Die Sattlerei

"Ziehh Bernie", Thomas litt mit seinen Teamkollegen und nachdem Haussler bereits hinten war, sein Geheimtipp für heute hatte sich verabschiedet, feuerte er nun Bernhard Eisel an, der noch vorne mitfuhr. "Geh dem Baguet hinterher!" er hoffte, das Fabio das schaffen würde, denn jetzt ging es um die Entscheidung des Rennens und da musste Bernie vorne sein, in einem Sprint im Vélodrom hätte der Ösi sicher gute Karten...

So ein Mist, jetzt konnte er doch nicht mehr aufgeben, wenn er keine Lust mehr hatte. Das Ding musste er jetzt noch bis ins Ziel fahren. Und dabei mochte er Kopfsteinpflaster überhaupt nicht sehr.

Mit einem leichten Grinsen nahm er Kontakt zum Teamwagen auf.

Ales, willst du mich nicht ablösen? Ich hab keine Lust mehr. Oder mach mal wenigstens irgendwas lustiges, dass es mir nicht mehr so langweilig ist.

Doch er musste sich weiter konzentrieren, denn mit einem Sturz, könnte er einiges kaputt machen, was er sich vorgenommen hatte.

KILOMETER 210 (noch 49 km):

11 - 205 km Auchy-lez-Orchies at Bersée 2,6 km
10 - 210,5 km Mons-en-Pévèle 3 km
9 - 216,5 km Méringnies at Pont-à-Marcq 0,7 km
8 - 219,5 km Pont-Thibaut at Ennevelin 1,4 km
7b - 225 km Templeuve - L'Épinette 0,2 km
7a - 225,5 km Templeuve - Moulin-de-Vertain 0,5 km
6b - 232 km Cysoing at Bourghelles 1,3 km
6a - 234,5 km Bourghelles at Wannehain 1,1 km
5 - 239 km Camphin-en Pévèle 1,8 km
4 - 242 km Carrefour de l'Arbre 2,1 km
3 - 244 km Gruson 1,1 km
2 - 251 km Hem 1,4 km
1 - 259 km Roubaix 0,3 km

Aufgrund des Einsatzes von Cândido Barbosa und Jens Voigt sowie des konsequenten Nachführens von Fabio Baldato konnte Serge Baguet wieder gestellt werden.
Aber die Drei müssen diesem Einsatz Tribut zollen und fallen zusammen mit Kurt-Asle Arvesen zurück, kurz bevor der Pavé 10, mit 3 Kilometern einer der längsten, erreicht wird.

André Greipel versuchte etwas, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen.

Jetzt geht Óscar Freire nach vorne und attackiert, genau in dem Moment, als Barbosa sich zurückfallen lässt. Der Rest im Feld wartete ab. Zu Beginn des KSP-Stücks hat Freire 5" Vorsprung.

Gusev und van Bon eilen dem Spanier hinterher, das Feld hält mit, bis auf Barry und Horillo, die aufgrund ihrer Ausreißversuche jetzt nicht mehr folgen können.

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Der momentane Stand der Dinge:

Freire (FOS)

5"

Gusev (ZBB), van Bon (MWP);
Hincapie (MWP), Zabel (FOS), Boonen (ZBB);
Eisel (S-W), Knaven (BRS), Hammond (COM);
Baguet (RWV), Greipel, Hushovd (beide SIR);
Ballan (MAC), O'Grady (COM);

9"

Horillo (CAB) & Barry (COM)

17"

Arvesen (BRS), Baldato (S-W), Barbosa (FOS), Voigt (MWP).

Paolo wollte also ein bisschen belustigt werden. "Kein Problem", dachte sich Alex. Er wies den Fahrer - Wladimir - an, von der Strecke abzubiegen und sie fuhren durch ein kleines französisches Städtchen. Plötzlich entdeckte Alex das, was er gehofft hatte zu finden. Er stürmte in das kleine Fahrradgeschäft und schnappte sich, das was er brauchte. Der Besitzer schaute ihn nur verdutzt an, als Alex ihm zwei Hunnis zuwarf. Er stürmte wieder ins Auto und sie fuhren wieder auf die Strecke zurück, bahnten sich dann einen Weg durch die zurückgefallenen Fahrer. Außerdem fand Alex zwischen zwei Sitzen noch einen schwarzen Filzstift und er organisierte noch ein großes Stück Pappe.

