Landgasthaus "Le Postillon"; Huy - UKDVV-Sitzung

[ETXE]

David betrachtete sich den sogenannten "blauen Konferenzraum" des kleinen belgischen Gasthauses. Für die Sitzung der UKDVV, die leider mal wieder zusammentreten musste, würden die Räumlichkeiten auf jeden Fall ausreichen.

Außerdem wären Voigt und Heras, falls sie in Lüttich fahren wollten, nicht so weit weg vom Geschehen und könnten auch noch ein wenig trainieren.

Vielleicht würden sie ja sogar zusammen mit David trainieren, der schließlich beim Abtrainieren war, was so kurz nach dem Sieg in Euskal Herria ja auch noch mindestens 100 km am Tag bedeutete.

David erinnerte sich an viele schöne Rennen in den Ardennen, wo er immerhin zweimal den zweiten Platz bei der Doyenne erreichen konnte und etliche Top-10-Ergebnisse beim Flèche.

[ETXE]

Große Lust hatte David nicht, aber die Sitzung war nunmal von ihm einberaumt worden. Also fand er sich am Tag nach dem Flèche Wallone im "Konferenzraum" des kleinen Landgasthauses ein.

Er hatte schlecht geschlafen und fuhr noch ein wenig Rad, um auf andere Gedanken zu kommen. Dadurch verspätete er sich etwas.
Die beiden Aktivenvertreter Heras und Voigt sowie die UCI-Vertreter Belli und Roche waren bereits da. Eisel als zu Befragender wartete in einem Nebenraum.

David begrüsste alle Anwesenden, um direkt danach die Sitzung zu eröffnen. Er wollte diese schnell hinter sich bringen, was sicher im Interesse aller Teilnehmenden war.

"Hallo,
ich begrüsse euch recht herzlich und möchte nicht viele Worte machen. Es gibt drei Tagesordnungspunkte:

- Fabian Wegmanns positive Dopingkontrollen, die bei einer Trainingskontrolle genommen wurden,

- die nicht ganz geklärte Situation bei Gent-Wevelgem allgemein

- die Befragung Bernhard Eisels zu dessen Fernbleiben bei Gent-Wevelgem.

Ich denke, keiner hier möchte eine Mammutsitzung und die Sachverhalte sind relativ klar, so daß wir hoffentlich schnell fertig sind. Wenn keiner weitere Punkte für die Tagesordnung hat, fange ich mal mit Wegmann an! Er ist bei einer Trainingskontrolle positiv getestet worden (A- + B-Probe). Daraufhin hat die UCI bis zur entgültigen Entscheidung daraufhin gewirkt, daß ihn sein Team suspendiert. Ich denke, wir brauchen da kein großes Aufhebens zu machen. Die einzige Frage besteht wohl in der Länge der Sperre, wobei zu berücksichtigen ist, daß der Fahrer bislang nicht auffällig gewesen ist."

[*Mik* [EISEL-FAN]]

Berni saß im Raum neben dem "Konferenzzimmer", als Etxebarria als letzter dort reinging und die Tür schloss. Er musste schließlich noch warten, bis er hinzugeholt werde wird. In der Zeit bestellte er sich noch eine Pepsi und holte sich eine Zeitschrift, um die Wartezeit zu verkürzen.

[Stephen Roche]

Stephen traf als Letzter in dem malerischen Landgasthof ein. Heras und Voigt als Vertreter der Aktiven waren ebenso anwesend wie David Etxebarria und Wladimir Belli, Stephens Stellvertreter. Auch Bernhard Eisel saß bereits in dem kleinen Foyer und las eine alte Zeitschrift.

Meine Herren, darf ich bitten. Lassen sie uns die Sache zügig in Angriff nehmen.

Als alle bis auf Eisel im Tagungsraum Platz genommen hatten, fuhr Stephen fort.

