Die Sattlerei

Baracuda hat geschrieben:Naja Voigt hätte eh nicht gewonnen gegen Garate, auch wenn er es versucht hätte....

Umso fairer, dass er Garate den Sieg hat genießen lassen

Ich fand es sehr schlau gemacht von Voigt und es zeigt mal wieder seine sportliche Größe. Der war doch die letzten drei Km total blau und konnte sich nur bei seinem, nicht zu brechenden Willen bedanken, dass er noch an Garates Hinterrad war. Anstatt dann irgendeinen Schlussprint zu versuchen, denn er wohl kaum gewonnen hätte, lässt er Garate gewinnen, honoriert diesen für seine Arbeit am Berg und hat wieder einen neuen Freund im Peleton.

Mag ja sein, dass Voigte nun Garate als Freund gewonnen hat, obwohl ich auch das bezweifle, denn der Spanier hätte sicherlich auch lieber einen bravorös kämpfenden Gegner niedergerungen, doch mir gefällt das irgendwie nicht!

Scheinbar gefällt ihm diese Rolle als, als, als... hmm ... bemitleidenswerter, aufopfernder Helfer. Egal, das kann er natürlich machen wie ihm das beliebt und irgendwie ist er auch etwas besonderes im Radsportzirkus, trotzdem etwas mehr Ehrgeiz würde nicht schaden. Mir ist es da ja schon fast lieber er gewinnt mit einigen Tricks als das er so handzahm agiert.

Bei Voigte habe ich immer das Gefühl er freut sich darauf fünf Kilometer vor dem Ziel eingeholt zu werden, oder im Sprint knapp geschlagen zu werden, vielleicht fehlt ihm die Siegermentalität, vielleicht ist er einfach zu gutmütig (sowas zahlt sich ja bekannntlich selten aus).

(Wettbewerbsverzerrung?)

Voigt fehlenden Ehrgeiz zu unterstellen ist wie Ullrich fehlendes Talent oder mir fehlende Schönheit.

Ich hab zwar von Voigt selbst noch nichts dazu gehört, und mir als 10-Euro-bei-Quote-13-Garate-Wetter fällt es vielleicht auch leicht, das zu sagen, aber ich halte es für eine Riesengeste, die im Profisport viel zu selten geworden ist. Eine Geste, die dem Begriff "Helden der Landstraße" Leben einhaucht.

Es mag wichtig für den Radsport gewesen sein, doch wie erklärst du das einem Fan, der sich nach einer 1000 Kilometer Anreise und 10 stündigem San Pellegrino Aufstieg auf einen harten Endspurt-Kampf gefreut hat?

Ehrgeiz, Siegermentalität?!? Nun, ehrlich gesagt fehlt mir das richtige Wort, obwohl es die wörtliche Bedeutung von "Ehr-Geiz(Gier)", finde ich, ganz gut trifft.

Egal, finde ich ja gut, dass es da andere Meinungen gibt!

@baw: Grrrhh! Langsam wird mir klar, warum die sich die hohen Radsportquoten abgewöhnt haben!

Voigt ist einfach der smarteste deutsche Rennfahrer. Der weiß nach all seinen Profi-Jahren ganz genau, was er aus seinen Talenten machen kann: Heldentum.

Jacky Durand ist mittlerweile fast ein Lacher gegen Jense.

Auf seinen ersten Fernsehvertrag nach Beendigung der Karriere darf er sich schon freuen - den kann er richtig teuer machen.
Und das zu Recht: Er hat mit seinen Rennen (und das heutige war ein absoluter Höhepunkt) seinem Sport die Seele zurückgegeben, die so oft mit guten Gründen vermisst worden ist.



Ketzerischer Randgedanke: Was bedeutet es, wenn 24 Stunden nach dem Liberty-Eklat der spanische Meister zum Sieg gewunken wird?

Vollkommen korrekt.

Voigt fordert stehts von den anderen Fairness und nichts anderes war seine Geste gestern... Man mag es kaum glauben aber es gibt auch noch Sportler bzw. Menschen mit einem Funken Ehre im Leib.

Voigt hat shon 7 kilometer vor dem ziel Garate gesagt das er nicht mit um den sieg fahren will da die manschaft von Garate shon den ganzen tag viel gearbeitet hat.

Voigt hat nix dazu beigetragen, dass die Gruppe durchgekommen ist, er hing hinten mit drin und ging dementsprechend "etwas frischer" in den Schlussanstieg. Dort hat er sich am Hinterrad von Garate hochgequält. Seine Größe ist die, dass er mit dem Etappensieg vor eigenen Augen seinem Mitstreiter den Sieg gegönnt hat. Er hat seine taktische Position vorne in der Gruppe, ergo seine damit verbundenen Kraftersparnisse nicht ausgenutzt und trotz seiner tollen Leistung an dem Tag den Sieg nicht um "jeden Preis" gewollt.

Zum Thema fehlender Ehrgeiz....es soll auch falschen Ehrgeiz geben. Nämlich den Sieg um jeden Preis. Da gibts die die am Ende einer Etappe Harakiri fahren und in Kauf nehmen die Leute auch mal bei Tempo 60 in die Gitter zu schicken und da gibts die, die nur hinten draufsitzen, nix zum durchkommen einer Gruppe beitragen und am Ende mit lachendem Gesicht an allen vorbeisprinten. Nein, Jens Voigt ist das Rennen gefahren und saß nicht vorm Fernseher und konnte diese Situation sicher besser einschätzen. Und Garate hat das auch sofort zu schätzen gewusst und die Hand gereicht, er hätte ja auch verwundert sein können oder wie bestimmte Italiener die Geste als arrogant/anmaßend einstufen können.

