Verfasst: 26.10.2009 - 21:26
Danke für euer großes Interesse an der Fortsetzung, aber leider...nein, hier ist sie...
--------------------------------------------------------------------------------------------------
„Jungs, was...?“ Ich erkannte die Stimme sofort, es war Melinda. Sie rammte die Tür in meinen Rücken, doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu den Qualen, die in meinem Handgelenk tobten! Wahrscheinlich war es jetzt für immer und ewig in tausend Splitter zersprengt! Ich würde wohl nie wieder etwas in die linke Hand nehmen, geschweige denn Radfahren können! Und wer war daran Schuld? Sven. Er hatte mit seiner Sturheit und Naivität alles kaputt gemacht – nicht nur meine Hand, sondern auch, und das war noch viel schlimmer, unsere Freundschaft!
Melinda war plötzlich ganz still. „Oh, mein Gott“, stammelte sie plötzlich. Ich konnte nicht aufsehen und selbst nachschauen, was sie meinte, ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Sven stand weiterhin regungslos über mir, machte außer seiner schweren Atmung keine Bewegung und war Mucksmäuschen still.
„Als ich vorhin vom Essen kam, hat man euer Geschrei und den ganzen Lärm schon zwei Gänge weiter gehört. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist – oh, Mann, was habt ihr denn da bloß gemacht? Was ist denn passiert? Ich versteh das nicht“, fügte sie mit völlig abwesender Stimme hinzu.
Es trat eine längere Pause ein – sie schien ihren Blick durchs Zimmer schweifen zu lassen. Doch ich wollte nur, dass wieder irgendjemand sprach. Das lenkte mich wenigstens ein bisschen von diesen Höllenqualen ab.
„Oh, Mann, Sven. Wer hat dich denn so zugerichtet?“, rief sie plötzlich. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Im selben Moment tropfte mir irgendeine Flüssigkeit auf die Stirn und ich wusste sofort, was es war. Sven hatte es nicht anders verdient, mehr konnte ich dazu nicht sagen. Hoffentlich blieb er für den Rest seines Lebens entstellt...
„So“, hallte der langgezogene, geschäftstüchtige Ruf von Alexander den Gang hinunter. Sven schaute auf, mir zog es sämtliche Eingeweide zusammen! Wenn der „Chef“ sah, was wir hier angerichtet hatten – er würde uns rauswerfen, mit Sicherheit! Dann war eh alles vorbei! Aus der Traum.
Ich spürte meinen Puls gegen meine Schläfe pochen, immer schneller, immer näher kamen sie, immer lauter wurden die Schritte, die sich mir einzeln in den die Erinnerung zu rammen schienen. Ich konnte das Unheil nicht aufhalten! Es kam auf mich zu und ich konnte nichts dagegen ausrichten!
Ich sah die Lawine schon auf mich zurasen, da jagte mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Gerade mal fünf Minuten nach unserem Kampf, saßen Sven und ich schon wieder im selben Boot. Es war erst wenige Augenblicke her, da prallten wir mit unseren Ansichten noch aneinander, jetzt hatten wir gemeinsame Interessen und das gleiche Ziel – wenn es überhaupt noch eines geben konnte.
Sven war außer sich vor Angst. Ich spürte es, weil es mir genauso erging und sah es im Augenwinkel. Gerade eben noch schwer atmend und völlig ohne Bewegung, starrte er jetzt zitternd und bebend auf die geöffnete Tür. Diese Zeitspanne, die in Melindas oder Alexanders Augen so unbedeutend erscheinen musste, war für uns zwei eine weitere Höllenqual von gefühlten zweitausend Jahren Dauer!
Ich vernahm das dumpfe Geräusch, als sich Alexanders Handfläche gegen die Tür lehnte und sie aufschob. „Sind wir mal wieder verschiedener Meinung – oder...?“, lachte er gut gelaunt. Doch er stockte als die Tür erneut auf meinen Rücken traf. Auch, wenn ich ihn nicht sehen konnte, so wusste ich doch genau, dass er verdutzt darüber war, warum die Tür nicht einmal um die Hälfte aufging, und er sich im Gegensatz zu Melinda regelrecht hineinzwängen musste – doch zuerst lugte er nur um die Ecke. Ich nahm seinen Kopf im Augenwinkel wahr. Es vergingen ein, zwei Sekunden, noch eine dritte, eine vierte...
