"Predictor-Lotto - Die zweite Karriere" - 01.02.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

eisel92
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Beitrag: # 403292Beitrag eisel92
2.1.2007 - 18:45

Keine Ahnung, bei der RSM-News Database ist er auf jeden Fall noch dabei!
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eisel92
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Beitrag: # 403403Beitrag eisel92
3.1.2007 - 16:33

Weihnachten
24.Dezember.2006

Das Weihnachtsfest verbrachte ich daheim in Salzburg bei Francesca. Seit meiner Kindheit verbinde ich mit Weihnachten immer eins: Essen. Früher hatte meine Mutter immer schon vormittags eine köstliche Erbsensuppe zubereitet, die ich auch dieses Weihnachten zur Verfügung hatte. Die Vorspeise bestand aus Meeresfrüchten und Salat, danach Rindfleisch, und zum Abschluss ein köstliches Tiramisu. Danach lagen ich und Francesca erstmal flach. Soviel essen macht einem gewaltig müde.
Wir tauschten unsere Geschenke, wobei jeder nur eines bekam. Wir hielten von den kommerziellen Hintergedanken des Weihnachtsfestes nicht viel und beschenkten uns nur mit einer Sache. Ich schenkte ihr Schmuck, sie mir eine giftgrüne Krawatte. Gott sei Dank sollte das nur ein Scherz sein, und ich bekam dann ein wirklich tolles Geschenk. Sie hatte eine DVD mit meinen Auftritten bei Tirreno-Adriatico und der Baskenland Vuelta gespickt mit anderen Rennen, wie zum Beispiel die Regenschlacht in Vitré zusammengestellt.
Am Abend saßen wir dann also gemeinsam vor den Fernseher und sahen uns einen Teil meiner Rennen an. Besonders der GP de Vitré gefiel mir gut, da ich dort zwei Mal am Start war, und einmal Achter, und in der zweiten Saison Dritter wurde. Damals schüttete es wie aus Eimern. Auch die Rennen im sonnigen Baskenland waren schön anzusehen, irgendwie löste das aber bei mir Wehmut aus. Ohne den Unfall wäre ich weit gekommen, dass weis ich.

Silvester
31.Dezember.2006

Nach dem fröhlichen „Verwandte abkloppen“ zu den Feiertagen nach Weihnachten kam Silvester. Ich hasste Silvester, ich hasse Silvester, und ich werde Silvester immer hassen. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil ich dann sehe wie schnell ein Jahr vergangen ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall war es wie üblich der längste Tag im Jahr. Nicht weil ich so selten bis nach zwölf Uhr auf den Beinen stehe, nein, dass ist nicht das Problem. Aber dieser verfluchte Tag will einfach nicht vergehen.
Francesca war das genaue Gegenteil von mir, sie liebte Silvester. Immerhin war sie Verständnis voll, und so verbrachte ich den halben Tag bei Freunden mit Poker, und sie bei Freundinnen mit… was weis ich mit was.
Um 22:00 Uhr trafen wir wieder aufeinander. Zu Hause warfen wir uns auf die Couch und schauten uns das immer wiederholende ORF-Programm an. Wir konnten wählen zwischen ORF 1, da war wie immer „Ein echter Wiener geht nicht unter“ mit Karl Merkatz zu sehen, oder ORF 2 mit Umtata-umtata „Silvesterstadl“ mit dem singenden Automechaniker Andi Borg. Wir entschieden uns für keines dieser Übel und schalteten auf PRO7, wo Talk,talk,talk zu sehen war. „Na immerhin schön zum ansehen“, dachte ich mir.
Kurz vor Mitternacht schalteten wir dann doch wieder auf Österreich um. Wir sahen gerade das Ende von „Dinner for one“. Danach der übliche „rüberschalt“ zum Silvesterstadl, wo es immer den Neujahrs-Countdown gab. Der Schraubenschlüssel Barde war leider aber zu dumm zum Runterzählen, und so fing er 7 Sekunden vor Punkt bei 20 an.
„Prosit Neujahr“, dann die Pummerin.
So beginnt jedes neue Jahr seit meiner Kindheit.

Neujahr
01.Januar.2007

Den Abschluss der Weihneujahrzeit macht dann der erste Jänner. Spät aufstehen, ausgiebig Frühstücken, dann das Neujahrskonzert. Bei gewissen Kompositionen höre ich hin, ansonsten kriege ich alles nur halb mit. Wenn der Radetzkymarsch kommt werde ich natürlich wie jeder andere Mensch mit nur etwas Rhythmus Gefühl hellhörig.
Und während sich der ORF und alle Handyanbieter die Hände reiben, beginnt für mich ein neues Jahr. Mit sehr viel Radsport, und sehr viel Stress.
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eisel92
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Beitrag: # 403412Beitrag eisel92
3.1.2007 - 17:56

Morgen, Herr Schumacher…
04.Januar.2007-14.Januar.2007

Nach den Feiertagen ging es wieder in Richtung Flughafen. Diesmal aber nicht nach Brüssel sondern zum Trainingslager nach Malaysia. Ein langer Flug. Ich möchte ja nicht protzen, aber ich bin Business geflogen.
In Malaysia angekommen traf mich fast der Schlag. Ich hatte nicht an den großen Temperaturunterschied gedacht. In Salzburg hatte es knapp unter Null Grad gehabt und es lag Schnee, hier hat es mehr als 30 Grad.
Mit dem Taxi ging es dann in das Hotel, welches sehr schön war. Die Teamleitung sparte keine Kosten und Mühen, daher wohnten wir in einem Fünf-Sterne Hotel. Am Ankunftstag besprachen ich und David noch unseren genauen Trainingsplan, besonders auf McEwen wollen wir ein Auge haben. Er soll ja bei den Australischen Meisterschaften und dann auch bei der Rundfahrt vorne mitmischen.
Wir wollte immer zwei Tage Rad fahren, und dann einen Tag in die Kraftkammer und an den Strand. Das kam eigentlich überall gut an. Wenn wir am Strand waren stand in erster Linie schwimmen an. Weiters noch etwas Surfen, damit der Spaß nicht zu kurz kommt. Am Dreikönigstag machten wir dann Bekanntschaft mit einem prominenten Mann. Am Strand von Langkawi trafen wir Ex-Formel1 Fahrer und Weltmeister Michael Schumacher. „Guten Morgen, Herr Schumacher“, rief ich überrascht zu ihm hinüber. Natürlich kennt mich ein zweitklassiger ;) Formel 1 Fahrer nicht, und so ging er ohne zu Grüssen einfach weiter, was zu schallendem Gelächter bei meiner Mannschaft führte. Nach 10 Tagen harten Training hatten dann alle ihre Grundform erreicht, inklusive mit und David. Den Chef von Predictor Lotto wird morgen David Fornes kennen lernen, ich werde in Australien nicht dabei sein. Auch nicht bei der Tour Down Under. Mein Monat wird Februar sein, wo ich dann Erfolge feiern muss. Ich konnte also wieder heim fliegen, währenddessen David und unsere Australier unter Führung von McEwen und Evans nach Australien aufbrachen.
Morgen werde ich mich aber sicher vor den Fernseher setzen, das erste Saisonrennen meines Teams möchte ich nicht verpassen.
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eisel92
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Beitrag: # 403513Beitrag eisel92
4.1.2007 - 12:47

