[ALT] ETXE'ONDO-gara.net; Rennvorbereitung

[Marco Pantani]

Thomas kam gerade rechtzeitig von seiner Trainingsrunde zurpck um die letzten Minuten des Giros sehen zu können. Das gute Ergebnis von jens erfreute ihn sehr, doch die 36 Sekunden, die Iban jetzt Rückstand auf Petacchi hatte, das war überhaupt nicht gut. Thomas hatte beschlossen, er müsse unbedingt mal mit Jens in Kontakt treten um zu wissen was da in Italien so abgeht. Also schnappte er sich sein Handy und tippte schnell eine SMS an Jens:

Hi Jens.
Wie gehts euch so in Italien? Was passiert so beim Giro, hat Heppner wieder so ne Dinger rausgehauen? Und vor allem, was hat Iban angestellt, das er schon so früh Zeit verloren hat, genauso wie Heras? So wird es äußerst schwer gegen Ullrich zu gewinnen. Und habt ihr mal, was mich persönlich sehr interessieren würde, heraus bekommen, warum Popovych nicht mitfährt. Ich war ganz erstaunt heute während der Übertragung. Ich wünsch erstmal noch viel Glück, viel Spass und viel Erfolg beim Giro. Wir lesen uns garantiert noch mal vor den Etappen nach Pistoia und L´Aquila.
Soweit erstmal, Thomas

[Schnuffel_78]

Mit etwas Verspätung war Torsten in Frankreich angekommen.
Hier wollte er sich jetzt speziell für die Dauphine vorbereiten, bei der er sich wieder viel vorgenommen hatte.
Darum stand die Besichtigung der wichtigsten Etappen auf dem Plan und damit auch die Besichtigung der Zeitfahrstrecke. Bei der Girovorbereitung des Teams hatte er sich eine gute Grundlage geschaffen und er hoffte, das seine ärgesten Konkurrenten sich grade in Italien austobten.
Apropos Italien, dort hörte man wieder viel positives und er hoffte, Iban würde erfolgreich sein. Er gönnte es ihm absolut, aber die Kontrahenten waren leider nicht die Schwächesten.
So fuhr Torsten früh los, damit er am Nachmitag ohne schlechtes Gewissen den Giro bequem auf dem Hotelbet im Fernseher verfolgen konnte...

[Artifex]

Nachdem Jens nach zwei zufriedenstellenden Tagen endlich ein bisschen Zeit für sich selbst fand, entdeckte er eine Nachricht von Thomas und antwortete sofort.

Hi Thomas!
Heppner hat bisher noch gar nichts rausgehauen, außer ein paar unterdurchschnittlichen Leistungen. Was Popovych angeht, weiß ich auch nicht so recht Bescheid. Und wegen Iban brauchst du dir keine Sorgen machne, im Moment ist noch alles im Rahmen. Das war einfach so, dass beide eingeschlossen im hinteren Teil waren! Naja, wart's einfach ab, ich halte dich auf dem Laufenden, oder bekommst du alle Informationen aus dem Fernsehen?

Gruß. Jens

[Schnuffel_78]

Torsten verfolgte die Übertragung der Etappe nach einer grösseren Trainingsrunde in seinem kleinen Appartement in der Nähe des Mt Ventoux.
Immer noch sichtlich verwundert über die gezeigten Bilder von Mayo und Heras war er aber nun sichtlich aus dem Häuschen und hüpfte fast auf dem Sofa, als er sah, wie clever das Team den Ausreißversuch Voigts vorbereitet hat und wie dieser nun gemeinsam mit dem alten Haudegen Heppner an die Spitze flog und alles dabei einfach stehen lies.
Würde er es schaffen, noch 6 Kilometer. Torsten war aufgedreht, als würde er selber mitfahren.
"Den alten Sack schlägst Du aber doch wohl" dachte er bei sich...

