TEAM FOSTERS: Aussies auf großer Schleife 2004

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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MoesUnited
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Beitrag: # 157013Beitrag MoesUnited
26.7.2004 - 22:57

Aus reinem Gruppenzwang sage ich mal dass mir dein AAR sehr gut gefällt ;) nein scherz beiseite,dies ist sicherlich einer der eindrucksvollsten AAR´s der letzten zeit.
dies liegt meines erachtens an dem spannenden schreibstil,der gelungenen themenwahl (bzw. Teamwahl) und den sehr gut gelungenen Screenshots.
bei der Gelegenheit könntest du mir verraten wie du im spiel screenshots machst (welche tase(n) )
Danke im vorraus und beide daumen hoch von mir :)

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kletterMAX
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Beitrag: # 157250Beitrag kletterMAX
27.7.2004 - 11:58

Danke für das Lob, MoesUnited ;)
Du drückst einfach STRG+T, anschließend findest Du in Deinem RadsportManager-Verzeichnis die Screenshots.

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kletterMAX
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Beitrag: # 157254Beitrag kletterMAX
27.7.2004 - 12:02

8. Etappe: Lamballe – Quimper

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Guten Tag, liebe Zuschauer, auch heute grüßen wir Sie wieder mit herrlichem Wetter von der achten Etappe, die quer durch die Bretagne von Lamballe nach Quimper – in der Region „Finistere“ – die das Peloton mit seinen 180 Fahrern sprichwörtlich ans Ende der Welt führt. Wir sind mit unseren Kameras gerade bei Kilometer 20 und sehen den ersten Ausreißversuch des Tages: Martin Hvastija / ALESSIO – BIANCHI tritt an – ihm folgt Karsten Kroon / RABOBANK und zu zweit machen sich die beiden auf den Weg nach Quimper. Noch liegen knapp 150 Kilometer vor den Fahrern. Wie erwartet, lässt das Feld die zwei zunächst gewähren. Auf dem ersten von vier Bergen - am heutigen Tag – haben die beiden einen Vorsprung von 1:14 Minute:

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Es sind nun gut 40 Kilometer gefahren, da sehen wir einen zweiten Vorstoß aus dem Feld. Offensichtlich war José-Ivan Gutierrez Palacios / ILLES BALEARS – BANESTO, Thomas Voeckler / BRIOCHES LA BOULANGERE und Magnus Backstedt / ALESSIO – BIANCHI die Pace im Peloton doch etwas zu gemächlich. Damit sehen wir nicht den ersten Verfolgungsversuch von Gutierrez Palacios in dieser Woche und auch BRIOCHES LA BOULANGERE hat wieder einmal einen Fahrer in einer Gruppe dabei, diesmal ist es der französische Meister:

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Das verspricht eine sehr interessante Gruppenkonstellation zu werden. Vorne zwei Einzelkämpfer, die mit einem kleinen Vorsprung unterwegs sind, dahinter dann drei Fahrer, die über ordentliche Qualitäten an kleineren Steigungen verfügen bzw. als gute Rolleure bekannt sind. Und kleine Steigungen gibt es ja auf dem heutigen Teilstück zuhauf, und schon sehen wir, wie der Spanier von der Insel-Mannschaft zum Führungsduo aufschließen kann:

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Damit ist es Gutierrez Palacios in dieser Woche erstmalig gelungen, die Führenden zu stellen. Backstedt und Voeckler liegen an diesem Punkt rund 110 Kilometer vor dem Ziel 55 Sekunden zurück, das Feld hat einen Rückstand von 3:52 auf die Gruppe. Auch an der zweiten Bergwertung ist Hvastija der erste, der gute Kletterer Voeckler hat nun zu den Führenden aufgeschlossen. Wir haben nun, nach 63 Kilometern also folgendes Bild: in der Spitzengruppe vier Fahrer, dahinter Backstedt mit einem Rückstand von 1:05 Minuten und dann das Feld, 4:26 Minuten hinter der Spitze. Nun, gut 100 Kilometer vor dem Ziel werfen wir mal einen Blick ins Peloton und sehen eine neue Farbe in der Führungsarbeit:

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Die spanischen Bergziegen von EUSKATEL – EUSKADI zeigen sich erstmalig an der Spitze des Feldes. Offensichtlich hat Iban Mayo seinen Mannen heute mitgegeben, zum Abschluss der Woche nichts anbrennen zu lassen. Ich kann Ihnen unterdessen sagen, dass es um Backstedt nicht gut aussieht. Der Schwede quält sich alleine durch die Bretagne und normalerweise ist das zwischen einer Ausreißergruppe und dem Feld nicht ratsam. Die Spitze des Rennens ist nun an der dritten und steilsten Bergwertung des heutigen Tages:

