Cento anni Giro della Lombardia
Die 'elenco partenti', die offizielle Startliste, ist veröffentlicht:
Lampre mit dem Killerteam: Simoni der unumstrittene Leader. Szmyd und Stangelj, die wohl von Anfang an Kontrolle über das Rennen herstellen werden. Dann Ballan, Cunego, Commesso, Marzano, die allesamt ihrerseits selbst das Rennen gewinnen könnten, als Riege der exzellenten Helfer und Wegbereiter, die das Feld zerpflücken werden. Und zu guter letzt noch Simonis alter Kumpan und langjähriger Begleiter Tonti, der für den Fall der Fälle der Fälle herhalten wird. Der Sieg wird in diesem Jahr nur über dieses Team gehen.
Acqua e
Sapone mit dem jungen Russen Arekeev, 82er Jahrgang, der neben dem zuletzt starken 5. Platz beim Giro dell'Emilia auch den Gewinn der Bergwertung des Giro del Trentino in diesem Jahr zu verbuchen hat. Wir werden sehen, wie sich der junge im ProTour-Peloton schlägt. Man darf mit bestem Gewissen auf eine herzenserfrischende offensive Fahrweise hoffen. Ansonsten ist da noch Andrea Masciarelli, der, obwohl man ihm ein größeres Talent als seinem älteren Bruder Simone zuschreibt, noch immer auf den großen Durchbruch warten lässt - langsam könnte da mal was Größeres kommen, ansonsten hängen die Hoffnungen im Hause Masciarelli in Zukunft wohl allein an Francesco.
Panaria steht mit dem Duo Mazzanti-Sella am Start. Mazzanti hat in dieser Saison zwar endlich einmal das Siegen gelernt (immerhin schon drei Saisonsiege, exkl. der australisch-italienischen Freundschaftsetappe Nummer vier des Giro), wird am Ende jedoch - wie immer bei einem großen Rennen mit internationaler Besetzung - nur um die Plätze zwei bis zehn fahren. Von Emanuele Sella, dessen Giro gelinde gesagt eine mittlere Katastrophe war, darf man spätestens nach der belebenden Fahrweise beim Giro del Piemonte einen versöhnlichen Saisonausklang erwarten; vorausgesetzt, und davon gehe ich mal aus, sein Kampf gegen das geschlossene Naturino-Team hat nicht zu viele Körner gekostet.
Von
Cofidis, Davitamon, Rabobank, fdjeux, Saunier Duvaul, Phonak, Euskaltel, Liberty, Illes Balears und US Postal wird man nur in der Startliste hören. Daran können auch Bertagnolli, Scarponi, Zampieri, Zaballa, Lövkvist, Gilbert, Valverde und Evans, die, sobald es etwas steiler wird, nichts mehr dem Geschehen an der Spitze zu tun haben werden, nichts ändern. Schließlich feiern wir hundert Jahre Giro della Lombardia - soll da etwa ein Ausländer gewinnen?!
Dann wäre da noch
Domina Vacanze. Celestino ist der Mann, wird es am Ende aber mit der alten crux, die ihn bereits seine ganze Profi-Karriere begleitet, zu kämpfen haben: immer vorne dabei, aber am Berg nicht stark genug, um als Solist anzukommen, und im Sprint nicht schnell genug, um aus der Gruppe zu siegen.
Bei Ferrettis doch-nicht-zehn-Millionen-Truppe
Fassa Bortolo wird man auf Bernucci und ein nicht allzu selektives Rennen hoffen. Er hat einen guten Herbst gefahren, wird aber an der Madonna del Ghisallo und San Ferma della Battiglia um den Anschluß kämpfen. Wenn er diese beiden Anstiege überlebt, wird er in jedem Fall im Sprint zu beachten sein.
Die giftgrünen
Liquigasler (wieso gibt es kein Giftgrün als Schriftfarbe hier im Forum) haben ihren Di Luca am Start. Aber um ehrlich zu sein: di Luca hat die ProTour gewonnen, sein Herbst war auch nicht so überragend wie seine Frühjahrsauftritte und von daher gehe ich eher von einem gemütlichen Saisonausrollen aus. Am Ende werden wohl Noe', Miorin und Miholjevic noch vor dem ProTour-Sieger landen.
Die Sprudeltruppe
Gerolsteiner mit dem Quartett Haussler, Moletta, Rebellin, Wegmann. Wegmann und Moletta werden wohl 100% und ein bisschen mehr für Rebellin geben, der seinerseits auf ein schweres Rennen setzen wird. Rebellin wäre in jedem Falle einer derer, die stark genug sind, um als Solist in Como ankommen zu können, um sich somit eine durchwachsene Saison nicht zu retten, aber zu versüßen. Zu Haussler sage ich lieber nichts - in letzter Zeit muss man ja bald Angst haben vor dem Jungen...
Zu den ambitionierten Siegkandidaten muss man - wie so oft - auch wieder
CSC zählen. Schleck und Sastre haben zuletzt keine schlechten Ergebnisse eingefahren und besonders von Sastres Aufwärmattacke beim Giro del Piemonte ausgehend gestehe ich den beiden Riis-Fahrern als einzige Nicht-Italiener eine Chance auf den Sieg zu.
T-Mobiles Daniel Nardello, seit langem ein Schatten seiner selbst, wird realistisch gesehen nichts Weltbewegendes reißen, aber insgeheim hofft man doch auf eine Rückkehr zu guten, alten Zeiten. Desweiteren wünscht wohl jeder der guten alten deutschen Eiche Aldag ein schönes Abschiedsrennen - ich hoffe, dass man von ihm hören wird.
LPR mit Tonkov und Santambrogio. Der eine zu alt, der andere zu jung, um bei einem solch großen Rennen nach ganz vorne zu fahren. Aber, und das ist aller Ehren wert, darf man wenigstens auf eine belebende Fahrweise der beiden hoffen. Mit einem guten Rennen können sie jedenfalls vor Valverde landen. Und das ist gut genug für solch ein kleines Team.
Zu guter letzt bleibt also das weltmeisterliche
QuickStep-Team über. Paolini und Pozzatto für Bettini - ich bin gespannt, ob die drei QuickStep-Musketiere gegen das geschlossene Lampre-Bollwerk bestehen können. Insgeheim gehe ich von einer taktischen Meisterleistung der Lefevere-Jungs aus, die es am Ende trotz überlegener Konkurrenz doch noch irgendwie zum großen Coup schaffen.