Kommt Armstrong zurück?

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Escartin
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Beitrag: # 6747190Beitrag Escartin
3.12.2008 - 8:22

PepsiLight hat geschrieben:
Escartin hat geschrieben:Riis war haushoher Favorit? Die Equipe vergab 1997 fünf Sterne an Ullrich, je vier an Riis und Olano...
2008:
*** Evans
** Valverde, A. Schleck, Menchov
* Kirchen


Das ist doch kein Maßstab.
In Deutschland hat doch geglaubt, dass Ullrich was reißen kann.
Woran misst du denn, wer vorab als "haushoher Favorit" gehandelt wird?
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Beitrag: # 6747191Beitrag Lance Armstrong Fan
3.12.2008 - 8:43

Als Tour-Zweiter 1996, war eine logische Konsequenz, dass er zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gehören würde. Ich war bei Ulles zweitem Platz zwar erst 8, aber nach meiner Sicht war nur der Zweite Platz 1996 die tatsächliche Überraschung.
Armstrong hat doch angekündigt die Tour gewinnen zu wollen. Bruyneel wird wohl eher auf Armstrongs als auf Contadors Seite stehen. Außerdem hätten ihn bestimmt auch ein paar andere Team genommen, bei denen er sicherlich Kapitän gewesen wäre. Wenn Armstrong bei den ersten Rennen gnadenlos untergeht, hat sich das Ding eh erledigt, ich denke aber viel eher, dass er genau das macht, warum er zurückkehrt: Schnell fahren und gewinnen. Ein Armstrong überlegt vorher und weägt genau ab. Erst dann, wenn er sich 100%-ig sicher ist, wird entschieden.
Gruß LAF

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Beitrag: # 6747208Beitrag Time2Play
3.12.2008 - 14:51

Bruyneel wird wohl eher auf Armstrongs als auf Contadors Seite stehen
Das wage ich mal zu bezweifeln, mit Sicherheit ist die Bindung zu Armstrong stärker als die zu Contador, aber Contador gehört die Zukunft, Armstrong hat schon alles erreicht was er sich überhaupt erträumen könnte.
Wenn er jetzt den Giro und/oder vllt die Vuelta gewinnt wäre das schön und gut, aber was bringt ihm ein erneuter Toursieg?
Den absoluten Rekord hat er eh schon, für Contador wäre es die verspätete Verteidigung seines Titels.
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mad
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Beitrag: # 6747209Beitrag mad
3.12.2008 - 15:30

Time2Play hat geschrieben:aber was bringt ihm ein erneuter Toursieg?
die frage ist hoffentlich nicht ernst gemeint... 8O
Tobinho hat geschrieben:Klar das Contador der Kapitän ist. Er ist momentan der beste Rundfahrer der Welt. Ist auch nicht mehr wie richtig das Armstrong sich unterordnen muss. Wenn Contador und Armstrong beide Top-Form haben ist Contador wohl der stärkere
du darfst nicht vergessen, dass das niveau der top-fahrer seit 2006 massiv abgenommen hat. 2006 gewinnt landis (bzw. pereiro), 2007 contador gaaanz knapp vor evans und leipheimer (wobei rasmussen der stärkste war), 2008 sastre. wo waren die denn alle bei armstrongs toursiegen?? klar, contador war zu jung, rasmussen auch, aber der rest...?

fakt ist doch, dass contador sich nie gegen einen ullrich oder basso beweisen musste (seine konkurrenz bei giro und vuelta war übrigens auch nicht der hammer). wer ihn jetzt schon vor armstrong sieht, unterschätzt eindeutig den tourminator...
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Beitrag: # 6747210Beitrag Time2Play
3.12.2008 - 15:34

@mad
Das war auf Bruyneel und nicht auf Armstrong bezogen.

