Verfasst: 23.7.2004 - 10:46
5. Etappe: Amien - Chartres
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-1.jpg)
Hallo, liebe Zuschauer, wir steigen heute etwas später ein mit unserer Berichterstattung. Grund ist ein gemächlich dahin rollendes Feld, offensichtlich sind die Strapazen des gestrigen Tages nicht spurlos an den Fahrern vorübergegangen. Wir sehen gerade die erste Sprintwertung bei Beauvais – und die Favoriten um das Punktetrikot ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Michael Rogers / FOSTERS kann sich nämlich mit einem Husarenstreich die sechs Punkte sichern, und noch wichtiger, damit wieder bis auf 10 Sekunden an Lance Armstrong in der Gesamtwertung heranrücken. Noch stehen zwei weitere Sprintwertungen aus, theoretisch hat Rogers also die Chance, das gelbe Trikot zurück zu erobern. Doch daraus wird wohl nichts, denn vier Fahrer reagieren auf den Antritt und starten den Gegenangriff:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-2.jpg)
Ein höchstinteressantes Quartett hat sich da gebildet. Liegt Casagranda doch mit 17 Punkten auf Platz 3 der Bergwertung, sein Weggefährte Baldato sogar mit einem Punkt mehr auf Platz zwei. Zur Erinnerung: es führt Walter Bénéteau von BRIOCHES LA BOULANGERE mit 24 Zählern. Zwei Berge der vierten Kategorie stehen heute an, gut möglich, dass Bénéteau sein Trikot verliert. Die Vier legen los wie die Feuerwehr und liegen in der idyllischen Ortschaft AUX MARAIS nach 60 Kilometern bereits gut 3 Minuten vor dem Feld. Im Peloton kontrollieren weiterhin die Vasallen des gelben Trikots das Geschehen:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-3.jpg)
Nachdem der Vorsprung nun nach 80 Kilometern auf gut 5 Minuten angestiegen ist, wird es den Sprinterteams wohl doch langsam haarig. Wir sehen nun im Feld Helfer von Petacchi, Boonen und Hushovd vorne. Währenddessen verliert Iker Flores / EUSKATEL – EUSKADI durch einen Reifendefekt den Anschluss an das nun mächtig Dampf machende Feld. Der treue Helfer von Iban Mayo wird heute viel Zeit verlieren (kl. Bild):
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-4.jpg)
Bei der ersten Bergwertung zieht derweil Commesso das Feld für Casagranda auf den Gipfel – doch was sehen wir? Commesso macht keineswegs Platz für seinen in der Bergwertung viel aussichtsreicher postierten Teamkollegen! Das wird heute Abend viel Ärger bei SAECO geben, da möchte ich nicht gerne dabei sein. Die Reihenfolge: Commesso, Casgranda, Kroon. Die Aufholarbeit des Feldes trägt Früchte, der Abstand ist nun auf 4:16 Minuten geschmolzen. Während sich die Spitzengruppe schon fast auf dem zweiten Gipfel des Tages befindet, nutzen wir den Augenblick und schauen einmal ins Feld, wo das gelbe Trikot von Lance Armstrong knapp 50 Kilometer vor dem Ziel wohlbehütet im vorderen Bereich spazieren fährt:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-5.jpg)
Am zweiten Berg sehen wir nun eine Erklärung für das Verhalten der Spitzengruppe an der vorherigen Prüfung: Fabio Baldato tritt unterhalb des Gipfels an und offensichtlich hat Stefano Casagranda keinen guten Tag erwischt, er kann dem Tempo seines Kontrahenten nicht folgen. So schickt sich Commesso an, dem ALESSIO-BIANCHI-Fahrer die 5 Punkte für Platz eins streitig zu machen. Aber vergebens - Baldato ist zu stark:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-6.jpg)
Jetzt, wo das Feld diese Steigung passiert, ist der Vorsprung auf 3:26 Minuten geschrumpft. Noch sind rund 90 Kilometer zu fahren. Auch heute werden die Ausreißer wohl nicht vor dem Peloton im Ziel ankommen. Zumindest nicht diese – man weiß ja nicht, ob es einen weiteren Versuch geben wird. Flores kann einem Leid tun, er hat bereits 5:22 Minuten verloren.
