"Predictor-Lotto - Die zweite Karriere" - 01.02.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

eisel92
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Beitrag: # 394935Beitrag eisel92
27.10.2006 - 20:57

12.März.2007

Auch die letzte Etappe der französischen Paris-Nizza Rundfahrt verfolgte ich am Abend im Fernsehen. Diesmal nahm ich das Rennen aber nicht auf, sondern sah mir eine eigens vom Sender gemachte Zusammenfassung an. Spannung bot der eher selektive Kurs auf jeden Fall, außerdem würde ja heute die Entscheidung fallen. Auf den ersten Blick sah man schon das die Strecke anspruchsvoll ist, sehr interessant ist auch die Tatsache das man maximal 37 Bergpunkte ergattern kann. Damit sieht es rein rechnerisch äußerst gut für Bergkönig Bridge aus, welcher ja bekannter Massen derzeit 36 Zähler am Konto hat. Der 140 Kilometer lange Rundkurs gab rund 2300 Höhenmeter zu bewältigen.

Bild

„Der Start erfolgt auf einer Steigung mit 9 Prozent, die Fahrer müssen daher mit angezogener Bremse starten. Nach dem Start fährt man ein wenig außerhalb von Nizza herum, ehe die Stadt zweimal auf selben Wege durchkreuzt wird, und dann hoffentlich ein Finale Furiose erleben wird. Die Favoriten waren bei gutem Wetter Hügel Spezialisten. Der Start begann, und die Sprinter mussten sofort die Zähne zusammenbeißen. Ganz vorne startete Zabriskie (CSC), von ihm aus konnte man einen netten Blick auf die ersten Kilometer werfen.

Bild

Nach wenigen bergigen Kilometern erfolgte die erste Attacke. Bridge (TM2), Evans (DVL), Lökvist (FDJ) und drei unbekannte Fahrer versuchten es, allerdings stellte sich bald heraus, dass es nur bei einem Versuch blieb. Bridge wollte aber nicht aufgeben, diesmal ging Garate (QST) in die Attacke, und der hatte schon einige Zähler am Berg –Konto. Die Bergwertung holte sich dann der Spanier, was im aber angesichts des zweiten Platzes von Bridge nicht viel brachte. Bridge hatte mit den 5 weiteren Zählern damit sein Bergtrikot so abgesichert, dass Fort Knox wohl leichter einzunehmen wäre. Taktisch starke Leistung. Nur, wie wird es jetzt weitergehen. Versuchen die starken Fahrer vorne wegzukommen. Nach dem die Führenden die kurze Abfahrt hinter sich gelassen hatten, und sie auf den Gegenhang jetzt schon mehr als zwei Minuten haben, sieht es nach erfolgreichem Ausreißversuch aus. Nachdem Bridge dabei ist, wird T-Mobile 2 eher kein Tempo machen, schlecht für alle anderen Teams. Das Deutsch-Österreichische Team hat jetzt alle Fäden hin der Hand. den Zwischensprint nach 30 Kilometern hat sich jetzt auch Bridge geholt, dass Ganze bereits mehr als 4 Minuten vor dem Feld. 110 Kilometer sind noch zu fahren. Attacke Evans, Bridge, Garate und Zaugg (SDV) reagieren sofort und ziehen mit, während Goubert (A2R) und Moreno (EUS) durch die Röhre schauen. Die Beiden kämpfen sich aber wieder ran. Hinten im Feld wird derzeit ruhig gefahren, keiner fühlt sich zuständig. Wahnsinn, wie viele Zuschauer heute an der Strecke sind, eine tolle Kulisse, die Ausreißer arbeiten sich harmonisch Richtung zweiter Bergwertung.

Bild

Okay, ich nehme wieder alles zurück, das Feld macht jetzt Dampf, ich glaube das sind IBA Fahrer da vorne. Sinkewitz attackiert gemeinsam mit Boogerd ein Kilometer vor der Bergwertung. Nah vorne ist noch rund 1 Minute Platz. Bridge krönt sich nun endgültig zum Bergkönig, er gewinnt die zweite Bergwertung welche mit 10 Punkten dotiert ist vor Zaugg von Saunier Duval, Sinkewitz hat bereits zu dieser Gruppe aufgeschlossen. Auch Casar (FDJ) hat sich da vorne mit reingemogelt. Die Abfahrt ist elend lang, da wäre es wichtig die Ausreißer zu stellen, und einen Neuanfang des Rennens zu provozieren. Oje, Gorbas von T-Mobile 2 ist auf der Abfahrt gestürzt. Die Ausreißer sind gerade eben gestellt worden, Bridge hat seine Aufgabe auf jeden Fall erfüllt. Die Karten sind neu gemischt, 55 Kilometer vor dem Ziel geht es in den ersten von zwei alles entscheidenden Anstiegen. Jetzt gab es Attacken von Kroon (CSC), abermals von Bridge und noch anderen Fahrern, währenddessen konnten andere Fahrer kampflos nach vorne dringen. Sehr unübersichtlich ist die Situation jetzt. Okay, jetzt kommt langsam Licht ins Dunkle, alles ist wieder beim Alten, alle konnten gestellt werden. Die nächste Attacke, Moreau (A2R) vor Moletta (GST), Gilbert (TM2), Boogerd (RAB), so geht es auch über die Bergwertung drüber. Und schon sind die Ausreißer wieder eingeholt, damit wird die Entscheidung erst am allerletzten Berg fallen, was für ein Showdown. 30 Kilometer noch, das Feld ist jetzt zum Allerletzten Mal bei der diesjährigen Sonnen-Rundfahrt im Flachen, nachher wird es nur mehr bergauf beziehungsweise bergab gehen. Der letzte Hügel, Los geht’s! Moncoutie (COF), Brochard (BTL) und Gilbert (TM2) mit dem ersten versuch, 6 Kilometer noch bis zur Bergwertung. Etwas früh, zu früh vielleicht. Moncoutie zieht ganz alleine weg. Sensationeller Antritt. Gilbert attackiert noch mal, und ist jetzt fast bei Moncoutie. Dieser holt sich die Bergwertung, etwas dahinter Gilbert. Wer kommt dann? Eine 5er Gruppe mit dem gelben Trikot. Jetzt geht es noch ein letztes mal bergab. Moncoutie wird siegen, Gilbert ist total kaputt. Er kann sich aber in der Gruppe Martinez (TM2) fangen, dort sind jetzt 11 Mannen. 5 Kilometer vor Schluss ist Moncoutie mehr als eine Minute vorne, er wird sich den Gesamtsieg holen. Der Sprint beginnt, hinten bannt sich eine enge Kiste an, aber vorne rollt so eben ein völlig erschöpfter David Moncoutie über die Ziellinie. Ein Traumfinale von ihm.

Bild

Brochard wird hauchdünn vor Casar Zweiter, dahinter die zwei T-Mobile 2 Fahrer, glaube ich. Nacheinander trudeln jetzt die Gruppen ins Ziel, dann warten alle gespannt auf die Siegerehrung und in erster Linie auf das Endergebnis. Zunächst aber erstmal das Etappenergebnis:

1.Moncoutie (COF)
2.Brochard (BTL) +0:44
3.Casar (FDJ) s.t
4.Martinez (TM2) s.t
5.Gilbert (TM2) s.t
6.Gutierrez (IBA) s.t
7.Schleck (CSC) s.t
8.Boogerd (RAB) s.t
9.Moreau (A2R) s.t
10.Sinkewitz (TMO) s.t

Gesamtwertung:
:arrow: 1.Moncoutie
:arrow: 2.Martinez
:arrow: 3.Brochard
:arrow: 4.Gutierrez
:arrow: 5.Gilbert
:arrow: 6.Julich
:arrow: 7.Sinkewitz
:arrow: 8.Jaksche
:arrow: 9.Casar
:arrow: 10. Moreau

Bergwertung: Bridge (TM2) 51
Sprintwertung: Gilbert (TM2) 107
Nachwuchswertung: Gilbert (TM2)
Teamwertung: Cofidis
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eisel92
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Beitrag: # 395019Beitrag eisel92
28.10.2006 - 14:05

12.März.2007

Heute stand das einzige Zeitfahren an. 20 Kilometer lange, hin und wieder leicht bergauf. Ein sehr netter Kurs, ich hoffe das ich nicht zu viel zeit verliere. Da zum ersten Mal der Versuch eines eher abendlichen Zeitfahrens gemacht wurde, schaute sich fast das gesamte Fahrerlager die Paris-Nizza Etappe an, ich sah sie mir aber auch daheim nochmals an. Bei Cofidis und unserem Team kam die meiste Freude auf, wir mit unserem tollen Teamergebnis, Cofidis mit Etappen- und Gesamtsieg. Noch bevor die Siegerehrung losging wurde die Leinwand schwarz, die ersten Fahrer mussten an die Rampe, und wir begannen uns trotz späten Starts aufzuwärmen. Dazwischen sahen wir immer wieder auf die Video-Wall, auch um den Kurs etwas besser kennen zu lernen. Erster Mann im Ziel war Iza von Euskatel mit einer Zeit von 26:29, er ist aber absolut kein Zeitfahrer. Nach dieser ersten Streckenbesichtigung scheuchte uns David wieder zum Aufwärmen, „ich melde mich bei interessanten neuen Zwischenständen“, versprach er. Lange Zeit später hielt er uns dann tatsächlich an. „De Kort von Astana ist ziemlich schnell.“ Gespannt schauten wir auf die Leinwand. 25:15, er ging tatsächlich in Führung. Wir blieben stehen, und entschieden uns, erst wieder später ein paar letzte Runden zu drehen. Reesems (DVL) war der nächste Kandidat für den Platz an der Sonne. Er fuhr nochmals 7 Sekunden schneller. Gerade als er ins Ziel kam, hörten wird das der Deutsche Lang sensationell unterwegs war. Im Ziel war er dann auch erstmals unter 25 Minuten, 24:58 seine Zeit. Damit war erstmal Schluss mit starken Zeitfahrern. Dann kam der absolute Top-Favorit: Hontchar von T-Mobile machte sich auf den Weg.

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Er konnte die schnellste Zwischenzeit aufstellen, allerdings nur knapp. Seine Form war aber auch noch nicht optimal. Für uns wurde es jetzt ernst, Mecado musste an die Rampe. Gespannt verfolgten wir seinen Rennablauf. Zuerst kam aber Gontschar ins Ziel. 25:06, nur Dritter. Riesen Enttäuschung bei T-Mobile. Wir mussten uns währenddessen auch von Dekkers verabschieden. „Mercado im Ziel, super, starker Siebter!“, rief David erfreut aus, eine tolle Zeit für unseren Spanier, der eigentlich kein Zeitfahrer ist. Larson von FDJ lieferte nicht lange danach eine neue Bestzeit: 24:42. Wenig später kam Dekkers ins Ziel, der 24.Platz, gar nicht übel. Ich, Tom und auch Bernhard machten uns jetzt langsam fertig. Wir bekamen daher nur mehr wenig mit, David fütterte uns nur mit den wichtigsten Informationen. Larsons Zeit wurde aber auch nicht unterboten, es gab also keine neuen Meldungen. Nach schier endlos langem Warten ging es dann endlich los. Als erster musste Bernhard Kohl auf die Strecke. Dann ging Davolder raus, und hinter ihm ich. „Los geht’s, Sascha.“ 3-2-1-Go! Der erste Tritt, sofort ging es stark bergauf. Der Beginn war schlimmer als der Rest, dass wusste ich, solange ich bei Davolder bleibe, kann nicht viel passieren. Ich wusste, dass Tom Danielson nicht weit hinter mir sein konnte, wir würden uns im Ziel also alles schnell treffen. „Tolle Zwischenzeit, dir fehlen nur acht Sekunden, Bernhard fehlen auch nur 10. Weiter so! Ich sag dir gleich wie es um Tom steht. Wahnsinn! Tom führt 2 Sekunden vor Larson, er fühl sich echt stark.“ „Ich bin gut unterwegs, Berni auch, und Tom sowieso perfekt“ dachte ich mir. Die letzten drei Kilometer waren har, Davolder hatte schon einiges an Vorsprung herausgearbeitet, ich fuhr mein Tempo. Als ich im Ziel war hörte ich sofort begeisterte Rufe von David: „Du bist Dritter, Weltklasse. Davolder war nur 3 Sekunden schneller, er ist Zweiter.“ Ich konnte es kaum fassen, Dritter? Ich bin doch kein Zeitfahrer. Aber es stimmte. Jetzt wartete ich auf Tom, der mich wohl wieder vom Podest verdrängen wird. 24:14! 28 Sekunden vor Gusew. Tom fuhr in einer eigenen Liga. Sofort lief ich zu ihm und gratulierte ihm. Auch er konnte seine Top Zeit kaum fassen. Gemeinsam mit Berni gingen wir zum Mannschaftsbus um uns gemütlich den Rest des Zeitfahrens anzusehen. Nach einander kamen die Fahrer ins Ziel, aber keiner kam an Tom ran, und an mich zu meiner Verwunderung auch nicht. „Dekker von Rabobank wird noch gefährlich“, meinte Tom. Mittlerweile waren alle Fahrer auf der Strecke, auch unser gelber Oscar.

