Beitrag: # 6954447Beitrag
Kobelix
12.7.2015 - 14:39
Sehe ich beides eher nicht so. Natürlich gibt es schlechtes Wirtschaften, genau wie es das im Fußball auch gibt. Aber NBA-Teams machen allesamt (ja ja ok, die Nets könnten eine Ausnahme letztes Jahr gewesen sein, aber Angesichts der Finanzkraft ihres Owners, der Steuervergünstigen die die NBA in den USA bekommt und des immensen Werts des Barclay-Centers vermutlich nichtmal die) Jahr für Jahr Gewinn, die allermeisten sogar sehr sehr viel. Im Fußball gilt das jedenfalls meines Wissens in der Breite längst nicht so, man könnte also sogar behaupten in der NBA wird dahingehend besser gewirtschaftet, gerade wenn der neue TV-Deal jetzt greift, verdienen sich da alle eine goldene Nase.
Das ist aber natürlich nicht was Du meinst. Ein Vergleich ist aufgrund der sehr anderen Voraussetzungen durch den Salary-Cap schwierig, aber anders als noch vor gar nicht so langer Zeit, finde ich dass die NBA-Teams da inzwischen durschnittlich viel besser geworden sind, ihre Ressourcen einzusetzen. Negativbeispiele wie die Kings oder die Knicks der letzten Jahre gibt es natürlich immer noch und wird es sicher weitergeben, aber es gibt auch so viele postive.
Genauso gibt es natürlich auch Teams die ohne Stars auskommen (müssen), aber das in einer Liga in der theoretisch alle das gleiche bezahlen können (faktisch stimmt das natürlich nicht ganz), gerade in einem Sport in dem ein einzelner Spieler nunmal auch einen größeren Unterschied ausmacht als im Fußball, weil ja nur 5 auf dem Court sind. In der NBA kann eben doch jedes Team mit etwas Glück und guter Arbeit Meister werden, im Fußball ist das ja bis auf große Wunder auf Grund der Finanzen eigentlich undenkbar. Augsburg agiert eben auf der Basis sich langfristig in der Liga halten zu wollen, die haben und können auch gar nicht den Anspruch haben jemals ganz oben anzugreifen. In der NBA will das aber mittelfristig absolut ausnahmslos jedes Team, dass dann auch alle Teams versuchen möglichst gute Spieler einzukaufen ist ja einleuchtend.
Dass das nicht geht, ist auch klar. Aber für jedes Negativbeispiel, gibt es auch positive. Die Grizzlies sind wenn man so will ein "Kämpferteam", die ihren Star selbst hervorgebracht haben (der Unterschied zu Ausgburg ist, wenn man das schafft, muss man ihn eben nicht aus wirtschatflichen Zwängen verkaufen), die Hawks haben letztes Jahr mit "reinem Teambasketball" über 60 Spiele gewonnen, im Jahr davor waren es die Suns, in der zweiten Hälfte des letzten Jahres war es Utah.
Jetzt gibt es Teams die das besser und nachhaltiger machen als andere, klar. Die angesprochenen Timberwolves haben sich die Skepsis durchaus verdient, aber zu denen komme ich gleich. Insgesamt muss man diese Deals rein finanziell einfach anders betrachten als in der Bundesliga. Zum einen gibt es in der NBA nicht nur einen Salary-Cap sondern auch einen Salary-Floor. Das bedeutet, Teams sind verpflichtet eine Mindestsumme auszugeben, wenn sie das nicht tun zahlen sie die Differenz an ihre Mannschaft trotzdem aus, auch wenn denen vertraglich weniger zusteht. Bei den 76ers war das kürzlich der Fall. Zum anderen ist der Kontext der Verträge sehr kompliziert. Verträge sind zwar einerseits natürlich da um die Spieler (angemessen oder eben nicht, wie man das eben sieht) zu kompensieren, sie dienen aber auch als Trade-Chip (Und da hilft ein höherer Vertrag ja öfter sogar, wenn es nicht gerade ein völliges Desaster ist) oder dazu den Capspace für eine bestimmte Zeit zu belegen um dann in eine Free-Agency mit auslaufenden Verträgen zu gehen.
Darüber hinaus gibt es natürlich einfach die Spieler die freiwillig weniger verdienen, um in einer Situation spielen zu können, die ihnen zusagt, aber das gibt es natürlich im Fußball durchaus auch, auch wenn das anders als in der NBA dann selten die Teams betrifft die um die Meisterschaft mitspielen. Von den Agents, den vielen Deals die unter der Hand abgesprochen werden und den verschiedenen Steuerbedingungen in den amerikanischen Bundesstaaten fange ich lieber nicht an, habe ich auch zu wenig Ahnung von.
All diese Vorrede und vor allem der Ausblick auf einen extrem steigenden Cap in den nächsten zwei Jahren führt mich dazu zu sagen: Ich habe in diesem Jahr nur sehr wenige Deals gesehen (Asik und Reggie Jackson namentlich, was da für Kanter in Raum steht wohl auch), von denen ich denke, dass sie wirklich deutlich zu hoch waren. Entweder sind sie so kurz, dass sie die Zukunft nicht blockieren (man darf auch nicht vergessen... anders als in der Bundesliga haben NBA manchmal gar kein Interesse daran so gut wie möglich zu sein, um höher im Draft zu landen. Das Interesse kann also durchaus sein, erst in 2 Jahren gut dazustehen oder wie im Fall der 76ers "irgendwann in sehr ferner Zukunft") oder sie werden mit den neuen finanziellen Bedingungen einfach nicht mehr teuer aussehen. Dem gegenüber gab es sicher genausoviele Deals die man als Schnäppchen verstehen kann, aber auch da muss man vorsichtig sein, weil gerade die kurzen Deals von den Spielern dahingehend gemacht werden, um dann in ein oder 2 Jahren unter den neuen Cap-Bedingungen mehr Geld fordern zu können.
