Jerdona Zeres [Vuelta 2007 - beendet]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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arkon
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Beitrag: # 400930Beitrag arkon
13.12.2006 - 15:23

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Countdown...
19. September 2006

Hallo Fans!
Ich sitze heute Abend mit meinem Laptop auf den Knien in meinem Hotelzimmer und schreibe noch ein paar Worte auf meine Homepage, um mich abzulenken. Ich bin nervös, wirklich nervös. Morgen werde ich mein Weltmeistertrikot verteidigen müssen. Eine schwere Aufgabe. Letztes Jahr war ich noch der große Unbekannte, eine Überraschungsnominierung. Aber morgen werde ich als hoher Favorit und Titelverteidiger an den Start gehen. Nach den guten Zeitfahren während der Tour, bei denen ich wirklich in Topform war, müsste ich eigentlich auch selber vor Selbstvertrauen strotzen. Aber ich habe Angst. Das ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber diesmal schon. Ich habe morgen etwas zu verlieren, und damit meine ich nicht nur mein Trikot. Und auf dem Niveau hatte ich das noch nie. Es ist kein Kampf, den ich gerne führen werde. Ich hoffe, morgen einige von euch an der Strecke zu sehen. Das hilft mir eigentlich immer. Danke.

euer

Fabian Schmidt

In dieser Saison schreibe ich nicht mehr allzu viel über Rennen, da meine Protagonisten nicht mehr allzu viel fahren werden. Aber den Winter über kommt natürlich anderes Programm, wär ja dumm, wenn nicht. Und nächstes Jahr kommen dann auch ein paar Klassiker vor. VASPROCHEN
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arkon
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Beitrag: # 401776Beitrag arkon
19.12.2006 - 22:33