MANUEL BELTRAN hat geschrieben: Da gibts die die am Ende einer Etappe Harakiri fahren und in Kauf nehmen die Leute auch mal bei Tempo 60 in die Gitter zu schicken

Bettini?!

Ich hab da an einen Australier gedacht der bei einem belgischen Team unterwegs ist. Ich fand die Geste von Voigt toll und es zeigt seine Größe.

Voigt ist kein Hincapie und das ist auch gut so. Voigt fährt sich so in die Herzen von jedem Radsportfan, ich denke es gibt kaum einen, der Voigt nicht sympathisch findet.

wassertraeger29 hat geschrieben:Es mag wichtig für den Radsport gewesen sein, doch wie erklärst du das einem Fan, der sich nach einer 1000 Kilometer Anreise und 10 stündigem San Pellegrino Aufstieg auf einen harten Endspurt-Kampf gefreut hat?

Also einen "Endspurt-Kampf" sieht man schnell einmal, aber eine solche Geste ist doch eine Seltenheit. Ganz ehrlich, ich sehe lieber einmal eine solche Geste als 10x einen "Endspurt-Kampf".

Und Garate scheint sich doch auch zu freuen, also ist doch alles bestens

"Voigt worked a lot in the break today, and he certainly would have been very happy to win, but he showed there are other values and there is respect [between riders] in the race. He made a very nice gesture, and I think it is good for cycling... I will not forget what he did - he is a great champion and a great personality."

so das war es....

1. Basso (Weltklasse)
2. Gutierrez ( Überraschung des Giro in meinen Augen )
3. Simoni ( Schade das es nicht noch geklappt hat )
4. Cunego ( Noch klasse aufgeholt )
5. Savoldelli ( hat nen bissle entäuscht find ich )

Es ist immer wieder beruhigend zu sehen das man mit Basso am Berg mithalten kann, wobei es vom 35-jährigen Simoni sicher eine ganz außergewöhnliche Leistung war. Man kann also auch noch im gehobenen Radsportalter ganz große Leistungen vollbringen.
Aber am Ende tat er mir schon ein bisschen Leid.

Ich hatte bei der letzten Abfahrt richtig drauf gehofft das die italienischen Kameras Savoldelli einfangen. Einfach fantastisch, der Anblick. Da kam teilweise das Motorad nicht mal nach ... aber am Ende war er wohl doch ziemlich kaputt und konnte nichts mehr zulegen.

Mal was anderes....

Hat jemand eventuell irgendwo gelesen oder zumindest eine begründete Vermutung, auf wen Milram nun sprinttechnisch setzen wird/könnte morgen? Lorenzetto? Ongarato? Rigotto? Oder sogar jemand ganz anderes wie z.b. Sacchi?

Ich würde vermuten das es Ongarato sein wird. Wenn ich mich nicht täusche, haben sie es doch neulich in diesem Hauptfeldsprint so geübt, oder? Am Liebsten wäre es mir aber, wenn man Sacchi mal eine echte Chance geben würde. Ihn würde ich auch es auch am Meisten zutrauen unter die Top 5 zu fahren.

Es war ganz klar dieses Jahr ein Giro der Enttäuschungen, es gab so viele Favoriten wie nie, doch überzeugen konnten eigentlich nur zwei, Basso und Gutierrez. Savoldellis "schlechtes" Abschneiden darf man wohl auf die Pollenenergie zurückführen und dass er trotzdem noch eine Spezialwertung und ein Etappensieg mitnimmt, muss man ihm hoch anrechnen. Rujano und das gesamte Selle-Italia Team war das enttäuschende Team des Giros, Rujano ohne wirklich Lust und Serpa glücklos, einzig Belli machte eine gute Figur. Danilo DiLuca, wird sich wohl wünschen doch lieber die Klassiker gefahren zu haben, aber sein Team mit Pellizotti hat die grünen Fahnen dennoch hochgehalten. Bettini letztendlich doch erfolgreich, mal schauen, was er morgen noch erreichen kann, ansonsten bei Quick-Step eine gute Leistung von Garate, die aller Ehren wert ist.
Viele Überraschungen gab es nicht wirklich ausser vielleicht Gadret oder Pollack.

radsportnews.com hat geschrieben:Der Saunier Duval-Kapitän aus dem Trentino schnaubte nach dem Rennen vor den Mikofonen der RAI und beschimpfte Basso, weil der ihm als Träger des Rosa Trikots nicht den Tagessieg überlassen habe. So, als ob der designierte Girosieger gegen ungeschriebene Gesetze verstoßen und als Gesamtleader sich im Sprint den Sieg stibbitzt hätte...

"Es gibt keine Gentlemen mehr!", schimpfte Simoni.

Wenn es stimmt, hat sich der gute alte Mann doch etwas lächerlich mit diesen Aussagen gemacht.

Ach Gott, alles halb so wild! Von Simoni ist man sowas doch gewöhnt, ich empfinde da nichts Spezielles respektive Negatives bei. Bettini hätte genauso geflucht, hätte er sich nicht doch einen Etappensieg zusammengeschustert.

Außerdem muss ich Gilberto auch mal zustimmen: der Mortirolo ist manipuliert! Wie sonst konnten Casar, Pena, Caruso und Vila auch so weit vorne landen?

Morgen nochmal ein lustiges Kirmesrennen, ich freue mich bereits auf Paolo Bettini und seinen Milram-Express. Der Sieg ist so gut wie sicher!