Josés Pistenrutscher - Saisonfazit |
Alpin |
Andre Myhrer / Larisa Yurkiw |
Vor dem Januar war Andre Myhrer als Leistungsträger vorheriger Jahre längst zum Sorgenkind des Teams geworden, zu schnell verlief das Abrutschen aus der ersten Reihe der Slalomspezialisten in Richtung hintere Top15. Der Materialwechsel schien dabei eine verstärkende Rolle zu spielen und es gelangen nur wenige Top10-Platzierungen, wovon die letzte in Madonna di Campiglio immerhin Hoffnung auf den so wichtigen Slalom-Monat Januar machte. Dieser begann zunächst in Zagreb mit einem sehr ernüchternden 17. Rang, doch fünf Tage später sprang in Adelboden mit dem Platz Acht das beste Resultat der bisherigen Saison und sogar das beste seit Wengen im Januar 2014 heraus. Leider konnte er in Kitzbühel und Schladming nicht daran anknüpfen und weitere SKI-Punkte herausfahren, doch bei der Weltmeisterschaft schien die Weltspitze endlich wieder in Reichweite, als nach Durchgang eins mit Platz drei das Podest in Reichweite war und am Ende immerhin Rang sechs zu Buche stand. Bei noch zwei ausstehenden Wettbewerben war eine versöhnliche Winterbilanz plötzlich wieder im Bereich des Möglichen, wenngleich es anschließend in Kranjska Gora nicht für eine ähnliche Platzierung reichte. Dafür gelang Myhrer in Méribel ein kleiner Paukenschlag zum Weltcupfinale, indem er sich im zweiten Durchgang endlich mal von Platz acht auf Platz fünf vorarbeitete und nicht wie so oft in der Vergangenheit weiter verlor. In der Summe bedeuten seine sechs Top10-Ergebnisse in diesem Winter eine Punkteausbeute von 23 Zählern, die nach 28 Punkten im Vorjahr einen Tiefstand darstellten. Gefühlt stellt sich die Situation mit der zuletzt absolut positiven Tendenz nicht als Talsohle dar, der schwedische Meistertitel am letzten Wochenende vor Calle Lindh (allerdings ohne weitere Spitzenfahrer) bestätigt zumindest eine gewisse Stabilisierung. Ich hoffe einfach, die Anpassung im Zuge des Materialwechsels kann im Vorfeld der nächsten Saison abgeschlossen sein und es sind wieder 50+X Punkte möglich. Ich würde es auch ganz gerne sehen, wenn er seine Ausflüge in den Riesentorlauf künftig unterlassen würde, das viermalige Scheitern beim Versuch den zweiten Durchgang zu erreichen und Rang 15 als beste Saisonplatzierung sprechen eine recht eindeutige Sprache.
Bereits im Weihnachtsfazit hatte ich Larisa Yurkiw als einen absoluten Spekulationspick bezeichnet, der mit Rang vier von Lake Louise eigentlich schon mehr Zähler abgeworfen hatte, als ich es unbedingt erwartet hätte. Dass dieses Resultat Mitte Januar in Cortina d'Ampezzo mit Rang zwei sogar noch getoppt wurde, machte Yurkiw endgültig zu einem kleinen Glücksgriff in diesem Winter. Natürlich fehlt es ihr an Konstanz in jedem Speed-Rennen in die Top10 zu fahren, dafür muss einfach viel zusammen kommen, damit solche Ergebnisse möglich sind. Dennoch konnte sie mit respektablen Leistungen in Val d'Isère, St. Moritz und Garmisch-Patenkirchen, wobei ihr in letzterem Rennen als Elfte nur wenig zu weiteren SKI-Punkten fehlte, ihre gute Form bestätigen. Auch wenn ihr die Chance auf ein guten Saisonfinale in Méribel aufgrund einer Schulterverletzung verwehrt blieb, kommt sie insgesamt in diesem Winter auf 21 Zähler und fährt damit das beste Ergebnis seit Therese Borssen in 11/12 in diesem Ressort ein. Wenn sie die Vorbereitung auf die nächste Saison diesmal ohne Knieprobleme absolvieren kann, gibt es keinen Grund, sich nicht auf einen weiteren Winter mit einigen Überraschungen von ihr zu freuen.