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Karsten Kroon führt sie an – Radio Tour meldet soeben die Rückstände von Backstedt (1:14 Minute) und dem Peloton (6:24). Noch sind knapp 90 Kilometer zu fahren, wenn es im Feld so gemütlich weitergeht, erleben wir tatsächlich heute erstmalig einen geglückten Ausreißversuch. Das verspricht eine interessante Schlussphase zu werden, ich kann mir kaum vorstellen, dass FASSA BORTOLO oder QUICK STEP – DAVITAMON die Spitze noch weiter wegziehen lassen. Und richtig 80 Kilometer vor dem Ziel haben die üblichen Verdächtigen bei nahezu unverändertem Rückstand die Führungsarbeit übernommen:

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58 Kilometer vor dem Ziel wartet die letzte Bergprüfung des heutigen Tages auf die Fahrer. Wir sehen nun die Spitzengruppe den XXX hinauf fahren. Das sieht noch gut und flüssig aus, was Voeckler, Kroon, Hvastija und Gutierrez Palacios an der Spitze des Feldes veranstalten. Die vier liegen gut anderthalb Minuten vor Backstedt und weitere vier Minuten vor dem Feld. Nach einer kurzen Abfahrt geht es nun überwiegend flach nach Quimper. Der Wind bläst von der Seite, ich sehe durchaus Chancen für die Spitzengruppe alleine in der Provinzhauptstadt anzukommen. Auf jeden Fall liegt noch viel Arbeit vor dem Feld, wenn das wieder aufgeholt werden soll. Das Peloton macht jetzt am letzten Anstieg viel Druck, mit Erik Rasmussen / RABOBANK und Aitor Osa / ILLES BALEARS – BANESTO haben sich zwei Fahrer leicht aus dem Feld lösen können:

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Die beiden werden aber schnell wieder gestellt, offensichtlich will man im Peloton nun keine weiteren Ausreißversuche mehr zulassen. Vorne verliert nun Havstija den Anschluss, es geht hoch her im Schlussabschnitt dieser achten Etappe! 30 Kilometer vor dem Ziel liegt Hvasija 52 Sekunden hinter Spitze, das Feld weitere 2:22 Minuten zurück. Da hat das Peloton zwar einiges aufgeholt, nach wie vor stehen die Chancen für die drei Führenden aber gar nicht so schlecht.

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Uns so eben meldet uns Radio Tour dramatisches! Die Reporterkollegen neben mir springen auf, gestikulieren wild – das Feld ist unter einer Tempoverschärfung von US POSTAL und T-Mobile in zwei Teile gesplittet worden! Just in dem Moment, wo Hvastija 18 Kilometer vor dem Ziel ins Peloton zurückfällt, hat eine Gruppe von 70-80 Fahrern den Anschluss verloren, und das auf diesem fast anspruchslosen Schlussteil – welch Dramatik. Wir suchen das Peloton I nach den Favoriten ab, ich sehe Armstrong, Ullrich, fast die komplette FOSTERS-Mannschaft, Basso, Mayo, Julich und Hamilton, der das Feld sogar anführt:

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Aber keinen Simoni! Wo ist der Italiener, das darf doch nicht wahr sein! Sollte Simoni den Zug verpasst haben und damit schon heute wohl alle Chancen auf den Tourerfolg begraben können? Wir sehen ihn, eingeblendet vom französischen TV verzweifelt im zweiten Feld kämpfend. An seiner Seite auch Levi Leipheimer / RABOBANK und das Bergtrikot von Walter Bénéteau / BRIOCHES LA BOULANGERE. Ein Blick aus dem Hubschrauber 10 Kilometer vor dem Ziel zeigt diese riesige, abgehängte Gruppe:

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Wir fliegen mit dem Helikopter über das Feld und sehen, wie es vorne die Ausreißer vor den Toren Quimpers fast gestellt sind – es wird wieder nichts mit einer Flucht. Im ersten Feld sind übrigens alle Sprintasse und damit auch das gelbe Trikot von Alessandro Petacchi vertreten:

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Der Abstand zwischen den beiden Feldern bleibt konstant, Simoni hat tatsächlich heute die Tour verzockt! Wir sehen erneut einen Massensprint, den die FOSTERS-Doppelspitze O´Grady – Mc Ewen von vorne angeht:

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Von hinten kommt das gelbe Trikot von Petacchi herangeflogen – Petacchi oder McEwen, das ist heute die Frage. Bonnen klebt weiter am Hinterrad des Italieners, scheint um den Tagessieg nicht eingreifen zu können. McEwen verliert immer mehr an Boden, Petacchi schiebt sich vorne – und gewinnt!

