Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

Moderatoren: RobRoe, Routinier, Escartin

Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Doping im Radsport

Beitrag: # 156563Beitrag Marek0877
26.7.2004 - 14:29

Da mittlerweile fast überall irgenwelche Statements über Doping zu finden sind und Aussagen wie "der oder die ist eh gedopt" getätigt werden habe ich mir mal erlaubt den Thread "Doping im Radsport" aufzumachen.

Meine Meinung habe ich bereits an anderer Stelle geäussert: Ich denke, dass jeder Fahrer, der in der Gesamtwertung einer grossen Rundfahrt/ bei einm wichtigem Eintagesrennen, irgendwelche verbotenen leistungssteigernden Substanzen nimmt. Die Fahrer haben gar keine Wahl, entweder sie nehmen etwas oder sie sind weg vom Fenster, weil dann natürlich durch die Leistungsnachteile gegenüber ihren gedopten Kollegen die Ergebnisse ausbleiben und sie ihr Gehalt nicht mehr rechtfertigen.

Belege für diese These habe ich unter anderem/grösstenteils in der von ETXE genannten Page (cycling4fans ) gefunden, die ich jedem empfehlen kann.

Hier ein kleines Beispiel (Auszug aus dem Interview mit Thierry Laurent/ u.a. Ex-Festina-Fahrer:

Ihre Mannschaft stellte ihnen die Produkte in Rechnung?

Ja. Mit den Prämien bezahlte ich die Behandlungen. 1999 hörte ich damit auf, da ich sie nicht mehr bezahlen konnte.

Machte sich das bei den Leistungen bemerkbar?

Sehr. Ich konnte keine Resultate mehr vorweisen. Zum Training konsumierte ich immer noch den Pot belge. Aber die Resultate wurden immer schlechter und ich beschloss vor dem Ende der Saison 1999 aufzuhören. Ohne diese Substanzen wäre ich ein mittelmäßiger Fahrer geblieben. Zu meiner Zeit konnte man nicht erfolgreich sein ohne sich zu dopen, diese Regel galt im Peloton. Jeder musste sich damit zurechtfinden. Wenn der Fahrer keine Resultate brachte, behielt ihn das Team nicht.


Dies gilt heute immer noch, denn seit dem Festina-Skandal bei der TdF hat sich nicht viel geändert, im Gegenteil die Durchschnittsgeschwindigkeit bei der TdF ist sogar gestiegen.

Die Kohle ist auch im Radsport ein Grund dafür seine Gesundheit zu ruinieren und zu betrügen. Viele Fahrer die alles auf die Karte gesetzt haben und Radprofi geworden sind, haben keine Wahl: sie haben keine abgeschlossene Ausbildung, wenn sie nicht dopen, können sie nicht mithalten, was zur Folge hat, dass sie gefeuert werden und keine Kohle verdienen.

Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156574Beitrag Marek0877
26.7.2004 - 14:37

Noch etwas, was ich superpervers fand: (auch aus dem Interview mit T.Laurent)

Wie kann ein Mannschaftsfahrer, wie sie es 11 Jahre lang waren, Resultate einfahren?

Ein Mannschaftsfahrer macht die Arbeit, die von ihm verlangt wird: immer da sein für den leader, Trinkflaschen holen ... Ein guter Equipier soll nicht zu hoch aufsteigen. Um zu vermeiden, dass Fahrer zu viele Punkte gewinnen und damit an zu hohe Gehälter herankommen, spritzte man ihnen gegen Ende der Saison Produkte, welche die Leistungen minderten.
In einem Jahr anlässlich der Französischen Meisterschaften, gab man mir ein Mittel. Mein Rennen verlief viel schlechter als gewöhnlich und ich wurde nicht für die Tour de France ausgewählt.

Also das ist echt der Wahnsinn, damit die Jungs nicht zu gut werden und damit zu teuer für die Mannschaft, spritzt man ihnen Mittel, die die Leistung verschlechtern!!!! Da wird der Rennfahrer/ der Mensch nur noch als ein Produkt/ eine Sache angesehen, die zu funktionieren hat:

d.h. Siegfahrer haben zu siegen, bekommen dafür ein hohes Gehalt
Mannschaftsfahrer, sollen gute Leistungen bringen und preiswert sein!!

