"Predictor-Lotto - Die zweite Karriere" - 01.02.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397003Beitrag eisel92
12.11.2006 - 16:59

04.April.2007

Die zweite Etappe der Baskenland Vuelta wurde überraschender Weise von einem Ausreißer gewonnen. Gemeinsam mit Namen wie Rujano oder Astarloza hat sich Rubiera von Discovery Channel bereits früh im Rennen abgesetzt, und konnte nicht mehr gestoppt werden. Am letzten Berg gab es zwar noch eine kämpferische Groß Attacke von T-Mobile 2, Rubiera konnte aber dennoch nicht mehr eingeholt werden. Er gewann letztendlich mit 24 Sekunden Vorsprung vor Baumgartner (TM2) und Iglinskiy (MIL). Die Beiden führten die rund 79 Mann starke Verfolgergruppe über die Ziellinie, wobei letztgenannter erst kurz vor dem Zielstrich eingeholt werden konnte. Die Basken Rundfahrt wird weiterhin vom Österreicher Sascha Baumgartner geprägt, der jetzt sogar die Gesamtwertung anführt. Sein blaues Trikot muss er jetzt an Frank Schleck (Zweiter) weiterreichen, dafür darf er das gelbe in Empfang nehmen. Dritter ist Samu Sanchez.

Bild

Ein Bericht von Helmut Tilk
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397023Beitrag eisel92
12.11.2006 - 18:33

04.April.2007

Gestern Etappen Dritter, heute Zweiter. Die Rundfahrt war bis dato ein voller Erfolg für mich. Vier Pro Tour Punkte haben sich schon zu meinen bisherigen 10 gesellt. Die Krönung ist die Führung in Nachwuchs- und Gesamtwertung. Nach der stimmungsvollen Siegerehrung, wo ich 3-mal aufgerufen wurde, zog ich mich in den Teambus zurück und holte mein Handy raus. Neben einer SMS von Francesca zog auch eine andere Nachricht mein Interesse auf sich. Der Absender war eine Nummer der Zeitschrift Pro Cycling. Neugierig öffnete ich die Message.
Sehr geehrter Herr Baumgartner,
Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zu Ihren kürzlichen Erfolgen. In unserer Redaktion werden Ihre Rennen bei der Baskenland Vuelta mit großer Spannung verfolgt. Wir hoffen, dass sie weiterhin so stark fahren können.
Dank dieser Erfolge, und nicht zuletzt Dank Ihrer starken Leistung in Italien und Frankreich, wollten wir Sie fragen, ob Sie Lust hätten, uns am 10.April einige Fragen zu beantworten. Wir werden ein Jahr lang eine Rubrik mit dem Namen –Stars von Morgen- in unsere Zeitschrift einbinden, und da dachten wir, wir fangen mit Ihnen an, da Sie schon einige Erfolge feiern konnten, und momentan ein tolles Aushängeschild für den Radsport sind. Falls sie Interesse haben, bitten wir Sie, einfach eine kurze Zusage an unsere Redaktion zu schicken. Die E-Mail Adresse finden Sie am Ende der SMS. Wir hoffen, dass Sie an einem Interview interessiert sind und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg für die nächsten Rennen und den Rest der Saison.
Mit freundlichen Grüssen
Das Pro Cycling Team.
Email: redaktion.procyc@sam.com
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397548Beitrag eisel92
16.11.2006 - 20:24

05.April.2007

Bevor ich in die nächste Etappe der Baskenland Vuelta ging, wurde mir im Startraum eine Zeitung entgegen geworfen. Neugierig machte ich das Blatt auf. Ein Artikel über das ProTour Rennen Gent-Wevelgem war frisch gedruckt zu sehen.

Bernhard Eisel gewinnt den zweiten Kopfsteinklassiker

Der Österreicher Bernhard Eisel von der Equipe T-Mobile 2 konnte die überaus erfolgreiche Saison seiner Mannschaft fortsetzen und gewann das Rennen Gent-Wevelgem im Sprint einer 7-köpfigen Gruppe. In dieser Gruppe waren außer dem Österreicher noch Van Petegem (DVL), Wesemann (TM0), Backstedt (LIQ), Hincapie (DSC), Hoste (DSC) und Wauters (RAB). Diese Fahrer belegten in der angegebenen Reihenfolge die Plätze 2-7. Den Sprint um die restlichen ProTour Punkte konnte 55 Sekunden später abermals ein Österreicher gewinnen. Paco Wrölich (GST) wurde Achter, hinter ihm kam Gilbert (TM2) und Cancellara (CSC) ins Ziel. Tom Boonen wurde „nur“ Dreizehnter. Was aber mehr verwundert, ist die Tatsache, dass er mit dem Sprintsieg der Verfolger absolut nichts zu tun hat. Ein nicht Sprinter wie Gilbert, der zwar die Flandern Rundfahrt gewann, aber nicht im Sprint, konnte ihm heute um einige Meter distanzieren.
Einen ausführlichen Bericht des Renngeschehens entnehmen sie der morgigen Zeitung, heute wird noch in Spanien beim GP Pais Vasco um ProTour Punkte geradelt. Im Baskenland führt derzeit, 3-Mal dürfen sie raten, ein Österreicher, nämlich der junge Sascha Baumgartner.

Das Endergebniss:
Bild

-----------------------------------------------------------------------------
Ich hab diesmal nicht mal die Etappe gespielt, aber dennoch hat ein Fahrer von mir gewonnen. Leider wirds so ein wenig einseitig. Hoffe das stört nicht alzu sehr, und es hört bestimmt bald auf.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

sciby
Beiträge: 4619
Registriert: 26.9.2005 - 15:55
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397706Beitrag sciby
17.11.2006 - 14:38

´Was hat Eisel denn für einen KSP Wert?
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397788Beitrag eisel92
17.11.2006 - 18:32

81, glaube ich!
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

sciby
Beiträge: 4619
Registriert: 26.9.2005 - 15:55
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397794Beitrag sciby
17.11.2006 - 18:58

aha und boonen? oder hat Boonen eine schwache Form?
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397902Beitrag eisel92
18.11.2006 - 14:43

Keine Ahnung in welcher Form Boonen ist, aber er hat einen Wert von 85 KSP, daran liegt es also nicht. Ich weis nicht, warum Eisel so stark ist. wie gesagt, dass Rennen war simuliert.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 397978Beitrag eisel92
19.11.2006 - 12:19

