Kürzere Etappen - Pro oder Contra?

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Kürzere Etappen im Radsport - Pro oder Contra?

Pro - kürzere Etappen bedeuten mehr Action und sind erträglicher fürs Geschäft
8
23%
Contra - Radsport muss ein Sport für richtige "Männer" bleiben - es verliert seinen Mythos
27
77%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 35

Sleepy
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Kürzere Etappen - Pro oder Contra?

Beitrag: # 222306Beitrag Sleepy
13.3.2005 - 7:11

Hallo Leute,

schon seit längerem existiert in der Radsportszene die Diskussion um die Notwendigkeit von über 200km langen Etappen.
Viele Experten sind der Meinung, dass es einfach nicht mehr erträglich für den Radsport ist, versuchen zu wollen, die Fernsehzuschauer für vier Stunden vorm TV zu halten. Sie sind für kürzere Etappen um die etwa 100km. Mehr Action während den Etappen und mehr Spannung für die Zuschauer.
Andere wiederum sind der Meinung, dass der Mythos des Sports, die große Anstrengungen für die Aktiven, wodurch es nur ein Sport für richtige "Haudegen", bzw. "Männer" ist, dadurch verloren geht.

Ich persönlich bin für kürzere Etappen, gerade wegen der oben genannten Argumente. Natürlich setzen wir Fans uns freiwillig vier Stunden vor den Fernseher, um die komplette Etappe zu sehen, aber der Großteil der Zuschauer schaut vielleivht einmal im Jahr Radsport und das ist die Tour, zumindest aus deutscher Sicht. Und diese Leute sitzen eben nicht; wollen nicht, vier Stunden vorm TV sitzen, in der heutigen Welt für sie eine Zumutung und Zeitverschwendung.
Außerdem bringen kurze Etappen mehr Action (vor kurzem bewiesen bei Paris - Nizza), denn wo ist es denn attraktiv Radsport zu schauen, wenn das komplette Feld geschlossen vom Start bis zum Ziel 200km durch die Pampa fährt?

Ich bitte euch um eure Meinung!

Grüße
Stefan

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wodka
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Beitrag: # 222329Beitrag wodka
13.3.2005 - 11:26

Ich schaue am liebsten harte Etappen, bei denen immer mehr Fahrer reissen lassen müssen, 100 km Sprints gefallen mir überhaupt nicht.

Ich will aber nicht lange Etappen damit noch "richtige Männer" fahren. Siehe dei P-N Etappe über 50 km als alle abhauen wollten und Rabobank sich zu Tode schuften musste.

Radfahren sollte ein Ausdauersport sein und da sind für mich 150 km Pflicht.
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Lance Armstrong Fan
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Beitrag: # 222336Beitrag Lance Armstrong Fan
13.3.2005 - 11:40

Also ich muss sagen, dass ich die Entscheidung bei P-N die Etappen zu kürzen richtig fand. Denn das ist Gesundheitsschädlich über 170 km bei so einer Kälte und so viel Schnne zu fahren. Wenn nurmale Bedingungen herrschen sollte es schon Etappen über 150 km geben. Aber so etwas wie Mailand-San Remo mit 256 km muss ja auch nicht sein. 200 km sind ja völlig ausreichend.
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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sys
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Beitrag: # 222358Beitrag sys
13.3.2005 - 12:15

Gut, dass Milano - San Remo eine Streckenlänge von 294 km umfasst. Außerdem: wer will schon Paris-Roubaix über 150km sehen? Die klassischen Rennen müssen ihre historische Länge und Bedeutung wahren, bei Etappenrennen haben sich die Streckenlängen indes ja schon seit geraumer Zeit auf ein angemessenes Maß zwischen 150 und 200km reduziert.

Von daher verstehe ich den Anlass dieser Diskussion nicht so ganz.
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ETXE
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Beitrag: # 222361Beitrag ETXE
13.3.2005 - 12:18

Lance Armstrong Fan hat geschrieben:Aber so etwas wie Mailand-San Remo mit 256 km muss ja auch nicht sein. 200 km sind ja völlig ausreichend.
290 km!! Tja, warum bekommt ein Rennen die Bezeichnung Klassiker oder in diesem Fall "Monument"??

Sicherlich nicht, weil es über knapp 200 km geht. Es gibt für verschiedene Rennen auch verschiedene Charakteristika! Wenn man den Rennen diesen ihren eigenen Charakter nimmt, dann braucht man diese Rennen nicht mehr auszutragen. Warum nehmen wir nicht bei Paris-Roubaix die Kopfsteinpflasterabschnitte raus? Sind doch eh nicht mehr zeitgemäß.

