Schär-Preis Winter 2009

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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arkon
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Schär-Preis Winter 2009

Beitrag: # 6751394Beitrag arkon
12.1.2009 - 11:20

Hallo liebe Leute,
Von einigen von euch schon heiß erwartet ist er nun da: Der nächste Schärpreis, Winter 2009, steht bevor. Und damit diesmal auch keiner das kurze Zeitlimit als Ausrede nimmt gibt es diesmal ein bisschen mehr Zeit.
Der Schärpreis ist ein Kurzgeschichtenwettbewerb. Schreiben darf jeder, außer den Juroren natürlich. Die Geschichten könnt ihr hier im Thread posten, am Ende der Frist, Samstag, der 28. Februar um 23:59 Uhr, werden wir sie bewerten und dann einen Sieger küren. Soviel zur Kürze.
Der Grund für diesen Aufruf ist ganz einfach: Die Sattlerei ist mittlerweile voll mit guten Schreibern. Der AAR-Sektor ist auf einem hohen Niveau angekommen und es wird in vielen Geschichten gleichzeitig geschrieben, regelmäßig und auch zum Teil schon erfreulich lange. Nun hatte ich die Idee, diesen erfreulichen Fakt zu nutzen und alle „Schreibtalentierten und die, die sich dafür halten“ aufzurufen, ihr Talent zur Schau zu stellen.
Warum dafür extra einen Kurzgeschichtenwettbewerb? Ein guter Grund ist einfach der, das man in eine kleine Geschichte oft viel mehr Energie investieren muss als in einen langen Text. Kurzgeschichten sind kurz, und daher hat man nicht viel Platz seine Charaktere auszubreiten. Es ist also eine besondere Herausforderung und ich bin einfach sehr gespannt auf die Texte, die dabei heraus kommen. Zum anderen ist es auch gute Eigenwerbung für den Schreiber: Wem eine Kurzgeschichte gefällt, der kann auch gleich anfangen, den AAR desjenigen zu lesen. Und vor allem ist es eine gute Chance für noch-nicht Autoren: Sie können hier locker und flockig ausprobieren, ob sie Talent haben und möglicherweise den Spaß am Schreiben entdecken. Gute Idee? Gute Idee!
So, jetzt zu den Regeln. Der Wettbewerb startet natürlich ab sofort, Abgabeschluss ist der 28 Februar. Ihr habt ein paar Wochen Zeit eine Idee zu entwickeln und umzusetzen. Sollte reichen.
Als Thema könnt ihr euch alles aussuchen. Besser gesagt alles, was mit Radsport zu tun hat. Es muss kein Rennen sein, es kann beispielsweise auch eine Szene um ein Rennen herum sein, oder eine Trainingseinheit, oder etwas völlig anderes (wie sich einer Nudeln kocht etc.). Lasst euch was einfallen! Es würde mich nichts trauriger machen als später hier 20 Geschichten über eine Weltmeisterschaft zu lesen. Abwechslung ist gut, und originelle Ideen sind immer ein Plus!
Die Jury wird die Kurzgeschichten als ganzes bewerten, also ohne eine Unterteilung. Dadurch vermeiden wir den lästigen Fall das eine abgöttisch gute Geschichte nicht gewinnt, weil in irgendeinem Teil geschlampt wurde. Und ich hoffe natürlich auf viele abgöttisch gute Geschichten . Bewertet wird eine Geschichte mit einer Prozentzahl. 100% wäre eine perfekte Geschichte, 0% wäre ein weißes Blatt.
Juror bin für den Moment nur ich, aber über Verstärkung würde ich mich freuen. Drei Mann wären ideal. Natürlich kann kein Mitglied der Jury eine Geschichte schreiben, versteht sich eigentlich von selbst.
Der Bezug zum Radsportmanager, gleich welcher Version, ist rein optional. Das heißt: Ihr dürft selbstverständlich das Rennen dort spielen und die Ergebnisse posten, ihr könnt sie aber auch völlig frei erfinden. Anders als bei normalen AARs werden in diesem Wettbewerb auf die Wertung nicht-textueller Teile eines Beitrags verzichtet. Heißt auf Deutsch: Bilder und alles, was euch sonst noch an Schnick-Schnack einfällt ist willkommen, fließt aber nicht mit in die Wertung ein.
Ich weiße nochmal darauf hin, dass die grundsätzlichen Regeln dieses Unterforums gelten. Heißt: Kein Doping. Lasst es einfach außen vor, beschäftigt euch nicht damit. Keine Firmenpleiten. Und: Der gute Anstand sollte gewahrt bleiben. Wenn ihr grenzwertige Dinge vorhabt, werdet ihr es wissen. Lasst euren gesunden Menschenverstand walten.
Der Name des Preises leitet sich aus dem Namen des ersten Gewinners des Grünen Trikots der Tour de France ab, Fritz Schär. Dem Sieger dieser Austragung steht folgendes Signatur-Bildchen zur Verfügung:
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Und noch einmal: Dieser Wettbewerb soll vor allem Leute aus den Löchern locken, die sonst nichts schreiben. Ich hoffe auf viele Teilnehmer, aber: Wenn ihr nur ein Rennen im RSM spielt und darüber schreibt „Dann greift Ulle an, dann kontert Merckx…“ dann seit ihr hier wohl nicht so richtig. Es sollte schon eine Geschichte sein.
Noch ein Wort zum Ablauf: Ihr postet einfach hier eure Geschichten. Ich werde sie dann am 28. Februar in einem Thread sammeln und Bewertungen und Anmerkungen dazu posten. Heißt auf Deutsch: Ihr dürft in diesem Thread gerne Kommentieren und Fragen stellen. Wer seine Geschichte schon fertig hat, sich aber zu fein ist, sie zu posten, kann sie mir auch per pn schicken. So kann ich sie schon einmal bewerten und spare dadurch Zeit. Danke für die Rücksichtnahme .
Damit wünsche ich euch allen viel Spaß und Erfolg beim Schreiben!

arkon
Zuletzt geändert von arkon am 26.2.2009 - 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6751441Beitrag Flame of Za-i-ba
12.1.2009 - 16:57

Och herje.