Bild

Es passierte nichts, bis Dekker dann endlich ins Ziel kam. Aber auch er fuhr 21 Sekunden langsamer als Tom. Damit war alles klar. Wir mussten jetzt nur mehr auf Freire warten, wie schnell er war. Ein Kilometer vor dem Ziel war dann Oscar auf gleicher Höhe mit dem gestrigen Tagessieger Guesdon. Freire wurde überraschend starker Achter, ich sogar Sechster. Hier das Endergebnis:

Bild

Gesamtwertung:
:arrow: 1.Freire (TM2)
:arrow: 2.Dekker (RAB) 2:38
:arrow: 3.Bennati (TM2) 3:08
:arrow: 4.Sanchez (EUS) 3:12
:arrow: 5.Guesdon (FDJ) s.t
:arrow: 6.Wesemann (TMO) 3:18
:arrow: 7.Kirchen (TMO) 3:19
:arrow: 8.Zaballa (IBA) 4:00
:arrow: 9.Marzoli (LAM) 4:12
:arrow: 10.Kessler (TMO) 4:13

:arrowl: 25.Baumgartner (TM2) 5:22


Zufrieden mit unserem starken Ergebnis gingen wir am Abend noch gemeinsam auf eine Runde Bier raus. Besonders Tom und ich wurden sehr oft beglückwünscht.
Zuletzt geändert von eisel92 am 29.10.2006 - 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
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eisel92
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Tireno-Adriatico

Beitrag: # 395154Beitrag eisel92
29.10.2006 - 12:27

Kleine Anmerkung noch vor dem nächsten Post. Ich habe gestern Abend eine meiner Meinung nach Top-Idee gehabt, wie ich den AAR auf langfristige Basis gut gestalten kann. Ich werde ja sicher nicht 10 Saisons einfach immer wieder durchspielen. Zweitens, ich weis nicht wieso, aber Saschas Werte sind ziemlich nach oben gegangen, obwohl er keine neue Stufe erreicht hat. Vielleicht Leistungsexplosion. Auf jeden Fall ist jetzt mit deutlich mehr Siegen zu rechnen, eventuell nehme ich in sogar zur Tour mit, da der Eddy so und so nicht will. Und noch eine Randbemerkungen: Diese Etappe war die unüberschaubarste, die ich je erlebt habe.
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13.März.2007

Nach dem überraschenden 6.Platz im gestrigen Zeitfahren ist irgendetwas mit mir passiert. Ich bin plötzlich vom Bergfahrer zu einem Rundfahrer gereift. Überhaupt fühle ich mich seit gestern viel stärker. Mal sehen wie sich das auf die heutige Etappe auswirkt, die die erste Bergankunft mit sich bringt. Wir machen uns Sorgen ob das auch ein Profil für Oscar darstellt, der ja eher kurze Hügel bevorzugt. Man wird sehen. Das übliche Morgenritual wurde heute durch eine angenehme Überraschung unterbrochen. Tom, Ich und Oscar waren in der Gazzeto, was mich sehr freute. Um 10 Uhr ging es dann an den Start, wo wir unser nochmals das Profil ansahen.

Bild

Dann ging es auch schon los. Die 10 Grad taten nach den warmen Tagen bis zuletzt richtig weh, aber was soll’s. Bei den Buchmachern wurde ich interessanter Weise als heiser Außenseiter gehandelt. Die ersten Kilometer waren einige der wenigen flachen bei der heutigen Etappe, aber schnell ging es bergauf. Als wir gerade in den ersten Anstieg dreinfuhren, alle ganz vorne gehalten, zogen die ersten Angreifer an uns vorbei. Jetzt stellte sich die Frage ob wir auch jemanden mitschicken sollten, dass taten wir aber nicht. „Alle samt ungefährlich“, versicherte uns David via Funk. Dann folgte ein zweiter Angriff, wir warteten derweil auf Informationen über die Ausreißer. Wir warteten und warteten, aber keine Meldung kam. Wir schauten uns verdutzt an, ehe Denis Menchov zu uns nach vorne kam und fragte, ob denn unser Funk funktionierte. Es folgten weitere Unterhaltungen mit anderen Teams, keiner hatte Funk-Kontakt. Wir mussten uns also damit abfinden, mit nur spärlichen Meldungen über die Ausreißer weiterzufahren. Wir wussten nur, dass keiner eine Gefahr in der Gesamtwertung darstellt. Irgendwann kam dann ein Liquigas Mann, der meinte, kurz hat wieder alles funktioniert. „Alle da vorne haben mehr als 10 Minuten Rückstand, derzeit sind sie knapp eine Minute vorne“. In diesem Moment sahen wir das vorne ein Auto auf unsere Strecke einbog, welches hinten eine obligatorische Anzeige des Vorsprungs der Ausreißer zeigte. Damit war uns schon sehr geholfen. Das Rennen beruhigte sich, dass übliche Bild des immer größer werdenden Rückstand bildete sich. Vorne war das Rennen gar nicht so ruhig, immer wieder gab es Attacken. Wir bekamen wieder erste Meldungen, nach 30 Kilometern Stille hörten wir wieder die vertraute Stimme von David: „Hallo Leute. Die komplette Elektronik der Organisatoren ist ausgefallen, wir hatten keinen Kontakt zu euch, jetzt geht’s hoffentlich wieder. Passt auf, folgende Mannen sind vorne: Spezialetti (LIQ), Kohut (MIC), Raisin (CA), Schröder (MIL), Pradera (IBA), Gomez (SDV); Abaja (AST) und Inaudi (COF).“ Endlich wussten wir wer da vorne Kilometer um Kilometer abspulte. Kein bekannter, auch das passte uns ganz gut. 40 Kilometer nachdem Start kündigte sich der nächste steile Hügel an. Alle kamen gut drüber. Kurze Abfahrt, wieder ein Hügel. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich warum wir heute 2.700 Höhenmeter zurücklegen. Wieder kamen alle gut drüber, nur Inaudi hatte vorne seine Probleme das Tempo mitzugehen. 100 Kilometer vor dem Ziel betrug der Rückstand 9:00 Minuten, ab da nahm Rabobank und Euskatel das Zepter in die Hand. Wir schonten unsere Kräfte.

Bild

Unentwegt wurde Tempo gemacht, und der Vorsprung der Ausreißer wurde von Kilometer zu Kilometer kleiner. Langsam aber sicher konnten wir die Konturen des ersten Berges erkennen. Zwei würden ja heute noch kommen, der erste war noch der angenehmere. Bei Kilometer 108 begann er, der Imposte, 22 Kilometer lang, bei durchschnittlich 3 Prozent Steigung. Dazwischen befanden sich aber deutlich steilere Rampen. Für Bergfexe wir mich eigentlich ein Klacks, aber für Sprinter eine echte Herausforderung. Am Fuße des Berges attackierten Loosli (LAM), Mancebo (A2R), Vun Huffel (DVL), Luttenberger (CSC) und unser Bernhard Kohl. Damit war die Jagd auf den Sieg eröffnet. Der Rückstand auf Solist Inaudi betrug derweil keine drei Minuten mehr, der wiederum hatte aber mehr als zwei Minuten Rückstand auf die anderen Ausreißer. Das Tempo wurde nun allgemein verschärft, die Leidtragenden waren die Sprinter, die nach einander den Anschluss verloren. Acht Kilometer vor der Bergwertung war dann für den Cofidis Mann Inaudi Schluss. „Nach dem ihr den Gipfel überquert habt, gibt es eine Übersicht über die Rennsituation“. Ich hatte mit den Berg sehr zu meiner Freude null Probleme, leider merkten wir schon früh, dass Berge nicht das sind was unser Oscar mag. Er wird zwar über den Berg drüberkommen, aber am Zielberg wird er Zeit verlieren. Abeja von Astana holte sich die Bergwertung ganz locker. Als wir über die Wertung fuhren, warteten wir gespannt auf die Aufklärung der Rennsituation:
40 Kilometer vor Schluss
E1 – Gruppe Abjeja
E2 – Schröder 1:10
E3 – Gruppe Mancebo 4:20
P - Peloton (60) 5:40
Wir hatten also 1:20 Rückstand auf Kohl, Mancebo, Loosli, Vun Huffel und Luttenberger und noch knappe 6 Minuten auf die ersten Ausreißer. „Sieht nach einen Ausreißererfolg aus“, meinte David. In der endlos langen Abfahrt passierte gar nichts mehr. Dann ging es in das Finale. 12 Kilometer vor dem Schluss der alles entscheidende Monti della Laga. 12 Kilometer bei rund 6 Prozent. Der Schafrichter. Ganz vorne wurde sofort attackiert statt taktiert. Es folgte eine Attacke von Bettini. Ich weis nicht wieso, aber sofort sprang ich aus dem Sattel und folgte ihm. Bei mir waren noch Rebellin (GST), Brandt (DVL) und Celestino (MIL). Hinten gab es aber schon die nächsten Attacken. Alles war jetzt ziemlich konfus. „Tom ist hinter dir, Sascha.“ Tom Danielson war also auch mit nach vorne. „Ich glaube, ich hab die richtige Attacke erwischt.“ Das ganze Feld war jetzt aufgerissen. Ich wusste nicht mal mehr wie weit es noch bis ins Ziel war.

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Da sah ich ur plötzlich die Flame Rouge. Sofort trat ich an. Ich hatte noch einige Meter, da hörte ich schon wieder Jubelschreie. Bernhard Kohl hat gesiegt.

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Dann kam ich ins Ziel, mein erster Gedanke war „Scheiße, so knapp am Podium vorbei“. Das übliche Bild bot sich im Ziel sofort. Hektik überall. Wieder das Warten auf ein Endergebnis. Statt untätig rum zustehen ging ich zu David Fornes und lies mir erklären, was passiert war. „Eigentlich ganz einfach. Ich erzähl dir mal wie es Bernhard ergangen ist. Er ist mit seiner Gruppe weiter den Berg rauf, ehe dann plötzlich niemand da war. Außer ein Mann vor ihm, und der letzte Kilometer. Er überholte ihn, da sah er den letzten Ausreißer. Der war völlig kaputt, und so konnte er noch hauchdünn vorbeiziehen und gewann. Bei dir war das nicht viel anders. Unbemerkt habt ihr euch in sau mäßig schnellem Tempo raufgearbeitet, dabei die Ausreißer überholt, Moreau und den Rest der Kohl Gruppe inklusive, und dann wart ihr überrascht im Ziel zu sein. Ich glaube, du und die anderen habt euch den Berg zu schwer vorgestellt.“ In der Tat, dass hatten wir, ich fragte nachher aber auch bei anderen Kollegen nach, denen es ebenso ergangen ist. Durch die Bank hatten alle Fahrer noch Trinkflaschen übrig. Naja, dann wurde ich unterbrochen, dass Endergebnis wurde angekündigt:

:arrow: 1.Kohl (TM2)
:arrow: 2.Pradera (IBA) s.t
:arrow: 3.Raisin (CA) 0:36
:arrow: 4.Paulinho (AST) 0:59
:arrow: 5.Plouhinec (TM2) s.t
:arrow: 6.Danielson (TM2) s.t
:arrow: 7.Baumgartner (TM2) s.t
:arrow: 8.Sanchez (EUS) s.t
:arrow: 9.Rebellin (GST) s.t
:arrow: 10.Brandt (DVL) s.t

Gesamtwertung:
:arrow: 1.Freire (TM2)
:arrow: 2.Sanchez (EUS) 2:08
:arrow: 3.Kirchen (TMO) 2:15
:arrow: 4.Dekker (RAB) 2:38
:arrow: 5.Rebellin (GST) 3:18
:arrow: 6.Danielson (TM2) 3:36
:arrow: 7.Brandt (DVL) s.t
:arrow: 8.Kohl (TM2) 3:39
:arrow: 9.Plouhinec (TM2) 3:48
:arrow: 10. Zaballa (IBA) 4:00
:arrow: 14. Baumgartner (TM2) 4:18

Sprintwertung: Freire (TM2)
Bergwertung: Wesemann (TMO)
Nachwuchswertung: Kohl (TM2
Teamwertung: T-Mobile 2
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bayerchecker06
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Beitrag: # 395160Beitrag bayerchecker06
29.10.2006 - 12:56