05.April.2007

Viel Zeit sich über das tolle Ergebnis in Belgien zu freuen blieb leider nicht, denn wenig später begann das Rennen. Mein erstes im gelben Trikot. Damit musste unser hochkarätig besetztes Team heute die Tempo Arbeit leisten. Der Kurs war nicht besonders schwer, nur leicht hügelig. Die ersten Kilometer rollten wir uns gemütlich ein, ehe es interessant wurde. Denn fast gleich nach dem Start folgte ein steiler Anstieg, dort konnte man gut wegkommen, dass wusste man im Feld. Alto de Otzaurte hieß dieser Anstieg. 6,6 Kilometer bergauf, bei ungefähr 4,5 Prozent Steigung. Ein netter Beginn für Berggämsen wie mich, für die Sprinter aber der erste Kraus. Wir wollten gleich mal ein wenig Tempo machen, es Angreifern schwer machen. Charteau (CA), Mengin (FDJ) und Rinero (SDV) überraschten uns allerdings bereits vor dem Anstieg und kamen weg. Wir machten dann allerdings am Berg ordentlich Druck, somit kamen die 3 nicht wirklich weg. Die Bergwertung gewann Charteau vor Rinero. In der kurzen Abfahrt nahmen wir das Tempo ein wenig raus. Nach 28 Kilometern folgte dann der zweite ernst zunehmende Berg, der Alto de Urbasa, mit ähnlichen Werten wie der erste, nur einen Kilometer länger. Wieder gingen wir in die Tempoarbeit. „Leute, verschärft jetzt das Tempo.“, wies uns David an. Wir gaben sofort ordentlich Gas. Obwohl noch 140 Kilometer zu bewältigen waren, gaben wir alle 80 Prozent unserer Maximalleistung. Mit sofortiger Wirkung. Hinten fielen Fahrer um Fahrer zurück. Allerdings würden sie sich wahrscheinlich in der Abfahrt wieder rankämpfen. Unsere rote Linie vorne holte nun auch Zeit auf die Ausreißer auf.

Bild

Dennoch konnten sich diese die Bergwertung untereinander ausmachen. Mengin gewann diesmal vor Charteau. Kurz nach der Bergwertung attackierte Rodriguez Olivier von Caisse, was uns aber nicht sonderlich störte. Wir wollten ihn aushungern, und ließen ihn gewähren. Jetzt hieß es erst mal verschnaufen, die letzten 50 Kilometer würden wir dann wieder prägen. „Olivier hat zu den anderen Ausreißern aufgeschlossen. Ich wiederhole: Vier Mann jetzt geschlossen vorne.“ Die Nachricht beunruhigte mich nicht weiter, wir würden sie schon noch holen. Da wir jetzt durch eine lange Abfahrt fuhren, gab es nicht viel zu erzählen, außer, dass das ehemalige Gruppeto wieder aufschließen konnte. 80 Kilometer vor dem Ziel erhöhte CSC merkbar das Tempo, wir erfüllten unsere Pflichten und halfen mit. Die Ausreißer hatten zu dieser Zeit knappe 7 Minuten Vorsprung. 60 Kilometer vor dem Ziel kamen die vier Ausreißer bei der dritten Bergwertung vorbei, welche sich Olivier mit einem saftigen Antritt sicher konnte. Er setzte sich gleich 10 Sekunden vom Feld ab. Wir warteten gespannt, ob er alleine weiterfahren würde. Die Antwort folgte prompt. „Olivier wieder eingeholt.“ Als wir den Anstieg passierten, wurde es unruhig. Rebellin startete eine Attacke, wir schickten sicherheitshalber Mazzoleni mit. Rous und Kessler gingen mit. Abgesehen von Rous wurden aber schnell wieder alle geschluckt. Knappe 35 Kilometer vor dem Ziel ging es dann in den Anstieg zur letzten Bergwertung hinein. 3 Kilometer ziemlich steil bergauf. Augenblicklich wurde Rous gestellt. Olivier holte sich abermals die Bergwertung, wir machten hinten ordentlich Tempo. Mit etwas mehr als 3 Minuten kamen wir über den Gipfel, etwas mehr als 30 Kilometer waren noch zu fahren. Das sollte eng werden. 20 Kilometer vor dem Ziel hatten die 4 Führenden immer noch 2:30 Vorsprung. Nur der steile Schlussanstieg konnte uns noch retten. 10 Kilometer vor dem Ziel, 1:30 noch, die Ausreißer hatten viele Körner gelassen, dass war klar. 5 Kilometer vor dem Ziel traten wir in Sichtkontakt. Vorne ging es los, Olivier war eindeutig der stärkste, aber würden wir nochmals rankommen?

Bild

Ein Kilometer vor dem Ziel stellten wir Mengin, Charteau und Rinero. Olivier hatte aber noch Vorsprung. Wir sprinteten jetzt den Berg hinauf. „Los! Los! Los!“, Davids Rufe machten mich nochmals ein wenig schneller. 500 Meter vor dem Ziel wurde Olivier gestellt, aber nicht von uns, sondern von Kessler, der die schnelleren Beine hatte. Wir hatten schon jede Chance auf den Sieg vertan. Von hinter konnte ich sehen wie Kessler ungefährdet gewann, an zweiter Stelle glaubte ich Samu Sanchez zu erkennen.

Bild

Wir kamen so rund um Position 20 ins Ziel, ohne Zeitrückstand. Im Ziel angekommen ging es sofort Richtung Mannschaftsbus. Es folgten die typischen Abläufe, dann die Siegerehrung. Nach dem ganzen Trouble sah ich mir nochmals das Podest und die Gesamtwertung an.

:arrow: 1.Kessler (TMO)
:arrow: 2.Sanchez (EUS) 0:09
:arrow: 3.Leukemans (DVL) s.t

Gesamtwertung:
:arrow: 1.Sanchez (EUS)
:arrow: 2.Pediguero (RAB) s.t
:arrow: 3.Kirchen (TMO)
:arrow: 4.Schleck (CSC)
:arrow: 5.Baumgartner (TM2)
:arrow: 6.Kessler (TMO) 0:49
:arrow: 7.Rebellin (GST) 0:58
:arrow: 8.Eltink (RAB) s.t
:arrow: 9.Schumacher (GST)
:arrow: 10.Wegmann (GST)
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 398783Beitrag eisel92
24.11.2006 - 21:25

Bild
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 398879Beitrag eisel92
25.11.2006 - 23:34

07.April.2007

Die letzte „normale“ Etappe im Baskenland stand heute an. Vor dem morgigen Zeitfahren wollten wir nochmals erheblich Druck machen, um eben in diesem nicht überrumpelt zu werden. Das Profil gab nach einem Drittel der Strecke mit einem schweren Anstieg Gelegenheit dazu. Dort wollten wir ordentlich Gas geben. Bis dahin sollten wir uns unauffällig im Feld aufhalten und aufpassen, dass kein wichtiger Mann weg kam. 10 Kilometer vor dem steilen Abschnitt würde sich David einschalten, und uns optimal vorbereiten und dann den Berg hinauf taktieren. Das Rennen begann also wie gesagt sehr gemütlich, zumindest für uns. Ein erster Angriff, unter anderem mit Botcharov (C.A) und Van den Broeck (DSC) sorgte für Unruhe. Rabobank musste gleich zu Beginn für ihren Leader Pediguero Tempo machen. Eine 13 Mann starke Gruppe mit Evans (DVL), Osa (AST), Nibali (LIQ) und den oben genannten mit dabei konnte sich trotz allem bilden. Keiner war aber in der Gesamtwertung von großer Bedeutung. Nach 50 Kilometern ging es dann die in die kurze Abfahrt vor dem großen Anstieg. Pünktlich auf die Sekunde schaltete sich David ein. „Jungs, jetzt wird’s ernst. Dekkers und Bergés machen jetzt sofort Tempo. So bald es steiler wird, will ich von jeden ordentlich Tempo-Arbeit sehen. Leute, die Show kann beginnen.“ Kurz nach den Worten von David, die meine Anspannung um einiges steigerten, fuhren meine beiden Teamkollegen Dekkers und Bergés an mit vorbei. Sie verrichteten nun Stufe 1 unseres Vorhabens. Das Tempo wurde etwas gesteigert, aber nicht viel. Das sollte sich aber schleunigst ändern. Es wurde nun steil.