Der Pokal macht sich so schön bei mir ... Also werd ich mir wohl wieder was nettes überlegen müssen. Etwas ausgefallenes, etwas nie dagewesenes, etwas, dass die Jury überraschen wird ... Moment ... Da kommt mir doch eine Idee ...
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Grabba
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Beitrag: # 6751450Beitrag Grabba
12.1.2009 - 17:38

Ich habe auch schon eine... zwei... drei Ideen. Mal schauen, was die Zeit hergibt und mal schauen wie mir die Ideen in etwas ausgearbeiteter Form gefallen.

Oh pardon, es sind bereits vier Ideen...

sciby
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Beitrag: # 6751458Beitrag sciby
12.1.2009 - 18:20

Vorausgesetzt ich schaffe es nich eine Geschichte zu schreiben, wohl möglich aus Ideenmangel, werde ich in die Rolle eines Jurors schlüpfen. Falls Arkon das will :P
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Andy92
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Beitrag: # 6751476Beitrag Andy92
12.1.2009 - 19:42

Habe ich glaub ich schon das letzte Mal angeboten und tue dies hiermit auch wieder, wenn du mir sagen könntest, bis wann die Jury fest steht - vielleicht fällt mir ja doch noch was ein.
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arkon
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Beitrag: # 6751492Beitrag arkon
12.1.2009 - 23:15

warum seit ihr so scharf auf die jury? schreibt lieber etwas! gerade ihr zwei... ich sollte euch schon aus prinzip ablehnen, einfach nur weil ich lesen will was ihr einreicht. überlegt es euch gut.
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Andy92
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Beitrag: # 6751520Beitrag Andy92
13.1.2009 - 15:44

Ja, bis wann wirst du die Jury denn nominiert haben wollen?
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arkon
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Beitrag: # 6751581Beitrag arkon
14.1.2009 - 8:40

hmm... bis zur vergabe des preises sollte das eine machbare aufgabe sein, oder?
wer schon so fragt der will doch einfach nur ueberredet werde, seine geschichte zur wahl zu stellen. also: bitte, bitte, bitte ;)
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Andy92
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Beitrag: # 6751631Beitrag Andy92
14.1.2009 - 20:23

Da gibts nur das Problem, dass ich gar keine Geschichte habe und mir überhaupt nichts einfällt. :(
Aber ich warte mal noch - vielleicht kommt ja doch noch was.
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Valverde3007
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Re: Schär-Preis Winter 2009

Beitrag: # 6752264Beitrag Valverde3007
19.1.2009 - 21:52

arkon hat geschrieben: Als Thema könnt ihr euch alles aussuchen. Besser gesagt alles, was mit Radsport zu tun hat. Es muss kein Rennen sein, es kann beispielsweise auch eine Szene um ein Rennen herum sein, oder eine Trainingseinheit, oder etwas völlig anderes (wie sich einer Nudeln kocht etc.).
Wie weit darf man gehen? Muss ein Rennrad in der Geschichte vorkommen oder reicht es die Hauptperson als passionierten Radfahrer bzw. verhinderten Radprofi darzustellen?

Andy92
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Beitrag: # 6752270Beitrag Andy92
19.1.2009 - 22:21

Mittlerweile hab ich auch ne Idee. Ist der Preis eigentlich wieder der selbe, wie im Herbst?
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arkon
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Beitrag: # 6752295Beitrag arkon
20.1.2009 - 10:13

man darf sehr weit gehen und das ist auch ausdruecklich erwuenscht. wenn ich wieder sechs rennberichte lesen muss kotze ich. verhinderter radprofi der etwas voellig anderes macht... probiers aus. bisher hab ich mich dazu noch nicht klar ausgedrueckt, daher werde ich auch niemanden auf diese regel festnageln.
der preis ist, wie auch ausdruecklich in dem anderen thread zu lesen, der pokal plus eine urkunde. jedoch kommt mit dem pokal die buerde, ihn zum einen pfleglich zu behandeln und zum anderen weiterzuschicken.
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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6752942Beitrag Flame of Za-i-ba
25.1.2009 - 14:31

Ich hoffe mal Grabba schreibt auch hier etwas und vernachlässigt sein anderes Werk dann mal für ein paar Stunden?

Meine Idee ist zumindest im Kopf sehr gut entwickelt.

- kurz.
- kein Dialog
- kein Rennbericht
- Gefühle, Emotionen ...
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Beitrag: # 6754018Beitrag Flame of Za-i-ba
3.2.2009 - 22:22

Ist schon jemand fertig?

Ich werde morgen wohl mal mit meiner Beta Version anfangen :)
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arkon
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Beitrag: # 6756964Beitrag arkon
23.2.2009 - 12:47

kommt hier noch etwas? ich hoffe ihr schreibt alle fleißig und wollt halt nur nicht als erster posten. wenn nicht: marsch, an die arbeit! noch ist genug zeit!
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Valverde3007
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Beitrag: # 6757017Beitrag Valverde3007
23.2.2009 - 19:45

Eine Kurzgeschichte kommt auf jeden Fall noch. Es liegt aber nicht an Zurückhaltung, sondern eher an der Zeit. Die letzten zwei Wochen waren etwas stressig, bis zum 28. sollte trotzdem etwas akzeptables auf die Beine gestellt werden können.

