...bis zu den Sternen!

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Moeses
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...bis zu den Sternen!

Beitrag: # 467853Beitrag Moeses
24.9.2007 - 23:33

Ich habe mich entschlossen, ebenfalls einen AAR zu schreiben, welcher zum großen Teil von einem österreichischen Fahrer namens Tobias Wallhuber handelt. Sämtliche Handlungen und sonstige Ergebnisse etc. sind frei erfunden oder erspielt.
Kritik, Lob und Verbesserungsvorschläge sind sehr erwünscht!

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Alles geben! Das letzte aus sich herausholen! Die Schmerzen, wenn nicht vergessen, dann wenigstens verdrängen! Sechs Kilometer waren es und alle Hoffnungen lasteten nun auf ihm!
Das erste Rennen in diesem Jahr, nachdem doch alles so unglücklich gelaufen war in den letzen Monaten und Jahren. Sein Trainer und Freund war nicht dabei, doch das war ihm egal. Er hatte null Rennpraxis, doch das war auch egal. Jetzt kam es nur auf ihn an im Kampf gegen die Uhr!

Der Wind kam heftig von links und der Wüstensand schlug ihm ins Gesicht! Tobias konnte kaum den Mund zum Atmen öffnen, ohne den Sand in den Mund zu bekommen!
Aber das alles bekam er kaum noch mit. Es öffnete sich der Tunnel. Den Rand der Strecke nahm er nur noch schemenhaft wahr. Weit entfernt hörte er irgendwelche Stimmen, dass der erste Fahrer zurückgefallen war. Selbiges wahrzunehmen, dazu war er nicht mehr in der Lage.
Das Ziel kam immer näher, er konnte es förmlich spüren. Bis zum Ende alles geben und noch mehr, darauf kam es an. Und nur darauf.

Da war der Teufelslappen. Noch 1000 Meter. Tobias holte alles aus sich heraus. Vierhundert Meter vor dem Ziel setzte er zum Sprint und spürte schnell, dass jemand auf der linken Seite schneller war. Er kam als Zweiter seiner Mannschaft ins Ziel, ausgepowert und völlig fertig.
Sofort nach der Zieldurchfahrt drehte er sich um – und es war wie ein Schlag in die Eingeweide.

14 Sekunden. 14 Sekunden Rückstand auf den späteren Etappensieger und nur Platz sechs nach zwölf Kilometern. Er war so enttäuscht, dass er beinahe einen Kamera-Mann umfuhr, da er wie erstarrt auf die Anzeigetafel hinter sich schaute. Wie konnte das sein? Er war ein Top-Zeitfahrer, der auch bei einer Weltmeisterschaft das Potential für die Top20 hatte. Wie konnte er nur so versagt haben?

Tobias war Realist. Ausreden wie mangelnde Rennpraxis oder ähnliches ließ er nicht gelten, ging es doch seinen Kontrahenten nicht anders. War er schwächer, als er dachte? Nein, Selbstzweifel waren jetzt das falsche Mittel. Es sollten noch weitere Chancen kommen für Tobias und bis zu seinen erklärten Saisonzielen war es noch einige Zeit hin. Er hatte noch Zeit in Form zu kommen. Diese Niederlage würde ihn nicht aus der Bahn werfen. Jetzt noch vier Tage für seinen Kapitän arbeiten und dann konnte er sich selbst wieder verbessern bis zu seinem nächsten Rennen. Seiner nächsten Chance.
Er würde weitertrainieren und stärker zurückkommen als sich viele das je erträumt hätten.

Moeses
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Beitrag: # 467886Beitrag Moeses
25.9.2007 - 14:17

GP de Marseille

9,6 km bei 2,7 % durchschnittlicher Steigung. Der Col de la Gineste. Das war sein Berg. Er hatte im Januar hier trainiert. Er kannte den Berg, jeden Strauch, jede Kurve, und er wusste, heute war sein Tag. Heute würde er zum ersten Mal in der Radsport-Welt auftauchen. Es gab kein Zweifel, heute würde ihn niemand besiegen. Keine weitere Niederlage mehr, heute würden alle Rechnungen zurückgezahlt werden.

Am Col de l’Ange wollte keine Mannschaft in die Verantwortung gehen. Als ob es keine Ausreißer gegeben hätte! Acht Mann waren noch zwei Minuten in Führung und keiner machte das Tempo. Sein Team würde nicht die Führungsarbeit leisten, hatten sie doch zwei Joker im Ärmel. Da war ein Top-Sprinter, der bereits beim GP of Qatar den ersten Etappensieg errungen hatte, gegen so unbedeutende Gegner wie Tom Boonen, Robbie McEwan oder Erik Zabel. Und da war ein Nachwuchsfahrer, in den die Teamleitung alle Hoffnungen setzte – ihn.

Und er würde sie nicht enttäuschen, diesmal nicht. Nach der Riesenenttäuschung vor zwei Wochen war heute die Wiedergutmachung an der Reihe. Er hatte hart trainiert und seine Fitness verbessert. Nun kam es auf den richtigen Moment an. Am Col de l’Ange, dem vorletzten Berg hatte er noch Ruhe bewahrt, auch wenn die anderen Fahrer mit ihrem laschen Tempo geradezu zum angreifen einluden.

Da war der Fuß des letzten Berges erreicht. Die Steigung überstieg die 4 % und Tobias griff an.
Der Gerolsteiner Markus Zberg stieg mit und erreichte merklich erschöpft die achtköpfige Spitzengruppe kurz hinter Tobias.
Letzterer ruhte sich von der Aufholjagd kurz aus und verpflegte sich ein letztes Mal. Über Funk bekam er mit, dass der zweite Joker seiner Mannschaft nicht stechen würde.
„Olaf hat Probleme. Geh noch mal, du schaffst das!“ hörte er durch seinen Ohrstöpsel von seinem sportlichen Leiter.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Tobias ließ sich ans Ende der Gruppe zurückfallen und schaute Markus Zberg ins Gesicht. Dieser sah alles andere als gut aus und das war die letzte Bestätigung die er brauchte.

Tobias ging ein weiteres Mal. Markus Zberg konterte sofort. Tobias ließ ihn auffahren und zerstörte ihn dann völlig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht erreichte Markus Zberg Tobias, nur um dann endgültig von ihm stehengelassen zu werden.
Kein Blick zurück. Jetzt ging Tobias an seine Grenzen. Nun ging es um alles. Noch drei Kilometer und Tobias würde den ganzen Weg am Anschlag fahren. Im Wiegetritt flog er förmlich den Berg hoch. Markus Zberg war schnell außer Sichtweite und damit war es auch um ihn geschehen. Noch 500 m. Der Gipfel war in Sicht. In der Abfahrt nahm er ein bischen heraus, um für die letzten zwei Kilometer noch Energie zu haben. Das sollte der entscheidende Moment gewesen sein.
„Die Spitzengruppe ist eingeholt. Du bist noch knapp vierzig Sekunden vorne! Hol alles aus dir raus! Das wird dein Tag!“
Tobias riss den Ohrstöpsel heraus, konnte er doch sowieso nichts mehr mit den Informationen anfangen. Vollgas. Jetzt zählten seine Zeitfahrqualitäten, die ihn noch vor zwei Wochen im Stich gelassen hatten.
1100 Meter vor dem Ziel wurde Markus Zberg, am Ende Zehnter, übersprintet. 100 Meter vor dem Ziel wagte er es. Er schaute sich um – und es reichte.

