Die Sattlerei

Ich weiß nicht, ob sich ein eigener Thread lohnt, aber zumindest bei mir sorgt die diesjährige WM seit langem mal wieder für etwas Vorfreude, was vor allem am Austragungsort liegt. Klar, Wout Van Aert geht als großer Favorit ins Straßenrennen, aber das war bei Olympia in Tokio auch nicht anders und trotzdem hat es nicht für Gold gereicht. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ein sehr verrücktes Rennen wird.

Das Zeitfahren (mit dem es ja morgen direkt losgeht) könnte auch spannender werden als gedacht. Hätte eigentlich damit gerechnet, dass Ganna locker das Double aus EM und WM holt, aber nachdem Küng ihn doch so klar geschlagen hat, wird das sicherlich spannend. Interessanterweise startet Roglic nicht im Zeitfahren, dafür im Straßenrenennen .

Hat alles in allem das Potential, eine richtig gute WM zu werden.

Also der Wettbewerb gestern war pure Werbung für die Disziplin Zeitfahren (auch auf einer längeren Distanz). Toller Schlagabtausch zwischen Ganna und Van Aert nachdem Evenepoel, Asgreen, Bissegger, Küng und Martin davor eigentlich schon einen weltmeiterschaftswürdigen Schlagabtausch abgeliefert haben.

Schön auch, dass die GPS-Vergleiche abgeschafft wurden. So war es an den Zwischenzeiten und bis zur Einfahrt von Ganna bis zuletzt spannend.

Plus Zuschauer, würde ich sagen.

Die Kanalallee war mit das coolste Flachstück, das ich bei Radrennen gesehen habe.

Erfreulicher Karriereabschluss für Tony Martin. Ich mochte ihn zwar nie besonders, aber insbesondere seine Helferdienste bei TJV muss ich ihm am Ende Tribut zollen.

Ich habe es ihm immer ein wenig übel genommen, dass er nie den Weg eines Klassementfahrers eingeschlagen hat.
Vielleicht gab es da vor 10 Jahren aber auch gewisse Gründe, die ihm beim Zeitfahren blieben ließen.

Spitzengruppe im Straßenrennen: Tito Hernandez (Kolumbien), Joel Burbano (Ecuador), Pavel Kochetkov (Russland), Patrick Gamper (Österreich), Rory Townsend (Irland), Oskar Nisu (Estland), Kim Magnusson (Schweden), Jambaljamts Sainbayar (Mongolei)

Relativ exotische und ungefährliche Gruppe. Hinten macht Belgien bei dreieinhalb Minuten Vorsprung aber schonmal die ersten Führungen. Interessanterweise hilft Dänemark direkt. Solche Allianzen kann Belgien aber auch brauchen...

Ich kann die Meinung der Eurosport-Leute nicht nachvollziehen. Klar offensiv und schnell wars, aber am Ende attackiert wieder Einer und Alle im Feld gucken sich gegenseitig hinten an. Da könntest auch jedes LBL-Rennen der letzten 20 Jahre drüberlegen. Bei den Belgiern wirds jetzt rappeln und das auch vollkommen verdient. Mir tun nur die De Clerqs und Remcos Leid die wirklich viel Arbeit verrichtet haben für nix.

Ach, so lange van der Poel nicht gewinnt, ist van Aert doch sowieso top zufrieden…

Naja Alaphilippe hat ja in der vorletzten Runde quasi an jedem Anstieg Vollgas attackiert und alle anderen an ihr Limit gebracht, sodass niemand mehr folgen konnte. Warum Stuyven und Van Baarle aber in der Verfolgergruppe nicht mit voll durchgezogen haben, Frage ich mich aber auch...

Konnte mir das Rennen erst heute ansehen und muss sagen, das war das beste Eintagesrennen, dass ich vielleicht jemals gesehen habe (neben vielleicht der einen oder anderen Austragung von Paris-Roubaix oder der Flandernrundfahrt). Toller Kurs, gefühlt keine 10 Minuten Ruhe im Rennen und diese unglaublichen Zuschauermassen - ich bin immer noch geflasht.

eder hat geschrieben: ↑26.9.2021 - 17:01 Naja Alaphilippe hat ja in der vorletzten Runde quasi an jedem Anstieg Vollgas attackiert und alle anderen an ihr Limit gebracht, sodass niemand mehr folgen konnte. Warum Stuyven und Van Baarle aber in der Verfolgergruppe nicht mit voll durchgezogen haben, Frage ich mich aber auch...

Das ist vielleicht der einzige negative Aspekt des fehlenden Funks: In der Situation hätte es sicher nochmal etwas geändert, wenn man den Verfolgern gesagt hätte, dass sie jetzt die 15 Sekunden zu fahren müssen und noch rankommen können. Ich hatte den Eindruck, dass aus der Sicht von Van Baarle, Stuyven und Powless und Valgren der Abstand zu Alaphilippe größer schien, als er zu dem Zeitpunkt tatsächlich war.