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Flame of Za-i-ba
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Beitrag: # 6757808Beitrag Flame of Za-i-ba
28.2.2009 - 12:19

Motivation


Letzte Nacht kam es zu neuen Angriffen der USA auf kleine Dörfer in Turkmenistan. Die Gewaltbereitschaft scheint damit einen neuen Höhepunkt gefunden zu haben. Etwa 30 Bomben schlugen alleine in der Hauptstadt Asgabat ein. Mehrere hundert Menschen starben, der Großteil davon war Zivilbevölkerung. Aufgrund dieser Tatsache stehen inzwischen viele Länder den USA kritisch gegenüber. Einige beschimpften sie nun sogar schon als Massenmörder, deren Ziele willkürlich gewählt werden. Es scheint als sei es den Amerikanern wert den Tod von Tausenden in Kauf zu nehmen …


Weiter wollte er nicht lesen. Er hatte genug. Tränen flossen ihm langsam aus den Augen, liefen die Wangen entlang und klatschten auf die Tastatur. “Jeden kann es treffen”, dachte er sich noch, bevor er das Internetfenster schloss und den Bildschirm abschaltete. Neben dem Computer stand ein Bild seiner Familie. Eine Frau und zwei Kinder, die freundlich in die Kamera lächelten. “Jeden kann es treffen”, dachte er noch einmal. “Wirklich jeden.” Aus der Ecke seines Raumes holte er einen kleinen Teppich. Diesen rollte er vor sich aus und kniete sich auf ihn. Dann betete er gen Mekka in der Hoffnung, dass der Schrecken endlich ein Ende haben- und seine Familie verschont bleiben solle. Noch eine letzte Träne huschte an ihm herab. Mit einem Taschentuch trocknete er seine Augen. Er atmete tief durch und dann öffnete er die Türe. Vor ihm saßen drei Männer.

“Was gibt es Neues?”, fragten sie ihn sofort. Er ignorierte sie.
“Du hast geweint.” Sie ahnten das es nicht besser geworden war. Wie schlimm wussten sie jedoch nicht. Die TV- und Radio Sperren zum Dank, ansonsten könnten sie ihr Unternehmen gleich vergessen.

“Männer,”, begann der Coach. “heute ist der Tag. Ihr bekommt die Chance, und glaub mir, sie ist einmalig, etwas Außergewöhnliches zu tun. Keiner eures Landes hat je etwas Vergleichbares erreicht, doch das kann sich ändern, wenn ihr an euch glaubt. Natürlich seid ihr keine überbezahlten Profis, die Unmengen an Geld fürs Training ausgeben, aber das ist heute irrelevant. Heute zählt nur was ihr euch über Jahre angeeignet habt - die Leidenschaft für den Radsport. Das ist das Wichtigste. Schaut in die Geschichte: Viele Andere, scheinbar chacenlose Sportler haben Großes vollbracht, weil sie ganzen Herzens dabei waren und sich nicht zu schade waren alles aus sich herauszuholen, wirklich alles. Vielleicht seid ihr die Drei, die als Letzte ankommen, aber gebt nicht auf. Kämpft bis zum bitteren Ende und schafft das, wovon ihr nie zu träumen gewagt habt. Träume, ich glaube keiner von euch träumte die letzten Tage vom Sieg oder allgemein vom Radsport. Wer mag es euch verübeln …
Es geschehen zurzeit schreckliche Dinge, aber vergesst sie …, oder nein … Vergesst sie nicht! Nimmt sie als Ansporn, als Motivation um den Leuten euren Protest zu zeigen. Lasst sie spüren was ihr von ihnen haltet, denn das gleiche werden sie tun. Kriegt keine Angst, wenn ihr als Arschlöcher, Mörder, Attentäter oder Terroristen beschimpft werdet. Das denken sie von euch, zumindest viele. Ihr werdet Plakate mit einem Zielfernrohr sehen. Menschen, die euch drohen und welche, die euch töten würden, wenn sie es denn dürften.

Genauso gut gibt es aber auch diejenigen, die euch bejubeln. Sie respektieren euch, sie sind wahrscheinlich sogar begeistert, dass ihr unter diesen Vorraussetzungen startet. Das sind die Menschen, die wirklich Frieden in der Welt wollen. Die Anderen können euch gestohlen bleiben. Lasst euch bloß nicht provozieren. Ignoriert dumme Sprüche und rüde Gesten. Vor allem gegenüber den Fahrern. Was meint ihr was die Welt denken wird, wenn ihr drei bei der Radsport Weltmeisterschaft auf die Amerikaner losgeht, sie vom Rad zerrt und niederschlägt? Sie werden sich bestätigt fühlen und eine ganze Nation an den Pranger stellen. Denn ihr präsentiert euren Staat, euer Land, unser Turkmenistan. Soweit soll es nicht kommen. Es gibt bessere Arten um ihnen zu zeigen was ihr von ihnen haltet. Faire-, respektvollere-, sportlichere-, und vor allem erfolgreichere Möglichkeiten. Schlagt sie, oder zumindest zeigt ihnen, was in euch steckt. Dies könnt ihr jedoch nur als Team. Schaut euch einmal bitte in die Augen. Seht das Feuer bei den anderen. Wenn ihr das erblickt wisst ihr, dass ihr euch immer auf die anderen zwei verlassen könnt. Sie werden alles für euch geben, sich opfern. Wir haben keinen Kapitän, wir brauchen auch keinen. Ihr fahrt nicht für euch selber, ihr fahrt füreinander, nicht gegen die anderen, für euch!

Auf euch darf man nicht herumtreten! Ihr seid auf keinen Fall weniger wert als sie. Ihr habt nicht weniger Rechte und ihr habt nicht den Vertrag unterschrieben hinter ihnen anzukommen! Die Amerikaner sind euch in der Zahl dreifach überlegen. Sie haben die optimalen Trainingsbedingungen und sie sind schlichtweg besser. Sie sind aber nicht stärker als ihr, nicht heute. Nicht an dem Tag, wo ihr zeigen werdet was eure Nation wert ist. Es ist die einmalige Chance euer Land ein Lächeln zu schenken, das erste seit langer, sehr langer Zeit. Wenn die Nachricht eures Sieges umher geht und die Menschen euch als Helden Feiern werden sie eins denken und ich bitte euch, macht es: “Ihr habt gekämpft, und zwar ohne Waffen.” Schenkt euren Brüdern, euren Schwestern, euren Väter und Müttern ein Licht in dieser absoluten Dunkelheit. Glaubt an euch, denn das tun sie!
"Alle lachen mich aus, weil ich anders bin - Ich lache sie aus, weil sie alle gleich sind."