Er hob seinen rechten Arm, küsste den Ringfinger, ließ den ausgestrecktem Zeigefinger kreisen und stach auf Höhe der Ziellinie durch den Kreis.
Er hatte gewonnen. Er hatte wirklich gewonnen. Tobias fuhr in seiner Siegerpose mit tränenüberströmten Gesicht über die Ziellinie. Wie viele Jahre hatte er davon geträumt? Nach all den entbehrungsreichen Jahren hatte es endlich geklappt. Er war völlig fertig mit den Nerven. Selbst bei dem Siegerinterview liefen noch die Tränen und er stammelte nur wirres Zeug. Er hatte es allen gezeigt! Jetzt war die Tür zu einer großen Zukunft weit offen. Sie musste es einfach sein. Er hatte wirklich gewonnen! Tobias wusste gar nicht, wem er alles danken sollte, so überwältigt war er. Die nächsten Rennen konnten ruhig kommen, er fühlte sich unbesiegbar.

1. Wallhuber 3h32'47
2. Elmiger +22
3. Eckhout s.t.
4. Sajmens s.t.

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Rene75
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Beitrag: # 467895Beitrag Rene75
25.9.2007 - 14:59

Mit welcher DB spielst du? Wäre auch intersant das zu wissen :)

Weiterhin viel Spaß

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Ueberflieger
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Beitrag: # 467910Beitrag Ueberflieger
25.9.2007 - 16:13

Ich hoffe die Gegner hatten einen schlechten Tag gehabt. Wenn du jedes Rennen gewinnst wirds langweilig. Welche Werte dein Mann hat, willst du uns warscheinlich nicht verraten.
Ansonsten...die Sprache ist gut.

P.S.: McEwen
Gruß,
Ueberflieger

Moeses
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Beitrag: # 468041Beitrag Moeses
26.9.2007 - 12:35

Murcia – Rundfahrt: EZF

21 Kilometer. Die erste Hälfte zum größten Teil abfallend. Die zweite Hälfte dann mit einem knackigen Schlussanstieg auf 874 Meter über dem Meeresspiegel. 461 Höhenmeter waren zu bewältigen. Fahrer wie Tadej Valjavec, Carlos Sastre, der aufstrebende Andy Schleck und nicht zu vergessen David Zabriskie waren seine Gegner.

Er begann mit regelrecht angezogener Handbremse. Langsam spulte er sein Program ab. Er wollte nicht den gleichen Fehler begehen wie beim GP Mediterraneen, als er am Schlussanstieg mehrmals attackierte, nur um auf den letzten Kilometern selbst abgehängt zu werden und völlig blau noch über zwei Minuten zu verlieren. Diese Niederlage hatte Tobias zu denken gegeben. Mit grenzenlosem Selbstbewusstsein war er vorige Woche dort angetreten in sicherem Glauben, die komplette Konkurrenz deklassieren zu können. Doch dann spielte ihm sein Übermut einen Streich und er war derjenige, welcher deklassiert wurde.

Enttäuscht und niedergeschlagen war er für niemanden zu sprechen gewesen. Doch er hatte sich wieder aufrappeln können. Hoch motiviert ging er an den Start der Murcia-Rundfahrt.
Vor dem Zeitfahren der dritten Etappe war sein Name nicht einmal unter den Fahrern mit Außenseiter-Chancen zu finden. Sein Erfolg bei dem GP de Marseille war wohl nur als Eintagsfliege eingeordnet worden.

Das war eine regelrechte Sauerei. Niemand glaubte anscheinend an ihn. Doch er hatte noch fünf Wochen Zeit bis zur Tour, bis zu seiner Tour. Für ihn selbst gab es keinen anderen Top-Favoriten auf den Gesamtsieg der Murcia-Rundfahrt als ihn selbst. Und heute war der Tag, dies allen zu zeigen. Glück hatte mit seinem ersten Profi-Sieg nichts zu tun. Sicher, man brauchte immer etwas Glück zum gewinnen, doch er war einfach der stärkste Fahrer gewesen und niemand konnte ihm folgen. Niemand.

Nun galt es, diesen Erfolg zu wiederholen. Er wollte diesen Rundfahrt-Sieg. Schon Fahrer wie Alejandro Valverde waren hier zu Hoffnungsstars geworden. Hoffnungsstar sein, mehr wollte er gar nicht. Zu was er wirklich imstande war, würde die Öffentlichkeit schon früh genug erfahren.

Da kam die Zwischenzeit. Hier würde sich ein erster Fingerzeig ergeben, wie gut er unterwegs war, hatte er sich doch noch einige Körner für die zweite Hälfte des Rennens zurückgehalten.
„Du bekommst nun deine Chance, uns zu beweisen, ob du bereit bist für höhere Aufgaben. Ich weiß, dass du das Criterium fahren willst, aber du musst zeigen, dass du ein Rundfahrer bist, der auch mit den Topleuten mithalten kann. Zeig uns, was du kannst, und du wirst unser Mann sein. Eine Chance bekommst du – nutze sie! Also teile deine Kräfte gut ein, du wirst sie brauchen, Kapitän!“ hatte sein Teamchef ihm mit auf den Weg gegeben. Er war der Kapitän, kein Edelhelfer und kein Joker in der Hinterhand. Er selbst musste nun die Mannschaft führen und für Ergebnisse sorgen. Es gab kein Verstecken mehr hinter jemand anderem, das ganze Team schaute auf ihn. Und Tobias nahm die Rolle an.

Er konnte es nicht fassen. Mit 61 Sekunden Rückstand auf Zabriskie war er 39ter. Das hatte er nicht erwartet. Klar war er ruhig angegangen, doch die Top20 zur Zwischenzeit war sein heimliches Minimalziel gewesen. Sollten seine Kritiker Recht behalten? War sein Erfolg nur eine Eintagsfliege gewesen?

Er schüttelte die Gedanken ab. Zorn machte sich in ihm breit. Er war ein Zeitfahrer. NEIN. Er war ein Rundfahrer. Es gab kein Zweifel. Wütend trat er in die Pedale. Von jetzt an fuhr er die letzten zehn ansteigenden Kilometer im roten Bereich. Immer weiter, immer weiter. Dort hinten sah er den ersten Fahrer vor sich. Er saugte sich heran und schon hatte er den Ersten überholt. Immer wieder stieg er aus dem Sattel und beschleunigte wieder. Auch der zweite Fahrer war bereits in Sichtweite. 300 Meter vor dem Ziel hatte er auch diesen überholt. Wer das war und von welchem Team, das hatte Tobias nicht im entferntesten mitbekommen. Er war sauer. Er merkte auch nicht, wie schnell er unterwegs war. Das alles war nachrangig. Denken gab es nicht mehr. Nur an die vergangenen Niederlagen. Und der Zorn trieb ihn an. Immer höher empor und schließlich ins Ziel. Völlig erschöpft sackte er in sich zusammen. Nur durch einen Schleier bekam er die jubelnden Gesten seiner Teamkollegen und Betreuer mit. Doch warum flippten sie alle so aus?

