Frankreisch - Die Reifezeit V
Moderatoren: Steini, jonas, Rad-Schumi, Flomann, Henrik, PS
Frankreisch - Die Reifezeit V
Herzlich Willkommen in Frankreich, die Vorbereitungen nähern sich dem Ende, wir freuen uns auf eine spannende, ereignisreiche Tour de France 2008.
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Jonas
TIppspielhandballweltmeister 2019
Jonas
TIppspielhandballweltmeister 2019
- Stephen Roche
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- Registriert: 14.7.2003 - 13:55
Noch eine Melange, bitte! Das "Bitte" schien weder nötig noch gewürdigt, vermochte jedenfalls nicht den Charme der Bedienung zu beeinflussen. Und doch: Es geht dich nichts über die emotionale Abgeschiedenheit eines Kaffeehauses mitten in Wien. Keiner interessiert sich für den Nebenmann, gleich ob Gast oder Kellner. Der ideale Ort, um das beige gewordene Papier eines Sportlerlebens neu zu beschreiben.
Danke. Welche Verschwendung an Silben. Merkwürdigerweise störte das Nichterkanntwerden hier nicht. Nein, es wäre geradezu paradox, würde dieses dem Interieur längst ähnlich erscheinende, leicht angegraute Exemplar eines Kellners - das Wort Bedienung wäre eine schlichte Übertreibung - mit Stift und Sammelbild erscheinen und nach einem Autogramm fragen. Nein. Hier war er genau richtig. Hier musste es geschehen. Es war Zeit, das letzte Band zu trennen. Adieu.
Und ein kurzes Nicken für die Zukunft, die, dunkle Gläser vor den Augen, soeben an den Tisch trat. Wortlos stand er auf. Wortlos setzten sie sich.
Die Zeit ist reif.
Danke. Welche Verschwendung an Silben. Merkwürdigerweise störte das Nichterkanntwerden hier nicht. Nein, es wäre geradezu paradox, würde dieses dem Interieur längst ähnlich erscheinende, leicht angegraute Exemplar eines Kellners - das Wort Bedienung wäre eine schlichte Übertreibung - mit Stift und Sammelbild erscheinen und nach einem Autogramm fragen. Nein. Hier war er genau richtig. Hier musste es geschehen. Es war Zeit, das letzte Band zu trennen. Adieu.
Und ein kurzes Nicken für die Zukunft, die, dunkle Gläser vor den Augen, soeben an den Tisch trat. Wortlos stand er auf. Wortlos setzten sie sich.
Die Zeit ist reif.
IONO1
Der Anruf war einer unter vielen. Fans, Sponsoren, Freunde und Familie. Alle wollten etwas zum nächsten funklenden Ring am Finger des Champs sagen. Sie wollten Geld, sie wollten einen Teil des Ruhms, irgendwas wollten sie alle.
Manche Anrufe unter vielen sind besonders, sind gar einzigartig und eine lange Flugreise später, bei den leisen Klängen eines Klaviers, sollte sich herausstellen, ob dieser dazugehört.
Mehr Anrufe jedenfalls waren jetzt nicht erwünscht. Diverse Mobiltelefone sollten die nächsten Stunden schweigen und als die Sonnebrille wie in Zeitlupe von den Augen genommen wurde, um leise klappernd auf dem Tisch zur Ruhe zu gelangen, konnten gewitzte Beobachter im ersten Blick schon vieles lesen.
Die Zeit ist reif
Manche Anrufe unter vielen sind besonders, sind gar einzigartig und eine lange Flugreise später, bei den leisen Klängen eines Klaviers, sollte sich herausstellen, ob dieser dazugehört.
Mehr Anrufe jedenfalls waren jetzt nicht erwünscht. Diverse Mobiltelefone sollten die nächsten Stunden schweigen und als die Sonnebrille wie in Zeitlupe von den Augen genommen wurde, um leise klappernd auf dem Tisch zur Ruhe zu gelangen, konnten gewitzte Beobachter im ersten Blick schon vieles lesen.
Die Zeit ist reif
- Stephen Roche
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Er ließ seinem Gegenüber Zeit, die fernen Urspünge Starbucksschen Abklatsches einzuatmen und - ja, so schien es - zu genießen. Waren noch viele Worte nötig? Sie wussten beide, was sie wollten. Mussten beide niemanden mehr etwas beweisen. Worum ging es also? Um Geld? Siege? Di schmachtenden Blicke neunzehnjähiger Mädchen? Das alles hatten Sie im Überfluss gehabt. Gewiss, sie würden einen Sieg nicht von der Bettkante stoßen. Aber eigentlich ging es um etwas anderes.