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Valverde3007
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Von Leben und Tod

Beitrag: # 6757857Beitrag Valverde3007
28.2.2009 - 16:17

Von Leben und Tod

Langsam aber beharrlich stieg die Anspannung und sein Puls beschleunigte. Sein Magen zog sich zusammen und ließ das Gefühl der Angst, das ihn so lange verfolgt hatte, wieder aufkeimen. Die weißen Wände des Wartezimmers bedrückten ihn, da er bei jedem Aufenthalt in diesem Bereich des Krankenhauses unweigerlich an seinen ersten Besuch in diesem Gebäude denken musste. Während er überlegte, wie oft er sich in den vergangenen Monaten in diese Enge begeben musste, fuhr er sich langsam über seinen Kopf. Anstelle seines prachtvollen Haupthaares, auf das er immer stolz gewesen war und das die Chemotherapie vernichtet hatte, spürte er nur die verkrusteten, dicken Narben auf seiner kahlen Kopfhaut, die die Überbleibsel eines operativen Eingriffes waren, mit dem ein gefährlicher Tumor an seinem Gehirn entfernt worden war. Die Operation war die letzte Chance gewesen sein Leben zu retten, eine Chance, an die er nicht mehr geglaubt hatte.
Nach der ersten Diagnose seiner Krankheit und den folgenden Gesprächen mit den Ärzten war seine Moral schon gebrochen gewesen. Die Wahrscheinlichkeit zu überleben war so gering, dass er nicht mehr an die Möglichkeit einer erfolgreichen Behandlung geglaubt hatte. Als er das Besprechungszimmer damals mit der Information verlassen hatte, schwer krank zu sein, war er so geknickt gewesen, dass er sich kaum auf seinen eigenen Beinen halten konnte. Seine heile Welt, in der er gelebt hatte, war mit einem mal zusammen gebrochen, alles woran er geglaubt hatte, war vom einen Moment auf den anderen verschwunden. Zu Beginn, als sein Arzt ihm gesagt hatte, dass er Krebs habe, hatte er sich grauenvoll gefühlt. Schreckliche Bilder von kranken und trauernden Menschen waren ihm durch den Kopf geschossen. Nach der Diagnose hatte er minutenlang stumm da gesessen, bis er von dem Arzt vorsichtig aus seiner Lethargie gerissen wurde. Bei ihm war äußerst aggressiver Lymphdrüsenkrebs festgestellt worden, der schon in einem fortgeschrittenen Stadium war, weshalb ihm sein Arzt dazu riet, ihn sobald wie möglich mit einer Chemotherapie zu bekämpfen. Er empfahl ihm einige Krankenhäuser, die fortschrittliche Krebsbekämpfung anboten und notierte ihm deren Adressen.
Wie in Trance hatte er sich in sein Auto gesetzt und war zurück zu sich nach Hause gefahren. Es waren die dunkelsten Stunden seines Lebens gewesen. Zuerst hatte er kaum einen klaren Gedanken bilden können und fassungslos vor sich hingestarrt. Er hatte sich gefragt, warum es ausgerechnet ihn treffen musste, doch er fand keine Antwort. Warum hatte es ihn erwischt? Er war Leistungssportler, er war in seinen besten Jahren. Ausgerechnet in der Phase seines Erfolges sollte ihn der Krebs berufsunfähig machen oder sogar töten? Stumm klagte er vor sich hin, dass er das Schicksal nicht verdient hätte und überlegte, wieso Krebszellen in seinem Körper entstehen konnten. Stunden saß er wie versteinert da, bis er wieder zu sich kam.
Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, rief er seine Eltern an, dann seine Geschwister und seine besten Freunde. Mit zitternder Stimme erzählte er ihnen von seiner Diagnose und den Folgen, die sie für ihn hatte. Alle waren geschockt von der schlechten Nachricht und versicherten ihm ihre Hilfe. Seine Eltern wollten sofort anreisen und seine Schwester kündigte ihren Besuch an.
Während einer unruhigen Nacht machte er einen innerlichen Wandel durch. Lange dachte er über sein Schicksal nach und darüber, was die neue Situation für ihn und sein Leben bedeuten würde. Er müsste seinen Beruf aufgeben und würde körperlich stark eingeschränkt sein, wenn er überhaupt überlebte. Bisher hatte er es immer als selbstverständlich angesehen, dass sein durchtrainierter, starker Körper gesund war. Niemals hatte er darüber nachgedacht, was das eigentlich bedeutete. Nie war er in seine Grenzen gewiesen worden und in seinem jugendlichen Leichtsinn hatte er geglaubt, dass ihm alle Türen offen standen und er ein langes, erfülltes Leben vor sich hätte. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass er noch mehrere Jahrzehnte sein glückliches Dasein fristen durfte. Er war gesund gewesen, doch hatte er den guten Zeiten nicht genug Beachtung geschenkt. Das Gefühl des Wertes der Gesundheit erwarb er erst durch seine Krankheit.
Vorher war er ein bekannter Radsportler gewesen. In den letzten Jahren hatte er eine rasante Entwicklung genommen und er war kurz davor gewesen den Durchbruch in die absolute Weltspitze zu schaffen, als er davon erfuhr, dass er Krebs hatte. Seit der frühesten Jugend hatte er stets um Anerkennung gekämpft, er wollte in allen Wettkämpfen der beste sein. Genau in dem Moment, als sein Ziel so nah war, als er die Chance ergreifen konnte, einer der besten Rennfahrer Welt zu werden, erwischte ihn der Schock.
Bei einer Massage nach einem Radrennen hatte ihn sein Masseur darauf hingewiesen, dass er an seinem Hals eine dicke Schwellung sehen konnte. Zunächst hatte er es ignoriert und sich weiter auf sein Training konzentriert, bevor ihn auch seine Mutter darauf hinwies und ihn dazu drängte, zum Arzt zu gehen, der schließlich die schlimme Diagnose stellte.
Trotz dieses Schicksalsschlages wollte er die Krankheit mit aller Kraft in Angriff nehmen. Er wusste, dass seine Chancen nicht die besten waren, dennoch war er fest entschlossen, den Krebs zu besiegen. Viele Menschen waren an ihm zugrunde gegangen, allerdings gab es immer wieder Beispiele wie sein großes Vorbild Lance Armstrong, der es geschafft hatte, gesund zu werden. Er verglich den Krebs mit einem Radrennen. Die Krebszellen waren seine Gegner und er musste das Rennen so schwer machen, dass sie alle krepieren würden. Motivationsprobleme würde er keine bekommen, es war kein normales Rennen, es ging um sein Leben.
Als seine Familie eintraf, saß er als ein veränderter Mensch vor ihnen. Sie hatten ihn immer als lebenslustigen, launischen Menschen gekannt und am Vorabend seine depressive Stimmung mitbekommen, deshalb überraschte es sie, dass er sie so ruhig und emotionslos empfing. Er erläuterte ihnen sachlich die Situation und erklärte, wie er gegen den Krebs vorgehen wollte. Innerlich fühlte er sich zwar immer noch elend, doch jetzt schob er es auf die bösartigen Zellen in seinem Körper. Seine Zuversicht überraschte seine Angehörigen positiv und war der Startschuss für den Kampf um seine Gesundheit.