"Ahh, das Kunstwerk ist vollendet", sagte er laut, woraufhin ihn die anderen nur verdutzt ansahen. Er fragte Wladimir, wie weit sie vor der Bettini Gruppe waren. Ca. 3 1/2 Minuten. Das sollte reichen. Sie fuhren rechts ran und Alex sprang aus dem Wagen. Dann setzte er sich auf das "Fahrrad". Als Paolo in Sichtweite war nahm Alex vorsichtig die Hände vom Lenker und hielt sein Plakat mit der Aufschrift:

Wenn du es schon nicht machst...

in die Höhe.
Er hoffte, Paolo würde die Anspielung auf den Vorfall bei Paris-Nizza verstehen...

Berni war jetzt also leider auf sich allein gestellt. Arbeiten wollte er hier aber noch nichts um Freire wieder einzuholen. Dazu sollten lieber mal Boonen, Hincapie und Hushovd ihre verbliebenen Helfer und sich selbst aufreiben. Berni selbst hängte sich erstmal nur hinten dran, um sich etwas zu regenerieren. Dabei war er aber immer für eine mögliche Konterattacke bereit. Die Zeit für eine eigene Attacke würde vielleicht auch noch kommen.

Da war doch tatsächlich schon wieder so ein Vollidiot von zuschauer auf der Strecke, wobei es der Größe nach zu urteilen wohl eher ein Kind war, dass da unüberlegterweise auf die Straße gelaufen war. Wenn das mal gut ging. Als er jedoch näher herankam, sah er wer es wirklich war, und um ein Haar wäre er vor Überraschung vom Rad gefallen.

Der war gut, Alex rief er Alex nach hinten gewandt zu, als er sich wieder umdrehte schrammte er schon am nächsten Sturz vorbei, denn diesmal hätte er fast den vor ihm fahrenden Fahrer touchiert. Konzentrier dich, ermahnte Paolo sich selbst immer wieder.

Über Teamfunk rief er Alex zu: Sieh mal zu, dass Lance das Dreirad bekommt. Immerhin hat er noch ne Wette offen. Und an den Mineralwasserkasten kann ich mich auch nicht erinndern.

Lachend lenkte er seine volle Konzentration wieder auf die Strecke.

KILOMETER 229 (noch 30 km):

7b - 225 km Templeuve - L'Épinette 0,2 km
7a - 225,5 km Templeuve - Moulin-de-Vertain 0,5 km
6b - 232 km Cysoing at Bourghelles 1,3 km
6a - 234,5 km Bourghelles at Wannehain 1,1 km
5 - 239 km Camphin-en Pévèle 1,8 km
4 - 242 km Carrefour de l'Arbre 2,1 km
3 - 244 km Gruson 1,1 km
2 - 251 km Hem 1,4 km
1 - 259 km Roubaix 0,3 km

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Gusev und van Bon ist es zu verdanken, dass Freire wieder eingeholt wurde. Kaum war das passiert, trat Servais Knaven an, war aber nach wenigen hundert Metern wieder eingefangen, und zwar von Óscar Freire

Und so wurden die Pavé-Stücke 7b und 7a erreicht. Hier trat Freire nochmal an, aber diesmal, um Erik Zabel eine Attacke zu ermöglichen! Das war fein gemacht und Zabel kam auch etwas weg, doch diesmal hatte Roger Hammond aufgepasst und in seinem Gefolge kamen auch Hincapie, Boonen, Hushovd und Eisel hinterher.
Die restlichen Fahrer jedoch konnten nicht mehr folgen, so daß jetzt 6 erklärte Kapitäne und Sieganwärter vorweg fahren und keiner mehr einen Helfer an seiner Seite hat! Wenn sie einigermassen gleichmäßig die Tempoarbeit verrichten, kommt von hinten keiner mehr hier 'ran.

Im Überblick sieht das so aus:

Hammond (COM), Hincapie (MWP), Boonen (ZBB), Zabel (FOS), Hushovd (SIR), Eisel (S-W);

45"

Baguet (RWV), Ballan (MAC), Knaven (BRS), van Bon (MWP), Gusev (ZBB), Greipel (SIR);

19"

O'Grady (COM), Freire (FOS);

27"

Barry (COM), Horillo (CAB);

50"

Arvesen (BRS), Baldato (S-W), Barbosa (FOS), Voigt (MWP).

In Bälde folgt die zweigeteilte Passage 6 und die gilt als sehr schwierig, also kann man dort durchaus mit einer Attacke rechnen, wobei sich dafür von der Schwierigkeit und von der Länge her auch die KSP-Passage 4 anbietet.

