Nizza, Südfrankreich - ETXE'ONDO-Saisonvorbereitung

[Hoffi]

Die letzten Tage hatten Iban mehr und mehr mit Optimismus gefüllt: Torsten war angespannt, nervös und stellte selbst hohe Erwartungen an seine Person, doch er war auch ebenso hochkonzentriert und nach intensiven Trainingseinheiten in einer famosen Form - und daran, dass der junge Deutsche auf dem Rückweg nach Nizza eine Top-Platzierung erreichen würde, hatte Iban bisweilen nicht eine Sekune gezweifelt. Überdies stand Torsten in Jens, Thomas und Michele eine optimale Mannschaft zur Seite; ja, das "Rennen zur Sonne" - oder doch in den Regen? - könnte wahrlich den ersten Saisonsieg für die ETXE'ONDO-Mannschaft herbeiführen, die Chancen waren angesichts der Vorraussetzungen jedenfalls nicht schlecht.

Für Iban selbst würde es dagegen eine Woche werden, die mit reinen Aufbautrainingseinheiten vollgepackt ist, für ihn galt es, sich eine Grundform zu erarbeiten, eine Saisonbasis. Zusammen mit Luca, wobei der Italiener mit seiner Form bereits ein wenig weiter war - schließlich wollte Luca schon zum "Primavera" in Topform sein -, 'Patxi' Vila und David Plaza wollte Iban die Woche über trainieren, und auch schon die ein oder andere "Exkursion" in die nahegelegenen Ausläufer der Ligurischen Alpen und Meeralpen unternehmen.

[Marco Pantani]

Thomas war die Zeit in Nizza über sehr ruhig gewesen. Es ging ihm sehr gut und er war voller Tatendrang, Torsten beim Sieg zu unterstützen. Thomas hatte seine Sachen gepackt und bereits ausgecheckt. Er setzte sich auf die Couch, seine Reisetasche daneben gestellt und wartete auf seine Teamkollegen...

[Schnuffel_78]

Torsten kam auch runter zur Rezeption.
Das Zimmer würde die Woche für ihn freigehalten werden, denn die letzten Zwei Tage könnte man dann hier schlafen, da die letzte Etappe ja auch in Nizza startete.
So brauchte er das Zimmer nicht komplett zu räumen.
Er drückte einem Techniker, der zum Bus ging, seine Tasche schon mit in die Hand und setzte sich dann zu Thomas, um ihn zu begrüssen und mit ihm zu reden.
Dazu gab es bisher leider zu wenig Gelegenheit, eigentlich hatte er ihn bisher nur als konstant starken Fahrer erlebt!
Hallo Thomas,...

[Marco Pantani]

Iban, Jens und co. ließen sich ordentlich Zeit. Nach ein paar Minuten kam dann jedoch Torsten. Hi Torsten, na wie gehts? Auf den letzten Trainingsfahrten hast du nen ordentlichen Eindruck gemacht. Aber ich denke, dir haben bisher schon genug Leute irgendwas über Radrennen erzählt dieses Jahr. Hast du nicht mal Lust irgendwas zu unternehmen? Wir können ja mal mit der Truppe nen Ausflug nach Nizza in die Stadt machen und uns nen bisschen amüsieren. Oder mit der Paris-Nizza Truppe Paris erkunden, vor dem Zeirfahren zu Beginn sollten wir uns eh nicht so sehr überfordern.

[Steini]

Kaum hatte Luca nach einem über 12-stündigem Schlaf sein Zimmer verlassen, stieß er im Gang auf Iban: "Guten Morgen, Iban.", entgegnete er dem Basken. "Da unsere vier Kollegen sich wohl sehr bald nach Paris aufmachen werden: Wie wäre es in Bälde mit einer kleinen Traingsfahrt ?", fragte Luca abschließend.