Zur Etappe am 12.März 2007:
Auf dem Screen steht Honchar im Text Gontschar :lol:
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

Wilde Horde
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Beitrag: # 395163Beitrag Wilde Horde
29.10.2006 - 13:07

das ist so mit russischen namen. es gibt da glaube keine h und auch kein v...deswegen auch vino oder wino, oder der schwule voronin oder woronin....und eben gontchar oder gonchar oder honchar. mir pers. ist es schnuppe.

eisel92
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Beitrag: # 395168Beitrag eisel92
29.10.2006 - 13:32

Wilde Horde hat geschrieben:das ist so mit russischen namen. es gibt da glaube keine h und auch kein v...deswegen auch vino oder wino, oder der schwule voronin oder woronin....und eben gontchar oder gonchar oder honchar. mir pers. ist es schnuppe.
Das hat mich schon öfters verwirrt. Auf den diversen Internet Foren siehst du meistens Gontchar, im Spiel heisst er aber Honchar. Ich werde es jetzt dabei belassen. Und, sonst habt ihr keine Anregungen? Wenn nicht, ist ja alles wunderbar und ich kann soweiter machen.
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fothen92
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Beitrag: # 395173Beitrag fothen92
29.10.2006 - 13:53

...
Zuletzt geändert von fothen92 am 3.1.2011 - 18:04, insgesamt 1-mal geändert.

eisel92
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Beitrag: # 395216Beitrag eisel92
29.10.2006 - 19:27

Diesmal ein kürzerer Post ohne Screenshots. War einfach eine langweilige Etappe, ich sehe daher keinen Sinn sie endlos lang zu gestalten. Wem vielleicht Interviews oder dergleichen abgehen, kommt alles am Monatsende in einem (oder auch mehreren) extra langen Post(s).
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14.März.2007

Heute steht der letzte Tag der Tireno-Adriatico Rundfahrt an. Nach einer Woche permanenten Radfahren geht es dann wieder ab nach Salzburg beziehungsweise nach München zu Francesca. Die heutige Etappe sollte kein Problem darstellen. Anfang flach, dann hügeliges Terrain, und ab der Hälfte bis ins Ziel wieder flach. Eine Selektion ist nicht zu erwarten. Ein gemütliches Showlaufen mit dem ersten echten Massensprint dafür umso mehr. Eventuell werde ich heute den Zug führen, oder ich setz mich an Zweiter Stelle. Das Rennen begann wie immer mit gemütlichem Small Talk, dann kamen die ersten Attacken. Die folgte nach rund 15 Kilometern, wenig später setzte es gleich die Zweite. Die Gruppe umschloss elf Fahrer, alle samt von wenig Bedeutung und ohne große Namen. Hoj von Gerolsteiner und De la Fuente von Saunier Duval waren die Bekanntesten. Wir erwartet stellten auch die Hügel nach 30 Kilometer keine Große Herausforderung da, mühelos erklimmten wir sie. Bernhard und Ich witzelten wie immer herum, ein wenig neidisch war ich aber schon, auf sein blaues Trikot. Die Bergwertung holte sich Gracia Acosta (IBA) vor Bouyer (BTL). Credit Agricole übernahm rund 80 Kilometer vor dem Ziel das Tempo, hin und wieder gesellte ich mich dazu, Mercado übernahm die richtige Arbeit. 30 Kilometer vor dem Ziel konnten wir zwei Ausreißer einholen, der Rest hatte aber mehr als 5 Minuten Vorsprung. Leider viel zu viel. Wir wagten jetzt alle ein Riskantes Spiel: 20 Kilometer vor dem Ziel attackierten wir alle außer Mercado, und konnten schnell eine dreiviertel Minute Vorsprung aufbauen. Wir bauten unseren Vorsprung immer weiter aus, bis wir wussten, dass die Aktion geklappt hat. Die Ausreißer konnten wir nicht mehr einholen, Albasini von Liquigas gewann. Wir fuhren aber ein tolles Rennen, und konnten einiges an Vorsprung ins Ziel bringen.

Etappenergebnis:
1.Albasini (LIQ)
2.Bouyer (BTL) s.t
3.Putsep (A2R) s.t
4.Borrajo (MIC) s.t
5.Acosta (IBA) s.t
6.De la Fuente (SDV) 0:35
7.Poitschke (MIL) s.t
8.Beppu (DSC) s.t
9.Hoj (GST) s.t
10.Freire (TM2) 2:00
Peloton: 3:06

Gesamtergebnis:
1.Freire (TM2)
2.Sanchez (EUS) 3:14
3.Kirchen (TMO) 3:21
4.Danielson (TM2) 3:36
5.Kohl (TM2) 3:39
6.Dekker (RAB) 3:44
7.Plouhinec (TM2) 3:48
8.Baumgartner (TM2) 4:18
9.Rebellin (GST) 4:24
10. Brandt (DVL) 4:42

Sprintwertung: Freire
Bergwertung: Wesemann
Nachwuchswertung: Kohl
Teamwertung: Equipe T-Mobile 2
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Beitrag: # 395250Beitrag eisel92
29.10.2006 - 20:28

15.März.2007
Gestern spät abends fuhren wir rund um zufrieden zum Flughafen, stiegen in unseren Flieger ein, und keine eineinhalb Stunden später waren wir schon in Salzburg. Dort fuhr ich dann in meine Wohnung und legte mich sofort aufs Ohr. Aus Erfahrung schaltete ich mein Handy aus, ich würde ja sicher wieder einige Glückwünsche bekommen. Als ich heute Morgen das Handy wieder einschaltete, sah ich, dass ich mich nicht getäuscht habe. Ich überflog schnell die zahlreiche SMS, bei einer blieb ich dann aber hängen.

"Hi Sascha,
Ich hoffe du hast nicht unser Treffen morgen vergessen. Ich nehme an du kommst mit dem Auto. Treffen wir uns bei mir, sagen wir so um 17:00 Uhr. Ich mach morgen erst um vier Schluss, wir haben gestern Abend einen neuen Mandanten bekommen. Du kennst ihn sicher, Denis Leproux. Ich kann dir leider nicht viel drüber erzählen, Schweigepflicht. Nebenbei, Herzlichen Glückwunsch zu deinen ersten ProTour Punkten. Mein Vater hält große Stücke auf dein Talent.
Wir sehen uns."


Und wie ich kommen werde, dachte ich mir. Ich überlegte, wann ich fahren sollte. Dann erst merkte ich die Sache über ihren neuen Mandanten. „Moment mal, Denis Leproux , was hat er denn angestellt. Ob sie will oder nicht, darüber muss ich sie morgen ein wenig ausquetschen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Training, gemeinsam mit Bernhard Kohl, mit dem ich wirklich gut verstehe. Gemeinsam erkundeten wir den WM-Kurs, danach diskutierten wir noch, wer wohl gewinnen wird. Eher Sprinter, oder Hügelfahrer. Ich tippte auf Leute wie Boogerd, Bettini und Di Luca. Bernhard meinte, dass der Kurs eher für eine Sprintankunft gemacht sei. Am Ende einigten wir uns, dass es ein Fahrer like Oscar Freire sein müsste, guter Hügelfahrer mit starker Endschnelligkeit.

16.März.2007

Ich sitze Momentan im Auto und bin gerade über die Deutsch-Österreichische Grenze. Heute bin ich schon besonders früh aus der Falle raus, damit ich vor meiner Fahrt nach München noch ein wenig trainieren konnte. Ich fühlte mich wie auch schon in Italien ziemlich gut, allerdings merkte ich auch, dass mit die Belastung der letzten Woche noch ein wenig in den Beinen steckte. Ich fuhr also mit meinem neuen Auto dahin, als mich mein Telefon hochschreckt. Zunächst aber noch was zu meinem neuen Auto. Mein Vater, der äußerst Stolz über meine zweite Profi-Saison ist, hat schon vor einiger Zeit eine damals schrottreife Karre gekauft, für läppische 2.000 Euro. Mit weitaus teuren neuen Teilen, und mit viel mühe und arbeit hat er die alte Kiste wieder auf Vordermann gebracht. Heute in der Früh stand das schwarze Auto dann vor meiner Haustür, gemeinsam mit meinem Bruder, mein Vater konnte nämlich leider nicht kommen. Er überreichte mir den Schlüssel, wir frühstückten gemeinsam, und dann machte er sich auch schon wieder aus dem Staub, weil er weiter nach Bozen musste. Irgendein Geschäftstermin, viel zu langweilig für mich. Ich befand mich also auf der Jungfernfahrt, meiner neuen, endgeilen 67er Corvette. Ein geiles Gefährt, 400 PS, geile Optik, und absolut legal. Die Motor sind zwar sau stark, allerdings will ich sie erstmal nicht zu weit rauf treiben, es ist ja doch ein altes Gefährt. Ich gehöre zu den Menschen, die ihr Auto auf einen Namen taufen. Ich taufte mein Gefährt auf den Namen –Francesca-. Irgendwie passt das wie die Faust aufs Auge. Jetzt aber zu dem Anruf.

Ich: „Sascha Baumgartner, mit wem spreche ich?“
Daniel: „Hallo Sascha, Ich bin es, Daniel Schnider. Kennst du mich noch?“
Ich: „Natürlich kenn ich dich noch. Wie geht’s?“
Daniel: „Gut! Ich hab aber nicht viel zeit. Ich wollte dir nur mal schnell für dein tolles letztes Rennen gratulieren, und dir Bescheid geben, dass ich vor zwei Stunden Vater geworden bin. Ein Junge.“
Ich: „Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch. Und, habt ihr auch schon einen Namen?“
Daniel: „Nein, leider noch nicht. Aber ich melde mich, wenn wir einen haben. Ich muss leider wieder Schluss machen, ich hoffe wir sehen uns mal.“
Ich: „Das hoffe ich auch. Ciao Daniel.“

Im selben Moment verfluchte ich mich selbst. Ich wollte ihn doch fragen ob er wieder in das Radsport Geschäft einsteigt.
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Beitrag: # 395303Beitrag eisel92
30.10.2006 - 10:36

Mit Ärger im Bauch fuhr ich weiter, eine halbe Stunde später war ich auch schon in München. Da ich Francesca schon einmal besucht habe, kenne ich mich mittlerweile gut genug aus, um nicht zwei Stunden herumzuirren. Auf die Sekunde genau pünktlich läutete ich dann am Schild mit dem Namen –Lodi-. Sofort ertönte ein Signal und ich gelangte in ein eher älteres Stiegenhaus. Als mich Francesca im ersten Stock begrüßte, war ich überrascht, dass sie Schuhe und so weiter anhatte. „Wir gehen heute zu meinen Lieblings-Italiener, gleich um die Ecke“. Damit war mir alles klar. Bei Luigi`s Pizza&Pasta angekommen, wurden wir auf einen kleinen Tisch mit Blick auf die Straße platziert. Ich konnte nicht anders, und musste sie sofort über Denis ausquatschen. Sie erklärte mir alles, was sie auch tatsächlich sagen durfte. Denis war mit 1,5 Promille im Blut Auto gefahren und hat eine ältere Frau erfasst. Die Alte hat zwar überlebt, aber besonders gut geht’s ihr nicht. Eine Gefängnisstrafe ist nicht auszudenken. Danach war das Thema beendet und wir redeten so noch ein wenig miteinander. Das Essen war vorzüglich, wir begannen mit einem Shrimps-Cocktail, danach gemeinsam eine Lastwagenrad große Pizza, und zum Schluss noch eine große Portion Tiramisu. Nebenbei leerten wir gemeinsam eine Flasche Rotwein. Es war wirklich ein netter Abend, der mir verdeutliche, dass es bei uns schon ganz am Anfang mächtig gefunkt hat. Als wir fertig waren, unternahmen wir noch eine kleine Spritztour mit meinem schwarzen Monster, allerdings verheimlichte ich ihr, dass die Corvette ihren Namen trug. Letztendlich landeten wir wieder mal gemeinsam im Bett. Gemäß dem Jugendschutzgesetz kann ich hier keine ausführlicheren Details preisgeben. Den Morgen verbrachten wir nur kurz miteinander, sie musste wieder arbeiten, und ich zurück nach Salzburg. Mein nächster Renneinsatz wird voraussichtlich die Baskenland-Vuelta anfangs April sein.

