Eine schwierige Entscheidung

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Beitrag: # 329644Beitrag Lance Armstrong Fan
4.2.2006 - 16:12

28.3.2016 3:21 Uhr London/England

Howell stieg in seinen Toyota und schaltete das Licht ein. Doch anstatt in Richtung Innenstadt zu fahren fuhr er aus der Stadt heraus in Richtung Windsor.
„Komm schon, komm schon“, murmelte Howell.
Tatsächlich fuhr der schwarze Lexus an und wendete in zwei Zügen.
„Tja die Sucht wird den Leuten doch immer zum Verhängnis“, seufzte Howell. Schon am Fenster war ihm der Lexus aufgefallen. Dass er seit einer halben Stunde im absoluten Halteverbot stand war für London nichts besonderes, doch das verräterische rote Glühen einer Zigarette hinter der getönten Scheibe hatte Howells Aufmerksamkeit auf den Wagen gelenkt. Der Verdacht der Observation hatte sich nun bestätigt, als der Wagen ihm folgte. Obwohl sich der Fahrer des schwarzen Lexus sehr geschickt verhielt, war es bei den wenigen Autos, die zu dieser Zeit noch fuhren für einen aufmerksamen Beobachter wie Howell nicht zu verbergen, dass der Lexus ihn eindeutig verfolgte.
Howell war stets darauf bedacht möglichst normal und gelassen zu fahren. Im Lexus mussten wahrscheinlich sowieso schon alle Alarmglocken läuten, weil er plötzlich mitten in der Nacht London verließ. Blitzschnell hatte er in den letzten Minuten mehrere Pläne gefasst sie aber alle gleich wieder verworfen.
Zuerst dacht er, dass er es mit einer Flucht versuchen könnte. Doch der Lexus war vermutlich getunt und war schon ohne Tuning bestimmt vierzig km/h schneller als sein Toyota. Bis auf die Pistole in seinem Handschuhfach hatte er auch keine Waffen bei sich. Auf einen Schusswechsel konnte er sich demnach auch nicht einlassen. Er überlegte also fieberhaft weiter, wie er seine Verfolger abschütteln konnte.
Als Howell die London die Londoner Außenbezirke erreicht hatte, die Straße breiter und die Bebauung zurückwich, sah er im Rückspiegel, wie die Scheinwerfer des Lexus näher kamen und dieser scheinbar zu einem Überholmanöver ansetzte. Als der Lexus neben ihm war und Howell in Gesichter zweier Chinesen blicken konnte, weil diese ihre Fenster herunter gelassen hatten, trat Howell das Gaspedal voll durch. Der Motor seines Toyotas heulte auf und er wurde kräftig in seinen Sitz hineingepresst. Das hämische Grinsen auf den Gesichtern der Chinesen verschwand so plötzlich wie Howell das Gaspedal durchgetreten hatte. Der, der auf dem Rücksitz saß riss seine Maschinenpistole hoch und drückte ab. Ein Kugelhagel durchriss die nächtliche Stille und das Mündungsfeuer erhellte die Straße in gelbliches Licht. Die Rückscheibe des Toyotas zerbarst und Howell drückte sich tiefer in den Sitz hinein.
Nun gab es kein zurück mehr. Er hatte seine Verfolger genau da, dass sein Plan greifen konnte. Die Tachonadel kletterte und kletterte bei zweihundertdreißig kam sie zum Stillstand. Der Motor des Toyotas drehte schon über siebentausend Umdrehungen. Lange konnte er dieses Tempo seinem Motor nicht antun. Scheinbar mühelos holte der Lexus auf und setzte sich neben ihm. Ein Pick-Up der ihnen entgegenkam musste ins Feld ausweichen, wo er sich überschlug und Feuer fing. Als der Chinese wieder in aller Ruhe anlegte und mit der MP auf Howell zielte trat Howell das mittlere und das linke Pedal voll durch. Der Gurt schnitt heftig in seinen Leib, als er bei seiner Vollbremsung nach vorne geworfen wurde. Der nächste Kugelhagel ging vor seinem Auto ins Nirgendwo. Der Fahrer des Lexus reagierte diesmal jedoch deutlich schneller und bremste ebenfalls. Seine roten Bremslichter leuchteten auf und gleichzeitig lehnte sich einer der Chinesen aus dem Fenster und schoss. Die Kugeln schlugen in seine Windschutzscheibe ein und brachten sie zum Bersten. Außerdem durchsiebten sie den Beifahrersitz.
Howell griff nach seiner Pistole und lenkte den Wagen auf die Fahrerseite des Lexus, damit er von der Beifahrerseite aus nicht mehr beschossen werden konnte. Der Fahrer des Lexus legte einen mustergültigen U-Turn hin und kam nun auf Howell zu. Die Chinesen schienen keinen Wert auf ihr eigenes Leben zu legen, denn, wenn es zum Zusammenstoß kommen sollte, konnte das für beide Parteinen tödlich enden.
„Wieder ein Vorteil für mich“, dachte Howell.
Gruß LAF

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Beitrag: # 329945Beitrag Lance Armstrong Fan
6.2.2006 - 16:55