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Puuh, was für eine dramatische Etappe. Es wird viel zu bereden geben mit unserem Experten, da bin ich mir sicher. Schalten Sie nicht ab!

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kletterMAX
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Beitrag: # 157639Beitrag kletterMAX
27.7.2004 - 22:18

(Re)Tour: Analysen des Tages

Schönen Guten Abend, liebe Zuschauer. Wir haben heute Abend die Krönung Alessandro Petacchis zum unbestrittenen Sprintkönig der Tour 2004 erlebt, der Italiener konnte bereits seine fünfte Etappe gewinnen und ist damit auf bestem Wege, an seinen Erfolg vom Giro anzuknüpfen. Tragische Figur des Tages ist sein Landsmann Gilberto Simoni, der SAECO-Kapitän verlor nach einer Tempoverschärfung knapp 2 Minuten. Ein Thema, dass wir nun ausführlich mit Lokalmatador Bernard Hinault besprechen wollen.

Bernard, wie hast Du die entscheidende Szene gesehen?

Das war auch für uns am Fernsehbildschirm eine sehr undurchsichtige Situation. Auf einmal war das Feld in zwei Teile gesplittet. Vorne haben US POSTAL und T-MOBILE ein Mordstempo gemacht – offensichtlich haben in diesem Moment gut 80 Fahrer geschlafen. Wir haben im vergangenen Jahr bei der Vuelta ähnliches erlebt. Das sind sehr bittere Momente für diejenige, die im 2. Peloton zurückfallen.


Dazu gehörten neben Simoni auch die Deutschen Niermann, Ludewig – an der Seite seines Kapitäns – Peschel, Voigt und Kessler sowie weitere prominente Namen wie Dekker, Bettini, Brochard, Virenque, Mancebo, Totschnig, Igor Gonzalez de Galdeano, Leipheimer und Mentchov. In wie weit beeinflusst eine solche Schlappe die Moral eines Fahrers bei einer Rundfahrt?

Das ist sicherlich von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich. Für Simoni ist es sehr bitter, da er nun eine schlechte Ausgangsposition vor den Bergetappen hat. Einen Virenque oder Voigt wird es weniger stören – beide haben Ziele, die unabhängig vom Gesamtklassement sind. Wäre dies einem Armstrong passiert, so würde er bestimmt nun mit einer gehörigen Portion angreifen – einen Fahrer seiner Klasse bringt das nicht aus der Spur. Doch ich bezweifle, ob Simoni diesen Willen hat.


Die Fahrer befinden sich nun schon auf dem Transfer nach Limoges. Was dürfen wir in der zweiten Woche erwarten?

Nach einer recht kurzen Etappe am Dienstag fiebern wir Franzosen natürlich alle dem Nationalfeiertag entgegen. Von Limoges nach St. Flour geht es über 9 Berge, eine der spektakulärsten Etappen in diesem Jahr. Am Wochenende freuen wir uns dann alle auf die Etappen zum Tourmalet bzw. das Plateau de Beille hinauf. Hier wird sich die Spreu vom Weiten trennen.


Diesen beiden Etappen fiebern die Radsportfans in aller Welt entgegen – nach der Etappe am Samstag werden wir sehen, ob ein Armstrong in diesem Jahr zu gefährden ist. Wir verabschieden uns nun bis übermorgen von Ihnen - wie immer einem Blick auf das Gesamtklassement und den Statements des Tages.