[Schnuffel_78]

Eigentlich eine gute Idee, aber ich denke, dazu wird die Zeit zu knapp werden, da wir ja sehr spät in Paris eintreffen und auch wenn der Prolog nur 4 km sind, als Zeitfahrer seh ich auch dem zuversichtlich entgegen und wil mich darauf konzentrieren.
Aber wenn die Woche um ist, können wir gerne in Nizza mal was trinken gehen. Dann bin ich vielleicht auch etwas ruhiger und wir haben ein paar Tage zur Erholung

[Hoffi]

Moin Luca, eine morgendliche Trainingsfahrt - klingt gut, allerdings nur, wenn wir ein wenig moderater fahren. Ich würde vorschlagen, dass wir nach dem Frühstück, das aufgrund eines vollgedeckten Tisches übrigens sehr üppig hätte ausfallen können, wären da nicht die penibel auf eine ausgewogene Ernährung der Fahrer achtenden Betreuer, eine kleinere und nachmittags eine größere Runde fahren. In die Berge würde ich mich indes noch nicht begeben, einstweilen wäre wohl das flache Terrain geeigneter, eventuell würde ich dich in den nächsten Tagen dann ein wenig ins Gebirge begleiten.

[Artifex]

Auch Jens hatte es mit der Rezeption so arrangiert, dass er sein Zimmer nach Paris-Nizza wieder bekommen konnte. Deshalb gab er seinen Schlüssel zwar ab, hatte jedoch nicht den Stress, das Zimmer in den herkommlichen Zustand zurückzubringen. (Jens hat eine schlechte Gewohnheit: in Hotels stellte er oft Möbel und Pflanzen um, da diese ihn an ihrem Platze nur störten.) Aber gut, ich schweife ab.

Jens verließ sein Zimmer und stieß beinahe mit Iban und Luca zusammen. Er verabschiedete sich von den beiden, bekam beste Glückwünsche und ging dann runter in die Eingangshalle. Dort hatte sich bereits ein Großteil des "Paris-Nizza"-Teams zusammengefunden. Alle saßen wortwörtlich gesehen auf gepackten Koffern oder auf den cremefarbenen Sofas, die zu einer Großzahl in der Eingangshalle vorhanden waren. Just in dem Moment, als Jens sich auf ein Sofa sinken ließ, trudelten die letzten Leute ein. Irgendein baskischer Techniker, den Jens bisher noch nicht näher kennengelernt hatte, hielt eine kurze Abschiedsrede, ehe sich der Paris-Nizza-Trupp aus dem Hotel in Richtung Reisebus bewegte und das Gepäck in die Stauräumen verpackte.

Knappe zwanzig Minuten später hatte der Reisebus den Nizzaer Flughafen erreicht. Die Mannschaft holte das Gepäck und betrat die Flughafenhalle, der Bus jedoch fuhr einen U-Turn auf dem Parkplatz, nahm Kurs auf die Autobahn und steuerte, genauso wie der restliche Teil der Mannschaft, der französischen Hauptstadt entgegen.

[Hoffi]

Auf der morgendlichen Runde hatten es die drei Spanier, Patxi, Plaza und Iban, und Luca lax angehen lassen, sie hatten geflachst, ihre Späßchen getrieben, und so war die Stimmung locker und entspannt. Auf der nachmittäglichen Runde, für die sie knapp drei Stunden benötigten, vereinbarten sie, das mitunter Tempo anzuziehen und etwaige Tempoverschärfungen zu simulieren.

Entsprechend geschlaucht kam das Quartett am frühen Abend wieder im Hotel "Plage" an - jedoch auch ebenso gespannt, was die Paris-Nizza-Fraktion beim Prolog geleistet hatte; auf dem Weg nach oben zum Fernseher in Ibans Zimmer - sie wollten sich das Ergebnis via Videotext ansehen - sagte er: Ich wette, Jens und Torsten haben es unter die Top 5 gepackt - wer wettet dagegen? Wetten liebte Iban halt, gerade, wenn es um die sogenannte "Ehre" ging.