Ein Schild am Straßenrand zeigte 8,5 Prozent Steigung an. Wir setzten uns an die Spitze und drückten auf die Tube. Wenige Meter nach der Tempoverschärfung tauchten schon die Ausreißer vor uns auf. Ein Blick nach hinten zeigte, dass sich nun das Feld gehörig dehnte. „Gut so“, dachte ich mir. Bereits 5 Kilometer vor der Bergwertung hatten wir die 13 Mann wieder eingeholt. Das hielt uns aber nicht davon ab, weiterzumachen. „Weiter so Leute, Super!“, feuerte uns David aus dem Teamwagen an. Ich durfte mich ausruhen, da ich der aussichtsreichste Mann in der Gesamtwertung war. Alle anderen strampelten fleißig. Den Erfolg sollten wir erst nach der Bergwertung, in der kurzen Abfahrt sehen. 2,5 Kilometer vor eben dieser taten uns allen die Beine gehörig weh, aber noch war keiner am Ende. Keine 1000 Meter vor der Wertung zog plötzlich Kirchen (TMO) an uns vorbei. Fassungslos trat auch ich an, allerdings ohne Erfolge. „Scheiße, der ist weg. Gebt weiter Gas.“, rief ich meinen Mannschaftskollegen verärgert zu. Die Bergwertung gewann natürlich der Liechtensteiner, vor unserem Zug. Jetzt hieß es aufschließen, und sehen, wie viel Erfolg wir hatten. Kirchen lies sich ohne Probleme wieder einfangen, er war nur auf die Bergpunkte aus. Dann hörten wir eine sehr gute Nachricht. „Leute, ihr seit nur 28 Leute. Macht weiter Tempo. Sascha, ruh dich aus.“ Wenig später, 100 Kilometer vor dem Ziel waren wir aber bereits wieder zu siebzigst. Enttäuscht ließen wir die Tempoarbeit bleiben. Plötzlich waren die anderen wieder hellwach, und machten Druck. Die 42 dazugekommenen Fahrer waren sofort wieder weg und hatten schnell eine Minute Rückstand. Ohne unsere Arbeit.

Einige Kilometer später waren es zwei Minuten. 60 Kilometer vor dem Ziel holte sich Pediguero im vorbeifahren die Bergwertung. Wir hielten uns zurück, und planten unseren zweiten Showdown. Das weise Trikot von Sanchez zeigte sich auch immer öfters vorne, und immer wurde das Tempo höher. 50 Kilometer vor dem Schluss erreichte der Abstand zur Verfolgergruppe respektable 3 Minuten 20. Genug, um bis ins Ziel vorne zu bleiben. Weitere 8 Kilometer später folgte ein 5 Kilometer langer Hügel. Nun wollten wir das Ruder in die Hand nehmen. Allerdings war das Tempo so hoch, dass uns das nicht wirklich gelang. Mazzoleni, Gustov (CSC) und Zabriskie (CSC) mussten ziehen lassen, damit verloren wir einen wichtigen Helfer. Julich (CSC), Zaballa (CEI) und Mercado (TM2) folgten. Unser zweiter Mann war weg, dass ganze CSC Team ebenfalls. Die Bergwertung holte sich Bertagnolli (COF). Unterdessen musste auch noch Olivier (CEI) reißen lassen. Kurz später gab es wieder drei neue Opfer, darunter ein ganz wichtiges. Wegmann von Gerolsteiner musste ebenfalls wie Kessler und Kim Kirchen von T-Mobile die Reise nach hinten antreten. Kirchen war bis dato eine starke Rundfahrt gefahren, nun war es aber vorbei. Vorne waren damit nur mehr 18 Mann, davon 4 von unserem Team. Kessler war total kaputt und konnte nicht mal mehr Kirchen helfen. 15 Kilometer vor dem Ziel wurde es ein letztes Mal steil, und leider griff just in diesem Moment der gelbe Pediguero an. Außer Schleck konnte ihm niemand folgen. Ich war überhaupt total kaputt, und musste meine Teammitglieder enttäuscht ziehen lassen. 10 Kilometer waren es noch bis ins Ziel Vorne fuhren Schleck und Pediguero, dahinter Rebellin und Kashechkin. Gemeinsam mit Moncoutie fuhr ich jetzt Richtung Ziel, hinten näherte sich ein Dreier Gruppe. 3 Kilometer vor dem Ziel wurde es noch mal etwas steiler, und ich versuchte nochmals das Tempo zu forcieren. Vorne fuhr Pediguero einen Solo Sieg entgegen, er konnte Schleck noch abhängen. Ich konnte mich aber nicht auf die Ereignisse vorne konzentrieren, versuchte ich doch selbst noch Zeit gutzumachen. Pediguero gewann tatsächlich, mehr bekam ich nicht mit. Ich konnte mich von Moncoutie lösen und überholte auch noch Bernhard Kohl, ehe auch ich über den Zielstrich fuhr. Das übliche Prozedere, dann das Endergebnis.

1.Pediguero (RAB)
2.Rebellin (GST) s.t
3.Schleck (CSC)
4.Kashechkin (AST)
5.Sanchez (EUS) 1:14
6.Leukemanns (DVL) s.t
7.Gutierrez (CEI)
8.Vila (LAM)
9.Voigt (CSC)
10.Verbrugghe (COF)
12.Baumgartner (TM2) 2:13

Gesamtwertung:
1.Pediguero (RAB)
2.Schleck (CSC) s.t
3.Kashechkin (AST) 0:58
4.Sanchez (EUS) 1:14
5.Rebellin (GST) 1:37
6.Kirchen (TMO) 2:13
7.Leukemanns (DVL) 2:51
8.Gutierrez (CES) s.t
9.Verbgrugghe (COF)
10.Baumgartner (TM2) 2:52


BildBild
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

Benutzeravatar
bayerchecker06
Beiträge: 687
Registriert: 15.3.2006 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 398890Beitrag bayerchecker06
26.11.2006 - 9:33

Ist Baumgartner ein guter Zeitfahrer?
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 398893Beitrag eisel92
26.11.2006 - 9:38