Tobias Wallhuber war in der zweiten Hälfte des Rennens sensationell gefahren. Er war noch hervorragender Fünfter geworden. Und das nur knapp. Heute hatte er seinen Gegnern, allen voran David Zabriskie, der auf der zweiten Hälfte völlig eingebrochen war, gezeigt, dass mit ihm immer zu rechnen war. Er holte nicht nur eine hervorragende Ausgangsposition in der Gesamtwertung, er würde auch morgen hinauf zum Alto de Espuna angreifen und sich das gelbe Trikot sichern. Denn morgen würde er nicht die Hälfte des Schlussanstieges halb fahren, er würde direkt am Fuße des Anstieges angreifen.
Tobias war ein Spitzenfahrer im Zeitfahren. Er konnte sich nicht nur mit den besten messen, sondern sie auch schlagen. Das hatte der heutige Tag gezeigt. Ob er auch ein Rundfahrer war, dass würde sich morgen offenbaren. Für ihn selbst gab es da keine Zweifel, doch noch immer trauten manche Reporter ihm dies nicht zu. Er war in guter Form und konnte diese auch auf die Straße bringen, also was sollte ihm noch passieren?

3. Etappe:

1. Zabriskie 29´54
2. Blaudzun + 0´08
3. Niemiec s.t.
4. Lorente + 0´09
5. Wallhuber + 0´13

Moeses
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Beitrag: # 468047Beitrag Moeses
26.9.2007 - 13:03

Ich spiele mit Patch 1.0.1.0 und der Realname DB von Cyanide ohne den Dopingsündern! Tobias Wallhuber ist aus einem Free Agent erstellt!

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Murcia-Rundfahrt: Die Entscheidung auf der 4. Etappe

Er lag auf seinem Bett und dachte nach. Morgen war der große Tag. Morgen würde er da starten, wovon er noch vor zwei Monaten kaum zu träumen gewagt hatte, beim Criterium International.
Tobias dachte an seinen großen Durchbruch bei der Murcia - Rundfahrt zurück. Das Zeitfahren hatte er letztlich verbockt durch seinen zu langsamen Beginn, doch die Reifeprüfung war die folgende Bergetappe gewesen.

Es war das Ausscheidungsfahren, dass Tobias erwartet hatte. Nach zwei kleineren Bergwertungen war der Alto de Espuna erreicht. Es ging neun Kilometer mit sechs Prozent durchschnittlicher Steigung hinauf. Nach der Bergwertung ging es nur noch neun Kilometer größtenteils bergab ins Ziel. Es war klar, um zu gewinnen, musste man oben zu den ersten gehören.

Die letzten Ausreißer waren sieben Kilometer vor dem Gipfel noch immer vier Minuten in Front. Doch eine Gefahr für das gelbe Trikot schienen sie nicht darzustellen, konnte man doch erwarten, dass die letzten dreißig Sekunden, die der virtuelle Gesamtführende noch an Vorsprung in der Gesamtwertung hatte, locker aufzuholen waren im Schlussanstieg.
Die Gruppe hatte sich auf etwa dreißig Fahrer reduziert und Tobias durfte nicht länger warten. Niemand wollte mehr die Führungsarbeit leisten und er griff an.

Etwa fünfhundert Meter zog er durch ohne zurück zu blicken, dann schaute er sich um, und es kränkte ihn regelrecht. Er hatte gedacht, dass höchstens noch drei oder vier Fahrer ihm hatten folgen können, so hart wie sein Antritt gewesen war, doch die Gruppe hatte sich gerade einmal geteilt und es waren immer noch etwa fünfzehn Fahrer beisammen. In diesem Moment konterte Zabriskie, er wollte sich nicht sein gelbes Trikot von einem Jungspund abnehmen lassen, und Tobias hielt mit letzter Kraft den Anschluss. Glücklich, das Hinterrad von Zabriskie gehalten zu haben, atmete er erstmal durch, doch schon schoss Lopez Garcia von Caisse d´Epargne aus seinem Windschatten heraus und machte sich auf und davon. Hernandez Gil von Euskaltel und Garcia Marin von Relax-Gam versuchten verzweifelt, das Loch wieder zu zufahren und Tobias schaffte es irgendwie, wenigstens erstmal an diesen beiden dran zu bleiben.

Tobias hatte keine Ahnung, an welcher Position er sich befand oder wie die Rennsituation aussah. Er war völlig über sein Limit gegangen und büßte nun dafür. Er sah Sternchen vor sich und nahm nichts mehr wahr. Keine Zuschauer mehr, kein Funk, keine Bergwertungsschilder mehr. Es ging nur noch um das Hinterrad. Doch langsam entfernte sich selbiges, und Tobias konnte nichts dagegen machen. Er stampfte den Berg hoch und weit entfernt sah er einzelne Fahrer die Bergwertung überfahren. Er hatte es gleich geschafft.

Immer weiter treten, immer weiter treten. Noch wenige Meter und er stürzte sich in die Abfahrt. Endlich ging es bergab und die Qual war halbwegs vorbei.
Tobias merkte wie einige Fahrer ihn überholten und die Führungsarbeit machten und direkt vor sich erkannte er bald das gelbe Trikot. Er hatte es also nicht geschafft. David Zabriskie hatte irgendwie wieder Anschluss an ihn gefunden und sich so gerettet. Doch wie war die Situation überhaupt? Er wusste nicht mehr, wie viele Fahrer wie weit vor seiner Gruppe waren, nur das Lopez Garcia ihm davongefahren war. Da kam bereits die 1000-Meter-Marke. Direkt hinter dem gelben Trikot überquerte er die Ziellinie – als Siebter, wie er nun wieder über Funk mitbekam.

Es hatte also nicht gereicht. Sein großes Ziel, das gelbe Trikot hatte er ebenso verpasst, wie auch einen Podiumsplatz. Undankbarer Vierter war Tobias in der Gesamtwertung geworden, doch letztlich war dies ein gutes Resultat. Seine Teamleitung war mehr als zufrieden mit ihm gewesen und so hatten sie ihm den Start zugesagt, beim Criterium International. Er würde als Kapitän starten und sollte versuchen, möglichst eine Top15-Platzierung herauszufahren. Er selbst hatte sich heimlich still und leise das Podium vorgenommen. Den ganzen Winter für dieses Rennen trainiert, war er nun in Topform. Seine zweite Rundfahrt als Kapitän sollte nun kommen, und danach wollte er für alle eine große Party schmeißen. Er wusste, was es bedeutete, jede Etappe für seinen Kapitän zu arbeiten, war er doch selbst lange genug Helfer gewesen, wenn er es nicht immer noch war. Die eigenen Ambitionen hinten anstellen, nur für den Kapitän arbeiten, in der Hoffnung, dass dieser das Vertrauen rechtfertigen kann. Und wie oft wurde man enttäuscht, wie oft hatte man umsonst gearbeitet? Der Radsport war eben kein Wunschkonzert! Und als Dank für die entbehrungsreichen Tage als Windschutz vor ihm würde er eine große Party feiern. Doch erst war die Arbeit zu verrichten, dann konnte das Vergnügen folgen. Morgen würde sein erster Saisonhöhepunkt starten und er war auf den Punkt topfit. Schon in drei Tagen würde er nicht mehr so schnell aus der Radsport-Welt wegzudenken sein, dafür hatte er unglaublich hart trainiert und asketisch gelebt. Er war vorbereitet, er würde sie alle düpieren.