17.März.2007

Gestern konnte ich immerhin einen Teil des Nachmittags noch für Training nutzen, heute werde ich intensiv den WM-Kurs abfahren. Da ja jede rund nur knapp 20 Kilometer umfasst, werde ich heute drei oder vier Runden fahren. Das halbe Team ist heute in Salzburg, ein Teil einfach nur zum Trainieren, der Rest weil heute der Flug nach Mailand geht. Dort findet ja morgen Mailand - San Remo, und wir wollen uns mit unserer Sprintergarnitur und auch mit Bridge und Gilbert von unserer besten Seite zeigen. Morgen werde ich wohl den größten Teil des Tages vor dem Fernseher verbringen, das Rennen verspricht bestimmt Spannung. Auf meiner WM-Runde haben mich übrigens die Beiden letztgenannten eine Runde lang begleitet, Bernhard Kohl und Andreas Klöden sind die ganze Zeit an meiner Seite geblieben. Damit konnte ich den Deutschen endlich mal richtig kennen lernen. Er will bei der Tour ganz vorne mitfahren, das Podium wäre durchaus machbar, meinte er. Ich bin schon froh, wenn ich überhaupt mitgenommen werde. Bei einer Grand Tour bin ich auf jeden Fall dabei. Dank meiner starken Leistung bei Tireno-Adriatico bekam ich heute die Bestätigung von David, dass ich zu 100 Prozent beim Giro mitfahren werde. Wahrscheinlich als Edelhelfer mit Chancen auf Alleinfahrt.
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eisel92
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Mailand-San Remo

Beitrag: # 395370Beitrag eisel92
30.10.2006 - 15:55

18.März.2007

Nach kurzem Vormittagstrainings fand ich mich vor dem Fernsehgerät wieder. Heute fand der erste Eintagesklassiker der Saison statt, Mailand - San Remo. Gewinnt ein Ausreißer in den Capri Anstiegen, oder kommt es zu einem der seltenen Massensprints. Wir haben auf alle Fälle für beide Varianten gute Männer am Start. Freire, Dekkers, Eisel, Bennati, Gilbert, Bridge, Plouhinec und Martinez starten für uns. Besonders mit Oscar rechnen wir uns wieder viel aus. Pünktlich zum Start begann die Übertragung.

„Hallo und Herzlich Willkommen in der Lombardei. Ein Blick in die Startlisten zeigt schon, dass es heute einen harten Kampf um den Sieg geben wir. Die Favoritenliste liest sich wie die Creme de la Creme der Klassikerjäger Tom Boonen, Allesandro Petacchi, Bernhard Eisel, Oscar Freire, Thor Hushovd, Erik Zabel, Stuart O`Grady. Diese Riege der Top-Sprinter kann aber genau dann nichts machen, wenn an den steilen Anstiegen am Schluss Angriffe fallen. Sie sehen, noch nichts ist fix. Jetzt geht es erstmal los. 294 Kilometer sind eine lange Strecke, daher wundern sie sich nicht, dass wir hin und wieder unsere Übertragung unterbrechen. Wir sind noch in Mailand, und hier ist schon die erste Attacke. Da Cruz (FDJ), Nardello (TMO), Pagliarini (SDV), Vila (LAM) und Poitschke (MIL) können sich vom Feld absetzen. Und die 5 bauen ihren Vorsprung Kilometer für Kilometer aus. Das Hauptfeld reagiert so früh im Rennen natürlich noch gelassen, die Ausreißer haben ohnehin eine Chance gleich null durchzukommen. Da man momentan im flachen Gebirge fährt, nützen wir dies für unsere erste Werbepause.“

Anstatt Werbung zu kucken, entschied ich mich dafür, ein paar Kilometer am Hometrainer zu trainieren, dass Rennen bot derzeit ohnehin nicht viel Spannung. Als ich wieder kam waren gerade 60 Kilometer absolviert.

„So liebe Zuschauer, 6:45 lautet der Vorsprung der Ausreißer, für 235 Kilometer müsste diese Zeit reichen. Nie und nimmer. Aber immerhin kann man so seinen Sponsor präsentieren, was von diesen wohlwollend erkannt wird. An diesen Teilen der Strecke sind auch noch nicht so viele Zuschauer zu sehen, gegen Ende werden die Straßen aber voll sein. Das Hauptfeld rollt weiterhin gemütlich dahin, bald wird aber endlich der erste Anstieg erklommen werden müssen. 200 Kilometer nun noch zu fahren, erstmals ist der Vorsprung über 10 Minuten angewachsen. Es tut mir Leid, dass ich momentan nicht mehr berichten kann, aber es passiert leider nichts. Viele Kritiker des Rennens meinen ohnehin, dass Mailand – San Remo 50 Kilometer Spannung bietet, die ersten 250 Kilometer sind nur langweiliges Geplänkel. So, nach 100 Kilometern ist jetzt der lang gezogene Passo di Turchino erreicht. 26 Kilometer geht es stetig bergauf. Klingt schlimmer als es ist, denn die Tatsache, dass nur durchschnittlich 1,5 Prozent Steigung herrscht, lässt sogar die Sprinter die Berge verabscheuen kalt. Kein Berg, eher ein Hügelchen. Man merkt auch schon, niemand hat Probleme. Die Ausreißer haben jetzt rund 13 Minuten Vorsprung, klingt nach mehr als es in Wirklichkeit wert ist. Die Streckenführung bringt jetzt immerhin ein kleines Schmankerl mit ein, es geht durch den berühmten Tunnel, der alljährlich zu durchfahren ist. Die Ausreißer sind schon durch, jetzt quält sich auch das Peloton hindurch.

Bild

Die letzten Meter vor der Abfahrt durch diesen Tunnel sind nochmals äußerst steil, danach findet sich aber genug Zeit zur Erholung, wobei man in der Abfahrt immer aufpassen muss, hier sind schon viele Fahrer zu Fall gekommen. Die Hälfte des Kurses ist überstanden, 14 Minuten Vorsprung für die Ausreißer. Ab jetzt geht es an der Mittelmeerküste entlang nach San Remo. Ja, jetzt beginnt das Hauptfeld langsam aber sicher ernst zu machen, der Gürtel wird jetzt um einiges enger geschnallt. 100 Kilometer noch, und die ersten Anzeichen der langen Flucht werden bemerkbar. Der Vorsprung der Ausreißer sinkt jetzt rapide, nur mehr 8 Minuten, dann sind sie wieder im Feld, und werden von da aus wahrscheinlich durchgereicht werden. Das Peloton umfasst mittlerweile nur mehr 137 Fahrer, hinter diesen befinden sich drei oder vier Splittergruppen. Moment, eben erhalte ich eine Durchsage ob wichtige Fahrer dabei sind. Interessant. Schon vier heiße Aktien haben ihre Körner verprasselt. Galvez (IBA), Cadamuro (MIL), Casper (COF) und auch der Deutsche Pollack von T-Mobile sind nicht mehr vorne dabei. Laut Angaben haben Casper und zwei Helfer den geringsten Rückstand auf das Hauptfeld, ihm fehlen 3 Minuten. Pollack und Co. haben bereits mehr als 6 Minuten Rückstand. Die Tempoallianz von Quickstep und Davitamon zeigt also ordentlich Wirkung. 70 Kilometer sind noch zu fahren, die Ausreißer haben nur mehr zweieinhalb Minuten Vorsprung. Angriff Voigt (CSC), Paolini (LIQ) geht mit. Sehr früh der Angriff. Paolini schon wieder im Feld, Voigt kämpft allein. Hinten aber schon wieder 5 Fahrer leise Ciao sagen müssen.

60 Kilometer vor dem Ziel ist erstmals das Feld komplett. Voigt wurde wieder geschluckt, mit ihm auch die Ausreißer, die 220 Kilometer lang zu Fünft gefahren sind. Tolle Leistung dieser Gruppe. Voigt ist unersättlich, der probiert es gleich wieder. Der Capo Cervo bäumt sich vor dem Feld auf, Voigt nach wie vor knapp davor. 2 Kilometer kurz, aber 4,5 Prozent steil. Die erste Herausforderung, jetzt wird’s spannend. Kein Angriff, daher geht es sofort in den Cappo Berta, dieselbe Steile, aber einen Kilometer länger. Sehen wir jetzt eine Attacke. Nein, sehen wir nicht. Es bleibt spannend. 40 Kilometer noch, oje, Reifenpanne bei Bridge (TM2). Wie viel Zeit verliert er? Sehr viel. La Cipressa, 6 Kilometer und 4 Prozent, und Attacken. Ballan (LAM), Voigt (CSC), Ivanov (TMO); Hoste (DSC), Dekker (RAB) und Gilbert (TM2) attackieren. Daraus könnte durchaus etwas werden. Voigt und Hoste stecken zurück, jetzt attackiert auch Schleck (CSC). Boogerd (RAB) zieht mit. Schleck und Gilbert jetzt an der Spitze, halbe Minute dahinter Ballan und Co.

Bild

20 Kilometer noch, versuchen wir mal, ein wenig Licht in die hektische Phase zu bringen.
E1: Schleck, Boogerd, Gilbert
E2: Ballan, Ivanov, Dekker 0:35
E3: Hincapie 0:50
Peloton (96) 1:30
Hincapie probiert es derzeit also als Solist, sehr gefährliches Spiel des Amerikaners, zumal noch ein letzter Anstieg wartet. Zu dem kommen Schleck und Co. gerade eben. Der Poogio die San Remo, noch einmal 3,5 Kilometer rauf, bei durchschnittlich 4 Prozent Steigung. Kein Problem für Boogerd, Schleck und Gilbert vorne, aber vielleicht der Sargnagel für einige Sprinter hinten. 15 Kilometer noch, und für die drei ganz vorne sieht es fantastisch aus. Machen sich diese drei den Sieg aus? Sie sind schon in der Abfahrt, haben mehr als eine Minute Vorsprung auf die Gruppe mit Hincapie dahinter. Die haben wiederum fast eine weitere Minute auf das Hauptfeld. Ich glaube wir sehen drei Sprints. Die steile Abfahrt vordert leider soeben Opfer. Dekkers (TM2), Cancellara (CSC); Gasparatto (LIQ), Kirsipuu (CA), De Jongh (QST), Paolini (LIQ) und noch einige andere Fahrer liegen am Boden. Das Peloton rast derweil weiter den Berg hinunter. Sie könnten eventuell noch Hincapie und Co einholen. Jetzt hat es auch noch Pechvogel Bridge erwischt, er gibt auf. Hoffentlich sind es keine ernsten Verletzungen. Vorne bahnen sich die letzten 5 Kilometer an. Bridge, Boogerd oder Schleck, wer wird gewinnen. Sie werden definitiv nicht eingeholt. Hinten entstehen jetzt die Züge, T-Mobile 2 hat in seinem Fokus auf Gilbert anscheinend ganz darauf vergessen, einen guten Zug aufzubauen. Anscheinend geht es aber ohnehin nur um Platz 9 und 10, daher kein großes Malheur. Vorne geht es Los. Boogerd ganz vorne, Gilbert hält sich noch bedeckt. Schleck zu langsam, Boogerd gegen Gilbert. Boogerd bereits seit einiger Zeit im Wind. Hinten wird noch nicht gesprintet. Jetzt zieht Gilbert locker an Boogerd vorbei, schon wieder ein Pro-Tour Sieg für die Equipe T-Mobile 2. Ja, jetzt streckt Gilbert die Hände in die Höhe.

Bild

Boogerd geht am letzten Meter ein, rettet sich aber noch vor Schleck ins Ziel. Hincapie, Ballan und die anderen aus Gruppe 2 werden jetzt noch von den Sprintern zerlegt, dass ist bitter. Der Kampf um die restlichen ProTour Punkte ist eröffnet.
Ich glaube Boonen war ganz vorne, das offizielle Endergebnis wird Aufschluss geben. Hier ist es auch schon:

:arrow: 1.Gilbert (TM2)
:arrow: 2.Boogerd (RAB)
:arrow: 3.Schleck (CSC)
:arrow: 4.Boonen (QST)
:arrow: 5.Petacchi (MIL)
:arrow: 6.Hushovd (CA)
:arrow: 7.Hincapie (DSC)
:arrow: 8.Dekker (RAB)
:arrow: 9.Eisel (TM2)
:arrow: 10. Bennati (TM2)


Das war unser LIVE - Übertragung, ich hoffe sie hat ihnen auch diesmal gefallen. Wir verabschieden uns mit den Stimmen zum Rennen.