Tageswertung:
Rank Name Team Time
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 3h33'51
2 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
3 Robbie McEwen FOSTERS s.t.
4 Erik Zabel T-MOBILE s.t.
5 Baden Cooke FDJEUX.COM s.t.
6 Stuart O'Grady FOSTERS s.t.
7 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE s.t.
8 Danilo Hondo GEROLSTEINER s.t.
9 Jimmy Casper COFIDIS s.t.
10 Bradley McGee FOSTERS s.t.
...
100 Ben Day FOSTERS + 1’54
101 Erik Dekker RABOBANK s.t.
107 Paolo Bettini QUICK STEP – DAVITAMON s.t.
108 Grischa Niermann RABOBANK s.t.
116 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE s.t.
122 Richard Virenque QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
123 Jörg Ludewig SAECO s.t.
124 Gilberto Simoni SAECO s.t.
133 Francisco Mancebo ILLES BALEARS - BANESTO s.t.
136 Igor Gonzalez De Galdeano LIBERTY SEGUROS s.t.
143 Georg Totschnig GEROLSTEINER s.t.
149 Levi Leipheimer RABOBANK s.t.
150 Denis Menchov ILLES BALEARS - BANESTO s.t.
164 Uwe Peschel GEROLSTEINER s.t.
170 Jens Voigt TEAM CSC s.t.
174 Matthias Kessler T-MOBILE s.t.

Gesamtwertung:
Rank Name Team Time
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 29h41'46
2 Bradley McGee FOSTERS + 35
3 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE s.t.
4 Viatcheslav Ekimov US POSTAL SERVICE + 43
5 Michael Rogers FOSTERS + 46
6 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS + 52
7 Manuel Beltran US POSTAL SERVICE + 57
8 Floyd Landis US POSTAL SERVICE s.t.
9 Oscar Pereiro PHONAK HEARING SYSTEMS + 59
10 Pavel Padrnos US POSTAL SERVICE + 1'01
...
12 Jan Ullrich T-MOBILE + 1'07
14 Bobby Julich TEAM CSC s.t.
15 Ivan Basso TEAM CSC + 1'10
33 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'28
59 Cadel Evans FOSTERS + 2'04
136 Gilberto Simoni SAECO + 4'07

Punktwertung:
Rank Name Team Points
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 227
2 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON 204
3 Erik Zabel T-MOBILE 170
4 Baden Cooke FDJEUX.COM 162
5 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE 138
6 Robbie McEwen FOSTERS 133
7 Bradley McGee FOSTERS 131

8 Jimmy Casper COFIDIS 129
9 Danilo Hondo GEROLSTEINER 126
10 Stuart O'Grady FOSTERS 119

Bergwertung:
Rank Name Team Points
1 Walter Bénéteau BRIOCHES LA BOULANGERE 44
2 Fabio Baldato ALESSIO - BIANCHI 23
3 Martin Hvastija ALESSIO - BIANCHI 21
4 José-Ivan Gutierrez Palacios ILLES BALEARS - BANESTO 21
5 Stefano Casagranda SAECO 21

U25-Wertung:
Rank Name Team Time
1 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON 29h43’00
2 Fabian Cancellara FASSA BORTOLO + 4
3 Filippo Pozzato FASSA BORTOLO + 20
4 Fabian Wegmann GEROLSTEINER + 52
5 Phillipe Gilbert FDJEUX.COM + 1’09

Mannschaftswertung:
Rank Name Team Time
1 FOSTERS 89h1'30
2 T-MOBILE + 5’19
3 FASSA BORTOLO + 8’10
4 CREDIT AGRICOLE + 9’13
5 PHONAK HEARING SYSTEMS + 9’43

O-Töne:

Alessandro Petacchi (Fassa Bortolo):
Spitzenmäßig! Ich kann mich immer wieder einfach nur bei meinem Team bedanken! Es hat super gearbeitet und mich erneut in eine hervorragende Position gefahren. Ich hoffe, dass noch weitere Tage wie dieser folgen werden – auch wenn die nächsten Wochen auch noch schwere Etappen für mich parat halten. Aber daran wollen wir nun nicht denken, ich glaube, wir haben uns alle einen kleinen Champagner verdient.

Gilberto Simoni (Seaco):
Ich bin sehr enttäuscht – aber ich werde weiterkämpfen! Mehr möchte ich zu diesem Malheur nicht sagen.

Michael Rogers (Fosters):
Wir haben uns die Pause redlich verdient. Ich finde, dass wir eine gute Vorstellung in der ersten Woche geboten haben. Jetzt müssen wir uns zusammensetzen und die Strategie für die Bergetappen ausarbeiten. Die Tour ist noch lang und der Ruhm kann schnell wieder verblassen.

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HondoFan
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Beitrag: # 157668Beitrag HondoFan
27.7.2004 - 22:45

Super AAR! Viel spass noch!

