Um den notwendigen Schularbeiten zu entkommen, philosophiere ich hier einfach mal noch ein bisschen.
Meine Favoritin für heute ist Serena Williams. Gleichwohl muss man sagen, dass beim Duell der Schwestern eigentlich alles passieren kann. Venus spielte sich zwar ähnlich souverän durchs Turnier, hatte meines Erachtens die etwas schwächeren Aufgaben. Cavaday, Keothavong und Martinez Sanchez kann man unter den Tisch kehren. Kleybanova hatte sich auch eher durchs Turnier gemogelt. Am schwersten fand ich da eigentlich Tanasugarn, die die letzten beiden Wochen extrem gut spielte. Die Thailänderin stufe ich auch noch höher als Dementieva ein, die einfach zu schwach servierte. Williams spielte dagegen immer gegen stärkere Gegnerinnen. Schon Kanepi, U. Radwanska, Mattek und Mauresmo sind nicht leicht. Aber gerade die souveränen Auftritte gegen A. Radwanska und J. Zheng sind nicht hochgenug zu bewerten. Sodass ich mich wiederhole: Serena ist meine Favoritin. Trotz des Sieges von Venus letztes Jahr.
Bei den Herren war ich gestern schon etwas schockiert, dass Nadal mit Schüttler im zweiten Satz so viele Probleme hatte. Da scheint beim Spanier nach dem sensationell starken ersten Satz ein wenig die Spannung abgefallen zu sein. Trotzdem kam Schüttler über den gesamten Matchverlauf nur zu etwa 20% der Punkte bei Nadal-Aufschlag, was doch noch eine ordentliche Quote bedeutet.
Federer hingegen wusste sehr zu überzeugen. Gerade der zweite Aufschlag kam über weite Strecken sensationell gut. Da punktete er weitaus besser als beim ersten Service. Dennoch bleibe ich bei meiner Ansicht, dass Nadal morgen als Sieger vom Platz geht.
Mal noch einen kurzen Blick aufs deutsche Frauentennis... Sabine Lisicki hat dieses Jahr doch häufiger gezeigt, was sie draufhat. Aber im Laufe des Jahres bin ich mehr und mehr zu der Überzeugung gekommen, dass es für ganz vorne wohl nie reichen wird. Der erste Aufschlag kommt meist wirklich gut. Allerdings punktet sie deutlich zu selten beim zweiten Aufschlag und macht auch häufig arg viele Doppelfehler. Noch dazu scheint sie zu wenig Geduld zu haben und mental nicht stark genug zu sein. Viele enge Matches gingen verloren. Paradebeispiel war die Niederlage gegen Bammer in Berlin. Wenn es nicht ganz rund läuft, überwiegen doch die Unforced Errors und die Winner bleiben zurück. Potential hat Lisicki mit Sicherheit, Top30 würde ich ihr auch ohne weiteres zutrauen, aber ihr Ziel, die Nummer 1 der Welt zu werden, nein, dazu fehlt ihr glaube ich doch etwas. Ähnlich verhält es sich bei Görges. Die hat in Wimbledon zwar mit sehr guter Leistung eine Srebotnik rausgehauen, aber auch ihr fehlt einfach noch die Konstanz und das gewisse Etwas. Dennoch wird auch sie in den nächsten 1-2 Jahren in den Top50 stehen, denke ich. Bei den kleineren Turnieren macht momentan Anne Schäfer ein wenig auf sich aufmerksam. Die 19-jährige steht mit Platz 238 so hoch wie noch nie und überzeugte zuletzt durch Konstanz. So stand sie bei den letzten drei Challengern jeweils im Finale. Allerdings spielt sie fast ausnahmslos auf Asche.
Sehr, sehr erfreulich ist aber Anna-Lena Grönefeld. Ich muss zugeben, ich hatte sie im November des letzten Jahres abgeschrieben. Da verlor sie nach langer Turnierpause gegen eine gewisse Ana Savic, die damals - glaube ich - noch um Rang 600 im Ranking stand, mit 6:7 und 4:6. Erstmals aufzeigen konnte Grönefeld dann aber wieder im Mai. Sie spielte sich souverän durch die Quali von Zagreb, scheiterte aber dann gleich wieder in Runde 1 gegen Jelena Kostanic Tosic. (3:6 4:6) Die Kroatin ist aber auch nicht schlecht, steht sie doch auf Rang 120 und war schon mal auf Rang 30. Mitte Juni dann der Durchbruch von Grönefeld. Sie gewinnt das Turnier von Zlin, sogar relativ souverän und schlägt hier im Finale die besagte Jelena Kostanic. Eine Woche später domnierte sie ein 10.000 $ Turnier in den Niederlanden, danach gewann sie ebenso souverän in Frankreich. Somit ist Grönefeld wieder um Rang 250 und dürfte auch bald bei WTA-Turnieren wieder auftauchen. (und ich dachte, sie wäre auch bereits in einer Entrylist zu finden gewesen...) Somit sehe ich das deutsche Damentennis wieder in einem deutlichen Aufschwung, nachdem es für Martina Müller dieses Jahr doch deutlich bergab ging. Und ich denke mal, es geht auch nicht mehr bergauf bei ihr.
Noch ein Wort zu Wimbledon: Laura Robson hat sich tatsächlich ins Finale spielen können. Sie serviert einfach unheimlich gut und scheint für ihr Alter ungewöhnlich wenig Schwächen zu haben. Die Buchmacher sehen das zwar anders, aber auch gegen die an 3 gesetzte Lertcheewakarn sehe ich Robson im Vorteil. Die Thailänderin wusste zwar durch teilweise erstaunliche Moral zu überzeugen. Aber ich denke der Aufschlag und das druckvolle, aber nicht sehr fehlerbehaftete Spiel könnten zu Gunsten von Robson entscheiden - wenn die Nerven mitspielen. Mein Wettkonto würde sich freuen.