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(Nach der Zielankunft)
Torsten grinste...hatte jens sich wirklich von seinem betagten Namensvetter schlagen lassen? Oder hat er ihm den Sieg gegönnt, da er nun Rosa hatte?
Auf alle Fälle konnte man über diesen Erfolg wieder feiern. Wie gerne wäre Torsten jetzt doch in Italien, auch wenn die Mehrarbeit die nächsten Tage alles nicht leichter machen würden. Dafür gabs aber auch wieder etwas in die Mannschaftskasse!

[Schnuffel_78]

Nach mehr als 200 Trainingskilometern saß Torsten wieder vor dem Fernseher. Vor seinem Auge hatte er förmlich das breite Grinsen des Sponsors. Mehr konnte dieser sich nicht erträumen. Die Arbeit im Feld, Etxe-Ondo Trikots, Das Rosa-Trikot, Etxe-Ondo, Tagessieg, Etxe-Ondo.

Was für ein Tag! Immer mehr verspürte Torsten den Drang zu den Jungs nach Italien zu reisen und mit den Jungs zu feiern. Auf alle Fälle wollte er heute Luca und Jens anrufen, um diesen zu ihren Erfolgen zu gratulieren. Beide fuhren eine riesen Saison und man gönnte es ihnen total wenn man sie kannte.

Aber auch eine traurige Nachricht war zu vermelden. Sergio lag mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Torsten versuchte auch diesen zu erreichen, um ihm gute Besserung zu wünschen...

[Marco Pantani]

Heute verschlug es Thomas schon um 7 Uhr 30 auf die Straße, bis um drei hatte er mit einer 10 Minutenpause eine 7 Stundenfahrt hinter sich gebracht. Und das beste, er konnte sich diese spannende Etappe noch ansehen. Ihn amüsierten die "Loosli du Looser Schriftzüge", allerdings, stimmte er nicht mit ihnen überein. Für einen außenstehenden ist es ja auch lustig zu beobachten, wie sich schon die Fans jetzt so gravierend einmischen und versuchen die Fahrer zu demoralisieren. Dann gab es da diesen Sturz und plötzlich lagen Iban und dessen neuer Feind , Heras, nun 40 Sekunden vor Ullrich und jetzt mussten Paulinho, Patxi und co. voll durchziehen bis zum Ziel, vielleicht helfen Iban die Mapeis ja um Ullrich abzuschütteln, doch aufgrund des Streites waren die Etxe-Ondos in dieser Situation allein. Dieser Giro hat bisher ne Menge pep, aber es wird noch besser, umso steiler es wird, dachte Thomas. Jedenfalls wollte er nach der Etappe wieder eine SMS an Jens schicken, um die neusten Infos zu erfahren. Die Eurosportübertragungen waren zwar gut, aber keineswegs zufriedenstellend, was es um die Geschehennisse in den Teams, speziell im Etxe Ondo Team ging, erfuhr man doch nicht genug...

[Schnuffel_78]

Und wieder eine Etappe ganz nach Torstens Geschmack. Dem ersten Kontrahenten hatte Iban schon mehr als eine Minute aufgebrummt. Das war schon mal mehr als wichtig.
Der unsympatische Franzose hatte es auch nicht auf Platz eins der Gesamtwertung geschafft und so amüsierte Torsten sich darüber, wie Jens mit dem Sekt rumspritze und sich von 2 italiänischen Schönheiten küssen lies.
"Was denkt eigentlich seine Frau dabei"...

[Marco Pantani]

Thomas schrieb nach der wieder einmal spannenden Etappe eine SMS an Jens:

