RENNEN # 12 {Liège-Bastogne-Liège (Monument)}

[Klaus und Tony]

Tonkov, Menchov, Gontschar, Popovych - Heppe kam sich vor wie in herrlichsten Friedensfahrtzeiten. Nichts motivierte ihn mehr als diese alte Rivalität seiner Jugendtage.

Auch wenn die Vierergruppe um Evans und Bartoli gefährlich aussah: Heute musste er zocken und sitzenbleiben. Die Arbeit sollte Mayo verrichten, wenn er das Ding gewinnen wollte.

[Hoffi]

Zehn Sekunden, immerhin, die Michele zusammen mit drei Gefährten an der Tilmann hatte herausfahren können - für ETXE'ONDO freilich eine aussichtsreiche taktische Position, denn lediglich Pozzato hatte noch einen Helfer in der Gruppe, Heppner, Popovych und Iban selbst überdies einen Teamkollegen weiter vorne, so dass nun Mapei gefordert war; schwer einzuschätzen war dagegen die Stelvio-Equipe, die ebenfalls noch mit zwei Fahrern, Tonkov und Marzano, in der Gruppe vertreten war. Iban positionierte sich an zweiter, dritter Stelle in der Neunergruppe - Achtsamkeit war nun die oberste Devise.

Bislang hatten Patxi, Koldo und Angel toll gearbeitet, weil entscheidend dazu beigetragen, dass die Gruppe kontinuierlich dezimiert wurde - und nun, 20 Kilometer vor Ans, waren die Favoriten unter sich.

[Popovych]

Yaroslav fühlte sich nach wie vor prima, kurz juckte es ihn als Cadel ging, aber er behielt seine Nerven im Griff und blieb ruhig.

Er schaute sich Mayo an, dann Pozatto. Wie sind sie drauf versuchte er an den Gesichtern abzulesen, aber die Minen waren undurchdringlich. Aber der alte Fuchs Heppe hatte etwas vor, dessen Minenspiel war nicht ganz so undurchdringlich.

Es wurde Zeit neben ihn zu fahren, Jens wie siehts aus? fragte er ihn. Doch der Deutsche ignorierte ihn einfach.

Doch damit hatte Popo drei Kandidaten auf seiner Liste, würde einer der drei etwas versuchen wollte er am Hinterrad sein.

[ETXE]

KILOMETER 248,5 (noch 10 km):

Das Stadion von Standard wird passiert. Zwei Anstiege liegen noch vor den Fahrern. Szmyd und Konecný haben inzwischen aufgegeben und sich ins Restfeld eingereiht. Durch die Tempoarbeit der beiden Italiener Marzano und v.a. Celestino konnte die zweite Gruppe ebenfalls wieder aufschließen. Nun scheint eine elende Taktiererei zu beginnen...

[ETXE]

KILOMETER 251,5 (noch 7 km):

Die Côte de Saint-Nicolas steht unmittelbar bevor, 15 Fahrer stellen sich dieser letzten schweren Aufgabe.

Und wieder attackiert Cadel Evans, der Australier scheint heute bärenstark zu sein. Ángel Gómez, Filippo Pozzato, Iban Mayo und Jens Heppner können rechtzeitig reagieren und kommen an Evans heran.
Dahinter folgen vier weitere Fahrer, die noch nicht allzu weit abgehängt sind, nämlich Bartoli, Brandt, Popovych und Szmyd. Hier lässt man aber nur den Belgier Christophe Brandt die Arbeit machen.
Tonkov, Konecný, Celestino, Marzano, Gontschar und Menchov werden nicht mehr ganz vorne herankommen.

15 Fahrer haben mittlerweile das Rennen aufgegeben, darunter die 4 Mapei-Fahrer Verbrugghe, Flecha, Loosli und van Petegem...

[Popovych]

Abgehängt grmpf, das sollte so eigentlich nicht passieren. Was blieb ihm, er musste irgendwie versuchen hinterher zu kommen. Auf seine Begleiter war da wenig verlaß also galt es nun selbst das Heft in die Hand zu nehmen, wenn noch etwas gehen sollte. Cadel machte zwar einen saustarken Eindruck aber er glaubte nicht das der dies durchstehen würde, daher auf zur vor ihm fahrenden Gruppe.

[Hoffi]

Fast schon erwartungsgemäß waren die Karten im Lütticher Arbeiterviertel, an der legendären Saint-Nicolas, gefallen; Heppner und Pozzato hatte Iban vorne erwartet, doch was würden Gómez und Evans zu leisten imstande sein? Überraschend war derweil Popovych zurückgefallen, weshalb Iban mit durch die Führung ging und auf eine gut harmonierende Gruppe hoffte - zumindest bis zum Schlussanstieg in Ans, an dem höchstwahrscheinlich die Herumtaktiererei erneut beginnen würde. Doch hatten die ETXE'ONDOs mit Michele in der Verfolgergruppe einen weiteren Trumpf, den sie im Falle eines erneuten Zusammenschlusses spielen könnten.