Wie pervers sind manche Leute, die sich so für die Kohle verkaufen/prostituieren!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :evil:

Eure Meinung dazu würde mich mal interessieren. Was meint ihr dazu?

Benutzeravatar
Pippo
Beiträge: 124
Registriert: 4.8.2003 - 21:24
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156585Beitrag Pippo
26.7.2004 - 14:47

Meine Meinung hab ich zwar schon in vereinzelten Postings geschildert. Doch nochmal kurz den Kern meiner Meinung:
Ob im großen Masse gedopt wird, wer, wann und wo dopt. Man weiß es nicht. Deshalb sind Anschuldigungen gegen einzelne Fahrer oder ganze Teams, wie sie hier in den letzten Tagen vorgekommen sind nicht haltbar.

Verschiedenste Interviews von verschiedensten (Ex)Fahrern, Ärzten und weiteren Leuten aus dem Radsport geben einem zwar zu denken, doch sollte man sie nicht ohne weiteres als die "absolute Wahrheit" darstellen.
Genauso wenig, wie man die Aussagen völlig ignorieren sollte.

Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.

Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156596Beitrag Marek0877
26.7.2004 - 15:04

Ich frage mich aber, warum immer einzelne die auspacken "tyrannisiert" werden - siehe unter anderem Manzano, Simeoni. Vielleicht deshalb, weil sie das "System" verraten haben, von dem letztendlich so viele finanziel abhängig sind?

Benutzeravatar
Pippo
Beiträge: 124
Registriert: 4.8.2003 - 21:24
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156598Beitrag Pippo
26.7.2004 - 15:08

Folgendes ist nur eine Variante:
Ich behaupte nicht, dass es so ist, aber wenn sie nun nicht die Wahrheit sagen bzw. übertreiben (aus welchen Gründen auch immer), dann wäre es schon verständlich, dass jene die meinen sauber zu sein, von diesen Leuten nicht begeistert sind.
Man beachte den Konjunktiv :wink:

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156600Beitrag ETXE
26.7.2004 - 15:10

@ Marek: Du kennst doch bestimmt diverse Sprichworte, so z.B., daß eine Krähe der anderen kein Auge aushackt.
Wer sich in "mafiösen Verschwörungen" (und nichts anderes ist der Dopingsumpf) nicht an die Regel der Verschwiegenheit hält, wird erbarmungslos gemobbt und öffentlich unmöglich gemacht. So funktionieren diese Systeme (leider)!
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
Klaus und Tony
Alterspräsident
Beiträge: 35381
Registriert: 27.4.2002 - 2:27
Wohnort: Dresden

Beitrag: # 156660Beitrag Klaus und Tony
26.7.2004 - 16:13

Abgesehen davon, dass es irgendwo in den Tiefen des Forums noch einen offenen Thread zum Theama geben müsste, ist der Vergleich mit der Mafia insofern interessant, dass es dort ja auch die Kronzeugen-Regelung gibt, nach der einer, der mal so richtig auspackt, statt zu erwartender 65 Jahre nur 15 plus neue Identität erhält.

Das ist möglicherweise nett für die Ermittler, erhöht aber die moralische Wertigkeit des Kronzeugen in meinen Augen in keiner Weise, denn er tut mit seiner Aussage das gleiche, was er vorher auh schon getan hat und anderen vorwirft: Sich einen persönlichen Vorteil zu schaffen.

Und ganz egal, ob du dich im Radsport legal oder illegal bewegst: Du kannst unmöglich Interesse daran haben, dass der Radsport zerstört wird.

Ich prophezeie eines: Wenn in nächster Zeit herauskommt, dass der Toursieger der letzten sechs Jahre ein Betrüger ist (was ich nicht glauben will), dann haben auch alle anderen ein Problem, die mit diesem Sport Geld verdienen.

G. Guerini
Beiträge: 124
Registriert: 14.4.2004 - 17:38

Beitrag: # 156667Beitrag G. Guerini
26.7.2004 - 16:16

Dann wird Ulle nachträglich auch zum Fünffachsieger :D :D :D

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156686Beitrag ETXE
26.7.2004 - 16:35

Klaus und Tony hat geschrieben:Ich prophezeie eines: Wenn in nächster Zeit herauskommt, dass der Toursieger der letzten sechs Jahre ein Betrüger ist (was ich nicht glauben will), dann haben auch alle anderen ein Problem, die mit diesem Sport Geld verdienen.
Das steht ja wohl außer Frage!