Ich sehe Contador schon auf einem Niveau mit Armstrong, wenn er in Vuelta Form ist ist er sehr sehr schwer zu schlagen.
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Escartin
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Beitrag: # 6747211Beitrag Escartin
3.12.2008 - 15:38

Das ist allerdings reine Spekulation, genau wie meine feste Überzeugung, dass alle diese Debatten ohnehin flüssiger als flüssig sind, weil Armstrong mit knapp 38 ohnehin bestenfalls das Niveau für Platz 8-12 erreichen wird. Beim Altersgenossen Simoni waren die Verschleisserscheinungen ja im letzten Jahr auch nicht mehr zu übersehen.
Die Aussage dürft ihr mir natürlich gern im nächsten Juli (oder meinethalben auch im Mai, denn für den Giro gilt ja nichts anderes) unter die Nase reiben...
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Beitrag: # 6747215Beitrag Time2Play
3.12.2008 - 16:47

Warten wir erstmal das Trainingscamp ab.
Vielleicht sind wir ja danach schon schlauer...
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Beitrag: # 6747218Beitrag Lance Armstrong Fan
3.12.2008 - 17:11

Sicherlich ist sein Alter kein Zeichen, was für Armstrong spricht, doch mag ich nicht so Recht dran glauben, dass Mr. Perfect, der alles in seinem Radfahrerleben akribisch plante, auf einmal damit aufhören sollte und auf gut Glück wieder zurückkommt.
Natürlich ist er alt, älter als alle anderen großen GT-Fahrer, und natürlich spricht eigentlich alles gegen ihn, dennoch glaube ich nicht, dass ein Armstrong zurückkommt um nur mitzufahren. Das passt doch gar nicht zu seiner Mentalität, zum erbitternd kämpfenden mit teilweise fragwürdigen Mitteln.

Sicherlich ist das alles Kaffesatzleserei, aber ist es nicht umso schöner, zu sehen, dass im Mai, respektive Juli eh alles anders ist.
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Beitrag: # 6747252Beitrag sciby
3.12.2008 - 19:52

„Wir sind Profis und wir werden für den Besten fahren“
„2008 war Contador der beste Fahrer der Welt, wohingegen es nicht gesagt ist, dass ich derselbe wie 2004 oder 2005 bin. Deshalb werde ich ihn unterstützen, wenn er weiterhin der Beste ist.“

Also muss Lance zeigen, dass er der Beste ist und zack fährt man für ihn. Der Prolog wird es sein.
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Beitrag: # 6747253Beitrag Time2Play
3.12.2008 - 19:57

"Der Prolog wird es sein
:D:D:D

Genau ^^ 4 Sec Rückstand für Contador -> Armstrong is der Kapitän!!!
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Tobinho
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Beitrag: # 6747264Beitrag Tobinho
3.12.2008 - 20:19

mad hat geschrieben: du darfst nicht vergessen, dass das niveau der top-fahrer seit 2006 massiv abgenommen hat. 2006 gewinnt landis (bzw. pereiro), 2007 contador gaaanz knapp vor evans und leipheimer (wobei rasmussen der stärkste war), 2008 sastre. wo waren die denn alle bei armstrongs toursiegen?? klar, contador war zu jung, rasmussen auch, aber der rest...?

fakt ist doch, dass contador sich nie gegen einen ullrich oder basso beweisen musste (seine konkurrenz bei giro und vuelta war übrigens auch nicht der hammer). wer ihn jetzt schon vor armstrong sieht, unterschätzt eindeutig den tourminator...
nicht dein Ernst oder? Sicherlich hätte Contador gegen einen 2005er Armstrong,Ullrich,Basso etc. kaum eine Chance gehabt,aber Armstrong ist mittlerweile 38,irgendwann ist auch mal der beste Radfahrer an seinen Grenzen.
Und so schlecht ist Contador auch nicht:mit einem Rasmussen der 2007 wirklich eine Super Form hatte mitzuhalten,hat einiges drauf.Wenn man schon sieht wie Contador die Berge fährt,die kleine Trittfrequenz wie Armstrong.Contador hat schon einiges drauf:p
Aber wir werden sehen...