[ETXE]

KILOMETER 255,5 (noch 3 km):

Auf der Kuppe der Côte-Saint-Nicolas zu Beginn der Abfahrt hat vollkommen überraschend Jens Heppner attackiert. Seine vier Wegbegleiter waren so überrascht, daß Heppe bis "ins Tal" bereits 15" (ja, fünfzehn Sekunden) herausgeholt hat. Wird dies dem alten Fuchs reichen, da er beim letzten Anstieg eventuell etwas schwächer einzuschätzen ist als seine vier Jäger?

[Klaus und Tony]

Klejnot war im Fernsehen, so sollte es sein.
'Jetzt noch mal alles, alter Mann! Hoppa!'

[Popovych]

Es würde nicht mehr reichen, soviel war nun klar. Naja wirklich den Sieg hatte er auch nicht erwartet, es sollte ein Test sein und wenn ein Top 10 Platz kein guter Test ist was dann? Dies sollte es denn doch sein, dafür galt es nun alle Kraft zusammen zu nehmen, reiß dich zusammen sagte er zu sich selbst. Platz 6 ist möglich.

Heppe griff vorn an, wurde ihm über Mikro mitgeteilt. Gute Reise, alter wünschte er ihm, doch Heppe konnte ihn natürlich nicht hören.

[ETXE]

KILOMETER 258 (noch 500 m):

Die berühmteste Linkskurve der Frühjahrsklassiker ist erreicht. Endlich scheint wieder ein Rennen ohne Skandale und Protesttrikots zuende zu gehen.

Der 40-jährige Jens Heppner biegt als erster um diese 90°-Kurve und kann einen Vorsprung von etwa 7 Sekunden sein eigen nennen. In der Vierer-Verfolgergruppe hatte zunächst Gómez eine Attacke versucht, dann nocheinmal Evans, aber Mayo und Pozzato waren auf der Hut.

Nun erreicht Heppner das Ziel. Er ist damit der älteste Doyenne-Sieger der Geschichte. Gratulation...

Pozzato hat in der besagten Linkskurve angegriffen, aber Mayo konnte kontern und wird Zweiter, eine Platzierung, die er aus dem letzten Jahr bereits kennt. Pozzato darf mit aufs Podium und kann damit vertuschen, daß Mapei heute im Grunde eine klägliche Vorstellung abgeliefert hat.
Dem großen Kämpfer Evans und dem Spanier Ángel Gómez bleiben nur die Plätze 4 und 5.

Während Heppe schon gefeiert wird, erreicht die nächste Vierergruppe das Ziel. Christophe Brandt erreicht den 6. Platz vor Popovych, Szmyd und Bartoli.

Die weiteren Ergebnisse folgen in Bälde...

[ETXE]

ENDERGEBNIS:

1. KLE Jens Heppner (KuT) 06:29:09

2. EOG Iban Mayo (Hoffi) +00:05
3. MAP Filippo Pozzato (RedRobi) +00:05
4. DBF Cadel Evans AUS +00:05
5. ALB José Ángel Gómez Marchante ESP +00:05

6. FDJ Christophe Brandt BEL +00:14
7. DBF Yaroslav Popovych (Popovych) +00:14
8. KLE Sylvester Szmyd POL +00:14
9. EOG Michele Bartoli (nst) +00:14

10. STE Pavel Tonkov RUS +00:48
11. MAP Mirko Celestino ITA +00:48
12. CAR Denis Menchov RUS +00:48
13. FDJ Sergei Gontschar UKR +00:48
14. STE Marco Marzano ITA +00:48
15. CAR Tomás Konecný CZE +00:48

16. EOG Angel Vicioso ESP +02:19
17. MAP Roberto Heras (virtualprofit) +02:19
18. KLE Dariusz Baranowski (Igor) +02:19
19. ALB Hernán Buenahora COL +02:19
20. ALB Jorge Ferrio ESP +02:19
21. FDJ Philippe Gilbert BEL +02:19
22. STE Jose Luis Arrieta ESP +02:19

23. FDJ Joan Horrach ESP +04:39
24. STE Luca Mazzanti ITA +04:39
25. DBF Iñigo Cuesta ESP/Eus +04:39
26. FDJ Jérôme Pineau FRA +04:39
27. FDJ Sylvain Chavanel FRA +04:39
28. DBF Sandy Casar FRA +04:39