20. September
Salzburg, Österreich

Sonniges, warmes, aber nicht zu heißes Wetter empfing die Fahrer auf der Strecke. Der Himmel war nahezu Wolkenlos und die vereinzelten weißen Fetzen erhöhten eher den Ferien-Faktor der blauen Halbkugel, die sich über Salzburg wölbte. Das perfekte Wetter also, um den neuen Träger des Regenbogentrikots der Zeitfahrer zu suchen. In dem Start-/Zielbereich tummelten sich allerlei Pressevertreter, Betreuer, Techniker, Fans, Fotografen, Offizielle, Kabeljungen und viele mehr. In ihrer Mitte die Hauptpersonen des heutigen Tages: Die versammelte Weltelite der Zeitfahrer. Die Meister in der oft verhassten Disziplin des Kampfes Mann gegen Uhr. Hier waren die Fahrer beieinander, die wie keine sonst sich alleine motivieren konnten, die nach außen hin das Pokerface trugen und innerlich einen heißen, einen erbitterten Kampf gegen den eigenen Schweinehund führen konnten. Und mitten unter dieser speziellen Spezies von Radprofis saß einer, der das Trikot trug, welches alle begehrten.
Fabian Schmidt fühlte sich gut. Er war bereit. Nachdem er gestern noch starke Zweifel am Projekt Titelverteidigung gehegt hatte sah die Welt heute schon ganz anders aus. Er wollte fahren. Er brannte darauf, sein Karbonrad die Straßen Österreichs entlang zu treiben, die Uhr ticken und seine Konkurrenten verzweifeln zu sehen. So, wie er es im Sommer bei der Tour vorexerziert hatte. Dort ließ er die Bemühungen der Konkurrenz wie hilfloses Strampeln aussehen. Und es hatte sich wunderbar angefühlt.
Voller Tatendrang sprang er auf das Signal seiner Armbanduhr von seiner Rad, auf dem er sich eingestrampelt hatte, und schnappte sich sein richtiges Zeitfahrrad, welches an dem Wohnwagen neben ihm lehnte. Fast schon war er unterwegs in den Startbereich, als ihm einfiel, das er ja immer noch das Weltmeistertrikot trug. Er hatte es während des Einrollens noch ein letztes Mal tragen wollen, bevor er es sich zurückerobern musste. Er verschwand kurz in dem Wagen und trat im roten Dress der deutschen Nationalmannschaft wieder heraus.
Diesmal konnte es wirklich losgehen. Er war wirklich froh, das er nur das Trikot austauschen musste und nicht etwa sein Zeitfahrrad. Er liebte die Time Machine 01, die ihm von Phonak zur Verfügung gestellt wurde. Auf diesem Rad hatte er fast alle seine Siege eingefahren, insbesondere natürlich den Titel im letzten Jahr. Es war quasi ein weiterer Talisman.
Als er das Starterhäuschen betrat wurde er mit einem fast euphorischen Applaus empfangen. Viele Deutsche waren hergereist, um den Titelkämpfen beizuwohnen, und er war ihr Star. Fast schon schüchtern grinste er unter seinem Helm und der Sonnenbrille hervor, dann fiel er in seine Konzentration zurück. Die Sprechchöre, die sich spontan formierten, konnte er schon nicht mehr hören. Die leere Straße vor ihm, das Piepen der Starteruhr, dann der Start. Er trat schon in die Pedale, bevor das Rad das Ende der Rampe erreicht hatte. Das Kopfsteinpflaster, die erste Kurve, bremsen, wieder herausbeschleunigen. Er fuhr erst gar nicht in einem kleinen Gang ein, um sich an das Rennen zu gewöhnen. Er gab sofort Vollgas. Noch in der Stadt musste er an einigen Kurven stärker bremsen, als er es aus den zahlreichen Streckenbesichtigungen gewohnt war.
Oben, auf dem Berg, wo die erste Zwischenzeitnahme stand, brach gerade Fabian Cancellara den Rekord, und zwar ganz ordentlich. Der junge Schweizer aus dem CSC-Team wurde damit augenblicklich zum Favoriten des Rennens. Hinter ihm kamen nur noch Rogers und Schmidt. Der Australier enttäuschte aber schon an diesem ersten echten Prüfstein, blieb also noch Schmidt.
Und der hatte sich wirklich etwas vorgenommen. In den letzten Tagen war er diese Steigung etliche Male hochgefahren, um sich im Rennen ja nicht zu verschalten. Und nun kam ihm diese Erfahrung zu gute. Wie von selbst spulten seine Beine das Programm. Leicht und flüssig kurbelten sie die Steigung empor. Auch als er sich kurz aus dem Sattel erhob um etwas Schwung in eine Rampe mit zu nehmen ging ein anerkennendes Raunen durch das Auditorium, in dem die Pressevertreter das Rennen auf Leinwand verfolgten. Fabian hatte seine Hausaufgaben gemacht und ging das Unternehmen Titelverteidigung ernsthaft an. Erwartungsgemäß unterbot er die Zeit Cancellara nochmals. Nun hieß es also Fabian gegen Fabian.
Und während der Schweizer vorne weiterhin stilistisch astrein dem Ziel entgegenbrummte setzte der Deutsche alles daran, seinen Vorsprung zu verteidigen. Die zweite Zwischenzeit war noch weit entfernt. Er musste nun seinen Rhythmus finden und durchstehen. Tempohärte. Sein Lieblingsthema.
Aber irgendwie lief es heute nicht ganz so. Kaum hatte er sich für einen Gang entschieden drückten seine Beine etwas zu sehr, oder die Kurbel drehte zu leicht, oder der Wind drehte ungünstig, oder eine Unebenheit raubte ihm den Vortrieb, oder ein Rampe bremste ihn aus. Er schaltete generell zwar sehr viel, aber heute schien die Strecke einfach nicht zu den Gängen zu passen. Er wusste natürlich, dass das Schwachsinn war: Er war mit genau den gleichen Blättern und Ritzeln diese Strecke schon mehrmals gefahren, und auch heute Morgen noch hatte er sich ohne Probleme zu recht gefunden. Aber der übliche Fluss, der sich im Laufe eines Rennens bei ihm eigentlich ziemlich schnell einstellte, kam überhaupt nicht auf. Statt wie von selber schaltete er ziemlich schwerfällig. Noch konnte er seinen runden Tritt wahren, noch war der Kampf nicht verloren. Aber sein Gehirn war nicht aus-, sondern eingeschaltet, und er musste sich selber überreden, nichts an seiner Haltung zu verändern.
„Ruhig, nur die Ruhe. Du liegst immer noch super im Rennen. Jetzt behalt nur die Nerven.“ Dröhnte es durch den Kopfhörer. Ja, verdammt, er wusste ja selber noch nicht einmal, was schief lief. Aber als er voraus blickte und oben auf einer lang gezogenen Steigung die zweite Zwischenzeit erblickte, wusste er, das es ein langer Weg hinauf werden würde. Diese Perspektive war einfach dazu gemacht, den Fahrern einen harten Prüfstein für ihre Motivation entgegen zu legen. Man hatte einfach den Eindruck, nicht voran zu kommen. Und das war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Er wurde langsamer und langsamer. Schließlich stand er auf, um wieder Schwung zu bekommen, merkte aber sofort, dass die Steigung viel zu flach dafür war. Panisch schaltete er herunter und kurbelte, was er konnte. Er musste einfach oben ankommen.
Der Weg hinunter ins Ziel wurde der längste seines Lebens. Das Rennen war schon verloren, aber er konnte es nicht aufgeben. Nicht vor allen Kameras. Und mit jedem Meter verlor er mehr und mehr an Boden. Er fühlte sich, als ob er rückwärts in eine Schlucht fallen würde. Nichts gab ihm mehr halt. Nur mühsam konnte er die Fassung wahren. Wenigstens solange er live im Fernsehen gezeigt wurde musste er sein Pokerface wahren. Als er nach der Abfahrt wieder selber treten musste wurde es noch schlimmer. Die Schmerzen in seinen Beinen kamen fast schon als Erlösung: Er war nun wirklich über seinen Leistungsmäßigen Zenit. Von hier an konnte er gegen seine Muskeln kämpfen, nicht mehr nur gegen seinen Geist. Wie Feuer durchzuckte die Erschöpfung seinen Körper. Er wollte keinen einzigen Meter mehr treten. Noch einmal schoss der Gedanke des Aufgebens durch seinen Kopf. Einfach absteigen. Aber er konnte noch nicht einmal die Entscheidung dafür treffen. Es gab nur noch den Modus vorwärts.
Noch vor der Ziellinie richtete er sich auf. Wenigstens war er als letzter gestartet, keiner hatte ihn überholt. Aber das war auch schon sein einziger Trost. Er hatte es gründlich verkackt. Erst als eine salzige Träne über seine Lippen kullerte, realisierte er, dass er doch angefangen hatte, zu weinen. Kommentarlos fuhr er durch die Reihen der Reporter. Durch den schwarzen Schleier, der sich über ihn zu legen drohte, suchte er verzweifelt seinen Mannschaftsbus. Mühsam kämpfte er die Tränen zurück, lehnte das Rad an eine Absperrung und verschwand so schnell es ging im Bus.
Drinnen setzte er sich auf ein Bett, vergrub sein Gesicht zwischen seinen Knien und war endlich alleine.
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arkon
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Beitrag: # 401855Beitrag arkon
20.12.2006 - 19:22