„SEIT IHR WAHNSINNIG!?“, brüllte er und stieß die Tür mit so einer gewaltigen Wucht auf, wie sie nur ein Wütender, ein Zorniger entfalten konnte. Ich wurde in den Raum gedrückt und wälzte mich ein, zweimal auf dem Boden hin und her.
„VERDAMMT NOCHMAL! WAS HABT IHR MIT DEM ZIMMER GEMACHT!?...SVEN! ANDREAS! IHR! IHR…IHR KOMMT SOFORT MIT!”, schrie er, so wie ich ihn noch nie schreien gehört hatte. Und schon war er verschwunden. Die Wände schienen vom verbalen Erbeben noch wie gelähmt zu sein. Man hörte von den Gängen kein Laut, außer das leise und langsam verklingende Fluchen meines Mentors. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte mich aufzurichten. Melinda, mit kreidebleichem Gesicht – sie wirkte völlig konsterniert – eilte heran und half mir auf.
„Danke“, keuchte ich mit belegter Stimme. Ich räusperte mich, während sich Sven auf das Bett fallen lies und seufzte. Er fuhr sich übers Gesicht. Die Stille war allumfassend, als er seine blutverschmierten Hände betrachtete. Melinda warf ihm einen Blick zwischen Verachtung und Mitleid zu, machte jedoch keine Anstalten zu ihm hinüber zu gehen. Machte sie ihn dafür verantwortlich, dass ich schmerzverzerrt am Boden lag? Oder hatte sie von ihm ein bisschen mehr Beherrschung erwartet?
Sie wendete sich wieder mir zu und starrte mich kurz mit besorgte Miene an. Aus ihren Augen schöpfte ich einmal mehr, Hoffnung, Glück und Zuversicht. Plötzlich war ich davon überzeugt, dass Alexanders Reaktion gar nicht so schlimm ausfallen würde, wenn wir ihm nur schildern würden, warum und wie das alles zustande kam. Doch die Schmerzen in meinem Handgelenk konnte sie nicht stillen. Obwohl ich verzweifelt versuchte, es auf keinen Fall zu bewegen, was ich erschrocken feststellen musste, aktiv auch gar nicht mehr möglich war, fühlte es sich ständig so an, als würden tief im Inneren Knochen zu Mehl gemahlen werden. Es war ein markerschütterndes Gefühl und ich wusste nicht, wie lange ich es noch aushalten würde. Solange Melinda in der Nähe war, mit Sicherheit einige Minuten länger. Ihre schiere Anwesenheit linderte die Schmerzen bereits ein wenig, doch sie verschwanden leider wie gesagt nicht. Ich konnte sie nicht vergessen. Oder wollte mein Unterbewusstsein vor ihr nur den „starken Mann“ spielen?
„Zeig mal“, warf sie plötzlich ein und betastete meine linke Hand. Ihre war ganz warm und es fühlte sich jeden einzelnen Sekundenbruchteil so an, als ob sie heilende Kräfte besitze. Es war ein unbeschreiblich stark beruhigendes Gefühl und so lockerte ich den Griff meiner rechten Hand, die linke knickte leicht ein, und sofort jagte mir der Schmerz wieder durch alle Glieder!
„Ah! Ich muss dringend zum Arzt“, stöhnte ich, sie nickte.
„Komm mit Sven. Wie auch immer ihr euch so zurichten konntet, aber ihr müsst euch erst mal untersuchen lassen. Nicht das ihr euch noch Rippen gebrochen habt oder sonst was!“
Widerwillig, aber doch einsichtig richtete sich Sven auf und folgte uns in Richtung Alexanders Büro. Das Schlachtfeld, also das, was von der Zimmereinrichtung noch übrig geblieben war, ließen wir so zurück, wie es war. Nach dem großen Paukenschlag von Alexander zeigten sich wohl jetzt erst wieder die ersten Mitschüler auf dem Gang. Danilo war einer von ihnen, der uns über den Weg lief. Er schüttelte verständnislos den Kopf und setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. Doch keiner von uns wechselte ein Wort mit ihm.
