Im siebten Himmel

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Rene75
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Beitrag: # 6738453Beitrag Rene75
1.10.2008 - 21:45

Alles gut und schön, aber zu jedem Post ein Kommentar ist ja auch nicht Sinn der Sache oder? Du bekommst e die meisten Kommentare von allen, oder 8O

Andy92
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Beitrag: # 6738454Beitrag Andy92
1.10.2008 - 21:50

Gerade deshalb habe ich mich gewundert, aber zu jedem Post, hätte ich von Anfang an nicht erwartet. :D
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Moe
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Beitrag: # 6738460Beitrag Moe
1.10.2008 - 22:05

Also alles in allem super, aber beim letzten Beitrag sind mir doch schon ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen ;)

Andy92
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Beitrag: # 6738549Beitrag Andy92
2.10.2008 - 21:49

3.Kapitel - Robert

„Für ein freies Südtirol!“, riefen die drei jungen Männer. Im selben Moment startete der Fahrer, Fabian, den Motor des alten Fiats, der leise tuckernd auf die Straße hinaus rollte. Von nun an sprachen sie kein Wort mehr. Alles war perfekt geplant. Sie hatten alles optimal vorbereitet. Keiner konnte die Operation „Wir alleine“ mehr stoppen.
Schnell hatten sie das Wohnviertel verlassen. Der Fiat bog auf die Landstraße 28 ein – in Richtung Reschenpass. Es war sieben Uhr morgens, sprich, sie hatten noch eine Stunde. Das würde reichen – locker.
Der Fiat schlich die Landstraße entlang. Einer der vieren, der mit dem schütteren schwarzen Haar, blickte aus dem Fenster. Die Sonne leuchtete schon in die Berghänge hinein. Ein paar Wolken strichen über den Himmel, doch das sollte kein Problem darstellen. Alles war perfekt inszeniert. Bislang – und daran wird sich auch nichts ändern. Davon waren alle vier überzeugt.
Ein einsamer Radler kämpfte sich die leicht ansteigende Straße hinauf. Der mit dem schütteren Haar, er hieß Robert, saß rechts auf der Rückbank. Als er den Radler sah, schnellte seine Puls in die Höhe. Die Konzentration stieg. Alles musste perfekt laufen! Heute war der Tag, auf den er ein Jahr gewartet hatte. Von der Idee, über die Beschaffung des Materials, bis hin zur Aufgabenverteilung bei der Ausführung, sowie die Einschwörung auf ein bedingungsloses Unterstellen der Gruppe – aus einer Zahl eine Einheit bilden. Wie ein Zahnrad in das andere griff, so musste das heute laufen. Und das würde auch so passieren!
Jetzt bogen sie auf die Straße ab – auf die Straße! Die 12 weißen Buchstaben auf braunem Grund jagten einen kalten erregenden Schauer über seinen Rücken. Er war bereit – bis in die Fingerspitzen motiviert.
Nachdem sie das Tal durchquert hatten, begann die Straße anzusteigen. Noch 24 Kilometer. Der nächste Ort. Noch 18 Kilometer. Gleich darauf die Abzweigungen. Wie ein Film lief alles an ihm vorbei. Er hatte das Szenario schon so oft durchgespielt und durchspielen müssen. Er kannte den Ablauf bis aufs kleinste Detail.
Die ersten Serpentinen. Noch 16 Kilometer. Das letzte Dorf. Noch 14 Kilometer. Der Wald. Noch 11 Kilometer. Das letzte Haus. Noch 6 Kilometer. Die letzte Kehre. Noch 500 Meter. Um die Ecke. Sie waren da. Doch es ging noch weiter.
Sie fuhren bis Giogo di S. Maria. Seit sie oben waren, befanden sie sich im verhassten Land – auf feindlichem Gebiet. Das motivierte Robert nur noch mehr!
Als Fabian den Wagen abstellte, öffneten alle gleichzeitig ihre Tür und stiegen aus. Robert fühlte den staubigen fremden Kies unter seinen Füßen. Jeden einzelnen Stein hätte er am liebsten verflucht.
Fabian blieb im Wagen zurück – die Zentrale. Die andern zwei gingen zu Fuß zur Passhöhe. Sie waren erst zwei Jahre dabei. Einer von ihnen, der mit den langen dunkelblonden Haaren und der Hakennase, öffnete den Mund. Gerade noch rechtzeitig bemerkte es Robert und mahnte zur absoluten Ruhe, indem er einen Finger vor den Mund hielt. Schon diese Form der Kommunikation war absolut verboten, bis nicht alle ihre Position eingenommen hatten. Die beiden gingen los. Robert nahm das Rennrad aus dem Kofferraum und schnallte sich den Rucksack um. Er war bereit. Er drückte die Heckklappe herunter und radelte los.
Zehn Minuten später war er auf der Passhöhe. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: Jetzt war es halb neun. Er holte das Funkgerät aus der Tasche seines Radtrikots und meldete: „Bereit.“
Jetzt ging er zur Radabgabestelle, die gerade geöffnet hatte. Er gab der Frau Mitte dreißig (sie sprach mit italienischem Akzent, was ihn nur noch mehr reizte) sein Rennrad, gab ihr Name und Adresse und erhielt zusätzlich einen Coupon mit der Nummer 13.
Die 13...das war doch kein Zeichen?
Er durfte sich dadurch nicht verunsichern lassen. Während er hinüber zum Restaurant schritt, steckte er den Coupon ohne mit der Wimper zu zucken in die Trikottasche. Er war abergläubisch. Aber heute war ein besonderer Tag. Da spielte so etwas keine Rolle.
Im Restaurant war, wie auf der Straße, noch wenig los. Er setzte sich an einen Tisch und wartete auf den Kellner. Zunächst bestellte er nur ein Glas Wasser. Mehr als Wasser war nicht vereinbart. Also sollte sich an seiner Bestellung nichts ändern, bis die anderen zwei eintreffen würden.