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kletterMAX
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Beitrag: # 157776Beitrag kletterMAX
28.7.2004 - 8:25

Premiere im Departement Creuse: Von St.-Leonard-de-Noblat nach Gueret

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Herzlich willkommen zur Übertragung der neuen Etappe der diesjährigen Tour. Wir begrüßen Sie heute aus dem Departement Creuse, wo die Tour das erste Mal in ihrer langen Geschichte zu Gast. Der berühmteste Radsportsohn dieser Region ist Raymond Poulidor, der sage und schreibe 18mal an der großen Schleife teilgenommen hat. Auch er hätte sich zu seiner aktiven Zeit über den strahlend blauen Himmel gefreut, heute werden wieder gut 30 ° erwartet.

Die heutige Etappe ist zwar nicht mit den Abschnitten im Hochgebirge oder im Zentralmassiv vergleichbar, doch stehen giftige Anstiege auf dem Programm, die möglicherweise zu einer weiteren Separation führen könnten. Sicher werden daher auch heute wieder Akteure, einen Ausreißversuch unternehmen. Wir dürfen uns auf einen animierten Rennverlauf freuen.

Kurz vor dem Start in St.-Leonard-de-Noblat standen uns einige Fahrer Rede und Antwort.

Jörg Ludewig (Saeco):
Wie es so üblich ist, sind wir gestern mit dem Team ein wenig raus gefahren. Wir dachten alle, es wäre nötig, Gilberto aufzubauen, doch – was soll ich Ihnen sagen - er hat es gar nicht nötig. Gilberto ist hoch motiviert und er hat uns alle mit seiner positiven Einstellung überrascht und mitgerissen. 2 Minuten sind in den Bergen schnell aufgeholt, das wissen wir alle und er ist wirklich gut drauf.

Ben Day (Fosters):
Sehr ärgerlich, dass Sonntag ausgerechnet kurz vor mir die Lücke entstanden ist. Ich habe dann zwar noch alles versucht um mit anderen Fahrern das Loch wieder zu schließen, aber irgendwie war der Zug schon abgefahren. Wichtig ist für uns allerdings das Team und nicht die Leistung des Einzelnen, und da ich eh die Tour nicht gewinnen werde, wirft mich das nun auch nicht weiter aus der Bahn.

Tyler Hamilton (Phonak Hearing Systems):
Ich fühle mich sehr gut, die erste Woche ist sehr nach meinem Geschmack verlaufen. Mit einem Rückstand von 17 Sekunden auf Lance Armstrong kann ich leben – da ist noch nichts entschieden. Ich gehe davon aus, dass es ab Freitag richtig rund geht.

Sie hören, liebe Zuschauer, die Fahrer haben den Ruhetag gut zur Erholung genutzt und starten nun frischen Mutes in die zweite Woche. Schalten Sie wieder ein, wenn wir den Aufgalopp zu den kommenden Bergetappen live für Sie übertragen…

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kletterMAX
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Beitrag: # 158446Beitrag kletterMAX
28.7.2004 - 23:48

9. Etappe: St.-Leonard-de-Noblat - Gueret

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Hallo, liebe Zuschauer, 30 Kilometer lang war es ruhig auf der heutigen Etappe, nun geht mächtig die Post ab: acht Fahrer springen just in diesem Moment – wo wir uns live zuschalten – aus dem Feld. Wir sehen unter anderem wieder das Trikot des niederländischen Meisters, Erik Dekker von RABOBANK. Seine Weggefährten sind: Magnus Backstedt / ALESSIO – BIANCHI, Gerrit Glomser / SAECO, Sylvain Chavanel / BRIOCHES LA BOULANGERE, Laurent Lefèvre / BRIOCHES LA BOULANGERE, Fabio Baldato / ALESSIO – BIANCHI, Bram De Groot / RABOBANK und José Vicente Garcia Acosta / ILLES BALEARS – BANESTO. Übrigens: alle sind Verlierer der denkwürdigen Etappe nach Quimper - keiner dieser Ausreißer befindet sich unter den besten 100 im Gesamtklassement. Erik Dekker liegt mit 3:30 Minuten Rückstand am Besten, Glomser sogar über 20 Minuten zurück.

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Erik Dekker ist es auch, der die meiste Führungsarbeit leistet und die Gruppe mit 2:57 Minuten Vorsprung über den Côte de la Croix de Mapertuis führt. Im Feld macht man noch keine Anstalten, den Vorsprung zu verringern, es sind ja auch noch 115 Kilometer bis ins Ziel nach Gueret. Wir haben jetzt auch das Departement Creuse erreicht – die Heimat von Poulidor. Aus dem Feld wird uns gerade ein Defekt eines FASSA BORTOLO Fahrers gemeldet, offensichtlich hat Fabian Cancellara einen Plattfuss. Der Schweizer ist nicht zu beneiden - nun muss er sich ganz alleine bei heute doch recht heftigen Gegenwinden ins Ziel quälen.