Gesamtwertung Murcia-Rundfahrt:

1. Zabriskie
2. Garcia Marin + 0´08
3. Lopez Garcia + 0´10
4. Wallhuber + 0´13
5. Hernandez G. + 0´26

sciby
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Beitrag: # 468461Beitrag sciby
28.9.2007 - 15:13

Schöner Schreibstil.
Es fehlt ein wenig mehr Vorgeschichte.
Zudem frage ich mich wirklich, wie die Werte von ihm sind und wie alt er ist.
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Moeses
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Beitrag: # 468693Beitrag Moeses
29.9.2007 - 16:59

Criterium Internationale 1. Etappe: Das Ende?

Tobias Wallhuber war der Kapitän. Mit absoluter Topform war er angereist und sein ganzes Team war optimistisch ins Rennen gegangen. Sicher traute sich Tobias selbst am meisten zu, doch keiner seiner Teamkollegen hatte gemurrt, als er zum Kapitän für das Criterium International ernannt wurde, es wurde eigentlich mehr als eine logische Folge seines hervorragenden Frühjahrs angesehen, das bislang in einem Sieg beim GP Marseille und einem starken vierten Platz bei der Murcia-Rundfahrt gipfelte. Doch der Höhepunkt sollte in den nächsten drei Tagen folgen. Mit Peter Velits, Torsten Schmidt, Christian Leben, Andreas Schulze, Robert Wagner, Martin Velits und Jörg Ludewig hatte er eine starke Mannschaft zur Seite gestellt bekommen. Steffen Wesemann sollte weiter in Ruhe seine Form aufbauen für die kommende Kopfsteinpflaster-Saison. Paris-Roubaix war sein erklärtes Ziel und die Teamleitung war optimistisch, eine Wild-Card zu bekommen. Doch das nur am Rande, der Startschuss zum diesjährigen Criterium International war erfolgt.

Die Etappe führte über 187 Km von Vouziers nach Charleville Méziéres. Im letzten Viertel der Etappe gab es drei kleinere Bergwertungen, die evtl. zu einem Angriff genutzt werden konnte. Es würde an der Rennsituation und an Tobias Tagesform liegen, ob er bereits auf dieser Etappe an einer der Bergwertungen einen Angriff wagen würde. Klar war jedoch, dass man heute bereits Konkurrenten distanzieren, aber auch selbst das gelbe Trikot bereits heute verlieren konnte. Es war eine typische „Die Tour kann man heute nicht gewinne, aber verlieren“ - Etappe.

Das Rennen begann sehr nervös. Mehrmals versuchten Gruppen weg zuspringen, und auch Peter Velits versuchte einmal sein Glück, doch keine Gruppe wurde weit genug weggelassen. Vor allem CSC, Cofidis und Bouygues Telecom machten die Tempoarbeit und holten alle Ausreißer schnell wieder zurück. So kam es, dass das Feld zehn Kilometer vor der erstem Bergwertung immer noch zusammen war und sich die Favoriten nun weiter nach vorne orientierten, um bei eventuellen Ausreißversuchen reagieren zu können. So gab es einen regelrechten Sprint in den ersten Berg hinein und Tobias hielt sich in guter Position direkt neben dem Topfavoriten Jens Voigt auf.

Zaballa attackierte, doch kam nicht entscheidend weg. Weitere Fahrer attackierten, aber CSC hielt das Feld für Jens Voigt zusammen, der wohl einen erneuten Gesamtsieg anstrebte. Tobias musste bereits stark reintreten, um das Tempo zu halten, am Limit war er jedoch noch nicht. Er schaute in die Gesichter seiner Konkurrenten und wurde optimistischer. Einige schienen doch bereits sehr beißen zu müssen und so spielte er bereits mit dem Gedanken, an der nahenden zweiten Bergwertung zu attackieren.

Es ging wieder berghoch und er schaute erneut in die Gesichter seiner umliegenden Konkurrenten. Einige hatten angespannte, einige versteinerte Gesichter und andere hatten einen gequälten Gesichtsausdruck. Tobias war sich sicher, dass er heute wenigstens ein paar seiner direkten Konkurrenten würde Sekunden abnehmen können und so beschloss er kurzerhand, anzugreifen. Er scherte nach rechts aus und beschleunigte mit aller Kraft, die in ihm steckte – und fuhr in ein großes Schlagloch!

Er wusste nicht, wie oft er sich überschlagen hatte, aber zwei weitere Fahrer waren über ihn gestürzt. Beide hatten sich schnell wieder auf ihre Räder geschwungen und versucht, ins Feld zurück zu kehren. Langsam wurden seine Gedanken wieder klarer und er sah, wie einige abgehängte Fahrer an ihm vorbeirauschten. Mehrere Menschen redeten auf ihn ein und er erkannte nun Peter Velits und Christian Leben. Jetzt erst realisierte er, was wirklich passiert war und er versuchte aufzustehen. Unheimliche Schmerzen spürte er und auch das Atmen fiel ihm schwer. Seine Betreuer hatten ihm bereits ein neues Rad bereitgestellt und so versuchte er irgendwie, weiter zu fahren. Seine Beine arbeiteten wieder einigermaßen normal, auch wenn er noch relativ wacklig auf dem Rad saß. Er hatte bis auf ein paar Abschürfungen auch sonst keine starken Schmerzen, nur das Atmen fiel ihm schwer. Jedes Mal, wenn er versuchte schneller zu fahren und die Belastung zu steigern, blieb ihm die Luft weg. So rollte er in Begleitung von Peter Velits und Christian Leben schließlich mit zwanzigminütiger Verspätung durchs Ziel und direkt weiter zum Mannschaftsbus. Hier wurde er ein erstes Mal untersucht und ein Verdacht auf Rippenbruch festgestellt. Nach dem anschließenden Besuch im örtlichen Krankenhaus stand schließlich fest: Tobias Wallhuber hatte sich bei diesem Sturz einen zweifachen Rippenbruch zugezogen.

Er brauchte keine Ratschläge oder sonstige gut gemeinten Worte, völlig deprimiert gab er noch am selben Abend seinen Ausstieg aus dem Rennen bekannt und begab sich am nächsten Morgen auf den Rückweg ins heimische Innsbruck. Kaum in seiner Wohnung angekommen, stellte er sein Telefon, sein Handy und seine Klingel ab und war für drei Tage für niemanden erreichbar. Zweiundsiebzig Stunden lang ärgerte und trauerte er über die vergebene Chance. Seine Schmerzen in den Rippen und beim Atmen nahm er kaum wahr. Doch es nutzte alles nichts. Er musste wieder ins Leben zurückkehren! Auch nachdem er die liegen gebliebenen Rückrufe, Antwortmails etc. abgearbeitet und auch die notwendigen Arztbesuche erledigt hatte, war ihm jedoch nicht nach Radsport zumute. Er registrierte die Ergebnisse der zurückliegenden Rennen, auch des Criteriums, nur mit einem Achselzucken und schlug die Zeit mit Schauen sinnloser Fernsehsendungen tot. Sechs Wochen Pause hatte ihm der Arzt verordnet, damit er nicht bereits mit seinen 24 Jahren verheizt wurde, doch im Moment hatte er absolut keine Lust, auch nur auf ein Rennrad zu steigen, geschweige denn zu trainieren. Was den Radsport anging, war er regelrecht innerlich tot. Es begeisterte ihn nicht mehr, er war zu tief enttäuscht worden von der Ungerechtigkeit dieser Sportart. Wie es weitergehen sollte? Das interessierte Tobias zu dieser Zeit nicht im Geringsten!

