Beitrag: # 429248Beitrag
BlackHackz
23.5.2007 - 22:41
Aldags Dopingvergehen sei jetzt mal kurz dahingestellt. Ich halte das für nicht weiter verwerflich. Haben echt alle gemacht, machen echt alle...also mittlerweile ist man an einem Punkt angekommen, an dem man sich sagt: Was solls?! Dann kommen aber wieder die Szenen in meinen Kopf, in denen sich Aldag als Retter des T-Mobile Teams präsentiert, er will es mit Hilfe von Heinrich und Schmitd dopingfrei machen, man hat ein absolutes Hammer-Programm entworfen bla bla bla. Manchmal frage ich mich allenernstes, ob solche Leute wie Aldag nicht etwa schizophrän sind. Ich meine, wenn ich mich vor die Presse stelle und meine Visionen von einem sauberen Sport zusammen mit 2 loyalen Ärzten erläutere, dann muss ich doch innerlich daran denken, wie mir dieselben Ärzte, die nun freundlich, sauber und verheißungsvoll in die Kamera lächeln, vor 4 Jahren die Spritze in den Arm gedrückt haben. Ich kann mich doch nicht zur Öffentlichkeit hin als sympathischer flotter Mann darstellen, der immer wieder betont, wie wichtig ihm Radsport ist und wie wichtig ihm vor allem ein sauberer Sport ist und innerlich lache ich mir nach jeder Pressekonferenz in Fäustchen, wie ich alle armen Idioten von der Presse, den Fans und der Öffentlichkeit völlig zum Narren gehalten habe.
Stapleton argumentiert, dass Aldag FEhler gemacht hat in seiner Vergangenheit, er aber in seiner jetzigen Tätigkeit astreine Arbeit leiste. Das ist interessant. Ich bin absolut dagegen, dass Aldag bei T-Mobile wegen seiner Dopingvergangenheit entlassen wird. Ich finds toll, dass er auspackt und danke ihm für die spannenden Momente, die wir durch ihn hatten. Nein, ich bin dafür, dass T-Mobile ihn wegen seiner jetzigen Tätigkeit rauswirft. In der Vergangenheit hat er meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Er wollte als Radsportler überleben in einer Welt, die von Erfolgen bestimmt und bezahlt wird. Er hat das einzig richtige gemacht: Versucht an Erfolge zu kommen. Heute allerdings geht es nicht mehr um ihn, um seine Existenz. Er hat sein Überleben mehr als gesichert durch Werbeverträge, Fernsehexpertenauftritte usw. Jetzt ist er in einer Funktion, in der er etwas für den Radsport tun soll. Nochmals, ich habe kein Problem damit, dass er gedopt hat. Ich habe aber ein Problem damit, dass er weiß, was Heinrich und Schmidt getan und sich wider besseren Wissens hinstellt, in einer für den Radsport schwierigen Zeit, und den Fans erzählt, wie er jetzt saubermachen wolle. Diese Doppelmoral ist höchst kriminell. Er wusste ja, wie Heinrich und Schmidt am Dopingsyndikat mitgewirkt haben, also hätte er ja durchaus die Möglichkeit gehabt, sich von ihnen zu trennen.
Wäre er im Januar zu T-Mobile gestoßen, um dem Team in einer schwierigen Zeit zu helfen, wären die jetzigen Anschuldigungen nicht weiter schlimm, aber er hat sich selbst als Idealbild eines sauberen Sportlers in Szene gesetzt und sich als Galeonsfigur der Dopingbekämpfung verkauft. Und insgeheim hat er die gleichen Ärzte bezahlt, die ihm vor ein paar Jahren noch die Nadel gesetzt haben. Pfui Teufel, der Radsport steht ganz nah am Rande einer allerletzten Klippe. Entweder man überdenkt das System oder man geht mit dem Thema offener um. Soll Aldag doch morgen sagen, dass er sich nicht schlecht fühle, denn alle haben damals gedopt. Er fühlt sich auch nicht schlecht wegen der Ärzte, denn heute dopt auch noch jeder. Er fühle sich als Sportlicher Leiter auch nicht als Betrüger, schließlich überreden/zwingen alle Sportlichen Leiter ihre Fahrer zum Dopen. Soll er doch Namen nennen, von allen GT-Siegern, dass sie gedopt haben. Soll er doch sagen, dass er einen feuchten Furz darauf gibt, wie die Öffentlichkeit nun über ihn denkt oder dass ihm und sehr vielen anderen der Radsport eigentlich völlig egal ist, sondern dass sie einzig und allein Geld machen wollen. Soll er uns doch sagen, dass er und alle anderen Radfahrer uns über Jahrzente lang verarscht haben und dass er eine wirklich lsutige Zeit hatte. Soll er doch einmal die Wahrheit sagen. Stattdessen kommt morgen wieder ein Floskelgewitter mit so markigen Sätzen wie: "Ich bedaure den Fehler zutiefst"; "fürchterliche Vergangenheit"; "niemand hat mich dazu gezwungen"; "schwere Schuld"; "Entschuldigung"; "trotzdem: Kampf gegen Doping"; "habe mit diesem dunklen Kapitel meines Lebens abgeschlossen und ihm den Kampf angesagt"; "schwöre, dass ich Doping nicht unterstützt wird im Team"; "habe gelernt" und sowas alles. Die Lügenschraube, die die letzten Gebeine des gebrochenen Radsports zusammenhalten sollte, bohrt sich immer tiefer ins Fleisch hinein, allerdings verfehlt sie den Knochen, den Kern der tiefen Schmerzen, um 4cm Ehrlichkeit, 2cm Aufrichtigkeit und 1km Courage. Lügen, wir hören sie morgens, wir hören sie mittags, wir hören sie abends....Radsport, wir weben dein Leichentuch!
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!
"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)
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