Tour de France 2004

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

Moderatoren: RobRoe, Routinier, Escartin

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 153322Beitrag Klaus und Tony
22.7.2004 - 1:13

Sehr schönes Zitat, Ski! - Da hab ich auch noch eines, denn ich hab wohl noch nie so gierig auf die Jens-Voigt-Kolumne gewartet wie heute.
Das war heute alles andere als eine schöne Etappe für mich - der Stachel der Enttäuschung sitzt tief. Vom Mythos L'Alpe d'Huez und den vielen enthusiastischen Zuschauern kann ich aus meiner Sicht heute kaum etwas Positives berichten. Für mich war da nicht viel Mythos.

Die Fans von Jan Ullrich, die nicht verstehen können, dass ich während der 15. Etappe für meinen Kapitän Ivan Basso Jagd auf ihn machte, haben mich heute übelst beleidigt und angepöbelt. Am ganzen Berg gab es Buhrufe und Judas-Plakate mit meinem Namen drauf - so groß wie drei Bettlaken. Man hat mir Sachen an den Kopf geworfen, die ich nicht wiedergeben will. Einige riefen "Armstrong-Fahrer".

Dass mich die Leute nicht vom Rad geschlagen haben, war noch das Beste. Aufgebrachte Menschen liefen neben mir her - es geht ja stellenweise nur mit 15 km/h voran. Wehren kann man sich gegen solche Dinge überhaupt nicht. Ich kam mir heute vor wie bei einer Hexenjagd. Das ist alles deprimierend für mich, weil ich das so noch nicht erlebt habe.

Zu allem Überfluss kam heute noch ein Reifenschaden hinzu. Nein, das hat heute leider keinen Spaß gemacht. Naja, es war schönes Wetter, wir hatten eine prima Aussicht, und das Hotel ist auch klasse. Immerhin...

Zu den angeblichen Anschuldigungen, die in der Fernseh-Berichterstattung aufkamen, möchte ich noch etwas sagen: Es wurde offenbar übermittelt, dass ich Lance Armstrong indirekt zum sechsten Titel verhelfe und gegen "Ulli" fahre. Das haben einige sicher falsch verstanden.

Dabei habe ich gar nichts falsch gemacht. Ich habe das Kommando meines Chefs befolgt und meinem Kapitän Ivan Basso geholfen - meinem Team gehört die volle Loyalität. Hätte ich die Anweisungen meiner Mannschaft nicht befolgt, hätte ich sofort im Flieger gesessen, und zwar mit einer fristlosen Kündigung von Bjarne Riis in der Tasche.

"Ulli" fährt leider nicht in meiner Mannschaft, daher kann ich keine Rücksicht auf ihn nehmen. Mir hat auch das Herz geblutet, aber was soll ich denn machen?

Besonders die Judas-Rufe haben mich schwer getroffen. Mir hat es dabei das Herz in der Brust zerrissen. Genau dieser "Judas" hat Jan Ullrich im Jahr 2000 zum Olympia-Sieg verholfen - da war er mein Kapitän.

Gestern fragte mich Andreas Klöden einige Kilometer vorm Ziel während des Rennens: "Jens, hast du was zu trinken?" Ohne zu zögern sagte ich: "Ja klar, nimm meine Flasche." Da hat "Klödi" noch zu mir gesagt: "Hey Jens, Du bist ein richtiger Kumpel." So viel zu dem Thema.

Bei Gesprächen mit nahezu der gesamten deutschen Presselandschaft konnte ich mir den Frust von der Seele reden. Mir geht's auch schon wieder besser.

Noch ein Ausblick auf die "Königsetappe": Am Donnerstag steht die zweitlängste und auch die schwerste Etappe auf dem Programm. Von T-Mobile erwarte ich wieder große Angriffe, um weiter alles zu probieren. Es geht richtig zur Sache, alles kann umgeworfen werden, man muss auf alles gefasst sein. Auch mit uns ist zu rechnen, schließlich liegt Ivan noch gut im Rennen.

Bis dann,

Euer Jens Voigt!