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Kurznews
Phonak macht Schluss!
Nach den tiefen Erschütterungen durch den Skandal um gekaufte Fahrer und Betreuer wird der Phonak-Rennstall seine Pforten schließen. Nach dem Rückzug des Sponsors sah sich die Teamleitung ausser Stande, die angeschlagene Mannschaft zu reformieren.
Bettini und Cancellara Weltmeister
Die beiden neuen Straßenweltmeister heißen Paolo Bettini und Fabian Cancellara. Der Italiener siegte im Spurt einer kleinen Aussreißergruppe vor Zabel und Valverde, der Schweizer kam mit einem riesen Vorsprung vor seinem Teamkollegen Zabriskie und Vinokourov ins Ziel.
Liberty-Seguros mit neuem Sponsor
Der Liberty-Seguros Rennstall wird im nächsten Jahr mit einem neuen Sponsor an den Start gehen. Nach dem Rückzug des spanischen Investors organisierte der Star des Teams, Alexander Vinokourov, mit Astana einen würdigen Nachfolger. Auch Würth setzt sein Engagement bei dem Rennstall nicht fort.
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eisel92
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Beitrag: # 401903Beitrag eisel92
20.12.2006 - 21:27

Kommt mir alles irgendwie bekannt vor! :)
Toller AAR, besonders gut gefällt mir, dass du die Spannung so gut wiederspiegelst, und deine Screenshots sind für gewöhnlich auch exzellent.
Eigentlich fällt mir nichts zu bemängeln ein, außer evtl. die Regelmässigkeit....aber mit der kämpft sowieso jeder AAR-Schreiber, und du bist ja auch auf der Uni. Alles in Allem hoffe ich dass du uns auch im nächsten Jahr mit deinem tollen AAR erfreust!
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arkon
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Beitrag: # 402369Beitrag arkon
26.12.2006 - 12:57

Weihnachtspause: ich werde erstmal nichts mehr posten, bin aber fleissig am vorschreiben (was es auch schon seit jahren nicht mehr gab.. *g*). für die posts fehlen mir allerdings ein paar bilder, die in berlin sind, und da ich zur zeit meinen heimaturlaub fern der front in den neuen ländern genieße und mich reich beschenken lasse wird das wohl noch etwas dauern. damit verkünde ich: bis ins nächste jahr wird hier gefälligst nix mehr geschrieben, und dann werde ich hoffentlich im januar zum ersten mal seit langem wieder einen monats-titel alleine bekommen. hoffentlich.. *g*
euch allen nen guten rutsch, weihnachten habt ihr ja schon mehr oder weniger erfolgreich hinter euch gebracht. ;)
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arkon
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Beitrag: # 403149Beitrag arkon
1.1.2007 - 15:14

Nach der Weihnachts- nun die Winterpause. Aber zum Glück nur für dei Fahrer: Die folgende Serie trägt keine Daten und keine Orte, der Intellekt des Lesers ist gefordert *g*. Ich wünsche fröhliches Lesen!

Es war wieder Winterpause. Das hieß Zeit. Viel Zeit. Für Fabian war es ein ungewohntes Gefühl, auf einmal sein Leben wieder selber organisieren zu müssen. Nach Salzburg war er ziemlich schnell nach Hause gefahren, mit dem Auto. Der erste Impuls war nahe liegend: Flucht. Aber schon auf der Fahrt in die Heimat klang der Sturm der Emotionen ab und er sah sich mit der weit schwierigeren Aufgabe konfrontiert, selber entscheiden zu müssen, was er die nächsten Tage und Wochen tun würde. Ab Mitte November oder spätestens Dezember war das Training wieder eine echte alternative zu frei zu gestaltender Zeit, aber bis dahin würde er sich mit sich selber konfrontiert sehen.
Als er nach Hause kam, ging er auch zunächst seinem ersten Impuls nach: Radfahren. Er schnappte sich ein altes Rennrad, was bei ihm noch im Keller herumstand, und fing an, die Berge der Region hoch und runter zu jagen. Die Anstrengung hielt ihn davon ab, nach zu denken. Es war quasi die Flucht vor den eigenen Gedanken, hinein in die Qual. Aber er merkte bald, dass er seinem Körper damit keinen Gefallen tat: Mehr und mehr laugte er aus und wurde merklich schwächer anstatt stärker.
Es waren vielleicht drei, vielleicht vier Tage vergangen, als sie ihn anrief: Sie hatte seine Niederlage in Salzburg natürlich live im Fernsehen verfolgt, besaß aber genügend Taktgefühl, nicht davon zu sprechen. Stattdessen sprach sie von ihrer neuen Stelle, die ihr vom staatlichen Fernsehen angeboten worden war: Sie würde in Südfrankreich in der dortigen Station den Winter über aushelfen müssen. Dort liefen alle Berichte über die Wintervorbereitungen der Radsportszene ein, hauptsächlich aber würde sie Schnipsel von Randsportarten zu Recht schneiden dürfen. Aber dafür würde sie in der nähe von Nizza residieren, wo auch noch um diese Jahreszeit ganz erträgliche Witterungsbedingungen herrschten. Der Entschluss, der unausgesprochenen Bitte zu entsprechen, fiel innerhalb von Sekunden. Keine Stunde später stand er bereits am Bahnhof, nur einige Kleidungsstücke in seinem Koffer, und war auf dem Weg nach Südfrankreich.
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typ
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Beitrag: # 403152Beitrag typ
1.1.2007 - 15:22

Juhu, endlich gehts wieder weiter. Freu mich schon auf die folgenden Berichte!