Hi Jens!
Erstmal Herzlichen Glückwunsch zum Rosa Trikot! Und beglückwünsche auch Luca von mir für den tollen Etappensieg! Aber leider gab es auch unangenehme Sachen bisher beim Giro. Mir ist im Fernsehen einiges aufgefallen. Da der Kollege Migels nicht so informativ ist wie du, frag ich lieber dich, als ne Mail an Eurosport zu schreiben . Zum Beispiel diese Aufschriften "Loosli du Looser!", scheinbar haben sich Fans von Pepsi an ihm gerächt, dafür, das er sie immer nieder macht... . Und was ist mit den Mapeis los? Iban und Heras müssen sich wirklich sehr gefetzt haben, wenn Heras sich so eine Gelegenheit durch die Lappen gehen lässt. Jeder Zuschauer hätte in solch einer Situation besser gehandelt, Feind hin oder her. Aber ich denke, das wird Iban in den Bergen schon wieder gerade biegen und Heras mal ordentlich in die Schranken weisen. Was der Fernsehzuschauer vom Giro bisher sieht, ist auch interessant, mal ne neue Perspektive für mich. Doch dran gewähnen will ich mich nicht. Wie gehts eigentlich Sergio? Ich hab ihn im Krankenhaus angerufen, aber er meinte die Ärzte haben ihm noch nicht gesagt was er hat. Es gibt bestimmt noch mehr Streit da bei euch, ich denke, ich besuche euch dann irgendwann mal beim Giro. Wenn ich mir schon vorstelle, dass Loosli und die Pepsis 23 Tage aufeinanderhocken, dann kann da nicht nichts passieren. Trotzdem macht euch der Giro sicherlich noch Spaß, die Berge sind noch nicht erreicht. Hoffentlich behälst du dein Rosa Trikot noch ne Weile, oder gibst es maximal an Iban ab. Viel Glück!
Thomas

Thomas setzte sich an den Tisch und nahm sich die Pro Cycling und las etwas. Dabei stellte er sich vor, wie Torsten wohl die drei Wochen des Giros rumbringt...

[Artifex]

Kaum hatte Jens geduscht klingelte sein Handy und vermeldete eine SMS von Thomas Ziegler, die einfach kein Ende nehmen wollte.

Hi Thomas!
Danke erstmal, ich werd Luca die Glückwünsche ausrichten. Bei der Geschichte mit Loosli haben sich wohl die Pepsis einen Spaß erlaubt. Nun, mich solls nicht stören, Mapei kann mir gestohlen bleiben. Heras kann ich auch nicht verstehen, aber anscheinend muss ihn das mit Mayo wirklich tief verletzt haben. Iban macht seitdem auch einen ziemlich angefassten und agressiven Eindruck. Heras ist die Konkurrenz scheinbar nicht sehr gut bekommen, ob es da auch darum geht, dass Iban Baske ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist die Stimmung hier ziemlich angespannt. Wer weiß, was uns morgen erwartet!? Sergio scheint es mittlerweile besser zu gehen, war auf jeden Fall eine üble Geschichte.
Würd die anderen und auch mich freuen, wenn du (und vielleicht ja auch Torsten?) mal vorbeischaust. Ansonsten erstmal einen schönen Gruß nach Deutschland!
Jens

Nachdem er auf "Absenden" geklickt hatte, verfluchte er kurzzeitig die horrenden Summen der Roaming-Gebühren, ließ dann aber sein Handy in der Tasche verschwinden, in der auch sein Rosa Trikot war, verschwinden und gesellte sich zu seinen Teamkollegen.

[Marco Pantani]

Thomas war unzufrieden mit dem Zeitfahren. Er selbst konnte nichts ausrichten, das wusste er. Trotzdem war er unzufrieden, wie ein Fan, der von seinem Idol enttäuscht wurde. Iban lag nun ziemlich weit hinter Ullrich zurück, das dumme war nur, das Heras auch vor Iban war. Nun wurde Iban doppelt heimgezahlt, das die Chance, Ullrich Zeit abzunehmen, nicht richtig genutzt wurde. Thomas saß nun da, extra eine kürzere Trainingsrunde heute eingelegt und nun war erschüttert. Der Giro schien verloren. Ullrich musste unglaublich stark sein, so wie allen anderen Zeit abnahm. Doch noch waren keine Berge gefahren. Thomas wollte noch eine Etappe warten, bis er sich wieder bei seinem Team meldet. Bis dahin vertrieb er sich die Zeit im eher dürftigen Abendprogramm, mit dem er es nicht schaffte seine Gedanken vom Giro abzulenken...