Obwohl er die Sache optimistisch anging, hatten sich in der Folge viele Menschen von ihm abgewendet und ihn aufgegeben, als sie erfuhren, wie schlecht es um ihn stand. Nur einige wenige hatten ihn weiter unterstützt. Seine engsten Freunde und seine Familie blieben an seiner Seite, alle anderen schienen ihn vergessen zu haben. Sponsoren, Kollegen und auch sein Arbeitgeber hatten sich von ihm distanziert, ihn aufgegeben und seine Verträge mit der Begründung gekündigt, dass er mit seiner Krankheit nie wieder in der Lage wäre, Rad zu fahren. Zuerst hatten seine Angehörigen versucht, ihn vor diesen Nackenschlägen zu schützen, bis er nach und nach erfahren musste, dass alle ehemaligen Partner ihn fallen gelassen hatten. Deshalb schätzte er diejenigen, die geblieben waren umso mehr. Die Treue und die Aufrichtigkeit ihn in der schweren Zeit zu unterstützen, hatte ihm Kraft gegeben, weiterzukämpfen. Seit er denken konnte, hatte er immer viele Freunde gehabt. Er war von Haus aus relativ wohlhabend gewesen und kam mit allen Menschen klar. Als er nun schwach und krank war, blieben ihm nur seine wahren Freunde, die ihm dafür noch wichtiger wurden.
Bevor seine Behandlung beginnen konnte, hatte er eine Reihe von Operationen hinter sich zu bringen. Die entzündeten Lymphknoten wurden entfernt und die Ärzte führten in der Folge weitere Untersuchungen zu seinem Gesundheitszustand durch. Dabei versicherten sie ihm, dass er wegen seines durchtrainierten Körpers wahrscheinlich widerstandsfähiger als viele andere Patienten sein würde, die Chemotherapie ihn trotzdem so schlauchen würde, dass er an ihrem Ende kaum mehr in der Lage sein würde, selbstständig nur einen einzigen Schritt zu gehen. Zusätzlich musste er sich einer Operation am Kopf unterziehen, damit ein Tumor an seinem Gehirn entfernt werden konnte. Die behandelnden Ärzte drängten ihn dazu, möglichst schnell mit der Behandlung zu beginnen, damit der Krebs sich nicht noch weiter ausbreitete, weshalb er schon zu Beginn der nächsten Woche sein Zimmer im Krankenhaus bezog.
Danach begann seine Leidenszeit. Es war schlimmer als er es sich vorgestellt hatte, aber er ertrug alles ohne Murren. Egal wie schlecht es ihm ging, er durfte nicht aufgeben. Die harten Radrennen über die höchsten Pässe Europas hatten ihm immer stark zugesetzt, doch er hatte sie alle bezwungen und in seiner Karriere keine Sekunde an eine Aufgabe gedacht. Diese Einstellung musste er auf seine Krankheit anwenden. Die Schmerzen, die er hatte, musste er ertragen. Im Hinterkopf hatte er immer den Gedanken, dass jede Sekunde des Schmerzes ihn seinem Ziel näher brachte und er die Krebszellen Stück für Stück vernichtete. Wenigstens verfolgten ihn in den nächsten Wochen wie in seinem Leben vor dem Krebs Kurven und Werte, an denen er sich orientieren konnte. Der Unterschied war, dass es diesmal keine Etappenprofile waren, sondern Diagramme, die beispielsweise die Anzahl an Krebszellen anzeigten. Jedes mal, wenn die Werte nicht sanken oder nur stagnierten, versuchte er die Bemühungen zu verstärken. Täglich setzte er sich neue Ziele und war zufrieden, wenn er sie erreichen konnte. Obwohl es ihm rein medizinisch besser gehen sollte, verschlechterte sich sein gefühlter Zustand immer weiter. Die Blutwerte, die früher noch seine Leistungsfähigkeit angezeigt hatten, sanken in den Keller und er musste sogar sonst verbotene Mittel wie Erythropoetin benutzen, um seine Blutwerte in einem gesunden Rahmen zu halten.
Nachdem er zunächst standhaft blieb, forderte die Behandlung durch die Chemotherapie bald ihren Tribut. Dauernd war ihm übel und ab dem Beginn der zweiten Phase seiner Chemotherapie schaffte er es kaum noch sich aus seinem Bett fortzubewegen. Nachts, wenn er es nicht schaffte zu schlafen, dachte er oft über den Tod nach. Manchmal ging es ihm so elend, dass er sich mit seinem Schicksal anfreunden wollte. Es gab Phasen, in denen die Schmerzen so groß wurden, dass er gar nicht mehr bewusst wahrnahm, wie oft er sich übergeben musste.
Seine Leiden zu lindern schaffte erst ein Mensch, der im schwierigsten Moment an seine Seite trat. Während seiner Chemotherapie traf er eine Frau, gegenüber der sich eine Bewunderung entwickelte, die er in seinem Leben noch nie gespürt hatte. Sie war an einer unheilbaren Art von Lungenkrebs erkrankt und lebte in dem Wissen, dass ihr nur wenige Monate oder Wochen blieben. Die Ärzte hatten ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie keine Chance hatte, die Krankheit zu überstehen. Ihr Aussehen entsprach genau ihrem Gesundheitszustand. Ihr Kopf war ebenso kahl wie seiner und sie war stark abgemagert. Dafür machte sie das Beste aus der Situation und versuchte den kurzen Rest ihres Lebens so würdevoll wie möglich zu verbringen. Selbst wenn ihre Schmerzen so groß wurden, dass sie trotz ihrer Medikamente beinahe ohnmächtig wurde, beklagte sie sich nicht und versuchte den Anfall schnell hinter sich zu bringen, um ihre Familie und bald auch ihre neuen Freunde nicht zu beängstigen.
Bald erkannte er, dass nur Menschen wirklich trösten können, die durch Leid gebeugt wurden und die fähig sind die schlimmen Erfahrungen nachvollziehen, weil sie sie selbst gemacht haben. So gab seine Leidensgenossin ihren Mitpatienten Auftrieb und heiterte sie in den Phasen, in denen sie nicht durch schwere Krämpfe oder Übelkeit an ihr Bett gefesselt war, auf, indem sie mit ihnen scherzte und lustige Geschichten erzählte. Die anderen Patienten bewunderten sie dafür. Sie drängte die Krankheit beiseite und wollte keinen ihrer Mitmenschen dadurch belästigen.
Stundenlang redete er mit ihr, meist über vergangenes, da die Zukunftsaussichten zu schlecht waren, um überhaupt über den nächsten Tag hinaus zu denken. Doch die tief greifenden Diskussionen schafften es, die Tristesse der Krankenzimmer und die Grenzen der körperlichen Beeinträchtigung für kurze Zeit auszublenden. In ihren Unterhaltungen erfuhr er ein Gefühl, dass er in dieser Form nie zuvor gefühlt hatte, echte Liebe. All die Gefühle, die er versucht hatte zu unterdrücken, weil er sich keinen falschen Hoffnungen hingeben wollte, kamen jetzt wieder hervor. Er spürte zum ersten mal wieder Sehnsucht, Sehnsucht nach einem gesunden Leben mit einer Familie und guten Freunden. Erinnerungen an lang vergangene, glückliche Tage kehrten in sein Gedächtnis zurück und jeder Moment, den sie zusammen waren, nahm dem Krebs an Wirkung. Es gab etwas, das stärker war als die Krankheit, für wenige Minuten konnte er sein schweres Schicksal ausblenden und sein Leben wieder genießen. Leider blieb ihnen zu wenig Zeit.
