19. Juni 2008
6.Etappe Tour de Suisse
Wer kann Contador stoppen?
Gestern war Yannick
(Talabardon) sehr traurig das er sich das Bergtrikot nicht zurückholen konnte und somit würde er heute von Eric nochmals die Chance dazu bekommen. Vom Startort Ambri ging es direkt hinauf zum Nufenenpass, dort oben gab es eine Menge Bergpunkte zu holen und diese sollte Yannick versuchen sich zu holen. Nach der Abfahrt ging es dann über 70km flach dahin, nach zwei Sprintwertungen wartete dann der Schlußanstieg auf die Fahrer, rauf nach Verbier. Dort oben gab es dann auch die heutige Bergankunft und eventuell eine Vorentscheidung in der Tour, falls Alberto Contador (Ast) ähnlich stark fahren würde wie bisher. Mit 189km war die Etappe nicht zu lange, Maxime
(Monfort) und Richard
(Virenque) bekamen die Vorgabe, einen Top Ten Platz zu erreichen.
Wie von unserem Team bestellt gab es auch gleich am Beginn Angriffe aus dem Feld, Evgeni Sokolov von Bouygues, Johan Vansummeren von Silence-Lotto und Sylvain Calzati von AG2R. Natürlich ließ sich unser Yannick nicht lange bitten und hängte sich dran. Schnell wurde klar das das Peloton nicht gewillt war diese Fahrer weg zu lassen, aber Yannick versuchte es erneut und dieses Mal sollte er Solo mehr Glück haben. Kontinuierlich fuhr er dem Feld Sekunde um Sekunde weg, sein großes Ziel, das Bergtrikot, war nun zum greifen nahe. Rund 3km vor der Bergwertung, inzwischen lag Yannick rund 1min vorne, starteten hinten weitere Fahrer Angriffe. Nun würde es noch einmal eng werden, abermals Calzati, Vansummeren und Alexandre Blain (Cof) setzten zur Attacke auf Yannick an. Dieser gab nun alles um vorne zu bleiben, er nahm dafür sogar in Kauf sich bereits jetzt vollkommen zu verausgaben. Seine Mühen wurden auch belohnt, er holte sich überglücklich die Bergwertung, 14sec vor Vansummeren und 17sec vor Calzati. Der bisherige Bergkönig Felix Cardenas (Bar) erkannte die Gefahr zu spät, ihm blieb hier oben nur der fünfte Platz.
Links: Yannick alleine unterwegs Richtung Bergwertung, eine tolle Aussicht bot sich ihm.
Rechts: Am Bergpreis jubelte er wie ein Sieger, Yannick wieder in Rot.
Auf der Abfahrt vom Nufenenpass bildete sich vorne dann eine vier Mann Spitzengruppe, Yannick, Vansummeren, Calzati und auch Blain schaffte den Anschluß. Die Gruppe arbeitete gut zusammen und der Vorsprung auf das Hauptfeld wurde immer größer. Dann aber unterlief ihnen ein folgenschwerer Fehler, an der ersten Sprintwertung sprinteten Vansummeren und Blain um die Punkte und danach versuchten die Beiden, ihren dadurch gewonnenen Vorsprung, auszubauen. Zwar konnten sie dadurch auch die zweite Sprintwertung untereinander aufteilen, aber an ein Durchkommen bis zum Ziel war nun nicht mehr zu denken. Yannick hatte jetzt bereits völlig abgestellt und ließ sich ins Hauptfeld zurückfallen, sein Soll hatte er mit dem Bergtrikot bereits erreicht. Im Peloton hatten sich nun die Mannschaften von Astana und Csc an die Spitzen gesetzt, um im Finish auf etwaige Angriffe reagieren zu können. Von Maxime und Richard gab es auch nur positives zu berichten, Beide fühlten sich gut und konnten den Schlußanstieg kaum erwarten. Auch der Rest der Mannschaft war noch im Hauptfeld vertreten und unterstütze unsere beiden Kapitäne vorzüglich, noch.
Am Fuße des Schlußanstieges angekommen setzte es die erwarteten Angriffe aus dem Feld, diese führten unweigerlich dazu das in diesem das Tempo enorm anstieg. Peter Velits (Mrm), Eros Capecchi (Sco) und Mairicio Ardila (Rab) waren die Ersten, danach folgten der sehr starke finnische Meister Jussi Veikkanen (FdJ) oder auch Lokalmatador Oliver Zaugg (Gst). Trotz aller Mühe schaffte es keiner dieser sich entscheidend abzusetzen, einzig das Feld zerfiel und hierbei schrillten nun bei Cyril im Betreuerwagen die Alarmglocken. Sämtliche Fahrer unseres Teams, außer Maxime und Richard, fielen zurück. Was tun war die Frage? Beide auf eigene Rechung fahren lassen oder einen dazubestimmen den anderen zu unterstützen? Hektisch unterhielt sich Cyril am Funk mit Eric und dieser gab dann die Parole aus das Richard Maxime unterstützen solle. Keine einfache Entscheidung, da Richard im Gesamtklassement ja noch vor Maxime lag, aber beim Zeitfahren sollte dieser eher Chancen haben. Richard war darüber nicht begeistert, dennoch benahm er sich wie ein Vollprofi und half Maxime ohne großes Murren. Würde diese Entscheidung Eric später noch bereuen?