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Turbo_Beppe
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Beitrag: # 153328Beitrag Turbo_Beppe
22.7.2004 - 1:40

Das ist wirklich jämmerlich was sich da anscheinend viele erlaubt haben. Das Armstrong mit viel Neid kämpfen muss ist klar und wenn man ihn nicht leiden kann, ok, aber das ist in größtem Maße unsportlich.

Ich bin kein Freund von Armstrong und ich kann ihn wirklich nicht gut leiden, aber das hat er mit Sicherheit nicht verdient. Ich bin fair genug um anzuerkennen das er der mit Abstand beste im Feld über Jahre hinweg war und ist. Und so lange nicht die Doping-Gerüchte wirklich faktisch bewiesen sind, schätze ich seine Leistungen sehr sehr hoch ein. Die ganze Hingabe für den Sport wird von einigen, die einen Champion nicht erkennen wollen, mit solch schwachsinnigen Äußerungen quittiert. Habe mir schon gedacht das die Buh-Rufe auch ein Faktor für seine heutige herausragende Leistung war.

Der gleiche Fall ist Voigt. Was soll so ein verdammter Blödsinn wie "Judas"? Diese Leute haben definitiv keine Ahnung vom Radsport. Das hat auch Heppe heute richtig erklärt. Naja, mit solchen Idioten muss man leider auskommen.

Würde die Vollidioten mal gerne sehen wenn Ullrich in Armstrongs und Bassos Situation gesteckt hätte und dann hätte z.B. Nardello Kummer im Funk geantwortet "leck mich, der Basso ist vorne, das is mein Freund". Manche Menschen haben leider sehr große Probleme ihr Gehirn zu nutzen. Schade!

Sind wir mal gespannt was morgen passiert.
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Colin

Beitrag: # 153330Beitrag Colin
22.7.2004 - 1:43

Das Ganze wirft leider auch ein extrem schlechtes Licht auf die Ullrichfans. Ganz schön peinlich.

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Turbo_Beppe
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Beitrag: # 153334Beitrag Turbo_Beppe
22.7.2004 - 1:51

Hab eben was gelesen das das USP-Teamfahrzeug morgen ganz ans Ende der Teamfahrzeuge muss weil sie sich heute verkehrsbehindernd gegenüber einem TV-Motorrad verhalten haben.

Weiß da einer was?
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Skispringer
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Beitrag: # 153340Beitrag Skispringer
22.7.2004 - 2:02

Das ZDF versucht im übrigen sich aus der Affäre zu ziehen jetzt wo die Empörung eh nicht mehr stopbar ist indem sie ihren guten Willen zeigen und das Video online stellen : http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 62,00.html

viel hat man auch nicht weggeswitscht in der Übertragung, aber eben genau da wo er persönlich wurde Richtung Boßdorf (bei dem das schlimme ist : Der glaubt den Mist selber. Das war kein Versehen, dass war seine persönliche T-Mobile-rosa gefärbte Meinung zu den Geschehnissen ). Allein schon die Aussage "Um dies zu belegen, bietet das ZDF das Interview in voller Länge nachträglich als Video an"

irre wie ruhig Voigte da nach außen geblieben ist, aber das sah drinnen wohl ganz anders aus ......


Und natürlich wird das bei der ARD erwähnt werden morgen und auch hier werden sie es mit Gewalt probieren sich als die "reuigen aber doch mißverstandenen und eigentlich im Recht befindlichen" darzustellen , kennt man doch alles schon ......... (Völler )

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Turbo_Beppe
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Beitrag: # 153347Beitrag Turbo_Beppe
22.7.2004 - 2:28

Ja, da war "Voigte" mächtig sauer. Richtig so.

Das Problem ist denke ich auch das es inzwischen viele Zuschauer marke "Schumi-Fan" gibt. Möchte jetzt nix gegen Schumacher oder seine Fans sagen, aber der hat halt durch den Erfolg auch eine riesige Menge an Fans bekommen die einfach diese Erfolge feiern und auch so verbissen sind, obwohl sie kaum Ahnung vom Sport haben.