Gesamtwertung Criterium International:

1. Chavanel
2. Voigt
3. Zaballa
4. Brochard
5. Dessel

Moeses
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Beitrag: # 468765Beitrag Moeses
29.9.2007 - 23:31

Flandern-Rundfahrt: Überraschungssieg oder taktische Meisterleistung?

Noch immer war er tief deprimiert! Zwar besserte sich sein Zustand, zumindest physisch, von Tag zu Tag, doch um sein großes Saisonziel, das Criterium zu gewinnen, war er betrogen worden. Heute stand die Flandern-Rundfahrt auf dem Programm und trotz aller Radsport-Begeisterung musste er sich regelrecht vor den Fernseher quälen, so schwer war es momentan für ihn, sich mit seinem Lebensinhalt zu beschäftigen.
Allerdings war Steffen Wesemann als Mitfavorit gestartet, und so siegte die Spannung, oder besser gesagt das Pflichtbewusstsein, zumindest vor dem Fernseher seinen Teamkollegen anzufeuern, letztlich doch und er schaltete die Übertragung ein.

Zur Unterstützung hatte Steffen Wesemann Jörg Ludewig, Bas Gilling, Stefan Van Dijk, Felix Odebrecht und Torsten Schmidt zur Seite gestellt bekommen.

Das Rennen begann sehr ruhig und die Teams der Favoriten machten die Tempoarbeit. Es wurde ein lockeres gleichmäßiges Tempo angeschlagen und dennoch gab es bis zum Km 116 keinen Angriff. So konnte man die ersten 140 Km dieses Rennens als Trainingsfahrt unter Wettkampfbedingungen interpretieren und ein Fahrer des Wiesenhof-Teams fühlte sich mit jedem Km besser.
Jörg Ludewig war erfahren genug, seine Form richtig einzuschätzen und so erteilten Heppe und Wese ihm auch recht schnell die Freigabe. Auch wenn ein Ausreißversuch nicht geplant gewesen war, so konnte man sich doch taktisch einige Vorteile gegenüber den anderen Teams herausarbeiten. Und so nutzte Jörg den ersten Hügel, um weg zuspringen. AG2R und Lampre machten nur halbherzig die Arbeit im Feld, so dass Jörg ohne große Probleme davon fahren konnte. Überraschend war allerdings, dass sonst niemand versuchte, eine Konter-Attacke zu starten. Das Rennen wurde ausgesprochen defensiv gefahren und unser Ausreißer fand sich als Einzelkämpfer wieder.

Bei Km 112 passierte es, DER Topfavorit Tom Boonen stürzte auf dem erst dritten KSP-Stück. Er rappelte sich schnell wieder auf, wechselte sein Rad, war aber offensichtlich gehandicapt. Es dauerte 17 Km ehe er ins Hauptfeld zurückfand und in der Zeit konnte Jörg Ludewig seinen Vorsprung bis auf vier Minuten ausweiten, was auch der größte Vorsprung an diesem Tag sein sollte. Lampre, Quick Step, Predictor-Lotto, Liquigaz und Discovery Channel machten nun Tempo für ihre Kapitäne und der Vorsprung schmolz nur so dahin.
Bei KM 50 hatte sich Bas Gilling als letzter Helfer für Wese komplett ausgepowert nach hinten verabschiedet und Jörg Ludewig wurde fast zeitgleich eingeholt. Die erste große Gruppe umfasste noch 46 Fahrer.

Ludewig konnte sich noch ein bischen bei Wese halten, doch als bei Km 38 Björn Leukemanns wegsprang und sich dadurch kurzfristig das Tempo deutlich erhöhte, war es auch um ihn geschehen. Das Tempo ging schnell wieder runter, offensichtlich wollte keiner hinterherfahren, gilt Leukemanns doch nicht als DAS KSP-Talent schlechthin. Leif Hoste war nun in der komfortabelsten Situation aller. Er war der Kapitän der Predictor-Lotto-Mannschaft, hatte aber einen Fahrer vorne. Er musste nicht agieren, sondern nur reagieren auf die Boonens, Cancellaras und Ballans dieser Radsportwelt. Und genau da passierte etwas Wundersames, bzw. es passierte nicht! Leukemans wurde fahren gelassen und 19 Km vor dem Ziel an der Mauer von Geeraardsbergen hatte Leukemans bereits zwei Minuten Vorsprung.
Jetzt endlich reagierte Quick Step und Bettini führte die erste Gruppe mit enormer Geschwindigkeit in den Anstieg rein. Doch irgendwie fehlte der entscheidende Punch. Man kam nicht nur nicht näher an Leukemanns heran, die Gruppe verlor noch weiter Zeit auf ihn. Offensichtlich hatten alle diesen Mann gnadenlos unterschätzt und Leif Hoste jubelte bereits Kilometer vor dem Ziel als über Funk durchgegeben wurde, dass der neue Flandern-Sieger Björn Leukemanns heißt. Predictor-Lotto hatte alle genaart und Leukemanns war nun Sieger eines Radsport-Monumentes!
Als klar war, dass das Rennen gelaufen war, wurde auch in der Verfolgergruppe das Tempo bis einige hundert Meter vor dem Ziel heruntergefahren und schließlich um die Plätze gesprintet. Offensichtlich war Tom Boonen mehr gehandicapt durch seinen Sturz als es während des Rennens aussah, wurde er im Sprint doch nur Vierter hinter Paolini und Pozzato. Vielleicht ist das auch der Grund für die defensive Fahrweise Boonens, doch was war mit den ganzen anderen Favoriten, die alle in der ersten Gruppe ins Ziel kamen, mit Namen Ballan, Cancellara, Hincapie, Klier etc.? Keiner von ihnen hatte auch nur eine Attacke lanciert und so hatten sie sich vielleicht selbst um den durchaus möglichen Sieg gebracht.
Wesemann hatte angekündigt, defensiv zu fahren und sein Ziel, Ankunft zeitgleich mit den Favoriten, erreicht. Er schien gerüstet für Paris-Roubaix und war auch hochzufrieden mit dem Rennverlauf und seinem Ergebnis. Auch wenn der 32te Platz sich nicht so hervorragend anhört, so liegt dies doch nur daran, das Wese nicht mehr das Risiko eines Sprintes eingehen wollte und so das Sturzrisiko minimierte, in dem er als letzter der ersten Verfolgergruppe ins Ziel rollte. Am nächsten Tag wollte er einen erneuten Formtest bei der Köln-Rundfahrt vollziehen und dann vor Paris-Roubaix nur noch bei Gent-Wevelgem an den Start gehen.