Zeit, das Loblied auf die alten Männer anzustimmen. Lass es uns auf unsere Art machen.
Wenn auch die anderen, all die Hasen und Jäger, nicht den Blick für das große Ganze hatten und immer noch in der Hoffnung auf ein Wenig Ruhm Kilometer um Kilometer zur Vorbereitung auf die Tour hinter sich brachten, so sollte es sie nicht davon abhalten, hier zu sitzen und Kaffee zu trinken.
Wir brauchen die Tour nicht. Und wenn wir sie dennoch fahren, so erweisen wir der alten Dame lediglich unseren Respekt.
Zeit, das Loblied auf die alten Männer anzustimmen. Lass es uns auf unsere Art machen.
Wenn auch die anderen, all die Hasen und Jäger, nicht den Blick für das große Ganze hatten und immer noch in der Hoffnung auf ein Wenig Ruhm Kilometer um Kilometer zur Vorbereitung auf die Tour hinter sich brachten, so sollte es sie nicht davon abhalten, hier zu sitzen und Kaffee zu trinken.
Wir brauchen die Tour nicht. Und wenn wir sie dennoch fahren, so erweisen wir der alten Dame lediglich unseren Respekt.
IONO1
Freitagnachmittag. Strahlende Sonne. 31.5 Grad.
Ich bin der Schnellste, von den Autos jetzt mal abgesehen, das tut gut. Keiner stört mich. Kein Teamfunk, keine anderen Fahrer, keine Zuschauer. Einfach nichts. Die Ruhe motiviert mich. Liege gut in der Zeit. Sieht nach einem neuen Rekord aus. Der Gotthardpass liegt mir einfach.
Vor mir eine Postkutsche. Weit ist es nicht mehr. Jetzt noch mal alles geben. Einen Gang hoch, an der Kutsche vorbei. Die Pferde sehen erschöpft aus. Aber die Kraft für eine Begrüssung haben sie. Getreu dem Motto "Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd" gebe ich gezwungenermassen noch etwas mehr Gas.
Dieses Jahr wird meine Tour. Der Winterspeck ist weg. Dieser war beim Giro mein grösster Feind. Doch jetzt: Die Zeit ist reif.
Ich bin der Schnellste, von den Autos jetzt mal abgesehen, das tut gut. Keiner stört mich. Kein Teamfunk, keine anderen Fahrer, keine Zuschauer. Einfach nichts. Die Ruhe motiviert mich. Liege gut in der Zeit. Sieht nach einem neuen Rekord aus. Der Gotthardpass liegt mir einfach.
Vor mir eine Postkutsche. Weit ist es nicht mehr. Jetzt noch mal alles geben. Einen Gang hoch, an der Kutsche vorbei. Die Pferde sehen erschöpft aus. Aber die Kraft für eine Begrüssung haben sie. Getreu dem Motto "Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd" gebe ich gezwungenermassen noch etwas mehr Gas.
Dieses Jahr wird meine Tour. Der Winterspeck ist weg. Dieser war beim Giro mein grösster Feind. Doch jetzt: Die Zeit ist reif.
Der Kaffee war ein Genuss. Das Schweigen auch. In ewiglangen Sekunden fiel der Stress einer ganzen Saison von ihm ab und ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Dann drangen die ersten Worte wie Musik an seine Ohren und das Lächeln wurde breiter, begleitet von dem leichten Nicken des Kopfes, das Zustimmung deutlicher signalisiert als jedes Ja.
Erweisen wir ihr Respekt.
Ein unzureichendes Wort für etwas Großes in der Welt. Respekt. Manchmal wie ein Wiederhall aus längst vergangenen Zeiten. Und doch...
Ich bin es ohnehin müde, etwas einzufordern. Also schauen wir doch, was wir noch zu geben haben und es mag sich herausstellen, dass die Art der alten Männer noch auf lange Zeit die einzig wahre Art ist.
Dann drangen die ersten Worte wie Musik an seine Ohren und das Lächeln wurde breiter, begleitet von dem leichten Nicken des Kopfes, das Zustimmung deutlicher signalisiert als jedes Ja.
Erweisen wir ihr Respekt.