Wie Sie der Tagesordnung entnehmen können, gibt es für die UKDVV Einiges zu tun. Zunächst jedoch ein Wort zum Ablauf. Aus zeitliche Gründen muss ich mein Amt als Vorsitzender der Kommission niederlegen. Ich schlage als meinen Nachfolger den neuen Vertreter der UCI, Wladimir Belli, vor. Wladimir hat mein vollstes Vertrauen in dieser Angelegenheit und ist über den Sachstand bestens informiert. Ich selbst behalte mir vor, als nichtständiges Mitglied an den Sitzungen teilzunehmen und für den Fall der Stimmgleichheit bei Abstimmungen meine Stimme abzugeben.

Bestehen Ihrerseits dagegen Einwände?

Er blickte Etxebarria, Voigt und Heras reihum an.

Sollte dies nicht der Fall sein, würde ich an Wladimir Belli weiterreichen, doch bitte ich Sie nochmals nachdrücklich, eventuelle Bedenken anzumelden. Wir wollen die Kommissionsarbeit nicht mit latenten Unstimmigkeiten belasten.

[Artifex]

Jens hatte keine Bedenken. Er schätzte sowohl Stephen Roche als auch Wladimir Belli und war der Meinung, dass sie der Kommission helfen würden.
Daher hob er kurz abwehrend die Hände und sagte: "Keine Bedenken von meiner Seite" und ließ Stephen weiter fortführen.

[virtualprofit]

Mit errötetem Kopf hatte Roberto den Konferenzraum betreten, bisher hatte ihn aber noch keiner auf das Missgeschick angesprochen.
Nach der kurzfristig einberaumten Sitzung war er nach Absprache mit seinem Teamchef nach Charleroi gereist, um dort am Fleche Wallone teilnehmen zu können. Aufgrund der knapp bemessenen Zeit war es dann in der Hektik dazu gekommen, dass 7 Mapei-Fahrer am Start standen, was jedoch niemand bemerkte. Erst nach der Blockade des Fahrerfeldes, deren Planung man auch ihm vorenthalten hatte, klärte sich so langsam auf, was schiefgelaufen war: Lefevres Stellvertreter hatte bei der Meldung des Teams geschlampt und Roberto nicht aufgestellt. So blieb denn Roberto nichts anderes übrig, als zumindest ein paar Trainingskilometer zwischen den Begleitautos zu sammeln und erste Bekanntschaft mit den Ardennen zu machen.

Aber für diese Randgeschichten war hier auch kein Platz, Etxebarria hatte von Beginn an klar gemacht, dass er die Sitzung kurz halten wollte, womit er genau Robertos Nerv traf. So ergriff nach der freundlichen Begrüßung alsbald Stephen Roche das Wort, indem er Wladimir Belli als seinen Nachfolger vorschlug.

Mit Belli hatte es eigentlich nie Probleme gegeben, dachte sich Roberto, solange man nur dessen Fäusten entrinnen konnte. Bei diesem Gedankengang konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Belli als Kommissionsvorsitzender, was sollte dagegen sprechen?

Auch ich habe nichts gegen Signore Belli einzuwenden. Sprach es und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück, um den weiteren Ausführungen zu lauschen.

[Escartin]

Ich danke euch und will, ohne mich lange mit der Vorrede aufzuhalten, direkt zu Sache kommen. Ich denke, wir haben alle schon angenehmere Dinge erlebt, als eine solche Sitzung, daher sollten wir auf jeden Fall kooperieren. Ich erwarte also von jedem Mitglied eine konsturktive Mitarbeit, aber das sollte ja kein Problem darstellen.

Wie von ETXE begonnen, sollten wir uns als erstes dem Fall Wegmann zuwenden. Nach den Erkentnissen der UCI handelt es sich hier definitiv um einen Einzelfall, die Umstände der Dopingprobe schließen jede Beteiligung des Teams aus. Es handelt sich also um einen sehr begrenzten Fall, der eine eher geringe Bedeutung hat. Da Wegmann auch keine großen sportlichen Erfolge vorzuweisen hatte, sollte eine große Diskussion unnötig sein, wie Etxe schon sagte müssen wir uns schlicht auf ein angemessens Strafmaß einigen.

Zu bedenken ist dabei aus meiner Sicht, dass es sich um um einen minderschweren Fall handelt, da die verwendete Substanz eher harmlos ist, und keine sportlichen Erfolge auf dem Doping basierte. Andererseits ist eine gewisse Härte erforderlich, allein um eine abschreckende Wertung zu erzielen. Eure Vorschläge?