Flandern-Rundfahrt:

1. B. Leukemanns 7h20´29
2. L. Paolini 2´55
3. F. Pozzato s.t.
4. T. Boonen s.t.

32. S. Wesemann s.t.
Zuletzt geändert von Moeses am 30.9.2007 - 0:36, insgesamt 2-mal geändert.

Moeses
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Beitrag: # 468771Beitrag Moeses
30.9.2007 - 0:33

Innsbruck: Frustbewältigung

Tobias saß in einer Szene-Bar und schlürfte an seinem Gin – Tonic, seinem dritten bereits. Heute Nachmittag hatte er wieder Radsport geschaut, wenn auch widerwillig. Aber sein Team startete bei der Köln-Rundfahrt mit einigen Ambitionen, und das wollte er sich dann doch nicht entgehen lassen. Nicht etwa Olaf Pollack war schließlich in die Entscheidung involviert, sondern der Kopfsteinspezialist Steffen Wesemann hatte sich kurz vor dem Ziel zusammen mit Paco Wrolich und Markus Zberg aus einer Ausreißergruppe abgesetzt und schließlich seine Weggefährten dann im Sprint ausgetrickst. Wesemann hieß also der neue Sieger der Köln – Rundfahrt und Tobias freute sich für ihn. Er schickte sofort eine Glückwunsch – SMS an Wese und war schon gespannt auf das Sieger-Interview. Doch irgendwie war es eine gedämpfte Freude. So richtig aus sich heraus gehen konnte Tobias nicht. Zu sehr war er noch gefrustet von seiner eigenen Verletzung und der Katastrophe in dem Rennen, auf das er Monate, vielleicht sogar Jahre hingearbeitet hatte.
Tobias war sicher, Alkohol war das einzige, was ihn nun trösten konnte, auch wenn er sich sicherlich irgendwie für Wese freute. Dieser schien auf dem richtigen Weg zu sein, sechs Tage vor Paris – Roubaix. Sein Formaufbau schien zu stimmen, ebenso wie er bei Tobias gestimmt hatte in Richtung des Criteriums. Wese hatte ihn vor einer Stunde angerufen und sich für die Glückwünsche bedankt. Gleichzeitig hatte er sich nach seiner Genesung erkundigt und ihn nach Roubaix eingeladen, im Teamwagen mit zu fahren. Doch Tobias fühlte sich dazu noch nicht in der Lage. Er hatte einfach noch nicht die Kraft und auch nicht die Lust, so nah am Radsport zu sein, auch wenn er sicherlich Wese und seinen Teamkollegen alle Daumen drückte. Es war einfach unfair, das andere Fahrer nun die Früchte ernten konnten für ihre harte Trainingsarbeit und er zuhause in Innsbruck herumsitzen musste. Zum Nichtstun verdammt! Draußen begann es zu regnen, und das schien das passende Wetter zu sein.
Tobias trank seinen Gin – Tonic aus und bestellte den Vierten. Es würde nicht der letzte sein heute Abend, und vielleicht war das das einzig Richtige, was er tun konnte – den Frust von der Seele trinken. Tobias Motivation war am Boden, und er wusste nicht, wie er dies wieder ändern konnte. Es war nicht nur die Lustlosigkeit, es war eine regelrechte Gleichgültigkeit hinsichtlich des Radsports. Auf der ersten Etappe des Criteriums schien irgendetwas in Tobias gestorben zu sein. Seinen tatsächlichen Zustand hatte er der Teamleitung verschwiegen, doch irgendwann musste er damit herausrücken, oder seine Karriere war schneller beendet, als sie begonnen hatte. Nun ja, dachte Tobias, vielleicht wäre das sogar die beste Entscheidung. Er sollte studieren gehen und dann einem richtigen Job nachgehen, indem man nicht solche Enttäuschungen erleben konnte. Ständige Verdächtigungen durch die Presse, Sorgen vor Verletzungspech und ein konstantes Leben eines Asketen führen! Das Leben eines Profi–Radsportlers war beileibe kein Traumjob, und er musste sich ernsthaft überlegen, ob er weiter ein solches Leben aus dem Koffer leben wollte. Er kippte seinen Drink herunter und orderte seinen Fünften Gin – Tonic.

Köln – Rundfahrt:

1. Wesemann 5H01´35
2. Zberg s.t.
3. Wrolich s.t.
4. Canada + 24´´
5. Niermann s.t.

Moeses
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Beitrag: # 469344Beitrag Moeses
3.10.2007 - 17:32

Paris – Roubaix: Der Stärkste gewinnt

Paris –Roubaix, die Hölle des Nordens. 269 Km von Compiégne nach Roubaix über mörderische Kopfsteinpflasterabschnitte. Auf den heutigen Tag hatte Steffen Wesemann hingearbeitet, und er fühlte sich bereit. Den Sieg als Ziel auszugeben, war etwas vermessen, doch einen Podiumsplatz rechnete er sich aus, und damit sollte er sich nicht überschätzt haben.

Das Rennen begann und bereits nach vier Kilometern attackierte Ronny Scholz vom Team Gerolsteiner. Zu ihm gesellte sich Eric Berthau von C. Epargne. Die Favoriten ließen liebend gerne diese beiden ziehen und so kontrollierte Predictor-Lotto mit abwechselnder Unterstützung von T-Mobile, Lampre, Discovery Channel, Quick Step und Liquigas das weitere Geschehen. Am ersten Pavé erreichte der Vorsprung der beiden Ausreißer sechs Minuten und Leif Hoste erlitt eine Reifenpanne. Allerdings reagierten alle Konkurrenten vorbildlich und man wartete, bis Hoste wieder zurück im Feld war.

Bei Km 110 dann die nächste Schrecksekunde, als Van Petegem stürzte. Allerdings fuhr fast die gesamte Quick Step Mannschaft ihn wieder heran. Nach zweihundert Kilometern und einer weiteren Reifenpanne eines Favoriten, Alessandro Ballans, waren noch 120 Fahrer in der ersten Gruppe zusammen, und von dem erweiterten Favoritenkreis war nur Steffen Wesemann zu diesem Zeitpunkt bereits isoliert.

Nun machten Predictor und T-Mobile Tempo und das Feld zerriss immer mehr, so dass fünfzig Km vor dem Ziel nur noch vierzig Fahrer beisammen waren. Jetzt stellte sich die Frage, ob heute das Rennen den gleichen Verlauf nehmen würde wie vor einer Woche die Flandern-Rundfahrt. Hier hatten sich alle Favoriten so lange belauert, bis der erste Platz vergeben war und alle in die Röhre schauten. Auch der Sieger der Flandern-Rundfahrt war noch in der ersten Gruppe vertreten und auch wenn kaum jemand ihm einen Triumph in der Hölle des Nordens zutraute, wer hatte das bei der Flandern-Rundfahrt getan? Steffen Wesemann jedenfalls war noch gut drauf und sehr aufmerksam. Jetzt ging das Rennen in seine entscheidende Phase und es hieß, bei der richtigen Attacke mitzugehen!

