassen." fing David einfach an.
Er wandte sich Ludwig zu: "Olaf, können Sie uns etwas zu Bellis Schutzsperre sagen. Wie sind seine neuesten Werte? Darf er in Zürich starten?"
Zu allen fügte er dann noch hinzu: "Ich möchte mich lieber mit Belli über die Gerüchte bezüglich Pepsi-DirectLine unterhalten. Wieso kommt er dazu, an den Anschuldigungen festzuhalten? Hat er etwa Beweise?"

Er sah kurz alle an und sagte schließlich: "Okay Olaf, jetzt sagen Sie uns bitte, was in der Zwischenzeit passiert ist!"

[HansFuchs]

Olaf überlegte kurz, holte aus seinem Koffer die Unterlagen bezüglich Wladimir Belli.
Es ist so: Herr, Belli wieß nach dem ersten Test einen Hämatokritwert über 50 auf.
Als ich Belli im Grindelwald beobachtete, unterzog er sich einem weiteren Test, der das Ergebnis brachte, dass sein Hämatokritwert im für Belli normalen Bereich unter 50 liegt. Er ist damit, falls bei der nächsten Probe keine Unregelmäßigkeiten auftreten in Zürich startgerechtigt.

Olaf, wandte sich zu Belli und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

[ETXE]

"Okay, wenn keiner von euch mehr etwas 'Vertrauliches' zu sagen oder zu fragen hat ( ? ), dann können wir ja Belli wieder hereinrufen. Ich möchte aber nochmal betonen, daß wir herausbekommen wollen, wie valicpueblo zu den Behauptungen gekommen ist und welche eventuellen Beweise oder Kenntnisse sie haben. Und die 'Korruptionsaffäre' gehört hier zunächst mal nicht her, darüber können wir uns später nochmal unterhalten, wenn Belli weg ist."

David wartete kurz ab, ob noch jemand etwas dazu beizutragen hatte...

[Stephen Roche]

Eine Frage noch, Herr Ludwig, bevor Belli wieder zu uns stößt. Ist der Fall - ich meine den erhöhten Hämatokritwert - damit für die UCI erledigt, falls die nächste Probe keine Unregelmäßigkeiten aufweist?

[HansFuchs]

Roche, natürlich wird dies in die UCI-Akten gelangen, aber sonst ist der Fall abgeshlossen und Belli ist wieder startberechtigt, vorausgesetzt beim nächsten treten keine Unregelmäßigkeiten auf.

[Stephen Roche]

Stephen missfiel die Gereiztheit im Ludwigs Stimme.

Na wenn es in den UCI-Akten vermerkt wird, kann ja nichts mehr schiefgehen, sagte er süffisant.

Er erhob sich, ging zur Tür und bat den missmutig dreinschauenden Belli in den Konferenzraum und nahm erneut Platz, nicht ohne Belli seinerseits einen Stuhl anzubieten.

[ETXE]

"Können wir jetzt weitermachen?" fragte David etwas ungeduldig in die Runde. Er sah Olaf Ludwig an. "Mir scheint es sehr willkürlich zu sein, was in die UCI-Akten gelangt und was nicht , Olaf!"

Darauf sprach er den immer noch erbost wirkenden Belli an: "Sorry Wladimir für das "Warten müssen" vor der Tür, aber jetzt gehts los. Und ich denke, daß es erstmal eine gute Nachricht gibt
Olaf Ludwig hat uns soeben erklärt, daß deine letzten Werte okay waren und deine Sperre nicht verlängert wird!"

[Stephen Roche]

Mr. Belli, die Kommission, das fürfte Ihnen bekannt sein, untersucht die von Ihrem Team, valicpueblo, publik gemachten Anschuldigungen gegenüber den Fahrern des Teams Pepsi. Sie wissen, dass die erhobenen Vorwürfe schwer wiegen und - sollten sie der Wahrheit entsprechen - ernste Konsequenzen für die Fahrer des Teams haben.