[ETXE]

"Ich würde sagen, daß ein Jahr Sperre ausreichen sollte!" warf David in die Runde...

[Artifex]

Jens hielt es für besser, den Nicht-Aktiven den Vortritt zu lassen, Etxe hatte dies ja auch schon getan. Roberto und er waren ja "nur" Vertreter des Pelotons und Jens war sich dieser Pflicht durchaus bewusst, doch er war nicht zur UDKVV-Sitzung gekommen, um einen seiner Kollegen vom Radsport auszuschließen.
Dennoch, er war Mitglied einer Kommission, die mit allen Mitteln gegen Doping im Radsport ankämpfte und deshalb war er sich bewusst, dass er sich entscheiden musste.

Wie schon von Herrn Roche gesagt handelt es sich ja um ein harmloses Mittel, das Wegmann zu keiner außerordentlichen Leistung verhalf und so nicht den Wettbewerb verzerrte, doch wir haben im letzten Jahr und auch in diesem immer gegen Doping angekämpft, deshalb denke ich auch, dass ein Jahr Sperre angemessen wäre, sagte Jens.

[virtualprofit]

Roberto fühlte sich auch unwohl bei dem Gedanken über einen Fahrerkollegen zu urteilen, auch wenn Wegmanns Verhalten in keinem Fall zu billigen war.
Im Sinne einer zügigen Sitzung äußerte er sich dementsprechend kurz: Ich schließe mich dem Vorschlag einer Sperre von einem Jahr an.

[Stephen Roche]

Stephen schwieg. Allein ein kurzes, beinahe nur angedeutetes Kopfnicken in Richtung Belli sollte seine Zustimmung kundtun.

[ETXE]

"Das hört sich ja nach einer klaren Mehrheit an. Glaubt mir, daß ich das auch nicht toll finde, aber irgendwie muss hier auch die Dreistigkeit bestraft werden.

Können wir dann zum Thema Gent-Wevelgem kommen?" sagte David und schaute zu Belli herüber...

[Escartin]

Gut, ich kann mich euch nur anschließen, schön, dass wir uns so schnell einigen konnten, die Sperre für Wegmann wird also auf ein Jahr festgesetzt.

Zu Gent-Wevelgem: Ich war dort nicht vor Ort, habe von der Problematik um Eisel nur aus den Medien erfahren. Daher kann ich dort wenig sagen. Für den Fernsehzuschauer wirkte Eisels Fehlen sehr seltsam, aber es war regelkonform und das sollte man nicht vergessen.

Wie waren die Geschehnisse aus eurer Sicht?

Zur Kritik am Vorgehen der UCI äußerte sich Belli mit Absicht nicht, was gab es da zu diskutieren? Alles war völlig rechtens gewesen.

[virtualprofit]

Mir fehlt ebenfalls das Hintergrundwissen, um ein Urteil über die Geschehnisse um den Österreicher abgeben zu können. Bis vor kurzem hatte ich gerade einmal die Möglichkeit genau die Informationen zu bekommen, die sich auch ein normaler Fernsehzuschauer beschaffen kann.

Erst durch die Festsetzung dieses Termins habe ich mich überhaupt nach Belgien auf den Weg gemacht. Rücksprache mit Lefevre oder anderen Verantwortlichen? Fehlanzeige...weder wusste ich etwas von der Straßensperre beim Fleche, noch hatte man mich trotz voriger Absprache für dieses Rennen angemeldet. Also kann ich aus meiner Sicht auch nur sagen, dass die Verhaltensweise sehr seltsam war, ich mir aber kaum anmaßen will, dafür irgendwelche möglicherweise weit hergeholten Ursachen anzuführen.

[ETXE]

"Sehr viel habe ich zu den Kontrollen dort auch nicht zu sagen. Abgesehen davon, daß im Regelwerk die kurzfristig angekündigte Kontrolle von 3-5 Fahrern vorgesehen war.
Ich sehe aber solche Ausnahmeregelungen wie dort, wo alle kontrolliert wurden, als vollkommen legitim an.