Gerade hatte er den letzten Schluck aus seinem zweiten Glas genommen, da gingen sie draußen an der Tür vorbei und auf die Bergbahn zu. Er blickte auf die Uhr: In fünf Minuten ging die nächste.
Wie vereinbart bezahlte er. Dabei sollte er auf keinen Fall in Hektik verfallen. Wie oft hatte er solche Stresssituationen im Training bewältigen müssen. Er blieb noch kurz sitzen und spielte mit seinem Handy herum. Er tat so als würde er eine SMS schreiben. Dann ging er zur Tür hinaus und hinüber zur Bahn.
Zielstrebig schritt er die Eisenrosttreppe hinauf und ging zur Kasse. Die zwei befanden sich bereits in der Bahn. Er warf nur einen kurzen Blick hinüber und steckte seine Karte ein. Ein junges Pärchen und zwei ältere Herren befanden sich in der Gondel. Während sich das Pärchen die Fahrt über küsste, diskutierten die Alten über ihre Rente – sie waren Südtiroler. Die anderen zwei unterhielten sich über ein Computerprogramm. Robert kannte den Text auswendig.
Schon wenige Minuten später waren sie bei der ersten Station angekommen. Robert traf sich mit den beiden hinter einem Felsbrocken, der vom ehemaligen Gletscher hier abgelegt worden war. Sie nickten sich nur kurz zu und gaben erneute Bestätigungen durch ihre Funkgeräte. Jetzt sollte Robert die beiden in den restlichen Verlauf des Tages einführen – vielleicht in den letzten ihres Lebens...
Zuletzt geändert von Andy92 am 3.10.2008 - 0:59, insgesamt 6-mal geändert.
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MichelinR
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Beitrag: # 6738578Beitrag MichelinR
3.10.2008 - 0:23

Du solltest mehr für dich selber schreiben. Schreibe das, was dir gefällt und nicht, was die anderen lesen wollen. Du passt dich zu sehr der Meinung an. Die Texte an sich sind sehr gut. Ab und zu wiederholen sich manche Wörter etwas sehr oft. Du forderst Kommentare und wenn sie dir dann nicht passen, reagierst du gereizt. Die Kommentare kommen von alleine, doch mich stört das, wenn jemand nach jedem Post fragt, wieso denn keiner was schreibt. Schreibe für dich und nicht für die Kommentare. ;) Ich finde das etwas zu dramatisch für eine Nebenstory. Das Highlight sollte doch die Radsportkarriere sein und kein Bombenanschlag. Ist irgendwie zu extrem. Wenn es dir aber gefällt, dann lass es so. Das Umschreiben finde ich gar nicht gut. So hat man beim Lesen immer im Hinterkopf, da war erst das und jetzt ist das oder doch das. Der Bericht von der Fahrt mit Jaksche war erste Sahne.