Und einer der ganz großen Favoriten eröffnete das Festival. Der Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara griff an und riss sofort ein Loch zwischen sich und der ersten großen Gruppe. Gusev, Petito, Pozzato, Hoj, Wesemann und Hoste begannen mit der Verfolgung und versuchten, die Gruppe wieder heran zu führen. Und genau das war es, was viele stutzig machte. Galt Hoste als Kapitän der Predictor-Lotto-Mannschaft, warum machte dann nicht sein Leutnant Leukemanns für ihn das Tempo? Hatten sich die Rollen etwa getauscht und Leukemanns würde bald die entscheidende Attacke setzen, wie vor einer Woche in Flandern, als ihn noch keiner wirklich ernst genommen hatte? In der Tat fuhr Hoste jetzt schon über dreißig Km im Wind. Und Leukemanns hatte man den ganzen Tag noch nicht einmal bei der Tempoarbeit gesehen.

Vierzig Kilometer vor dem Ziel hatte sich Cancellara im Zeitfahrwettbewerb gegen 28 Konkurrenten einen Vorsprung von 40 Sekunden herausgefahren. Vor allem Wesemann und Hoste führten dann die Gruppe wieder nah an Cancellara heran und als dieser zehn Kilometer später nur noch wenige Sekunden entfernt war, setzte Predictor-Lotto die zurechtgelegte Taktik wieder einmal perfekt um. Während alle Favoriten Leukemans belauerten und Wesemann sich gerade Flaschen reichen ließ, griff Leif Hoste von vorne an. Unwiderstehlich trat er in die Pedale und schoss an Cancellara vorbei, als würde dieser stehen. Es gab keinen Blick zurück und schon war Hoste im Staub verschwunden. Nach einem kurzen Moment des Schocks reagierten Hincapie, Ballan, Backstedt und Hammond am schnellsten und versuchten zu kontern. Boonen war am Ende der Gruppe und Wesemann sich am verpflegen, und schon war die Lücke gerissen. Doch nun bildete sich eine deutsch-belgische Allianz, wie es sie wohl selten gegeben hat. Wesemann und Boonen fuhren gemeinsam das Loch wieder zu und schließlich hatte 25 Km vor dem Ziel Hoste noch einen Vorsprung von 20 Sekunden auf eine 22 köpfige Verfolgergruppe in der ein Fahrer fehlte – Björn Leukemanns hatte abreißen lassen müssen bei der Attacke seines Teamkollegen und Kapitäns Leif Hoste.

Trotz des Vorspungs von Hoste wollte niemand sonst führen und so setzte Wese seine erste Attacke. Was als Antesten gedacht war, sprengte die Gruppe und so folgten Wesemann noch elf Fahrer auf den letzten 20 Km. Wieder ging keiner an Wesemann vorbei und dieser griff erneut an. Diesmal zog er durch und nur Tom Boonen konnte ihm folgen. Zusammen machten sie nun Jagd auf Hoste, der 15 Km vor dem Ziel immer noch 20 Sekunden Vorsprung hatte. Wese fuhr wie entfesselt fast alles von vorne und sechs Kilometer vor dem Ziel hatten sie Hoste erreicht. Boonen war nun aufgrund seiner enormen Sprintstärke sicherlich der Favorit, doch Wese war ein altes Schlitzohr und er brachte sich nun hinter Boonen in Stellung, welcher seinerseits im Windschatten des heute wirklich unglaublich starken Leif Hoste fuhr.

Die Verfolger lagen über eine Minute zurück, weshalb taktische Spielchen auf den letzten hundert Metern durchaus möglich waren – und da passierte es. Ein Fanartikel eines Zuschauers an der Strecke flog durch die Luft und verfing sich in dem Vorderrad von Steffen Wesemann. Dieser flog vorne über seinen Lenker und landete hart auf dem Kopfsteinpflaster. Er blieb einige Momente sitzen bis er wieder wusste was passiert war und dann rappelte er sich auf. Der Begleitwagen hatte bereits ein Ersatzrad bereitgestellt, doch eines wurde Wese in diesem Moment klar: Er war noch nie so nah an einem Sieg in der Hölle des Nordens gewesen und er würde es auch nie wieder sein. Er fiel in eine Art Trance vor lauter Schmerz und Trauer. Von hinten sah er durch einen Schleier die Verfolger kommen und plötzlich wurde er wieder wach. Er schwang sich auf sein Rad und reihte sich in der Gruppe mit ein.

Vorne lancierte Hoste eine erneute Attacke und ließ Boonen ein zweites Mal stehen. Wahrscheinlich kann sich dieser auch nicht daran erinnern, in einem Kopfsteinpflasterrennen zweimal dem gleichen Konkurrenten nicht folgen zu können. Trotz seiner Sprintstärke erreichte Boonen Hoste nicht mehr, was vielleicht auch auf die nun fehlende Unterstützung seines „Alliierten“ Wesemann zurückzuführen war, und somit heißt der diesjährige Besieger der Hölle des Nordens Leif Hoste. Die letzten fünfzig Kilometer fast komplett im Wind fahrend gibt es vielleicht keinen verdienteren Sieger als Hoste, der heute zweifellos der Stärkste war.
Die Verfolgergruppe mit einem völlig versteinerten Wesemann trudelte mit einem Rückstand von fast zwei Minuten im Ziel ein. Den Sprint um den letzten verbliebenen Podiumsplatz gewann Hammond vor Ballan und Backstedt. Björn Leukemanns wurde im übrigen 22ter mit einem Rückstand von 6´39…

Paris – Roubaix:

1. Hoste 7H38´46
2. Boonen s.t.
3. Hammond + 1´56
4. Ballan s.t.
5. Backstedt s.t.

12. Wesemann s.t.

Moeses
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Beitrag: # 469373Beitrag Moeses
3.10.2007 - 20:03

Paris - Roubaix: Nachtrag

---------------Predictor-Lotto die KSP - Könige-------------------Wiesenhof-Felt vom Pechverfolgt-----------------Wesemann: „Beende mit dem heutigen Tag meine Karriere“ ----------------------------------------------------------------------Nachwuchstalent Wallhuber nach Sturz bei Criterium mit Alkoholproblemen?---------------------------------------

