Seite 21 von 31

Verfasst: 14.11.2006 - 12:41
von Stephen Roche
KM 165 - Schlussanstieg - noch 17 km

Die Fahrer haben St. Jean de Maurienne passiert und sind im letzten Anstieg des Tages. Vorn immer noch Mazzoleni, Valjavec und Parra. 80 Sekunden dahinter die Gruppe mit Cunego, Mayo und Vinokourov, die von Rujano, Cunegos Teamkollegen, angeführt wird. Marzano und Garzelli sind von der Armstrong-Gruppe geschluckt worden. Hier machte bis vor wenigen Augenblicken Cadel Evans das Tempo, nun hat Simoni übernommen. Devolder und Popovych mussten bereits abreißen lassen, auch Evans verliert gerade den Anschluss. Die Fossiers scheinen sich etwas erholt zu haben. Rückstand der Gruppe auf die Führenden 2:30 ... An der Spitze des Rennens attackiert Valjavec kommt, aber nicht weg. Mazzoleni am Hinterrad, aber Parra muss reißen lassen ... bei den ersten Verfolgern zupft Mayo einmal, zweimal kurz an, aber Rujano fährt gleichmäßig und in seinem Windschatten Cunego und Vino ... hinten muss jetzt auch Ghisalberti die anderen ziehen lassen, auch Garzelli ist am Ende seiner Kräfte ...

Verfasst: 14.11.2006 - 13:18
von eisel92
Valjavec hatte schon zwei Mal attackiert, er muss schon körner gelassen haben!, dachte sich Eddy. Er ging sofort wieder in die Führungsarbeit.

Verfasst: 14.11.2006 - 14:14
von Bettini_der_Beste
Okay, Vino. Lass dich auf keine Spielchen ein. Hier geht es nicht um den Tagessieg, noch um irgendwelche Platzierungen. Einzig und alleine die Zeit zählt.
Den Ohrknopf hatte er schon am Mollard wieder ins Ohr gesteckt, um sich in regelmäßigen Abständen die Abstände durchgeben zu lassen. Jetzt gab er zum ersten Mal seit langem mal wieder ein Befehl durch.

"Samu, du bleibst an Armstrong und Sastre, möglichst bis ins Ziel. Ivan, lass dich zu mir zurückfallen und zieh mich noch ein Stück. Bring am Besten noch ein paar Flaschen mit. Allen anderen danke ich schon jetzt für ihre Arbeit."

Er nahm ein Schluck aus der Flasche und schmiss sie dann weg. Die andere Flasche reichte er Cunego. Dann sprach er erneut ins Funkgerät.

"Laurent, kannst du mir sagen, wie Armstrong und Sastre aussehen? Am Besten gibst du mir alle paar Minuten einen Lagebericht über die Favoritengruppe."

Er bekam daraufhin den aktuellen Vorsprung durchgesagt. Er wusste, dass er heute eine Menge Zeit gut machen wird. Dieser Gedanke gab ihm noch einen Adrenalinstoß und ließ die Schmerzen als nicht mehr so schlimm erscheinen. Er trat immer fester in die Pedale...

Verfasst: 14.11.2006 - 14:56
von Stephen Roche
KM 176 - Schlussanstieg - noch 6 km

Bildausfall! Der Regen macht auch der französischen Technik zu schaffen. Das Letztes, was wir mitbekommen haben, war ein Antritt von Cunego ... gut vorbereitet von Rujano, der ein sensationelles Rennen fährt ... Bildfetzen ... Parra vor Vino, Rujano lässt es nun gemütlicher angehen, sein Jub ist getan ... Cunego scheint nach vorn weg zu sein ... hinten Armstrong immer noch hinter Simoni, auch der mit starker Fahrt ... bei den beiden nur noch Sastre ... Valverde und Totschnigs sind zurückgefallen, ebenso Samu Sanchez, Efimkin und die anderen ... keine Zeiten ... wieder Bildausfall ... Sind Mazzoleni und Valjavec noch vorn?

Verfasst: 14.11.2006 - 15:07
von eisel92
Anwesend! :wink:
Sechs Kilometer noch, jetzt begann der Kampf gegen die aufholenden Verfolger!