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Kurz bevor der Lexus ihn frontal getroffen hätte, riss Howell das Lenkrad herum und wie durch ein Wunder streiften beide Wagen aneinander vorbei. Sofort trat Howell das Gaspedal wieder voll durch. Endlich war er auf der London Road. Sein Ziel hatte er bald erreicht. Der Lexus holte jedoch wieder schnell auf und setzte sich wieder neben ihn. Howell riss seine Pistole hoch und feuerte, als der Chinese mit seiner MP wieder auftauchte. Das Glück blieb ihm hold, denn er traf ihn mitten zwischen die Augen. Sein Partner reagierte wieder mit einem wilden Kugelhagel, der Howells Auto nun vollständig zerfetzte. Der Fahrer reagierte mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Wut. Zuerst ließ er sich wieder zurückfallen, weil die leichte Beute sich doch plötzlich wehrte. Howell hatte Zeit wieder nach vorne zu schauen. Mit entsetzen bemerkte er die nun langsam aufsteigende weiße Rauchsäule aus seinem Motor. Ein Blick auf den Tacho genügte um festzustellen, dass die Chinesen seinen Kühlwasserbehälter zerschossen hatten. Lange würde sein Toyota wohl nicht mehr fahren und dann war er den Chinesen heillos ausgeliefert.
Der Lexus wollte sich gerade wieder links an ihm vorbeidrücken, da bog er nach rechts in die Winkfield Road ab. Der Lexusfahrer reagierte geschickt und fuhr das Dreieck aus, um auf die Windsor Road zu gelangen. Dennoch hatte Howell mit seinem Toyota einen kleinen Vorsprung, als er den Waldrand des Windsor Great Parks erreichte. Sofort fuhr er den ersten Weg, den Holly Walk, rechts hinein. Der Lexus schoss hinter ihm her. Er fuhr den Waldweg entlang und versuchte verzweifelt seinen Toyota auf dem Weg zu halten. Falls er von ihm abkam, tat er den Chinesen einen Gefallen. Sie brauchten ihn dann nicht mehr zu töten. Der Fahrer des Lexus scheute kein Risiko und unternahm nun einen selbstmörderischen Versuch neben Howell zu kommen, um seinem Schützen eine optimale Position zu ermöglichen.
Die Zeit verstrich nun wie in Zeitlupe. In fünfzig Metern war nun die rettende Kurve. Der Schütze legte an. Nun brauchte er nur noch die finalen Schuss zu setzen. Genüsslich zögerte er ihn noch heraus. Dann schoss er. Einen Brauchteil einer Sekunde zuvor hatte Howell das Lenkrad herumgerissen. Sein Toyota legte sich widerspenstig in die Kurve. Der Fahrer wollte sich nicht noch einmal übertölpeln lassen. Auch er legte seinen Lexus in die Kurve. Howell trat sobald sein Wagen etwas quer stand voll auf die Bremse. Er schleuderte, konnte aber seine Geschwindigkeit stark verringern. Der Fahrer des Lexus schaffte die Kurve jedoch nicht mehr. An den ersten Bäumen kam er noch unbeschadet vorbei, doch schon die zweite Baumreihe beendete seinen Ausritt. Howells Toyota schlug seitwärts mit dem Heck in einen Baum ein. So konnte er das Geräusch des berstenden Metalls des Lexus nicht hören.
Zitternd saß er eine knappe halbe Minute in seinem Auto. Erst dann fasste er den Mut sich den Lexus näher anzusehen. Dreißig Meter vom Auto entfernt lag der zweite Chinese in einer grotesken Position. Er musste aus dem Auto gegen einen Baum geschleudert worden sein.
Dann sah er den Lexus. Auf der Fahrerseite war er frontal in den Baum eingeschlagen. Vom Fahrer war nichts mehr zu sehen, da sich die Motorhaube bis zu den Rücksitzen nach hinten geschoben hatte. Der Beifahrer, den er mit dem Kopfschuss getötet hatte, lag wie ein friedlich Schlafender in seinem Sitz. Geschockt stieg Howell wieder in seinen Toyota. Wie ein stark verwundetes Tier humpelte sein Wagen aus den Waldwegen zurück auf die Sheet Street Road. Beim Aufprall hatte sich hinten die Spur verzogen und seine Räder eierten. Selbst bei weniger als dreißig km/h hatte er größte Mühe den Wagen gerade zu halten. Schneller wollte er sowieso nicht fahren, aus Rücksicht auf seinen ungekühlten Motor.
Nach einer halben Stunde Fahrt kam er endlich bei Holmes im Büro an.
Gruß LAF

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Beitrag: # 330154Beitrag Lance Armstrong Fan
7.2.2006 - 22:05

„Was ist passiert?“, fragte er, als er seine zerrissenen Klamotten und seine Verletzungen sah.
„Kleiner Autounfall“, sagte Howell. „Hast du etwas herausgefunden?“
„Ja, deine zwei Herren sind vor drei Monaten verstorben. Warum wolltest du das eigentlich wissen?“
„Weil ich sie vor exakt drei Tagen gesehen habe.“
„Das kann nicht sein. Schau her!“, Holmes gab ihm einen Stapel Papier.
„Ich habe mich zuerst ion den Zentralrechner von Interpol geschlichen, dort aber nichts gefunden. Dann bin ich in den Zentralrechner der russischen Polizei eingedrungen.“
„Nichts“, vermutete Howell.
„Richtig“, bekam er als Antwort.
„Warte, ich muss kurz telefonieren.“
„Wen um Himmels Willen willst du jetzt anrufen?“
„Ach, einen alten Freund…“, antwortete Howell versonnen.
Holmes gab ihm kopfschüttelnd das Telefon. Howell wählte die Nummer von Marcus Pelfey, dem Chef von Scotland Yard in London.
„Ja“, murmelte seine Tiefe Stimme verschlafen.
„Hallo mein alter Freund, hast du gut geschlafen?“
„Benn, du alter Rotzlöffel, bist du es?“
„Wer sollte sonst um vier Uhr nachts bei dir anrufen?“
„Was ist los? Bist du einsam, oder was?“
„Ich wurde vor einer halben Stunde von drei Chinesen bedrängt. Mein Auto ist Schrott.“
„Zum Teufel, dafür ist nicht Scotland Yard zuständig!“, bellte Pelfey, der sich auf den Arm genommen fühlte
„Doch, denn in meinem Wagen stecken ungefähr fünf Magazine MP-Munition.“
„Erzähl’“, sagte Pelfey und griff nach Block und Stift.
Howell erzählte seine Geschichte.
„Ich mache mich sofort auf den Weg. Wenn wir etwas gefunden haben, rufe ich dich sofort an.“
„Danke“, antwortete Howell zum Abschied.
Nun wandte sich Howell wieder Holmes zu.
„Wo waren wir?“, fragte er.
„Hast du eine Kugel abbekommen?“, fragte Holmes, der das Gespräch mitverfolgt hatte.
„Nein, nur ein paar Kratzer. Du hattest also nichts gefunden? Woher weißt du dann, dass beide tot sind?“
„Ich habe in den Verzeichnissen der Kommunen und Städte nach ihren Namen gesucht. Nach kurzer Zeit, konnte ich den Kreis der Personen dank deiner Angaben verkleinern. Ich habe dir einmal alles, was ich über die zwei gefunden habe ausgedruckt.“
„Woran sind die beiden gestorben?“, fragte Howell.
„Makarov bei einem Autounfall. Er ist verbrannt. Kolwina bei einem Wohnungsbrand. Auch verbrand. Ich habe mal weitergesucht und festgestellt, dass im Osten verhältnismäßig viele Wissenschaftler und gebildete Professoren gestorben sind. Drei Mal darfst du raten, was alle diese Tode gemeinsam hatten.“
„Es gab bei keinem eine Leiche“, vermutete Howell.
„Der Kandidat hat 100 Punkte“, antwortete Howell scherzhaft.
Sie suchten weitere 40 Minuten, fanden aber nichts Interessantes mehr. Howells Vermutung hatte sich jedoch bestätigt. Alle Leute, die in dem Komplex gearbeitet hatten, waren vermutlich entführt worden und ihre Tode vorgetäuscht, damit sie später ohne Probleme beseitigt werden konnten, wie es in Solikamsk geschehen war.
Howell wollte gerade gehen, als sein Handy klingelte. Es war wieder Pelfey.
„Hallo, schon was gefunden?“, begrüßte ihn
„Ja, oder besser nein.“
„Was jetzt?“
„Du hast uns die Stelle gut beschrieben. Unsere Spezialisten sehen sich gerade den Baum an. Der Lexus muss ziemlich übel aussehen.“
„Hast du ihn noch nicht gesehen?“, fragte Howell erstaunt.
„Wir hatten keine Gelegenheit dazu. Der Wagen und alle Schrottteile waren verschwunden. Auch die Leichen.“
„Schaut, was ihr herausfinden könnt. Danke dir“
„Tut mir echt Leid. Deine Killer scheinen ziemlich versessen darauf zu sein, keine Spuren zu hinterlassen.“ Pelfey verabschiedete sich und legte auf.
„Also wir kommen nicht weiter. Fahr nach Hause und leg dich schlafen.“
„Ich fahre noch den kleinen Rechner runter und mache das dann.“
Howell fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. Er merkte nun wieder, dass er die Nacht kaum geschlafen hatte. Außerdem musste er seine kleinen Verletzungen versorgen. Seinen Wagen wollte er am Nachmittag in die Werkstatt bringen.
„Hoffentlich komme ich noch nach Hause“, dachte er. Er verließ das Gebäude und sah sich nach seinem Auto um. Es war weg.
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Beitrag: # 330170Beitrag ThunderBlaze
8.2.2006 - 2:05