Australian Championsship
15.Januar.2006

Während ich also am Tag der Australischen Meisterschaften gegen drei Uhr auf Stand und mich vor den Fernseher warf musste oder durfte, das ist Ansichtssache, David in das Teamauto. Ich holte mir eine Decke und bereitete mich auf Fernschlafen vor, denn so früh aufzustehen bin nicht einmal ich gewohnt.
Das Profil der Meisterschaften war recht interessant. Man konnte im Vorhinein nicht wissen, ob Ausreißer durchkommen, starke Hügelfahrer den Sieg unter sich ausmachen, oder doch ein Sprint Royal stattfinden wird.
Mir war es egal. Wir würden bestimmt einen Mann in die Ausreißergruppe schicken, für die Hügel haben wir einen nicht besonders fitten, aber dennoch starken Bridge und natürlich Cadel Evans. Und im Sprint haben wir mit Robbie McEwen den Mann, den es zu schlagen gibt. Alles in Allem rechne ich mir gute Chancen aus, dass der Sieger aus unserer Truppe kommt. Ich bin aber schon gespannt, wen David in die Gruppe des Tages schickt. McEwen wäre sinnlos, Evans zu stark, und ob sie Bridge weglassen würden weis ich nicht so recht. Damit wäre meine Entscheidung klar: Nick Gates in die Gruppe. Mal sehen, für wenn sich David entscheidet.
Die Übertragung begann mit schönen Helikopteraufnahmen, wobei man das Fahrerfeld fasst nicht sehen konnte, so klein wie es war. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, immerhin sind nur knapp 40 Fahrer am Start. Um genau zu sein 45 Mann.

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Das Rennen begann ruhig, die ersten 10 Kilometer passierte nichts. Ein vorsichtiges Abtasten, ein warten auf die erste Attacke. Dabei konnte man sich auch die ersten steilen Punkte ansehen, wo später vielleicht die Entscheidung fallen wird. Wenig später, an einer sechs Prozent Steigung, kam es dann aber doch zur ersten Attacke. Lloyd ging für uns mit, der Mann, auf den ich total vergessen habe – peinlich. Allerdings wurde aus dieser ersten Attacke nicht viel. Das Feld zeigte sich als Spielverderber. Wenig später kam aber auch schon Attacke zwei, wieder mit Lloyd, und die funktionierte auch. Somit war die erste Runde beendet, und wir hatten Lloyd dabei. Ich sah noch Hayman von Rabobank, Trikots von Continental Teams, dann schlummerte ich ein.
Als ich wieder aufwachte, hatten die Führenden noch 100 Kilometer zu absolvieren. Als erstes suchte ich den Bildschirm nach den Rückstand des Pelotons ab, der zu diesem Zeitpunkt 8 Minuten betrug. Ziemlich viel, aber noch einholbar. Vorne waren sich die Ausreißer immer wieder uneinig, es gab Attacken und Tempoverschärfungen en maß. Der Leidtragende war Hayman, der immer wider den Anschluss verlor. Der Rest der Truppe, nämlich Brooks (NAV), Sutherland (HEA) und Thuaux (DRA) hielten sich besser. Auch Lloyd hatte keine Probleme das Tempo mitzugehen. 90 Kilometer vor dem Ziel hatten dann die 5 Führenden bereits neun Minuten Vorsprung. Ein kritischer Punkt war erreicht. Nun musste man schauen, ob das Peloton Gas gibt. Die Antwort war –Nein-. Bei Kilometer 80 vor dem Ziel hatten die Ausreißer schon knapp 10 Minuten Vorsprung, womit alles klar war. Hinten konnte man jetzt nur mehr warten. Interessanterweise schickte zu diesem Zeitpunkt David unsere Leute in die Führungsarbeit. Sie machten zwar kein Höllentempo, aber genug, um andere im Peloton nun ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Die Wirkung war unglaublich. Das Feld dehnte sich wie ein Kaugummi. Leider tat sich jetzt auch Robbie McEwen sehr schwer. Aber zu einem Massensprint würde es ohnehin nicht kommen. Das Rennen war jetzt doppelt spannend. Vorne der Kampf um den Sieg. Hinten das kleiner werdende Feld. Schnell waren von den 40 Fahrern nur mehr 27 da.
Vorne fiel nun 50 Kilometer vor dem Ziel endgültig Hayman von Rabobank weg. Als das Feld an der fünfzig Kilometermarke ankam, waren nur mehr 10 Fahrer da, davon Bridge und Evans für uns. In der nächsten Gruppe waren dann Gates und McEwen. In der Gruppe um Evans machte jetzt auch Rogers Tempo. Der Rückstand auf Hayman betrug auch nur mehr vier Minuten, er würde also gestellt werden. Die Evans Gruppe machte Boden gut, verdammt schnell sogar.

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Zu schnell. Deshalb nahm David auch Evans und Bridge aus der Tempoarbeit. Dennoch wurde bereits 33 Kilometer vor dem Ziel Hayman gestellt. Und auch die Ausreißer vorne hatten nur mehr etwas über zwei Minuten Vorsprung. Zu wenig. In der Verfolgergruppe war mit McGee ein guter Sprinter dabei, besser als Bridge und Evans. David musste nun etwas riskieren. Zumindest später. Noch was ja Lloyd in einer guten Position. 28 Kilometer vor dem Ziel kam dann die Reaktion von David. Lloyd attackierte. Die letzte Runde, Lloyd gegen den Rest. Niemand konnte ihn folgen. Bei den Verfolgern war man sich nicht mehr einig, die Chance für Lloyd also. Dann der Schreck, Thuaux vom australischen Team Drapac konnte wieder aufschließen. 14 Kilometer noch, eins gegen eins. Dann eine Attacke, und Lloyd war gestellt. Nichts wurde es mit dem Zweikampf. Rogers war jetzt vorne mit dabei, auch Evans und Gerrans. Leider auch McGee. Dann der Sprint. Es sah von Anfang an gut aus für McGee, zu gut um genau zu sein. Es war für ihn eine Leichtigkeit zu gewinnen. Gerrans wurde Zweiter, für uns blieb nur Rang Drei und Rang Vier.