Wie man hier sieht, hat glaub ich noch keiner was gegen Voigts Verhalten gesagt, da sich hier Leute befinden die sich mehr als nur die TdF ansehen und das ganze nicht wegen Jan Ullrich gucken, sondern des Sports wegen. Aber es gibt halt viele die nur TdF gucken und nur "ihren" "Ulle" sehen wollen. Und wenn es nicht läuft dann wird halt alles andere "beschossen"....Armstrong, Voigt....
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buffy
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Beitrag: # 153352Beitrag buffy
22.7.2004 - 3:59

Leute die die Leistungen von Hochleistungssportler nicht anerkennen und ihne Dinge vorwerfen, die nicht zutreffen sind keine FANS. Fans respektieren jeden guten Sportler!

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ETXE
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Beitrag: # 153365Beitrag ETXE
22.7.2004 - 7:19

Peinliche Vorstellung vieler Zuschauer, die nur von einem zeugt, nämlich Dummheit! Wer weiß, wieviele der deutschen Zuschauer in Alpe d'Huéz wirklich Radsportanhänger sind und nicht einfach ballermannmässig unterwegs sind?
Die Fraktion, die dem debilen ARD-Radsport=Tour=Ulle-Hype unterliegt, dürfte mittlerweile deutlich größer sein als die der "echten" Radsportfans!
Das hat selbstverständlich auch etwas mit Berichterstattung auf populistischem Sport-Bild-Niveau zu tun, welches die ARD-Radsportdilettanten gerne und penetrant pflegen, aber mit geradezu beckenbauerscher Selbstgefälligkeit!
Aufgrund dieser dummdreisten Selbstgefälligkeit wird es selbstverständlich keine Entschuldigung oder objektive Fehlereinsicht geben.

Man möchte allen, die im Ullrich-Bild-ARD-Zug den Radsport für sich entdeckt zu haben glauben, zurufen: "Lasst den Radsport in Ruhe, ihr grenzdebilen Hools. Geht euch auf Malle besaufen, wenn ihrs braucht, aber mischt euch nicht in Dinge ein, von denen ihr keine Ahnung habt!"

Ob sie es verstehen würden??? :? :roll:
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Klaus und Tony
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Beitrag: # 153366Beitrag Klaus und Tony
22.7.2004 - 7:27

Turbo_Beppe hat geschrieben:
Das Problem ist denke ich auch das es inzwischen viele Zuschauer marke "Schumi-Fan" gibt. Möchte jetzt nix gegen Schumacher oder seine Fans sagen, aber der hat halt durch den Erfolg auch eine riesige Menge an Fans bekommen die einfach diese Erfolge feiern und auch so verbissen sind, obwohl sie kaum Ahnung vom Sport haben.
Hehe, das trifft es leider ganz perfekt.

Und solange RTL weiter Fernseh-Preise für die beste Sportberichterstattung in Deutschland einheimst, wird sich auch nichts daran ändern, dass Sport immer auf Duelle und Events reduziert wird, was dazu führt, das selbst Idioten denken, sie hätten das Wesen einer Sportart verstanden.
Ich hör ja selbst im Freundeskreis ständig solches Zeug wie "Und? Wie läuft die Tour? Schlägt er den Armstrong dieses Jahr?"

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luttenberger
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Beitrag: # 153390Beitrag luttenberger
22.7.2004 - 9:38

Schön zu sehen dass die "Opinion Leader" diesen Thread langsam wieder übernehmen, nach dem traurigen Schauspiel der letzten Tage eine richtige Wohltat.
Vielleicht könnte man nächstes Jahr eine Art Hüpfburg für die Juli-only Besucher einrichten, wo sie sich dann richtig austoben können ;)