Nur ein Kommentar: Wann gibts das erste Buch von dir zu kaufen? 8O
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Beitrag: # 330289Beitrag Lance Armstrong Fan
8.2.2006 - 21:38

Danke für das Kompliment. Ich bin immer wieder erstaunt, wie meine tollen Leser auf den AAR reagieren. Weiter so. Ihr macht mich stolz :D :D :D
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28.3.2016 8:03 Uhr Kopenhagen/Dänemark

„So sieht es aus“, schloss Jan seinen Bericht ab.
Nervöse Stille trat ein. Gespannt warteten die Anwesenden auf die Antwort.
„Gibt’s in diesem verdammten Schuppen eigentlich einen Kaffee?“ Die Antwort passte gut zu Harvey Higgins. Jan schickte sofort seine Sekretärin los, um dem irischen Hünen einen Kaffee zu holen. Higgins war ungefähr einen Meter neunzig groß hatte schwarzes, glattes Haar, das an den Seiten zu ergrauen begann. Trotz seiner fünfundfünfzig Jahre war er immer noch in Form. Zwar konnte er nicht mehr nach Belieben Türen einrammen und einen Marathon würde er wohl auch nicht mehr in einer akzeptablen Zeit laufen können, doch an seinem Körper hatte sich noch nicht allzu viel Fett angelagert und seine Muskelkraft war immer noch ungebrochen.
„Wie ich sehe, sind sie doch in einer sehr kritischen Lage“, sagte Higgins.
Jan wurde nun doch ungeduldig, denn er hatte Higgins nicht einfliegen lassen, um sich von ihm die kritische Lage erklären zu lassen. Er hoffte auf Ratschläge.
„Was sollen wir also machen?“, fragte er.
„Nichts“, sagte Higgins trocken.
„NICHTS?“ Gar nichts?“ Jan konnte es nicht glauben. Sie sollten einfach stumm dasitzen und warten?
„Was haben sie denn gedacht? Glauben sie, dass ich jetzt eine Armee zusammenstelle und alles kurz und klein schlage?“, fragte Higgins, der Jan verwirrtes Gesicht sah.
Was hatte Jan erwartet? Bisher wussten sie tatsächlich nur, dass es jemand auf ein Rezept abgesehen hatte. Weitere Instruktionen hatten sie nicht erhalten.
Higgins verknüpfte Jans Telefon mit einem Aufnahmegerät, dass die Gespräche, die er tätigte aufnahm. Mehr konnten sie tatsächlich nicht tun.
„In Ordnung“, sagte Jan, „dann sage ich jetzt alle Rennen in den kommenden Wochen ab. Auch wenn die Flandernrundfahrt ein Top-Tour Rennen ist. Ich muss es versuchen.“
„WAS? Sind sie wahnsinnig? Erstens ziehen sie damit die Aufmerksamkeit der Presse auf sich und zweitens kommen sie gegenüber ihrem Verband ihn Erklärungsnöte.“
Higgins hatte Recht, sie mussten weitermachen, als wäre nichts geschehen.
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Beitrag: # 330562Beitrag Lance Armstrong Fan
10.2.2006 - 15:13

30.3.2016 16:28 Uhr Kopenhagen/Dänemark

Die endlose Zeit des Wartens hatte ein Ende. Wieder einmal. Die gleiche Prozedur, die sich bei jedem Telefonanruf abspielte, begann nun wieder. Higgins schaltete alle möglichen Geräte ein. Er wollte den Anruf zurückverfolgen. Als er fertig war nickte er Jan zu. Daraufhin nahm Jan der Hörer ab.
„Jan Ullrich“, meldete er sich.
„Morgen fünf Uhr Cafe Piazza“, sagte ihm eine Fremde Stimme.
„Was? Wie bitte?“ Higgins deutete, dass er den Fremden hinhalten musste.
„Seien sie pünktlich und bringen sie das Rezept mit.“
„Was für ein Rezept? Um was für ein Rezept handelt es sich? Ich habe keine Ahnung.“
Der Fremde konnte ihn jedoch nicht mehr Hören. Er hatte aufgelegt.
„Wir haben ihn nicht“, sagte Howell traurig.
„Er war in einer Telefonzelle. Ich konnte den gedämpften Straßenlärm hören“, antwortete Jan.
Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, das nur von dem Klicken der Knöpfe unterbrochen wurde, als Higgins seine Geräte ausschaltete.
„Was sollen wir machen?“, fragte Jan schließlich.
„sie haben also tatsächlich keine Ahnung, um was für ein Rezept es sich handelt?“, fragte Higgins.
„Nein, wir tappen im Dunkeln. Jean-Paul Loic, einer unserer Sportlichen Leiter, hat unsere Ärzte überprüft und beschattet. Kein Doping, nichts. Auch jeder Fahrer war letzte Woche bei einer unangekündigten UCI Trainingskontrolle sauber.“
„Wir müssen herausfinden, was für ein Rezept das ist. Sie gehen also hin und müssen den Erpressern erklären, dass wir nichts wissen. Vielleicht können sie mehr über dieses ominöse Rezept erfahren.“
Jan wurde ganz schlecht, als er daran dachte, dass er sich mit den Erpressern treffen sollte. Doch was sollten sie tun? Es war ihre einzige Chance.

Jan fror erbärmlich. Überall lief ihm der kalte Schweiß herunter. Der Nieselregen hatte seine Kleidung komplett durchnässt. Jan hoffte nur, dass das Mikrofon, das an seinem Kragen steckte noch funktionieren würde. Er blickte zu einem schwarzen Lieferwagen. In diesem saßen Higgins und drei Security-Männer, die sie engagiert hatten. Zwei weitere Security-Leute hielten sich etwa zwanzig Meter von ihm entfernt auf. Einer wartete an einer Bushaltestelle, der andere aß an einer Imbissbude ein Würstchen.
Jan blickte zum wiederholten Male auf seine Uhr. Jetzt war es genau fünf Uhr am 31.3.2016. Morgen um diese Uhrzeit waren sie schon in Belgien. Er sehnte sich danach ohne Probleme die Flandernrundfahrt am 3. April mit seinen Fahrern zu bestreiten. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte eine SMS erhalten.