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Beitrag: # 403595Beitrag bayerchecker06
4.1.2007 - 22:05

Warum ist Phonak noch dabei wenn du einen 2007er AAR machst?
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

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Beitrag: # 403671Beitrag eisel92
5.1.2007 - 12:51

bayerchecker06 hat geschrieben:Warum ist Phonak noch dabei wenn du einen 2007er AAR machst?
Phonak ist nicht dabei! Die Fahrer die du da oben im Bild siehst sind in Wirklichkeit von cyclingsnews.com. In der Database von RSM-News gab es aber das Trikot nicht. Die Database hat überhaupt einige Maken...leider!
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bayerchecker06
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Beitrag: # 403673Beitrag bayerchecker06
5.1.2007 - 13:03

die DB wird zur Zeit ja stetig verbessert :wink:
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eisel92
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Beitrag: # 404904Beitrag eisel92
12.1.2007 - 18:01

Um die Sache etwas auszuweiten, werd ich in Zukunft nicht nur über die Aktionen des sportlichen Leiters Sascha Baumgartner, sondern auch über das Jungtalent Jurgen van den Broeck berichten. Damit soll Beides gegeben sein, Management-Geschichte und Rennfahrer-AAR. Mir wird das so viel Spaß machen…
Übrigens ist der AAR nicht eingeschlafen, hatte nur in letzter Zeit viel zu tun (büffeln). Die Tour Down Under kommt dann am Wochenende in einem, wird aber kein all zu großer Bericht sein.
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Beitrag: # 405022Beitrag eisel92
13.1.2007 - 16:32

Tour Down Under
Teil 1

Die nächsten Tage werden durch die Tour Down Under in Australien versüßt. Zumindest für alle Radsport-Freaks die nicht so viel um die Ohren haben wie ich. Ich kam die ganze Woche über nicht einmal dazu einen Blick in die Zeitung zu werfen um mir die Ergebnisse anzusehen. Mein Glück war, das am Tag nach der Tour eine umfassende Zusammenfassung der Etappen im Fernsehen lief. Die Berichterstattung begann mit dem kurzen Rundkurs in Adelaide. Bei 32 Grad im Schatten fand die Etappe statt, nicht so schlimm, denn es waren nur knapp fünfzig Kilometer zu fahren. Trotz kurzer Strecke bildete sich eine 7-köpfige Ausreißergruppe in Begleitschaft von Mertens. Die Sieben wurden aber schon weit vor dem Ziel wieder gestellt und es kam zum vorprogrammierten Massensprint. McEwen, Zabel oder Hushovd, dass waren die Siegaspiranten Nummer 1. Am Ende gewann überraschend Gasparotto von Liquigas, wir enttäuschten total. Bester war Nick Gates als Elfter. Eine Katastrophe.
Die zweite Etappe wollte wir deshalb besser gestalten, wobei sich wahrscheinlich wieder viele Gedanken in Davids Kopf abspielten. Ausreißer mitschicken – Ja/Nein? Eigener Zug - Ja/Nein? In anderen Zug reinzwängen Ja-Nein? Fragen über Fragen…die ich wohl auch bald beantworten muss. Die erste Frage war schnell geklärt, alle blieben bei uns im Feld. Es machte sich also eine vierköpfige Ausreißergruppe ohne unsere Beteiligung auf den Weg. Die erste und einzige Bergwertung konnte dabei von Lisabeth von Chocolade gewonnen werden. Das Rennen plätscherte gemütlich dahin, der Vorsprung der Ausreißer blieb konstant bei fünf Minuten, ehe 70 Kilometer vor dem Ziel die Verfolgung begann. 45 Kilometer vor dem Ziel kam es erneut zu einer Attacke aus dem Feld heraus, wir gingen abermals nicht mit. Wie sich wenig später herausstellen sollte, war das kein Fehler, denn alle Ausreißer wurden eingeholt. Es lief wieder alles auf einen Massensprint hinaus. Wir bildeten zuerst einen langen Zug, Rodriguez zog dann aber mit McEwen an das Hinterrad von Clerc. Ein geschickter Schachzug. Der Sprint begann, Rodriguez zog schnell an Clerc vorbei. Hushovd war zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig weiter vorne, so musste McEwen ordentlich antreten, um an das Hinterrad von Hushovd zu kommen. Das gelang ihm. Ein Zweikampf Hushovd gegen McEwen. Unser Australier war aber von Anfang an in der besseren Position und konnte so 200 Meter vor dem Ziel an Hushovd vorbei ziehen und locker gewinnen. Ich sprang vor dem Fernseher daheim auf, während Robbie zu seinem ersten Saisonsieg feiernd über die Ziellinie rollte.

Bild

In der Gesamtwertung war damit nur mehr Gasparotto von Liquigas vor ihm, um acht Sekunden um genau zu sein. Da ich mir eine Zusammenfassung ansah, musste ich nicht lange warten, um zu sehen, ob Gasparotto noch lange im Gelben fahren würde.
Die dritte Etappe war wie alle vorher ergehende tellerflach und somit wieder eine Sache für Robbie McEwen und auch Fred Rodriguez. Wir schickten auch an diesem Tag keinen in die Ausreißergruppe sondern hielten uns hinten verdeckt auf. Die einzige Bergwertung konnte sich aus der Gruppe heraus Joachim von Astana sichern. Unser Mertens musste sich knapp geschlagen geben. Interessanterweise kam es auch in der Folge zu keinem Ausreißversuch, und so wurde die erste Sprintwertung richtig spannend. Rodriguez leistete perfekte Vorarbeit uns so konnte Robbie die Wertung vor Lorenzetto (Milram) und Caethoven (Chocolade) gewinne. Für Fred reichte es nur zum vierten Platz, was aber nicht sonderlich wichtig war. Nach der Wertung kam es dann endlich zu einer Attacke, was das Rennen in den üblichen Trott der Langeweile warf. Die Zusammenfassung schnitt diesen weniger attraktiven Teil natürlich raus. Die Gruppe kam natürlich nicht weit genug weg, um einen Massensprint zu verhindern. Auch die teils steilen Anstiege die ich in Australien so gar nicht erwartet hätte konnten einen Massensprint nicht verhindern. Bevor es allerdings zu diesem kam, vielen noch etliche Fahrer hinten weg, auch drei von uns. Am Ende war das Feld auf 40 Mann beschränkt. Ich hatte das Profil auch in der Folge falsch eingeschätzt. Ein letzter Schafrichter, 10 Kilometer vor dem Ziel gelegen, zerstörte die Gruppe vorne endgültig und leider blieb von uns nur mehr Fred über, gemeinsam mit ihm waren noch 33 andere Fahrer dabei. Am Ende war es Elmiger, der knapp vor Boyer und Fred gewann. Robbie konnte mit einem fulminanten Schlusssprint noch mal in eine größere Gruppe gelangen. Elmiger übernahm auch gleich die Gesamtwertung, Fred ist jetzt bester Mann von uns als Vierter.
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Beitrag: # 405651Beitrag eisel92
17.1.2007 - 19:35

Tut mir Leid, dass es momentan so unregelmäßig weitergeht, ich hab viel um die Ohren. Komm aus dem Lernen nicht mehr raus. Am Wochenende kommt aber der zweite Teil der Tour Down Under, versprochen. Passt ja auch gerade, da die echte ja im Gange ist.
Und nach Montag kommen dann auch (hoffentlich) wieder unter der Woche Posts!
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eisel92
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Beitrag: # 406155Beitrag eisel92
21.1.2007 - 13:20

Tour Down Under
Die Zweite

Mit der vierten Etappe ging es weiter. Für die Gesamtwertung würde sie eine entscheidende, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle spielen. David entschied sich heute auf Fred zu setzen, der er konnte durchaus die teils steilen Anstiege überleben – was bei Robbie nicht mit Sicherheit zu sagen war. Das Rennen begann wie immer mit einem Ausreißversuch, wie auch schon in den vergangen Tagen schickten wir niemanden mit – wozu auch. Die Ausreißergruppe bestand aus sechs Fahrern, zwei davon Österreicher, von Liquigas war außerdem Carlström mit von der Partie. Die Ausreißer wurden, selbstverständlich, weggelassen. Die erste und einzige Sprintwertung konnte sich Wolfgang Murer von Elk-Haus-Simplon sichern. Der Vorsprung auf das Peloton betrug zu dieser Zeit knappe 4 Minuten 30. Da noch knapp mehr als 100 Kilometer zu fahren waren nicht sonderlich viel. Wir hielten uns nach wie vor im Peloton auf und schützten Fred und Robbie. Ungefähr 80 Kilometer vor dem Ziel begann dann langsam die Aufholjagd, sechs Minuten mussten wieder eingeholt werden. Die Bergwertung konnte sich abermals Wolfi Murer sichern, was mich natürlich sehr freute. Der Anstieg war ziemlich steil, im Hintergrund konnte man schon das Peloton kommen sehen.