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Beitrag: # 6747265Beitrag PS
3.12.2008 - 20:20

Time2Play hat geschrieben:
"Der Prolog wird es sein
:D:D:D

Genau ^^ 4 Sec Rückstand für Contador -> Armstrong is der Kapitän!!!
So kleine Abstände gibt das beim prolog glaub ich nciht. Der ist ziem lich schwer. Da werden wir schon schnell sehen wie gut Armstrong zur Tour ist und nciht nur zur Australienrundfahrt.
Pe Es - Sieger Giro 2010, 3. TdF 2011, 3. Giro 2013, 2. TdF 2015, 2. Giro 2017, 3. Vuelta 2017, Sieger Vuelta 2023
Etappensiege: Vuelta Etappe 18+19 2008; Giro Etappe 7 2010; Giro Etappe 19 2011; Vuelta Etappe 3+5 2011; Giro Etappe 3 2013; Giro Etappe 8 2016; Tour Etappe 9 2016; Giro Etappe 18 2017; Tour Etappe 17 2017; Vuelta Etappe 12 2018; Tour Etappe 13 2019; Giro Etappe 12 2020; Giro Etappe 14+20 2021; Tour Etappe 14 2021; Vuelta Etappe 7+15 2021

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Grabba
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Beitrag: # 6747274Beitrag Grabba
3.12.2008 - 21:24

Dass alle wissen, dass im Vergleich Armstrong-Contador der eine dem Anderen überlegen ist, amüsiert mich. Viel Anderes, was ich hier lesen muss, stimmt mich traurig. Zu viel ist es. Leider.

Ansonsten werden wir im Juli sehen, wie es wirklich um die Fahrer tatsächlich bestellt ist. Bei Armstrong wohl schon im Mai. Fakt ist jedenfalls, dass Armstrong sieben Jahre lang der stärkste Rundfahrer war und dass Contador in den letzten beiden Jahren der stärkste war. Fakt ist auch, dass die beiden ein sehr ähnlicher Fahrertyp sind - warten bis zum Schlussanstieg, explosive Antritte, gigantische Trittfrequenz, starke Zeitfahren. Armstrong war in seinen Tour-Zeitfahren stärker, wohingegen für Contador ganz sicherlich seine Jugend und Spritzigkeit (und damit wohl auch Antrittsstärke) sprechen dürfte. Und zu guter Letzt ist noch Fakt, dass Armstrong nie unvorbereitet zur Tour kam - warum sollte es also dieses Jahr anders sein. Er wird schon wissen, was er will.
Und zu guter Letzt, wenngleich das natürlich bereits wieder in den Bereich der Mutmaßungen fällt, doch es würde mich wundern, wenn dem nicht so wäre, wäre man bei Astana einem Doppel- oder Dreifachsieg bei der Tour doch wohl kaum abgeneigt.

Dann möchte ich noch anmerken, dass Vergleiche wie "Sastre, Evans und co. waren früher schlecht, jetzt gewinnen sie" doch deutlich hinken. Schließlich können Fahrer sich weiterentwickeln - und gerade Evans und Sastre haben das ja getan, genauso Landis und Leipheimer. Pereiro hier als Beispiel zu nennen ist wohl eher ein Witz.

Wenn man mich nach meiner Prognose fragt, dann möchte ich zu Protokoll geben, dass Contador, sofern die Taktik ihn nicht einschränkt, die Tour 2009 gewinnen wird. Gerade das letzte Jahr dürfte ihn extrem gefestigt haben (mental und physisch), sodass er langsam aber sicher sein höchstes Rundfahrerniveau erreichen dürfte.
Armstrongs großer Vorteil Mannschaftszeitfahren hilft ihm gegen Contador wenig. Beim Giro hingegen dürfte er wohl mit Basso um den Sieg kämpfen, wobei ich eher zu einem Basso-Sieg tendieren würde. Armstrong auf Platz zwei jedoch halte ich für durchaus möglich, sofern er sich tatsächlich mit vollster Intensität auf die Italienrundfahrt vorbereitet.
Siege in Kalifornien oder Georgia liegen natürlich ebenfalls durchaus im Bereich des Möglichen.