Nach dem Mustergültigen Antritt von Oscar schaute sich Erik um und sah noch weiter 5 Fahrer. Hincapie, Boonen, Hammond, Hushovd und Eisel. Unter diesen 6 sollte also der Sieg fallen. Er schaute in die Gesichter...sah aber nicht wirklich etwas. Diese verdammten Sonnebrillen, doch ein Blick zum Himmel sagte ihm das man diese wohl heute auch nicht mehr abnehmen würde. Gut, vielleicht noch 2-3 Mann abhängen, wenn die richtigen abreißen lassen müssen, so dachte sich Erik, wäre das Double in greifbarer Nähe.

Jetzt waren es also nur noch sechs. Und zwar fünf recht gute Sprinterkonkurrenten, die Berni allesamt gefährlich werden könnten.
Er wusste genau, dass er hier selbst nochmal eine Attacke fahren musste, um zumindest Boonen noch los zu werden. Gegen die anderen sah er sich, obwohl er erst vor einer Woche gegen Ete im Sprint verlor, in einem Sprint im Velodrome gewachsen.
So nahm er sich also vor an einem der 6er Pavé-Abschnitte einen Angriff zu wagen. Schließlich konnte er sich bisher fast ständig aus dem Wind halten, was er erstmal auch weiterhin tat.

Tom war jetzt also in einer Gruppe, die, mit Ausnahme von Hincapie, sehr sprintstark besetzt war mit Hammond, Zabel, Eisel, Hushovd und natürlich ihm selbst. Von hinten drohte anscheinend keine Gefahr mehr, da Gusev die Anweisung hatte, kein Tempo zu machen bzw das zu verlangsamen. Jetzt musste er sich aber konzentrieren, damit auf den letzten 30 Kilometer keiner ausreissen tut, da er lieber Kraft für den Sprint sparen will.

Zabel beobachtete die anderen 5 Fahrer, und es viel ihm das gleiche wie schon letzte Woche in Flandern auf. Und dieses mal macht er seinen Unmut verständlich.

Hey Eisel, ich weiß das die Österreicher langsam sind, aber nun führ endlich mal mit, mein Gott, ein Kind im Alter von 5 Jahren hätte an so einem Lutscher wie dir die reinste Freude

Und setzte sich hinter Eisel in der Hoffnung ihn so in die Führung zu drängen. Auch wenn Erik nicht wirklich nett war in der Phase als Freire ausgerissen war, und oftmals das Tempo verschleppte, so waren seine Gründe doch wesentlich einsichter, als die von Eisel...

Berni fuhr richtig konzentriert und in sich gekehrt an letzter Position des Sextetts, als er plötzlich eine Stimme seinen Namen sagen hörte. Er schreckte leicht auf und sah Ete. Dieser forderte ihn auf auch für Tempo zu sorgen. Dieser Forderung ging er jedoch nicht nach und antwortete:

"Führ du doch lieber mal mit! Du willst dir schließlich das Double holen - nicht ich." Leise sprach er dann weiter: "Was ich aber hoffentlich zu verhindern weiß!"

Darauf kehrte er wieder in sich und konzentrierte sich wieder auf die Strecke, seine Attacke beim nächsten Pavé-Abschnitt, einem der beiden 6er, schon fest geplant.

George wußte, dass er so keine Chance hat. Falls es zu einem Sprint kommen würde, könnte er sein Rad genausogut gleich in die Ecke stellen, also heißt es angreifen. Doch jetzt noch nicht. Das Ziel darf dann nicht mehr soweit weg sein, also musste sich George noch ein wenig gedulden und aufpassen, das vorher keiner wegfuhr.

Gibo hatte den Sieg seiner Reds bejubelt und schaltete auf Radsport um. Er sah Tom, der mit Eisel, Hushovd und anderen fuhr. Er verfluchte das französiche Fernsehen und saß wie auf Kohlen, weil er nicht wusste ob Tom an der Spitze war oder andere verfolgte.
"Komm schon, Junge. Gib Gas", brüllte er in den Fernseher.

KILOMETER 239 (noch 20 km):

6b - 232 km Cysoing at Bourghelles 1,3 km
6a - 234,5 km Bourghelles at Wannehain 1,1 km
5 - 239 km Camphin-en Pévèle 1,8 km
4 - 242 km Carrefour de l'Arbre 2,1 km
3 - 244 km Gruson 1,1 km
2 - 251 km Hem 1,4 km
1 - 259 km Roubaix 0,3 km

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Genau zwischen den beiden Teilstücken des Pavés Nr. 6 hat Bernhard Eisel attackiert und dieser Angriff sah sehr vielversprechend aus. Es dauerte einen Moment, bis es zu einer Reaktion kam.
Doch Roger Hammond, der sich seiner Sprintfähigkeiten gegenüber Boonen, Hushovd und Zabel nicht so sicher schien, kämpfte sich an den Österreicher heran.