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arkon
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Beitrag: # 403156Beitrag arkon
1.1.2007 - 15:46

Jerdona trat seine Ferien etwas später an. Zunächst hatte er noch ein paar Sachen in Elgea zu regeln: Die Planungen Betreff des neuen Teams forderten schon jetzt ihren Tribut, und obwohl er soviel Arbeit es ging auf die neuen Köpfe des Teams abzuwälzen versuchte, oblag ihm natürlich trotzdem eine gewisse Entscheidungspflicht. So musste er einige Tage lang das tun, wovor er sich eigentlich am liebsten gedrückt hätte: Bei der Planung des neuen Rennstalls mitwirken. Die Gestaltung des neuen Kaders war diffizil, würde er doch die Vereinigung zweier alter Teams darstellen. Damit waren viele Posten doppelt besetzt. Das fing natürlich schon im Bereich der Klassementfahrer für große Rundfahrten an: Jerdona war natürlich der unumstrittene Kapitän, aber hinter ihm kamen einige, die mehr konnten, als nur die Helfer für den neuen Emporkömmling zu spielen. Iban Mayo, der sich ohnehin schon länger mit Wechselgedanken trug, kehrte dem Team wohl endgültig den Rücken. Für ihn persönlich war er eigentlich schon das Beste, aber es tat ihm natürlich um ihn leid: Gerne wäre er noch einmal mit Iban zusammen in einem Rennstall gefahren, besonders, wenn sie beide stark gewesen wären. Aber er konnte natürlich nicht alles haben.
Als er von der Entscheidung erfahren hatte, packte er seine Sachen und fuhr erst bei Iban vorbei: Bei einem kleinen Umtrunk beredeten sie dies und das und wünschten sich schließlich einen erholsamen Winterurlaub, den besonders Jerdona dringend brauchte. Ohne viel Umschweife fuhr er im Anschluss zum Flughafen und tat etwas, was er früher niemals hätte tun können: Ohne Plan schaute er sich die kommenden Abflüge an und entschied sich spontan für ein Ziel. Der Flieger ging nach Irland, ein Land, von dem er nicht viel wusste, aber das gerade wegen seiner nördlichen Lage für ihn interessant war. Während die meisten Leute in den Winterferien nach Süden, in die Sonne, oder wenigstens in die Berge flüchteten, würde er also genau dorthin fahren, wo eigentlich keiner hinwollte.
Erst nach seiner Ankunft am Flughafen in Dublin merkte er jedoch, warum Irland im Winter kein ideales Reiseziel war: Statt einem Schneesturm erwartete ihn der typische, kalte, nasse Nieselregen. Wer einmal in Irland gewesen ist, der kennt diese Niederschlagsform zur Genüge: Es ist eigentlich mehr wie ein Nebel, aus dem sich hier und da Tropfen lösen. Wobei, Tropfen ist fast noch zu groß, denn richtig nass wird man nicht. Man wird nur nicht trocken. Und der Winter machte sich alleine dadurch bemerkbar, dass dieser Nieselregen kalt war. Für einen Iren war es eigentlich ein ganz angenehmes Wetter, nichts besonderes, aber für den Basken, der die letzten Wochen bei einer Affenhitze kreuz und quer über die iberische Halbinsel gefahren war, hätte es ebenso gut Sibirien sein können. Schnell verzog er sich in ein Taxi und ließ sich zum nächst besten Hotel fahren.
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Grabba
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Beitrag: # 403213Beitrag Grabba
1.1.2007 - 22:33

An dieser Stelle auch von mir mal einiges an Feedback (mein erster Post in diesem Forum seit langem). Ich muss ehrlich sagen, dass dieser AAR mich mehr als begeistert hat. Es ist neben dem von Rot Rigo bisher der einzige hier im Forum, der mir wirklich zusagt. Ich will diese beiden AARs auch nicht miteinander vergleichen, denn beide sind ja völlig verschieden aufgebaut.

Tatsache ist aber, dass das Lesen unglaubliche Freude bereitet hat. Einerseits die verdammt spannend gemachte Story bzgl. des Manipulationsskandals, dann das Privatleben der Fahrer, das auch wunderbar geschildert ist, und natürlich die Rennberichte - die wirklich ganz großes Kino sind. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, das hier als Roman zu veröffentlichen? Das Zeug dazu hätte der AAR denke ich.

Auch finde ich beeindruckend, wie der AAR von Seite 1 bis 9 von Seite zu Seite merklich besser wird (gerade was den Schreibstil betrifft - der ist echt im Laufe der immer besser geworden) und seitdem dieses wunderbar hohe Niveau hält.

Dass die Rennberichte einsame Klasse sind muss ich wohl nicht erwähnen, oder? Ich persönlich muss aber sagen, dass ich die Berichte von der Tour de France im Gegensatz zu dir selbst bisher eigentlich am besten von allen fand. Sie waren einfach unglaublich spannend berichtet, und manchmal fühlte ich mich echt, als würde ich all das gerade hautnah miterleben. Doch auch die beiden Vueltas waren natürlich spitze.