Das ist halt das zweischneidige Schwert einer solchen Veranstaltung, je größer die Berichterstattung über ein Ereignis aufgezogen wird, desto mehr Leute, die sich an sich für diese Sache das restliche Jahr kaum interessieren (da kann man im Falle der Tour den Bossdorf sogar ausnehmen, bei ihm ist es das Magenta-Problem), werden hinter dem Ofen hervorgelockt und sehen sich dann natürlich sofort dazu befähigt die kleinen Fetzen an Information die sie irgendwo aufgeschnappt haben zu potenzieren und lautstark hervorzubrüllen, als hätten sie es ohnehin schon "immer gewusst". Das ist kein Tour Phänomen und schon gar kein exklusiv deutsches, es kommt halt nur dieser Tage medial sehr deutlich ans Licht was passiert wenn eine Tour de France und ein Jan Ullrich zusammentreffen und es dann nicht so läuft wie erhofft bzw. erwartet. In 2 Wochen hat die Masse längst alles vergessen, verbrannte Erde zurückgelassen, egal, weiter gehts hektisch und hetzend zum nächsten Großereignis und die Liebhaber des Radsports denken einstweilen über den Klassiker San Sebastian nach.

Angesichts der Reaktionen einiger User hier im Forum muss man sogar Robbie McEwen einräumen, dass er ein recht relaxter Verlierer ist :P


Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.

Curt Goetz

Amen

Marek0877
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Beitrag: # 153393Beitrag Marek0877
22.7.2004 - 9:48

Vor allem gegenüber Voigt ist es eine Riesensauerei, der eine bombige Etappe gefahren ist, was der gekämpft und gearbeitet, Chapeau. Am Ende wars dann trotz der vielen Arbeit ein toller 9er Platz.

Obwohl ich Ulrich mag, ist es von den deutschen Fahrern Voigt, der mich am meisten begeistert, der auf jeder Etappe egal ob flach, hügelig oder bergig attackiert. Ich kann gar nicht verstehen, dass man Voigt dafür kritisieren kann, dass er Teambefehle befolgt :evil: und nicht sieht was für eine Riesenleistung der eigentlich bringt. Obwohl er in der Gesamtwertung nur 37er ist, ist für mich persönlich seine Leistung genauso gut (und sogar besser) als die von einem Ulrich, Basso oder anderen.

Steini
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Beitrag: # 153396Beitrag Steini
22.7.2004 - 9:52

Ich persönlich habe am Dienstag auch ARD geschaut, da mein Bruder sich leider weigerte Eurosport anzuschauen. (Keine Angst, er ist kein Voigt-Beschimpfer ;) ) Als ich gesehen habe, dass sich Voigt für Basso und Sastre hab ich mich auch kurz geärgert. - Aber wie Voigt selbst sagt, er fährt nun mal bei CSC.

Allerdings sieht es halt so aus, dass die breite Masse der selbsternannten Radsportfans ARD und ZDF schaut. Diese Zuschauer kennen nunmal leider nur Ullrich und Armstrong. Vielleicht mittlerweile auch Klöden. Da ARD und ZDF leider versuchen gerade solche "nichts-blicker" an die Fernsehschirme locken und sie auch dort weiter haben möchte, ist das Ullrich, Ullrich, Ullrich gefasel irgendwo verständlich, wenn auch sehr ärgerlich.



EDIT: Klingt alles fast ein bisschen zu sehr nach Pro ARD/ZDF. :oops: Bin natürlich auch voll gegen die Aufhetzerei in Richtung Voigt.

R.A.G.T.
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Beitrag: # 153412Beitrag R.A.G.T.
22.7.2004 - 10:01