Toxico
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Beitrag: # 6747294Beitrag Toxico
4.12.2008 - 13:58

Die Georgia Rundfahrt wird nicht stattfinden Grabba! ;)

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mad
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Beitrag: # 6747296Beitrag mad
4.12.2008 - 14:08

Tobinho hat geschrieben:
mad hat geschrieben: du darfst nicht vergessen, dass das niveau der top-fahrer seit 2006 massiv abgenommen hat. 2006 gewinnt landis (bzw. pereiro), 2007 contador gaaanz knapp vor evans und leipheimer (wobei rasmussen der stärkste war), 2008 sastre. wo waren die denn alle bei armstrongs toursiegen?? klar, contador war zu jung, rasmussen auch, aber der rest...?

fakt ist doch, dass contador sich nie gegen einen ullrich oder basso beweisen musste (seine konkurrenz bei giro und vuelta war übrigens auch nicht der hammer). wer ihn jetzt schon vor armstrong sieht, unterschätzt eindeutig den tourminator...
nicht dein Ernst oder? Sicherlich hätte Contador gegen einen 2005er Armstrong,Ullrich,Basso etc. kaum eine Chance gehabt,aber Armstrong ist mittlerweile 38,irgendwann ist auch mal der beste Radfahrer an seinen Grenzen.
Und so schlecht ist Contador auch nicht:mit einem Rasmussen der 2007 wirklich eine Super Form hatte mitzuhalten,hat einiges drauf.Wenn man schon sieht wie Contador die Berge fährt,die kleine Trittfrequenz wie Armstrong.Contador hat schon einiges drauf:p
Aber wir werden sehen...
ich hab nie behauptet, contador sei schlecht. in den letzten beiden jahren war er sicher der beste. aber er musste nie gegen die "allerbesten" fahren. vielleicht reichen armstrong 80-90% seiner form von 2005, um gegen ihn zu bestehen. um gegen evans oder sastre zu bestehen, hätte es damals wohl gereicht...

Grabba hat geschrieben:Dann möchte ich noch anmerken, dass Vergleiche wie "Sastre, Evans und co. waren früher schlecht, jetzt gewinnen sie" doch deutlich hinken. Schließlich können Fahrer sich weiterentwickeln - und gerade Evans und Sastre haben das ja getan, genauso Landis und Leipheimer. Pereiro hier als Beispiel zu nennen ist wohl eher ein Witz.
ich denke nicht, dass z.b. sastre sich seit 2005 grossartig weiterentwickelt hat. im zeitfahren ok... aber am berg? da war er schon 2005 sehr stark. und sastre (33 jahre) ist nun mal auch nicht mehr jünger geworden... selbiges gilt für landis (33), evans (31) und leipheimer (35).
oder leipheimer: 2005 (also mit 32 jahren) kam er als kapitän nicht in die top 5, 2007 wird er als edelhelfer von contador dritter. und leipheimer ist nun wirklich nicht mehr in dem alter, in dem man sich noch entwickelt...
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BlackHackz
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Beitrag: # 6747308Beitrag BlackHackz
4.12.2008 - 15:50

Also allen inneren Widerstrebungen zum Trütz schreibe ich hier doch etwas.