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Den ersten Anstieg konnten alle noch ohne Probleme bestehen, der Gegenhang war dann aber für einige zu schwer. So auch für Nick Gates, Sentjens und Vansevant. Robbie, Fred, Mertens und Lloyd konnten weiter in der ersten Gruppe bleiben. Dreißig Fahrer waren noch vorne, das Gelbe Trikot von Elmiger inklusive. Die Ausreißer hatten sich mittlerweile zerteilt, vorne waren nur mehr drei Mann. Leider konnten 15 Kilometer vor dem Ziel die zwischenzeitlich zurückgefallenen Fahrer wieder aufschließen, 59 Mann waren also wieder vorne. Das ärgerte mich, und sicher auch David doch ziemlich, da damit die Erfolgschancen wieder um einiges geschwächt waren. 10 Kilometer vor dem Ziel stürzten dann vier Fahrer, auch Furlan von Crédit Agricole war dabei. Schnell war klar das es wieder zu einem Massensprint kommen würde. Hushovd war ziemlich weit vorne, vielleicht zu weit vorne. Rodriguez hängte sich mit Robbie dahinter an das Hinterrad des grünen Gasparotto. Wie sich bald herausstellen sollte nicht das beste Rezept. Robbie konnte mit einem fulminanten Schlusssprint dann doch noch die Kohlen aus dem Feure holen und wurde Zweiter, knapp vor Ete Zabel, knapp hinter dem neune Führenden Hushovd, der heute alles richtig gemacht hatte. Fred wurde enttäuschender Sechster.

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Nach dem die vierte Etappe keine Entscheidung brachte, musste es nun die fünfte richten. Rund 30 Kilometer vor dem Ziel wartete ein kniffliger Anstieg. Auf 413 Höhenmeter ging es hinauf, gekrönt mit 10 Bergpunkten. Damit würde wohl auch der Kampf um das gepunktete an diesem Schafrichter entschieden werden – sollten die Ausreißer nicht durchkommen. Wir schickten wie immer niemanden mit. 5 Fahrer machten sich auf den Weg, darunter auch der gute Sprinter Caethoven. Das Feld ließ die Ausreißer dennoch gewähren. Auch Lorenzetto von Milram war dabei, was ein spannendes Duell an den Sprintwertungen vermuten ließ. Leider wurde aber an der ersten Sprintwertung gar nicht gesprintet, Day (Navigators) erbte somit ganz locker den Sieg. 50 Kilometer vor dem Ziel versuchte sich dann Trampusch (Vorarlberg) zu lösen, was gelang. Die zweite Sprintwertung holte sich derweil drei Minuten weiter vorne Roulston von Health Net. Trampusch wurde schnell wieder gestellt, damit haben wir nichts verpasst. Mit 3 Minuten Vorsprung gingen die Ausreißer in den entscheidenden, 5 Kilometer langen Anstieg. Im Feld begannen sofort die Attacken, die Gesamtwertung war erledigt, wir konnten nur Mertens mitschicken!
Und dieser Mertens brachte mich zum Hüpfen. Er gewann die Bergwertung ganz geschickt aus einer siebener Gruppe heraus. Aus der 7-er Gruppe wurde schnell einer Fünfer Gruppe, zwei Leute konnten einfach nicht mehr. Fred und Robbie waren noch im 19 Mann starken Verfolgerfeld dabei, leider aber auch der Gesamtführende Thor Hushovd.
Mertens hatte knappe eineinhalb Minuten Rückstand auf den Norweger, er hatte also noch nicht ganz verloren. 5 Kilometer vor dem Ziel war Mertens dann plötzlich alleine, alle anderen hatten keine Kraft mehr. 500 Meter vor dem Ziel war wieder einer bei ihm, es sollte ganz knapp werden. Mich hielt es nicht mehr auf dem Sofa. Gebannt schaute ich auf den Fernseher. Am Ende gab es ein Happy End – Mertens konnte sich hauchdünn vor Menzies von Health durchsetzen.

Bild

46 Sekunden machte er letztendlich auf Hushovd gut, das reichte aber nur für Rang 6 in der Gesamtwertung. Zweitbester ist Fred auf Rang 9!

Die sechste und letzte Etappe, der Epilog sozusagen, bildete den Abschluss der dreistündigen Zusammenfassung. Ich war mittlerweile putzmunter und fuhr schnell zum Bäcker die Straße runter. Als ich wieder zurückkam, war das Rennen schon im Gange. Eine Ausreißergruppe hatte sich wie die fünf letzten Tage auch schon davongemacht. Die Ausreißer wurden aber auch schnell wieder gestellt, sie waren also nicht von Belang. 11 Kilometer vor den Ziel, in einer scharfen Linkskurve, spaltete sich das Feld. Ein Fahrer lag auf dem Boden – es war J-P Nazon. Ein starker Sprinter, sicherlich einer der heutigen Favoriten.
David sorgte für gute Arbeit, denn Fred ergatterte das Hinterrad von Ete Zabel, und Robbie das von Hushovd. Ideale Ausgangsposition also, die Weichen zu einem weiteren Etappensieg waren gestellt. Der Sprint begann und plötzlich sah alles nicht mehr ganz so gut aus. Hushovd hatte geschlafen, Zabel einen schwachen Vordermann. Für Fred war alles vorbei, Hushovd wurde aber immer schneller, und damit auch Robbie. Den Tagessieg holte sich letztendlich Gasparotto von Liquigas, Robbie wurde nur Vierter. Nicht unbedingt ein Abschluss nach Mass. Die Tour Down Under war damit vorbei, den Abschluss der Sendung bildete eine Übersicht über die Etappen und die Wertung.