Natürlich ist es zunächsteinmal ärgerlich aber nach kurzer überlegung ist voigts verhalten vollkommen korrekt. bei olympia fährt er für ullrich. wer weiß vielleicht ist er ja dann auf der verfolgung von seinem kapitän basso. Also:Leute die so handeln wie von voigt beschrieben darf man nicht fabs nennen denn richtige fans verstehen die sachlage korrekt .Solche "fans" lassen den radsport in einem schlechten licht erscheinen wo er sich für außenstehende schon jetzt befindet (wg.Doping) :( ARD und ZDF sind sowieso von den moderatoren die qualitativ die miesesten auch die kommentatoren sind nicht besser da selbst bei angriffen ,sofern diese überhaupt von ihnen wahrgenommen werden, keine spannung aufkommt . Da ist eurosport viel besser vor allem durch jens heppners wissen und durch die emotionalen kommentare des anderen kommentators in der entscheidenden rennphase. Bei angriffen allerdings schalte ich auf france 2 weil das so geil kommentiert wird (bis hin zum schreien) leider verstehe ich nicht alles, was sonst noch gesagt wird außer "AAAAAAAAATACKEEEEEEÉ De jaan ULLRIIIICH" :D
Und MAYO ist trotzdem der BESTE BERGFAHRER

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hopper
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Beitrag: # 153419Beitrag hopper
22.7.2004 - 10:19

Ullrich hat sich eben zu der "Voigt-Affäre" nochmal bei der ARD geäussert: Er hat gesagt, dass ist das normalste der Welt, dass man seinem Kapitän hilft und das sollten die Fans akzeptieren. Wären sie im gleichen Team, hätten sie genauso gehandelt.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 153421Beitrag Stephen Roche
22.7.2004 - 10:24

Was waren das noch für schöne Zeiten, als der Anstieg nach Alp d'Huez von lauter Wohnwagen mit gelben Nummernschildern umsäumt war...

Das Probleme wurde ja bereits richtig benannt - wir kennen in Deutschland leider nur die Superhelden-Berichterstattung, die nunmal Herrn Ullrich auf den Thron gehoben hat. Dabei vergisst man leider immer wieder, dass auch andere Sportler, Leistungen vollbringen, die nicht hoch genug einzuschätzen sind. Klöden, Voigt, aber auch Wegmann beim Giro laufen schlicht unter ferner liefen, bekommen mglw. mit Glück die ein oder andere Zeile bzw. in der Berichterstattung ab und dürfen sich zum Schluss auch noch von verbohrten Ignoranten - die sich ohne Scham als Radsportanhänger bezeichnen - beschimpfen lassen.

Die Leute wollen Sieger sehen, Helfer nur dann, wenn sie für den Richtigen arbeiten. Who cares?

Wo waren denn die Deutschen vor 10 Jahren? Oder vor 20? Heute haben wir drei, die in vorderster Front den letzten Bergi in Angriff nehmen, zwei in den Gesamt-Top-4, dazu einige Talente, Wesemann für die Klassiker, zwei GS-1-Teams - nur leider interessiert das niemanden.

Mich wundert, dass im letzten Jahr niemand Vinokourov ángemahnt hat, Ullrich zu helfen ... war wohl im richtigen Team.

Zwischenfazit: Klöden mit der Leistung seines Lebens, Ullrich zeigt sich als Kämpfer, Voigt siehe Klöden; Armstrong verblüffend, Basso noch immer stark. Basta.
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Escartin
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Beitrag: # 153423Beitrag Escartin
22.7.2004 - 10:41

Typisch Ard. Wie bei Mailand-San Remo vor einigen Jahren, als es auf der Zielgferade einen Sturz gab. Kommentar Watterott: "Das ist gut für Zabel."

Trotzdem hat die ARD natürlich allenfalls Mitschuld. Hätten die Menschen auch nur etwas Grips im Kopf, würden sie dieser Propaganda doch gar nicht aufsitzen. Schlicht und einfach peinlich.

Basso hat mich gestern ziemlich enttäuscht, da versteht man zumindest, warum er nicht angreift, offenbar ist er nicht fähig das Tempo selbst hochzuhalten. Dabei möcht ich mal eine Diskussion anstoßen: Ich denke, zwischen BZF und einer Bergetappe, bei der man alleine an der Spitze liegt, besteht praktisch kein Unterschied. Sind Zeitfahrqulitäten also beim BZF von belang? Demnach könnten schwache Zeitfahrer ja auch keine Attacken starten. Andererseits haben Pantani, Escartin, Jimenez, Virenque äußerst lange Soli erfolgreich abschließen können, ihre Zeitfahrqulitäten sidn bekannt. Schade, das gestern überhaupt nur ein Kletterer in Form am Start war, aber der hat jedenfalls kräftig enttäuscht.