Ich postuliere jetzt mal einfach die Schuld der meisten Fahrer, ein wenig weiß ich ja auch, wovon ich spreche. Es kann für meinen Geschmack nicht sein, daß man diejenigen, die das Geschäft aufrecht erhalten, verschont und ansonsten gelegentlich mal ein Bauernopfer bringt.
Schlimm genug, daß bewusst mit der Gesundheit der Fahrer gespielt wird, noch schlimmer aber, daß man denen, die nicht mehr mitmachen wollen, die Existenzgrundlage zu entziehen sucht. Sicherlich wäre dein Szenario einer Havarie des Profiradsports gleichzusetzen, aber wer weiß, vielleicht ist es genau das, was mal passieren sollte, um die korrupte Radsportszene so zu zerschlagen, daß es anschliessend tatsächlich mal "sauberen" Radsport gibt. <= provokante These, ich weiß ;)
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156718Beitrag Marek0877
26.7.2004 - 16:49

Statement von Bridey aus dem engl. Cym-Forum, finde ich klasse trifft absolut meine Meinung:

Posted: Fri Jul 23, 2004 11:15 pm Post subject: Filippo Simeoni must be telling the truth

--------------------------------------------------------------------------------

Wow, what an incident during the stage. But Armstrong's antics have just given more strength and movement to Simeoni's words about the Doctor than ever before. Now everyone who watched the tour will know about it, instead of the few cycling fanatics who read it. And the public will always go with the underdog who looks to be hard done by (Simeoni).

But what I can't get around is this, Why would Simeoni (being Italian) purposely lie about the Italian Doctor, knowing that all other italians and others would give him hell over it. No one with half a brain would do that. Whenever people lie, there needs to be a motive. What possible motive could Simeoni have that would out weigh the crap he would get later. The only motive I can think of is the desire to be honest. I think Dr. F has guilt written all over him and Armstrong knows it. Just look at half of the riders his looked after. But Armstrong's antics seem to be that of a man who is trying to protect his self interest (that he is also a doper, just a smart one).

One thing is for certain, Indurain would never have done that, (although he did purposely outsprint dopehead Virenque over the KOM sprints sometimes just to be annoying.

@EXTE: noch besser wäre es, wenn die den Doctore verurteilen würden und dieser auspacken würde. Damit würde es möglicherweise nicht nur Lance erwischen sondern viele andere Doper auch!!!!

Benutzeravatar
Schnuffel_78
Beiträge: 500
Registriert: 8.8.2003 - 7:59
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156733Beitrag Schnuffel_78
26.7.2004 - 17:15

Ich denke da auch eher wie KuT.
Sollte LA in irgendeiner Form des Dopings überführt werden, hat der Radsport in seiner jetzigen Form ein Problem, welches die Festina-Affaire in den Schatten stellen wird.
RPG - Torsten Hiekmann --- Etxe-Ondo gara.net
Sieger Paris-Nizza
------------------------------------------------------------
Gesamtsieger - Sattlerei2 2005

Benutzeravatar
Pippo
Beiträge: 124
Registriert: 4.8.2003 - 21:24
Kontaktdaten:

Beitrag: # 156750Beitrag Pippo
26.7.2004 - 17:32

@marek

Nichts für ungut, aber wenn du schon aus einem anderen Forum zitierst, dann vielleicht nicht nur die Beiträge die deiner Meinung entsprechen. Zumal selbst Bridgey in selbigen Thread noch andere Dinge zu sagen hatte. Ansonsten kommt das nämlich alles sehr einseitig rüber :roll:

Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157129Beitrag Marek0877
27.7.2004 - 9:05

Habe ja geschrieben, dass das Statement absolut meine Meinung trifft, deswegen habe ich es ja gepostet.


Marek0877
Beiträge: 373
Registriert: 10.6.2002 - 22:36
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157163Beitrag Marek0877
27.7.2004 - 10:12

Armstrongs Jagd auf Filippo Simeoni bei der Tour de France, die man auch als Mobbing werten kann, hat ein juristisches Nachspiel. Die italienische Drogenfahndungs-behörde NAS will in den kommenden Tagen Simeoni dazu vernehmen. Die Strafverfolger prüfen den Verdacht einer Zeugenbedrohung in einem laufenden Verfahren.