Bild

Etappe 1
1.Gasparotto (Liquigas)
2.Haddou (Bouygues Telecom)
3.Kemps (Astana)

Etappe 2:
1.McEwen (Predictor)
2.Hushovd (Crédit Agricole)
3.Gasparotto (Liquigas)

Etappe3:
1.Elmiger (AG2R)
2.Bouyer (Bouygues Telecom)
3.Rodriguez (Predictor)

Etappe 4:
1.Hushovd (Crédit Agricole)
2.McEwen (Predictor)
3.Zabel (Milram)

Etappe 5:
1.Mertens (Predictor)
2.Menzies (Health)
3.Elmiger (AG2R)

Etappe 6:
1.Gasparotto (Liquigas)
2.Hushovd (Crédit Agricole)
3.Caethoven (Chocolade)

Gesamtwertung:
1.Elmiger (AG2R)
2.Menzies (Health)
3.Rucker (Elk)
4.Coenen (Chocolade)
5.Hushovd (Crédit Agricole)
6.Mertens (Predictor)
7.Bouyer (Bouygues Telecom)
8.Rodriguez (Predictor)
9.Zabel (Milram)
10.Weissinger (Elk)

Sprintwertung:
1.Gasparotto (Liquigas)
2.Hushovd (Crédit Agricole)
3.Elmiger (AG2R)

Bergwertung:
1.Mertens (Predictor)
2.Elmiger (AG2R)
3.Lisabeth (Chocolade)

Edit: Witzigerweise sind die ersten zwei hier in der Gesamtwertung auch genau so bei der wirklichen Tour Down Under vorne gewesen – das muss ein Zeichen sein^^
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Beitrag: # 406358Beitrag eisel92
22.1.2007 - 17:15

So, ich bau jetzt einen neuen Aspekt in die Story ein. Künftig gibt es neben Sascha noch einen zweiten Charakter…

„Ich tat dasselbe wieder. Ich nahm mir mein Rennrad, klickte mich in die Pedale ein und fuhr – meinen Problemen davon. Weg von daheim, zumindest wieder für einige Stunden. Jede Pedalumdrehung waren zwei Meter weiter weg von zu Hause. Es ist die einzige Möglichkeit für mich, innere Ruhe zu finden. Nur mit Radfahren funktioniert das, nicht anders. Das Training ist dabei nicht von Belang, höchstens ein netter Nebeneffekt. Ich muss nur einfach weg, alleine sein. Meine Gedanken sortieren, aber gleichzeitig auf einen anderen kommen. Daheim geht es meinen Vater schlecht. Wenn ich ihn sehe, kommt sofort wieder alles in mir hoch. Der Schmerz, die Trauer. Alles! Er selbst ist nur mehr ein Schatten seiner selbst. Und langsam ergeht es mir genau so. Wenn ich nicht am Rad sitze, drehen sich meine Gedanken immer nur im Kreis. Warum? Diese Frage verfolgt mich den ganzen Tag. Ich weis nicht mehr. was ich tun soll. Ich kann doch nicht meinen eigenen Vater im Stich lassen.“

„Das sie wieder bei ihm eingezogen sind war ein großer Zug von Ihnen. Vielleicht nicht durchdacht, aber dennoch, Sie haben das richtige getan. Sie können aber auch nicht immer bei Ihm bleiben. Ich weiß, dass Ihnen das im Moment egal ist, aber es wird auch Ihrer Karriere schaden. Sie müssen ihn sich selbst überlassen, so hart das klingen mag. Er muss seinen Schmerz überwinden und braucht dazu Hilfe, keine Frage, aber Sie müssen dasselbe tun. Die Sache mit dem Rennrad ist schon gut, Sie brauchen irgendeinen Ort oder irgendetwas anderes, wo Sie abschalten können. Ich hab Ihnen ja gesagt, dass das funktionieren wird. Sie müssen aber auch versuchen, abseits dieser Zeit auf dem Rennrad etwas zu tun. Die Trauer ist natürlich, jeder Mensch würde trauern, aber Sie müssen weiterleben. Nicht zuletzt ihretwegen. Versuchen Sies.“

„Tue ich ja. Aber ich kann, solange ich ihn diesem Haus bin, keinen klaren Gedanken fassen, kann mich auf nichts anderes konzentrieren Ich kann meinen Vater nicht alleine lassen, dass würde nicht gut gehen – dass weiß ich. Ich weiß aber auch, dass ich so nie selbst Ruhe bekomme. Es ist ein Teufelskreis.“

„Ich gebe Ihnen einen Rat, mehr kann ich nicht tun. Ziehen Sie wieder in Ihre Wohnung, suchen Sie wieder Kontakt zu Ihren Kollegen und Freunden. Schauen Sie aber auch öfters Mal bei Ihrem Vater vorbei – und reden Sie mit ihm. Am besten gleich heute, wenn Sie heimkommen. Versuchen Sie, den Schmerz gemeinsam zu überwinden. Sie schaffen das – Beide.“

„Ich werde es versuchen. Danke! Bis nächste Woche.“
„Bis nächste Woche, Jurgen. Viel Glück – und reden Sie mit ihm.“
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eisel92
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Beitrag: # 406505Beitrag eisel92
23.1.2007 - 16:24

Eigentlich wäre ich ja in der Stimmung sofort mit dem AAR weiter zu machen, aber mein PC ist (wieder mal) nicht funktionstüchtig. Er lässt sich nicht mehr starten. Jetzt kann es sein, dass ich heute Abend schon wieder weiterschreiben kann, oder aber auch, dass es erst in ein oder zwei Wochen weitergeht. Dienstag und Donnerstag kann ich von der Schule aus ins Internet, da kann ich dann zumindest sagen wann es wieder weitergeht. Hin und wieder komm ich auch zu Hause zu einem PC, aber nicht so lange, dass ich einen ernst zunehmenden Post schreiben kann. Sorry, mein PC ist einfach Dreck!
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eisel92
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Beitrag: # 406972Beitrag eisel92
26.1.2007 - 17:09

Nach dem Gespräch hatte Jurgen einiges zu tun. Zu aller erst musste er die Sache mit seinen Vater klären. Dies tat er in einem langen Gespräch, welches das gewünschte Ergebnis brachte. Sein Vater kam so weit alleine zu Recht. Gleich am Tag darauf zog Jurgen wieder in seine eigene Wohnung ein. Etwas komisch war das schon. Das unabgewaschene Geschirr vom Auszug vor zwei Wochen lag noch in der Spüle, die Zeitungen stapelten sich vor der Wohnungstür. Alles verlangte eine dringende Reinigung. Dennoch war er glücklich, wieder hier zu können. Der große Fernseher, die Aufnahmen von den letzten Radsportsaisonen, sein Trikot von Discovery Channel. Sein altes Rennrad, einfach alles, was ihm mit seiner Leidenschaft verband. Den Wohnungsputz erledigte Jurgen noch am selben Tag, ehe er erschöpft aber glücklich ins Bett fiel.
Am nächsten Tage stand er schon früh auf, um nach einem kurzen Frühstück mit dem Trainings zu beginnen. Bis dato hatte er sein Rennrad nur zum Frustabbau verwendet, nun wollte er aber ernsthaft an seiner Form schleifen.
Wobei „schleifen“ noch eine ziemliche Übertreibung war, denn es war keine Form da. Nach sechzig Kilometern kam er schon mächtig ins Schnaufen.
Im Trainingszentrum von Predictor-Lotto ging es, zum ersten Mal für ihn überhaupt. Einige Kollegen kannte er schon, und er war erfreut, dass er eben diese antraf.
Mit Chris Horner, Santiago Botero und Cadel Evans durfte er gleich mit drei absoluten Größen im Team schwitzen. Da alle drei ebenfalls erst zum Trainieren begannen, konnte Jurgen gut mithalten – was sich wiederum gut auf seine Motivation auswirkte. Die privaten Probleme waren schnell vergessen, als er den teilweise spannender aber auch übertriebenen Geschichten von Cadel Evans zuhörte. Botero, sichtlich um einen guten Einstand bei den neuen Kollegen bemüht, zeigte immer wieder aerodynamische Neuheiten am Rad vor, was meistens aussah, als würde ein Truthahn verenden.
Zwei Stunden lang trainierte er, was im Anbetracht der Rückfahrt fast zu viel war. Jurgen kam dennoch gesund nach Hause – ohne Zusammenbruch auf der Straße. Einen Tag bis zum ersten Renneinsatz dieser Saison konnte er also abhacken. Wann die Saison beginnen würde war noch nicht klar. Die Tour Down Under ist vorbei, der restliche Januar ist nichts für ihn, wahrscheinlich wird wohl der Februar den Einstand bringen – oder spätestens der März. Er war ja kein Star, der sich lange schonen musste, allerdings war auch Vorsicht geboten. Er durfte sein können nicht mit zu vielen Renntagen verschwenden. Zu mal 21 Renntage schon verbucht sind, denn Jurgen bekam vertraglich zugesichert, dass er eine Grand Tour fahren darf.
„Wahrscheinlich der Giro oder die Vuelta – die Tour wird wohl noch ein Jahr warten müssen.“ Die Tour! Das Ziel fast eines jeden Rennfahrers, und seines umso mehr, da er bewiesen hat, dass er am Berg wie auch im Zeitfahren Talent hatte. Irgendwann wollte er sie gewinnen, was auch durchaus nicht unrealistisch war. Die Frage war, ob er am Berg stark werden würde, im Zeitfahren würde er sicher internationale Klasse erreichen – aber ob das auch im steilen Gelände der Fall sein würde?
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Beitrag: # 407284Beitrag eisel92
28.1.2007 - 16:37

