Danke fürs Lob. Und sorry, dass so lange nichts kam, bin grad mächtig im Stress.
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7.Etappe - Mayo schlägt zurück
Buenos días und hallo zur siebten Etappe der 62. Vuelta a España. Ich melde mich aus dem Zielort der zweiten Bergetappe, aus El Morredero, wo milde 25° C. in einer Höhe von 1.740m über dem Meeresspiegel herrschen. Unten im Tal, in dem sich die Rennfahrer zu diesem Zeitpunkt noch befinden sollen es sogar 35° C. im Schatten sein, der Aufstieg, der knapp 28,5km lang und im Durchschnitt 4,8% steil ist, wird also eine Art Tortur für die Fahrer. Bevor sie aber zu diesem Schlussanstieg kommen, mussten sie unterwegs schon einen Berg der 3. Kategorie überwinden. Kurz nach dem Start heute Mittag in León griffen Benoit Poilvet (C.A), Gorka Verdugo Marcotegui (EUS), Philip Deignan (A2R), Iker Flores (FTV) und Christophe Mengin (FDJ) an. Sie konnten sich sehr schnell absetzen, es war aber von Anfang an klar, dass sie im Schlussanstieg wieder gestellt werden, da kein Bergspezialist mit von der Partie war.
Der 3. Fahrer von vorne ist der Mann im Bergtrikot, Philip Deignan
Deignan dürfte nach einigen Ausreißversuchen in den letzten Tagen heute ziemlich erschöpft sein, er ging wohl nur mit um noch mehr Punkte für sein Trikot zu sammeln, aber dieses Vorhaben ging mächtig in die Hose.
Zum einen gab es heute unterwegs an der Bergwertung der 3. Kategorie nur 6 Punkte für den Sieger zu holen und zum zweiten wurde Deignan dort nur Zweiter, hinter dem Basken Gorka Verdugo. Das bedeutete also 4 Punkte für den Iren von Ag2r, damit hat er das Trikot heute auf jeden Fall mal sicher, auch wenn Alberto Contador die Etappe gewinnen sollte.
1. Verdugo, 2. Deignan, 3. Flores und 4. Poilvet
Der Vorsprung der vier, da Christophe Mengin beim Aufstieg abgehängt wurde sind sie nur noch zu viert, betrug oben am Gipfel etwa 8 Minuten auf das große Feld.
Inzwischen, wo nur noch 30km zu fahren sind, beträgt der Vorsprung nur
noch 2 Minuten. Und nach der kleinen Zusammenfassung dessen was bisher geschehen ist, steigen wir jetzt in die Live-Übertragung ein.
In den Schlussanstieg, der ja 28,5km lang ist, schaffen es die Ausreißer noch, aber das Feld, dass jetzt von Discovery Channel und CSC angeführt wird, holt immer und immer mehr auf.
20km vor dem Tagesziel sind die Ausreißer dann gestellt und der Kampf um die Gesamtwertung kann endlich beginnen.
Discovery Channel, die nur noch mit 3 Fahrern in der Spitzengruppe vertreten sind, hat sich nun aus der Tempoarbeit verabschiedet und lässt das Team von Carlos Sastre alles machen. An Sastres Hinterrad befindet sich zur Zeit Iban Mayo, dahinter dann der Mann in Gold und dann Juan Manuel Gárate.
Und da geht Mayo, eine plötzlich und unerwartete Attacke von Iban Mayo, 15km vor dem Ziel. Er kommt weg und da niemand mit dieser Attacke gerechnet hatte, konnte niemand nachgehen. Das Team CSC behält den Rythmus bei und Volodymir Gustov macht weiter das Tempo für das inzwischen auf 30 Mann reduzierte Feld.
Iban Mayo alleine auf dem Weg zum Sieg? Sein Name auf der Straße dürfte ihm das nötige Selbstvertrauen dazu geben.
Nach 2km ist Mayo, der sich extrem gut fühlen muss, wenn er so früh angreift, schon 1 Minute Vorsprung. Mayo scheint heute alleine stärker als die Teams von CSC und DSC zusammen. Discovery Channel hat sich jetzt mit Sergio Paulinho und Stijn Devolder wieder in die Tempoarbeit eingeklingt, da Contador bei zu großem Vorsprung Mayos um sein Trikot fürchten muss. Für CSC sind noch Volodymir Gustov, der seit 3km das Tempo forciert, Alexandr Kolobnev und Christian Vandevelde übrig.
Vielleicht lautet die Strategie bei Saunier Duval heute, Iban Mayo vorzuschicken und wenn er wieder eingeholt ist, die fricheren Koldo Gil oder José Angel Gomez Marchante in die Attacke zu schicken. Denn eigentlich wurde bei SDV ja Gomez Marchante als Kapitän genannt.
Noch 8km zu fahren, CSC und DSC haben das Feld auf 15 Mann reduziert, aber die Tempoarbeit scheint Mayo vorne wenig zu beeindrucken, der fährt seinen Rythmus weiter und hat inzwischen schon 2 Minuten an Vorsprung rausgefahren. Es fehlen noch 41 Sekunden, dann sehen wir morgen einen neuen Mann in Gold.