Meter um Meter machten auch die anderen 4 wieder Boden gut, und jetzt, da die Passage 5 unmittelbar bevorsteht, ist die Sechsergruppe wieder zusammen. George Hincapie führt sie an, als das Kopfsteinpflaster-Stück erreicht wird. Er geht ein sehr hohes Tempo, kann aber die sprintstarken Gegner nicht abschütteln.

Oh!! Thor Hushovd fährt einen Schlenker und stürzt. Er reisst Roger Hammond mit zu Boden. Nach einigen Schocksekunden können die Beiden aber wieder aufs Rad steigen und Fahrt aufnehmen.
Die vier Anderen sind allerdings schon zu weit weg, um nochmal eingeholt zu werden.


Somit ergibt sich kurz vor dem Pavé Nr. 4 folgende Situation:

Hincapie, Zabel, Eisel, Boonen;

20"

Hammond, Hushovd;

Dahinter hat sich auch ein wenig getan. Es gab mehrere Attacken, die mehr oder weniger erfolgreich waren. Es haben sich 3 Zweiergruppen gebildet, während Freire und O'Grady von hinten aufgefahren wurden:

Hammond; Hushovd;

50"

Ballan, Knaven;

37"

Greipel, Baguet;

28"

Van Bon, Gusev;

34"

Barry, O'Grady, Freire, Horillo;

15"

Arvesen, Baldato, Barbosa, Vansevenant, Voigt.

Soweit der Überblick. Doch sollte man sich auf die vier Spitzenreiter konzentrieren, die jetzt ordentlich Tempo machen.

KILOMETER 243 (noch 16 km):

4 - 242 km Carrefour de l'Arbre 2,1 km
3 - 244 km Gruson 1,1 km
2 - 251 km Hem 1,4 km
1 - 259 km Roubaix 0,3 km

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Auf dem viertletzten Pavéstück geht es nochmal drunter und drüber, wie nicht anders zu erwarten war!

Hincapie versucht es erneut mit einer Attacke und es sieht zunächst gut aus, bis Zabel sein Hinterrad erreicht. Der US-Amerikaner nimmt kurz etwas raus. Das nutzt Zabel, um selbst zu attackieren, ...

... was nun wiederum Boonen und Eisel nicht gefällt!

Kaum haben die beiden Zabel wieder erreicht, tritt schließlich Eisel an. Zabel und Hincapie haben diesen Antritt verpennt und fallen nun zurück. Allerdings kann Boonen wieder an Eisel herankommen.

Hinter diesem Pavé scheint eine weitere Vorentscheidung gefallen zu sein. Der Sieger der diesjährigen Ausgabe kommt nicht aus Deutschland oder den USA, sondern aus Belgien oder Österreich.

Zu Beginn des Pavé Nr. 3 liegen die beiden Spitzenreiter bereits 20" vor Zabel und Hincapie.

Hieß sollte es also auf ein Duell zwischen Boonen und Eisel hinauslaufen. Zu einen Sprint wollte es Berni aber auf keinen Fall kommen lassen. Dort wäre er wohl gnadenlos unterlegen gewesen.
Also ließ er während er sich mit Boonen in der Führung abwechselte, immer mal wieder einen Tritt gegenüber Boonen aus, um so etwas neue Energie für einen erneuten Angriff zu sparen. Denn an der nächsten schweren Passage, der vorletzten insgesamt, wollte er und musste er es auch nochmal versuchen.

Tom sah jetzt, da nurnoch Eisel dabei war, dass dieser Kraft sparen tat und immer ein bisschen weniger Führungsarbeit machte. Anscheinend plante er also eine Attacke bei der nächsten Passage. Deswegen musste er jetzt aufpassen und ließ lieber auch 1 oder 2 Tritte bei der Führungsarbeit aus, um Eisel dann zu folgen oder sogar auszukontern.

Als Berni sah, dass Boonen jetzt auch immer weniger durch die Führung ging, meinte er zu diesem während sie mal wieder aneinander vorbeifuhren:
"Du musst mehr mitführen, sonst holen die uns noch ein!" Setzte dann einen noch schlechteren Gesichtsausdruck auf, als ohnehin schon, rang dann kurz mal tief nach Luft und flunkerte dann weiter: "Ich kann einfach nicht mehr! Ich bin K.O.!"

Eisel dachte wohl, dass er Tom verarschen konnte, indem er so tat, als ob er keine Energie mehr hatte.
Aber Tom kannte sowas schon und ließ sich davon nicht beirren und fuhr weiter sein Tempo.