[Schnuffel_78]

Torsten besah sich die Ergebnisse aus Italien immer wieder im Internet.
Vom Einzelzeitfahren hatte er nicht wirklich Live etwas mitbekommen, da er mit seinem Trainer den ganzen Tag unterwegs war. Heute morgen im Kraftraum, heute Nachmittag auf dem Rad.
Nun schüttelte er wieder den Kopf.
Verloren?!?
War das das richtige Wort für den Tag und den Giro?
Aber die Miesmacherei war auch nicht richtig. Schließlich führte Jens immer noch die Gesamtwertung an. Also ganz ohne Etxe Ondo fand der Giro keineswegs statt.
Aber was war mit Iban. Zeit verloren auf Heras, Zeit verloren auf Ullrich!
Auf Heras, naja, dem hätte Torsten den Rundfahrtsieg ja noch gegönnt, denn eigentlich war er sehr sympathisch, aber nachdem was man alles aus Italien hörte, war da auch nicht alles Gold was glänzt. Iban und Roberte schienen sich da ja mächtig in die Wolle bekommen zu haben.
Und Jan Ullrich. Dem gönnte Torsten den Sieg so gar nicht. Seit der gemeinsamen Zeit beim Team Krombacher, Team war schon das falsche Wort, war dort alle Freundschaft gestorben. Alle hatten das Team im Stich gelassen. Und jetzt sollte er sich als großer Radsportler auftun?
Ein Schmarotzer war er in Torstens Augen, jemand der nur dann glänzt, wenn man ihm den Weg ebnet. Gut das Torsten nicht beim Giro war, er würde ihn vom Rad schubsen!
Aber Ball flach halten. Torsten konnte sich an eine vergangene Tour de Suisse erinnern, da gewann Jan auch das Zeitfahren, aber sonst gar nichts, ausser am Schluß noch den Sieg, weil Fabian Jeker zu früh gejubelt hatte.
Hoffentlich würde man über ihn am Berg lachen können, ihn auslachen...

[Schnuffel_78]

Als Torsten abends die Ergebnisse im Videotext sah traute er seinen Augen nicht.
Jens hatte das Leadertrikot verloren...an Koldo.
Man hatte doch immer neue überraschungen bereit und das zeugte auch für die Homogenität und Freundschaft im Team... Jeder durfte das Trikot mal tragen. Erst Jens, dann Koldo und in Mailand spätestens dann hoffentlich Iban.
Langsam war Torsten doch traurig, nicht mit beim Giro zu sein. In der dritten Woche wollte er doch mal vorbeischauen.
So rief er direkt bei der Teamleitung an, damit dann im Hotel ein Zimmer mehr gebucht werden konnte...

[Marco Pantani]

Thomas sah sich gespannt die Giro Übertragung an. Nun würde also endlich der Duran kommen. Es war also so weit. Nun sollte der Giro richtig anfangen. Thomas saß vor dem Fernseher und fieberte mit Koldo und Iban mit. Immerwieder versuchte Thomas während der Übertragung den anderen spanischen Bergspezialisten auszumachen: Roberto Heras.
Er und sein Mapei Team legten ein unglaubliches Tempo vor. Für sich hatte Thomas schon beschlossen, dass er sein zu Haise nach der Etappe verlassen würde. Alles ist fertig gepackt. Dann zum Flughafen udn in den Flieger nach Italien. Dann würde er die Mannschaft im Mannschaftswagen begleiten, das war mit der sportlichen Leitung abgemacht. Außerdem sollte er dann am Finestre am Anstieg stehen mit nem Packen Ersatzräder für die Jungs. Er freute sich darauf die Jungs wiederzusehen...

[Off Topic an] Mit diesen Worten übergebe ich zweitweise die Kontrolle meines Charakters an Artifex[Off Topic Ende]

[Artifex]

Die letzten Tage waren hart gewesen. Jens spürte seinen Körper deutlich, die (Über)anstrengung aus der ersten Girowoche zahlte es ihm jetzt heim. So war er auch beim Criterium von Pamplona in einer Nebenrolle, aber das störte ihn kaum, da er keinerlei Ambitionen hegte und den Fahrern, die hier besondere Momente in iihrer Karriere erlebten, die Show lassen wollte. Zumal es fbei ihm wahrscheinlich ohnehin nicht zu einer entschlossenen Attacke gereicht hatte, dazu fühlte er sich doch zu schlapp.