Während er im Wartezimmer wartete, wusste er, dass sie wahrscheinlich genau in diesem Moment wieder einen ihrer Krämpfe hatte. Seit er sie kennen gelernt hatte, war ihre Krankheit schnell schlimmer geworden und als er bei sich selber eine stetige Besserung der Blutwerte feststellen konnte, wurden ihre immer schlechter. Er spürte eine Träne über seine Wange rinnen. Oft hatte er das Schicksal verdammt, dass sie sich genau unter diesen Umständen kennen lernen mussten. Es hatte nicht lange gedauert, bis ihn ihr Lachen in den Bann gezogen hatte. Hatte er früher oft auf das äußere der Personen geachtet, zeigte ihm das Elend des Krankenhauses, dass man innere Werte durch keine Form des Auftretens überbieten konnte. Erst als er dem Tod nahe war, begriff er, was im Leben zählte. Als es ihm gut ging, hatte er die Umstände nicht zu schätzen gewusst. Dauernd hatte er sich wegen Nichtigkeiten geplagt und war ständig am Nörgeln gewesen. Jetzt, wo es ihm wirklich schlecht ging, bemerkte er, wie gut es ihm immer gegangen war und welche schlechten Seiten das Leben zu bieten hatte. Obwohl die Ärzte ihm versicherten, dass er die Krankheit ohne bleibende Folgen überstehen würde, wusste er, dass sie ihn verändert hatte.
Er hatte den Wert eines Menschen kennen gelernt und er bewunderte die, die in den schlimmsten Phasen ihrer Krankheit ihre Würde bewahrten und sie ertrugen. Der Tod war sein ständiger Begleiter geworden, deshalb fürchtete er ihn nicht mehr. Dafür achtete er das Leben umso mehr. Jede Sekunde, die ihm gemeinsam mit ihr vergönnt war, genoss er aus vollen Zügen, jede Erinnerung an sie sog er in sich auf, um sie nie zu vergessen. Sie zeigte ihm, wie man in den schlimmsten Zeiten leben musste und er zog seine Lehren. Sie lachten über vergangene Tage, über ihre Ängste und ihre vielen vergebenen Chancen. Oft hatten sie früher ihre Gefühle zurückgehalten, weil sie sich ihrer nicht sicher waren. Nun wurde ihnen bewusst, dass sie vieles anders machen würden. Die Krankheit ließ sie viel lockerer werden. Auf einmal erschien es ihnen lächerlich, sich nicht zu trauen, ein Mädchen anzusprechen, oder sich zu schämen, weil man anders war, als es erwartet wurde.
Seine Gedanken wurden von einer Arzthelferin unterbrochen, die ihn aufrief, mit dem Doktor zu sprechen. Lethargisch setzte er sich in Bewegung, um den entscheidenden Bericht über seinen Gesundheitszustand entgegenzunehmen. Vielleicht hatte er den Krebs vorerst besiegt. Vielleicht könnte er leben. Richtig wohl wollte ihm bei dem Gedanken nicht werden. In seiner neuen Beziehung hatte er den Sinn gefunden, warum es sich lohnte zu leben, er hatte jemanden gefunden, für den er sich bis in alle Ewigkeit aufopfern wollte, mit dem er Leid und Freude teilen wollte. Jetzt war es ihm nicht vergönnt, diese Träume zu zweit in Erfüllung gehen zu lassen. Tief in seinem inneren wollte und konnte er das Krankenhaus nicht verlassen.
Noch am Vorabend war er bei ihr gewesen, um sie in ihrem Todeskampf zu unterstützen. Auch wenn körperliche Kontakte kaum möglich waren und ihre Liebe rein platonisch war, war ihre Beziehung dennoch inniger und intensiver gewesen als jede zuvor. Nun musste er mit ansehen, wie die Krankheit sie zu Grunde richtete. Als sie davon gehört hatte, dass er möglicherweise vollständig geheilt war, hatte sie erleichtert ausgesehen. Sie hatte sich mit aller Kraft gefreut, die sie noch hatte darüber, dass wenigstens einer der beiden die schlimme Zeit überstanden hatte.
Gleichzeitig hatte sie ihm klar gemacht, dass sie wollte, dass er ging und sie alleine ließ. Sie wollte, dass er glücklich wurde, dass er sich eine neue Frau suchen und ein neues Leben beginnen würde. Keinesfalls sollte er sie bis zu ihrem Tod leiden sehen. Sie wusste, dass ihre Zeit bald abgelaufen wäre und sie wollte, dass er sie so in Erinnerung behielt, wie sie sich kennen gelernt hatten. Verzweifelt hatte er ihr zugehört und ihr versprochen, dass er alles tun würde, was sie von ihm wünschte. Ohnmächtig musste er akzeptieren, dass es keine Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft gab.
Zögernd öffnete er die Tür des Büros des Arztes und trat ein. Der Doktor begrüßte ihn mit einem kräftigen Händedruck und einem breiten Grinsen. Er zeigte ihm einige Unterlagen, aus denen hervorging, dass die Anzahl der Tumormarker rapide gefallen war und nun keine mehr vorhanden waren. Es war geschafft, der Krebs war besiegt und wenn es keinen Rückfall geben würde, wäre er für immer geheilt. Er durfte die Klinik verlassen. Es war vorbei. Ein riesiger Stein fiel ihm von herzen, die ganze Anspannung und Furcht, die sich in der letzten zeit in ihm aufgestaut hatten, lösten sich auf. Die positive Nachricht traf ihn ähnlich intensiv wie die Diagnose einige Wochen zuvor. Mit einem lauten Seufzer ließ er sich auf einen Stuhl fallen, da ihn seine Beine nicht mehr tragen wollten. Das Ziel, auf das er alle Kraft konzentriert hatte, war erreicht.
Gleichzeitig musste er an all die anderen Patienten, deren Behandlung nicht erfolgreich verlief. Er stand an einem Scheideweg. Sein Glück begann dort, wo das von anderen endete. In den letzten Wochen hatte er viel Tod gesehen und unglaubliche Schmerzen gelitten und trotzdem oder gerade deshalb schaffte er es nicht, das Krankenhaus ohne weiteres zu verlassen. Einerseits hatte er die schlimmsten Tage seines Lebens hier verbracht, auf der anderen Seite hatte ihm der Krebs geholfen, die wichtigen Werte im Leben zu erkennen.
Er verließ das Besprechungszimmer und ging ein letztes mal durch die vertrauten Flure. In der Eingangshalle erblickte er den Aufzug, der ihn nach oben zu den Krankenzimmern fahren konnte und ging auf ihn zu. Kurz bevor er ihn erreichte, blieb er stehen und erinnerte sich an die Mahnungen des Vorabends. Es war vorbei, sie war nicht mehr zu retten. Diese Welt war für ihn Geschichte. Sprungartig drehte er sich um und rannte durch die Ausgangstür des Krankenhauses.
Er genoss die frische Luft in seiner Lunge, den leichten Windhauch auf seiner bloßen Kopfhaut. Einige Minuten stand er einfach nur da und genoss seine Freiheit. Der Duft der Bäume im Vorgarten des Hospitals erleichterten seine Seele, zum ersten mal seit Wochen konnte er befreit aufatmen. Nur ein negatives Gefühl blieb, die Angst um seine Freundin.
Er drehte sich um und sah, dass sie am Fenster ihres Zimmers stand. Sogar über die große Entfernung glaubte er zu erkennen, wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Sie versuchte zu lächeln, schaffte es aber nur krampfhaft den Mund zu verziehen. Nach einem letzten Winken verschwand sie aus seinem Blickfeld. Er verließ das Krankenhaus, aber er hatte keine Ähnlichkeiten mehr mit der Person, die es vor Wochen betreten hatte. Menschlich war er gereift, doch er hatte auch einen großen Teil von sich zurück gelassen.
In diesem Moment fiel ihm auf, dass er weinte. Einerseits weinte er aus Trauer, weil er einen lieb gewonnenen Menschen, vielleicht die Liebe seines Lebens verloren hatte, andererseits weinte er aus Glück. Erleichtert schickte er ein kurzes Dankesgebet gen Himmel. Er hatte den Tod überwunden, es begann ein neuer Lebensabschnitt. Er hatte seine zweite Chance bekommen, er durfte von vorne anfangen. Er lebte.