Sehr gut finde ich auch, dass gerade Jerdona der große Held auch so seine dicken Macken hat, gerade was die Dummheit in den Interviews anbelangt (hat eine gewisse Ironie, wenn er in einem Interview unglaublich dumme Fehler macht, und direkt darunter deine Signatur steht *g*). Das einzige was mir etwas missfallen hat war die Dropinggeschichte nach der Vuelta (Droping war natürlich ein genialer Einfall um das Verbot zu umgehen...). All das und die sich daraus bildende Meinung der Öffentlichkeit hat die Wertigkeit von Jerdonas Vuelta-Erfolg doch irgendwie verringert. Also das hat mir nicht so ganz gefallen, aber es war auch die einzige Sache.
An manchen Stellen finden sich noch vereizelte Rechtschreibfehler und teils sogar kleinere inhaltliche Unstimmigkeiten (so ist der gute Fabian Schmidt beispielsweise anfangs Schweizer ("Noch immer gellten die Worte des Kommentators in seinen Ohren, als er den bisher ersten Sieg und mit Abstand größten Triumph in der Karriere des jungen Schweizers ankündigte, der er war.")) - aber die stören nicht wirklich.

Alles in allem kann ich nur sagen: Hut ab, genial! Mach weiter so, ich freue mich auf jeden weiteren Bericht! :)

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arkon
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Beitrag: # 403220Beitrag arkon
2.1.2007 - 2:07

Wie kann ich mich besser bedanken als mit einem weiteren post:

Für Fabian wendete sich das Blatt mit seiner Ankunft in Nizza zum Guten: Kein Fahrrad, keine Kälte, und kein Gedanke mehr an das WM-Rennen. Er hatte Louise, und obwohl sie tagsüber arbeiten musste, war er nicht mehr alleine. Er verbrachte die Tage mit Nichtstun, Spaziergängen und Lesen. Und schon das war ihm fast zu anstrengend. Erst jetzt bemerkte er seine Müdigkeit: Gerade die Verlängerung der Saison hin zur WM hatte ihn viele Körner gekostet. Da hatte er doch bemerkt, dass er noch jung war. Trotz seiner mehr als guten Leistungen im Laufe der Saison würde er es wohl im nächsten Jahr eher ruhiger angehen lassen müssen. Die Tour, vielleicht die Vuelta, als gute Vorbereitung zur WM… Das waren seine Ziele.
Aber mit wem? Wo würde er fahren? Seine Leistungen waren gut genug, als das er sich nicht den Hauch eines Gedankens um die Fortführung seiner Karriere zu machen brauchte. Aber er war natürlich interessiert an einem Team, bei dem er vielleicht als Kapitän in die Tour würde starten dürfen. Er wusste selber, dass er dieses Jahr Glück gehabt hatte und das eine Fortführung auf dem Niveau kaum möglich sein würde. Aber zumindest wollte er es versuchen, und mit dem entsprechenden Training erschien ihm die Hoffnung, seine Entwicklung in den Bergen fortzusetzen und zumindest um das Podium fahren zu können, nicht vermessen.
Aber die Frage des Teams… Phonak würde sich auflösen, das stand fest. Er hatte noch nicht mit vielen seiner Teamkollegen über ihre vertragliche Situation im nächsten Jahr gesprochen, aber es war auch alles sehr überraschend gekommen. Noch nicht einmal eine Woche war die Ankündigung alt, das Team aufzulösen. Und eine offizielle Bestätigung stand immer noch aus. Er hatte eigentlich gehofft, noch am ersten Tag nach der Presseerklärung sein Handy mehrmals klingeln zu hören, aber das hatte sich nicht erfüllt. Und langsam mischte sich Sorge unter seine Anspannung. Je mehr er sich von dem Stress der Saison befreite, desto deutlicher trat dieses Gefühl zu Tage. Was, wenn… ?
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Beitrag: # 403247Beitrag arkon
2.1.2007 - 12:54

Er hatte ein kleines, abgelegenes Haus gefunden. Es war schon fast mehr eine Hütte, die in der Hochsaison an Paare vermietet wurde. Und nur dann und nur an dieses Publikum konnte das Haus vermietet werden: Es war eine kleine, windschiefe Ansammlung von Wänden, zusammengefasst unter einem Dach. Instinktiv empfand man Mitleid mit dem Bauwerk, das hier so alleine und abseits stand, fast wie ein ausgestoßener Krüppel, das nicht mit den anderen Häusern zusammen ein Dorf bilden durfte. Aber für ihn war es perfekt. Vielleicht hing es mit seiner Vorliebe zusammen, sich Lokalitäten zu suchen, die ihn nicht von seinen eigentlichen Vorhaben abbringen konnten. Oder erinnerte ihn diese größere Hundehütte einfach nur an seinen Keller mit Eingang in Elgea? Was auch immer es war, es reichte für ihn. Und er hatte sowieso nicht vor, viele Gäste hier zu empfangen.
Die ersten Tage musste er sich an das fremde Land gewöhnen: Einkaufen auf einer Sprache, die irgendjemand mal fälschlicherweise als Englisch bezeichnet hatte. Die Menschen hier kannten ihn nicht. Und wenn, dann ließen sie es sich zumindest nicht anmerken. Hier und da meinte er, hinter der vorgehaltenen Hand Tuscheleien zu entdecken. Aber das konnte natürlich auch auf seine fremde Erscheinung zurück zu führen sein. Das war eigentlich eine der besten Dinge an Irland: Er fand hier seinen Frieden. Während zu Hause sein Telefon und sein Handy unentwegt klingelten und ab und zu sich sogar Besucher an seine Haustür verirrten, stellte er hier schlicht und ergreifend sein Handy ab, kaufte sich ein neues und gab die Nummer nur an Emanuel weiter. Der würde schon wissen, was er zu tun hatte.
Es dauerte seine Zeit, aber schließlich wurde ihm sein neu gemietetes Heim auch zu klein und er schloss sich einigen Touristenführungen an. Die raue Schönheit des Landes, nur unzureichend bedeckt unter spärlichem Grass, faszinierte ihn. Wie schon Heerscharen von Touristen vor ihm verlor er innerhalb kurzer Zeit sein Herz an die Einsamkeit dieser kleinen Insel. In gewisser Weise erinnerte ihn das alles an das Baskenland, aber das konnte auch nur Einbildung sein. Zumindest wurde ihm klar, woher Stephen Roche seine Härte gehabt hatte, die ihm damals in La Plagne den Toursieg einbrachte: Wer hier Radrennen fuhr, den konnten auch die Alpen und Pyrenäen nicht mehr wirklich erschrecken.
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Beitrag: # 403387Beitrag arkon
3.1.2007 - 15:43