Aber es gab ja den Girosieg von Iban, diese Wahnsinnsleistung des Basken, an dem sich Jens immer und immer wieder erfreuen konnte. Immer und immer wieder sah sich Jens die Aufnahmen aus dem Fernsehen an, diesen - für den ZUschauer genialen, für Jens beinahe zum Hetztod führenden - Sekundenzweikampf zwischen Roberto Heras und Iban Mayo. Es war zwar sehr knapp und das Pech des Mapei-Mannes beim Einzelzeitfahren trübte ein wenig die Siegeslaune, doch wer wollte am Ende noch danach fragen?
Das Team hatte jetzt praktisch "ausgesorgt", das höchstdotierte Rennen gewonnen, die Basken in der Heimat waren außer sich vor Freude, das spürten sie hier auch beim Cirterium von Pamplona. Iban hatte noch die theorethische Chance, in das Trikot des Gesamtführenden zu schlüpfen, schließlich hatte sich der Baske noch eine andere Rundfahrt vorgenommen.

Ansonsten galt es die Führung in der Teamwertung zu verteidigen und einzelne Rennen zu gewinnen. Beides dürfte schwer werden, beides würde einen starken Zusammenhalt der Mannschaft erfordern. Bei diesem Gedanken erinnerte sich Jens plötzlich an die Gartenfeier, die er ja im Anschluss an den Giro bei sich zu Hause steigen lassen wollte und schließlich waren seine Gedanken engültig vom Rennen abgekommen, er beschäftigte sich mit der Planung der Feier und fragte sich, was seine Frau dazu sagen würde.

[Schnuffel_78]

An die Teamleitung:
Ich würde gerne beim Mannschaftszeitfahren starten.
Sollte das Team hier Wert auf einen Sieg legen gehe ich mit 4-5 EP´s an den Start, ansonsten dementsprechend weniger.
Ich hoffe, ich werde bei den Nominierungen berücksichtigt...
MFG
Torsten

[Marco Pantani]