Schlecht ist er nicht, 73. Aber ich weiß nicht, ob ich auch auf Schwer das Zeitfahren so gut hinbekomme. Es wird wohl den ersten Dämpfer für T-Mobile 2 geben, was aber nicht weiter schlimm ist. De nächste interessante Geschichte wird der Giro werden, denn einen wirklichen GrandTour Sieger habe ich nicht zur Verfügung. Vielleicht Mazzoleni für den Giro, Klöden für die Tour und, und wenn eigentlich für die Vuelta? Naja, die ist ja erst im Radsport-Herbst. Aber um nochmals auf das Thema zurückzukommen, er ist ein passabler Zeitfahrer, aber eben kein Etappenrennfahrer. Bergiges Terrain gefällt im mehr.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 398921Beitrag eisel92
26.11.2006 - 12:42

08.April.2007

Bild

Heute fand es also statt, das alles entscheidende Zeitfahren. Schon beim Frühstück gingen wir genau durch, wie wir uns verhalten würden. Der Kurs war 25 wellige Kilometer lang, dass bedeutete, wir mussten von Anfang an ordentlich Gas geben. Am Start angekommen wärmten wir uns auf und warteten dann auf unseren Einsatz. Derweil wurde der Favoritenkreis ausdiskutiert. Wir hatten mit mir, Andreas Klöden und Tom Danielson drei gute Zeitfahrer im Rennen. Auch Bernhard Kohl könnte die anspruchsvolle Strecke gut passen. Die restlichen vier Mannen waren nicht schlecht, aber eben keine Spezialisten. Wir konnten uns relativ viel Zeit lassen, da wir ja fast alle um die Plätze 10-20 platziert waren.

Ein genauerer Blick auf das Profil zeigte mir, dass das Zeitfahren sehr viel bergiger war, als ich gedacht hatte. Es würde ziemlich anstrengend werden. Teilweise sogar 8 Prozent Steigung, wirklich kein Zuckerschlecken. Unsere eher schlecht platzierten Dekkers und Bergés mussten recht früh raus, und konnten uns somit wertvolle Informationen geben. Beide stimmten überein, dass der Kurs wesentlich schwerer aussah als er ist, und dass man schon am Anfang ordentlich Tempo machen sollte. Ich werde mit das auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Für uns hieß es jetzt erstmal ab in den Teambus, da wir erst in rund zwei Stunden fahren müssten. Der Start Intervall betrug zwei Minuten, so zog sich das Ganze ziemlich in die Länge. Im Teambus hörten wir Musik oder lasen etwas, jeder für sich, jeder in Gedanken beim Kurs. Unsere beiden bereits gefahrenen Teamkollegen kamen nach einer Dusche auch zu uns, und gingen nochmals mit jedem einzelnen den Kurs durch. Hin und wieder warfen wir einen Blick auf den Fernseher, der lange Zeit Velo (MRM) als überlegenen Führenden anzeigte. Van den Broeck (DSC) unterbot die Zeit von Velo erst eine halbe Stunde nachdem dieser ins Ziel kam. Die Zeit verging nur langsam, und eigentlich hatte das herumwarten recht wenig mit Radsport zu tun. Auch auf der Strecke passierte nicht viel. Keine Pannen, Keine Stürze, rein gar nichts. Savoldelli (DSC) unterbot die Zeit seines Teamkollegen knapp, danach war es wieder ruhig. Allerdings nicht lang, den Vinokourov (AST) war wenig später abermals schneller. Weitere 20 Minuten später bahnte sich eine tolle Zeit von Zabriskie an. Er fuhr fast eine Minute schneller als Vinokorouv und war nun der große Favorit auf den Tagessieg. Mit den Bildern seiner tollen Fahrt verließen wir den Teambus und wärmten uns nochmals kurz auf. Eddy sollte als erster auf die Strecke, daher war er schon vorausgegangen.

Vor ihm kam aber auch noch Mercado. Vor ihm startete Julich, so konnte er uns auf dem Laufenden halten. Zumindest kurz, denn schon bald verlor er den Anschluss. Wenig später verabschiedete sich auch Eddy. Damit hatten wir zwei Fahrer auf der Strecke. Ich verfolgte den Lauf der Beiden aber nicht, da ich mich auf meinen eigenen Einsatz vorbereiten musste. Ich bekam allerdings schon mit, dass Jaksche (AST) Zabriskies Zeit überraschend um drei Sekunde unterbieten konnte. Nun kamen Kohl, Klöden und Danielson aus der Startbox hinaus. Ich würde erst wieder Informationen bekommen, wenn ich auf der Strecke war. Dann war es so weit, Voigt (CSC) rollte vor mir die Rampe runter. Nun ging es für mich los. 5-4-3-2-1. Drei, vier Mal treten, dann wieder in den Sattel.
„Sascha, jetzt liegt es an dir. Mercado gerade ins Ziel gekommen, er ist 18.“ Schnell war ich im ersten steilen Abschnitt drinnen, die Zwischenzeit würde ich gleich erreichen. „Ich informiere dich nur über die Plätze der anderen im Ziel. Komm, gleich hast du die Zwischenzeit. Fünfter, gut so. Mach weiter Tempo.“ Das passt, dachte ich mir. Jetzt hieß es Tempo aufnehmen und durch die Abfahrt. Dann wieder bergauf. Gespannt lauschte ich Davids Informationen. „Mazzoleni im Ziel, nur 23. Ist nicht so gut gelaufen für ihn. McGee ist jetzt vorne. Unser Dreierpack ist auch bald im Ziel, ich melde mich gleich wieder.“ Der zweite steile Hügel war wesentlich schwerer als der erste, dass merkte ich schnell. Voigt war schon weg, auch dass musste ich mir eingestehen. „So, gleich sind sie im Ziel. Kohl ist Sechster, toll. Jetzt Klödi. Jawohl, der ist vorne. Weit vorne sogar. Super. Warte noch kurz, Tom kommt auch schon. Meine Güte, der ist nochmals schneller. Doppelführung. Gib Gas, Sascha, heute ist was drin.“ Ich befand mich schon in der Abfahrt, ruhte mich kurz aus. Mit erfreuter Miene versuchte ich jetzt, wieder an Voigt ranzukommen. „Zwischenzeit. Du bist Siebter. Komm schon, da geht noch was. Gib Gummi!“ Ich trat mich halb tot, mir tat alles weh, aber dennoch hörte ich nicht auf. Weiter, weiter, weiter. Ich feuerte mich selbst an. Dann sah ich sie, die Flamme Rouge. Voigt war weg, dass wusste ich. Der war einfach zu stark. Aber Top Ten könnten sich ausgehen. Als ich im Ziel war, drehte ich mich sofort um.
S.BAUMGARTNER – T-MOBILE 2 … FÜNFTER +0:46
Jawohl, geschafft. Geschafft war ich. Danielson und Klöden brachte mich stützend zu einer Labstation wo ich mir erstmal drei Riegel einwarf. Dann gratulierte ich meinen Teamkollegen. Dabei vergas ich völlig, dass das Rennen ja noch in Gange war. Aber auch Gutierrez, der gefährliche Mann von CEI, blieb knapp hinter meinen beiden Teamkollegen. Nun kam kein wirklich guter Zeitfahrer mehr, unser Sieg wurde immer wahrscheinlicher. Wenig später wurde er bestätigt, und die Siegerehrungen wurden vorgenommen.
:arrow: 1.Danielson (TM2)
:arrow: 2.Klöden (TM2) 0:21
:arrow: 3.Gutierrez (CEI) 0:25
:arrow: 4.Voigt (CSC) 0:32
:arrow: 5.McGee (FDJ) 0:43
:arrow: 6.Baumgartner (TM2) 0:46
:arrow: 7. Jaksche (AST) 0:50
:arrow: 8.Zabriskie (CSC) 0:53
:arrow: 9.Julich (CSC) 0:56
:arrow: 10.Kashechkin (AST) o:57