Ich fühlte mich das ganze Rennen über gut, hatte dann noch Glück, den richtigen Angriff zu erwischen, und dann hatte ich einfach die beste End-Performance. Im Sprint bin ich ja nie wirklich schlecht, daher war es nicht mehr ein so großes Kunststück, das Rennen als Sieger zu beenden.
Philippe Gilbert

So knapp vorbei, Schade. Aber ich hätte vor dem Rennen nie gedacht, dass ich überhaupt einen Punkt mit nach Hause nehmen kann. In sofern, war das Rennen ein voller Erfolg.
Michael Boogerd

Ich fahre mit dem Wissen nach Hause, dass ich im Fall eines Massensprints gewonnen hätte. Das ist schon eine gewisse Genugtuung. Dennoch ärgert mich die Tatsache, dass wir heute einen Ausreißerfolg zu gelassen haben.
Tom Boonen
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Beitrag: # 395396Beitrag eisel92
30.10.2006 - 18:59

19.März.2007

Ab jetzt steht wieder intensives Trainings an, ich werde nämlich bereits am 24.März mein nächstes Rennen bestreiten. Das Criterium International wird drei Tage lang meinen nächsten Renneinsatz bilden. Ich bin nicht in der Form ganz vorne mitzufahren, da ich seit gestern krank bin. Trainieren kann ich zwar, aber nur eingeschränkt. Vielleicht kann ich im abschließenden Zeitfahren was erreichen. Dort wollen wir auch mit Tom Danielson und Andreas Klöden einen Etappensieg feiern.


20.März.2007-23.März.2007

Mir ging es im Laufe der Tage wieder etwas besser, dürfte nur eine kleine Erkältung gewesen sein. Morgen startet dann die erste Etappe, eine relativ flache. Die zweite ist dann die selektive und wird eine Entscheidung bringen, wahrscheinlich gegen mich. Wie schon gesagt, ich möchte im Zeitfahren eine gute Figur machen, und sehen, ob ich wirklich schön langsam zum Rundfahrer avanciere. Wir nehmen keine Sprinter mit, denn die brauchen schließlich auch mal ihre Pause. Außerdem finden auch Kopfsteinpflaster Rennen statt, Bernhard muss sich auf die Flandern Rundfahrt und auf Paris-Roubaix vorbereiten.

24.März.2007

Die erste Etappe wurde wie erwartet im Massensprint entschieden. Wir konnten leider keine Rolle spielen, ich hielt mich raus und wurde daher „nur“ 23. Vorne sah es lange Zeit nach einem Sieg der Ausreißer aus, sie konnten aber am letzten Kilometer gestellt und übersprintet werden. Kirsipuu von Credit Agricole wurde Dritter, Jimmy Casper von Cofidis Zweiter. Der junge Heinrich Haussler von Gerolsteiner konnte heute alle anderen übertölpeln und gewann die Etappe in souveräner Art.

25.März.2007

Heute musste ich mir selbst eingestehen, dass bis zur Baskenland Vuelta noch viel Arbeit auf mich wartet. Ich wurde mit 5 Minuten Rückstand nur 48. Weit unter meinen derzeitigen Möglichkeiten. In Top-Form traue ich mir zu, das Criterium International zu gewinnen. So musste ich aber weit abgeschlagen ins Ziel fahren. Vorne konnten sich drei Mann absetzten. Im Sprint war dann Boogerd der stärkste, Chavanel wurde Zweiter, und Gutierrez machte mit seinen dritten Platz wohl alles klar für seinen Gesamtsieg. Boogerd und Chavanel müsste er im morgigen Zeitfahren eigentlich problemlos schlagen können. Ich erhoffe mir morgen einen Top 10 Platz, wobei das eher Träume sind. Ob ich wirklich schon so gut Zeitfahren kann gilt es schwer zu bezweifeln.
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eisel92
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G3-Harelbeke

Beitrag: # 395552Beitrag eisel92
31.10.2006 - 16:07

Bevor wir morgen im Zeitfahren um einen Erfolg radeln, versuchten heute unsere Nord-Klassiker Spezialisten eine gute Platzierung zu erreichen. Unser Team rund um Bernhard Eisel wollte beim Rennen G3-Harelbeke zeigen, dass wir bei der Flandern Rundfahrt und auch bei Paris-Roubaix durchaus gute Karten haben.
Ich konnte mir am Abend eine einstündige Zusammenfassung des Rennens anschauen. Den Anfang machte eine kurze Vorstellung des Kurses. Das Profil wurde gezeigt, um zu verdeutlichen, dass man öfter Mal über das gefürchtete Kopfsteinpflaster drüber muss. Dann begann der eigentliche Bericht des Renngeschehens.

Bild

„Heute wird man bereits sehen, wie die Kopfsteinpflaster Elite kurz vor dem wichtigen April drauf ist. Tom Boonen, Fabian Cancellara, Allesandro Ballan, Stefan Wesemann, Thor Hushovd und noch viele andere der absoluten Nord Elite sind heute anwesend. Man konnte daher bereits am Anfang des 200 Kilometer langen Kurses auf das erste Stell dich ein warten. 125 Fahrer werden sich heute versuchen, hoffentlich kommen sie alle heil durch. Der erste Angriff folgte keine 5 Kilometer nach dem Start, es konnte aber auch niemand wegkommen. Das Feld unter Führung von Davitamon und Discovery Channel war zu schnell. Der zweite Angriff, war dann schon erfolgreicher. Drei Leute von Wiesenhof, Tenax und Milram konnten sich eine knappe Minute vor das Feld setzen. Mit diesem Vorsprung ging es dann nach 50 Kilometer auch in den ersten Kopfsteinpflaster Abschnitt. Auf diesen ersten Abschnitt passierte nichts, es gab keine Teilung, und auch keinen Sturz. 10 Kilometer später ging es in den Zweiten Pflaster-Abschnitt, danach sollte lange Zeit Ruhe folgen. Das Feld wurde zwar diesmal lang gezogen wie ein Kaugummi, aber auch diesmal gab es keine Splitterung. In der langen Ebene verhielt sich das Feld äußerst ruhig, der Rückstand zu den Ausreißern betrug konstant eine Minute. Nach 120 Kilometern ging es dann in den ersten steilen Hügel.

Bild

Dieser ersten Steigung sollten noch viele weiter folgen, einige sogar mit Kopfsteinpflaster. Nach dem Hügel folgte eine kurze Abfahrt, ehe es wieder holprig wurde. Wieder dasselbe Bild. Ein lang gezogenes Peloton, allerdings mittlerweile mit den Ausreißern, die eben geschluckt wurden. Der nächste Hügel, 14 Prozent hinauf, das tut weh. Abfahrt, der nächste Berg. Jetzt fallen gerade 53 Fahrer am Stück weg. Noch ehe es ins Finale geht. Wahnsinn. Ein Boogerd würde sich hier ohne Kopfsteinpflaster pudelwohl fühlen. Aber hier kommt schon wieder der nächste Abschnitt mit eben diesem. Dieses Rennen bietet wirklich einen netten Vorgeschmack auf die Klassiker der kommenden Wochen. Sehr unübersichtlich die Situation jetzt. Sie müssen sich das so vorstellen. Es geht bergauf, bergab, Kopfsteinpflaster. Oder so gar Bergauf und Pflaster in einem. 60 Leute sind wieder weg. Aber das ist jetzt schwer zu erkennen wir ernst man das nehmen soll. Die Fahrer die hinten sich, fahren einfach mit vollem Karacho in die Anstiege hinein, und sind so wieder dran. Wir Journalisten nennen das gerne „Ziehharmonika-Effekt.“ Jetzt befinden sich überhaupt nur 13 Fahrer vorne. Jetzt auch schon nicht mehr, Akkordeon lässt grüßen. Jetzt, 40 Kilometer vor Schluss ist endlich ein wenig Ruhe eingekehrt. Vorne sind noch 32 Fahrer.
Neue Situation, noch 23 Kilometer bis ins Ziel. 23 Fahrer sind noch vorne dabei. Größen wie Cancellara, Zanini oder Knaven sind mittlerweile nicht mehr vorne dabei. Es darf mit einem außerordentlich spannenden Finale gerechnet werden. Discovery Channel noch mit unglaublichen sechs Mann vertreten. Auch Tom Boonen hat noch drei Helfer an seiner Seite. Bei T-Mobile 2 sehe ich noch drei Mann. Hincapie, Van Petegem und Boonen attackieren. Eisel greift gerade zur Trinkflasche, kann nicht reagieren. Gilbert versucht jetzt für nochmals Tempo zu machen. Eisel und Gilbert attackieren jetzt auch nochmals. Drei Kilometer vor dem Ziel ist Boonen ein gutes Stück vor Van Petegem, Hincapie ist gerade von Eisel eingeholt worden, wird wohl im Sprint keine Chance haben. Nein, er raucht schon an ihm vorbei. Boonen hat eben so wenige Probleme mit Van Petegemen. Noch ein Kilometer bis ins Ziel. Das Feld sprintet auch schon. Tom Boonen rollt soeben erschöpft über die Ziellinie, Sieg für den Weltmeister.

Bild

Wer wird Zweiter? Van Petegem rettet sich hauchdünn vor Eisel ins Ziel. Danach Hincapie und Gilbert. Jetzt noch der Sprint des Hauptfeldes.

Bild

Endergebnis:
:arrow: 1.Boonen (QST)
:arrow: 2.Van Petegem (DVL) 0:42
:arrow: 3.Eisel (TM2) s.t
:arrow: 4.Hincapie (DSC) 1:18
:arrow: 5.Gilbert (TM2) s.t
:arrow: 6.Bennati (TM2) 1:54
:arrow: 7.Freire (TM2) s.t
:arrow: 8.Wrölich (GST) s.t
:arrow: 9.Wesemann (TMO) s.t
:arrow: 10.Michaelsen (CSC) s.t
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Beitrag: # 395578Beitrag eisel92
31.10.2006 - 18:17

Kritik und Anregungen sind nach wie vor erwünscht. Nebenbei, es lohn sich immer wieder auf den ersten Post zu schauen, gerade eben hab ich zum Beispiel alle bisherigen ProTour Rennsieger eingefügt.
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25.März.2007

Heute fand das Zeitfahren des Criterium International statt. Es war mehr ein zurückversetzter Prolog als ein richtiges Zeitfahren. Lange Zeit konnte Lang von Gerolsteiner die Bestzeit halten, ehe dann Ich und Andreas Klöden kamen. Ich fuhr die erste Zeit unter 10 Minuten raus, Andreas unterbot sie noch mal um 7 Sekunden. Damit waren wir auf den Weg zu einem Doppelsieg. Als dann Tom Danielson auch noch auf Rang 3 fuhr, sah es sogar nach einem Dreifach Erfolg aus. Ich freute mich bereits riesig, dass ich Größen wie Vinokourov oder Julich im Zeitfahren hinter mir lassen konnte. Als drittletzter kam dann Gutierrez (IBA) auf die Strecke, und konnte uns um ein paar Hundertstel den Sieg wegschnappen. Dennoch überwog die Freude über Rang 2, 3 und 4. Das Gesamtergebnis zeigt, dass sich hier auch schon einige Fahrer auf das Amstel Gold Race und die anderen hügeligen Klassiker vorbereiten.
:arrow: 1.Gutierrez (IBA)
:arrow: 2.Chavanel (BTL)
:arrow: 3.Boogerd (RAB)
:arrow: 4.Kroon (CSC)
:arrow: 5.Schumacher (GST)

:arrow: 15.Danielson (TM2)

:arrow: 42.Baumgartner (TM2)


Meinen nächsten Renneinsatz werde ich bereits übermorgen bei der Tour de Panne haben. Danach werde ich versuchen beim GP de Vitre eine gute Figur zu machen. Anschließend werde ich noch die Baskenland Vuelta bestreiten. Das klingt nach unheimlich viel Rennprogramm, ist aber gar nicht so schlimm. Die Tour de Panne hat ja nur drei richtige Etappen und ein Zeitfahren, dass ganze auf drei Tage aufgeteilt. Und der GP de Vitre ist ja ein Eintagesrennen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dort letztes Jahr auch einen Top-Platz eingefahren hätte, wenn der Mann vor mir sich nur nicht in der Abfahrt versteuert hätte. Naja, diesmal werde ich es hoffentlich besser machen. Ehrlich gesagt möchte ich das Rennen gewinnen. Morgen werde ich noch vormittags trainieren, am Nachmittag geht der Flug, da kann ich mich dann entspannen. Am Monatsende darf ich nicht vergessen mir dieses neue Magazin zu kaufen, für welches schon ordentlich Werbung gemacht wird. Es wird monatlich erscheinen und soll interessante Storys über die ProTour bringen. Da bin ich mal gespannt, vielleicht wird ja mein Name auch erwähnt.
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Beitrag: # 395692Beitrag eisel92
1.11.2006 - 12:53