Also alles in allem hat Voigt knapp gesagt, was das Armstrong Comeback erstmal bedeutet: Gehyptes Medieninteresse (ARD und ZDF werden sich schwarz ärgern!), Riesenwirbel und Armstrong und gerade weil nicht jeder etwas vom Armstrong-Kuchen abkriegt (ARD und ZDF ;) ) werden natürlich wieder die alten Kamellen hervorgeholt. Man wird sich darüber echauffieren, wie man einem vermeintlichen Doper nur so zujubeln kann, man wird resümieren, dass der Radsport überhaupt nicht weiter gekommen ist und wenn es einen tollen Battle an der Spitze mit Armstrong gibt, ist die Tour auf einmal wieder in allen Zeitungen. Letztendlich kann jeder Deutsche, der Radsport mag, nur darauf hoffen, dass Armstrong die Tour hervorragend fährt (vielleicht sollte er 4.-10. werden, damit die Scheinglaubwürdigkeit gewahrt bleibt). Eins steht fest, Armstrong ist ein Markenname, einer der größten Werbenamen, die der Radsport besitzt. Völlig wurscht wie seine Siege zustande gekommen sind, er wurde bei keinem überführt und das ist bei 7 Siegen schon eine Leistung, die in den letzten 3 Jahren bei 9 großen Rundfahrten nur 3 Fahrer geschafft haben (Sastre, Contador, Menschow).

Achso kurzer Einwurf zu den tollen Contador - Armstrong Vergleichen. Man könnte jetzt böse sein und behaupten, dass Ullrich eine Graupe war, der 1996 und 1997 nur wegen der schlechten Konkurrenz so brilliant aussah. Als er ab 2000 dann einen echten Gegner hatte, hat er kein Land mehr gesehen.
Das wäre der logische Schluss, wenn man jetzt Contadors Leistungen mit denen von Armstrong vergleicht, die ,trotz naher chronologischer Abfolge, zu völlig unterschiedlichen Zeiten stattfanden. Contador hat dieses Jahr immerhin 2 große Landesrundfahrten gewonnen, ein Kunststück, welches Armstrong nicht fertig brachte (obwohl er mal bei der Vuelta startete). Demzufolge wäre Pantani der beste, denn Giro und Tour in einem Jahr zu gewinnen ist aufgrund des zeitlichen Fensters dazwischen äußerst schwierig, aber wieder: andere Zeit, mehr Kontrollen, kleinere Schlupflöcher, längere Sperren etc! (obwohl mich wirklich mal interessiert hätte, wie Ricco die Tour zu Ende gefahren wäre!).

Aber zurück zu Herrn Armstrong. Was kann uns denn hier in Deutschland besseres passieren, als wenn DAS Aushängeschild zu Werbezwecken mal ein paar Rennen fährt? Der Karren ist sowieso im Dreck, tiefer kann Armstrong ihn auch nicht mehr reinschieben. Selbst wenn man dieses Jahr das komplette Fahrerfeld ausgetauscht hätte, würden immernoch die Dopingvermutungen kreisen. Zurecht, denn Doping ist ja kein Ausdruck ungeheurer krimineller Energie eines einzelnen Menschen, der andere betrügen will, wie man uns weißmacht. Aber wer das nicht weiß, der sollte sich eh andere Gesprächsthemen suchen.
Armstrong, kann so ein Rennen beleben. Alleine durch seine Präsenz. Die Georgie-Rundfahrt hat nur durch ihn überlebt. Kaum war er nicht mehr da, schwand das Interesse und aus wars. Das Duell Armstrong vs. Ullrich machte Radsport vor allem in Deutschland zum Kassenschlager. Außerdem ist Armstrong Sportlerpersönlichkeit ein Vorbild für hunderte von Sportlern, nicht nur das, er hat tatsächlich vielen, vor allem jungen Menschen, die an Krebs erkrankt sind, viel Kraft gegeben.
Seine "Livestrong" Organisation ist kein banales Aushängeschild um Steuern zu hinterziehen und um sein Image aufzupolieren. Man erlebt selten Sportler, die sich während ihrer aktiven Zeit derart stark für eine außersportmäßige Sache einsetzen und dennoch derart fokussiert auf ihre Leistung, ihren Erfolg und ihre Arbeit sind.
Es würde überhaupt nicht schaden, wenn Armstrongs Determination ein wenig in die Gesellschaft einzug halten würde.
Wem eifern denn heute allen nach? Irgendwelchen ausgedonnerten arroganten Fußballern, mit engen rosanen Hemden, 2 Tuben Gel im Haar im Ohrstecker. Hey, ich hab nichts gegen solche Fußballer. Ich bin ziemlich tolerant und bin einer der letzten, der Rückschlüsse vom Aussehen auf den Charakter zieht. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es nicht schlecht wäre, wenn man Armstrongs Charakterstärke und seinen Willen etwas mehr als Vorbildfunktion nehmen würde.