Endergebnis:
:arrow: 1.Schleck (CSC)
:arrow: 2.Kashechkin (AST) 0:11
:arrow: 3.Pediguero (RAB) 0:12
:arrow: 4.Rebellin (GST) 1:26
:arrow: 5.Gutierrez (CEI) 1:32
:arrow: 6.Sanchez (ESU) 1:39
:arrow: 7.Baumgartner (TM2) 1:54
:arrow: 8.Danielson (TM2) 2:06
:arrow: 9.Verbrugghe (COF) 2:07
:arrow: 10.Klöden (TM2) 2:27


BildBild
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 399107Beitrag eisel92
27.11.2006 - 16:23

09.April.2007

Noch gestern spät abends trat ich die Heimreise nach Salzburg an. So kam ich erst heute früh, es war drei Uhr, ins Bett. Die Erschöpfung hielt mich bis um 11:00 Uhr früh im Bett, erst dann stand ich auf. Während einer angenehmen Dusche dachte ich über den bisherigen Saisonverlauf nach. Beim ersten Rennen in Italien wurde ich toller Gesamt Achter, gestern schloss ich die Baskenland Vuelta mit Rang 7 ab. Zwei starke Rundfahrten, beide mit ProTour Punkten belohnt. Dazu war ich auch beim GP Vitré in starker Verfassung, was durch einen Podest Platz belohnt wurde. Nun habe ich rund einen Monat Zeit, um für den Giro die optimale Form zu finden. Wahrscheinlich werde ich als Edelhelfer für Eddy ins Rennen gehen, was mir eigentlich auch recht gut gefiel. Wenn es gut lief, könnte ich sogar Co-Kapitän werden. Den restlichen April werde ich ruhig verbringen, mit sehr viel Training, aber ohne weitere Rennen. Vielleicht fahr ich Lüttich-Bastogne-Lüttich oder den Wallonischen Pfeil, aber nur, wenn wenig Personal vorhanden ist. Das Amstel Gold Race las ich auf jeden Fall aus. Vielleicht wird es nächstes Jahr den ersten Treff am Cauberg geben. Oder im Sommer, bei der Tour de France. Aber davon wag ich erstmal nicht zu träumen. Nach der Dusche nahm ich ein ausführliches Frühstück zu mir, währenddessen ich den Anrufbeantworter abrief. Zu meiner Freude war auch wieder eine Nachricht von Francesca dar, die mir sagt, dass sie in einer Woche geschäftlich in Salzburg sei. „Vielleicht gehen wir auf einen Cafe, was meinst du?“ fragte sie. Und ob wir das werden. Um wenigstens irgendetwas zu tun, schnappte ich mir zu Mittag mein Rad. Ich wollte nur eine kurze Runde drehen, um pünktlich zu den ersten Kopfsteinpflaster Abschnitten von Paris-Roubaix daheim vor dem Fernseher zu sitzen. Mein kurzer Ausflug brachte mich ordentlich ins Schwitzen. Ich merkte, dass ich nach den Strapazen der letzten Tage ein wenig Pause brauchte. Bis Anfang Mai bekomme ich das aber locker in Griff. Wieder daheim, nahm ich mir mein erstes Bier seit langem, eine Tüte Chips, und lies mich vor dem Fernsehgerät fallen. Nun sollte ich für die nächsten vier Stunden beschäftigt sein, denn die Fahrer hatten noch mehr als 100 Kilometer durch die Hölle des Norden zu bewältigen.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Die Hölle des Norden!

Beitrag: # 399169Beitrag eisel92
27.11.2006 - 20:46

Paris-Roubaix

Überraschender Weise stellte ich fest, dass nicht die gewohnte Eurosport 2 Stimme sprach. „Wie du schon gesagt hast, jetzt geht es gleich in den zweiten Kopfsteinpflaster Abschnitt, jetzt wird es ernst. Hoffentlich gibt es keine Stürze.“ „Da kann ich dir nur Recht geben Jan, hoffentlich bleiben wir bei keinem Sturz.“ Jetzt erst erkannt ich die Stimme Jan Kirsipuus. Er klang ziemlich verkühlt, wahrscheinlich war der Pflaster Spezialist und Sprinter von Credit Agricole nicht am Start. Ich versuchte jetzt, noch bevor die Fahrer in den ersten Páve Abschnitt kamen, ein wenig Übersicht über das Renngeschehen zu bekommen. Dabei half mir eine Anzeige, die unten durchs Bild lief. Bevor ich zu lesen begann, warf ich noch einen besorgten Blick auf das Bild, welches bei üblem Wetter ziemlich schlecht war. -170 Kilometer vor Ziel, Ausreißer Valjavec (LAM) und Deignan (A2R) 3 Minuten vorne- „So jetzt wird es wieder interessant, was muss man jetzt als Fahrer besonders beachten, Jan?“ „die guten müssen jetzt weit vorne fahren, um Stürze zu vermeiden, ansonsten gilt aufpassen und Kraft sparen. Das sieht sehr gut aus, die Jungs sind schon im zweiten Abschnitt, gut so. Mal sehen, was jetzt passiert. Oje, Freire mit Reifenpanne, dass ist bitter. Jetzt folgt ein Páve Abschnitt nach dem anderen, vor allem Discovery und Davitamon sieht man vorne Tempo machen.“ „Richtig, und das zeigt auch schon Wirkung, das Feld lang gezogen. Wie immer bei den Klassikern im April.“ Das Feld war nun über die erste Runde Pflaster drüber, und ich konnte Bernhard Eisel und Gilbert ganz vorne sehen, was mich natürlich freute. „65 Fahrer sind noch vorne mit dabei, sehr früh, sehr wenige. Aber wahrscheinlich schließt sich das Feld wieder. Jetzt vielleicht, denn wir befinden uns schon wieder auf holprigen Untergrund.“