Ein unzureichendes Wort für etwas Großes in der Welt. Respekt. Manchmal wie ein Wiederhall aus längst vergangenen Zeiten. Und doch...
Ich bin es ohnehin müde, etwas einzufordern. Also schauen wir doch, was wir noch zu geben haben und es mag sich herausstellen, dass die Art der alten Männer noch auf lange Zeit die einzig wahre Art ist.
- Harryhase05
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Ist mir auch aufgefallen...
Zuletzt geändert von PepsiLight am 27.6.2008 - 19:18, insgesamt 2-mal geändert.
Monaco
#28
#28
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Kobelix hat geschrieben:Ich bin es ohnehin müde, etwas einzufordern. Also schauen wir doch, was wir noch zu geben haben und es mag sich herausstellen, dass die Art der alten Männer noch auf lange Zeit die einzig wahre Art ist.
Apropos ... er hat zugesagt.
Welch merkwürdige Situation, sich mit jenen den Champagne zu teilen, die bislang nur mit entschlossenen, ja grimmigen Blick die Berge hochgestramoelt sind. Neben ihm und oft genug auch weit vor ihm. Würde der Dritte im Bunde noch eine solche Rundfahrt hin... zaubern können? Kam es darauf an?
Er meint, er habe noch etwas im Köcher.
IONO1
Soll er es beweisen. Notfalls sind wir jederzeit stark genug einen Fehlschlag zu kompensieren und wir beide wissen, dass es vor allem auf das Herz ankommt. Wenn er es versucht, soll es mir genug sein.
Nachdenklich folgt sein Blick dem Kellner, der Kuchen an einen anderen Tisch bringt. Sachertorte, Apfelstrudel, Schlagsahne... ruckartig schaute er seinen Gegenüber wieder an und die Gedanken wandern von den kulinarischen Genüssen zurück zu den großen vor ihnen liegenden Aufgaben. Die Zusammenstellung des Teams war von essentieller Bedeutung, Fehler würden einen lange verfolgen.
Das Lächeln stahl sich zurück auf seine Lippen. Immer der ewige Zweifler, wie? Die Größe der Idee würde sich durchsetzen. Für Zweifel ist hier noch kein Platz.
Kommt er denn her?
Nachdenklich folgt sein Blick dem Kellner, der Kuchen an einen anderen Tisch bringt. Sachertorte, Apfelstrudel, Schlagsahne... ruckartig schaute er seinen Gegenüber wieder an und die Gedanken wandern von den kulinarischen Genüssen zurück zu den großen vor ihnen liegenden Aufgaben. Die Zusammenstellung des Teams war von essentieller Bedeutung, Fehler würden einen lange verfolgen.
Das Lächeln stahl sich zurück auf seine Lippen. Immer der ewige Zweifler, wie? Die Größe der Idee würde sich durchsetzen. Für Zweifel ist hier noch kein Platz.
Kommt er denn her?
- Klaus und Tony
- Alterspräsident
- Beiträge: 35496
- Registriert: 27.4.2002 - 2:27
- Wohnort: Dresden
When are you gonna come down
When are you going to land
I should have stayed on the farm
I should have listened to my old man
You know you can't hold me forever
I didn't sign up with you
I'm not a present for your friends to open
This boy's too young to be singing the blues
So goodbye yellow brick road
Where the dogs of society howl
You can't plant me in your penthouse
I'm going back to my plough
- Stephen Roche
- Verir(r)ter
- Beiträge: 11734
- Registriert: 14.7.2003 - 13:55
- CristianoRonaldo7
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- Registriert: 19.6.2004 - 11:13
- Wohnort: Berlin
Es ist nur ein Sport, sei dieser nun geprägt durch orangefarbene Lederbälle oder aus Carbon gefertigten Highend-Räder. Egal, ob du deinen Körper in die Höhe schraubst, um diesen Ball durch den drei Meter hohen Ring zu wuchten oder deine Beine stupide hoch und runter bewegst, nur um diesen zwei Tausend Meter hohen Berg vor allen anderen zu erklimmen. Egal, ob du in letzter Sekunde den Wurf versenkst oder mit dem entscheidenden Antritt deine Gegner hinter dir lässt. Es ist nur ein Sport. Nur ein Sport. Immer wieder ergriffen mich diese Gedanken.