Alle schienen schon Wind von der Sache bekommen zu haben – ich schloss es aus ihren Reaktionen, wenn wir jemanden auf dem Gang trafen. Das war, wenn es stimmte, was Melinda gesagt hatte, wohl auch nicht zu überhören gewesen. Spätestens bei Alexanders Wutausbruch hatten es alle mitgekriegt.
Bevor wir zu Alexander ins Büro gingen, machten wir noch einen Abstecher zu den Toiletten, um uns wenigstens das Gesicht zu waschen. Sven und ich ignorierten uns, doch schon jetzt, bekam ich langsam aber sicher Gewissensbisse ihm gegenüber. Es tat mir fast schon Leid, was ich ihm angetan hatte und hätte mich am liebsten mit ihm vernünftig aussprechen wollen. Doch ich hatte bei weitem nicht den Mut dazu, das Wort zu ergreifen. Das sollte dann doch bitteschön schon er übernehmen. Ich hatte den Kampf ja von Anfang an vermeiden wollen – er war es gewesen, der die ständigen Provokationen nicht unterlassen hatte.
„Ich warte draußen“, nickte uns Melinda zu, als wir die Höhle des Löwen erreicht hatten. Ich nickte ihr zu, Sven verzog keine Miene und hielt den Blick starr auf die Tür gerichtet. Er seufzte kurz und ich holte tief Luft, bevor ich den ersten Schritt auf die Tür zu machte.
Doch plötzlich stach Isabel von Klavsen um die Ecke. Ihr Gesicht glühte vor Zorn und als sie uns erblickte, verzog sich ihre Miene zu einer schrecklichen Grimasse. Nein, wenn ich es genau nahm, dann verzog sie ihr Gesicht nicht, als sie uns erblickte, sondern als ihre Augen von Sven auf mich hinüberglitten.
„Jetzt reicht’s! Das war’s für dich!“, donnerte sie los. „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass du hier endgültig hochkant rausfliegst! Das verspreche ich dir!“, rief sie erzürnt, und bevor ich realisierte, was gerade geschah, packte sie, zum Glück, meinen rechten Arm und zog mich auf die Bürotür zu...
--------------------------------------------------------------------------------------------------
„Jungs, was...?“ Ich erkannte die Stimme sofort, es war Melinda. Sie rammte die Tür in meinen Rücken, doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu den Qualen, die in meinem Handgelenk tobten! Wahrscheinlich war es jetzt für immer und ewig in tausend Splitter zersprengt! Ich würde wohl nie wieder etwas in die linke Hand nehmen, geschweige denn Radfahren können! Und wer war daran Schuld? Sven. Er hatte mit seiner Sturheit und Naivität alles kaputt gemacht – nicht nur meine Hand, sondern auch, und das war noch viel schlimmer, unsere Freundschaft!
Melinda war plötzlich ganz still. „Oh, mein Gott“, stammelte sie plötzlich. Ich konnte nicht aufsehen und selbst nachschauen, was sie meinte, ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Sven stand weiterhin regungslos über mir, machte außer seiner schweren Atmung keine Bewegung und war Mucksmäuschen still.
„Als ich vorhin vom Essen kam, hat man euer Geschrei und den ganzen Lärm schon zwei Gänge weiter gehört. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist – oh, Mann, was habt ihr denn da bloß gemacht? Was ist denn passiert? Ich versteh das nicht“, fügte sie mit völlig abwesender Stimme hinzu.
Es trat eine längere Pause ein – sie schien ihren Blick durchs Zimmer schweifen zu lassen. Doch ich wollte nur, dass wieder irgendjemand sprach. Das lenkte mich wenigstens ein bisschen von diesen Höllenqualen ab.
„Oh, Mann, Sven. Wer hat dich denn so zugerichtet?“, rief sie plötzlich. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Im selben Moment tropfte mir irgendeine Flüssigkeit auf die Stirn und ich wusste sofort, was es war. Sven hatte es nicht anders verdient, mehr konnte ich dazu nicht sagen. Hoffentlich blieb er für den Rest seines Lebens entstellt...