27.März.2007

Der gestrige Tag verging recht schnell, wir übersiedelten nach Zottegem, wo heute die erste Etappe der Tour de Panne stattfindet. Diese Etappe ist gleich zeitig die einzige die Kopfsteinpflasterabschnitte vorweist. Ich glaube aber nicht, dass diese große Probleme darstellen wird. Ansonsten erwarten uns noch vier Bergwertungen, vielleicht vage ich einen kleinen Angriff, wahrscheinlich aber nicht. Mit mir nach Belgien gereist sind noch Bennati, Eisel, Sinner, Berges, Van der Ven, Balcunias und Robin. Gleich nach dem Start zogen mehr als ein Dutzend Fahrer an mit vorbei. Ganz vorne konnte ich ein Astana Trikot erkennen. Ich bekam dann die Nachricht, dass 14 Leute dabei sind. Blöd für uns, da hätten wir auch jemanden mitschicken sollen. Dann kam der erste Pflaster Abschnitt, wir kamen alle sehr gut drüber. Eigentlich war mir das Rennen von Anfang an zu langweilig. Der erste Anstieg brachte auch nicht mehr Spannung, vorne konnte der Südafrikaner Perry (BAL) die meisten Punkte abräumen. Es ging in eine Abfahrt, ehe die erste Runde komplettiert war. Ich war ziemlich überrascht, dass der Zuschaueransturm so groß war. Teilweise konnte man vier Reihen Zuschauer erkennen. Im zweiten Pflaster Abschnitt gab es dann den ersten Sturz. Sechs Fahrer lagen am Boden, darunter Sieberg (WIE) und Got. Cataluna (SWA). Es konnten aber alle weiterfahren. Auch die zweite Bergwertung ging an Perry, damit sah es für ihn in Sachen Bergtrikot sehr gut aus. Mittlerweile mussten bei uns im Peloton einige Fahrer ziehen lassen, die Sturzfahrer kamen auch nicht mehr heran. Drittes Mal Kopfsteinpflaster, wir konnten die ersten zwei Ausreißer stellen. Kurz vor dem Anstieg zur Dritten Bergwertung waren nur mehr 55 Fahrer im Feld, Tendenz sinkend. Die dritte Bergwertung wurde dann von Wilson (UNI) gewonnen, damit endlich ein neuer Bergwertungssieger. Der bisherige Doppelsieger Perry kam diesmal nicht unter die ersten Drei, da er Probleme hatte, den Anschluss nicht zu verlieren. Es folgte wieder die kurze Abfahrt, und dann ging es in die letzte Runde. Den Kopfsteinpflaster Abschnitt hab ich wieder gut überwunden, daher wollte ich alles auf eine Karte setzen, und kurz vor der Bergwertung attackieren. Keiner konnte mir folgen, ich überholte sofort zwei Ausreißer. 15 Kilometer waren es noch bi zur Ziellinie, ein ganz kleiner Anstieg hinauf zur letzten Bergwertung wartete noch auf mich. 10 Kilometer vor dem Ziel schnappte ich mir den nächsten Ausreißer, ich war mir aber unsicher, ob es auch wirklich reichen würde. 3 Kilometer vor dem Ziel war dann leider tatsächlich Schluss, ich war total kaputt. 1 Kilometer vor dem Ziel, gerade als Eisel und Bennati an mit vorbeizogen, konnte ich mich wieder fangen und hängte mich an deren Hinterrad. Vorne wurde soeben die Etappe zu Gunsten von Wilson entschieden. Brammati (QST) wurde Zweiter, danach kam eine dreier Front von uns mit mir als glücklichen Fünften.
:!: Endergebnis:
:arrow: 1.Wilson (UNI)
:arrow: 2.Brammati (QST) 0:28
:arrow: 3.Eisel (TM2) s.t
:arrow: 4.Bennati (TM2) s.t
:arrow: 5.Baumgartner (TM2) s.t
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Tour de Panne

Beitrag: # 395767Beitrag eisel92
1.11.2006 - 16:32

29.März.2007

Die nächsten zwei Etappen waren beide flach und vor allem, wir mussten über kein Kopfsteinpflaster. Die zweite Etappe verlief außerordentlich ruhig, so das es am Ende zu einen fulminanten Massensprint kommen sollte. Ich fuhr Eisel und Bennati in Position, dann übernahm der junge Benoit Sinner, am Ende sprinteten Bernhard und Danielle auf Rang 1 und 2, wobei mein Landsmann hauchdünn vor dem Italiener ins Ziel kam. Stefan Wesemann von T-Mobile wurde Dritter, Ich belegte Rang 18. Die dritte Etappe war deutlich nervöser, da um ein Harr ein Ausreißer durchgekommen wäre. Der Mann der die ersten beiden Bergwertungen der Rundfahrt gewonnen hatte probierte es die letzten 20 Kilometer alleine, und scheiterte erst 300 Meter vor dem Ziel. Abermals musste sich das Peloton gegen Bernhard und Danielle geschlagen geben, wieder mit einem Etappensieg für unseren Österreicher. Auch der dritte Platz wurde wie gestern an Wesemann vergeben. Damit sah das Podest der zweiten und dritten Etappe absolut gleich aus. Ich wurde diesmal nur 78., aber ohne Zeitverlust, und das zählt. Das war heute Vormittag, das Zeitfahren hab ich aber noch vor mir.

Den heutigen Tag werde ich hoffentlich gut in Erinnerung behalten, denn heute findet ein Zeitfahren statt. Da ich mich in letzter Zeit sehr im Kampf gegen die Uhr verbessert habe, erwarte ich mir wieder einiges. Der Kurs ist nur knapp über 10 Kilometer lange, und nicht besonders anspruchsvoll. Ich fokussierte mich total auf das Zeitfahren, daher bekam ich eher wenig vom Rennen mit. Die erste Zeit die aufgestellt wurde kam von Got.Cataluna vom Schweizer Rennstall Swatch. Mit 12:19 setzte der starke Zeitfahrer gleich eine Richtmarke, die ziemlich wichtig werden konnte. Nach dieser ersten Studie vom Kurs ging ich mich an der Seite von Bernhard Eisel und Danniele Bennati aufwärmen. Wie erwartet kam derweil auch niemand an die Zeit des Spaniers ran. Mit dem jungen Robin startete dann der erste von uns. Er kam mit einem Rückstand von 31 Sekunden ins Ziel, das bedeutete Rang 13. Nach kanpp 60 Fahrern konnte dann der Discovery-Boy McCartney die Zeit von Cataluna um eine Sekunde verbessern. Wenig später unterbot Sieberg (WIE) diese Zeit nochmals um eine Sekunde und führte damit. Wenig später wieder eine Sekunde schneller: Bert Grabsch von Swatch. Dann kam mit Reesems (DVL) endlich eine klare Ansage. Er verbesserte die Grabsch Zeit gleich um 7 Sekunden. Für mich wurde es langsam ernst, keine 10 Fahrer waren vor mir. Auch Dekker (RAB), mein Geheimfavorit, war schon auf der Strecke. Für die Nachwuchswertung spielte das aber keine Rolle, denn der alte Dekker war gemeint. Erik Dekker enttäuschte aber ein wenig, er war 2 Sekunden langsamer als Reesems. Dann gings für mich Los. 5-4-3-2-1…Los ging es. Schnell baute ich Tempo auf, dann hieß es volle Konzentration. Vor mit war mit Ekimov (DSC) mein größter Konkurrent wenn ich heute gewinnen wollte, dass passte mit ganz gut. Die erste Kurve, da sah ich schon, dass ich leicht verloren hatte. Ich erhöhte das Tempo. Die Hälfte des Kurses hatte ich bewältigt. Ich hatte schon 7 Sekunden eingebüßt, hörte ich über Funk. Da wusste ich, der ist mir zu stark. Ich hörte aber auch, das Ekimov dem Ziel förmlich entgegen flog. Im Ziel war er mit 12:11 ex aequo mit Dekker auf Rang 2. Ich merkte, dass der Mann vor mir im Finish eingegangen war. Im Ziel war ich dann erstmal enttäuscht. Nur Neunter, mit 15 Sekunden Rückstand. „Scheiße, dachte ich mir. Ich sollte meine Anforderungen an mich selbst von Schwer auf Normal zurücksetzten.“ Im Ziel war ich so enttäuscht, dass ich gar nicht den Rest des Rennens verfolgte. Am Ende der ganzen Veranstaltung kam dann David zu mir und informierte mich über den Rennausgang.
1.Reesems (DVL)
2.Dekker (RAB) 0:02
3.Ekimov (DSC) s.t
4.Grabsch (SWA) 0:07
5.Sieberg (WIE) 0:08
10.Baumgartner (TM2) 0:16
Gesamtwertung:
1.Eisel (TM2)
2.Reesems (DVL) 0:35
3.Ekimov (DSC) 0:37
4.Dekker (RAB) 0:42
5.Grabsch (SWA) 0:48
9.Baumgartner (TM2) 0:51
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Beitrag: # 395791Beitrag eisel92
1.11.2006 - 18:26

Radsport - Aktuell - Monat März

Alle Rennen – alle Sieger

Bild

Pro Tour:

Die ersten drei ProTour Rennen dieser Saison sind Geschichte. Über die Rennen gab es wie so oft geteilte Meinungen. Das erste Rennen der noch jungen ProTour Saison, Paris-Nizza, musste heuer mit großer Kritik seitens der Zuschauer, aber auch der Fahrer leben.
Zu langweilig war der Rennverlauf, die Etappe nicht selektiv genug. Moncoutie konnte mit einer einzigen Attacke in 8 Etappen die Gesamtwertung an sich reisen. Die Gesamtwertung wurde quasi von einem Ausreißer entschieden, die restlichen Plätze wurden durch die Zeitfahrstärke der Fahrer ermittelt. Dem nicht genug, ein wirkliches Zeitfahren war ja eigentlich nie da, nein, viel mehr hat der Prolog das ganze Rennen entschieden. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, warum favorisierte Namen wie Boogerd oder Schleck in der Gesamtwertung nicht vorne zu finden waren. Und auch ein Sinkewitz oder ein Casar kamen nur durch einen Zeitbonus in die Top-Ten. Ein Jörg Jaksche, welcher total unvorbereitet das erste Rennen nach seinem Comeback gefahren ist, wurde auf Anhieb Achter. Keine Frage, Hut ab vor seiner Leistung, aber unter normalen Umständen, darf so was nicht passieren. Er war lediglich im kurzen Prolog beachtlich schnell, die nächsten sieben Etappen konnte er einfach nur dahinrollen, konnte aber dennoch 10 ProTour Punkte mit nach Hause nehmen. Ursachensuche ist wohl zwecklos, aber man merkte doch, dass ein Team das das Zepter in die Hand nimmt fehlte. Gewonnen hat Moncoutie vor Martinez und Brochard.

Das zweite Rennen, Tirreno-Adriatico, welches zeitgleich lief, musste über solche Probleme nicht klagen. Von den Teams wurde auf der ersten Etappe zwar noch ziemlich gepfuscht, aber ab der zweiten Etappe waren alle hellwach, und den Zuschauern wurde bei andauernd tollem Wetter ein wahres Radsport-Spektakel gezeigt. Geprägt war das Rennen von einem fulminanten Freire, der anscheinend mit dem aufstrebenden Team T-Mobile 2 seinen zweiten Frühling erlebt. Er gewann eine Etappe nach der anderen, und zeigte sich auch ihm Hügelgebiet unerwartet stark. Die Probleme von Paris-Nizza zeigten sich zwar Ansatzweise auch bei diesem Rennen, allerdings fanden sich ganz vorne nur Leute vor, die auch über steile Anstiege gut drüber kommen. Einzig und allein die Form machte für viele (absolute) Hügelspezialisten einen Strich durch die Rechnung. So sieht man vorne eher Kohl oder Dekker, statt Bettini. In der Gesamtwertung gewann Freire, dahinter Sanchez und Kirchen. T-Mobile 2 zeigt früh in der Saison erwartete Stärken, man sagt aber selbst, das für die GrandTours die großen Rundfahrer fehlen, und das dieser derzeitige erste ProTour Rang (siehe weiter unten) noch nicht allzu viel Bedeutung genießen sollte.