Doha International GP

Schon am Tag nach der Tour Down Under bekam ich einen Anruf von David. Er fragte, ob ich mir die Rennen angesehen habe, meinte, dass der Saisonstart eigentlich gut verlaufen ist, und sprach dann über den Kader für den Doha International GP. Leif Hoste wollte unbedingt fahren, McEwen sollte auch mit kommen. Damit waren zwei Stützen da, dazu wollte David noch drei unerfahrene Fahrer mitnehmen. Fehlte noch ein Sechster Mann. Ich gab ihm den Tipp, Tom Steels mit zu nehmen, welchen er dann auch befolgte.
Am Tag des Rennens stellte ich erstaunt fest, dass auch diesmal wieder das Rennen mit einigen absoluten Krachern stattfinden durfte. Neben unseren beiden Stars McEwen und Hoste fuhren noch Tom Boonen, Alessandro Petacchi, Fabian Cancellara und einige anderen namhafte Fahrer wie Kopp, Flecha, Steegmanns oder Brown mit. Insgesamt waren 15 Teams am Start, 8 davon aus der ProTour. 102 Fahrer nahmen sich bei 39 Grad im Schatten die 180 Kilometer vor.
Die erste Runde, welche 20 Kilometer lang war, verlief ohne Attacke. Bei den hohen Temperaturen war es keineswegs überraschend, dass sich kein Fahrer allein auf die Flucht machen wollte. Wenig später wurde dann aber doch attackiert. Sechs Fahrer machten sich auf den Weg, wir schickten unseren Oldie Steels mit. Der Ausreißversuch klappte, schnell waren zwei Minuten zwischen Feld und den Führenden.
Das Rennen verflachte nun, die sechs Mann vorne machten konsequent Zeit auf das Peloton, welches noch keine Nachführarbeit machte.
Hundert Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung bereits sechs Minuten. Das Feld machte aber weiterhin keine Anstalten, die Aufholarbeit zu beginnen. Zwanzig Kilometer später war die Ruhe dann aber vorbei, Quickstep und Rabobank drehten auf. Uns konnte das Recht sein, vorne hätten wir Steels, im Feld Robbie McEwen. 50 Kilometer vor dem Ziel fehlten nur noch zwei Minuten auf Steels und Co, womit die Sache gegessen war. Es brauchte dann noch überraschend lange, bis die Ausreißer tatsächlich gestellt waren. Erst 20 Kilometer vor Schluss war das Feld wieder komplett. Durch das hohe Tempo kam es zu keinen Attacken mehr, und dadurch zum Massensprint.
Robbie McEwen konnte sich glücklicherweise das Hinterrad von Petacchi schnappen, welcher am Hinterrad von Tom Steels hing. Tom war am Hinterrad von Caethoven platziert. Boonen hängte am Hinterrad von Van Hesswijk zwei Positionen hinter Robbie. Eine schlechte Ausgangsposition also für den Ex-Weltmeister. 5 Kilometer vor dem Ziel kam dann eine unerwartete Attacke von Cancellara, welche alle Züge sprengte und neu formierte.

Bild

Sacchi war jetzt plötzlich Anfahrer für Petacchi, McEwen war hinter dem Italiener, danach Caethoven und Steels. Boonen lag neben McEwen direkt hinter seinem Top - Anfahrer Steegmanns, dem alten Anfahrer von McEwen. Damit war Boonen plötzlich wieder voll dabei. Dann begann der Sprint, und Sacch stand voll im Abseits. Robbie reagierte gut und zog an das Hinterrad von Tom Boonen. Petacchi war schnell geschlagen, das Duell hieß also tatsächlich Boonen gegen McEwen. Robbie war in besserer Position, am Hinterrad von Tom Boonen. Schlussendlich war der Belgier doch einen Tick zu stark heute, Robbie wurde toller Zweiter, Caethoven schaffte es überraschenderweise noch vor Petacchi aufs Treppchen. Tom Steels hatte auch nach seinem Ausreißversuch noch genug Kraft um in die Top5 zu sprinten.

Bild
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Beitrag: # 407659Beitrag eisel92
30.1.2007 - 14:35

Als David wieder nach Brüssel zurückkam ging es daran, ein erstes Fazit zu erstellen und auch einen Überblick über die Form unserer Fahrer zu bekommen. Man konnte sagen was man wollte, wir starteten durchaus gut in die neue Saison. Das mussten auch die Herren in der oberen Etage der Firma Predictor einsehen. Teamwertung bei den australischen Straßenmeisterschaften, dazu die Bergwertung bei der Tour Down Under. Etappensieg auf der zweiten Etappe und fünften Etappe der Tour Down Under, dazu ein Zweiter und ein Dritter Platz. Im Gesamtklassement Sechster und Achter, auch nicht schlecht. Dazu der zweite Platz in Doha beim Internationalen Grand Prix, nur von Tom Boonen geschlagen.
Die Grundausdauer passte auch bei allen Fahrern, zumindest an die noch junge Saison gemessen. Einzig und Allein unsere vier Neuzugange, besonders Santiago Botero, hinken etwas mit der Form hinterher. Das ist aber darauf zurückzuführen, dass sie das Trainingslager in Malaysia nicht bestreiten konnten. Die Moral stimmt auch so weit bei jedem, Jurgen Van den Broeck ist der einzige Problemfall. Ich hoffe, dass er trotz des schweren Verlustes klar kommt und eine gute und vor allem lehrreiche Saison hinlegen kann.
Unser nächster Besprechungspunkt waren die weiteren Renntermine. Im Vorfeld fragten wir jeden Fahrer nach seinen ungefähren Vorstellungen, welche Rennen er im Februar bestreiten will. Wir kamen zu einem sehr gut gefüllten Rennkalender. Gemeinsam verfassten wir nun einen kurzen Terminplan.