Damals. Ja, drei Jahre zurück ist schon damals. Erschreckend diese Erkenntnis. Da ging es um nichts anderes. Vier Viertel den Court auf und ab laufen und dem Ball hinterherjagen, drei Wochen lang diese endlosen Asphaltstraßen entlang radeln und Wind und Wetter trotzen. Der Sport ist gleich geblieben. Doch irgendetwas war anders. Irgendetwas fehlte. Nur was?
Grübelnd nahm ich einen Wurf nach dem anderen in der Hoffnung mit dem nächsten Treffer eine Antwort zu finden.
Damals. Ja, drei Jahre zurück ist schon damals. Erschreckend diese Erkenntnis. Da ging es um nichts anderes. Vier Viertel den Court auf und ab laufen und dem Ball hinterherjagen, drei Wochen lang diese endlosen Asphaltstraßen entlang radeln und Wind und Wetter trotzen. Der Sport ist gleich geblieben. Doch irgendetwas war anders. Irgendetwas fehlte. Nur was?
Grübelnd nahm ich einen Wurf nach dem anderen in der Hoffnung mit dem nächsten Treffer eine Antwort zu finden.
Was ist hier los? Wo bin ich? Das waren die ersten beiden Fragen, die Dimitri durch den Kopf gingen, als der das Licht diese Tages erblickte. Doch war das wirklich ein Kopf auf seinem Körper? Nein, das war etwas schmerzendes, angeschwollendes, pochendes, aber doch sicher nicht sein Kopf! Den Grund für sein Unwohlsein erkannte er schnell, als er drei, vier, vielleicht auch ein paar mehr Vodka-Flaschen bei seinem Aufstehen aus dem Bett schmiss. Scheinbar war das gestern doch ne ganz gute Feier!
Was gab es denn zu feiern? Achja, ein russicher Oligarch hatte mal wieder etwas überflüssiges Geld in einer seiner Portokassen entdeckt und sich kurzer Hand für den Radsport als den Sport seiner Wahl entschieden. Hier sollen die Millionen nun ausgegeben werden, natürlich zuerst in Dimitris Hände. Aus diesem Anlass gab es gestern eine Eröffnungsfeier. Wie man es von uns Russen gewohnt ist, natürlich mit ordentlich Nationalgetränk dazu.
Das neue Team bestand zu zwei Dritteln aus Fahrern aus seiner Heimat. Nur ein kleiner Italiener sowie ein vermeindlich endschneller Däne sind noch dazugestoßen. Das sie noch lange keine Russen sind haben die beiden gestern Abend schon bewiesen, als sie bereits nach 2 Runden sich etwas hinterrücks mit der Ausrede "wir trainieren morgen" rausgeredet haben und ins Bett gegangen sind. Aber was solls, der Rest hat ordentlich gefeiert! Jetzt anziehen, fertig machen und aufs Rad, und dann kanns auch schon... *WÜÜÜRGHHH* Vielleicht doch noch etwas warten...
Was gab es denn zu feiern? Achja, ein russicher Oligarch hatte mal wieder etwas überflüssiges Geld in einer seiner Portokassen entdeckt und sich kurzer Hand für den Radsport als den Sport seiner Wahl entschieden. Hier sollen die Millionen nun ausgegeben werden, natürlich zuerst in Dimitris Hände. Aus diesem Anlass gab es gestern eine Eröffnungsfeier. Wie man es von uns Russen gewohnt ist, natürlich mit ordentlich Nationalgetränk dazu.
Das neue Team bestand zu zwei Dritteln aus Fahrern aus seiner Heimat. Nur ein kleiner Italiener sowie ein vermeindlich endschneller Däne sind noch dazugestoßen. Das sie noch lange keine Russen sind haben die beiden gestern Abend schon bewiesen, als sie bereits nach 2 Runden sich etwas hinterrücks mit der Ausrede "wir trainieren morgen" rausgeredet haben und ins Bett gegangen sind. Aber was solls, der Rest hat ordentlich gefeiert! Jetzt anziehen, fertig machen und aufs Rad, und dann kanns auch schon... *WÜÜÜRGHHH* Vielleicht doch noch etwas warten...
Dimitri Doublinov
Reifezeit:
Giro: 3 Etappen
Tour: 1 Etappe
Vuelta: 2 Etappe
BAD BANK, BAD BANK,
Whatcha gonna do, whatcha gonna do
When they come for you...
Reifezeit:
Giro: 3 Etappen
Tour: 1 Etappe
Vuelta: 2 Etappe
BAD BANK, BAD BANK,
Whatcha gonna do, whatcha gonna do
When they come for you...