Verfasst: 14.11.2006 - 15:13
von Stephen Roche
Die Technikschwierigkeiten scheinen behoben zu sein ... wir sehen Cunego! Er schließt zu dem Spitzenduo auf. Valjavec versucht sich an sein Hinterrad zu klemmen, aber es gelingt nicht zu viel Kraft hat dieser Tag gekostet. Auch Mazzoleni kämpft verbissen, aber auch er fällt zurück ...

Verfasst: 14.11.2006 - 15:13
von Henrik
Sechs Kilometer noch, nur Simoni war Armstrong geblieben, auch alle anderen waren weg. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, Carlos musste den Amerikaner angreifen und versuchen, ihn zu distanzieren. Denn es wurde mit jedem Kilometer schwerer, Zeit gutzumachen - und noch war sein Ziel, um den Toursieg mitzukämpfen.

Verfasst: 14.11.2006 - 15:17
von Stephen Roche
Hinten attackiert Sastre ...

Abstände:

Cunego
+ 0:10 Valjavec, Mazzoleni
+ 0:25 Parra, Vinokourov
+ 0:33 Mayo
+ 0:50 Rujano
+ 1:27 Sastre
+ 1:30 Armstrong

Verfasst: 14.11.2006 - 16:01
von eisel92
Mazzoleni gab jetzt alles. Verbissen kämpfte er sich den Berg hoch, Valjavec war im jetzt egal. Er konnte Cunego noch sehen, und nach den ganzen Anstrengungen des Tages wollte er nicht einfach kampflos aufgeben. Er gab jetzt 120 Prozent. Und wenn er ihm Zeitfahren noch so tot sein sollte, heute wollte er bis zum Schluss vorne dabei sein. Komm schon, Komm schon! Er feuerte sich selbst an. Ein kräftiger Schluck aus der Flasche, ein Gang nach oben, und voller Kampf. Eddy betete, dass er wieder an Cunego rankommen würde. Der ganze Tag war so hart gewesen, im strömenden Regen die Ausreißergruppe initiert, alles um sonst? Mazzo kämpfte weiter verbissen.

Verfasst: 14.11.2006 - 16:03
von Lance Armstrong Fan
"Alles oder nichts! Auf geht's." Lance ging aus dem Sattel und griff ebenfalls an. Er versuchte an Sastre dranzubleiben.

Verfasst: 14.11.2006 - 16:16
von Davide
Nicht schon wieder! Vorne an der Spitze des Rennens fuhr Damiano und versuchte nicht nur den Etappensieg zu holen, sondern auch noch möglichst viel Zeit auf seine Verfolger herauszuholen. Diesmal ging es zwar nicht um eine GT-Sieg wie an jenem Tag im Mai, als er Mortirolo gefahren wurde, aber spannend war es allemal. Hätte Ryan seine Daumen drücken können, wäre sie wahrscheinlich schon längst platt gewesen. Aber noch konnte er nicht ohne Hände am Lenker die Berge hinauffahren. Also musste er sich mit innerlichem Daumendrücken begnügen. Für lautes Anfeuern über den Teamfunk hatte er auch nicht genug Luft. Deshalb musste Damiano sich mit stummem Anfeuern von Ryan aus zufrieden geben. "Das schafft er auch ohne mich!", ging Ryan durch den Kopf und fixiert seinen Blick auf Straße vor ihm. "Gleich ist er oben, dann ich!"

Verfasst: 14.11.2006 - 16:22
von Bettini_der_Beste
Mein Gott, diese Italiener. Kaum ist man ein wenig nett, zahlen sie es dir heim. Alex bekam durchgesagt, dass er noch knapp eine Minute auf Armstrong hatte und das sowohl Sastre als auch Armstrong das Tempo deutlich angezogen hatten.
Er horchte in sich hinein und merkte, dass er noch ein paar Reserven hatte. Also erhöhte er erneut die Trittfrequenz.

Er nahm einen Schluck aus der Flasche und warf sie dann weg. Ein Zuschauer wurde jetzt bestimmt sehr glücklich dadurch, doch das war Alex vollkommen egal. Jetzt ging es nur um ihn. Er entwickelte einen Tunnelblick, nahm überhaupt nicht mehr die am Straßenrand nebenher laufenden Fans war. Komm, schon. Nur noch ein paar Kilometer...