Langlauf |
Roland Clara / Tomas Northug / Stefanie Böhler |
Von liebgewonnenen Menschen verabschiedet man sich nur schweren Herzens – nicht anders war es bei Roland Clara. Seit dem Winter 08/09 war er ein fester Bestandteil dieses Teams, holte in seiner besten Saison 10/11 immerhin 33 Punkte und war neben Riitta-Liisa Roponen der zweite Dauerbrenner im Langlauf-Bereich. Nach mageren neun Punkten bei der letzten SKI-Austragung waren die Erwartungen an diesen Winter zwar bereits stark zurückgeschraubt, doch bis Weihnachten war ein 22. Platz in einer Etappe der Tour in Lillehammer der einzige kleine Hinweis auf so etwas wie eine wettkampfbefähigende Form. Dementsprechend ruhten alle meine Hoffnungen auf der Tour de Ski, welche er nach soliden Leistungen immerhin mit einem sechsten Rang im Schlussaufstieg abrundete. Eigentlich hätte nun eine starke zweite Saisonhälfte eingeläutet werden können, doch darauf konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr spekulieren. Zu stark drängte sich mit Tomas Northug einfach eine Alternative auf, die zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Punkte inklusive eines Weltcupssiegs in Ötepää geholt hatte. Es war einfach an der Zeit, einen Schritt in Richtung Zukunft zu gehen und einen hoffnungsvollen Nachwuchsathleten dazu zu holen. Kurzzeitig glaubte ich fast an einen Fehlgriff, da Roland Clara nur wenige Tage später in Rybinsk als Achter des 15-Kilometer-Rennens punktete, doch ab Mitte Februar war mein neuer Sprinter ebenfalls wieder mit dabei und lief in Östersund und wenig später bei der WM in Falun zwei Mal in die Punkte. Leider waren Drammen und Lahti als letzte beide Stationen Totalausfälle und sicherlich wäre eine frühere Einwechslung noch profitabler gewesen, jedoch bin ich voller Optimismus, dass ich an Northug noch viel Freude haben werde.
Bis Weihnachten war das Punktekonto von Stefanie Böhler ebenfalls noch leer gewesen, nichtsdestotrotz schien bei der Roponen-Nachfolgerin das Potential deutlich höher zu sein, dass es noch ein guter Winter werden könnte. Und tatsächlich in der letzten Januarwoche überraschte sie plötzlich mit einem dritten Platz in Rybinsk im 10-Kilometer-Rennen, dem zwei Tage später ein vierter Rang (übrigens direkt hinter Roponen) im Skiathlon folgte. Mit nun 20 Zählern war der Soll innerhalb eines Wochenendes beinahe erfüllt, ein sechster Platz im Massenstart der WM war einen Monat später noch das kleine Sahnehäubchen. Wenngleich ich auch zugeben muss, dass sich der mir ebenfalls sehr schwer gefallene Wechsel weg von Roponen nach acht gemeinsamen Wintern nicht wirklich gelohnt hat, da diese ihre beste Saison seit zwei Jahren zeigte und ebenfalls auf die gleiche Punkteanzahl kam. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht mehr für möglich gehalten.
Nordische Kombination |
Sébastien Lacroix |
Schon früh in diesem Winter setzte sich die Erkenntnis durch, dass Sébastien Lacroix in seinem letzten Winter nicht nochmal an seine Rekordsaison mit 93 Punkten von 2012/2013 herankommen würde, zu schwach waren seine Einzelleistungen. Wirklich Zählbares versprachen immerhin die Teamwettbewerbe, bei denen in der Ramsau sogleich das erste Podest für die französische Mannschaft und 3 Zähler für Lacroix heraussprangen, worauf kurz nach dem Jahreswechsel in Schonach die gleiche Platzierung folgte. In Val di Fiemme waren Einzelpunkte schließlich so greifbar wie zuvor, wurden mit Rang elf jedoch knapp verpasst. Besser lief es im Teamsprint-Duett mit Francois Braud am nächsten Tag, als man als fünftplatziertes Duo sich wieder etwas gutschreiben lassen konnte. Bei den Weltmeisterschaften verlief es beinahe exakt gleich, denn nachdem er bei der ersten Einzelentscheidung als Elfter wieder knapp an den SKI-Punkten scheiterte, lief und sprang das französische Quartett zwei Tage später auf den beinahe schon abonnierten dritten Podestplatz. In der zweiten Einzelentscheidung der WM folgten dann auch endlich die ersten Individualpunkte, die bezeichnenderweise die einzigen des gesamten Winters bleiben sollten. Im Teamsprint von Lahti gab es dann noch im Duett Rücktrittswilligen mit Jason Lamy Chappuis einen tollen zweiten Platz, mit dem er die Vorjahresbilanz um neun Punkte steigerte und zum Abschluss seiner Karriere 24 Zähler zum Gesamtergebnis beisteuerte. Somit gingen sechs Winter im Team meiner Pistenrutscher absolut zufriedenstellend ihrem Ende entgegen. Merci Sébastien!
Das Skispringen ist und bleibt eine Disziplin, in denen Neuanfänge mit Sportlern ein schwieriges Unterfangen darstellen. Ohne großes Insiderwissen scheint es da noch am erfolgversprechendsten einen jungen Norweger oder Österreicher zu draften, welcher im Laufe der Saison in ungeahnte Höhen aufsteigt. Joachim Hauer schien ein solcher Kandidat zu sein und vielleicht ist er es immer noch, bloß nicht im Winter 14/15. In Ruka, Lillehammer und Bad Mitterndorf reichte es bei drei von vier Weltcupstarts zum Erreichen des zweiten Durchgangs und immerhin zu ein paar Weltcuppünktchen, während er ansonsten in der Continental-Serie auf mittlerem Niveau mit einem Ausreißer nach oben aufs Podest in Sapporo sprang. Von der Möglichkeit auf SKI-Punkte war er demnach einige Flugstunden entfernt, richtig erwartbar waren diese aber ohnehin nie gewesen.