Endlich. Er hatte schon fast aus Panik seinen Manager anrufen wollen, ob er nicht einmal vorsichtig Kontakt mit den Teams aufnehmen wollte. Aber dann kam es wie eine Erlösung: Innerhalb von drei Tagen fragten erst Discovery Channel, dann T-Mobile, CSC und schließlich noch AG2R und Gerolsteiner an. Zu seiner Überraschung fehlte der Euskaltel-Nachfolger. Die Gerüchte über eine Zusammenlegung der Teams waren wohl falsch gewesen. Oder er passte einfach nur nicht in das Profil der Mannschaft. Wie dem auch sei, alle potenziellen Arbeitgeber, die ihn auch interessierten, waren vertreten. Als Deutscher waren natürlich Gerolsteiner und T-Mobile für ihn enorm interessant. Gerolsteiner hatte aber schon einige Rundfahrertalente, während T-Mobile in der Nachwuchsarbeit nicht unbedingt den besten Ruf hatte. Bei beiden würde die Stelle des Kapitäns nicht unbedingt ganz leicht auszufüllen sein. Bei Discovery Channel war die Situation nicht anders: Hier war die Konkurrenz eher noch stärker. Aber auf der anderen Seite war das Team als sehr fähig bekannt und Armstrong auf seiner Seite zu haben, auch wenn er nur im Hintergrund werkeln würde… AG2R war überraschend, aber auch nicht unattraktiv: Ein kleines, aber feines Team, das Verstärkung an Spitzenfahrern suchte. Hier würde er voll auf eigene Rechnung fahren dürfen. Dagegen stand natürlich ein zweitklassiger Kader in Bezug auf große Rundfahrten. CSC war hier stärker besetzt, aber schon fast zu stark. Es gab schon mehr als genügend Kandidaten, die ähnliche Rundfahrertypen waren wie er. Dagegen stand natürlich die exzellente Referenz von Bjarne Riis. Hier würde er früher oder später sein Leistungsmaximum erreichen. Aber er tippte auf eher später…
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Beitrag: # 403404Beitrag arkon
3.1.2007 - 16:35

Aber auch die neu gefundene Ruhe hatte ihr Ende. Er war etwa 20 Tage in Irland, als sein Handy sich wieder zu Wort meldete. Nicht, dass er die Zeit bisher ohne mobile Belästigung verbracht hatte, aber er hatte die Anrufer einfach immer auf später vertröstet. Emanuel hatte ab und zu angerufen und ihn auf dem Laufenden gehalten: Er war bei den Planungen zu Kelme-Euskadi sein Vertreter. Wenn schon längst alle nach ihm schrieen rief Emanuel oft eine halbe Stunde später an und machte klar: Wenn er seine Auszeit bräuchte, müsse er nicht kommen.
Aber diesmal war es anders: Sein Trainer selbst war es, der ihn anrief. Es war wohl an der Zeit, nach Hause zu fahren. Die Tourpräsentation stand bevor und auch die Pressekonferenzen, bei denen das Team der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte, mussten langsam angegangen werden. Immerhin stand die ProTour-Lizenz noch aus, und auch wenn Euskaltel wohl die eigene auf das neue Team übertragen würde, so lag die endgültige Entscheidungsgewalt doch bei der UCI. Außerdem, und das gab den Ausschlag, müsse man bald mit dem Training für die neue Saison beginnen. Jerdona hatte hohe Ziele, die Titelverteidigung war nur eines davon. Und er wäre nicht der erste Toursieger gewesen, der mit der Rolle des Platzhirsches nicht zurechtkam.
Ein wenig wehmütig nahm er Abschied von der lieb gewonnen Insel, die ihm eine schöne und vor allem einsame Ferienzeit gegeben hatte. Er würde ganz sicher wieder hierher zurückkehren.
Noch im Flieger aber stellte er sich wieder um, von Freizeit auf Trainingsmodus. Nachdem er jetzt eine ganze Reihe von Rennen bestritten und seine verdiente Freizeit genossen hatte, würde er nun wieder in das Wintertraining einsteigen. Vor allem auf die diversen Verbesserungen an seiner Fahrtechnik freute er sich. Auch er konnte noch etwas lernen, auch am Berg, oder vor allem da. Seine Stärke schloss Fehler schließlich nicht aus.
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Beitrag: # 403542Beitrag arkon
4.1.2007 - 16:27