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„Er hat mir eine SMS geschrieben. Er weiß, dass ich euch dabeihabe. Er will, dass ich ins Cafe gehe. Ihr bleibt draußen“, sagte Jan in sein Mikro.
Jan betrat das Cafe. Er setzte sich an einen Tisch in der Ecke. Sofort kam ein Kellner an seinen Tisch. Jan überlegte, was er bestellen wollte, während er auf seinen Gesprächspartner wartete. Er entschied sich für einen Cappuccino. Der würde ihn wenigsten wieder aufwärmen. Der Kellner war von hünenhafter Statur und hatte, nach dem Aussahen zu schließen, chinesische oder koreanische Vorfahren. Er begrüßte ihn mit einem Lächeln, bei dem er eine Zahnlücke entblößte. Der linke obere Schneidezahn fehlte ihm. Jan wunderte sich, warum er sich kein Implantat einsetzte, wo er doch jeden Tag freundlich lächeln musste.
„Haben sie das Rezept?“, fragte der Kellner Jan.
Jan war geschockt. Das hatte er nicht erwartet.
„Ne..Nein“, stammelte er. „Wir wissen nicht was für ein Rezept.“
„Suchen sie doch in den eigenen Reihen.“
Der Kellner drehte sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren um und verschwand.
Jan rasten tausend Fragen durch den Kopf. „In den eigenen Reihen.“ Was hatte das zu bedeuten? Steckten doch die Ärzte dahinter?
Nach einer Minute kam ein zweiter Kellner zu ihm an den Tisch.
„Haben sie schon bestellt?“, fragte er freundlich.
„Wie heißt der große chinesische Kellner, der hier arbeitet?“, fragte Jan zurück.
„Hier arbeitet kein Chinese“, antwortete der Kellner verblüfft.
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Beitrag: # 330745Beitrag Lance Armstrong Fan
11.2.2006 - 18:32

2.4.2016 10:26 Uhr Brügge/Belgien

Jan schaute in den Rückspiegel. Der schwarze Mercedes war immer noch hinter ihnen. Zum Glück! Er hatte eine Security-Firma beauftragt, die sie beschützen sollte. Vor ihm fuhren die sieben Radprofis, die morgen bei der Flandernrundfahrt starten sollten. Es waren: Kristian van de Sompel, Mattie Breschel, Wojzeck Kos, Gil Leopardi, Matt Christie, Keld Ryttov und Thomas Dekker.
„Was willst du jetzt machen?“, fragte Tobias Steinhauser, der neben ihm saß und den Wagen fuhr.
„Morgen meinst du?“
„Du hast ja Thomas dabei.“
„Ich weiß, dass du dagegen bist, aber ich denke es ist besser so. Wenn Thomas die Kopfsteinpflaster-Passagen verletzungsfrei übersteht, dann hat er am Ende bestimmt noch Kraft vorne mitzuhalten. Dann wird keiner an den Hügeln einen Angriff wagen.“
„Er muss die Pflaster-Passagen aber erst einmal verletzungsfrei überstehen“, wandte Tobi ein.
„Ich hätte ihn nicht mitgenommen, wenn er selbst nicht gewollte hätte.“
„Ich hoffe, dass er sich nicht verletzt.“
„Thomas ist ein erfahrener Radprofi und morgen soll es noch nicht einmal regnen. Was soll da passieren?“
„Du hast Recht.“
„Das einzige was passieren kann ist, dass wir vergiftet werden. Unserer Küchenwagen ist durch eine Chipkarte und einen Zahlencode gesichert. Da kommt kein Unbefugter hinein. Ich habe den Fahrern außerdem eingeschärft, dass sie keine Flaschen oder Riegel von Zuschauern annehmen sollen. Am Start und im Ziel warten außerdem unsere Security-Leute, die ich als Mechaniker verkleiden werde, damit sie immer direkt bei unseren Fahrern sein können.“ Jan versuchte sich Mut zu machen und alle Risiken auszuschließen.
„Dann kann ja nichts passieren“, sagte Tobi zufrieden.
Jan dachte über die vergangenen Tage nach. Ein Kollege von Higgins hatte die beiden Ärzte unter die Lupe genommen. Er hatte die Büros der beiden durchsucht. Auch die kleine Praxis, die das Team sie hatte einrichten lassen war auf den Kopf gestellt worden. Nichts.
Sie kamen im Hotel an und die Fahrer duschten sich. Jan kam zu Jean-Paul Loic, seinem Sportlichen Leiter, der sie nach Belgien begleitet hatte.
„Gibt es was Neues?“, fragte Jan.
„Nein, leidär nicht. Die Erpresser ’aben sich nicht wieder gemeldät.“
„Haben die Detektive im Team schon etwas gefunden?“
„Nein, es gibt keinen Bezug zu einem Rezäpt.“
„Wir müssen den Erpressern mitteilen, dass wir die falsche Kontaktadresse für das Rezept sind.“
„Du ’ast Recht Jan, aber damit werdän sie sich nicht zufriedän gebän.“
„Wahrscheinlich“, antwortete Jan gedankenverloren. Wie konnten er und das Team nur wieder heil aus dieser Geschichte herauskommen?
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Beitrag: # 331037Beitrag Lance Armstrong Fan
13.2.2006 - 17:07

2.4.2016 14:21 Uhr Oostende/Belgien

Bis morgen hatte er noch viel zu erledigen. Gemächlichen Schrittes ging der große, breitschultrige Chinese auf die Tür in der Business-Class der Linienmaschine aus Kopenhagen zu.
„Einen angenehmen Aufenthalt in Belgien“, wünschte ihm eine junge Stewardess.
Er nickte ihr zu und verließ das Flugzeug. Als er zum Einchecken kam bog er nach rechts ab und ging auf einen Grenzbeamten zu. Er gab ihm seinen Reisepass und diverse Dokumente, die ihn als Diplomaten auswiesen, in die Hand.
Der Beamte verschwand kurz und nickte zu seinem Koffer hin, als er wiederkam.
Er nickte zurück, was soviel hieß, dass der Inhalt aus diplomatischer Immunität nicht überprüft werden könne. Der Beamte wünschte ihm einen schönen Tag und er setzte seinen Weg fort. Als er das Flughafengebäude verlassen hatte, rief er sich ein Taxi und ließ sich ins fünfundzwanzig Kilometer entfernte Blankenberge fahren.
Auf der Hauptstraße ließ ihn der Taxifahrer aussteigen.
Er ging in die Autovermietung und holte seinen Wagen ab. Es war ein schwarzer Mercedes Transporter. Nachdem Blankenberge ein kleiner Ort war, erreichte er das verlassene Industriegelände eine knappe Minute später. Ein Mann in verschmutzter Kleidung öffnete ihm. Wortlos fuhr er den Transporter in eine der Hallen.
„Farbe abschleifen und blau lackieren“, wiederholte der Chinese den Auftrag des Mannes.
Sofort verließ er wieder das Gelände. Er ging wieder an der Hauptstraße entlang und klingelte an einem Haus.
Die Tür wurde ihm geöffnet und er trat ein. Ohne ein Wort der Begrüßung fragte der Chinese: „Sind sie soweit?“
Die drei Männer, die ihm gegenüberstanden nickten.
„Wagen bereit?“
Sie nickten wieder.
„Dann wissen sie, was sie zu tun haben. Wir haben ab sofort keinen Kontakt mehr, bis morgen Nachmittag am vereinbarten Treffpunkt. Sie wissen was auf dem Spiel steht?“
Wieder nickten die Männer.
Ohne ein Wort des Abschieds verließ der Chinese sie.
Er ging wieder auf die Hauptstraße und setzte sich in ein kleines Restaurant. Nachdem er dort eine Stunde verbracht hatte, schlug er wieder den Weg zum Industriegelände ein.
„Die Farbe ist trocken“, sagte der Arbeiter. „Sie können sofort losfahren.“
Der Chinese zahlte und ging. Morgen würde er wiederkommen.
Erleichtert, dass der erste Teil seines Auftrags so gut funktioniert hatte, fuhr er in Richtung Brügge. Auf halber Strecke fuhr er in ein an die `Landstraße grenzendes Waldstück. Er setzte kurz seine Wärmebildkamera ans Auge, drehte sich einmal im Kreis und legte sie zufrieden zurück in seinen Koffer, als er merkte, dass sich keine Menschenseele in den Wald verirrt hatte.
Aus seinem Koffer nahm er nun die großen Folien, die er mitgebracht hatte. Er befeuchtete die Seite des Transporters mit einem feinen Wasserfilm und befestigte die Folie. Anschließend musste er das Wasser mit einem Spachtel unter der Folie herausdrücken und diese antrocknen lassen. Fertig war die Verwandlung.
Sein Transporter war nun ein Dienstfahrzeug eines erfundenen belgischen Bauunternehmens.
Zufrieden mit seiner Arbeit, verließ der Chinese den Wald, fuhr nach Brügge und quartierte sich für eine Nacht in einem Hotel ein. Bis in die Nacht baute er im Laderaum seines Transporters sein Equipment zusammen. Morgen musste alles funktionieren.
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Beitrag: # 331353Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 20:54