Links: Am Schlußanstieg der erste Angriff, Velits legt los.
Rechts: Der finnische Meister möchte es genau wissen, Jussi Veikkanen setzt zur Attacke an.
Rund 5km unterhalb des Zieles dann eine weitere Attacke, dieses Mal aber eine die gut aussah. Oscar Pereiro vom Caisse d´Epargne Team versuchte sich und er tat dies überzeugend. Er holte nach der Reihe die anderen Angreifer ein und setzte sich an die Sitze, die Entscheidung? Noch nicht ganz, den nun kamen die Siegesanwärter. Fränck Schleck (Csc), Alberto Contador und Mauricio Soler (Bar) legten nun eine andere Gangart vor, nur mühsam konnten sich die anderen Fahrer an ihren Hinterräder halten. Maxime mußte nun alles geben, Richard unterstützte ihn dabei großartig, nur sollten ihm dadurch im Finale die letzten Reserven fehlen. 2km vor dem Ziel betrug der Vorsprung von Pereiro bereits 23sec, für Contador lief bisher eigentlich alles nach Plan, er hatte Schleck und Maxime unter Kontrolle, dennoch griff er an. Er wollte sich nicht mit diesem zufrieden gaben, nein er wollte noch einen weiteren Etappensieg hier in der Schweiz. Wie schon an den vorherigen Tagen so war auch diese Mal klar das es im Moment wohl keinen stärkeren Fahrer auf der Welt geben würde, Contador schaffte das unmögliche noch und holte Pereiro an der 1000m Marke ein. Dahinter lagen nun nur mehr vier Fahrer, Alejandro Valverde (Gce), Fränck Schleck, Mauricio Soler und unser Maxime. Richard mußte leider reißen lassen, hielt sich aber beachtlich. Der Zieleinlauf war keine Sache für schwache Nerven, Contador und Pereiro schenkten sich nichts, ein Sprint wie auf eine Flachetappe. Beiden fuhren fast gleichzeitig über den Zielstrich so das wohl das Zielfoto über den Sieger entscheiden müßte. Es sollte schließlich Contador um die Nasenlänge vorne liegen. Ein weiterer Etappensieg in seiner Sammlung und man mußte nun kein großer Prophet sein um einen Gesamtsieg von ihm vorauszusagen. 25sec nach den Beiden erreichte Valverde mit knappem Vorsprung das Ziel und Platz drei. 32sec Rückstand hatten am Ende Schleck, Soler und Maxime, Richard kämpfte sich mit 1:03min und Platz zehn ins Ziel, eine tolle Leistung wenn man seinen Einsatz für Maxime sah.
Links: Der tolle Antritt von Oscar Pereiro, reicht es damit zum Etappensieg?
Rechts: Auch die Fahrer wussten am Ende nicht gleich wer vorne lag, Contador fragt Pereiro ob er es weiß.
In der Gesamtwertung baute damit Contador seine Führung weiter aus, nun lag er 2:41min vor Schleck, dem neuen Zweiten. Dritter nun Di Luca (Lpr), der mit Platz neun heute wohl einer der Verlierer war. Maxime setzte sich an Richard vorbei auf Platz vier, dazu holte Yannick tatsächlich sein Bergtrikot zurück. Einziger Wehrmutstropfen, Simon
(Gerrans) verlor das Sprintertrikot an Contador, um einen einzigen lächerlichen Punkt. Morgen sollten sich die Fahrer wieder etwas erholen können, bevor am Samstag das große Bergzeitfahren anstand.
Endstand 6.Etappe
1 Alberto Contador Astana Cycling Team 4h56'28
2 Óscar Pereiro Caisse d'Epargne s.t.
3 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne + 25
4 Fränk Schleck Team CSC Saxo Bank + 32
5 Mauricio Soler Barloworld s.t.
6 Maxime Monfort Nestle Pro Racing Team s.t.
7 Samuel Sánchez Euskaltel - Euskadi + 46
8 Pieter Weening Rabobank + 1'03
9 Danilo Di Luca LPR Brakes - Ballan s.t.
10 Richard Virenque Nestle Pro Racing Team s.t.
Gesamtwertung nach der 6.Etappe
1 Alberto Contador Astana Cycling Team 24h58'22
2 Fränk Schleck Team CSC Saxo Bank + 2'41
3 Danilo Di Luca LPR Brakes - Ballan + 2'55
4 Maxime Monfort Nestle Pro Racing Team + 3'08
5 Richard Virenque Nestle Pro Racing Team + 3'31
6 Óscar Pereiro Caisse d'Epargne + 3'58
7 Mauricio Soler Barloworld + 4'17
8 Samuel Sánchez Euskaltel - Euskadi + 4'50
9 Jussi Veikkanen Française des Jeux + 5'10
10 Xavi Florencio Bouygues Télécom + 5'24
Sprintwertung
1 Alberto Contador Astana Cycling Team 45
2 Simon Gerrans Nestle Pro Racing Team 44
3 Daniele Bennati Liquigas 44
4 Danilo Napolitano Lampre 43
5 Fränk Schleck Team CSC Saxo Bank 33
Bergwertung
1 Yannick Talabardon Nestle Pro Racing Team 41
2 Alberto Contador Astana Cycling Team 32
3 Félix Cárdenas Barloworld 26
4 Fränk Schleck Team CSC Saxo Bank 18
5 Johan Vansummeren Silence - Lotto 15