Thomas kam im Hotel in der Schweiz an. Er wurde noch gebraucht für die Tour de Suisse. Die Kollegen Hiekmann und Voigt waren bereits anwesend und zappten durch den Eurosport Videotext. Plötzlich kamen sie auf eine Seite wo etwas über eine von der UCI erwägte Halbierung der Punkte im Rönschweiser Cup von allen vom Team Klejnot platzierten Fahrern. Das würde bedeuten, dass Iban die Führung der Wertung übernehmen würde. Und damit war Thomas Hoffnung, sich aus dieser Sache raus halten zu können, mal wieder dain. Er wandte sich an seine Kollegen: "Ich hoffe ihr wisst was das heißt, Jens und Torsten. Nun müssen wir auch Stellung bekennen, schließlich übernimmt unser Team dadurch die Führung in der Rönschweiser Wertung. Ich würde die Sache so sehen, wie als wenn ein Fahrer bei der Tour das gelbe Trikot abgeben muss, weil er sich vom Auto hat ziehen lassen. Wie reagiert der neue Träger des gelben Trikots. Wie wir da agieren müssen wir uns ganz genau überlegen. Wie steht ihr überhaupt zu der Regel? Ich meine, das die Regel in Ordnung ist, so ist übehaupt nur die Serie fortzuführen. Wenn nicht jedes Team starten muss bekommen wir bei weniger wichtigen Rennen, die eben nicht in vielen Interessengebieten der Sponsoren liegen nur 4 oder 5 Teams als Teilnehmerfeld. Das kann es doch nicht sein! Wir sollten auch mal an die Rennveranstalter denken, ohne die könnten wir die Rennen gar nicht erst fahren und die Leben von einem attraktiven Startefeld. Klar ist Klehnot ein kleines Team, aber haben sie jetzt noch einen Sponsor, also zweifellos mehr Geld. Dieses hätten sie ja auch nutzen können, um einen oder zwei Fahrer zu verpflichten anstatt ihr eigenes Gehalt aufzupolieren. Doch wie sollte sich Iban verhalten. Ich würde, und die Betonung liegt auf ich würde, wenn ihr anderer Meinung seid, lasst es mich nur wissen. Also, ich würde an Ibans Stelle das Trikot zwar entgegen nehmen, aber, er kommt ja erst wieder in Portugal zum Einsatz, dort dann während des gesamten ersten Rennen eine Windjacke über das Führungstrikot ziehen, als Zeichen, das ich es nicht wollen würde, das Trikot auf so eine Weise zu übernehmen. Auch wenn die Sonne vom Himmel brennt sollte er die Windjacke anlassen und das Trikot verdecken. Dann sollte die UCI Iban auch keine Vorwürfe machen können. Jedoch würde ich mich in der Sache mit Klejnot direkt nicht auf irgend eine Seite stellen. Nun ja, wer weis ob die UCI diesen Sanktionskurs so weiter fährt. Auf alle Fälle könnten wir jedoch der UCI eine Frage stellen: De Rosa hat an 3 oder waren es gar 4? Rennen nicht teil genommen und durften trotz aller Ankündigungen der UCI an Giro teilnehmen. Jetzt ist Klejnot in einem Rennen als Mannschaft aussgestiegen und ihnen werden gleich die Punkte halbiert. Dann hätte man De Rosas Punkte ja gleich auf null setzen müssen. Das wäre wirklich die einzige Sache, wo ich klar dafür wäre, es zu äußern und das bei der UCI mal zu hinterfragen, rein der Gerechtigkeit halber, damit Klejnot dieser Art von Strafe entgeht. Allerdings sollten wir uns, wenn wir das tun, trotzdem ganz klar von der Aktion und ich würde mich auch von der Forderung Klejnots distanzieren. Also, was meint ihr zu der Sache?"

Thomas wusste schon aus dem letzten Jahr, wie schnell es gehen kann und der Weltverband ist umgekrempelt. Jetzt musste man vermeiden, das wieder ein konflikt zwischen UCI und SdC, der sich auf Klejnots Seite stellen muss, zu vermeiden. Am ehesten ginge das, wenn die nicht betroffenen Teams alle geschlossen agieren würden. Doch so sehr Thomas sich das wünschte, genauso wusste er auch, das irgendwer seine Vorstellung unmöglich machen würde...

[Artifex]

Der neue Skandal um die noch viel skandalösere Klejnot-Truppe war dieser Tage eindeutig das Gesprächsthema Nummer Eins unter den Fahrern, so auch bei ETXE'ONDO, die ja, nach Zieglers "Vortrag", indirekt betroffen waren. Dennoch hielt sich Jens erstmal kurz.

Warten wir ab, wie sich die Sache entwickelt. Das letzte Wort ist da bestimmt noch nicht gesprochen, Roche und Etxebarria werden sich ja wahrschein nochmal zusammensetzen und darüber beraten.
Die Idee mit der Windjacke gefällt mir vom Prinzip her, aber wir müssen wie gesagt erstmal abwarten, was jetzt nun wirklich ist und was nur so salopp mal in die Runde geworfen wurde. Ich kann mir eine solch harte Bestrafung irgendwie nicht vorstellen, aber warten wir es ab. Jetzt sollten wir uns erstmal auf das hier und jetzt konzentrieren und sehen, dass wir das letzte Saisonrennen noch einmal ordentlich über die Bühne bringen, beendete Jens seine kleine Rede, legte sich auf sein Bett, schloss die Augen und hörte sich das Gebrabbel einer Nachmittagsstalkshow, die Hieke angeschaltet hatte, an.