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Maxi Steiner: Hallo und herzlich Willkommen beim ersten Kopfsteinpflaster-Klassiker der Top-Tour. Neben mir sitzt wieder Rolf Aldag.
Rolf Aldag: Hallo liebe Zuschauer.
Maxi: Schön dass sie wieder dabei sind, wenn es heute über 258 km von Brügge nach Meerbeke geht.
Rolf: Auf diesen 258 km müssen die Fahrer zwölf Mal über die berühmten Pflastersteine.
Maxi: Sehen wir uns doch gleich das Profil des Rennens an.

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Maxi: Heute müssen die Fahrer nicht nur die Pflasterpassagen, sondern auch die 17 „Hellingen“, die kurzen und giftigen Anstiege, meistern.
Rolf: Ja, zwei der berühmtesten sind mit Sicherheit der Koppenberg und die Muur von Geraardsbergen. Beide mit Steigungen von bis zu 20 Prozent.
Maxi: Was denkt ein Rennfahrer da, wenn er unten ist und da rauf will?
Rolf: Da die meisten von diesen Hellingen nicht Asphaltiert sind, denkt man eigentlich, dass man nicht stürzen will. Ich habe mich dort immer nach meinen Kapitänen umgesehen und sie versucht zu beschützen. Wenn man am Ende zurückgefallen ist, dann denkt man schon öfters ans Aufgeben. An der Muur zum Beispiel, versucht man nur irgendwie hochzukommen und nicht abzusteigen.
Maxi: Stichwort Stürze und Reifenschäden. Was haben wir heute zu erwarten?
Rolf: Mit Sicherheit wieder viele Stürze und auch viele Defekte. Zwar fahren alle Teams schon mit dickeren Mänteln, aber das unebene Kopfsteinpflaster ist unberechenbar.
Maxi: Wenigstens regnet es nicht. Wie ist das Gefühl bei Regen?
Rolf: Im Regen ist das Kopfsteinpflaster eine wahre Lotterie. Es ist holprig und rutschig zugleich. Wenn du als in eine Senke zwischen zwei Steinen rutschst und dein Rad ein bisschen in Schieflage gerät, hast du eigentlich keine Chance mehr. Auch wenn du hinter jemandem fährst hast du praktisch keine Chance zum Ausweichen mehr. Die Straßen sind oftmals nur so schmal, dass gerade einmal drei Fahrer nebeneinander hindurchpassen. Da wird es dann ganz schwer wenn jemand stürzt.
Maxi: Wenn man dann endlich im Ziel ist, ist man sicherlich froh, das Ganze heil überstanden zu haben.
Rolf: (lacht) Das kann man sagen. Eigentlich ist es so, dass das Rennen keiner heil übersteht. Selbst wenn du nicht gestürzt bist, tut dir alles weh. Mit zunehmender Rennlänge schmerzen auch die Kopfsteinpflaster mehr. Obwohl die Teams ganz weiche Karbon-Gabeln, die Schläge gut dämpfen können, benutzen, tun dir deine Handgelenke und vor allem dein Hinterteil weh.
Gruß LAF

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Beitrag: # 331358Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 21:03

Maxi: CSC ist mit Sicherheit das Team der Stunde. Auch heute sind sie wieder mit ihrer Doppelspitze Mattie Breschel und Kristian van de Sompel am Start.
Rolf: Ja natürlich sind die beiden die großen Favoriten. Aber auch die anderen Teams wie Cofidis mit Lagerak, Quick-Step mit Cancellara, T-Mobile mit Linssen und Davitamon-Lotto mit Altena sollte man nicht vergessen.
Maxi: Kommen wir noch einmal auf CSC zurück. Jan Ullrich hat Thomas Dekker mit nach Belgien genommen. Eine gute Entscheidung?
Rolf: Ich weiß nicht so Recht. Thomas lieferte eine grandiose Vorstellung bei Paris-Nizza ab. Sein Höhepunkt ist aber die Tour. Auf Kopfsteinpflaster gehört er sicherlich nicht zu den Schlechtesten, aber die Gefahr zu stürzen und sich schwer zu verletzen ist schon ziemlich groß. Ich wäre das Risiko nicht eingegangen.
Maxi: Doch wenn er bis zum Ende vorne mithält, kann er an einem der Hellinge eine Erfolgsversprechende Attacke setzen.
Rolf: Aber das Risiko sich mit einer schweren Verletzung die Tour-Vorbereitung kaputt zu machen halte ich für zu groß.
Maxi: Fragen wir ihn doch selbst einmal, was er dazu zu sagen hat. Vor dem Rennen hatte unser Reporter Michael Meier Thomas Dekker am Mikrofon.

Michael Meier: Herr Dekker, Viele haben Jan Ullrich dafür kritisiert, dass er sie zur Flandernrundfahrt mitgenommen hat. Verständlich?
Thomas Dekker: Eigentlich nicht.
Meier: Das Verletzungsrisiko ist doch höher als bei anderen Rennen.
Dekker: Ja, aber wer sagt mir, dass ich nicht im Training stürzte. Wenn man Rad fährt, muss man mit der Gefahr leben, dass man stürzten kann.
Meier: Sie sind ein sehr kompletter Fahrer, wie schätzen sie ihre Fähigkeiten auf Pflastersteinen ein?
Dekker: Ich würde sagen, dass ich in einigen anderen Gebieten sicherlich besser bin, doch auch auf Pflastersteinen kann ich schon meine Leistung bringen. Deshalb denke ich auch, dass die Verletzungsgefahr nicht so hoch ist.
Meier: Gibt es an einem der Hügel einen Angriff des Thomas Dekker?
Dekker: Vielleicht. Aber warten wir doch das Rennen ab.