„So“, hallte der langgezogene, geschäftstüchtige Ruf von Alexander den Gang hinunter. Sven schaute auf, mir zog es sämtliche Eingeweide zusammen! Wenn der „Chef“ sah, was wir hier angerichtet hatten – er würde uns rauswerfen, mit Sicherheit! Dann war eh alles vorbei! Aus der Traum.
Ich spürte meinen Puls gegen meine Schläfe pochen, immer schneller, immer näher kamen sie, immer lauter wurden die Schritte, die sich mir einzeln in den die Erinnerung zu rammen schienen. Ich konnte das Unheil nicht aufhalten! Es kam auf mich zu und ich konnte nichts dagegen ausrichten!
Ich sah die Lawine schon auf mich zurasen, da jagte mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Gerade mal fünf Minuten nach unserem Kampf, saßen Sven und ich schon wieder im selben Boot. Es war erst wenige Augenblicke her, da prallten wir mit unseren Ansichten noch aneinander, jetzt hatten wir gemeinsame Interessen und das gleiche Ziel – wenn es überhaupt noch eines geben konnte.
Sven war außer sich vor Angst. Ich spürte es, weil es mir genauso erging und sah es im Augenwinkel. Gerade eben noch schwer atmend und völlig ohne Bewegung, starrte er jetzt zitternd und bebend auf die geöffnete Tür. Diese Zeitspanne, die in Melindas oder Alexanders Augen so unbedeutend erscheinen musste, war für uns zwei eine weitere Höllenqual von gefühlten zweitausend Jahren Dauer!
Ich vernahm das dumpfe Geräusch, als sich Alexanders Handfläche gegen die Tür lehnte und sie aufschob. „Sind wir mal wieder verschiedener Meinung – oder...?“, lachte er gut gelaunt. Doch er stockte als die Tür erneut auf meinen Rücken traf. Auch, wenn ich ihn nicht sehen konnte, so wusste ich doch genau, dass er verdutzt darüber war, warum die Tür nicht einmal um die Hälfte aufging, und er sich im Gegensatz zu Melinda regelrecht hineinzwängen musste – doch zuerst lugte er nur um die Ecke. Ich nahm seinen Kopf im Augenwinkel wahr. Es vergingen ein, zwei Sekunden, noch eine dritte, eine vierte...
„SEIT IHR WAHNSINNIG!?“, brüllte er und stieß die Tür mit so einer gewaltigen Wucht auf, wie sie nur ein Wütender, ein Zorniger entfalten konnte. Ich wurde in den Raum gedrückt und wälzte mich ein, zweimal auf dem Boden hin und her.
„VERDAMMT NOCHMAL! WAS HABT IHR MIT DEM ZIMMER GEMACHT!?...SVEN! ANDREAS! IHR! IHR…IHR KOMMT SOFORT MIT!”, schrie er, so wie ich ihn noch nie schreien gehört hatte. Und schon war er verschwunden. Die Wände schienen vom verbalen Erbeben noch wie gelähmt zu sein. Man hörte von den Gängen kein Laut, außer das leise und langsam verklingende Fluchen meines Mentors. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte mich aufzurichten. Melinda, mit kreidebleichem Gesicht – sie wirkte völlig konsterniert – eilte heran und half mir auf.
„Danke“, keuchte ich mit belegter Stimme. Ich räusperte mich, während sich Sven auf das Bett fallen lies und seufzte. Er fuhr sich übers Gesicht. Die Stille war allumfassend, als er seine blutverschmierten Hände betrachtete. Melinda warf ihm einen Blick zwischen Verachtung und Mitleid zu, machte jedoch keine Anstalten zu ihm hinüber zu gehen. Machte sie ihn dafür verantwortlich, dass ich schmerzverzerrt am Boden lag? Oder hatte sie von ihm ein bisschen mehr Beherrschung erwartet?