Verfasst: 14.11.2006 - 16:24
von Stephen Roche
Noch zwei Kilometer

Er tritt und tritt und tritt ... Damiano Cunego allein ander Spitze des Rennens. Noch zweitausend Meter trennen ihn von seinem ersten Tour-Etappensieg. Der Mann im weißen Trikot zeigt, dass nach seiner guten Leistung beim Giro auch bei der Großen Schleife durch Frankreich mit ihm noch immer zu rechnen ist ... dahinter Vinokourov an Position zwei, auch er vorbeigegangen an Valjavec und Mazzoleni ... eine knappe halbe Minute betrug Vinos Rückstand auf Cunego bei der letzten Einblendung ... und hinten hat Armstrong zwischenzeitlich wieder auf Sastre aufschließen können, nur um wenige hundert Meter später den zäöhen Spanier wieder ziehen lassen zu müssen ... was für ein Kampf, was für ein Rennen ... 1:45 beträgt der Vorsprung von Cunego auf Sastre, weitere 12 Sekunden hat er auf Armstrong, irgendwo dazwischen noch Mazzoleni, Valjavec und Parra, auch Mayo, der lange nicht im Bild war, dürfte noch vor Sastre sein ...

Verfasst: 14.11.2006 - 16:31
von Henrik
Die Attacke hatte Simoni zum Platzen gebracht, doch auch ohne Hilfe war der Amerikaner zurückgekommen, um nur wenig später wieder den Anschluss zu verlieren. Diese eigene Stärkephase musste Carlos ausnutzen, um dem vielleicht etwas schwächelnden Amerikaner Zeit abzunehmen. 12 Sekunden, bei der Tour nicht mehr als ein Wimpernschlag. Aber Armstrong war schon einmal weg, jetzt musste er durchziehen, den Vorsprung ausbauen, um den nächsten Schritt in Richtung Gelb zu machen. Er musste zwar kämpfen, aber es fühlte sich zumindest schnell an, was er hier auf die Straße brachte. Carlos zog voll durch, noch zwei Kilometer, auf denen er zeigen konnte, ob und wie gut er drauf war.

Verfasst: 14.11.2006 - 16:36
von sys
Alex Frage hatte ich noch mehr oder weniger verstanden, aber kurz darauf fiel der Funk endgültig an. Nur noch ein rauschender Einheitsbrei ergoß sich daher. Nichts zu machen. Mir blieb nichts anderes als mit Allem mitzufiebern und mitzuleiden. Tuen konnte ich nichts. Die Entscheidung lag nun beim lieben Radsportgott...

Verfasst: 14.11.2006 - 21:10
von eisel92
Komm schon Junge, du schaffst das. Gleich hast du nur mehr 2000 Meter vor dir. Gib nochmal Gas. Sastre lässt du nicht mehr vorbei, komm schon Tempo. Ein paar Bergpunkte könnten vielleicht rausspringen. Tritt-Tritt-Tritt. Vollgas, gleich hast dus! Eddy versuchte sich nochmals gut zu zureden. Er quälte sich den Berg hinauf, seine geliebten Berge. Im Ziel war er schon gespannt, wie weit sein Kapitän hinten war...und ob er viele Bergwertungspunkte gemacht hatte. Als ihm diese einfielen, waren die Schmerzen etwas gelindert. Weiter ging es, mit allen vorhandenen Kraftreserven.

Verfasst: 14.11.2006 - 21:17
von Stephen Roche
Ziel

Geschafft! Damiano Cunego rollt völlig durchnässt und mit erhobenem Arm über die Zeillinie. Eine gute tatktische Leistung seines Teams, ein beherzter Angriff 60 km vor dem Ziel und ein unwiderstehlicher Antritt am Schlussanstieg bescheren dem jungen Italiener seinen ersten Etappenerfolg bei der Tour.