Einige Anmerkungen:
- Im Vergleich zu Flame of Za-i-ba etwas lang geraten, aber gerade der Kontrast ist doch schön. Außerdem sind es beides keine Rennberichte, arkon muss also nicht kotzen.
- Das Thema ist heikel und wird vielleicht nicht von jedem gerne gelesen, doch es ist eine Art Vergangenheitsbewältigung und bot einfach die beste Plattform für große Emotionen.
- Erythropoetin wird erwähnt, ich hoffe es ist zugelassen, da es nur in seinem ursprünglichen Einsatzgebiet, der Medizin, angewendet wird.
- Zeitmanagement sucks. Das war das letzte mal, dass ich mich nachts betrunken bis vier Uhr vor den PC setze, um eine Kurzgeschichte zu schreiben. Zumindest das letzte mal in diesem Monat. Leider bleibt keine Zeit, die sprachliche Form auf Vordermann zu bringen, deshalb bitte ich die Leser, vorrangig auf den Inhalt zu achten, die Jury darf mir später wieder die übersehenen kleinen Fehler ankreiden.
- Wann ist der nächste Schärpreis?
- Zweieinhalb Stunden Schlaf letzte Nacht, heute Abend wieder bis drei, vier Uhr unterwegs. Das muss ausgeglichen werden. Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht.
- Viel Spaß beim Lesen.
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 1.3.2009 - 21:04, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitrag: # 6757861Beitrag arkon
28.2.2009 - 16:36