„Sturz, Sturz. Bernucci (TMO) und Wauters (RAB) hat es erwischt. Zwei starke Kollegen von mir. Schade für die Beiden, aber stehen sie auch wieder auf?“ „Hoffentlich, Jan. Ja, tun sie. Hoj (GST) jetzt mit Platten. Und Rabobank bremst ab, Wauters anscheinend der Kapitän.“ 145 Kilometer vor dem Ziel wurden nun auch die Ausreißer wieder gestellt. Das Rennen ging als von Neuen los. Ich wollte mich selbst auf das Rennen konzentrieren, und hörte nunmehr nur mehr vereinzelt auf den Kommentar. Die erste Rennhälfte vorbei, und das Rennen wie gewohnt unübersichtlich. 75 Fahrer waren vorne, hieß es zumindest. Es kündigte sich nun eine ganze Breite von Pflaster an, vielleicht die selektivsten Kilometer des ganzen Kurses. Jetzt würde aussortiert werden, dass war klar. Schwache Helfer würden sich verabschieden, und vielleicht der eine oder andere Siegeskandidat ebenfalls. „Backstedt mit Reifenpanne, der nächste Favorit mit Problemen. Und das in einem der wichtigsten Stücke des Rennens, Jan. Möchtest du nicht jetzt kommentieren?“ „Gerne. Liebe Zuschauer, jetzt wird es das erste Mal so richtig ernst. Ein schwieriges Stück wartet auf die Profis. Jetzt fallen etliche Fahrer weg. Davitamon und Discovery machen nach wie vor viel Tempo. Ohne Sturz, ohne Pannen und ohne Attacken sind sie durch. Ziemlich langweilig gestaltet, aber egal. Mal sehen, wie es jetzt aussieht.“ Genau, mal sehen, wie es jetzt aussieht, dachte ich mir. Sogleich wurde das Rätsel aufgelöst. 60 Fahrer befanden sich knapp 100 Kilometer vor dem Ziel noch im Peloton. „Gerade wurde der Rechtsknick mit dem roten 100 Kilometer Strich überquert. Ab jetzt beginnt der Countdown bis ins Radstadion, wo wir sitzen. Und der beginnt, mit dem gefürchteten Wald von Aremberg. REIFENPANNE VON TOM BOONEN! Du meine Güte. Wie wird jetzt reagiert? Boonen fährt wieder, macht jetzt ordentlich Dampf, das kostet Kraft. Er ist schon wieder da, mehr Aufregung als wirklich passiert ist.“ Wahnsinn, wie Boonen wieder mal reagiert hatte. Jetzt befand er sich wieder vorne, und fuhr seelenruhig weiter.

Bild

Die vordere Gruppe ist derzeit rund 500 Meter lange, wurde gezeigt. Ganz vorne sah ich nach wie vor 7 T-Mobile 2 Trikots, was mich äußert zuversichtlich stimmte. 75 Kilometer waren es noch bis ins Ziel, und die Gruppe war immer noch 60 Mann groß. Wieder mal ging es über Pflaster drüber. „Reifenpanne von Wesemann. Der nächste Star mir Materialschaden. Wie reagiert er? Genau so wie Boonen, mit erhöhtem Einsatz und dem daraus resultierenden Anschluss. Und jetzt liegen vorne einige Fahrer, böser Sturz. Abermals liegt Bernucci am Boden, inklusive Teamkollege Korff und Davolder (DSC). Alle fahren aber weiter.“

Bild

„Für Davolder ist damit die Chance auf einen Top Platz hinüber, zwei Minuten beträgt der Rückstand. Korff jetzt auch noch mit Reifenpanne. Fünf Kilometer haben genügt, um sein Rennen zu verhauen. 60 Kilometer noch, 54 Mann vorne.“ Doch wenige Sekunden später sah das Bild anders aus. Gleich 8 Fahrer mussten reisen lassen, nun setzte langsam die Ermüdung ein. Wenig später, nach einer weiteren Runde Kopfsteinpflaster waren weitere 8 Mann weg. Damit schon nur mehr 38 Fahrer vorne. Schnell waren nur mehr 30 Mann dabei. „Jetzt werden die Fahrer endgültig aussortiert, 50 Kilometer vor dem Ziel auch höchste Zeit. Ballan und Hushovd sind die neuesten Opfer des hohen Tempos. Attacken jetzt von einigen Fahrer, Cancellara und Eisel dabei, auch van Petegem kann ich sehen. Boonen geht nicht mit.“ Ich sprang vom Sofa auf, wie gebannt schaute ich auf den Fernseher. „Komm, komm!“ feuerte ich Berni an. „Auch Hoste dabei, Davolder hinten abermals gestürzt, aber wir bleiben vorne. Backstedt, der schon eine Reifenpanne hatte, und auch Wesemann sind die übrigen Ausreißer. Abermal Reifenpanne von Tom Boonen. Verhexter Tag für den Weltmeister. 27 Kilometer vor dem Ziel könnte eine Entscheidung gefallen sein.“ Boonen kämpfte sich wieder ran, aber für Bernhard und seine Kollegen sah es nicht schlecht aus. 20 Kilometer vor dem Ziel war der Vorsprung knapp über einer Minute angesiedelt, und er war der beste Sprinter der Gruppe. „Hincapie mit Reifenpanne, aber wir bleiben vorne, und behalten nur den Vorsprung im Auge, der momentan 1:10 beträgt.“ 15 Kilometer vor dem Ziel übernahm Bernhard die Tempoarbeit, er sah auch am stärksten aus. Cancellara verlor wenig später den Anschluss. „10 Kilometer noch, Cancellara weg. Fünf Mann um den Sieg. Oder doch nicht, Cancellara wieder dran. Die Fahrer erreichen nun Roubaix. Sturz Van Petegem. Meine Güte, ist das bitter. Die 10 Verfolger rund um Boonen stellen ihn, im selben Moment Reifenpanne für Klier. Und das 8 Kilometer vor dem Ziel.“ Aufgeregt lief ich nochmals schnell in die Küche und holte mir ein weiteres Bier. „Jetzt sind sie im Velodrom, alles hängt sich an Eisel. Der setzt 3 Kilometer vor dem Ziel nochmals eine Attacke, Wahnsinn. Niemand kann folgen, dass sieht gut aus. Wesemann kommt nochmals ran, Deutschland gegen Österreich. Eisel mit klaren Vorteilen, aber noch ist er nicht im Ziel. Nein, Eisel siegt, völlig verdient. Nach Gent-Wevelgem also der zweite Sieg für den jungen Österreicher.

Bild

Zweiter wird Wesemann, tolles Ergebnis für den Deutsch-Schweizer.

Bild

Cancellara gewinnt hauchdünn vor Hoste den Sprint um Rang 3. Als Fünfter kommt Backstedt ins Ziel, dahinter nähern sich Boonen und Bennati. Dann Wrölich, Van Petegem und das weise Trikot von Gilbert. Jetzt kommen die knappen Verlieren und Unglücksfahrer ins Ziel. Wir schalten nun in die Werbung, und sind dann mit dem Endergebnis zurück.
Ich war auf jeden Fall überglücklich, dass Eisel für uns gewonnen hatte, Bennati und Gilbert komplettierten das tolle mannschaftliche Ergebnis. Wir waren wieder mal das Team der Stunde.
Nach der kurzen Werbung warf ich noch einen schnellen Blick auf die Gesamtwertung, bevor ich den Fernseher abschaltete.