Mit dem Erhalt der Vertragsvorlagen wurde für ihn ziemlich offensichtlich, mit welchen Teams er die Verhandlungen überhaupt fortführen würde. Während am Telefon klare Aussagen zum Beispiel über seine strategische Position im Tourkader nur schwer zu bekommen waren, stand im Vertrag schon viel detaillierter, was den Teams für seine sportliche Zukunft so vorschwebte.
CSC schied als erster Kandidat aus. Hier waren seine Hoffnungen ohnehin nicht sehr hoch gewesen: Er wäre einfach nur ein redundanter Fahrer gewesen, der zwar ins Team gepasst hätte, dessen persönliche Freiheiten für seinen Geschmack aber zu klein gewesen wären.
Für AG2R lautete sein Urteil ebenfalls nein, jedoch waren hier eher die Argumente des doch zu schwachen Kaders und der nicht bis ins letzte fortgeführten Unterstützung seiner ambitionierten Ziele der nächsten Jahre entscheidend. Ein Nein also auch nach Frankreich.
Blieben die beiden deutschen Equipes und Discovery Channel. Hier schied als erstes der amerikanische Mitbewerber aus, teils aus patriotischen, teils aus sportlichen Erwägungen heraus. Wenn schon, dann wollte er auch in einem deutschen Team nach ganz oben. Eigentlich schade, schoss es ihm durch den Kopf, das Milram sich überhaupt nicht gemeldet hatte. Er wäre dort unumstrittener Rundfahrtskapitän und doch nicht ganz alleine gewesen. Jedoch war hier der Nachteil klar, dass er sich das Team bei der Tour mit den Sprintern hätte teilen müssen: Der Konflikt, der ja zum Bruch von Zabel mit T-Mobile geführt hatte.
Und er? Gerolsteiner, die kleinen Innovativen, oder T-Mobile, die großen etablierten? Für ihn persönlich war es schon eine schwierige Entscheidung: Telekom war für ihn, sowie auch den Rest seiner Radfahrergeneration, die Mannschaft seiner Jugend gewesen. Als er 1997, mit 14 Jahren und als kleiner Nachwuchsradfahrer, den Toursieg seines Idols Jan Ullrich verfolgt hatte, war natürlich einer seiner beliebten Träume gewesen, das er selber irgendwann in diesem Team die Tour gewinnt und der Erbe des damals noch jungen Rostockers werden würde. Das er nun tatsächlich die Gelegenheit bekam, wenigstens einen Teil dieses Traumes Wirklichkeit werden zu lassen, war für ihn eine große Ehre.
Gerolsteiner dagegen hatte alles getan, um diesen immensen Bonus des Magenta-Rennstalls zu egalisieren. Das junge Team hatte sich zu der wahren Nachwuchsmannschaft gemausert und brachte ein Talent nach dem anderen hervor. Er wäre natürlich das Tüpfelchen auf dem i, aber eben doch nicht so einzigartig. Bernhard Kohl und Markus Fothen waren nur zwei der Namen aus dem Team, die hofften demnächst bei der Tour groß auftrumpfen zu können. Er wäre zwar in der Form dieses Jahres der beste von ihnen, jedoch nicht der einzige. Und es war alles andere als selbstverständlich dass er das Niveau ohne weiteres würde halten können. Er hoffte natürlich auf eine weitere Verbesserung seines Könnens, jedoch würde er dazu Zeit benötigen, und die wollte er sich selber nicht geben.
Somit war noch ohne wirklich in die Verhandlungen gegangen zu sein schon klar, dass T-Mobile sein persönlicher Favorit war.
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Exelero
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Beitrag: # 403561Beitrag Exelero
4.1.2007 - 18:10

Hmm... ich hätte nicht gedacht das er zu T-Mobile geht, eher hätte ich auf CSC oder Gerolsteiner getippt, aber naja mit Rogers, Sinkewitz und Gerdemann wirds auch nicht schlecht. Wie immer natürlich super geschrieben, dass ist ja mittlerweile hier jedem klar und Storytechnisch auch ne klare eins, ich kann nur einfach sagen mach weiter so. (und bitte schnell, das ist wie ein spannendes Buch das man unbedingt weiterlesen will!)

Barnetta
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Beitrag: # 403599Beitrag Barnetta
4.1.2007 - 22:24

Es steht ja noch nicht fest, dass er zu T-Mobile geht.
Ich glaube ja noch an eine spektakuläre Wende und dass er zu keinem der 5 genannten Teams geht.

Exelero
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Beitrag: # 403605Beitrag Exelero
4.1.2007 - 22:55

Ahh stimmt haste recht, hab ich wohl falsch gelesen. Naja aber ist ja anscheinend doch ziemlich klar, oder glaubste er geht zu Milram?

Barnetta
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Beitrag: # 403616Beitrag Barnetta
5.1.2007 - 0:07

Keine Ahnung, ich lass mich überraschen.
Überraschungen gelingen in diesem genialen AAR ja immer wieder recht gut.

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arkon
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Beitrag: # 403622Beitrag arkon
5.1.2007 - 4:32

Ein weiteres Problem war quasi das erste, das er lösen musste: Yuri Madarkady. Er würde einiges daran setzen, auch im nächsten Jahr mit dem jungen Russen zusammen in einem Team fahren zu dürfen, schon alleine aus freundschaftlichen Erwägungen. Sie hatten in diesem Jahr eine Menge Zeit miteinander verbracht und waren gute Freunde geworden.
Aber daneben hatte Yuri eine geradezu sensationelle erste Saison hingelegt. Sowohl bei der Tour als auch bei der Vuelta hatte er immer wieder mit den besten mithalten können. Und selbst die Tatsache, das er nur mit Glück und aufgrund der tollen restlichen Teamunterstützung das Bergtrikot und den guten Gesamtplatz bei der Vuelta hatte erobern können, minderte nicht das Potenzial, welches Jerdona in ihm sah: Er hatte das Zeug, einer der Besten der Welt zu werden. Er konnte dahin kommen, wo er selber schon war. Und auf diesem Weg würde er vor allem Zeit brauchen, und Ruhe. Beides würde er als Edelhelfer von Jerdona bekommen: Es war schließlich zu einem guten Teil auch sein Rennstall.
Rechtlich war die Situation günstig, er würde nur noch mit Yuri selbst darüber sprechen müssen. Wenn er einverstanden war, hatten Credit Agricole eigentlich keine andere Wahl, als den Russen ziehen zu lassen. Yuri, der gerade seine Ferien in seiner Heimat genoss, war informiert und würde ihn persönlich aufrufen, sobald er wieder in Europa war.
Das nächste große Thema war die Tourpräsentation. Es waren einige Gerüchte durchgedrungen, und dem Vernehmen nach würde es eine klassische Strecke werden. Eine Reihe von Etappen sollte sich an historischen Vorbildern orientieren, mindestens ein legänderer Anstieg in den Pyrenäen wieder entdeckt werden. Als Toursieger war er natürlich Ehrengast auf der Gala, einem der größten Schaulaufen der kalten Jahreszeit im Radsport.
ik sach einfach mal nix mehr, wa?
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arkon
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Beitrag: # 403774Beitrag arkon
6.1.2007 - 0:30