[Artifex]

Die Tage vergingen und Jens nutzte die Sommerpause um endlich einmal richtig auszuspannen, all die kleinen Verletzungen, die sich mit der Zeit angesammelt hatten, auszukurieren und vor allem, um auch endlich einmal Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dennoch bedrückte ihn während des gesamten Urlaubs ein Problem: die Feier, die er sich fest vorgenommen und deren Planung er immer weiter vorausgeschoben hatte. So nahm er sich, während er am Strand in der Sonne lag, vor, sich sofort nach der Ankunft in Paris um die Feier zu kümmern.

In der Heimat angekommen war Jens jedoch alles andere als erpicht darauf, sich um die Organisation zu kümmern. Nein, das schöne Wetter und die im Schrank hängenden rosafarbenen Führungstrikots vom Giro d'Italia brachten Jens dazu, sein Rennrad aus dem Keller zu holen, kurz auf Vordermann zu bringen und dann seine altbewährte Trainingsstrecke abzufahren. Eine Woche lang ging das so: Jens stand morgens auf, nahm kurz den Terminkalender in die Hand, legte ihn dann wieder beiseite und holte sein Rad aus dem Schuppen. Bis eines Tages seine Frau ihn auf die Feier ansprach und vorschlug, dafür das Nudelsalatrezept aus der neuen Ausgabe der Femme dans le miroir endlich einmal ausprobieren zu können. Jens willigte sofort ein, endlich hatte er einen richtigen Grund, sich um die Feier zu kümmern, schließlich wollte er seiner Frau diese einmalige Chance nicht vermasseln. Also lief er zum PC und öffnete sofort den Mail-Verteiler, in den neben den Fahrern auch die sportlichen Leiter, Techniker, Köche und Physiotherapeuten eingetragen waren. An all diese schrieb er:

Hallo Kollegen,

ich hoffe, ihr alle hattet einen schönen Urlaub, habt euch gut erholt und so weiter und so fort und seit jetzt topfit wieder in die zweite Saisonhälfte zu starten. Schließlich haben wir mit der Führung der Teamwertung noch etwas zu verteidigen.
Diese Mail soll jetzt aber nicht dienen, euch zum Training anzustacheln, nein, ich dachte mir, dass wir vor dem zweiten Saisonstart noch einmal zusammen treffen sollten! Die Idee stammt übrigens ursprünglicherweise vom Giro, da habe ich mir überlegt, dass ich mich ja eigentlich für die großartige Arbeit eurerseits während der für mich so wundervollen ersten Giro-Woche bedanken muss. Von dem Ende des Giros an reifte also der Plan, ich habe Tag für Tag mit vollem Einsatz an der Idee herumgearbeitet und möchte euch jetzt zu einer

Was: kleinen Party
Wo: bei mir
Wo wohnst du denn: in Paris
Wann: am nächsten Samstag

einladen.

Ich hoffe auf eurer zahlreiches Erscheinen. Mitbringen müsst ihr nichts, für Speis und Trank ist gesorgt.

Bis dahin,
euer Jens!

Jens endete die Mail, klickte auf Absenden und öffnete sofort eine neue, diesmal jedoch allein an Iban Mayo gerichtet?

Holà Iban!

Ich hoffe, du hast meine Einladung gekriegt?! Mir geht's jetzt um den neuen, sechsten Mann, deinen "Fast"-Namensvetter. Wäre doch eine gute Gelegenheit, ihn mal dem Team zu präsentieren, dann können sich vor dem ersten Rennen noch einmal kennen lernen und so.

Was meinst du?

Bis dann,
Jens

Er schickte auch diese Mail ab und war hochzufrieden. Endlich hatte er was geschafft, endlich konnte er sich sorgenlos auf sein Rad schwingen.

[Artifex]

...

Die Zeit bis zum nächsten Samstag war rasend schnell vergangen. Jens hatte zusammen mit seiner Frau das Haus und den Garten für die Feier vorbereitet: Ein Pavillon mit Bierzeltgarnitur, einem Tapeziertisch mit ein wenig Fingerfood und Getränken sowie einer Musikanlage war aufgebaut worden. Jens hatte es sich im Garten gemütlich gemacht und wartete nun auf die Ankunft der ersten Gäste.