Sie wendete sich wieder mir zu und starrte mich kurz mit besorgte Miene an. Aus ihren Augen schöpfte ich einmal mehr, Hoffnung, Glück und Zuversicht. Plötzlich war ich davon überzeugt, dass Alexanders Reaktion gar nicht so schlimm ausfallen würde, wenn wir ihm nur schildern würden, warum und wie das alles zustande kam. Doch die Schmerzen in meinem Handgelenk konnte sie nicht stillen. Obwohl ich verzweifelt versuchte, es auf keinen Fall zu bewegen, was ich erschrocken feststellen musste, aktiv auch gar nicht mehr möglich war, fühlte es sich ständig so an, als würden tief im Inneren Knochen zu Mehl gemahlen werden. Es war ein markerschütterndes Gefühl und ich wusste nicht, wie lange ich es noch aushalten würde. Solange Melinda in der Nähe war, mit Sicherheit einige Minuten länger. Ihre schiere Anwesenheit linderte die Schmerzen bereits ein wenig, doch sie verschwanden leider wie gesagt nicht. Ich konnte sie nicht vergessen. Oder wollte mein Unterbewusstsein vor ihr nur den „starken Mann“ spielen?
„Zeig mal“, warf sie plötzlich ein und betastete meine linke Hand. Ihre war ganz warm und es fühlte sich jeden einzelnen Sekundenbruchteil so an, als ob sie heilende Kräfte besitze. Es war ein unbeschreiblich stark beruhigendes Gefühl und so lockerte ich den Griff meiner rechten Hand, die linke knickte leicht ein, und sofort jagte mir der Schmerz wieder durch alle Glieder!
„Ah! Ich muss dringend zum Arzt“, stöhnte ich, sie nickte.
„Komm mit Sven. Wie auch immer ihr euch so zurichten konntet, aber ihr müsst euch erst mal untersuchen lassen. Nicht das ihr euch noch Rippen gebrochen habt oder sonst was!“
Widerwillig, aber doch einsichtig richtete sich Sven auf und folgte uns in Richtung Alexanders Büro. Das Schlachtfeld, also das, was von der Zimmereinrichtung noch übrig geblieben war, ließen wir so zurück, wie es war. Nach dem großen Paukenschlag von Alexander zeigten sich wohl jetzt erst wieder die ersten Mitschüler auf dem Gang. Danilo war einer von ihnen, der uns über den Weg lief. Er schüttelte verständnislos den Kopf und setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. Doch keiner von uns wechselte ein Wort mit ihm.
Alle schienen schon Wind von der Sache bekommen zu haben – ich schloss es aus ihren Reaktionen, wenn wir jemanden auf dem Gang trafen. Das war, wenn es stimmte, was Melinda gesagt hatte, wohl auch nicht zu überhören gewesen. Spätestens bei Alexanders Wutausbruch hatten es alle mitgekriegt.
Bevor wir zu Alexander ins Büro gingen, machten wir noch einen Abstecher zu den Toiletten, um uns wenigstens das Gesicht zu waschen. Sven und ich ignorierten uns, doch schon jetzt, bekam ich langsam aber sicher Gewissensbisse ihm gegenüber. Es tat mir fast schon Leid, was ich ihm angetan hatte und hätte mich am liebsten mit ihm vernünftig aussprechen wollen. Doch ich hatte bei weitem nicht den Mut dazu, das Wort zu ergreifen. Das sollte dann doch bitteschön schon er übernehmen. Ich hatte den Kampf ja von Anfang an vermeiden wollen – er war es gewesen, der die ständigen Provokationen nicht unterlassen hatte.
„Ich warte draußen“, nickte uns Melinda zu, als wir die Höhle des Löwen erreicht hatten. Ich nickte ihr zu, Sven verzog keine Miene und hielt den Blick starr auf die Tür gerichtet. Er seufzte kurz und ich holte tief Luft, bevor ich den ersten Schritt auf die Tür zu machte.
Doch plötzlich stach Isabel von Klavsen um die Ecke. Ihr Gesicht glühte vor Zorn und als sie uns erblickte, verzog sich ihre Miene zu einer schrecklichen Grimasse. Nein, wenn ich es genau nahm, dann verzog sie ihr Gesicht nicht, als sie uns erblickte, sondern als ihre Augen von Sven auf mich hinüberglitten.
„Jetzt reicht’s! Das war’s für dich!“, donnerte sie los. „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass du hier endgültig hochkant rausfliegst! Das verspreche ich dir!“, rief sie erzürnt, und bevor ich realisierte, was gerade geschah, packte sie, zum Glück, meinen rechten Arm und zog mich auf die Bürotür zu...