Bild
-----------------------------------------------------------------------------------
Weil ich es so gerne sage, Kritik ist jederzeit willkommen. Morgen geht es mit dem Interview von Sascha weiter, und danach folgen die Ardennenklassiker. In diesem Kalenderjahr könnt ihr euch außerdem noch auf den Giro, und die Tour-Vorbereitung freuen. Das neue Jahr (hoffentlich ein erfolgreiches), wird dann von mir mit der Tour de France 2007 geehrt.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

Benutzeravatar
bayerchecker06
Beiträge: 687
Registriert: 15.3.2006 - 13:14
Kontaktdaten:

Beitrag: # 399270Beitrag bayerchecker06
28.11.2006 - 16:27

Was für einen Wert hat Bennati im KSP? er ist schon richtig weit vorne, was nciht normal für ihn ist...
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 399299Beitrag eisel92
28.11.2006 - 17:41

73, glaub ich. Keine Ahnung warum meine Mannschaft derzeit so stark ist, abgesehen natürlich, dass sie in einer Traum-Form ist.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 399314Beitrag eisel92
28.11.2006 - 19:05

10.April.2007

Gestern Abend fuhr ich noch einmal mit dem Rad hinaus, aber mehr aus Jux als um zu trainieren. Meine normalen Aufstehzeiten habe ich heute wieder erreicht, mit Weckerläuten 9:00 Uhr starte ich perfekt in den Tag. Schon um 13:00 Uhr wurde ich in einem Salzburger Eisgeschäft und Cafe erwartet. Heute sollte das Interview mit ProCycling stattfinden, auf das ich mich schon sehr freute. Ich beschloss mit dem Rad hinzufahren, erstens weil das kleine Cafe im Stadtkern lag und der Weg dorthin sehr schön war, andererseits, weil ich gleich einen guten, sportlich ehrgeizigen Eindruck machen wollte. So kam es dann auch, dass ich bereits zu Mittag mit dem Rad losfuhr. Ich musste nicht viele Kilometer abspulen, daher war ich eine knappe halbe Stunde zu früh dar. Der Reporter war noch nicht anwesend, aber ein Fotograf schon. Mit ihm verbrachte ich die halbe Stunde bis um eins, natürlich nicht tatenlos, er erledigte jetzt schon seine Aufgabe und kam dadurch früher nach Hause. „Mir soll es Recht sein“, dachte ich mir.
Als es endlich ein Uhr war, kam ein Journalist Anfang 40 zu mir. Er stellte sich als Edwin Karsen vor. Bei Kaffee und Kuchen begann dann endlich das Interview.

„Herr Baumgartner, Sie sind nun seit knapp mehr als einem Jahr Profi. Was halten Sie von dem harten Geschäft Profi-Radsport, und vor allem, von Ihren Kollegen?“
„Sie haben es schon angesprochen, der Radsport ist ein hartes Geschäft. Dennoch bin ich seit meinem ersten Tag im Profigeschäft sehr glücklich, und ich kann mir auch für die nächsten zehn Jahre keinen anderen Beruf vorstellen. Im Radsport herrscht zwar immer eine angespannte, aber doch gute Stimmung. Ich hatte eigentlich noch nie Zoff mit einem Kollegen, wir verstehen uns alle sehr gut. Durchwegs freundliche Typen.“
„Was halten Sie vom ewigen ProTour-Organisatoren Konflikt? Auf welcher Seite sind Sie?“
„Prinzipiell geht mir das Ganze ziemlich am Hintern vorbei. Meine Aufgabe ist es gute Rennen zu fahren, ob ich dafür Punkte bekomme oder nicht, ist mir Schnuppe. Grundsätzlich bin ich aber nicht der aller größte Fan der ProTour.“
„Wie die meisten Fahrer. Dennoch haben Sie ja schon einige Punkte sammeln können. Rang 8 bei Tirreno-Adriatico, dazu erst neulich der achte Rang bei der Baskenland Vuelta. Beachtliche Ergebnisse für einen 19-jährigen Mann. Was sind Ihre nächsten Ziele?“
„Naja, ich werde ja den Giro fahren, darin liegt mein Hauptaugenmerk. Ich bin ja bis dato noch nie eine 3-wöchige Rundfahrt gefahren, daher hoffe ich in erster Linie, dass ich es bis nach Mailand schaffe. Ansonsten wäre natürlich ein Platz in den Top20 eine tolle Sache. Und die Nachwuchswertung will ich auch nicht von hinten betrachten.“
„Und langfristig?“
„Die Tour. Teilnehmen, gut fahren, und irgendwann gewinnen, ganz klar. Eine Teilnahme dieses Jahr ist durchaus nicht ganz unrealistisch.“
„Und die Heim WM, hier in Salzburg?“
„Es wäre schon schön, würde ich überhaupt nominiert werden. Wenn ja, möchte ich mich natürlich auch zeigen. Aber nachdem die U23 Weltmeisterschaft abgeschafft worden ist, sieht es in Sachen WM-Titel noch finster aus.“
„Sie sagten noch, vielleicht einmal später?“
„Wer weiß? Ein Ziel von mir wäre es schon. Aber es müsste schon ein sehr bergiger Kurs sein.“
„Was sagen Sie zur unglaublichen Stärke Ihres Teams?“
„Es macht natürlich Spaß, in einem solch ausgewogenen Team zu fahren. Allerdings, so stark sind wir nun auch wieder nicht. Die anderen Fahrer schlafen ganz einfach. Und gestern, bei Paris-Roubaix, hatten wir auch eine Portion Glück. Boonen mit zweifachem Platten, zahlreiche Stürze von Mitfavoriten. Wir wurden Gott sei Dank verschont, und Berni nützte das auch gleich.“
„Thema Kopfsteinpflaster. Sie sind eindeutig in den Bergen beheimatet, oder?“
„Ich mag diese nostalgischen Pflastersteine nicht. (lacht) Das ist mir zu holprig. In den Bergen sieht die Sache gleich ganz anders aus.“
„Ihr Favorit auf den Giro Sieg?“
„Puh, eine schwierige Frage. (denkt nach) Simoni, Cunego, Di Luca, Basso, Mazzoleni, falls er wieder in starker Form ist Rujano. Es gibt etliche Favoriten. Die großen Rennen sind immer offen.“
„Zum Abschluss: Wie sieht es in Ihrem Privatleben aus?“
„Gut, und in Ihrem. Nein, Spaß beiseite. Ich hab ein schönes Haus, ein schönes Auto, und eine wunderschöne Herzensdame, mit der ich gerne meinen nächsten Lebensabschnitt verbringen würde.“
„Eine Lebensabschnittspartnerin, so zu sagen.“
„Ich mag dieses Wort nicht. So wie Wohnlandschaft. Man stellt die Mutter seiner Freundin ja auch mit Schwiegermutter vor, und nicht mit „Darf ich vorstellen, dass ist die ehemalige Erziehungsberechtigte meiner Lebensabschnittspartnerin“.
„Danke für dieses durchaus witzige Interview, und viel Glück für die Zukunft, ins besondere dem Giro.“
„Danke schön, hat sehr viel Spaß gemacht.“