Edit RotRigo: Vor diesem Posting wurden auf Wunsch von Andy92 einige Postings gelöscht.

Andy92
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Beitrag: # 6738580Beitrag Andy92
3.10.2008 - 0:31

Mir gefällt es eben nich, wie ich es geschrieben habe. Ich hätte es gar nicht erst raufstellen sollen. Danke für deine Kritik. Allerdings habe ich RotRigo darum gebten bis zu dem besagten Post alle zu löschen. Das mit dem Umschreiben ist blöd, ich weis, aber es muss sein. Ich habe mich verrannt. Und es ist doch besser, wenn es besser und etwas realistischer weitergeht als vorher, anstelle, dass es gar nicht mehr weitergeht und das wäre jetzt unweigerlich der Fall gewesen.
Natürlich muss ich mir jetzt soviel Mühe geben, mit dem Stil des neuen Posts, die Ereignisse des alten zu überschatten. Sprich, ich muss neue Spannung aufbauen.
Ich entschuldige mich bei allen Lesern für die Komplikationen. Hoffentlich wird euch das nicht vom Lesen abhalten. Aber ich betone nochmals: Hätte ich es so gelassen, hätte ich die Story wegschmeißen können, weil ich:
1.Nicht damit zufrieden war
und
2.mich verrannt hätte
und es deshalb
3.höchstwahrscheinlich keine Fortsetzung mehr hätte schreiben können.
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sciby
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Beitrag: # 6738590Beitrag sciby
3.10.2008 - 12:34

Solange das Ereignis auf die Radsportkarriere Einfluss hat und nicht eintönig wird (also zum Beispiel ein Trauma beim Draufsteigen auf ein Rad oder beim Befahren von hohen Bergen) ist es eine klasse Idee, auch wenn etwas überzogen und teilweise unrealistisch.
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Gerrit
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Beitrag: # 6738711Beitrag Gerrit
3.10.2008 - 22:53

Ich verstehe den Teil nciht so richtig, ist das eine andere Person, die später auch noch im Leben des Andi's Platz nehmen wird, oder ist die Geschichte mit Andi gestorben ?

Andy92
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Beitrag: # 6738813Beitrag Andy92
4.10.2008 - 21:01

Es ist ein Einschub. Die Gesichte um Andreas ist hundertprozentig nicht gestorben. Das hätte ich euch ja wohl mitgeteilt. Wartet den nächsten Teil ab und die Handlungsstränge werden sich überschneiden. Das ganze ist nur dazu da die Umstände, die Gründe und die Entstehung der nächsten Geschehnisse besser nach zu vollziehen.
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Andy92
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Beitrag: # 6739087Beitrag Andy92
6.10.2008 - 22:27