Maxi: So weit zu Thomas Dekker. Er wird sicherlich auch um den Sieg mitreden wollen. Doch wird er es auch schaffen?
Rolf: Nein, ich glaube nicht. Ich tippe auf den Schweizer Fabian Cancellara.
Maxi: Ich halte dagegen und sage: Kristian van de Sompel
Gruß LAF

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Beitrag: # 331364Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 21:11

Maxi: Wir haben leider noch keine Live-Bilder, aber heute Morgen ging es schon früh los. Auf dem alten Marktplatz von Brügge starteten auch heute die Fahrer wieder.

Bild

Rolf: Ein erstaunliches Gefühl, was man dort hat. Wie jedes Jahr kommen auch hier am frühen Vormittag schon hunderte Radsportbegeisterter an die Strecke.
Maxi: Das Rennen wurde von vielen Angriffen in der Anfangsphase geprägt. Doch Cofidis und Quick-Step hielten für ihre beiden Kapitäne das Feld zusammen. Nach knapp 30 gefahrenen Kilometern konnte sich endlich eine Gruppe lösen. Sechs Fahrer führten nun das Rennen an.
Auf dem ersten Kopfsteinpflaster stürzten vier Fahrer. Einer verletzte sich und musste aufgeben. Vorne haben sie sich wieder zusammengeschlossen und diese fünf haben nun vier Minuten Vorsprung.
Nun bekommen wir die ersten Live-Bilder.

Bild

Rolf: Wir sehen gleich einen Massensturz.
Maxi: 121 Fahrer wurden mitgerissen. Dabei sind auch Breschel, van de Sompel, Linssen, Lagerak und Cancellara. Nur Altena von Davitamon-Lotto ist mit ein paar seiner Helfer nicht gestürzt.
Rolf: Diese versuchen sich jetzt abzusetzen. Das kann aber nicht gut gehen. Es sind immer noch 96 km zu fahren.
Maxi: Oh, Cancellara sieht nicht gut aus. Der Schweizer sitzt am Straßenrand.
Rolf: Er hält sich sein Handgelenk. Das sieht nicht gut aus. Ich meine fast, dass er es sich wohl gebrochen hat.
Maxi: Auch einige andere Fahrer sind liegen geblieben. Acht weitere zähle ich.
Rolf: Scheinen aber nur Helfer zu sein.
Maxi: Die Verfolgung wird nun arrangiert. T-Mobile, CSC und Cofidis wollen das Feld wieder heranführen.
Rolf: Das haben die Davitamon-Lotto Leute weiter vorne wohl keine Chance.
Maxi: Gerade höre ich über den Rennfunk, dass Cancellara aufgegeben hat. Ein Krankenwagen wurde schon verständigt, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Vermutlich hat er sich da Handgelenk gebrochen.
Rolf: Das ist bitter, damit habe ich wohl falsch getippt. Das Handgelenk kann man sich bei solchen stürzen sehr leicht brechen. Da gibt es mehrere Stellen, die ziemlich anfällig sind. Ellenbogen zum Beispiel auch. Vor allem ist das natürlich sehr schade für ihn, weil er damit auch für Paris-Roubaix ausfällt.
Maxi: Handgelenk dauert immer ziemlich lange, da hast du Recht. Die Altena-Gruppeholt gerade die Spitzenreiter ein.

Bild

Rolf: Doch im Hintergrund sehen wir schon die Gruppe mit den Gestürzten, die von CSC angeführt wird.
Maxi: Zwei Minuten und elf Sekunden liegt diese Gruppe noch hinter den Davitamon-Lotto Leuten und Altena.
Rolf: Ja, die Ausreißer haben keine Chance sich in der flüchtenden Gruppe zu halten. Sie werden erbarmungslos überholt.
Maxi: Zehn Fahrer sind nun noch in der Gruppe um Altena.
Rolf: Aber auch in der Gruppe mit den Gestürzten müssen sich sehr viele Fahrer zurückfallen lassen. CSC und T-Mobile legen aber auch ein sehr hohes Tempo vor.
Maxi: Doch der Vorsprung schmilzt nur langsam.
Rolf: Die einzig richtige Entscheidung kann jetzt nur sein, dass der Sportliche Leiter von Davitamon-Lotto seinen Jungs sagt, dass sie ihren Vorsprung nicht halten können und sie nicht mehr auf Teufel komm ’raus vorne bleiben sollen.
Maxi: Nachdem sich die Rennsituation nun wieder einigermaßen beruhigt hat, geben wir kurz ab in die Werbung.
Gruß LAF

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Beitrag: # 331367Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 21:17

Maxi: Hallo da sind wir wieder. Nach einem Sturz ist eine 33-köpfige Verfolgergruppe mit allen Favoriten auf den Tagessieg nun noch zehn Sekunden hinter einer zehnköpfigen Spitzengruppe um den Favoriten Altena von Davitamon-Lotto.
Rolf: Jetzt ist es soweit: Die Gruppe um Altena konnte sich nicht mehr vorne halten und alle Favoriten befinden sich an der Spitze des Rennens.

Bild

Maxi: Im Hintergrund sehen wir den Koppenberg. Der ist also schon geschafft, doch noch immer erwarten uns zwölf weitere anstrengende Anstiege.
Rolf: Altena muss jetzt natürlich aufpassen, dass er nicht zu viele seiner Helfer verliert, die sich jetzt die letzten dreißig Kilometer für ihn verausgabt haben.

Maxi: Jetzt wird es für viele Fahrer sehr hart. Die Führungsgruppe schrumpft nun zusammen.
Rolf: CSC will es offenbar wissen. Die machen ganz schön Dampf.
Maxi: Jetzt geht es den Eikenberg nach oben. Das ist der drittletzte Berg der gepflastert ist. Die nächsten sieben sind nun wieder asphaltiert. Dann kommen am Ende mit der Muur von Geraardsbergen und dem Bosberg noch zwei gepflasterte.
Rolf: Oh, Thomas Dekker sieht nicht gut aus, der explodiert gleich.