Und was die Etappenlängen bei Rundfahrten angeht, werden hier auch schon wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Daß die Etappen bei P-N verkürzt wurden, hat ja wohl Sinn gemacht. Wie das bei verschiedenen Etappenrennen gehandhabt wird, gehört dann allerdings auch wieder zur Charakteristik der einzelnen Rennen. Bei der Vuelta sind die Etappen im Schnitt kürzer als bei Tour oder Giro, was auch am späten Zeitpunkt der Saison liegt. Bei der Tour sind die Etappenlängen z.B. sehr ausgewogen gestaltet. Es gibt kurze, knackige Bergetappen genauso wie lange Etappen mit Klassiker-Charakter.

Ich verstehe nicht, warum aufgrund der Telegenität eines Rennens dessen Charakter verbogen werden soll!
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TeamTelekom
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Beitrag: # 222364Beitrag TeamTelekom
13.3.2005 - 12:25

Bei einem Klassiker wie Mailand- San Remo die Strecke zu verkürzen, währe für mich ein Verrat am Radsport. Solche über Jahrzente gewachsen Strecken sollten nicht den Kommerz geopfert werden.

Bei den Rundfahrten (vorallem bei GTs) wurde ja in den letzten Jahren die Streckenlänge immer weiter reduziert. Leider gibt es aber auch Negativbespiele wie dei 3. Etappe der D-Tour die mit 233km den Rahmen für eine 9 Tage Rundfajrt deutlich sprengt.

Aber wer wirklich ein Radsportfan ist, der guckt auch 4 Stunden und mehr.

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Escartin
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Beitrag: # 222368Beitrag Escartin
13.3.2005 - 12:31

Ganz interessant in dem Zusammenhang war das Gespräch, das Dirk Thiele gestern während des Holmenkollenrennens mit dem Fis-Renndirekter Juerg Capol geführt hat. Der Langlauf ist dem Radsport da ja nicht unähnlich. Capol sprach sich dafür aus, traditionelle Wettkampfformen beizubehalten, die Fernsehübertragungen aber entsprechend zu gestalten, z.B. erst in der entscheidenden Phase live einzusteigen.

Der gleiche Gedanke galt früher im Radsport auch, wird aber zunehmend verwässert. Natürlich ist es langweilig, dreieinhalb Stunden lang einer Flachetappe zuzuschauen. Aber muss man daraus den Schluss ziehen, die Etappen zu verkürzen? Als ich anfing, Radsport zu schauen, da gab es bei Flachetappen nicht vor 15 Uhr oder 15.30 Uhr Livebilder. Da wurden dann die letzten sechzig Kilometer übertragen, was auch absolut angemessen war. Um mal eine beliebete Phrase zu dreschen: Manchmal ist weniger mehr.

Insgesamt macht eine größere Länge ein Rennen auch spannender, weil sie für eine stärkere Selektion im Finale sorgt. Nur muss das Kilometersammeln der ersten Stunden ja nicht live im TV zu sehen sein, denn spannend ist es nicht.
Anders ist das bei Bergetappen und den großen Klassikern, bei denen vorentscheidende Aktionen schonmal 100 kilometer vor dem Ziel stattfinden.

Eine Verkürzung von Etappen sorgt in meinen Augen nicht für einen spannenderen Rennverlauf, weil die Leistungsdichte im Feld zu groß ist, um auf kurzen Etappen wirkliche Abstände zu erzielen. Zwei Beispiele:
Der Giro ist dieses Jahr den Weg gegangen, sowohl Gavia- als auch Mortiroloetappe waren nur 120 km lang. Die vorher erwarteten Abstände blieben aus, Gonchar gelang es, den Rückstand auf Simoni und garzelli zu minimieren.
Bei der Ronde fällt die Vorentscheidung meist an der Muur. Aber doch nicht, weil die Muur so schwer ist, sondern weil die Profis in Geraardsbergen schon 14 Hellingen in den Beinen haben. In dem Sinne ist Quantität einfach eine Voraussetzung für Qualität.

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zabelchen
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Beitrag: # 222568Beitrag zabelchen
13.3.2005 - 23:16

Ach, ich freu mich das ganze Jahr darauf, in den Ferien früh um 10 Aufzustehen, mir das gequatsche von ARD/ZDF anzuschauen und dann 8 Stunden Radsport zu geniessen.