Robert schob eine verblasste Holzplanke mit den Füssen zur Seite: Eine kleine Aushöhlung im ehemaligen Geltschergrund kam zum Vorschein. Darin lagen zwei kleine Rucksäcke – der eine weiß-blau und der andere weiß-rot – beide mit dem Emblem der schwarzen Pfote auf gelbem Grund versehen.
Robert packte einen der Rucksäcke und drückte ihm einen von seinen beiden Begleitern in die Hand. Wie gut konnte er sich noch erinnern, wie er beide Rucksäcke hier wenige Tage zuvor versteckt hatte – endlich kamen sie zum Einsatz. Den zweiten drückte er dem anderen in die Hand – er kannte ihre Namen nicht. Das war ihm auch egal. Jetzt zählten Informationen und deren korrekten Ausführungen. Und nicht die Namen der Beteiligten. Im schlimmsten Falle könnte die Unwissenheit sogar noch von Nutzen sein. Aber daran wollte und sollte er jetzt besser nicht denken.
„Ihr seid ja für den Einsatz heute ausgebildet worden – nehme ich an“, sagte Robert und legte die Holzplanke wieder auf das leere Versteck.
Beide nickten. Sie schienen sichtlich angespannt zu sein. Doch dafür hatte Robert jetzt keine Zeit. Er blickte auf die Uhr: Halb zehn. Sie waren tatsächlich etwas zu früh dran.
„Gut. Um Punkt 11 Uhr legt ihr die Rucksäcke an diesen Punkten hier ab...“ Er holte einen Zettel aus seiner Hosentasche, entfaltete ihn und zeigte auf zwei markierte Punkte. Beide lagen natürlich außerhalb von Südtirol.
„Ihr wisst ja wie man sie platziert, also wäre damit alles geklärt...bis auf eines: Wenn ihr die Rucksäcke auf Position gebracht habt, dann gebt Florian Bescheid – er hat die Zünder und die gehen um Punkt 11:15 Uhr los – egal wo und wie.“
Er nickte den beiden zu, die sich mit angsterfüllten Blicken die Rucksäcke umwarfen. Sie erschauderten und drückten den Rücken durch, als wollten sie dem Inhalt der Taschen nicht zu nahe kommen.
Mit einem Wink forderte er die beiden auf zum Gehen. Er selbst wartete noch einen Augenblick. Zur Sicherheit wollte er erst die übernächste Bahn nehmen. Die Passhöhe konnte er von hier nicht sehen, nur die Gletscherlandschaft des Ortlers – mit 3905 Meter der höchste Berg Südtirols. Seine Heimat lag direkt vor ihm und sie glänzte wie immer in voller Pracht.
Er setzte sich und lauschte der Einsamkeit, den Wasserfällen und den Krähen, die über ihm kreisten. Das Sonnenlicht schien schmale Tal tief unter ihm entlang. Dort lag Trafoi. In diesem Dorf wurde er vor 25 Jahren geboren.

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Dorfkirche von Trafoi.

Eine Stunde später stand er wieder auf der Passhöhe. Es herrschte bereits reger Betrieb. Eine Bühne war aufgebaut worden auf der später Bands und Musikgruppen aus der Region spielen sollten. Ein Moderator leitete die Showeinlagen und würde später auch die ersten Radfahrer begrüßen. Jetzt faselte er immer das selbe Zeug: Daten zum Pass und der Region und natürlich Werbung für dieses Restaurant und jene Firma. Dazwischen wurde immer wieder Musik eingespielt. Robert schätzte die Zahl der Touristen bereits jetzt auf 300. Doch diese Zahl wird in den folgenden Minuten rapide ansteigen.
Zum Zeitvertreib kaufte er sich an einem Stand ein paar Bratwürste. Immer mehr Menschen strömten auf die Passhöhe. Schließlich erreichten die ersten Radler aus Bormio und der Schweiz das kleine Dorf. Kurz darauf die ersten von Südtirol aus: Zuerst ein ganz junger kämpfender Hobbyradler und der zweite kam Robert aus irgendeinem Grund bekannt vor. Seine Art wie er müde lächelnd die Passhöhe erreichte, weckten Verachtung in diesem Menschen. Da war ihm der Jugendliche viel sympathischer.
Überraschenderweise kam für lange Zeit kein weiterer Fahrer. Robert ging also nach vorne in die letzte Kurve und blickte nach unten auf die letzten Kehren.