Die italienischen Ermittler wollen prüfen, ob Armstrong Simeoni einschüchtern wollte. Der Italiener hat im Doping-Prozess gegen Armstrongs Betreuer Dr.Ferrari ausgesagt und den Angeklagten schwer belastet. Der Toursieger, der seit 1997 von dem umstrittenenen Sportmediziner betreut wird, nannte Simeoni in Interviews einen Lügner. Der antwortete darauf mit einer Verleumdungsklage. Dieses Verfahren läuft.

Bei der 18.Etappe der Tour de France am letzten Freitag hatte Fillipo Simeoni eine Flucht versucht. Ungewöhnlicherweise heftete sich der im Gelben Trikot fahrende Armstrong an sein Hinterrad und ließ die für ihn sportlich belanglose Flucht scheitern. Armstrong sagte hinterher zu seiner Motivation: "Simeoni will den Radsport kaputt machen. Ich schütze das Peloton." Die Ermittler schließen nicht aus, dass auch Armstrong vernommen wird.


Mittlerweile müsste auch Armstrong kapiert haben, dass die Aktion Dummheit war :lol: :lol: :lol:

Benutzeravatar
Dani
Beiträge: 1319
Registriert: 16.4.2004 - 7:59
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157164Beitrag Dani
27.7.2004 - 10:14

Ich hab zwar gebrüllt vor Lachen als ich die Armstrongaktion sah, aber was er macht ist nicht ok das muss ich zugeben.
R.I.P. Andi Matzbacher

Benutzeravatar
Stephen Roche
Verir(r)ter
Beiträge: 11733
Registriert: 14.7.2003 - 13:55

Beitrag: # 157186Beitrag Stephen Roche
27.7.2004 - 10:53

Schnuffel_78 hat geschrieben:Ich denke da auch eher wie KuT.
Sollte LA in irgendeiner Form des Dopings überführt werden, hat der Radsport in seiner jetzigen Form ein Problem, welches die Festina-Affaire in den Schatten stellen wird.
"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)

Gestern im Kommentar der FAZ die schöne und treffende Bemerkung, dass der Patron bei die Attacke Simeonis gezeigt hat, dass er bereit ist, mit Macht das Schweigen zu erhalten.
IONO1

Benutzeravatar
Pippo
Beiträge: 124
Registriert: 4.8.2003 - 21:24
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157208Beitrag Pippo
27.7.2004 - 11:13

Es scheint so als würde die Diskussion wohl doch wieder einzig und allein in Richtung Lance Armstrong laufen :roll:

Benutzeravatar
Schnuffel_78
Beiträge: 500
Registriert: 8.8.2003 - 7:59
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157216Beitrag Schnuffel_78
27.7.2004 - 11:17

Sorry Pippo, dass habe ich nicht gewollt, aber Du musst doch zumindest einsehen, dass es das rufschädigenste für den Radsport wäre, wären an diesen Gerüchten etwas dran.
Alleine dafür will ich an die Unschuld Armstrongs glauben...
RPG - Torsten Hiekmann --- Etxe-Ondo gara.net
Sieger Paris-Nizza
------------------------------------------------------------
Gesamtsieger - Sattlerei2 2005

Benutzeravatar
ETXE
Baskischer Chef-Ideologe
Beiträge: 7690
Registriert: 26.8.2002 - 18:17
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157220Beitrag ETXE
27.7.2004 - 11:19

Pippo hat geschrieben:Es scheint so als würde die Diskussion wohl doch wieder einzig und allein in Richtung Lance Armstrong laufen :roll:
den du selbstverständlich wieder in Schutz nimmst 8)

Aber lass dich nicht ärgern, ich will nur provozieren :!:
Giro 2005 + Bergtrikot
Vuelta 2009 + Punktetrikot

Benutzeravatar
Pippo
Beiträge: 124
Registriert: 4.8.2003 - 21:24
Kontaktdaten:

Beitrag: # 157221Beitrag Pippo
27.7.2004 - 11:19

Ich gebe ja keinem Schuld daran :D
Ist ja auch egal wenn es wieder in die Richtung geht, nur sollte man den Threadtitel vielleicht umbenennen in "Simeoni contra Armstrong".

Meine allgemeine Meinung zu dem ganzen hab ich ja schon gepostet :wink:

Antworten