Verfasst: 14.11.2006 - 21:28
von Stephen Roche
... und da kommt Vinokourov, der sich als Tageszweiter im Kampf um das Maillot Jaune ernsthaft zu Wort meldet. 24 Sekunden beträgt sein Rückstand auf Cunego ... dann Iban Mayo, auch er wieder mit einer starken Vorstellung, weitere 25 Sekunden zurück ... dann ein Duo: Parra und Valjavec, und die Uhr läuft - gegen den Mann in Gelb, aber auch gegen andere Mitfavoriten ... da kommt Sastre mit schmerzverzerrtem Gesicht, 1:30 hinter dem Tagessieger ... und jetzt ein Zamanofahrer, aber nicht der Mann in Gelb, sondern Mazzoleni, 1:39 zurück ... und erst jetzt, 1:47 hinter Cunego überquert Armstrong die Ziellinie. Nein, das war nicht der Tag des großen Dominators ... weitere Fahrer kommen an, viele einzeln, manche in Grüppchen: Rujano, Samu Sanchez, Simoni, Efimkin und wie sie alle heißen ... und da verlässt uns wieder das Bild ... warten wir auf das Klassement ...


Verfasst: 14.11.2006 - 22:00
von eisel92
Am Ende nur Siebter. Eddy war trotz guter Leistung enttäuscht. Wie konnten Parra und Valjavec noch an ihm vorbei kommen. Erstgenannter musste schon früher reisen lassen, und fuhr kurze Zeit sogar alleine, Valjavec hatte im Verlauf des Rennens zwei Attacken gestartet. Dennoch hatten sie Beide eine bessere Platzierung erreicht. Mit Wut ihm Bauch stieg Mazzo vom Rad. Wenig später kam Lance ins Ziel. Ein kurzes Kopfnicken, dann der Weg in den Mannschaftsbus. Kurzes Duschen, dann ein Blick auf die offizielen Endergebnisse, so lautete Eddys Plan. Unter der Dusche legte sich der erste Ärger, und die Freude über eine gute Leistung und viele Bergpunkte dominierte. Er war heute die ganze Etappe über präsent, und konnte Namen wie Totschnig, Valverde oder auch Rinero hinter sich lassen. Besonders auf die Bergwertung war Mazzoleni gespannt. Wie sieht´s aus, haben wir ein Endergebniss?

Verfasst: 14.11.2006 - 22:08
von Marco Pantani
Erst jetzt, nach dieser harten Etappe, spürte Damiano auf der Ziellinie wieder den Regen, die Schmerzen, die Erschöpfung. All das merkte er immer wieder, über die ganzen 60 Kilometer an der Seite Vinokourovs.
Es tat Damiano in der Sehle weh, nach der tollen Geste Vinokourovs ausgerechnet angreifen zu müssen, aber Takitk war nun mal Taktik, und der Erfolgreiche hat nun einmal recht.
Es war ein unglaubliches Glücksgefühl, besser als beim Giro, hier, bei der Tour, im Trikot des besten Jungfahrers die Etappe abzuschießen.
Einfach unglaublich. Doch er wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte.
Zuerst bei José, dann bei Marco, Ryan, Oscar und allen anderen Teamkollegen. In einem Interview sagte er, er widme diesen Sieg Fakihi Mugdawa.
Aber er wusste auch, dass er sich bei Vinokourov zu bedanken hatte, also ging er zu ihm: Hey Vino, großen Dank für die tolle Unterstützung, ich hoffe, du konntest trotzdem genug Zeit gutmachen. Es tut mir Leid, dass ich dich attackieren musste, als du mir die Flasche gereicht hast. Aber du weist ja, dass wir alle der Taktik folgen müssen. So ist das eben in unserem Geschäft. Vielleicht ist es möglich, dass wir uns während dieser Tour nochmal revanchieren können..."

Verfasst: 14.11.2006 - 23:53
von wassertraeger29
"Venga, Venga Carlos, Venga!", schallte es den halben Schlussanstieg hinauf aus Tonis Mund und dem damit verbundenen Teamwagenlautsprecher.
Carlos hatte eine RIESEN Leistung vollbracht, sofort nach der Überquerung der Ziellinie lief Toni zu seinem Schützling, deshalb bekam er zunächst gar nicht das mit, was ihm wenige Minuten später der Teammechaniker aufgeregt mitteilte: "Armstrong hatte 1:47, das müsste, also Carlos in gelb!"