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Das gewohnte Bild und schließlich ging es Schlag auf Schlag. Eine nicht enden wollende Schlange von Hobbyradlern kroch über die Passhöhe hinweg. Einige blieben um zu rasten. Mittlerweile war es gerammelt voll.
Robert packte die Angst. Er hatte die Uhrzeit völlig vergessen: 11:14 Uhr. Er musste schleunigst hier weg. So schnell wie möglich bahnte und schubste er sich einen Weg zur Radabgabestelle, zückte Coupon mit der Nummer 13 und erhielt sein altes blaues Rennrad zurück. Seine Hände zitterten vor Aufregung. Was war bloß mit ihm los? Auch den Coupon erhielt er zurück...
Knall!
Rad und Coupon glitten ihm aus der Hand. Alle um ihm herum hielten den Atem an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er war plötzlich wie versteinert. Kinder begannen zu schreien, zu weinen, auch einige Erwachsene brachen in Panik aus. Alle starrten in die Richtung zu den Supermarktfassaden. Robert wagte es nicht sich umzudrehen. Sein Gewissen plagte ihn so sehr.
Knall!
Er presste die Augen zusammen, während er sich nach seinem Rad bückte. Das war so furchtbar nahe gewesen! Kleine Steinchen schlugen prasselnd auf seinen Kopf und auf alle anderen ein.
Die geschmiedeten Pläne hatte er bereits vergessen. Er war mit den Nerven völlig am Ende. Menschen begannen zu schreien – nie hatte er sich das so schrecklich vorgestellt. Bisher war er doch immer nur für die Theorie zuständig gewesen – eiskalt.
Panik brach aus. Die Sirenen von Polizei und Krankenwagen machten das Szenario perfekt.
Robert wurde umgerannt. Schützend hielt er sich die Hände über den Kopf – Füße traten nach ihm. Die Pedale seine Rads drückte sich in seinen Hüfte. Schmerzverzerrt wälzte er sich am Boden, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte, die ihm wieder auf die Beine half.
„Danke“, sagte er nur, doch der Helfer war bereits verschwunden. Zumindest war es in dem Gedränge um ihn herum unmöglich denjenigen auszumachen.
Robert blickte in die Gesichter der Menschen: Angst, Ungewissheit, Schrecken, Tränen. Er hatte doch all das erreicht, was er sich vorgenommen hatte: Angst und Schrecken zu verbreiten um Aufmerksam zu machen.
Aufmerksam machen! Das war nicht seine Aufgabe, doch ohne ein Zeichen war alle Arbeit um sonst. Verzweifelt blickte er sich um. Das konnte doch nicht sein – hatte er das den beiden nicht gesagt?
Nein. Er hatte es vergessen. Wie konnte ihm das nur passieren. Sein Fehler. Die Organisation würde ihn lynchen, zerfleischen und womöglich sogar rausschmeißen. Nein! Das konnte doch alles nicht wahr sein. Er musste irgendetwas tun. Irgendetwas. Noch bevor er sich etwas überlegt hatte, bleib sein suchender Blick auf dem Dach der Supermarktfassade kleben. Dort stand jemand. Direkt am Rand. Dieser jemand hatte sich mit einem Pulli mit Kapuze provisorisch vermummt. Dieser jemand war relativ klein – die Haltung kam ihm bekannt vor.
Das war Fabian! Er kannte doch seinen alten Freund. Aber was hatte er vor? Er schien auf etwas zu warten. Er lauerte wie eine Katze, die den richtigen Moment abpasste um zu zuschlagen. Erst jetzt bemerkte Robert den kleinen Rucksack auf dem Rücken seines Freundes – das Ersatzpräparat!
Das konnte er nicht zulassen! Er stürmte los. Ungestüm verschaffte er sich Platz und bahnte sich seinen Weg auf die andere Straßenseite. Sein Rad hatte er vergessen – nichts war jetzt wichtiger als Fabian. Er durfte es einfach nicht zulassen, dass sich sein Freund Opfern würde. Nur weil er einen Fehler begangen hatte.