Stattdessen wird auf ihm rumgehackt, er würde dem Sport nur schaden usw. Durch Armstrong ist dieser Sport vor allem in Deutschland erst so groß geworden. Er war doch der perfekte Kontrast zu Ullrich. Auf der einen Seite steht der unbegrenzte Wille und die harte, kompromisslose Arbeit auf dem Weg zu Ziel von Armstrong und auf der anderen der vielleicht etwas (wenn überhaupt) bequemere, auf keinen Fall faule, aber eben nicht ganz mit dem letzten Willen durchdrungene Ehrgeiz von Ullrich. Und die harte Arbeit gewinnt. Hey, genau wie im richtigen Leben.
Das war schon alleine daher Dramatik pur. Radsport als Kampf Mano a Mano, als Kampf der Charaktere, Kampf der Lebenseinstellung, Sympathie gegen Erbarmungslosigkeit.

Armstrong hat den Sport garantiert nicht kaputt gemacht. Wenn Armstrong wirklich gedopt haben sollte, dann hat Ullrich bisher nicht im Ansatz beschwert, er wird seine Gründe haben. Wie dem auch sei, Armstrongs Rückkehr zerstört nicht die Glaubwürdigkeit, damit ist es längst hinüber, die haben die Erben deftig auseinandergenommen.
Mit Armstrong kehrt ein Stück Legende zurück. Lebende Legende. Wo hat man das im Sport oder sonstwo heute schon?
Das einzige was zu hoffen bleibt ist, dass die Legende nicht schon alle Zähne verloren hat und als Helfer im Flachland Ausreißergruppen zurückholt.

Alle Spielchen, wer für wen fährt, wer stärker ist und wer mehr geleistet hat, das ist doch alles Vorgeplänkel. Aber dagegen habe ich überhaupt nichts, denn der Mythos Armstrong wirkt doch schon wieder. Fragt euch doch mal alle selbst, die ihr das jetzt lest: Habt ihr bei dem Gedanken, Armstrong bald wieder fahren zu sehen nicht tierisch Lust auf Radsport? Kommen da nicht die Tage des unbeschwerten Radsportguckens wieder ins Gedächtnis wo man sich von keiner Seite irgendwelche Gedanken über Doping oder so einen unbedeutenden Mist machen musste? Wünscht sich keiner die Zeiten zurück, in denen der "Tour de France"-Thread 250 Seiten umfasste und der "Doping im Radsport"-Thread irgendwo auf Seite 12 versauerte mit der letzten Nachricht, dass irgendein 4. klassiger Kolumbianer beim Kokskaufen erwischt wurde?

Armstrongs Rückkehr sorgt schon jetzt dafür, dass wir uns Gedanken über die Tour machen, dass wir schon im Dezember über Teamkonstellationen nachdenken, die Schwierigkeit von Etappen analysieren und über Favouriten reden. Ist das nicht herrlich?
Um ehrlich zu sein kann ich es kaum erwarten, bis eine 08er DB für den Radsport Manager rauskommt und obwohl ich in den letzten 2 Monaten maximal 4 Stunden mal Hearts of Iron 2 gespielt habe, habe ich wieder richtig Lust, mal Astana zu steuern und den alten Armstrong ein paar Rennen gewinnen zu lassen.