ich gewähre, wieder einmal, eine fristverlängerung. ich habe bisher nur die geschichte von flame gelesen, daher bietet sich valverde nun noch einmal die gelegenheit, das ganze zu putzen.

Sonntag, der 1. März 2009 23:59 ist der neue stichpunkt[/size]

weiterhin: ich brauche noch ein jurymitglied aus dem forum. also: auf, bewerbt euch. zeit ist erforderlich, schreibskills nicht, aber geschmack ;)
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Grabba
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Beitrag: # 6757936Beitrag Grabba
1.3.2009 - 0:59

Eigentlich hatte ich mich ja schon damit abgefunden, dieses Mal nichts zu schreiben. Als ich dann heute aber Flames Geschichte gelesen habe (mit der ich rein inhaltlich gar nichts anfangen kann und die mich entsprechend auch nicht üerberzeugen konnte) hat es mich dann doch gepackt und ich habe geschrieben. Die Geschichte ist soweit fertig, muss aber natürlich noch mehrfach Korrektur gelesen und ausgefeilt werden. Deshalb auch die Fristverlängerung.
Perfekt wird sie nicht. Dafür bräuchte ich schon ein paar Wochen. Aber trotz allem gefällt sie mir und ist vor allem (genauso wie Flames Geschichte, Daumen hoch dafür) kein Rennbericht oder so was. Wobei meins sicherlich auch eine Geschichte ist, die man entweder großartig oder total scheiße findet. Sei es.
Von der Länge her wird sie in etwa zwischen euren beiden liegen. Fehler wird sie hoffentlich keine haben (jedenfalls nicht zwei Patzer wie bei Flame und weniger als die Story eines Betrunkenen ja hoffentlich sowieso :P ). Ob sie dann aber gefällt mag jeder selbst entscheiden. Ich finde sie toll, und das reicht mir.

So, also wie gesagt, Flames Geschichte spricht mich von der Thematik und vor allem von der Aussage her einfach gar nicht an. Quasi so 180° entgegengesetzt. Entsprechend fällt die objektive Beurteilung schwer. Sprachlich und von der Atmosphäre her sind die Ansätze in meinen Augen super. Aber ich finde, dass du einfach viel mehr hättest machen müssen, um die Atmosphäre aufzubauen. Gerade ein vom Krieg verwüstetes Land bietet dazu so einen großartigen Hintergrund. Da hättest du denke ich noch mehr herausholen können.
Aber ob man die Geschichte mag hängt sicher vor allem davon ab, wie gut man sich mit der Thematik und der Aussage anfreunden kann. So, nun genug gemoppert, denn, und das will ich unbedingt festgehalten haben, wir meckern hier auf einem hohen Niveau. ;)
Und valverdes Geschichte lese ich jetzt noch. Oder wohl doch besser morgen früh. Vormittag. Gute Nacht.

Ach ja, was ich noch erwähnt haben wollte: Ich bin echt dankbar für das ganze hier. Ich habe schon ewig nichts mehr geschrieben und gerade jetzt wieder einige alte Dinge von mir durchgelesen und dabei gemerkt, wie geil Manches doch ist und wie dringend ich wieder mehr schreiben muss...

Valverde3007
Beiträge: 1769
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Beitrag: # 6757945Beitrag Valverde3007
1.3.2009 - 3:17

Hm, Fristverlängerung.
Auf der einen Seite bringt es mir wenig, weil das mit dem "putzen" in der Kürze ohnehin nicht funktioniert. Ähnlich wie Grabba bräuchte ich noch mindestens eine Woche um die Geschichte zu optimieren. Außerdem ist der Bearbeitungszeitpunkt wieder nicht optimal gewählt. Trotzdem solltest du, Grabba, dich nicht darauf verlassen, dass bei mir besonders viele Fehler zu finden sind.
Auf der anderen Seite finde ich es klasse, dass noch etwas von Grabba kommt, auch wenn es etwas kurzfristig scheint. Der Ansatz alleine sollte schon lesenswert sein. Ob sie mir gefällt sehe ich dann morgen mittag. Ich hoffe es.
Was ich sehr enttäuschend finde, ist die Anzahl der Teilnehmer. Letztendlich sind es wieder die drei gewesen, die beim letzten mal schon dabei waren, sciby hat den Preis jetzt einmal ausgelassen. Das kann doch nicht alles sein. Das hier ist kein Wettbewerb zwischen Grabba, Flame of Za-i-ba und mir.

PS: Jetzt sitze ich doch schon wieder nachts vor der Geschichte. Immerhin ist schon März.

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