Noch immer hielt Fabian nach irgendetwas Ausschau. Wie gebannt starte Robert nach oben. Er könnte es sich nie Verzeihen seinen Freund jetzt auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Dann stieß er mit den beiden Männern in Uniform zusammen. Sein Herz schlug ihm wieder bis zum Hals. Er schluckte, als sich die beiden zu ihm umdrehten. Auch sie hatten ihre Blicke auf Fabian gerichtet, glaubte Robert.
„Haben sie die Durchsage nicht gehört? Hier gibt es nichts zu sehen. Verlassen sie einfach die Passhöhe“, meinte der größere von beiden in perfektem Italienisch.
Robert jagte in eiskalter Schauer über den Rücken. Am liebsten hätte er dem Italiener gehörig die Fresse poliert, doch er war wieder wie versteinert.
„Haben sie nicht gehört? Verlassen sie die Passhöhe“, wiederholte der kleine eindringlich und zeigte in Richtung Südtiroler Seite.
„Warum darf ich nicht in die Richtung?“ Sprudelte es aus Robert heraus. Er war sich seiner Worte nicht bewusst gewesen und verfluchte sich auf der Stelle für seine erbärmliche Frage.
„Bitte. Gehen sie dort rüber, ja!“, rief der kleine und zeigte wieder in die selbe Richtung. Alle anderen um sie herum strömten weiterhin im Schneckentempo in diese Richtung. Robert konnte nicht weg. Er war zu sehr auf seinen Freund fixiert. Er verfiel in eine Art Trance und stellte sich mit der nächsten Aussage selber ein Bein: „Aber ich muss noch auf meinen Kumpel warten.“
„Bitte. Verstehen sie doch! Gehen sie einfach in diese Richtung!“
„Nein. Dort oben bin ich doch viel sicherer.“
„Was reden sie da? Warum wo...“
„Wart mal“, unterbrach der große den kleinen. „Dort oben, sagten sie?“
Robert wusste nicht wie ihm geschah. Er hatte nun vollkommen die Kontrolle über seinen Körper verloren und deutete einfach nur auf Fabian. Der große lächelte zufrieden und wollte etwas sagen, doch Fabian selbst kam ihm zuvor: „Da bist du ja, du Versager!“, schrie er und streifte sich den Rucksack ab.
Robert fühlte die Angst. Er musste sich seinem Schicksaal beugen. Er hatte es verdient so genannt zu werden – er war seinem Volk nicht würdig. Sang und klanglos würde er gleich von ihnen gehen.
„Was?!“, rief der kleine Polizist und fuhr herum.
„Sie kennen sich?“, rief der große.
„Klappe!“, schrie Fabian. Die umstehenden Leute wurden aufmerksam. Ja, Fabian nahm das Zepter in die Hand und würde es gleich verkünden. Robert fühlte sich wieder besser. Er erwachte ein wenig aus seinem Traum. Sein Blick wurde klarer. Sollte sich doch noch alles zum Guten Wenden?
„Robert! Du bist eines Südtirolers nicht würdig. Das war ein Anfängerfehler! So etwas dürfen und können wir uns nicht erlauben. Das weist du ganz genau. Und dafür wirst du bezahlen müssen. Aber ich habe mich da schon was überlegt...“
Robert musste schlucken – das konnte nichts Gutes heißen. Die beiden Polizisten schienen entweder nur Bahnhof zu verstehen oder warteten einfach nur ab – auf den richtigen Moment.
„Was hast du vor?“, rief Robert.
„Denk ja nicht, du wärst mein Freund! Das warst du noch nie!“, schrie Fabian und öffnete den Rucksack, während er starr nach unten blickte, was sein Unternehmen deutlich erschwerte. Fast alle Umstehenden blickten jetzt auf die Szene.
Robert stiegen die Tränen in die Augen – was hatte Fabian da gerade gesagt? Sein Blick trübte sich – der Tunnelblick. Er wollte etwas dagegen sagen, doch ihm fiel nichts anderes ein als: „Ich will sterben.“
„Das hatte ich gerade mit dir vor“, lachte Fabians Stimme in weiter, weiter Ferne. Wie in Zeitlupe flog der Rucksack durch die Luft, direkt in Roberts Arme. Einige schrieen, andere wollten davon springen, doch sie konnten nicht – sie waren in eine Falle getappt – wie Robert.
Zuletzt geändert von Andy92 am 1.12.2008 - 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Rene75
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Beitrag: # 6739145Beitrag Rene75
7.10.2008 - 13:59