01/02 – 01/02 - GP d`Ouverture La Marseillaise (C.1)
05/02 – 09/02 – Trofeo Mallorca (T.1)
12/02 – 16/02 – Vuelta a Andalucia (T.1)
25/02 – 25/02 – Gent-Lokeren (C.HC)
26/02 – 26/02 – Kuurne – Bruxelles – Kuurne (C.1)

Damit hatten wir erstmal alles von unmittelbarer Wichtigkeit hinter uns. Nun mussten unsere Fremdsprachenkenntnisse dran glauben – ein Anruf bei unseren Co-Sponsoren stand an. Die mussten ja schließlich auch bei Laune gehalten werden. Ich übernahm dabei, wie konnte es anders sein, –Q8- und als Draufgabe UPC, während David die Nummern von Telefonica und Ikea wählte. Mit –Q8- und Denis Leproux als Gesprächspartner war ich schnell fertig, und auch die Herren von UPC stellten sich als eher unkompliziert heraus. Da hatte David weniger Glück. Bei Telefonica wollte man nichts von einer Zusammenarbeit wissen, bis der Irrtum endlich aufgeklärt werden konnte, kochte David schon vor Wut. Wenig später bekam er wieder Grund zum Lachen. Ikea wollte ihm einen Buchen-Schreibtisch andrehen – mit allen Mitteln. Am Ende kaufte er ihn tatsächlich, um läppische 50 Euro. Welch gutes Geschäft.
Da wir ja schon die Telefonhörer in der Hand hielten, erkundeten wir uns auch gleich bei unseren Scouts wie die Beobachtungen liefen. Aus dem Baskenland wie auch aus Norditalien bekamen wir die gleiche Antwort: „Ich habe schon den ein oder anderen interessanten Fahrer im Auge, genaueres kann ich aber noch nicht sagen.“ Noch hatten unsere Talentesucher ja auch Zeit – ein Monat, um genau zu sein.
Mehr war an diesem Abend nicht mehr zu erledigen, und so sahen wir uns den Ausgang der Tour of Qatar an. Tom Boonen konnte mit drei Etappensiegen locker den Gesamtsieg abstauben, zweiter wurde Petacchi, welcher ebenfalls eine Etappe für sich entscheiden konnte.
Zu guter Letzt einigten wir uns dann noch, dass ich nach Frankreich fahren sollte. David würde erstmal ein wenig ausruhen und einige kommerzielle Dinge in Angriff nehmen. Damit werde ich am ersten Februar, also in zwei Tagen, mein erstes Rennen im Teamwagen bestreiten. Ich hoffe, es geht gut aus.
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Beitrag: # 407669Beitrag eisel92
30.1.2007 - 15:08

Gelegentiches Feedback wäre echt nett und würde Motivation geben. Kritik, LOb, Verbesserungsvorschläge - Ganz egal, Hauptsache es meldet sich mal wieder jemand!
EDIT: Habt ihr Akon gehört? Wobei, gehört dieser AAR mit seinen vielen Seiten noch zu den "Kleinen"?^^
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Beitrag: # 407916Beitrag eisel92
31.1.2007 - 20:02

Europa-Auftakt
01.Februar.2007

Mit dem ersten Rennen in Europa stand gleichzeitig mein erstes Rennen als Manager an. Der GP d`Ouverture de Marseillaise. Ich konnte in der Nacht zum Rennen überhaupt nicht schlafen, so nervös war ich. Dabei stand nicht wirklich etwas auf dem Spiel – außer einem guten Einstand. Um neun Uhr machten wir uns im Teambus auf den Weg nach Marseille. Dort warf ich erstmal einen Blick auf die Startliste, wurde aber sofort unterbrochen. Mein alter Teamkollege Daniel Schnider war da, er sollte für Milram einige Fahrer beobachten. Nach einem kurzen Plausch hieß es dann Platz im Teamfahrzeug zu nehmen. Rechts von mir eine warme Kanne Tee, vor mit ein Laptop mit allen wichtigen Renninfos. So machte das Arbeiten Spaß. Dazu auf den Knien aufgebreitet ein kleiner Streckenplan, welcher von einige roten Strichen und Punkten durchzogen war. Wichtige Punkte, für Attacken, Sturzgefahr oder andere Dinge. Bis das Rennen endlich los ging war noch einiges an Zeit übrig. Zuerst musste ich mich mal an das Headset gewöhnen. Einzeln ging ich jeden Fahrer durch und sprach kurz ein paar Worte. Meistens versuchte ich motivierende Worte zu finden. Nachdem dieser Formalcheck erledigt war, nahm ich mir die Startliste zur Hand. Rechts waren unsere Mannen herausgestrichen: Christophe Brandt, Matthew Lloyd, Wim Vansevant, Björn Leukemanns, Josep Jufre Pou und Bart Dockx. Links standen alle weiteren Teams und Fahrer, wobei hier die starken Leute herausgehoben wurden.
107 Fahrer aus neun ProTour und sieben Conti Teams waren am Start. Auch ein David Moncoutie von Cofidis und Patrice Halgland von Crédit Agricole nützten dieses Rennen als ersten Formtest. Meine erste Entscheidung ging die Frage eines Ausreißversuches an. Ich entschied mich, Josep Jufre Pou mit zu schicken. All das tat ich noch vor dem Rennen. Dann ging es aber endlich los. Acht Grad über dem Gefrierpunkt zeigte das Thermometer an, die Sonne strahlte wie verrückt. „Und da spricht noch wer von Global Diming“, dachte ich mir.
Lloyd und Dockx sollten sich heute um Leukemanns kümmern, denn sollten die Ausreißer nicht durchkommen, war er unser Ass im Ärmel. Für einen Sprint hatten wir niemanden mit. Die zweite Möglichkeit war, das Tempo auf den letzten beiden Hügeln drastisch zu erhöhen und so die Sprinter in Probleme zu bringen.
Nach 25 Kilometer Renngeschehen und einen halben Liter Tee war ich doppelt verblüfft. Erstens, weil ich noch immer nicht aufs WC musste, und Zweitens, wunderte mich die Tatsache das noch immer keine Attacke gefallen war sehr. Ich plante nun vor, und gab Josep den Befehl, dass er sobald es steiler werden würde attackieren sollte. 15 Kilometer später wurde es dann steiler, und die Attacke erfolgte. Ich schaltete schnell auf die TV-Übertragung und schaute zu, wie sich Josep im Wiegetritt den Berg und vom Feld weg hocharbeitete.