Die Entscheidung über seine Zukunft zog sich hin. Fabian tat sich schwer damit, alleine in einer so wichtigen Frage Verantwortung zu übernehmen. Es war anders als in einem Rennen, wo man eigentlich nur fahren musste und die Antwort, ob man sich richtig entschieden hatte, spätestens am nächsten Tag bekam.
Schließlich packte er seine Koffer und reiste zu persönlichen Gesprächen mit den diversen Teammanagern ab. Im Gegensatz zu einem Besuch der Gegenseite hatte er so die Möglichkeit, sich direkt etwas von dem Team anzusehen.
Aber noch bevor er wirklich abreisen konnte, bekam er einen ganz anderen Anruf. Gerade packte Fabian seine Koffer, ein bisschen in Eile wegen dem Zug. Louise wollte ihn auf den Zug bringen, war aber auch noch nicht da. Also alles ein wenig gestresster, Hektik. Als dann noch sein Handy klingelte konnte es ihm wirklich keiner verdenken, dass seine Antwort etwas gehetzter Ausfiel.
Sein Gesprächspartner stellte sich als Michael Zaun vor. Er war Diplom Ingenieur und hatte Werkstoff- und Raumfahrttechnik studiert. Nach einer kurzen Tätigkeit bei einem namhaften Flugzeugbauer in den USA war er…
„Ich habe grade keine Zeit für ihren sicherlich sehr interessanten Lebenslauf. Was kann ich für sie tun?“
„Nun ja, meine wahre Leidenschaft war schon vor meinem Studium der Fahrradbau. Ich musste aus Zeitgründen erstmal damit aufhören, habe aber nach meiner Rückkehr nach Europa wieder angefangen. Ich bin aufgrund meiner Tätigkeit beschlagen in allen Relevanten Bereichen wie Werkstoffen, Aerodynamik, Mechanik, Bruchsicherheit und vieles mehr, was mir in diesem Bereich zugute kommt.
Meine besondere Leidenschaft kommt dabei natürlich dem Bau von Zeitfahrrädern zu. Und mittlerweile bin ich in ein Stadium gekommen, das ich mit meinen Rädern selber zufrieden bin. Ich fahre sie selber ab und zu, ebenso wie einige Hobbyfahrer, Freunde von mir. Aber professionelle Profis… äh… fehlen mir noch. Und da habe ich gedacht… ähm… Wenn sie in den nächsten Tagen Zeit haben, würde ich mich über ihren Besuch freuen.“
„Bin ich der erste Profi, mit dem sie deswegen sprechen?“
„Naja… äh… ja! Irgendwo muss man ja anfangen, und sie würden wahrscheinlich eine wertvolle Hilfe für meinen Entwicklungsprozess darstellen. Im Gegenzug biete ich ihnen ein Zeitfahrrad an, was, in meinen Augen, seinesgleichen sucht. Ich bin überzeugt, die meisten Produkte der großen Hersteller übertreffen zu können.“
„Hmm... sie wollen mir also erzählen, dass sie mir das schnellste Zeitfahrrad der Welt anbieten, welches sie in ihrem Keller zusammengebastelt haben, das die der anderen Hersteller, die Millionen von Euro und Know-how von Flugzeugherstellern und Raumfahrtbehörden zur Verfügung haben, übertrifft?“
„Ja, das will ich“ kam nach einer kurzen Pause die sehr feste Antwort über die leicht verrauschte Handyverbindung.
Eine Weile herrschte Schweigen in der Leitung. Es war schon ungewöhnlich, zumindest war es ihm noch nie in dieser Form untergekommen, aber zumindest blieb es in den Bahnen seiner Welt. Trotzdem musste er natürlich überlegen. Aber schließlich, was konnte es schaden, einmal das Rad zu testen?
„Ich werde in den nächsten Tagen zu tun haben. Aber wenn sie... sagen wir in einer Woche Zeit haben?“
Sie blättern kurz in ihren jeweiligen Kalender und kamen auf einen Termin überein. Die Verabschiedung fiel kurz und sachlich aus. Zwei Männer, die noch auf einen gemeinsamen Nenner finden mussten und würden.

kleine pause steht an, noch ein bisschen arbeit zum nächsten post... ich beeil mich!
Zuletzt geändert von arkon am 6.1.2007 - 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Sanchez314
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Beitrag: # 403797Beitrag Sanchez314
6.1.2007 - 11:16

„Sie sind der erste Profi, mit dem sie deswegen sprechen?“
Müsste dies nicht vom Sinn her eigentlich "Bin ich der erste Profi, mit dem sie deswegen sprechen?" heißen?

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