Das Tempo von Christian Vandevelde, dem letzten Helfer Sastres, scheint nun einzuschlafen und in diesem Moment hat Alberto Contador die Nase voll und setzte ein Attacke, Carlos Sastre geht sofort mit. Er weiß, dass wenn er endlich mal die Vuelta gewinnen will, er Contador nicht nocheinmal weglassen darf, da der wohl zudem der bessere Zeitfahrer sein dürfte. Also muss Sastre die Zeit in den Bergen gutmachen.
Sastre in Weiß links, Contador in Gold rechts
Auch Juan Manuel Gárate, der mir bisher sehr gut gefällt bei dieser Vuelta, versuchte mitzugehen, aber bei ihm reichte die Kraft nicht, um dem starken Antritt von Contador zu folgen. Somit befindet sich Gárate jetzt als alleiniger Verfolger hinter Sastre und Contador. Hinter Gárate dann Andrey Kashechkin, Wim Van Huffel, Denis Menchov, Pieter Weening, Koldo Gil, José Angel Gomez Marchante und Tadej Valjavec. Doch was ist mit dem Mann im weißen Nachwuchstrikot, wo ist Linus Gerdemann? Ich hoffe, dass ihn uns die Kamera bald mal zeigt.
Contador und Sastre machen zusammen mächtig Tempo, auf den letzten 2 Kilometer haben sie Mayo gerade gute 50 Sekunden abgenommen, dieser ist jetzt nurnoch etwa 1 ½ Minuten vor den beiden Verfolgern und es sind noch 2 ½ Kilometer zu fahren. Und in diesem Moment scheint es so, als wolle Gomez Marchante nicht auf die Gesamtwertung verzichten und geht deshalb. Menchov geht mit, wenn er noch eine kleine Chance aufs Podium haben will, musste er dies auch tun. Hinter den beiden ist Pieter Weening inzwischen einziger Verfolger, er ist Van Huffel, Kashechkin und Gil weggefahren.
Der "último kilómetro" für Mayo, sein Vorsprung beträgt immernoch 1 Minute auf Contador, da wird wohl nichts mehr anbrennen und es wird heute einen Tagessieg für Saunier Duval und Iban Mayo geben.
Mayo im Ziel und Contador mit einer Attacke auf den letzten 500m, er kommt wieder, wie vor 2 Tagen, am Schluss noch etwas von Sastre weg. Also Mayo ist der Sieger, aber im Ziel hatte er nur etwa 1 Minute Vorsprung auf Contador, also behält der sein Gold-Trikot, Dritter dann Carlos Sastre, der wieder am Schluss einbrach und somit noch etwa 10 Sekunden auf Alberto Contador verlor.
Mit über 4 Minuten Rückstand kommt dann Juan Manuel Gárate als Vierter ins Ziel, Gomez Marchante Fünfter und Denis Menchov heute Sechster.
links Mayo im Ziel, rechts Contador deutlich vor Sastre
Koldo Gil kann sich auf den letzten Meter noch von Van Huffel und Kashechkin absetzen, somit kommen die ersten zehn Fahrer alle "einzeln" an, so wie es vor der heutigen Etappe zu erwarten war, bei diesem langen Schlussanstieg.
Contador hat Gold verteidigt, aber Iban Mayo hat heute eindrucksvoll unter Beweiß gestellt, dass er noch lange nicht abzuschreiben ist. Bei Saunier Duval wird man sich jetzt überlegen müssen, für wen gefahren werden soll, vor allem das Gomez Marchante der deutlich bessere Zeitfahrer sein müsste. Ich höre gerde von den Kollegen, dass wir uns leider schon wieder verabschieden müssen, die Zieleinfahrt von Linus Gerdemann verkündigen wir Ihnen aber vorher noch, er ist als 13. mit einem Rückstand von etwas mehr als 8 Minuten ins Ziel gekommen.
Ich sage dann adiós und bis morgen, wenns für die Sprintliebhaber wieder interessant wird.
Tagesergebnis:
1. Iban Mayo (SDV)
3h50´56"
2. Alberto Contador (DSC)
+01´05"
3. Carlos Sastre (CSC)
+01´17"
4. Juan Manuel Gárate (QSI)
+04´19"
5. José Angel Gomez Marchante (SDV)
+04´32"
6. Denis Menchov (RAB)
+05´00"
7. Pieter Weening (RAB)
+05´33"
8. Koldo Gil (SDV)
+06´13"
9. Andrey Kashechkin (AST)
+06´21"
10. Wim Van Huffel (PRL)
+07´08"
Gesamtwertung:
1. Alberto Contador (DSC) 25h32´27"
2. Carlos Sastre (CSC)
+01´00"
3. Iban Mayo (SDV)
+01´28"
4. José Angel Gomez Marchante (SDV)
+05´54"
5. Juan Manuel Gárate (QSI)
+06´33"
6. Denis Menchov (RAB)
+06´58"
7. Pieter Weening (RAB)
+07´31"
8. Koldo Gil (SDV)
+08´01"
9. Andrey Kashechkin (AST)
+08´38"
10. Wim Van Huffel (PRL)
+10´18"
Punktewertung:
1. Robert Förster (GST) 81 Pkt.
2. Filippo Pozzato (LIQ)
79 Pkt.
3. Vicente Reynès (GCE)
54 Pkt.
4. Nick Nuyens (COF)
48 Pkt.
5. Alberto Contador (DSC)
45 Pkt.
Bergwertung:
1. Philip Deignan (A2R) 44 Pkt.
2. Alberto Contador (DSC)
42 Pkt.
3. Carlos Sastre (CSC)
35 Pkt.
4. Iban Mayo (SDV)
34 Pkt.
5. Benoit Poilvet (C.A)
33 Pkt.
Kombinationswertung:
1. Alberto Contador (DSC) 8 Pkt.
2. Carlos Sastre (CSC)
15 Pkt.
3. Iban Mayo (SDV)
15 Pkt.
4. José Angel Gomez Marchante (SDV)
24 Pkt.
5. Juan Manuel Gárate (QSI)
28 Pkt.
Nachwuchswertung:
1. Alberto Contador (DSC) 25h32´27"
2. Linus Gerdemann (TMO)
+12´24"
3. Matteo Bono (LAM)
+13´45"
4. Saul Raisin (C.A)
+15´28"
5. José Antonio Redondo (AST)
+20´01"
Teamwertung:
1. Saunier Duval - Prodir (SDV)
76h31´36"
2. Discovery Channel Pro Cycling Team (DSC)
+16´13"
3. Team CSC (CSC)
+26´26"
4. Rabobank (RAB)
+27´14"
5. Astana (AST)
+27´35"
Statements der Favoriten zur heutigen Etappe:
Alberto Contador (DSC):
"Ich denke, ich habe noch immer alle Chancen auf den Sieg bei der Vuelta, auf jeden Fall habe ich bisher schon mehr erreicht als ich mir vorgenommen hatte, mit einem Platz auf dem Podium wäre ich am Ende doch sehr zufrieden."
Carlos Sastre (CSC):
"Heute bin ich überhaupt nicht zufrieden, ich habe mich gut gefühlt und wollte sofort mitgehen, wenn jemand attackiert und dann habe ich gerade mit dem Teamwagen gesprochen, als Iban attackierte. Ich hab es einfach verpeilt mitzugehen und bin letztlich selbst Schuld, dass ich wieder Zeit verloren habe, anstatt welche zu gewinnen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich mal bei meinem Team bedanken, dass die gesamte Vuelta bereits eine tolle Leistung abliefert und auch heute haben wir am meisten Tempo von allen Teams gemacht."
Iban Mayo (SDV):
"Heute hat man sehen können, wozu ich in der Lage sein kann. Ich hoffe, man wird jetzt endlich einsehen, dass für mich gefahren werden muss und nicht für José."
José Angel Gomez Marchante (SDV):
"Heute bin ich noch enttäuschter als vorgestern, als Iban und Koldo mir einfach nachgefahren sind. Es war heute ganz klar abgesprochen, dass die beiden für mich Tempo bolzen sollen und dass ich irgendwann attackieren soll und mir Gold schnappen soll, doch dass was Iban da gemacht hat, kann so nicht sein und da wird man sich nochmal drüber unterhalten müssen. Am Ende hatte ich keine große Gelegenheit mehr Zeit gutzumachen, da ich am Anfang Iban nicht nachfahren durfte und die vorne am Ende zu weit weg waren, ich habe das Beste aus der Situation gemacht, aber meine Etappe wird erst noch kommen, vielleicht schon übermorgen."
Juan Manuel Gárate (QSI):
"Ich bin von mir selbst überrascht, nach der guten Tour hätte ich nicht gedacht, hier unter den besten 5 sein zu können, aber jetzt ist genau das drin. Mein Ziel ist es unter die Top 10 der Gesamtwertung zu kommen, damit wäre ich mehr als glücklich.
Denis Menchov (RAB):
"Ich habe heute nichts zu sagen!"
Pieter Weening (RAB):
"Ich habe wieder alles für Denis gegeben, aber ich glaube er litt heute den ganzen Tag unter extremen Bauchschmerzen und deswegen wird seine Etappe noch kommen. Ich selbst möchte, wenns möglich ist, eine Etappe gewinnen und dann für Denis arbeiten."
Koldo Gil Perez (SDV):
"Es ist einfach unakzeptabel was Iban heute gemacht hat, mir tut José richtig leid, ich habe versucht am Ende noch Tempo für ihn zu machen, aber ich wurde aus dem Temwagen zurückgehalten. Ich werde mich jetzt erstmal mit Iban und José besprechen, wie es im Team weitergehen soll."
Andrey Kashechkin (AST):
"Ich bin sehr zufrieden bis jetzt. Nach meinen zweiten Platz bei der Tour war mir klar, dass ich hier keine Chance haben werde, ich bin nur hier um zu testen, wie gut mein Körper zwei Grand Tours so kurz hintereinander verkraftet und rechne mir höchstens im Zeitfahren etwas aus."