Biathlon |
Ondrej Moravec / Franziska Hildebrand |
Seit zwei Jahren möchte ich mich eigentlich permanent selbst zur Einwechslung von Ondrej Moravec beglückwünschen, denn würde es ihn (und Franziska Hildebrand) nicht geben und hätten diese beiden das ehemalige Sorgenkind Biathlon nicht zum stärksten Ressort im Team ausgebaut, bräuchte ich über die Top30 nicht mal im Entferntesten nachdenken. Bereits zu Weihnachten hatte Moravec 27 Zähler auf seinem Konto stehen. Die zu dem Zeitpunkt geäußerte Hoffnung, es möge doch bitte mit konstant guten Ergebnissen wie in Pokljuka weiter gehen, wurde zunächst nicht erfüllt. Erst zum Ende der ersten Februar-Woche läutete die Mix-Staffel von Nove Mesto einen starken Saisonendspurt ein, der einen Monat später in Kontiolahti mit dem Sieg im gleichen Wettkampfformat, Platz drei im Einzel und Rang zwei im Massenstart seinen Höhepunkt fand. Diese Woche in Finnland sorgte dafür, dass Moravec nur um sechs Zähler an der Marke aus dem Vorjahr vorbei schrammte. Ich hätte beileibe nichts dagegen, wenn es sich im nächsten Winter in dieser Art und Weise fortsetzen würde.
Kommen wir zu der Sportlerin, die in den letzten Monaten dem Team immer wieder über Schwächephasen hinweg geholfen hat und in der Punktebilanz in neue Dimensionen vorgestoßen ist. Schon Mitte Januar stellte Franziska Hildebrand im Sprint in Ruhpolding nach einem vorausgegangenen Sieg mit der Staffel in Hochfilzen und weiteren guten Einzelplatzierungen die 40 Zähler aus dem Vorjahr ein, doch selbst da hätte ich es kaum für Möglich gehalten, dass sie diese Marke sogar noch mehr als verdoppeln sollte. Warum ihr das gelang, lässt sich exemplarisch am Beispiel von Antholz zeigen: Zunächst konnte sie Platz sechs und vier in den Einzelwettbewerben und danach noch den zweiten Staffelsieg der Saison erlaufen. In den individuellen Rennen kommt sie nur selten wie im Sprint von Nove Mesto, als sie Zweite wurde, an den Sieg heran, doch sie ist stetig in den Top10 präsent. Hinzu kommen die Big Points aus den insgesamt drei Staffelsiegen der deutschen Biathlon-Damen, von denen der dritte schließlich in Oslo folgte. Mit 109 Punkten ist sie damit die erfolgreichste Athletin aller Pistenrutscher im Winter 14/15 und in der gesamten Historie nach Andre Myhrer, der 11/12 und 12/13 insgesamt 116 bzw. 105 Punkte holte, erst die zweite, welche die 100er-Grenze knackt. Damit ist sie die Zehntbeste im Damenbereich des Biathlon, was bereits alles über ihre Klasse aussagt. Gerade diese Konstanz im von so vielen Unsicherheitsfaktoren geprägten Biathlon einfach Gold wert und macht so unglaublich viel Freude.
Zum Jahreswechsel hatte es noch so ausgesehen, als würde ich die 182 Punkte aus dem letzten Winter vielleicht leicht verbessern können, doch einem tollen Saisonendspurt von Myhrer, Lacroix, Moravec und Hildebrand ist es zu verdanken, dass am Ende 293 Zähler für diesen Winter zu Buche stehen, was sich schon fast in den Regionen des Rekordwinters von 2012/2013 mit 322 Punkten bewegt. Wenngleich der Aufstieg nie wirklich in Sichtweite war, fehlen letztlich nur acht Zähler zu den am Ende anvisierten besten 30 SKI-Managern. Dennoch stimmt mich gerade die Ausgeglichenheit meiner Formation sehr zufrieden, bei der mit Ausnahme des Skisprungbereichs alle stets Aspiranten auf ein SKI-relevantes Ergebnis sein können. Zudem ist bei den allermeisten die Entwicklung (und im Falle von Myhrer zumindest kurzfristig) über die letzten Monate hinweg eher positiv, weshalb für den einen oder anderen das Saisonende vielleicht etwas zu früh kam. So bleibt mir nur mit einem freudigen Blick zurück die letzten Monate im Kopf zu behalten und zu schauen, was das Sommertraining in nah und fern so zu Tage fördert.