Der Erfolg, daß es zu keinem positiven Test kam, spricht wohl auch für sich. Eisel konnten wir nicht kontrollieren, was zwar einen Beigeschmack hinterlässt, aber leider nicht zu ändern ist..."

[Artifex]

Jens kam sich dabei blöd vor, doch blieb ihm nichts andere übrig, als sich ebenfalls in die Gruppe der "Ahnungslosen" einzuordnen. Ich bin ebenfalls ziemlich ahnungslos, was die Geschichte bei Gent-Welvegem angeht. Ich habe das nur so nebenbei über Funk vom Team erfahren, nach dem Rennen hat das dann im Fahrerlager recht schnell die Runde gemacht, besonders beschäftigt habe ich mich damit aber auch nicht.

Er schaute kurz hoch und meinte, erwartende Blicke zu ernten. Deshalb redete er weiter: Sicherlich ist es nicht gerade förderlich für den Radsport, wenn der Sieger eines der größten Rennen überhaupt, an dieser Stelle pausierte Jens, dachte kurz nach, die Geschehnisse von Roubaix zu erwähnen, ließ es dann aber sein, beim drauffolgenden Rennen nicht am Start ist und vorher Dopingkontrollen angekündigt werden, schließlich weiß jeder wie die Presse funktioniert. Besonders die Meinung der Leute, deren Wissen auf diesem Gebiet eher beschränkt ist, wird sich nun natürlich ein verschlechtert haben, da so etwas natürlich als negatives Erlebnis in Erinnerung bleibt.

Aber Herr Belli, ehm, Wladimir meinte ja schon ganz richtig..., leises Gelächter erfüllte den Raum, Jens sah kurz zu Belli herüber und musste unweigerlich grinsen, dass Bernhard, ich mein Eisel, gegen keine Regel verstoßen hat und wir dies respektieren müssen. Nichtsdestotrotz sind solche Geschichten natürlich keine gute Sache für den Radsport, aber warten wir ab, was Eisel selber dazu sagt.
Ich kann jedenfalls verstehen, dass manche Fahrer Maßnahmen einleiten wollen, diese jetzt aber auch auszuschlachten, würde aber wohl den Rahmen sprengen. Mit diesen Worten beendete Jens seinen Beitrag und nahm einen großen Schluck Wasser.

[ETXE]

"Nun, vielleicht sollten wir Eisel jetzt mal selbst befragen, was er zu der Sache zu sagen hat?" sagte David mit fragendem Blick Richtung Belli...

[Escartin]

Wenn er das körperlich verkraftet...steht ein Arzt bereit?

Nein, mal im ernst: Eisel hat sich verdächtig gemacht, aber wir können ihm keine Schuld nachweisen. Deshalb verlange ich, das man ihm hier fair begegnet, unabhängig davon, was man von seiner Krankheit hält. Danke.

Eigentlich fragte sich Belli ja, was die Befragung bringen sollte, die ganze Veranstaltung würde ausgehen wie das Hornberger Schießen. Eisel würde leugnen, Beweise gab es nicht. Sollte er eine Regeländerung vorschlagen?

Pflichtbewusst ging er zur Tür und bat Eisel herein.

[*Mik* [EISEL-FAN]]

Als sich die Tür des Konferenzraumes öffnete, lag Berni seine Zeitschrift hin und sprang auf. Nun wurde er endlich von Belli hereingebeten.
Er ging rein, grüßte kurz in die Runde und setzte sich dann auf einen freien Stuhl und sagte:
"Ich bin bereit für die Befragung. Es kann losgehen!"

[ETXE]

"Hola Bernhard!" fing David einfach an mit der Befragung, "Es wird dir hier sicherlich keiner den Kopf abreissen. Was mich speziell interessiert: Wann genau hast du dich 'krank' gemeldet für G-W bzw. der Rennleitung bekannt gegeben, daß du nicht teilnehmen wirst?"

[*Mik* [EISEL-FAN]]

Berni räusperte sich noch kurz und ergriff dann das Wort:
"Krank gemeldet wurde ich vom Teamarzt bei der Rennleitung am morgen des Renntages."