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Beitrag: # 6747313Beitrag Tobinho
4.12.2008 - 16:51

Respekt,der Text gefällt mir:p
Größtenteils muss ich dir in Sachen Armstrong reechtegeben,nur das er den Radsport in Deutschland populär gemacht hat damit stimme ich nicht ganz überein. Ullrich,Zabel,Team Telekom etc.haben den Radsport hierzulande populär gemacht. Armstrong hat mit seinen Ullrichen duellen vllt ein wenig dazu beigetragen.;)

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Beitrag: # 6747317Beitrag sciby
4.12.2008 - 17:12

Es heißt nicht umsont die Droge Armstrong oder habe ich da was falsch kombiniert?
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Beitrag: # 6747340Beitrag Time2Play
4.12.2008 - 19:18

@BlackHackz
wow, bin genau deiner Meinung, nur wäre ich viel zu faul das alles aufzuschreiben ^^

Ich freu mich auch schon riesig auf die Tour, ohne Armstrong wäre alles so klar, so vorherrsehbar, Contador würde Kapitän sein und warscheinlich auch die Tour gewinnen, nun da Armstrong da ist weiß aber keiner mehr so richtig Bescheid, blufft er, hat er noch die Form etc.

Zu der Stiftung: Ich hatte damals genau das gleiche geschrieben, aber da wurde es einfach mit einem "er will sein Image aufbessern" abgetan.
Ja wie kann man überhauüt noch etwas gutes tun?
Wenn jede Aktion sofort 3 mal hinterfragt und nach ner Möglichkeit gesucht wird es irgendwie schlecht zu reden.

Ich könnte jetzt noch so viel mehr dazu schreiben, aber du hast eigentlich schon alles gesagt...
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zabelchen
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Beitrag: # 6747409Beitrag zabelchen
5.12.2008 - 4:57

BlackHackz hat geschrieben:Einen langen Text mit tollen Absätzen, sehr lesenswerter Text :P
Bis zum letzten Absatz wusste ich gar nicht, wie ich die Absätze huldigen sollte, denn ausser Zustimmen war da nicht viel.
Beim letzten Absatz muss ich dir aber die Rosarote Brille abnehmen...

2004 und auch 2005 waren die TdF Threads doch nur 200 Seiten lang, weil jeder behaupten musste Armstrong dope doch eh nur, wie könnte er solche Leistungen denn sonst bringen? Zumeist war da die Ullrich Fraktion, die es nicht verstehen konnte wie er besser sei als ein ungedopter Ullrich.
Der Hammer, und damit der Zorn (?) auf Armstrong, welcher ins unermessliche Stieg war Fuentes und die Überführung von Ullrich. Ein Fahrer der die Tour 7x gewonnen hat, und dabei immer vor einen Doper war, das kann doch auf keinen Fall sein.

Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Die Dopinganschuldigen waren schon immer da, da dieser Erfolg sich für die meisten Menschen mit reinen Willen nicht erklären ließ.

Und dabei bleibt dieses Forum ja noch von teilweise total absurden (auch wenn es diese schon gab) Anschuldigen fern, das Armstrong ohne Krebserkrankungen gar nicht so weit gekommen wär und seine Siege allein durch die Medikamente die er nehmen musste, nötig gewesen wären.

Also, die Anschuldigen gegen Armstrong sind schon so alt, und daran wird wohl auch die Rückkehr oder sonstige Verzichte nichts ändern. Man liebt oder hasst ihn, irgendwie schafft der Mann nicht beides für einen Radsportfan zu entfachen...
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

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BlackHackz
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Beitrag: # 6747432Beitrag BlackHackz
5.12.2008 - 13:58

Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben.
Herrlich :D
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