Bei diesen Worten blickte er strengen Blicks in Richtung Ludwig. Stephen war sich nicht sicher, ob seine Aussage nicht doch die eines Papiertigers war, dessen Vorstellungen von Sanktion und Strafe nicht mit denen der UCI übereinstimmten.

Ich ersuche Sie deshalb nachdrücklich, nur besten Wissens und Gewissens Aussagen zu tätigen. Wir sind selbstverständlich an einer umfassenden Darstellung interessiert, so dass ich es für das Beste halte, dass Sie vorab Ihre Sicht der Dinge schlidern, bevor wir sodann hier und da nachhaken können. Mr. Belli, bitte.

Stephen lehnte sich zurück. Wo würde das hinführen?

[Escartin]

Nun, wir alle sind ja alle im gleichen Geschäft und wissen wie es läuft. Bei den verschiedenen Rennen des Jahres wohnen die Mannschaften oftmals auf engstem Raum gemeinsam in einem Hotel. Ich denke, David und Jens können mir das bestätigen.

Ich denke, sie alle haben noch die Ronde van Vlaanderen im Kopf? Und sie haben sicher auch noch im Kopf, wie Levy Leipheimer damals gefahren ist?

[Stephen Roche]

Auch ein gewisser Herr Etxebarria ist letztes Wochende gut gefahren und niemand hier würde derartige Anschuldigungen erheben.

Stephen blickte Belli missmutig an.

Können Sie Ihre ..., er suchte nach dem passenden Wort, falls es denn eines gab, Ihre These untermauern? In concreto: Was haben Sie oder Ihre Kollegen gesehen?

[ETXE]

"Ganz kurzer Einwurf meinerseits: Levi Leipheimer war bei der Flandernrundfahrt gar nicht dabei, er kam erst später ins Pepsi-Team! Und wenn du, Wladimir, ihn eventuell mit Bernhard Eisel verwechseln solltest, der sehr aggressiv fuhr, so ist er doch auch nur Zehnter geworden, von den anderen ganz zu schweigen."

[Escartin]

Tu ich, tu ich Belli kratzte sich verwirrt am Kopf. Wie alt war er eigentlich? Sein Gedächnis sollte noch in Ordnung sein, aber ebenjene Frage ließ das Gegenteil vermuten. Wie dem auch sei!

Sie missverstehen mich. Ich wollte ihnen nur den Auftritt Eisels in Erinnerung rufen, daraus ziehe ich keine Schlüsse. Es geht mir um etwas ganz anderes. Es gibt Fernsehbilder auf denen Eisel aus seinem Begleitwagen etwas gereicht bekommt, ein rotes Aluminiumpäckchen. Solche roten Päckchen habe ich zuvor noch nie bei Rennen gesehen. Sie gehören nicht zu den allgemein erhältlichen Radfahrer-Produkten. Wo kamen sie her? Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich das gesehen hatte.

Belli machte eine Pause und schaute in die Runde, danach forschend, ob jemand etwas sagen wollte.

[HansFuchs]

"Entschuldigen, sie Herr Belli aber, ist es nicht viel mehr so, dass sie sich versuchen mit Ausreden und Anschuldigungen aus dem eigenen Sumpf zu ziehen?
Das soll keine Anschuldigung gegenüber sie Herr Belli sein, aber bevor sie jeglich Pepsi Fahrer hier des Dopings beschuldigen sollten sie zunächst über ihre eigene kürzliche Vergangenheit nachdenken."

[Escartin]

Ist die UCI eine neutrale oder eine parteiische Organisation? Vielleicht sollten wir das klären, ehe wir weitermachen? Ich habe ja durch ihr Verhalten einen ziemlich eindeutigen Eindruck bekommen. Wurde hier nicht gerade noch meine Unschuld festgestellt? Es tut mir leid, aber ich habe kein Vertrauen zu ihnen, Herr Ludwig.