Wer diverse Beiträge (im Doping-Thread und hier) gelesen hat, könnte mitbekommen haben, daß es mir um eine sehr verschiedene Einordnung ähnlicher Sachverhalte geht.
Da ist zum einen Saunier Duval, von denen viele sofort zu wissen meinen, daß sie als "Spanier" ja ohnehin dopen, wenn einige ihrer Fahrer so aufdrehen. Da ist es egal, daß, genau genommen, drei bekannt starke Bergfahrer (ja, auch Cobo gehört als Itzulia-Sieger 2007 dazu) eben mal auf einer Bergankunft das Feld auseinanderfahren. Okay, etliches spricht dafür, daß da etwas nicht gestimmt hat, aber die verbalen Anfeindungen waren für meinen Geschmack nicht das Gelbe vom Ei.
Nun, zum anderen gab es bei dieser Tour "interessante" Leistungen von zwei Gerolsteiner-Fahrern, die man im Grunde, wenn denn die Beurteilung der Sauniers objektiv gewesen wäre, genauso oder zumindest ähnlich einordnen könnte. Ich sehe den "Zeitfahr-Spezialisten" Schumacher beim kurzen Zeitfahren gewinnen. Okay, bei kleineren Rundfahrten hat er häufiger gute Leistungen gebracht. Dann sehe ich ihn in den Alpen auf einer sensationellen Alleinfahrt und sehe ihn bei den nächsten Teilstücken immer wieder angreifen. Schließlich fährt er den anderen Spezialisten auch noch beim langen Zeitfahren um die Ohren. Ich versuche, das für mich einzuordnen. Wie gesagt, bei kleineren Veranstaltungen hat er mehrfach relativ gute Zeitfahren hingelegt. Also schaue ich auf seine Zeitfahrergebnisse bei den letzten GTs:
Giro 06 - Prolog: 4. Platz
Giro 06 - EZF Pontedera: 50. Platz
Tour 07 - Prolog: 38. Platz
Tour 07 - EZF Albi: 59. Platz
Tour 07 - EZF Angoulême: 15. Platz
Vuelta 07 - EZF Zaragoza: 6. Platz (schwach besetztes Rennen)
Da denke ich mir:
"Mmmhh?" Nicht mehr und nicht weniger. In abgeschwächter Form habe ich ähnliche Gedanken bei Bernhard Kohl, welcher allerdings eine bessere Reputation als Bergfahrer hat als Schumi bei GT-Zeitfahren.
Anyway, ich hebe den Zeigefinger, wie RotRigo bereits sagte. Es wundert mich einfach, wie jemand, der deutliche Meinungen zu Riccò, Piepoli und Cobo äußert, plötzlich Gerolsteiner so abfeiert, deren Glaubwürdigkeit nicht sehr viel größer ist als die Saunier Duvals.
reelik hat geschrieben:Und das bei den Erfolgen der Saunier Duval sofort Skandal gerufen wurde, aber jetzt bei sehr überraschenden Erfolgen von Kohl und Schumacher von neuen Helden gesprochen wird, nur weil sie in einem deutschen Team fahren, grenzt nicht nur an Chauvinismus, sondern schon fast an Rassismus.
Rassismus möchte ich zwar nicht unterstellen, allerdings eine deutlich national bis chauvinistisch gefärbte Betrachtungsweise.
José Miguel hat geschrieben:Ich frage mich nur, ob diese Bemerkungen gekommen wären, wenn Cancellara das Zeitfahren gewonnen hätte. Schumacher ist seit Jahren ein guter Zeitfahrer und bei dieser Tour war er nunmal einfach der beste von den Experten in dieser Disziplin. Da sind solche Bemerkungen einfach überflüssig. Es hat nichts mit Helden-Verehrung zu tun (Nein, Schumi ist nicht der neue Ulle), es ist einfach die Freude über die Leistung und da sind haltlose Anschuldigungen aus meiner Sicht einfach unnötig. Ich habe noch nie so stark wie in diesem Jahr mit Gerolsteiner mitgefiebert und das liegt sicherlich daran, dass das Team irgendwie ein bißchen das deutsche Aushängeschild ist. Das heißt aber nicht, dass ich alles nur aus der hellblauen Brille sehe.
Zur ersten Behauptung: Warum sollten Bemerkungen zu einem Zeitfahrsieg eines zweifachen Weltmeisters kommen außer dem üblichen Generalverdacht (den wir ja alle ablehnen, oder?)??
Das Expertentum Schumis ist, wie weiter oben beschrieben, so eine Sache. Und "einfach überflüssig" sind "solche" Bemerkungen nicht, sondern sie sind ein satirisch angelegter Versuch, darauf aufmerksam zu machen, daß eben Leute, die sich immer ach so objektiv geben, dann doch eben mit zweierlei Maß messen (das gilt nicht nur für dich). In der derzeitigen Situation des Radsports sollte man ein wenig Ironie schon abkönnen!
Zur letzten Behauptung: Also nicht die hellblaue Brille, aber die schwarz-rot-goldene Brille? Naja, dazu ist schon genug gesagt worden...