Mailand - San Remo lies dann das erste ProTour Monat gut ausklingen. Viele Fahrer mussten schon vor den Anstiegen am Schluss des Rennens Körner lassen, da das Tempo ungeheuer hoch war. An den zahlreichen Hügeln gab es dann wie gewohnt Attacken, was die ewige Massensprint oder Ausreißerfolg Debatte wieder lebhaft machte. Diesmal sollte die Wahl auf einen Ausreißerfolg fallen. Sehr zum Ärger von Allesandro Pettachi, der dann im Sprint des dezimierten Verfolgerfeldes immerhin noch Rang 5 rausholte. Der Vorjahressieger hat sich natürlich mehr erwartet. Vorne fuhr eine Gruppe um Schleck, Boogerd und Gilbert allen auf und davon. Schleck und Boogerd, vielleicht mit Wut im Bauch wegen der Farce in Frankreich, übernahmen sich allerdings ein wenig. Während sie Tempo bolzten, spielte Gilbert hinten seine Spielchen und lutschte die ganze lange Abfahrt nach San Remo nur. Dort konnte er dann zuerst Frank Schleck, und dann auch Boogerd übertölpeln. Der Mann von Rabobank war dann trotz schlechten Zustandes noch im Stande, Schleck hinter sich zu lassen und wurde Zweiter. Die Verfolger angeführt von Weltmeister Tom Boonen konnten eine Gruppe um Hincapie noch auf der Zielgeraden übersprinten, was auch im Finale für Spannung sorgte. Aus Sicht der Zuschauer war dieses Rennen das bisher beste der ProTour Saison. Durch diese drei Rennen ergibt sich folgende Situation in den Wertungen.
Einzel:
1.Gilbert 77
2.Freire 58
3.Moncoutie 53
4.Martinez 43
5.Sanchez 43
6.Boogerd 41
7.Brochard 38
8.Boonen 36
9.Kirchen 35
10.Schleck 33

Team:
1.T-Mobile 2 252
2.Rabobank 76
3.Cofidis 56
4.CSC 56
5.T-Mobile 55
6.Euskatel 43
7.Bouygues Telecom 40
8.Quickstep 38
9.Caisse D`Epargne 35
10.Milram 31


Kurz auch ein paar Worte zur Continental Tour. Das ehemalige Phonak Team, jetzt Swatch HSBC führt derzeit alle anderen Teams vor. Das Team bestätigte bis dato eindrucksvoll das es Aufstiegskandidat nummero 1 ist. Dahinter kämpfen Communidad Valenciana, Elk-Haus-Simplon und Wiesenhof um den zweiten Platz. Noch ist aber alles offen. Wie die Rennen mit Conti Bedeutung so ausgegangen sind, können sie der obigen Statistik entnehmen.

Interview mit Oscar Freire:
„Herr Freire, ihre Vorstellung bei Tirreno-Adriatico war beeindruckend, sie führen die ProTour Wertung an. Warum sind sie wieder so stark?“
„Soll ich mich entschuldigen? Ich weis nicht wieso, aber derzeit läuft es einfach wie von selbst. Besonders auf hügeligem Terrain hab ich mich stark verbessert.“
„Vielleicht ein zweiter Frühling?“
„Das glaube ich nicht. Es hat irgendeinen anderen Grund. Solange es aber so weiter geht ist mir das egal.“
„Der Tapetenwechsel hat Sie aber sicher auch beeinflusst.“
„Auf jeden Fall. Das Team ist noch jung, und ich möchte noch einige Erfolge hier feiern. Rabobank war eigentlich ähnlich, aber hier kann ich auch in ferner Zukunft noch viel bewegen.“
„Denken sie an ein Karriereende bei T-Mobile 2?“
„Als Radsportler wechselt man ja nicht so oft das Team, daher werde ich hier ziemlich sicher mein Rad an den Nagel hängen. Aber so schnell wird das nicht passieren.“
„Nach Ihrem tollen Saisonauftakt, was sind ihre weiteren Ziele?“
„Langfristig möchte ich bei der Tour um das Grüne Trikot mitfahren, und bei den Ardennen-Klassikern möchte ich unseren jungen Gilbert zu einigen guten Platzierungen verhelfen.“

Der April:
Im April, dem längsten Radsport Monat im ganzen Jahr, finden einige berühmt (berüchtigte) Rennen statt. Den Auftakt macht am 02.April die Flandern Rundfahrt. Hier heiße es wieder „Rüttel und Schüttel“ über Kopfsteinpflaster. Anschließend müssen die Teams und ihre Schützlinge eine wichtige Entscheidung treffen. Wenn schicken wir wo hin, 8 Fahrer für die Klassiker, 8 Fahrer für die Baskenland Vuelta. Diese wird wohl von Bettini, Boogerd, Schleck und Co. dominiert werden, denn hier wird zumeist der Feinschliff für die Ardennen Klassiker geholt. Für Boonen, Van Petegem, Hoste und Co. geht es mit Gent-Wevelgem weiter. Das nächste Rennen über die Pflaster. Der fulminante Abschluss dieser gefürchteten Rennen wird dann die Hölle des Nordens sein, Paris-Roubaix. Hoffentlich wird diesmal kein Fahrer von einem geschlossenen Bahnschranken aufgehalten. Tom Boonen gilt als Top-Favorit. Wir Journalisten freuen uns schon wieder darauf, im luftigen Velodrom von Roubaix Platz nehmen zu dürfen. Nach diesem Rennen gibt es mal eine knappe Woche ProTour Pause, ehe es mit dem Amstel Gold Race hügelig weitergeht. Wir Boogerd endlich wieder am Cauberg triumphieren können, oder gewinnt wieder Kroon? Der Wallonische Pfeil folgt darauf, die starken Teams müssen die Schmach vom letzten Jahr wieder wegmachen. Damals kam eine Ausreißergruppe im Ziel an, aus der Mazzoleni als Sieger hervorging. Den Abschluss dieser Klassiker Genre macht dann Lüttich-Bastogne-Lüttich. Letztes Jahr konnte hier Paolo Bettini gewinnen. Zum Abschluss des Monats gibt es dann noch die Generalprobe für den Giro, nämlich die Schweizer Romandie Rundfahrt. Hier gilt es ebenso wie beim Wallonischen Pfeil eine Demütigung vergessen zu lassen, denn letztes Jahr gewann mit Tom Danielson ein Continental Fahrer, vom Team Agritubel.

Auch im Radsport gibt es offene Arbeitstellen, wir wollen jeden Monat den Führungskräften helfen, und hier kurz die offenen Stellen erwähnen. Bitte schreiben sie uns per PN einfach den Posten den sie übernehmen wollen, und ein paar kurze Details. Ihren Namen, ihre Nationalität, und wenn sie wollen auch ihr Alter, oder das ihres Meerschweinchens, ihrer Großmutter oder sie säbeln einen Baum um und schreiben die Anzahl der Ringe. Hier die offenen Stellen:

Kommentator bei Übertragungen
Journalisten die Interviewen, etc.
Trainer bei T-Mobile 2
Mannschaftsarzt bei T-Mobile 2
Tankstellen Mann/Frau
Nachbar/in
Scout bei T-Mobile 2
Masseurin bei T-Mobile 2
------------------------------------------------------------------------
Ich suche einfach nur nach Namen, die ich einbauen kann! Per PN an mich, falls wer Interesse hat!
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eisel92
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GP de Vitre

Beitrag: # 395806Beitrag eisel92
1.11.2006 - 19:58

01.April.2007

Kein Aprilscherz, ich durfte beim GP de Vitre zum ersten Mal in die Kapitänsrolle schlüpfen. Warum? Naja, zum einen gute Leistungen in letzter Zeit, zum anderen befand ich mich bereits in guter Form. 10 Runden galt es zu bewältigen, jede 16,5 Kilometer lang, mit zwei giftigen Anstiegen. Ich kannte den Kurs schon vom letzten Jahr, daher wusste ich, wo und wann man attackieren muss. Zur Sicherheit werden wir auf jeden Fall einen Mann in die Ausreißer Gruppe mitschicken. Am Start bekam ich die Startliste zu Gesicht. Einige Namen waren rot angestrichen. Zu meinen erstaunen waren alle Namen von meinem Team angestrichen. Es gab keine wirklich Konkurrenz. Nur 86 Fahrer waren mit von der Partie. Kein Wunder, denn das Wetter war unter aller Sau. Es goss wie aus Kübeln. Der erste Angriff kam Recht schnell, wir platzierten Calvente Gorbas vorne. Bei dem strömenden Regen ging dann nach wenigen Kilometern unsere ganze Elektrik kaputt, ergo hatten wir keinen Kontakt in den Betreuerwagen. Ich glaube, uns allen war schon nach einem Kilometer die Lust vergangen. Die Gischt spritze jedem ins Gesicht, und selbst wir, die ganz vorne fuhren, konnten fast nichts sehen. Wir machten keine Tempoarbeit, erstens weil es viel zu früh dafür war, zweitens weil wir einen Mann dabei hatten, aber bekanntlich geht man ganz vorne Stürzen am Besten aus dem Weg. Wir konnten uns nicht einmal unterhalten, zu groß war die Gefahr dass wir sonst stürzen würden. Die Abfahrt in der Altstadt war normalerweise schon gefährlich, bei nasser Fahrbahn war sie die reinste Schlucht. Wir rutschten praktisch den Hügel hinunter. Bei dem Sauwetter waren natürlich auch nicht allzu viele Zuschauer zu sehen, nur hin und wieder winkte jemand aus den Fenstern ihrer trockenen Wohnungen. Als wir in den ersten von zwei Hügeln reinfuhren, war ich umso überraschter, dass hier massenhaft Zuschauer standen. Gerade als ich mich herumblickte, zogen an mit die nächsten Ausreißer vorbei. Wir nahmen es locker, da wir ja vorne vertreten waren. Am Schlussanstieg der zweiten Runde konnten wir dann aber bereits wieder alle stellen. Die nächste Attacke lies nicht lange auf sich warten, wir gingen mit Gorbas abermals mit. Nach einiger Zeit hörte ich das vorne Russi (ANS) eine Solo Flucht probiert. „Na dann mal viel Spaß“, dachte ich mir. Irgendwann, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, attackierten wieder zwei so Spaßvögel, Calvente ging wieder mit. Dann hörte ich ein ohrenbetäubendes Rauschen, wenig später war es wieder weg, und plötzlich hörte ich David`s Stimme. Er erklärte mir, dass wieder alles in Ordnung sei, und das gerade Astarloza von AG2R vorne gestürzt sei, und dass Calvente nur mehr Laverde (PAN) an seiner Seite hat. Eine Runde später ging mir ein ganz schöner Schreck durch die Knochen. Benoit Salmon stürzte neben mir. Mein Teamkollege konnte aber unverletzte weiter fahren, leider mit viel Rückstand. 25 Kilometer vor dem Ziel waren in unserer Verfolgergruppe nur mehr 26 Mann. Kein Wunder, denn wir machten jetzt ordentlich Tempo. Dann ging es in die letzte Runde, und wir waren auf einmal nur mehr 13 Leute. Allein 5 davon T-Mobile 2 Fahrer. 10 Kilometer vor dem Ziel attackierte ich gemeinsam mit Mercado und Mazzoleni. Nur Mengin (FDJ) und Blaudzun (CSC) konnten kurz mitgehen, hatten aber auch keine Chance. Wir kämpften weiter, Rang 3 war noch möglich. Vorne setzte Calvente auch einen Angriff, dem Laverde nichts mehr entgegen setzten konnte. Zwei Kilometer vor dem Ziel konnten wir auch noch Astarloza stellen. Damit war meine Chance auf das Stockerl intakt. Vorne holte sich Calvente Gorbas für uns den Sieg, nach einem super Rennen von ihm. Laverde wurde Zweiter, ich konnte mit meinem Dritten Platz zufrieden nach Hause fahren.

Bild
Calvente Gorbas beim überqueren der Ziellinie!
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eisel92
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Flandern Rundfahrt

Beitrag: # 395909Beitrag eisel92
2.11.2006 - 20:32

02.April.2007

02.April! Jeder Radsport Fan weis was da bedeutet. Die Flandern Rundfahrt findet heute statt. Grund genug für mich, mein Training für die Baskenland Vuelta einen Tag lang zu stagnieren und dafür vor den Fernseher zu hocken. Natürlich nicht das ganze lange Rennen über, aber doch den größten Teil der Übertragung. Die Einleitung des Rennens wollte ich mir nicht ansehen, da ich die Strecke schon kannte. Nur wie der Sender das Profil zeigte schaute ich kurz von meinem Radmagazin auf und blickte auf den Bildschirm.