[Steini]

"Da halte ich doch sofort dagegen. Ich denke Jens wird die Top 5 zwar gepackt haben, doch Torsten traue ich das nicht ganz zu." Im nächsten Moment leuchtete das Ergebnis im Teletext auf, wobei Luca sofort erkannte, dass das Team den Tagessieg eingeheimst hatte. Doch nicht genug der Freude: Jens belegte einen herrvoragenden 4., Torsten einen ordentlichen 10. Rang, was Luca kurzerhand dazu verleitete seine Hand in Richtung Mini-Bar zu strecken und den darin befindlichen Sekt zu köpfen, denn er hielt diesen Erfolg für feierungswürdig. Zudem schmeckt ihm Alkohol im Anschluss an eine Trainingsfahrt besonders gut. Schließlich musste Luca noch erwähnen: "Ich muss gestehen, dein Tipp war gut." Daraufhin macht er eine kurze Pause und höhnte anschließend: "Doch meiner war besser!" Dabei kam sich Luca zwar ein wenig kindisch vor, zumal sein Tipp ja doch nicht sehr gewagt war, doch wenn er schon mal Recht behielt...

[Hoffi]

Nachdem man Paulinhos Sieg ein wenig gefeiert hatte in Nizza, einigte man sich am folgenden Tag auf nur eine Runde, die allerdings ein wenig komplexer und selektiver sein war, und überdies stand am Abend noch Krafttraining auf dem Programm.

Als sich der Tag dann nach einer vierstündigen Trainingsfahrt dem Abend neigte, war es mal wieder Zeit für einen Blick in den Videotext - doch das Ergebnis war nicht ganz so brilliant wie noch am Vortag, obgleich Thomas wie geplant und erhofft eine Ausreißergruppe erreicht hatte, doch konnte auch nicht alltäglich ein Coup wie noch am Prologtag gelingen.

Eine Stunde später, nachdem sie ein wenig leichte Kost zwischen die Zähne bekommen hatten, - die Vier stemmten nun Gewichte - sagte Iban zu Luca: Was hälst von noch einem Tipp, ich möchte mich für meine knappe Niederlage von gestern revanchieren. Wer gewinnt am Ende die Rundfahrt, und wo landen Jens und Torsten?

[Steini]

Nachdem man in den vergangenen Tagen fleißig trainiert hatte, und das vorgenommene Pensum ohne größere Probleme absprulen konnte, fanden sich Iban und Luca zur fünften Etappe am Fernseher wieder, um die 5. Etappe die recht wegweisend sein sollte, verfolgen zu können.

Luca's Tipp, dass Jens die Rundfahrt gewinnen, und Torsten schlussendlich Rang 6 belegt, war bis zu diesem Tag noch recht ordentlich auf Kurs...

[Hoffi]

Iban hatte dagegen gehalten, prognostizierte Torsten letztendlich auf dem zweiten Platz, Teamkollege Jens ebenfalls auf einem Stockerlplatz, allerdings dem dritten. Denn gewinnen, sagte er, gewinnen tut Jaksche. Drei Deutsche auf dem Podest also - ein wenig absurd, wie er nach einiger Überlegungszeit befand. Jens und Torsten kommen dennoch aufs Podest.

[Steini]

Das Rennen velief für Luca's Tipp lange Zeit gut, doch 3,5 km vor dem Ziel verabschiedete sich Voigt von der Verfolgergruppe auf Perez Cuapio. Allerdings freute er sich über Torstens Leistung, der es schaffte sich in einer Gruppe mit Jaksche und Rasmussen zu halten.

Während Luca sich einen Moment vom Fernseher verabschiedete, um sich ein Glas Wasser einzuschenken, meinte der Kommentator des Rennens, dass sich Voigt 25 Sekunden hinter der 1. Verfolgergruppe läge, was aktuell den Verlust seines gelben Trikots bedeuten würde.

Am liebsten hätte Luca in diesem Moment Funkkontakt zu Jens gehabt, um ihn anzufeuern...

[Hoffi]

Mit Ibans Prognose sah es ganz gut aus, ebenso für die sich Nizza unaufhaltsam nähernde ETXE'ONDO-"Rennen durch den Schnee"-Fraktion, Torsten belegte nunmehr einen Podestplatz und Jens war es immer möglich, sich durch seine Sprintfähigkeiten in der Gesamtwertung zu verbessern.