Das hat es tatsächlich. Nach einem ausführlichem Gespräch nach dem Interview (über Gott und die Welt) fuhr ich mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 400314Beitrag eisel92
7.12.2006 - 19:57

Leider muss ich euch mitteilen, dass ich höchst wahrscheinlich den AAR nicht mehr weiterführen werde. Mit fehlt nach 3 Monaten schreiben (ich weiß, dass ist gar nich so viel) jegliche Motivation.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

Benutzeravatar
HansFuchs
Beiträge: 1972
Registriert: 2.8.2004 - 11:51
Kontaktdaten:

Beitrag: # 400316Beitrag HansFuchs
7.12.2006 - 20:27

Das wäre aber zu schade, denn dein AAR ist einer wenigen in letzter Zeit, der sich durch Kontinuität auszeichnet. Mach' doch erstmal eine kleine Pause oder gehe spazieren und greife dann wieder voll an. Ich würde mich freuen, wenn dieser AAR fortgesetzt werden würde.
#fragschusti

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 401057Beitrag eisel92
14.12.2006 - 16:25

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Ein Jahr ist es nicht einmal Herr, seit die Organisatoren der großen Rennen den Streit gegen die ProTour verloren, aber auch irgendwie gewonnen haben. Die Ruhe hielt aber nicht lange, sie ist bereits jetzt wieder vorbei. „Die ProTour liegt im sterben.“ – „Dieser Blödsinn hat mir von Anfang an nicht gefallen“ – „Endlich hat dieser Schwachsinn ein Ende“. Von überall hört man dieser Tage nur schlechte Worte über die von der UCI ins Leben gerufene ProTour. Wie schon im letzten Jahr steht es schlecht um die verschmähte Art eine eigene Liga ins Leben zu rufen. Im letzten Jahr waren noch die Fans die Armen, die um die Deutschland Rundfahrt, um die Vuelta, und nicht zuletzt um die Weltmeisterschaft gebracht wurden. Nach der offiziellen Pressekonferenz der UCI, die das Thema „Zukunft“ groß schrieb, gab es aber das große Aufatmen bei den Radsport liebenden Leuten. Reihenweise fielen zentnerschwere Steine von den Herzen der Fans, die schon befürchteten, diese Saison könnte wie die Letzte enden – in einem einzigen Abbruchschaos. Dies wird aber nicht der Fall sein, so viel steht fest.

Ein weiterer Fakt ist aber auch, dass die ProTour seit gestern 18:00 MEZ nicht mehr im Sterben liegt. Nein, sie ist nun endgültig tot. Die Teams und Organisatoren haben es nach drei-jährigen Kampf endlich geschafft. Das Ende dieser Saison bedeutet das Ende der ungeliebten Serie. Nächstes Jahr wird ein neues System eingeführt, welches auch Rennen mit keinem großen Status beinhaltet. „Natürlich zählen die Tour oder Paris-Roubaix nach wie vor viel, aber auch kleine Rundfahrten, wie die die Tour of Katar am Saisonanfang, bringen schon Punkte.“ Einige Vorteile haben dieses Vorhaben bestärkt. In erster Linie wird gehofft, dass dadurch auch kleinere Rennen mit großen Stars bestickt werden. Klar, die großen Teams werden sich weiterhin auf die großen Rennen vorbereiten, aber sollten sie nur 30 Rennen mit ihren starken Fahrern bestücken, und ansonsten kaum auftreten, wird es in der Endabrechnung schlecht aussehen. Aufstieg beziehungsweise Abstieg von Teams wird es damit auch nicht geben. In einem großen Geldpot werden von Veranstaltern, Teams, UCI und Sponsoren Geld eingezahlt, und am Jahresende erfolgen dann die Auszahlungen. Somit kann ein kleines Team, welches sich auf viele kleine Rennen statt auf zwei, drei große Rennen spezialisiert mehr Geld machen als ein großer Rennstall, der nur bei der Tour glänzen will.

Die UCI zeigte sich erfreut, dass man nun endlich mit Teams und Organisatoren auf einen grünen Zweig gekommen ist, will aber nicht euphorisch feiern. „Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, einige Fragen müssen noch geklärt werden, viel muss noch besprochen werden.“ Bei den Fans kommt die neue Idee gut an. „Damit können Fans auf der ganzen Welt starke Fahrer beobachten, und müssen nicht zu den großen Rennen nach Spanien, Frankreich und Italien anreißen.“ „Die kleinen Teams bekommen somit eine reale Chance, viel Geld zu machen und sich auch bei größeren Rennen zu zeigen.“
Einige andere Fans, Fahrer und natürlich auch Offizielle beäugen das Ganze aber noch sehr kritisch. „Man kann sagen was man will, aber die jetzigen ProTour Teams haben auch in der nächsten Saison einen erheblichen Vorteil gegenüber den Conti Teams. Sie haben einfach die größeren Sponsoren, dadurch mehr Geld, und dadurch wiederum attraktivere Fahrer. Es wird sich nicht viel ändern, zumindest nicht in den nächsten Jahren.“

Ein Gefühl teilen sich aber fast alle Beteiligten: Freude. Nach den Streitereien in den letzten Jahren, insbesondere letztes Jahr, werden wohl nun alle wieder an einen Strang ziehen. Das wird auch den Radsport gut tun. Dieses Jahr werden wir noch ein letztes Mal ProTour Rennen sehen, ein letztes mal heftige Diskussionen, ein letztes Mal den Kampf um Aufstieg und Abstieg. Nächstes Jahr wird es ruhiger zu gehen. Um vieles ruhiger. Das ist auch die Sorge so mancher Teamchefs. „Der Radsport könnte eventuell einschlafen. Der große Druck ist weg. Gut, wenn man keinen Erfolg hat, werden wie auch schon früher die Sponsoren unzufrieden, man bekommt auch weniger Geld aus dem Pot. Aber man kann eben nicht absteigen.“
Das ist das größte Problem an der ganzen Idee. Die mangelnde Motivation. Natürlich will weiterhin jeder die Tour gewinnen, aber sieht es einmal nicht so gut aus, wird man sich automatisch denken. „Das darf ja passieren, absteigen können wir sowieso nicht.“
Das gilt es zu unterbinden, die Frage ist wie. Vielleicht kann die neue traute Gemeinsamkeit dazu führen, weiter gute Ideen einzubauen beziehungsweise die Grundidee auszubauen.

Ein Bericht von Erika Ete.
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

Antworten