Als hätte ich es beschrieen: Zurück mit den Kameras im Feld kommen wir rechtzeitig zum Angriff zweier weiterer Fahrer:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-7.jpg)
Jetzt muss ich aber doch schmunzeln – diese Taktik von RABOBANK verstehe einer. Da hat man mit Kroon einen Fahrer in der Spitzengruppe und nun versuchen hinten Leipheimer und auch Rasmussen – der sich auf die Verfolgung der beiden Verfolger gemacht hat – auszureißen. Offensichtlich hat bei den Holländern heute niemand eine Taktik vorgegeben. Schauen wir mal, was der Versuch bringt… Bei der zweiten Sprintwertung, die Casagranda vor Commesso und Kroon passiert, liegt das Verfolgungstrio 1:24 Minuten hinter der Spitze und 1:35 vor dem Feld.
Noch sind knapp 60 Kilometer zu fahren – und die Geschwindigkeit im Feld ist hoch, wie man an der lang gezogenen Formation an der Spitze erkennt:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-8.jpg)
Viel Bewegung also auch auf der heutigen Etappe wieder. Doch ich befürchte es heißt wieder: viel Mühe für Nix! Denn die Verfolger können sich nicht entscheidend absetzen. Nachdem der Vorsprung eine ganze Zeit konstant geblieben ist, kommt es wieder 32 Kilometer vor dem Ziel zum Zusammenschluss. Nun sehen wir auch wieder das gewohnte Bild vom Beginn der Etappe. Der US POSTAL – Express rollt vorweg. Eigentlich ungewöhnlich, dass keines der Sprinterteams vorne zu finden ist, aber vermutlich möchte man sich für die heiße Schlussphase schonen. 5 Kilometer vor der Ortseinfahrt nach Chartres hat sich daran immer noch nichts geändert, eine weiterhin sehr verwunderliche Rennlage – doch nun kommt Bewegung ins Rennen, ein Fahrer wagt doch glatt noch einmal den Antritt:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-9.jpg)
Und es ist ein FOSTERS-Fahrer! Welch Überraschung, ich glaube fast – aber das kann ja gar nicht sein – doch Radio Tour bestätigt es so eben Cadel Evans wagt den Alleingang. Meine Güte, der Mann, der sich gestern total entkräftet ins Ziel gequält hat. Er will es nun offensichtlich wissen, hat die Gunst der Stunde gesehen und das Zögern und die Uneinigkeit der anderen Teams ausgenutzt. Im Feld schaut man sich immer noch an, ist sich uneinig, wer die Verfolgung aufnehmen soll, während ihm die Menschen auf dem letzten Kilometer zujubeln. 500 Meter vor dem Zielstrich dieser Etappe liegt Evans immer noch vor dem Feld, aber wir sehen nun von hinten die „Üblichen Verdächtigen“ mächtig aufholen:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-10.jpg)
Man, wird das ein spannender Einlauf. Ich sehe Petacchi, Boonen, Cooke und Zabel, die sich auf die Verfolgung begeben haben und auf den vorne verbittert kämpfenden Evans zufliegen – noch 300 Meter:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-11.jpg)
Ich kann es quasi hören – wie das Herz von kletterMAX nun höher schlägt. Die Sprintasse holen immer weiter auf, sind wenige Meter vor der Ziellinie am Hinterrad von Evans:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-13.jpg)
Erleben wir ein Drama, oder einen Parfourceritt? Wird Evans heute Abend der gefeierte oder der tragische Held sein, nur noch weniger Meter – es gibt ein Foto-Finish:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-14.jpg)
Nicht zu fassen – mit seinem beherzten Antritt vor den Toren Chartres ist es Cadel Evans gelungen, den versammelten Sprintstars ein Schnippchen zu schlagen. Im spannendsten Einlauf der bisherigen Tour darf sich der Verlierer des gestrigen Tages als Gewinner der 5. Etappe feiern lassen – welch fabelhaftes Radsportmärchen! Meine lieben Zuschauer, sie werden es mir nachsehen, aber ich muss mich erst mal ein wenig von diesem spannenden Sprint erholen und gebe ab in unser Studio…