29. ALB José Rujano VEN +06:27
30. KLE Robert Hunter RSA +06:27
31. CAR Michael Blaudzun DEN +06:27
32. CAR Nicholas Roche IRL +06:27
33. KLE Piotr Wadecki POL +06:27
34. ALB Aitor Perez Arrieta ESP/Eus +06:27
35. STE Andrea Noè ITA +06:27
36. STE Giuseppe Muraglia ITA +06:27
37. ALB Ryan Cox RSA +06:27
38. EOG Pablo Lastras ESP +06:27
39. CAR Thomas Dekker NED +06:27

40. EOG David Plaza ESP +07:06
41. EOG 'Patxi' Vila ESP/Eus +07:06


DNF KLE Roger Hammond GBR
DNF KLE Jakob-Storm Piil DEN
DNF CAR Marc Lotz BEL
DNF DBF Servais Knaven NED
DNF FDJ Leif Hoste NED
DNF DBF Salvatore Commesso ITA
DNF ALB Alberto Hierro ESP/Eus
DNF STE Daniel Atienza ESP
DNF DBF Juan-Miguel Mercado (José Miguel)
DNF MAP Rik Verbrugghe BEL
DNF EOG Koldo Gil Perez ESP/Eus
DNF CAR Erik Dekker NED
DNF MAP David Loosli (jonas)
DNF MAP Peter van Petegem (zabelchen)
DNF MAP Juan Antonio Flecha (Lu])

[Klaus und Tony]

"Danke, Sylvester! Riesig gefahren!"

Nachdem er sich beim zweitbesten Teammitglied bedankt hatte, schaute Heppe auf die Podiumsnachbarn. Mayos Gesicht konnte er schwer entziffern, könnte sein, dass er bisschen angefressen war, nachdem Heppe ihn "ausgelutscht" hatte. Naja, war ja noch ein junger Fahrer.

Den anderen kannte Heppe gar nicht so genau. Spanier? Italiener? Franzose? Nee, Franzose sicher nicht, man war ja auf dem Podium eines großen Rennens.

[Igor]

Im Ziel angekommen, grübelte Dariusz. Was hatte er falsch gemacht?

[Dani]

"Sehr schön, was der alte Knabe noch alles kann", dachte sich Michael, als er Heppner jubelnd über die Ziellinie fahren sah.
Er schöpfte Hoffnung bei der Tour de Romandie genauso auftrumpfen zu können, wie Heppe heute.

[Popovych]

Yaroslav war nicht ganz zufrieden. Nein, einen Sieg hatte er nicht erwartet, er hatte auf einen Platz unter den ersten 5 gehofft, nun war es Platz 7 damit konnte er eigentlich immer noch Leben. Nerven tat ihn das er nicht mit Cadel mitgegangen war als dieser angegriffen hatte. Taktische Fehleinschätzung seinerseits musste er sich eingestehen. Enttäuscht war er über sich das es nicht zum dann sich neu gestecktem Ziel von Platz 6 gereicht hatte, naja ein Sprinter war er nunmal nicht.

Andererseits sie hatten vorher besprochen nicht zu attackieren und Cadel tat es dann trotzdem. Das galt es noch aufzuarbeiten. Egal die Plätze 4 und 7 konnten sich auf jeden Fall sehen lassen.

Er machte sich auf den Weg zu den großen dreien des Rennens. Nacheinander gratulierte er Ihnen, irgendwie freute er sich für Heppe, ihm gönnte er den Erfolg wirklich. Vermutlich lag es am Alter des Deutschen, denn die anderen beiden waren ihm keinesfalls unsympathisch, es war einfach nur irgendwie......
Er schaffte es nicht einmal in Gedanken die richtigen Worte zu finden.

[Hoffi]

Giro-Generalprobe, Tiel 1 - bestanden.
Die Freude über den zweiten Rang überwiegte den Ärger über die fehlenden fünf Sekunden zum Sieg - und so war Iban wohl nun endgültig der "Boogerd der Doyenne", drei Jahre in Folge Zweiter auf dem Weg von Lüttich nach Bastogne und wieder zurück.

Bei der Siegerehrung, bei der er - wie Iban ein wenig verbittert konstatierte - nunmehr seit anderthalb Jahren nicht mehr auf der obersten Stufe stand, konnte er sich angesichts Heppners Lutschtaktik dennoch nicht einen ironischen Kommentars verkneifen. »Beim Giro drehen wir den Spieß einfach um«, sagte Iban grinsend zu dem "Radsport-Opa", nachdem er ihm, ebenso wie Pozzato, gratuliert hatte, »dann fährst Du mich eben bis zum Fuß des Berges.«

Hernach herrschte im Teambus Hektik: Patxi, Angel, David und Iban gedachten noch Abend in die Schweiz zur Tour de Romandie zu reisen, um sich am morgigen Montag noch einmal mit der Strecke vertraut zu machen.