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum diese Diskussion jetzt aufkommt. 1-2 Etappen von unter 150 Kilometer, können ganz schön sein, aber ansonsten? Wie Escartin schon sagte, werden doch auch heute nur noch die letzten 50-100 Kilometer übertragen.

Welche Rennen werden denn noch komplett Übertragen? Rund um Köln, Henninger Turm und HEW auf den dritten. ARD steigt 15 Uhr ein, ansonsten nur noch die Bergetappen der Tour. Selbst Eurosport steigt bei 90% der Rennen erst ab 14,15 Uhr ein. Sind 2 Stunden...alles im Rahmen also.

Und für die Fahrer? Das sind Menschen die sich ausgesucht haben damit Geld zu verdienen. Die Fussballspiele werden auch nicht gekürzt, nur damit die Profis sich nicht so verausgaben bzw. ihre Kräfte konzentrierter Einsätzen zu können...

Und ich bezweifle, das die Fahrer deswegen, das sie nur 50 Kilometer gefahren sind, sich weniger schinden als wenn sie 200 Kilometer gefahren sind. Ausserdem haben so Ausreißer gar keine Chance mehr, wenn das Feld aufpasst, siehe P-N und das Tempo von Rabobank.
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

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JeremyAndrews
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Beitrag: # 222570Beitrag JeremyAndrews
13.3.2005 - 23:51

Hach, Kinners. Radsport. Mal so die Frage was macht diesen Sport eigentlich aus? *überleg* Sind es nicht die Schweren Bergetappen bei der Tour oder die Kopfsteinpflasterpassagen bei Paris-Roubaix die diesen Sport aus machen? Ich könnte jetzt noch unendlich viele Beispiele nennen, aber darum gehts ja nicht. Eine Allgemeine verkürzng der Etappen, wäre als würde man beim Football den Team-Chefs die Playbooks wegnehmen, Oder Fußballspielern den Ball oder Spielen wir doch Wimbledon auf Sandplatz. Es ist durchaus in Ordnung wenn man mal Flachetappen bei 3 Wöchigen Rundfahrten nicht unbedingt 200km Lang macht. Aber das ist ja auch eigentlich der Fall das auch schonmal Etappen über 150km gehen oder gar weniger. Doch sie gänzlich zu Kürzen führt zu einer völligen Änderung der Sportart. Haben wir doch beim Giro gesehen wie das in die Hose gehen kann. Die von Escartin angesprochenen Etappen über 120km waren für mich ziemlich Langweilig. Keine Attacken mehr von Außenseitern, nein gleich gehen die Favoriten weil sie das Tempo durchhalten können. Da sehe ich lieber eine Lange Flucht und erst am Ende die Favs richtig loslegen.

Der einzige Grund der für eine verkürzung der Etappen Sprechen "könnte" wäre, um Doping zu verhindern. Aber, wir wir ja sehen konnten, sorgt eine Kurze Etappe nicht für einen geringeren Kraftaufwand sondern für höhere Geschwindigkeiten gleich zu anfang der Etappen, was ich sehr unschön finde.

Aus Kapitalistischen Gründen ist es totaler unsinn, denn wie ja auch schon erwähnt wird bei den Flachetappen erst am Ende reingeschalltet. Wenn es dann trotzdem ganz übertragen wird, hat jeder Fernsehzuschauer, ja immer noch die Macht der Fernbedienung und schaltet erst am Ende ein. Wann die Etappen ausgehen werden, wird ja mitlerweile, mit Logistischen Meisterleistungen, errechnet. So das jeder, in einem Umkreis von einer Halben Stunde, weiß wann denn das Finale eingeleitet wird.

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Doubleyou
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Beitrag: # 222577Beitrag Doubleyou
14.3.2005 - 1:06

Warum wird durch kurze Etappen Doping verhindert? :roll:
Deutscher Cycling Manager 2 Meister 2002

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JeremyAndrews
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Beitrag: # 222678Beitrag JeremyAndrews
14.3.2005 - 15:34

Doubleyou hat geschrieben:Warum wird durch kurze Etappen Doping verhindert? :roll:
Hab ich nicht gesagt.

Ich sagte das dies der einzige Grund sei. Wenn man dadurch Doping verhindern würde, da kürzere und "leichtere" Etappen auch an Kraft einsparen könnten. Aber wenn du dann weiter liest, wirst du sehen das ich diese Behauptung wiederlegt habe. ;)

PS: Und immer schön den Konjunktiv beachten!
"If it doesn't matter who wins or loses, then why do they keep score?" (Vince Lombardi)

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