Wieder ne Bombe, nun gut dein AAR

Andy92
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Beitrag: # 6739225Beitrag Andy92
7.10.2008 - 18:07

Eine? Drei. Und zwar kleine. Eine davon verletzt vielleicht gerade mal zwei, drei Menschen, die daneben stehen, das sind eher Böller als Bomben. Außerdem haben sie einen Hintergrund für das Leben von Andreas.
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vino 12
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Beitrag: # 6739227Beitrag vino 12
7.10.2008 - 18:24

sehr schöner AAR!!!

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Rene75
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Beitrag: # 6739246Beitrag Rene75
7.10.2008 - 19:34

Das konnte man ja noch nicht wirklich der Geschichte entnehmen das es keine Tote gab. Ansonst aber schön geschrieben.

Andy92
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Beitrag: # 6739257Beitrag Andy92
7.10.2008 - 20:51

Ich finde schon, denn: Bei meinem ersten Versuch waren die Explosionen bzw. die Explosion viel größer. Es handelt sich hier eigentlich nur um Möchegernterroristen, was ich im selbstverherrlichenden Schreibstil verdeutlichen wollte. Allerdings ist ihr Unterfangen sehr viel tragischer für Andreas selbst. Vielleicht ahnt ihr schon was. Aber zu viel will ich natürlich nicht verraten - Tote gab es schon, aber nur 3: Robert und zwei weitere, deren Namen jetzt noch nicht genannt werden. Nur so viel vorn weg.