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-1.jpg)
Hallo, liebe Zuschauer, wir steigen heute etwas später ein mit unserer Berichterstattung. Grund ist ein gemächlich dahin rollendes Feld, offensichtlich sind die Strapazen des gestrigen Tages nicht spurlos an den Fahrern vorübergegangen. Wir sehen gerade die erste Sprintwertung bei Beauvais – und die Favoriten um das Punktetrikot ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Michael Rogers / FOSTERS kann sich nämlich mit einem Husarenstreich die sechs Punkte sichern, und noch wichtiger, damit wieder bis auf 10 Sekunden an Lance Armstrong in der Gesamtwertung heranrücken. Noch stehen zwei weitere Sprintwertungen aus, theoretisch hat Rogers also die Chance, das gelbe Trikot zurück zu erobern. Doch daraus wird wohl nichts, denn vier Fahrer reagieren auf den Antritt und starten den Gegenangriff:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-2.jpg)
Ein höchstinteressantes Quartett hat sich da gebildet. Liegt Casagranda doch mit 17 Punkten auf Platz 3 der Bergwertung, sein Weggefährte Baldato sogar mit einem Punkt mehr auf Platz zwei. Zur Erinnerung: es führt Walter Bénéteau von BRIOCHES LA BOULANGERE mit 24 Zählern. Zwei Berge der vierten Kategorie stehen heute an, gut möglich, dass Bénéteau sein Trikot verliert. Die Vier legen los wie die Feuerwehr und liegen in der idyllischen Ortschaft AUX MARAIS nach 60 Kilometern bereits gut 3 Minuten vor dem Feld. Im Peloton kontrollieren weiterhin die Vasallen des gelben Trikots das Geschehen:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-3.jpg)
Nachdem der Vorsprung nun nach 80 Kilometern auf gut 5 Minuten angestiegen ist, wird es den Sprinterteams wohl doch langsam haarig. Wir sehen nun im Feld Helfer von Petacchi, Boonen und Hushovd vorne. Währenddessen verliert Iker Flores / EUSKATEL – EUSKADI durch einen Reifendefekt den Anschluss an das nun mächtig Dampf machende Feld. Der treue Helfer von Iban Mayo wird heute viel Zeit verlieren (kl. Bild):
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-4.jpg)
Bei der ersten Bergwertung zieht derweil Commesso das Feld für Casagranda auf den Gipfel – doch was sehen wir? Commesso macht keineswegs Platz für seinen in der Bergwertung viel aussichtsreicher postierten Teamkollegen! Das wird heute Abend viel Ärger bei SAECO geben, da möchte ich nicht gerne dabei sein. Die Reihenfolge: Commesso, Casgranda, Kroon. Die Aufholarbeit des Feldes trägt Früchte, der Abstand ist nun auf 4:16 Minuten geschmolzen. Während sich die Spitzengruppe schon fast auf dem zweiten Gipfel des Tages befindet, nutzen wir den Augenblick und schauen einmal ins Feld, wo das gelbe Trikot von Lance Armstrong knapp 50 Kilometer vor dem Ziel wohlbehütet im vorderen Bereich spazieren fährt:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-5.jpg)
Am zweiten Berg sehen wir nun eine Erklärung für das Verhalten der Spitzengruppe an der vorherigen Prüfung: Fabio Baldato tritt unterhalb des Gipfels an und offensichtlich hat Stefano Casagranda keinen guten Tag erwischt, er kann dem Tempo seines Kontrahenten nicht folgen. So schickt sich Commesso an, dem ALESSIO-BIANCHI-Fahrer die 5 Punkte für Platz eins streitig zu machen. Aber vergebens - Baldato ist zu stark:
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Jetzt, wo das Feld diese Steigung passiert, ist der Vorsprung auf 3:26 Minuten geschrumpft. Noch sind rund 90 Kilometer zu fahren. Auch heute werden die Ausreißer wohl nicht vor dem Peloton im Ziel ankommen. Zumindest nicht diese – man weiß ja nicht, ob es einen weiteren Versuch geben wird. Flores kann einem Leid tun, er hat bereits 5:22 Minuten verloren.