Bild

Maxi: Ja, aber jetzt ist er oben und jetzt geht’s ja erst einmal auf Asphalt weiter. Vielleicht kann er sich da wieder erholen.
Rolf: Auch so ein guter Hügelfahrer wie Thomas Dekker wird es nun ganz schwer haben.
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Beitrag: # 331371Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 21:22

Alles war bereit. Langsam wurde es Zeit. Jetzt musste alles klappen. Der Mann spannte sich in seinem Stuhl. Sein chinesisches Gesicht spiegelte die enorme Anspannung wider. Er verfolgte auf dem Fernseher, wie die Fahrer sich der Position näherten. Jetzt erklommen sie gerade den Eikenberg. Nachdem er heute Nacht recht gut geschlafen hatte, hatte er früh am Morgen schon das Hotel verlassen. Den Fernseher hatte er kurzerhand aus seinem Zimmer geklaut. Das erwartete Verkehrschaos war ausgeblieben und so hatte er mehr als genügend Zeit sein Equipment nochmals zu überprüfen und eine geeignete Position zu finden. Zufrieden stellte er fest, dass es losgehen konnte.
Einen letzten Befehl gab er in seine Tastatur ein, dann drückte er auf Enter. Der Bildschirm des Fernsehers, auf dem gerade noch das Radrennen gelaufen war zeigte kein Bild mehr. Zufrieden lehnte er sich zurück und grinste. Dabei konnte man eine Zahnlücke entdecken. Ihm fehlte der linke obere Schneidezahn.
Gruß LAF

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Beitrag: # 331374Beitrag Lance Armstrong Fan
14.2.2006 - 21:28

Maxi: Wie sie nun erkennen können, liegt nun bereits der nächste Anstieg vor den Fahrern. Es ist der Boigneberg.

Bild

Rolf: Das können wir nicht erkennen, da wir kein Bild haben.
Maxi: Entschuldigung, liebe Zuschauer, wir haben leider eine Störung, genauso wie sie, haben wir auch kein Bild mehr. Wir müssen uns auf den Rennfunk verlassen.
Rolf: Gerade kommt zu uns der französische Reporter und fragt ob wir auch kein Bild hätten.
Maxi: Ich höre gerade von der Regie, dass anscheinend das gesamte Sendenetz zusammengebrochen ist.
Rolf: Wir verlassen uns nun auf den Rennfunk.
Maxi: Die Fahrer machen sich nun daran den Boigneberg zu erklimmen.
Rolf: Was?
Maxi: Der Rennfunk sagt, dass drei vermummte Gestalten nun auf die Strecke stürmen. Sie reißen Thomas Dekker vom Rad und zerren ihn in einen Jeep. Die Polizisten können nicht eingreifen. Die Männer sind bewaffnet. Man kann sie nicht erkennen, da sie Sturmhauben tragen. Der Jeep fährt mit rasender Geschwindigkeit davon.
Rolf: Das gibt es gar nicht. Es sieht so aus, als ob Thomas Dekker entführt worden wäre.
Maxi: Wir haben immer noch keine Bilder, aber die Ereignisse überschlagen sich. Der Fernsehhelikopter wurde von einem der Entführer mit einer Panzerfaust getroffen und muss Notlanden. Zum Glück scheint niemand ernsthaft verletzt zu sein. Verschiedene Polizeimotorräder versuchen die Entführer zu verfolgen, kommen aber dem Jeep im matschigen Untergrund nicht hinterher. Nun ist der Jeep außer Sichtweite.
Rolf: Das ist unfassbar!
Maxi: Thomas Dekker, der niederländische Radprofi ist von Unbekannten entführt worden. Jetzt sehe ich, dass wir wieder Bilder vom Rennen empfangen.
Rolf: Da liegt Thomas’ Rad.

Bild

Maxi: Sein Rad liegt noch da. Die Spitzengruppe hat nun den Boigneberg hinter sich gelassen. Die CSC Leute lassen sich nun aus der Gruppe herausfallen und bleiben stehen.

Bild

Rolf: Abbruch! Das Rennen muss abgebrochen werden.
Maxi: Die anderen Fahrer aus der Führungsgruppe bleiben nun auch stehen. Die Jury stoppt das Rennen. Das Rennen wird abgebrochen! Der Rennfunk hat es gerade durchgegeben.
Rolf: Die Fahrer diskutieren heftig. Das Teamfahrzeug von CSC bleibt nun auch stehen. Betreuer geben ihren Fahrern Trainingsanzüge. Jan Ullrich unterhält sich mit dem Renndirektor.
Maxi: Wir wissen nicht was nun geschieht.

Rolf: Wir können nur mutmaßen, was jetzt passieren wird. Der Rennfunk schweigt seit Minuten. Wir wissen nicht was wir machen sollen. Immer noch sind die Organisatoren und Teammanager am diskutieren.
Maxi: Wir geben erst einmal ab in die Werbung. Sollte sich etwas Neues ereignen, sind wir sofort wieder zurück.


Maxi: Hallo, liebe Zuschauer, hier sind wir wieder bei der Flandernrundfahrt. Das Rennen wurde abgebrochen, nachdem der CSC-Profi Thomas Dekker wahrscheinlich entführt wurde. Die letzte Meldung der Rennleitung ist, dass sich alle Teams und Verantwortlichen nach Meerbeke begeben. Dort wird eine Pressekonferenz abgehalten. Die Polizei wurde eingeschaltet und hat bereits eine Fahndung nach dem Jeep herausgegeben. Ich weiß im Moment nicht, wie wir weiter machen. Vielleicht sind wir wieder zur Pressekonferenz da. Ich verabschiede mich erst einmal von ihnen mit der schockierenden Meldung, dass Thomas Dekker vermutlich bei der Flandernrundfahrt entführt wurde.
Rolf: Auf Wiedersehen auch von mir.
Gruß LAF

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pille24
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Beitrag: # 331376Beitrag pille24
14.2.2006 - 21:52

wahnsinn....mehr sag ich nicht.

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Beitrag: # 331393Beitrag udo_bölts
15.2.2006 - 0:15

Muss mich hier auch mal melden. Ich habe zwar (noch) nicht alles gelesen, aber das was ich gelesen habe ist echt der Hammer. Glückwunsch zu diesem super AAR. Weiter so Lanci.
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Bettini_der_Beste
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Beitrag: # 331512Beitrag Bettini_der_Beste
15.2.2006 - 16:26

Man hey. Mir fehlen die Worte. Alleinschon deine letzten paar Seiten übertreffen in meinen Augen die anderen AARs um Längen. Im Moment ist dein AAR mein Lieblingsbuch :D (übertrifft sogar Grisham und Dan Brown!). Also immer weiter so!

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Beitrag: # 331535Beitrag Lance Armstrong Fan
15.2.2006 - 18:44

3. 4.2016 14:38 Uhr Auf der Strecke der Flandernrundfahrt/Belgien

Jan sprang aufgeregt aus seinem Auto. Da lag Thomas’ Rad. Was passiert war hatte er tatenlos mit ansehen müssen. Jetzt standen sie endgültig mit dem Rücken zur Wand. Nun war Jan egal, dass die Erpresser keine Polizei gefordert hatten. Aus dieser Situation kamen sie nicht mehr ohne Hilfe heraus.
Jan eilte zum Rennleiter, wurde aber vom Klingeln seines Handys aufgehalten. Er hatte wieder eine SMS bekommen.