„RING“
Tobias war sich nicht sicher, was er gerade gehört hatte, weit, weit entfernt.
„RIIIIING“
Jetzt war er sich sicher. Irgendein Verrückter klingelte mitten in der Nacht an seiner Wohnungstür. Tobias dachte nicht im entferntesten daran, aufzustehen und diesem Verrückten die Tür zu öffnen. Sein Kopf dröhnte unheimlich.
„RIIIIIING“……“RIIIIIINIG“
Die Nervensäge wollte nicht aufgeben und Tobias öffnete die Augen, nur um sie direkt wieder zu schließen. Es war verdammt hell mitten in der Nacht. Als er zum vierten Mal das Klingeln hörte gab er schließlich auf und schleppte sich und seinen schweren Kopf zur Wohnungstür. Er öffnete sie ein bischen und wurde direkt zur Seite gestoßen. Sein Jugendtrainer, man könnte auch sagen, sein Entdecker, Walter Wilken, stürmte wutentbrannt an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer. Tobias schloss langsam seine Wohnungstür und folgte ihm, mit einer Hand seinen Kopf festhaltend.
„Was, zur Hölle, ist mit dir los???“ schrie Walter ihn an und wedelte dabei mit einer Zeitung herum.
„Wieso? Was soll mit mir los sein? Warum schreist du mich so an? Nicht so laut bitte! Was ist denn los? Und was ist das für eine Zeitung, Coach?“ entgegnete ihm Tobias etwas verwirrt.
„Was machst du die ganze Zeit? Und wie siehst du überhaupt aus? Es ist fast Mittag und du liegst anscheinend noch im Bett! Und deine Wohnung sieht auch aus wie auf einem Rumpelplatz! Hast du schon gelesen, was die Zeitungen über dich schreiben?“ Er reichte Tobias die ProCycling. „Wieso lässt du dich so gehen? Meinst du, du bist der einzige auf dieser Welt, der schon mal eine Niederlage hat einstecken müssen?“
Tobias starrte wie gebannt auf die aufgeschlagene Seite. Da stand tatsächlich, dass Steffen Wesemann seine Karriere beenden wollte. Mit dem Gerücht, dass er Alkoholprobleme hatte, hielt er sich nicht lange auf, wusste er es doch selber besser. Er musste sich erstmal setzen, so geschockt war er über den Rückzug Wesemanns. Während er den Bericht durchlas, redete Walter weiter auf ihn ein.
„Was ist mit dir los??? Du warst doch sonst immer so zielstrebig! Es ist nicht wichtig, wie oft man hinfällt, sondern das man immer wieder aufsteht! Wir wissen beide, dass du das Talent zu einer großen Karriere hast, und die ersten Ansätze hast du doch in diesem Frühjahr gezeigt! Warum wirfst du das alles weg? Talent ohne harte Arbeit ist wertlos! Wieso willst du nicht mehr kämpfen?“
Tobias blickte hoch und fragte völlig geschockt: „Wieso ist Wesemann zurückgetreten?“
Erst jetzt hielt Walter inne und merkte, was sein früherer langjähriger Schützling bewegte: „Die vergebene Chance von Roubaix hat ihn so sehr mitgenommen. Er wird wohl nie mehr so nah an einem Sieg dran sein, das hat er realisiert und die Konsequenzen gezogen. Aber er hat unzählige Profijahre hinter sich, während deine Karriere erst anfängt, falls du sie noch nicht weggeworfen hast!“
„Aber es ist alles so sinnlos! Ich habe so lange dafür trainiert und dann nimmt mir ein Schlagloch alle Chancen!“ Tobias Augen wurden feucht und Walter entgegnete ihm: „Dann trainierst du eben noch mal und diesmal noch härter als vorher! Du hast doch allen gezeigt, dass du es schaffen kannst!“
„Aber es ist alles so sinnlos! Ich glaube nicht, dass ich es noch mal schaffen kann, jetzt wieder sechs Wochen Pause und dann noch mal von ganz unten anfangen, es ist hoffnungslos! Ich schaff es einfach nicht!“ Tobias fing nun wirklich an zu heulen und Walter drückte ihn an sich. In diesem Moment entlud sich alles, was sich seit seinem Sturz aufgestaut hatte. Walter war über Jahre nicht nur der Trainer und Mentor, sondern eine richtige Vaterfigur für Tobias gewesen. Ende des letzten Jahres hatten sich dann die Wege getrennt, nachdem Tobias endlich einen Profivertrag bekommen hatte. Er ließ Tobias sich ausheulen und als dieser sich wieder beruhigt hatte, machte er erstmal Kaffee und Frühstück für die beiden.

Tobias las den Bericht mehrmals hintereinander durch und konnte es einfach nicht fassen. Er sollte Alkoholprobleme haben! Unfassbar! Außerdem wurde er in dem Bericht als eines der „vielleicht hoffnungsvollsten österreichischen Talente hinter dem österreichischen Meister Bernhard Kohl“ genannt. Irgendwie machte ihm das Angst. Von seinem früheren Selbstbewusstsein war nicht mehr viel geblieben. Was erwartete denn jetzt sein Team von ihm? Nach Wesemanns Rücktritt war er doch nun einer der Kapitäne, er konnte doch nicht seine Teamkollegen enttäuschen. Von der Presse, die ihn bei den kommenden Misserfolgen in der Luft zerreißen würde, ganz zu schweigen. Er wurde immer sicherer, er würde es nicht schaffen können! Zum ersten Mal sprach er nun mit jemanden über seine Sorgen. Und Walter hörte einfach nur zu. Bis er plötzlich nach einer ganzen Weile heftig mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
„Jetzt hör aber mal auf, in Selbstmitleid zu zerfließen! Du bist doch jetzt fast da, wo du immer hinwolltest: Du bist jetzt einer der Team-Kapitäne, also verhalt dich auch entsprechend! Und warum hast du Angst zu versagen? Du bist doch einer der besten, das hast du doch dieses Frühjahr bereits bewiesen!“
„Ich konnte bei der Murcia – Rundfahrt mit Zabriskie nicht einmal einen Zeitfahrer am Berg abhängen! Und mein Sieg beim GP Marseille kann auch nur Glück gewesen sein!“ offenbarte Tobias ihm seine Gedanken.
„Aber du weißt doch gar nicht, inwieweit sich Zabriskie am Berg verbessert hat! Und wieso sollte dein anderer Sieg so viel Glück gewesen sein? Du hast doch bei der Murcia-Rundfahrt auch andere, wie zum Beispiel Carlos Sastre und Tadej Valjavec hinter dir gelassen! Du brauchst keine Zweifel haben, du hast sie alle besiegt, weil du einfach besser warst!“
Er wartete einen Moment, bis er fortfuhr: „Ich habe beschlossen, dich vor eine Wahl zu stellen. Wir wissen beide, was dein zweites großes Saisonziel ist, und bis dahin ist noch genug Zeit. Wenn du bereit bist, härter zu arbeiten als je zuvor und alle Zweifel beiseite zu schieben, würde ich dich gerne wieder trainieren! Ansonsten muss du selbst sehen, ob du deine Karriere wegwerfen möchtest, auch wenn ich das wirklich sehr bedauern würde!“
Hatte Tobias das richtig verstanden? Walter Wilken wollte ihn wieder trainieren? Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, doch vielleicht war gerade der Faktor „Walter“ das entscheidende Quentchen, was ihm bei der Murcia-Rundfahrt noch gefehlt hatte. Hoch erfreut stimmte er ein, doch Walter hatte noch eine Einschränkung:
„Überleg dir das gut! Ich will nicht meine Zeit verschwenden! Wenn du disziplinlos oder faul bist, dann verschwinde ich wieder! Wenn du mir etwas verheimlichst, sei es irgendwelche physischen Probleme, oder aber etwas anderes, dass dich bedrückt oder beschäftigt, dann bin ich auch weg! Wir können keine Ablenkungen gebrauchen. Morgen früh komm ich wieder, da werd ich sehen, wie ernst du es meinst!“ Er gab Tobias die Hand und ging zur Tür, nur um letzten Moment sich noch einmal umzudrehen und Tobias, der immer noch im Wohnzimmer stand, zu verkünden: „Und was deine Zweifel mit der Presse und der Verantwortung deinen Teamkollegen gegenüber angeht, so habe ich da auch schon eine Idee! Also bis Morgen, du weißt ja wie wichtig mir Disziplin ist!“

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José Miguel
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Beitrag: # 469381Beitrag José Miguel
3.10.2007 - 20:24

Sehr schön. Weiter so! :D
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

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