[Marco Pantani]

Thomas freute sich sehr über Jens Idee einer kleinen Party um die zweite Saisonhälfte einzuläuten. Zwar hieß es für Thomas eine strapaziöse Reise nach Paris, da er das Rad auch mitnehen wollte und dann von der französischen Hauptstadt aus nach Portugal fliegen. Er war schon 2 Tage vor dem Fest da, um noch ein wenig in Paris rad zu fahren. Eigentlich musste man sich die Tour de France im Fernsehen ansehen. Doch seit Roberto Heras´ Sieg 2003 wurde diese nicht mehr ausgetragen. Er erinnerte sich noch an die starke Mannschaftsleistung des Team ONCE und dem Doppelsieg in Alpe d´Huez (Achtung: RPG Bergangenheit ). Um in den Erinnerungen zu schwelgen, fuhr er die legendäre Schlussrunde in der Stadt ein paar mal ab und am entscheidenen Tag des Festes, entschied er sich die Beine ganz baumeln zu lassen und den Tag zu genießen. Am Nachmittag fuhr er dann zu Jens Grundstück und wurde gleich von dessen Frau begrüßt, die ihn in den Garten führte, wo Jens schon wartete. Er hatte ein kleines Zelt aufgebaut und der Garten war sehr schön gemacht. Dann war es an der Zeit Jens zu begrüßen und einen kleinen Smalltalk anzuzetteln:
"Hallo Jens! Na, die Pause gut verbracht, ich hoffe doch, dass du wieder in Form bist. Bist du auch schon so gespannt den neuen Fahrer kennen zu lernen. Iban hat ja noch kein Wort über ihn verloren, nur das es ihn gibt, um die Spannung zu erhalten..." Thomas schloss und freute sich endlich wieder unter Kollegen zu sein. Schließlich hatte er in der Pause im Thüringer Wald nur Hobbyfahrer getroffen, und zum Glück konnte sich keiner von denen lange an Thomas ran hängen...

[Artifex]

Jens war hocherfreut als Thomas kam, denn mit der Zeit hatte sich sein Verdacht, dass niemand die Einladung gelesen hatte, verhärtet. Als der Thüringer jedoch eintraf gab es keinen Grund zur Sorge mehr, Jens begrüßte seinen Teamkollegen und sie setzten sich an den Gartentisch.
"Freut mich, dich zu sehen, Thomas! Die Sommerpause war wirklich lang, drei Wochen lang ohne mein Rad und ohne Kontakt zu euch. War ganz schön hart an der Côte d'Azur", meinte Jens halb im Spaß, halb im Ernst und hoffte dabei innigst, dass seine Frau nicht gerade zuhörte. "Ich hab jetzt in den letzten Tagen wieder das Training aufgenommen und werde das auch in den nächsten Tagen fortführen, unabhängig davon, ob ich nach Portugal weiter fahre. Rollt sich schon wieder ganz gut, auch wenn ich momentan sicher noch meine Probleme hätte."

Jens stoppte und sorgte für ein paar Getränke. Dann fuhr er fort: "Klar, ich bin wirklich gespannt, wen sich Iban da geangelt hat. Seine Schilderungen in den e-Mails waren ja nicht gerade ausführlich. Ich halte ja nicht so viel von Geheimnissen, aber vielleicht hatte Iban auch einfach zu viel zu tun, als Girosieger ist man ja auch nicht gerade uninteressant für die Medien, nicht?
Naja, von Hieke hab ich auch lange nichts mehr gehört. Was wohl mit dem ist?" Jens Stimmung veränderte sich schlagartig. Er hatte seinen zweiten Landsmann im Team stets wegen seiner Leistungen und vor allem auch wegen seines Charakters geschätzt und war dementsprechend recht niedergeschlagen, hatte Hieke doch seit Beginn des Giros nichts mehr von sich hören lassen.

Um schnell das Thema zu wechseln, fragte Jens: "Und, womit hast du den Sommer verbracht?"