CSCs Defensivtaktik dürfte jetzt bitter bestraft werden, es riecht doch stark nach dem undankbaren vieren Platz für Basso.

Die Zeiten gestern haben mich auch entäuscht. Die Top3 waren 1997 jeweils schneller als ihre Pendants in diesem Jahr. Allerdings war das 1997 keine Bergetappe, auch wenn sogar Migels das behauptet. Es ging damals in St.-Etienne los dann über den Col de la Republique (Kat. 2) und dann relativ flach bis nach Bourg d'Oisans.

Guerini hat mich sehr gefreut, trotzdem trage ich Trauer ob Mancebos schwacher Tage gestern und vorgestern. Ich fürchte, heute wird er noch weiter zurückfallen.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

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Stephen Roche
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Beitrag: # 153428Beitrag Stephen Roche
22.7.2004 - 10:51

Escartin hat geschrieben:Trotzdem hat die ARD natürlich allenfalls Mitschuld. Hätten die Menschen auch nur etwas Grips im Kopf, würden sie dieser Propaganda doch gar nicht aufsitzen. Schlicht und einfach peinlich.
Tja, das ist halt das Problem mit jedweder Propaganda - sie funktioniert, gerade weil die Menschen nicht ausreichend Grips haben. Jedenfalls eine hinreichende Anzahl.
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Beitrag: # 153431Beitrag Flambo
22.7.2004 - 10:53

Ich schau mir grundsätzlich kein Radsport auf ARD/ZDF an. Das ist ja grausam.

Immer schön Eurosport. Die haben wenigstens Ahnung vom Radsport und prangern keinen Armstrong an, der sich einen Etappensieg sichert oder einen Voigt, der seinem Kapitän hilft.
.
Aber was Lance jedes Mal für ein Rennen fährt verdient schon den allergrößten Respekt und nicht immer diese dämlichen Doping Vorwürfe.
Ich mag Lance auch nicht, habe aber großen Respekt vor seiner Leistung.


Also ich rechne heute fest mit einem Großangriff von T-Mobile. Jan hat es jedenfalls schon im Interview heute morgen angekündigt.
Basso wird hoffentlich einen moralischen Knacks bekommen haben, denn diese defensive FAhrweise darf einfach nicht belohnt werden.

Voeckler muss wohl sein weißes Trikot heute an KArpets abgeben. Der Russe fährt deutlich stärker als Voeckler am Berg.

ich denke die Tour könnte für T-Mobile trotzdem noch ein großer Erfolg werden. 2 Fahrer auf dem Podium und Teamwertung auf 1.
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

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Beitrag: # 153433Beitrag ETXE
22.7.2004 - 10:54

Stephen Roche hat geschrieben:
Escartin hat geschrieben:Trotzdem hat die ARD natürlich allenfalls Mitschuld. Hätten die Menschen auch nur etwas Grips im Kopf, würden sie dieser Propaganda doch gar nicht aufsitzen. Schlicht und einfach peinlich.
Tja, das ist halt das Problem mit jedweder Propaganda - sie funktioniert, gerade weil die Menschen nicht ausreichend Grips haben. Jedenfalls eine hinreichende Anzahl.
Der Rest ist Massendynamik bzw. Massensuggestion. Da braucht nur ein Schreihals anzufangen, schon bald sind es fünf oder zehn, ...
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jonas
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Beitrag: # 153438Beitrag jonas
22.7.2004 - 11:03

Was mir auch auffällt, hat schon irgendjemand ein Interview mit Basso gesehen ?
Ich nicht, dabei ist er 2. der Gesamtwertung, alles dreht sich um Armstrong, Ullrich und evtl. Klöden. Richtig schade, aber das muss ich den Meisten hier ja nicht erzählen. ;)