Bild

Schnell brachte er eine ganze Minute zwischen sich und das Feld. „Aber Hallo!“, dachte ich mir. „Der Mann kann klettern.“ Es machte richtig Spaß dem Spanier zuzuschauen. Hinten wurden nun auch vereinzelt Attacken gestartet, allerdings konnte keine mit Erfolg durchgezogen werden. Das war nicht weiter verwunderlich, denn in Anbetracht des schnell wachsenden Vorsprunges von Josep musste das Feld etwas unternehmen. Das bedeutet zwangsläufig Schwierigkeiten für die Sprinter. Als Josep die Kuppe des Berges erreicht hatte, musste das Peloton bereits einen Rückstand von vier Minuten verkraften. Und das in knapp 10 Kilometern. Das ist eine Minute auf jeden 2500 Metern. Mittlerweile konnte sich ein weiterer Fahrer vom Feld lösen – Piamontesi von Tenax. Er konnte in der Abfahrt mehr als zwei Minuten auf das Peloton herausfahren, und auch Joseps Vorsprung nahm weiter zu. 117 Kilometer vor dem Ziel wurde es abermals steil. Der zweite von drei Hügeln stand an. Die Situation sah folgendermaßen aus´:
Josep Jufre Pou hatte 2:20 Vorsprung auf Piamontesi, welcher 4:30 Vorsprung auf das Peloton hatte. Josep war also fünf Minuten und fünfzig Sekunden vor dem Feld. Es war jetzt wichtig, das unser Spanier den Berg gut überstünde. Ich schaltete auf seinen Knopf ihm Ohr. „Super Leistung bis jetzt Josep, achte darauf wieder deinen Rhythmus zu finden, du hast sechs Minuten auf das Feld und 2:30 auf einen Verfolger. Weiter so.“
Nach einer Zeit musste ich feststellen, dass Piamontesi nicht wie von mir erhofft am Berg wieder verlieren würde. Zumindest nicht wirklich. Auf den ersten vier steilen Kilometern wuchs der Vorsprung von Josep um lediglich 10 Sekunden, und Piamontesi war ein ziemlich guter Abfahrer. Wenig später atmete ich aber wieder erleichtert auf – der italienische Verfolger hatte sich auf den ersten Kilometern ziemlich verausgabt und verlor nun Sekunde um Sekunde. Selbiges galt für das Feld. Ich war schon gespannt, wie groß der Vorsprung an der Kuppe sein würde. Mit fünf Minuten ging es letztendlich in die Abfahrt, 11:30 sogar auf das Feld. Das sah verdammt gut aus. Beim Klettern konnte sich Josep wieder genug Vorsprung holen, um in der schönen südfranzösischen Umgebung in gutem Tempo dahin zu fahren und sich nicht zu sehr zu verausgaben.

Bild

Downhill war aber nicht sein Fall, und so verlor er wieder eine Minute auf Piamontesi. Ganz schön hartnäckig, diese Italiener. Trotzdem, dieser Zweikampf war wohl schon entschieden. Vier Minuten konnte der Tenax Fahrer einfach nicht mehr einholen, zumal es nochmals steil wurde. Im Peloton begann nun langsam Chocolade das Tempo zu machen, und so betrug 65 Kilometer vor dem Ziel der Vorsprung auf das Feld „nur“ mehr knapp neun Minuten. Das müsste dennoch reichen. Ein großes Problem hatten wir aber dennoch. Bereits 45 Kilometer vor dem Ziel musste Josep seine letzte Trinkflasche leeren, und das, obwohl noch ein Berg anstand. Ein herber Schlag für meine Hoffnungen. Ein Kilometer später wurde vier Minuten dahinter Piamontesi gestellt. 4:40 hatte Josep noch Vorsprung – das würde nicht reichen, dass wusste ich. Damit lagen die Hoffnungen auf Leukemanns und Brandt. Das Tempo im Feld war so hoch, dass schnell klar war das kein Sprinter gewinnen würde.
37 Kilometer vor dem Ziel, ungefähr bei der Hälfte des Berges, lies ich Christophe Brandt attackieren. Ich erhoffte mir das er alleine wegkommen würde. Und tatsächlich, er kam weg. Nun schickte ich einen Funkspruch zu Josep. Ich erklärte ihm, dass er auf Christophe warten und dann Gas geben sollte. Dies geschah kurz vor der Abfahrt, in dem „mein“ Duo mit 1:30 Vorsprung rein ging. Eine gute Ausgangsituation, aber noch war nichts in trockenen Tüchern. 18 Kilometer vor dem Ziel wurde Josep dann tatsächlich geschluckt, Christophe blieb mit Amorison von Lanbouwkredit vorne. 30 Sekunden für 15 Kilometer. Naja. 5 Kilometer vor dem Ziel waren noch immer 20 Sekunden da, Christophe wirkte aber auch ziemlich tot. Der Sprint begann und meine Befürchtungen erfüllten sich – Christophe war nicht mehr frisch. Dennoch konnte er sich an Amorisons Hinterrad beißen, von hinten nahten die Verfolger. Für die zwei ging es sich hauchdünn aus. Amorison gewann, Christophe wurde toller Zweiter. Auch Matthew Lloyd gab mir Grund zur Freude, er wurde Sechster. Nach dem Rennen war alles recht hektisch. Ich brachte meine Mannen zu den Duschen und dann zum Teambus, anschließend stand noch die Siegerehrung an. Erst dann konnte ich mir die Ergebnisse ansehen. Alles in Allem feierte ich einen guten Einstand, am Abend fiel ich tot müde ins Bett.

1.Frederic Amorison – Landbouwkrediet - Tönissteiner
2.Christophe Brandt – Predictor-Lotto
3.Blake Caldwell – Team Slipstream
4.Jerome Pineau – Bouygues Telecom
5.Massimo Giunti - Miche
6.Matthew Lloyd – Predictor-Lotto
7.Juan Jose Haedo – Team CSC
8.Nicolas Vogondy - Agritubel
9.Mickael Cherel – Francaise Des Jeux
10.Pierre Rolland – Crédit Agricole
Alle gleiche Zeit!


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Feedback weiterhin erwünscht – hört auf Akon!^^
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José Miguel
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Beitrag: # 407924Beitrag José Miguel
31.1.2007 - 20:19

Großartiger Bericht, mach weiter so!
RZ: Punktewertung Vuelta 2006 und 2008, Etappensieg TdF 2010, 2011 und Giro 2012&2014, Berg Giro 2012, 2013, 2014 / Rad-Tipp: Giro dell'Emilia, Paris-Tours 2008, Tour de Romandie 2011, Eneco-Tour 2011, WM-Zeitfahren 2011 / Frauenfussball-Weltmeisterschaft 2007 / Fussball-Bundesliga 11-12
SKI: Whitney Houston Award 10/11, 11/12, 12/13, 13/14

eisel92
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Beitrag: # 408020Beitrag eisel92
1.2.2007 - 16:43

Juhuu - endlich mal wieder ein Kommentar. Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ehrlich! Heute abend geht`s weiter!
Weiteres Feedback ist natürlich erwünscht!
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Beitrag: # 410429Beitrag eisel92
12.2.2007 - 22:31

Ich werde meinen AAR nicht mehr weiterführen, Grund dafür ist, dass ich mich hier im Forum nicht mehr wohlfühle. Ich werde nur mehr als Stiller Leser der AARs im Forum sein, allerdings nicht mehr selber einen schreiben.
MfG
Eisel92
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