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„Herr Ullrich, wurden sie erpresst?“, fragte ihn der Rennleiter sofort.
„Nein“, log Jan.
„Es tut uns sehr Leid, die Polizisten konnten nichts unternehmen, ohne Herrn Dekkers Gesundheit zu gefährden“, sagte er versöhnlicher, nachdem er sah, dass Jan bleich vor Schreck war.
„Sie können nichts dafür, über mehr als 250 km kann man nicht jeden Meter Strecke absichern.“ Jan war nicht in der Stimmung und auch nicht in der Lage über die mögliche Schuld zu streiten.
Die Diskussionen, die geführt wurden, nahm er nur im Unterbewusstsein war. Die Stimmen schienen von weit entfernt an sein Ohr zu dringen.
Tobias Steinhauser lud die Fahrer in die zwei Teamautos. Ein paar mussten im Kofferraum platz nehmen. Doch sie mussten wenigstens keinen Zurücklassen.
„Jan, Jan. Hallo?“ Kristian van de Sompel kam auf ihn zu.
„Werden wir erpresst?“, fragte er.
Jan nickte zaghaft.
„Jan, um Gottes Willen! Das sagst du uns nicht! Wir müssen zur Polizei!“ Kristian wollte schon zum Renndirektor gehen, da hielt in Jan zaghaft am Arm fest und zeigte ihm die SMS.
„Scheiße! Seit wie lange schon?“
Während der Fahrt nach Meerbeke erkläre ich euch alles. Sie stiegen in die Autos und fuhren weiter nach Meerbeke.

Eine ganze Zeit lang waren sie schon unterwegs. Dann sagte Kristian aus dem Kofferraum. „Ich glaube, Jan muss uns etwas erzählen.“
Den Wagen fuhr Tobias. Neben ihm saß Jan auf dem Beifahrersitz. Auf der Rückbank hatten Mattie Breschel, Gil Leopardi und Matt Christie platz genommen. Keld Ryttov saß zusammen mit Wojzeck Kos und Kristian van de Sompel im Kofferraum, des Kombis.

„Jungs, die Entführung von Thomas kommt für uns nicht unerwartet.“ Im Auto war es totenstill. „Ich fange von vorne an: …“ Jan erzählte seinen Fahrern, von der Vergiftung Jannies, von dem Rezept und von seinem Treffen mit dem Chinesen.
„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Wojzeck.
„Ich bin mir bewusst, dass wir die Polizei nicht einschalten können. Aber ich weiß nicht, wie wir ohne dieses bescheuerte Rezept Thomas wieder frei bekommen sollen.“
„Jetzt brauchen wir wirklich ein Wunder“, dachte Jan.
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Beitrag: # 331736Beitrag Lance Armstrong Fan
16.2.2006 - 21:08

3.4.2016 16:00 Uhr Meerbeke/Belgien

Jan fühlte sich an die Vorfälle vor einem Jahr zurückerinnert. Eine immens große Zahl von Reportern hatte sich innerhalb kürzester Zeit in Meerbeke versammelt. Zusammen mit den anderen Teamchefs, dem Rennleiter und weiteren Personen standen sie auf einer großen Bühne.
Zuerst ergriff er Rennleiter das Wort:
„Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren,
wie sie sicherlich alle mitbekommen haben, wurde heute während der Ronde van Vlaanderen der niederländische Radprofi Thomas Dekker vom Team CSC von Unbekannten entführt.
Die gesamte Rennleitung ist zutiefst bestürzt über diesen Vorfall. Sofort wurde die Polizei alarmiert.“ Einige Reporter riefen Fragen zu der Bühne hinauf.
„Über die polizeilichen Ermittlungen, wird sie der Vorsitzende der Staatspolizei in Belgien Hein Beggerts informieren.“
Der Renndirektor trat zurück und überließ das Mikrofon einem mittelgroßen, kräftigen Mann.
„Guten Tag,
die belgische Polizei hat leider noch keinen Hinweis darauf, wo sich Thomas Dekker im Moment befindet. Der Fluchtwagen der drei mutmaßlichen Entführer wurde noch nicht gefunden. Im Moment läuft eine Fahndung nach dem Wagen. Wir überprüfen zwar alle Halter, die einen solchen Jeep fahren, doch im Moment geht die Polizei davon aus, dass der Jeep gestohlen wurde. Außerdem bittet die Polizei um ihre Mithilfe. Während der Entführung, fiel das gesamte Sendenetz aller Fernsehstationen aus. Wir wissen noch nicht in wie weit, dies mit der Entführung zusammenhängt, glauben aber, das es rein zufällig zur gleichen Zeit geschehen ist. Unsere Experten haben bisher noch kein Störsignal identifizieren können. “
Der Polizeichef wurde von einem Reporter unterbrochen: „Ist das sicher?“
„Wir haben schon intensiv gesucht. Also entweder der Zusammenbruch war rein zufällig oder die Entführer haben ein uns unbekanntes Störprogramm verwendet. Das bezweifle ich aber stark. Deshalb bitten wir jeden Fotographen oder Filmer, der Bildmaterial von der Entführung zur Verfügung hat, sich bei der Polizei zu melden. Nun können sie fragen stellen.“
Ein deutscher Reporter fragte den Polizeichef: „Wissen sie schon wer Thomas Dekker entführt hat?“
„Über die mutmaßlichen Täter ist bislang nichts bekannt.“
„Warum konnte Thomas Dekker überhaupt entführt werden? Schlamperei der Polizei?“, fragte der Bild-Reporter.
„Diese Kritik weise ich entschieden zurück.“, sagte der Polizeichef wütend. Die Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen. „Wir haben hier ein Rennen zu schützen, das über 258 km geht. Das Feld war zum Zeitpunkt der Entführung in etliche kleine Gruppen geteilt. Obwohl wir viele Polizisten auch am Streckenrand verteilt haben, kann man nicht die Straße hermetisch abriegeln. Außerdem hatten die Entführer zwei entscheidende Vorteile. Erstens das Überraschungsmoment und zweitens waren sie bewaffnet und hatten Thomas Dekker in ihrer Gewalt.“
Einige Reporter stellten noch Fragen, doch auf fast alle hatte der Polizeichef keine Antwort, weil so wenig über die Entführer bekannt war.
Nachdem der Polizeichef geendet hatte, sollte Jan selbst ans Mikrofon.
Sofort fragte der Bild-Reporter: „Wird das Team CSC erpresst? Haben sie eine Ahnung wer ihn entführt hat?“
„Nein, wir werden nicht erpresst und deshalb habe ich auch keine Ahnung, wer Thomas entführt hat.“
Das Gespräch verlief in Kreisen und bald hatten die Reporter genug. Sie mussten alle noch den Artikel schreiben.
Als Jan endlich im Hotel angekommen war fühlte er sich um zehn Jahre gealtert.
Gruß LAF

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Barnetta
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Beitrag: # 331770Beitrag Barnetta
17.2.2006 - 1:50

Verdammt, oberspitzenmegaklasse

Ich fühl da schon richtig mit und bin richtig drinne so lebensnahe ist das geschrieben

einfach unglaublich, weiter so :D

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reblaus
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Beitrag: # 331779Beitrag reblaus
17.2.2006 - 8:20

richtig geiler AAR,
hab schon lange keinen so guten AAR gelesen.

einfach MEGAGEIL

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