Wird es bei diesem Ausblick bleiben? Natürlich nicht. Es braucht ja nur eine Kacksaison von einem Spieler und schon verändert sich die Perspektive, aber in die Zukunft gucken ist natürlich schwer.
Jetzt zum vorgebrachten Beispiel: Ich verstehe, dass das Verhältnis einem merkwürdig vorkommen kann. Tatsächlich halte ich den Gerald Green Deal für so ein beschriebenes Schnäppchen, das ist schon sehr günstig. Aber so gut ist er natürlich auch nicht und er spielt jetzt in Miami, einem bevorzugten Ziel für so ziemlich jeden NBA-Spieler, in einem Bundesstaat ohne State-Tax, für ein sehr gutes Team was keinen Capspace hatte um ihm mehr zu bezahlen. Ob in diesem 1-Jahres Deal auch implizit eine Vereinbarung liegt den Vertrag dann nächstes Jahr zu verlängern, wenn ihnen mehr Geld zur Verfügung steht? Sehr möglich, aber natürlich schwer zu beurteilen und theoretisch nicht erlaubt.
Kevin Garnett dagegen ist ein Gott in Minnesota. Der beste Spieler in der Geschichte der Franchise. Die Timberwolves werden nächstes Jahr noch nicht sehr gut sein (es sei denn Towns ist sofort ein Monster, was ich mir schwer vorstellen kann). Man kann das Geld das er verdient auch nicht einfach für einen richtig guten Spieler ausgeben, weil erstens wenige nach Minnesota wollen und man zweitens Spielern von außen ja kein Geld über dem Minimum zahlen darf (mit 1-2 Ausnahmen natürlich) wenn das Team überm Cap liegt. Wenn man mit eigenen Spielern verlängert, darf man dagegen sehr wohl über den Cap rutschen. Das ist was Minnesota hier gemacht hat (glaube ich wenigstens, ich war zu faul deren genaue Gehaltssituation rauszufinden). Der Vertrag ist weder lang noch hoch genug um den Timberwolves in der Zukunft ernsthaft zu schaden und man mag den Gedanken, dass man die Legende des Teams der berühmt für seinen Einsatz und Arbeitswillen ist als Lehrer für die Jungen hat. Ich finde das durchaus ganz nachvollziehbar und auch wenn seine Leistungen auf dem Court wohl keine 8 Millionen im Jahr mehr rechtfertigen, ein sehr brauchbarer Rollenspieler ist er schon auch immer noch für begrenzte Minuten.
Wäre die Situation jetzt so, dass er tatsächlich die großen Talente blockiert... dann wäre ich ganz bei Dir, aber das sehe ich auch nicht. Für die 2 großen Positionen für die Garnett in Frage kommt (und ich rate mal höchstens 20 Minuten pro Spiel kriegen wird) haben die Wolves für mich realistisch 4 andere Spieler. Nikola Pekovic, der sehr viel verletzt war und den Minnesota mit ziemlicher Sicherheit traden will. Nemanja Bjelica der Euroleague MVP, der jetzt sein erstes NBA-Jahr spielen soll und von dem man halt noch gar nicht weiß wie er passt, eventuell kann er auch SF spielen, auch wenn ich das bezweifele. Gorgui Dieng, der sehr gut ist und unbedingt Minuten kriegen muss und Karl-Anthony Towns den No. 1 Pick aus dem Diesjährigen Draft, der natürlich spielen wird.
Dazu kommen Anthony Bennett und Adreian Payne, die zwar beide 1strounder waren, in Bennetts Fall ja sogar auch No.1, die aber bisher einfach NBA-Tauglichkeit nicht wirklich gezeigt haben. Den von dir angesprochenen Justin Hamilton kann ich nicht so recht ernstnehmen, das ist ein Ende-der-Bank Spieler und ich glaube der steht auch noch gar nicht wieder unter Vertrag. Vielleicht mit Towns verwechselt?
Das ist tatsächlich etwas viel Kampf um Minuten, aber da ich große Zweifel an Bennett und Payne habe und an einen Pekovic Trade irgendwann glaube, auch nicht furchtbar. Auch der Preis für Garnett ist natürlich deutlich zu hoch was seine Leistungsfähigkeit betrifft, aber da ich keinen großen Schaden was das finanzielle angeht sehe, nehme ich das halt als Legenden-Bonus hin. Es wird nicht lange dauern, bis Garnett selbst im Frontoffice der Wolves sitzt, vermutlich auch als Teilhaber. Solange er die Rolle als Lehrer annimmt, glaube ich nicht, dass er genug Minuten spielt um die Entwicklung des Teams zu bremsen.
Meine Güte, hab ich wirklich gerade, so ewig lang das Finanzgebaren der NBA verteidigt? Ich muss auch verrückt sein. Ich ende mal damit, dass ich eindeutig sage, dass ich die Gehaltszahlen obszön und unangebracht im gesellschaftlichen Kontext sehe und ich mir außerdem vorbehalte in der Zukunft weiterhin häufig auf dämliches NBA-Management einzuhacken. Natürlich gibt es da noch genug von. Sagen wir einfach es gibt zwar durchaus auch Augsburg in der Liga, aber den HSV gibt's auch.