Als hätte ich es beschrieen: Zurück mit den Kameras im Feld kommen wir rechtzeitig zum Angriff zweier weiterer Fahrer:
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Jetzt muss ich aber doch schmunzeln – diese Taktik von RABOBANK verstehe einer. Da hat man mit Kroon einen Fahrer in der Spitzengruppe und nun versuchen hinten Leipheimer und auch Rasmussen – der sich auf die Verfolgung der beiden Verfolger gemacht hat – auszureißen. Offensichtlich hat bei den Holländern heute niemand eine Taktik vorgegeben. Schauen wir mal, was der Versuch bringt… Bei der zweiten Sprintwertung, die Casagranda vor Commesso und Kroon passiert, liegt das Verfolgungstrio 1:24 Minuten hinter der Spitze und 1:35 vor dem Feld.
Noch sind knapp 60 Kilometer zu fahren – und die Geschwindigkeit im Feld ist hoch, wie man an der lang gezogenen Formation an der Spitze erkennt:
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Viel Bewegung also auch auf der heutigen Etappe wieder. Doch ich befürchte es heißt wieder: viel Mühe für Nix! Denn die Verfolger können sich nicht entscheidend absetzen. Nachdem der Vorsprung eine ganze Zeit konstant geblieben ist, kommt es wieder 32 Kilometer vor dem Ziel zum Zusammenschluss. Nun sehen wir auch wieder das gewohnte Bild vom Beginn der Etappe. Der US POSTAL – Express rollt vorweg. Eigentlich ungewöhnlich, dass keines der Sprinterteams vorne zu finden ist, aber vermutlich möchte man sich für die heiße Schlussphase schonen. 5 Kilometer vor der Ortseinfahrt nach Chartres hat sich daran immer noch nichts geändert, eine weiterhin sehr verwunderliche Rennlage – doch nun kommt Bewegung ins Rennen, ein Fahrer wagt doch glatt noch einmal den Antritt:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-9.jpg)
Und es ist ein FOSTERS-Fahrer! Welch Überraschung, ich glaube fast – aber das kann ja gar nicht sein – doch Radio Tour bestätigt es so eben Cadel Evans wagt den Alleingang. Meine Güte, der Mann, der sich gestern total entkräftet ins Ziel gequält hat. Er will es nun offensichtlich wissen, hat die Gunst der Stunde gesehen und das Zögern und die Uneinigkeit der anderen Teams ausgenutzt. Im Feld schaut man sich immer noch an, ist sich uneinig, wer die Verfolgung aufnehmen soll, während ihm die Menschen auf dem letzten Kilometer zujubeln. 500 Meter vor dem Zielstrich dieser Etappe liegt Evans immer noch vor dem Feld, aber wir sehen nun von hinten die „Üblichen Verdächtigen“ mächtig aufholen:
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Man, wird das ein spannender Einlauf. Ich sehe Petacchi, Boonen, Cooke und Zabel, die sich auf die Verfolgung begeben haben und auf den vorne verbittert kämpfenden Evans zufliegen – noch 300 Meter:
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Ich kann es quasi hören – wie das Herz von kletterMAX nun höher schlägt. Die Sprintasse holen immer weiter auf, sind wenige Meter vor der Ziellinie am Hinterrad von Evans:
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Erleben wir ein Drama, oder einen Parfourceritt? Wird Evans heute Abend der gefeierte oder der tragische Held sein, nur noch weniger Meter – es gibt ein Foto-Finish:
![Bild](http://www.vennhaus-it.de/aar/etappe5-14.jpg)
Nicht zu fassen – mit seinem beherzten Antritt vor den Toren Chartres ist es Cadel Evans gelungen, den versammelten Sprintstars ein Schnippchen zu schlagen. Im spannendsten Einlauf der bisherigen Tour darf sich der Verlierer des gestrigen Tages als Gewinner der 5. Etappe feiern lassen – welch fabelhaftes Radsportmärchen! Meine lieben Zuschauer, sie werden es mir nachsehen, aber ich muss mich erst mal ein wenig von diesem spannenden Sprint erholen und gebe ab in unser Studio…