Am folgenden Tag forderte Iban zwecks Formtest Luca zu einem Bergsprint heraus, aus dem jedoch vorrangig der Italiener profitieren sollte. 1,5 Kilometer, sieben Prozent durchschnittlich, Mann gegen Mann, Italien gegen Spanien, stachelte er seinen symphatischen Teamkollegen beim Frühstück - Luca, Iban und Co. wurden erneut mit argwöhnischen Betreuerblicken ("Die Ernährung ist das A und O") observiert - spaßeshalber an, um ihn ein wenig zu motivieren.

[Schnuffel_78]

Am Morgen danach registrierte Torsten das erste Mal ein wenig, was er da geleistet hat und ging ziemlich stolz zum Frühstück.
Er merkte aber auch direkt, dass ihn der Alltag wieder einholte, gleich stände schon wieder die nächste Trainingseinheit an. Darum sah er sich auch direkt nach seinen Teamkameraden um, ob sie ihn auf eine Runde begleiten würden...

[Schnuffel_78]

Ich möchte heute Abend meinen Geburtstag und meinen Erfolg bei Paris Nizza mit Euch feiern...
Ihr seit alle recht herzlich eingeladen!

[Hoffi]

Schon wieder eine Party, nachdem die Equipe schon am Sonntag, direkt nach dem hervorragenden Paris-Nizza-Resultat ordentlich auf den Putz geschlagen hatte; Iban wollte es daher etwas ruhiger angehen lassen, ehedem die baskische Sportpresse in Bälde à la "Besoffene ETXE'ONDOs" titelt.

Tagsüber drehte das Team - erstmals komplett - in sachtem Tempo eine Runde um Nizza, am Abend folgten dann Fahrer, Betreuer, Mechaniker und Teamchefs Torstens Einladung in die hoteleigene Bar. Nachdem Mikel eine Geschichte aus seiner Kindheit, die er auf jeder Party mindestens einmal vortrug, beendet hatte, fragte Iban: »Wie sieht's nun mit der "Primavera"-Taktik aus? Ich würde Jens' Vorschlag (PN) zustimmen - was meint Ihr?«

[Artifex]

Nun ja, begann Jens, nachdem sich niemand so recht äußern wollte. Lediglich Luca hatte kurz genickt. Sonderlich kompliziert sollte es ja nicht sein. Luca gehört mit Sicherheit zu dem Favoritenkreis, im Massensprint Petacchi aber wohl doch unterlegen. Deshalb müssen wir das Rennen schwer und länger und länger machen, damit Petacchi am Ende die entscheidenden Kräfte fehlen.

Er nahm einen Schluck Orangensaft - auch ihn hatte das Gefühl beschlichen, es nach Paris-Nizza etwas zu übertrieben haben und deshalb wollte er es kurz vor Milan-SanRemo etwas ruhiger angehen - und musterte seine Teamkameraden. Was sie wohl sagen würden?[/i]

[Schnuffel_78]

Torsten wollte nicht, dass seine Party ausschweifend wird, denn das war nach Nizza schon genug, aber er wollte zumindest auf seinen Geburtstag anstossen, damit man ihm nichts nachsagen würde!
Er war nun 25, was wird jetzt wohl noch alles vor ihm liegen, ein viertel Jahundert hatte er hinter sich...

[Hoffi]

Iban hatte all seine Sachen gepackt, sein Zimmer stand nun leer; nach der Setmana Catalana wollte er nicht mehr nach Nizza zurückkehren, sondern sogleich zusammen mit Angel Vicioso und eventuell auch weiteren Teamkollegen zurück ins Baskenland fliegen, um dort die Trainingseinheiten zu intensivieren und sich auf die Baskenland-Rundfahrt vorzubereiten, schließlich stand diese nur zehn Tage darauf auf dem Programm. Kurz vor dem Abflug ins heimische Spanien sprach er seinen gegenwärtig in Italien radelnden Teamkollegen auf den Anrufbeantworter: »Bitte meldet Euch morgen Abend mal bei uns in Katalonien, ich werde nicht mehr nach Nizza zurückkehren nach der Setmana. Viel Spaß noch in Italien!«