Bild

Bevor es dann endlich losging, wurden auch noch die Favoriten des heutigen Rennens vorgestellt. Die üblichen Namen, also Boonen, Van Petegem, Cancellara, Hoste, Ballan, und, und, und. Das Rennen war total offen, wie bei jedem Nordklassiker konnte man nie Pannen oder Stürze vorhersehen. Nach diesem langweiligen Vorspiel ging es endlich los. Ich wollte nur mal die ersten paar Kilometer anschauen, dann ein wenig Radeln gehen, und mir dann den Rest des Rennens bei einen (oder auch mehreren) Bieren fertig ansehen.
„Herzlich Willkommen zum ersten Kopfsteinpflaster ProTour Klassiker dieser Saison. Der GP van Vlaandern oder die Flandern Rundfahrt, wie dieses Rennen genannt wird, geht über zahlreich Pflaster Passagen und über insgesamt 18 Hügel, hier Hellinge genannt. Der Start erfolgt in Brügge, oder besser gesagt, erfolgte in Brügge, denn das Peloton hat sich bereits in Bewegung gesetzt. 140 Fahrer von insgesamt 22 Teams sind heute dabei. Die Continental Teams Swatch und Unibet.com bekamen die begehrten WildCards. Die erste Rennhälfte ist relativ eintönig gestaltet, es geht durch eine endlos lange Ebene, die nur einmal mit Kopfsteinpflaster unterbrochen wird. Die zweite Hälfte wird dann aber umso spannender, denn da wartet ein Hügel nach dem anderen, gespickt mit dem gefürchteten Steinen. Das Wetter ist wie so oft schlecht, es regnet, und auch das Quecksilber zeigt nur frostige 10 Grad an. Kurioses gibt es auch schon zu berichten. Das Team Swatch hat die Trikots nicht rechtzeitig bekommen und startet daher mit einem langärmeligen Shirt und darüber die Maillots von Gerolsteiner, die glücklicherweise einen zweiten Stoß Trikots mithatten. Den Sponsor wird das bestimmt nicht freuen. Die erste Attacke gab es auch schon, Gene (BTL), Berthou (IBA) und Bazayev (AST) konnten sich absetzen. Das Feld macht keine Anstalten das Tempo zu erhöhen, warum auch, es sind ja noch mehr als 200 Kilometer zu fahren, fast 250 sogar.“

Ich wusste schon, dass das Rennen jetzt erstmal langweilig war, und nahm mir daher mein Rad. Ich spulte 20 Kilometer ab, holte mir dann noch was vom Italiener, und kehrte anschließend wieder vor den Fernseher zurück. Bei Sushi und Frühlingsrollen beobachtete ich jetzt das Renngeschehen.

„Das Feld hat jetzt gute 80 Kilometer hinter sich, und gleich geht es zum ersten Mal über Pflasterstein. Der Vorsprung der Ausreißer beträgt sichere 6 Minuten, sie können also den Sponsor noch länger präsentieren. Jetzt sind sie drin, und man merkt sofort, dass alle drei keine begnadeten Spezialisten für dieses Terrain sind. Das Peloton kann sofort mehr als eine halbe Minute gut machen. Gestürzt ist niemand, auch Pannen gab es keine zu vermelden. 100 Kilometer sind jetzt absolviert, uh, da spaltet sich das Hauptfeld, ein Fahrer liegt am Boden. Wir konnten den Sturz leider nicht sehen. Es handelt sich um Galvez (IBA) der da gestürzt ist. Kann er weiter machen? Sieht gut aus, ja, da fährt er wieder. Jetzt muss er schnell die 3 Minuten Rückstand aufholen. Ziemlich viel. Und man merkt sofort, er wird nicht mehr rankommen, er hat schon eine weitere Minute verloren. Auch die Ausreißer verlieren jetzt sehr viel Zeit auf das Pelton, welches jetzt von drei Teams, oh, ein Sturz. Das ist Muttan. Der Davitamon Fahrer ist durchaus ein guter Kopfsteinpflaster Fahrer, damit hat der erste Mitfavorit Probleme.

Bild

Aber auch er kann weiterfahren. Davitamon macht aber keine Anstalten ihm zu helfen, anscheinend setzt man alles auf Van Petegem. Der hat aber somit einen wichtigen Helfer weniger. Jetzt hat Peter Wrölich eine Reifenpanne, Bitter für den Rennkapitän von Gerolsteiner. Kommen jetzt Helfer zu ihm? Ja, Gerolsteiner setzt also auf den Ösi. 130 Kilometer vor dem Ziel sind wieder alle Sprudelwasser Fahrer im Feld. Nach knappen 150 Kilometer geht es jetzt langsam aber sicher ernst zu. Die nächste Pflasterpassage steht an, gepaart mit einer Steigung von 9 Prozent. Muttan hat soeben wieder ins Feld gefunden, seine Aufholjagd wir aber sicher ein paar Körner gekostet haben. Alle haben es ohne Stürze geschafft, die Ausreißer haben noch vier Minuten Vorsprung. Auch den zweiten Abschnitt Pflaster bringt das Hauptfeld gut hinter sich. Jetzt geht es schön langsam aber sicher ins eingemachte, Hügel und Kopfsteinpflaster werden jetzt ständig auf die Fahrer einwirken. Hinten war das Feld doch noch nicht über die Steine drüber, so eben gab es einen Sturz von gleich sechs Mann. Flickinger (FDJ), Hoj (GST) und Petacchi (MIL) waren auch verwickelt. Der Regen macht die Strecke heute wirklich besonders gefährlich.

Es bleibt nicht viel Zeit zu verschnaufen, der nächste Pflaster-Helling baut sich schon vor dem Felde auf. Das Feld ist jetzt unheimlich lange gezogen, man wird erst in wenigen Kilometern wissen, wer den Anschluss verloren hat. 80 Kilometer sind es noch ins Ziel, das Peloton hat die Ausreißer teilweise in Sichtkontakt. Jetzt höre ich, dass vier Fahrer Reifenpanne haben, auch Paolini (LIQ) und Bridge (TM2) sind betroffen. Das ist natürlich ärgerlich. Ich sehe mittlerweile etliche Splittergruppen, sehr unübersichtlich alles. Soeben wurde auch der letzte Ausreißer geschluckt, dass kann ich mal erkennen.

Bild

FORTSETZUNG FOLGT!
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Beitrag: # 395966Beitrag eisel92
3.11.2006 - 14:49

Durch das ständige Bergauf und Bergab wird das Feld wie eine Ziehharmonika auseinander gerissen und wieder zusammengefügt. Mir ist aber aufgefallen, dass sich Weltmeister Boonen bis dato nie ganz vorne aufgehalten hat. Taktik oder schlechte Form? Jetzt erkenne ich was. 7 Fahrer vorne, danach 8 Mann auch mit Boonen, und weiter dahinter eine große Gruppe. Aber der nächste Hügel quetscht wieder alles zusammen. Nein, doch nicht. 11 Fahrer scheinen jetzt tatsächlich vor dem Rest bleiben zu können. Knapp 60 Kilometer sind es noch ins Ziel. Besonders auffallend ist, dass Discovery schon einige Fahre verloren hat. Schauen wir mal, wer da ganz vorne mit dabei ist: Boonen (QST), total isoliert, Gilbert, Eisel und Bennati von T-Mobile 2, wobei besonders Bennati schon kämpfen muss. T-Mobile ist mit Ivanov und Wesemann auch noch doppelt vertreten, ebenso wie Discovery mit Hincapie und Ekimov. Auch Davitamon hat mit Van Petegem und Van Bon zwei Fahrer mit dabei. Irgendjemand hab ich jetzt übersehen, Wahnsinn, Muttan ist trotz Sturzes auch noch dabei. Hut ab! Die nächsten Kilometer werden eher durch Hügel, als durch Pflaster bestimmt. Gute Chance für einen Angriff von Gilbert also. Mal sehen, was passiert. Hinter den 11 Führenden fährt nebenbei Boogerd (RAB) eine Soloflucht. Durchaus möglich, dass er in seinen geliebten Hügeln die eineinhalb Minuten Rückstand aufholt.

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Vorjahressieger Flecha steckt jetzt schon in Schwierigkeiten, obwohl noch 40 Kilometer zu fahren sind. Und soeben hat es Boogerd tatsächlich geschafft. Er hat aber keiner Leih Unterstützung in der Gruppe, es sei denn, auch Deker kann aufschließen. Van Bon muss abreißen lassen! Es hat sich schon vor wenigen Kilometern abgezeichnet, jetzt ist es für ihn vorbei. Vorne wird hohes Tempo gefahren, die nun mehr wieder 11 Fahrer wollen nicht mehr gestellt werden. 35 Kilometer vor dem Ziel wird jetzt von Van Petegem attackiert, und die ganze Gruppe geht mit. Oder doch nicht? Ekimov und Muttan sind sofort weg. Und Van Petegem und Wesemann probieren es jetzt zu Zweit. Das könnte was werden. Auch Ivanov nun mit Problemen. 18 Kilometer vor dem Ziel geht es nun die Mauer von Geeradsbergen hinauf. Van Petegem fährt nun solo, Wesemann zu langsam. Gilbert attackiert. Und er kann zu Wesemann aufschließen. Der dürfte nicht mehr ganz so fit sein. Van Petegem alleine voran.

Bild

15 Kilometer noch. Gilbert attackiert ein zweites Mal, kann sich von Wesemann absetzen. 7 Kilometer noch, Gilbert ist dran an Van Petegem. Die Beiden werden um den Sieg kämpfen. Wesemann 1:30 dahinter, auf sich alleine gestellt. Weitere 1:40 dahinter befinden sich noch Eisel, Bennati, Boonen, Boogerd und Hincapie. Nun befinden sich Van Petegem und Gilbert auf der Zielgerade, beide taktieren jetzt. Wesemann kommt näher. Jetzt geht der Sprint los. Gilbert zieht sofort an Van Petegem vorbei. Van Petegem ist völlig kaputt, dass wird der Sieg für Gilbert sein. Jawohl, Van Petegem hört nun auf zu sprinten, er resigniert. Was für ein Finale. Auch Wesemann ist nun völlig kaputt. Soeben kommt Gilbert über die Ziellinie, ein toller Triumph für ihn, aber es stehen noch andere Entscheidungen an.

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Rang Zwei geht an einen zufriedenen Van Petegem. In der Weltmeistergruppe beginnt der Sprint, Hincapie steht nur mehr, verliert sofort an Boden. Wesemann wird Dritter, aber jetzt alle Augen auf das Sprinterduell Deluxe: Boonen vs. Eisel vs. Bennati. Eisel zieht mit Bennati am Hinterrad aus dem Windschatten des Weltmeisters, dass sieht gut aus. Mit Teamwork ziehen die Beiden T-Mobile 2 Profis an Boonen vorbei, Boogerd nun auch im Ziel.

Bild

Auch Hincapie nähert sich dem Zielstrich. Kurz nachrechnen. Platz 8 für ihn. Wer wird Neunter, wer Zehnter. Wer nimmt die ausbleibenden ProTour Punkte mit? Ivanov wird Neunter, Freire komplettiert ein Traumergebnis die Equipe T-Mobile 2. Die nächsten Fahrer sprinten zwar noch, müssen aber enttäuscht und ohne Punkte heimfahren. Ete Zabel sehe ich da, dicht dahinter Il Grillo. Knapp vorbei ist auch daneben. Wollen wir uns während die nächsten Fahrer ins Ziel kommen, das Endergebnis ansehen:

1.Gilbert (TM2)
2.Van Petegem (DVL) 0:48
3.Wesemann (TMO) 1:48
4.Eisel (TM2) 2:42
5.Bennati (TM2) s.t
6.Boonen (TM2) s.t
7.Boogerd (RAB) 3:06
8.Hincapie (DSC) 4:11
9.Ivanov (TMO) 4:57
10.Freire (TM2) s.t


Ein tolles Rennen war das heute, allerdings eher ein vorzeitiger Ardennenklassiker als ein wirkliches Kopfsteinpflaster Rennen. Da wird es sicher wieder einige Kritik seitens der Fans, und natürlich auch Seitens der Fahrer, die sich auf Nordklassiker spezialisiert haben, geben. Ich hoffen, Ihnen liebe Zuschauer hat die heutige Übertragung gefallen, und schalten sie wieder ein, denn schon bald findet das Rennen Gent-Wevelgem und natürlich auch die Höhle des Norden, Paris-Roubaix, statt. Ob auch hier Hügelfahrer Chancen haben, wir werden sehen. Ich verabschiede mich recht herzlich, bis zum nächsten Mal.“

Mit einem lächeln in Gesicht, und Frühlingsrolle im Mund, schaltete ich den Fernseher ab. Irgendwie ist das aber schon komisch, warum ist unser Team so gut. Natürlich Gilbert ist derzeit einfach weltklasse drauf, führt auch die ProTour Wertung an, aber warum ist unser gesamtes Team den anderen so überlegen?
--------------------------------------------------------------------------------
Ich werde ab jetzt den Schwierigkeitsgrad von Normal auf Schwer hochdrehen, weil so wird das ja langweilig. Ich weis aber nicht wieso gerade Gilbert so stark ist, oder auch ein Boogerd. Aber wenn man sich das Profil von der Flandern Rundfahrt ansieht, merkt man, dass wesentlich mehr Anstiege als KPS-Passagen zu finden sind. Das ist wohl die Erklärung.
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Beitrag: # 396823Beitrag eisel92
10.11.2006 - 20:17

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