Pereiro ganz nahe dran am Platz 10 (wird er wohl im ZF dann gegen Caucchioli noch holen) und damit dem wohl grössten Erfolg seiner Karriere. Auch Santos Gonzales gestern ganz stark, ein Geheimtipp fürs Zeitfahren vom Samstag, denn da ist er noch besser als am Berg.
Phonak auch ohne die beiden Leader (Hamilton und den inexistenten Sevilla) stark, auch wenn die sehr hohen Erwartungen sicher nicht erfüllt wurden. Aber die, die jetzt noch dabei sind machen ihren Job klasse (ausser Sevilla, der sich aber laut Santi für die Vuelta schont).
--
Jonas

TIppspielhandballweltmeister 2019 :)

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RobRoe
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Beitrag: # 153440Beitrag RobRoe
22.7.2004 - 11:04

«Ich hätte vom Rad steigen und heulen können»
(Jens Voigt, Radprofi vom Team CSC) =

L'Alpe d'Huez (dpa) -

Nach dem Einzelfahren hinauf nach L'Alpe d'Huez haben Sie in einem
Fernsehinterview mächtig Dampf angelassen. Warum?
Voigt: «Ich bin auf der Strecke als Vaterlandsverräter beschimpft
worden. Das war offene Feindschaft. Ich hätte absteigen und heulen
können. Es geht hier nicht um Staatspolitik oder um Krieg. Es geht
doch nur um Sport. Ich habe immer versucht, gerade durchs Leben zu
gehen. Die unberechtigte Kritik hat mich sehr getroffen.»

Einige deutsche Fans werfen Ihnen vor, bei der Etappe am Dienstag
die Hauptarbeit geleistet und damit zum Scheitern des Angriffs von
Jan Ullrich beigetragen zu haben.
Voigt: «Es ist so sicher wie eins und eins zwei ist, dass ich für
meinen Kapitän Ivan Basso fahren muss. Natürlich hat es mir das Herz
gebrochen, hinter Jan herzufahren. Ich will doch auch lieber Jan als
Lance die Tour gewinnen sehen. Aber das ist nun Mal mein Job. Wenn
ich nicht hintergefahren wäre, wäre die Tour jetzt für mich zu Ende
und ich säße im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Haus, weil ich
meinen Vertrag nicht erfüllt hätte.»

Aber fährt man eine solche Attacke nicht nur dann, wenn man das
Gelbe Trikot erobern, verteidigen oder einen Etappenesieg will?
Voigt: «Wer sagt denn, dass man bei der Tour nicht auch um einen
zweiten Platz kämpft. Der zweite Platz von Basso hinter Armstrong ist
doch eine großartige Geschichte für uns.»

Welchen Anteil hat die Fernsehberichterstattung an dieser
Entwicklung. Sie werfen der ARD Rufschädigung vor.
Voigt: «Das war sicher der Auslöser für die Hexenjagd. ARD und
T-Mobile, das ist ein bisschen eng. Es ist das erste Mal, dass ich
von den Fans so beschimpft wurde. Deshalb bin ich ja so sauer.»

Hat Ihr Verhältnis zu Jan Ullrich darunter gelitten. Haben Sie
schon mit ihm gesprochen?
Voigt: «Nein. Aber ich denke, er ist Profi genug, das zu
verstehen. Ich habe mit dazu beigetragen, dass er 2000 in Sydney
Olympiasieger geworden ist. Und ich werde auch in Athen für ihn
sterben. Am Dienstag hat mich Andreas Klöden sieben Kilometer vor dem
Ziel gefragt, ob ich noch Wasser für ihn habe. Ich habe es ihm
gegeben. 'Du bist ein echter Kumpel', hat Andreas da gesagt.»

Ihr Vertrag bei CSC läuft aus. Was werden Sie dem CSC-Manager
Bjarne Riis antworten, wenn er mit Ihnen verlängern will?
Voigt: «Ich werde ihn fragen, ob ich mit der Unterschrift auch die
dänische Staatsbürgerschaft annehmen kann. Aber Scherz beiseite. Ich
wäre gut beraten, zu verlängern. Wir haben ein starkes Team.»

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