Für den Lebenslauf unseres "Helden" ist das Ereigniss von äußerst wichtiger Bedeutung. Also, seid nicht genervt, enttäuscht, verwundert, wütend etc. über meinen letzten Post.
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Rene75
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Beitrag: # 6739258Beitrag Rene75
7.10.2008 - 21:05

Bin ich ja garnicht, mach nur weiter :D

Andy92
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Beitrag: # 6739259Beitrag Andy92
7.10.2008 - 21:09

Ja, gut. :D
Ich will auf keinen Fall wegen diesem Post Leser verlieren und deshalb wollte ich das gleich klären.
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Andy92
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Beitrag: # 6739270Beitrag Andy92
7.10.2008 - 22:18

4.Kapitel - Angst

„Alles klar?“, rief Jörg.
Ich rappelte mich wieder auf. Glasscherben waren über den Boden verstreut – nur ein Fenster war kaputt. Ich hätte schwören können, dass es mehr gewesen waren, aber bei lauten Geräuschen neigte ich schon immer zur Übertreibung und vor allem zu unnötiger Panik.
Dennoch – herumfliegende Glassplitter waren nicht gerade ungefährlich. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass an dem Doppeltisch vor dem Fenster niemand gesessen hatte.
Jörg hockte ruhig auf seinem Platz und schaute nach draußen. Auch alle anderen waren aufgeschreckt und starrten auf die Reste der Glasscheibe, die noch im Fensterrahmen hingen. Einige gingen vorsichtig nach draußen. Nach einer kurzen Stille brandete erneut das Stimmengewirr sowohl drinnen als auch draußen auf.
„Komm wir gehen auch mal raus“, meinte Jörg und stand auf. Er bezahlte nicht. Wahrscheinlich hatte er es vergessen, doch irgendetwas sagte mir, dass doch etwas mehr passiert war und deshalb keiner mehr danach fragen würde.
Wir traten hinaus auf die Straße. Die Sonne brannte auf die unzähligen Menschen herunter – es war unglaublich eng. Wir kämpften uns soweit vor wie wir konnten. Nach ein paar Metern drückten ein paar Carabinieri die Menge zurück. Für einen Wimpernschlag konnte ich einen kurzen Blick auf die Unglückstelle werfen: Mehrere Sanitäter knieten am Boden – so weit waren sie nicht weg. Gerade noch so konnte ich ein paar Wortfetzen verstehen, die zwei der in rot-gelb gekleideten Männer wechselten: „...mir Leid. Aber dem können wir nicht mehr helf...“
Dann verlor ich den Blickkontakt und die Stimme des Sanitäters wurde wieder von den umstehenden Personen geschluckt, die rege über die Ereignisse diskutierten.
„Ja, drei Explosionen. Die letzte war am schlimmsten. Die ersten beiden haben nicht mal jemanden verletzt. Die waren ziemlich abseits. Also die Attentäter waren für meine Begriffe ziemlich unprofessionell...wenn man das bei solchen Leuten überhaupt sagen kann...professionell.“
Ich dreht mich um. Jörg diskutierte mit einer Frau. Die Sache schien ihn ziemlich zu interessieren.
„Und was passierte beim letzten?“, wollte er wissen.
„Ein Mann stand auf dem Dach dort drüben“, die Frau zeigte auf die Stelle über dem Supermarkt. „Er hat einen in der Menge zusammengeschissen was das Zeug hielt und dann hat er einen Rucksack runtergeworfen mit den Worten: Für ein freies Südtirol! Oder so ähnlich. Auf jeden Fall war in dem Rucksack mehr als bei den ersten beiden.“
„Bei den ersten waren mit Sicherheit nur Böller drin. Das hat zwar ordentlich geknallt, aber außer den zerfetzten Rucksäcken war da nichts. Die haben nur die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen wollen. Und dann kam die Szene auf dem Dach. Der Hammer, sag ich ihnen. Auf jedem Fall waren in dem Rucksack wohl auch nur Böller, aber was für welche und wie viele! Der Attentäter, der das Ding auffing – den hat’s voll erwischt.“ Ein älterer Mann hatte sich eingemischt und sofort warfen die nächsten ihre Beobachtungen in die Runde: „Zwei Polizisten auch.“
„Und zwei Passanten. Einen Mann und eine Frau.“
Jörg nickte nur immer wieder aufmerksam. Ich verstand nicht so recht, warum ihn das alles so sehr interessierte.
„Den Polizisten scheint gar nicht so viel passiert zu sein“, meinte Jörg plötzlich und deutete in die Nähe der Unglücksstelle.
Dort standen ein großer und ein kleiner Mann in Uniform. Ein Sanitäter verarztete kleinere Wunden an den Armen der beiden.
„Warum wissen sie eigentlich, dass es einer der Attentäter war, der den Rucksack auffing?“, warf ich ein. Ich wusste nicht warum ich das sagte. Und sogleich bereute ich es, denn sofort richteten sich alle Augen auf mich. Nach einer kurzen Pause meinte der ältere Mann: „Ihr Streitgespräch hat beide verraten. Der unten ist weilt auf alle Fälle nicht mehr unter uns – da bin ich mir sicher und der oben wurde sofort von der Polizei gefasst, als er versuchte zu fliehen.“
Ich nickte bloß und sofort wichen die Blicke von mir. Zum Glück. Ich hasste so viel Aufmerksamkeit. Jörg lächelte nur.
„Achtung – zur Seite bitte!“
Ich wurde weggedrückt und fuhr herum. Die Sanitäter trugen zwei Barren durch die Menschenmassen. Mein Blick fiel sofort auf die beiden Personen. Zum Glück – niemand den ich kannte – hätte ja sein können. Doch mit den Sauerstoffmasken im Gesicht würde mir wohl jeder Mensch fremd vorkommen.
Beim Anblick der zweiten Person setzte mein Magen zu einem Sturzflug an. Es war eine Frau – doch ich kannte diese Frau – die schulterlangen blonden Haare – die kleinen Fältchen unter den Augen, die durch die Maske noch stärker hervorgehoben wurden: Das war meine Mutter!
Ich war wie versteinert. Was sollte ich tun? Was hatte sie hier gemacht? War der Mann mein Vater? Mein Kurzzeitgedächtnis wurde blockiert – blockiert von der Angst.
„Geht’s dir nicht gut? Du bist ja ganz blass.“ Jörg stupste mich an. Langsam bewegte ich meinen Kopf in seine Richtung. Ich blickte ihm kurz in die Augen – er war völlig verdutzt und schien auf eine Antwort zu warten. Ich wolle etwas sagen, doch mein Mundwerk versagte mir den Dienst.
Die Barren waren bereits an uns vorbei. Mein Herz schlug mir bis zum Hals – was sollte ich bloß tun? Das war doch nur ein Traum, oder? Ich hatte schon oft ähnliche Träume. Mein Blick trübte sich. Für einige Sekunden war ich wie weggetreten und starrte Löcher in die Luft. Die Barren schwebten wie in Zeitlupe zwischen den Menschen hinfort. Dann schloss sich der Gang und ich verlor sie aus den Augen.
Ich blickte wieder in Jörgs Gesicht, der mich immer noch völlig verwirrt anstarrte. Was sollte ich nur tun?
„Was ist los Andreas?“
Mit Mühe und Not bewegte ich meine Lippen. Meine Stimme krächzte. Mir steckte ein Klos im Hals. Solch eine Angst hatte ich noch nie verspürt!
„Meine“, flüsterte ich.
„Deine was?“
„Eltern“, fügte ich mit belegter Stimme hinzu...
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Time2Play
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Beitrag: # 6739275Beitrag Time2Play
7.10.2008 - 22:48

Weiterhin klasse AAR!! =)

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Mor!tz
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Beitrag: # 6739497Beitrag Mor!tz
9.10.2008 - 14:08

Wie kommen die Eltern denn dahin?
Andy92 hat geschrieben:Meine Eltern machten sich jetzt einen schönen Tag in Prad
Klasse Schreibstil, das liest sich echt gut

Andy92
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Beitrag: # 6739501Beitrag Andy92
9.10.2008 - 14:26

Zu deiner Frage:
Was hatte sie hier gemacht?
Und danke für dein Kompliment.
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