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An der zweiten von drei Sprintwertungen des heutigen Tages holt sich Sylvain Chavanel 6 Bonussekunden vor Erik Dekker, der nach dem Gewinn der ersten Sprintprüfung nun schon auf 10 Bonussekunden kommt. Am Ende könnte dies ja nicht ganz unwichtig sein, wo das Feld nun 90 Kilometer vor dem Ziel über 5 Minuten zurück ist. Am Verpflegungspunkt bei La Clide zur Etappenhalbzeit liegt das Peloton sogar schon sechs Minuten zurück:

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Anschließend geht es den steilsten Anstieg des Tages hinauf zum Côte d'Aubusson. Während in der Spitze Magnus Backstedt das Tempo nicht mehr halten und abreißen lassen muss – macht FOSTERS auf der Verfolgung die Führungsarbeit. Offensichtlich ein Test, in wie weit das Peloton auch bei verschärftem Tempo geschlossen bleibt. Während wir aus der Sicht von Garcia Acosta sehen, wie Glomser die Spitzengruppe über den Berg führt – folgt das Feld unter der Führung von Cadel Evans mit einem Rückstand von 6:07 Minuten.

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Das Peloton hat nun auch den Pass erreicht, die Tempoverschärfung von FOSTERS ist ohne weitere Auswirkungen geblieben. Damit wird es wohl heute keine weitere Separation geben, auch wenn noch eine kleine Bergwertung in der Nähe von Ahun ansteht. Die Spitze des Feldes befindet sich nun, 28 Kilometer vor dem Ziel, auf diesem relativ flachen Anstieg.

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Auf dem Gipfel ist erneut Erik Dekker der Erste, der Niederländer hat es sich heute mit viel Führungsarbeit aber auch wirklich verdient. Damit hat er ebenso wie Gerrit Glomser 30 Punkte eingeheimst. Eine gute Nachricht für Bénéteau, der damit morgen zum wahrscheinlich letzten Mal das gepunktete Trikot tragen darf. Backstedt folgt mit 2:37 Minuten als 8., weitere 55 Sekunden dahinter das Feld mit Andreas Klöden an der Spitze.

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So langsam dürfen wir wohl doch rechnen, denn dreieinhalb Minuten auf 27 Kilometern sind nur noch schwer aufzuholen. Damit steigen die Chancen für Dekker und Chavanel vielleicht sogar heute ins gelbe Trikot zu fahren. Bei einem Etappensieg müsste Dekker 2:55 Minuten vor Petacchi ins Ziel kommen, Chavanel müsste die Etappe gewinnen und 3:06 Minuten vor dem Peloton ankommen. Zudem dürfte Dekker dann nicht Zweiter werden – eine recht komplizierte Situation. Sie sehen aber, dass momentan Dekker im virtuellen gelben Trikot fährt – Grund genug für das Feld, noch einmal Tempo zu bolzen. Aber auch vorne wird kräftig in die Pedale getreten, gut 20 Kilometer vor dem Ziel müssen Fabio Baldato, Bram De Groot und José Vicente Garcia Acosta abreißen lassen:

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Eine interessante Situation in der Spitzengruppe: mit Chavanel und Lefevre sind zwei Fahrer von BRIOCHES LA BOULANGERE dabei, taktisch hat das Team damit alle Möglichkeiten. 14 Kilometer vor dem Ziel ist endgültig klar, dass wir heute erstmals einen erfolgreichen Ausreißversuch sehen. Das Peloton liegt 3:05 Minuten hinter den Verfolgern zurück, die 52 Sekunden hinter der Spitze liegen. Die FASSA BORTOLO Mannschaft um Petacchi muss also noch etwas über eine Minute aufholen, um sicher zu gehen, dass das gelbe Trikot nicht heute Abend den Besitzer wechselt. In der Führungsarbeit tun sich heute besonders T-MOBILE und EUSKATEL-EUSKADI hervor:

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Der Vorsprung schmilzt nur sehr langsam dahin, das verspricht sehr spannend zu werden! Aber konzentrieren wir uns zunächst auf den Schlussspurt an der Spitze des Feldes, den Sylvain Chavanel anzieht. Noch sind alle vier ziemlich gleich auf, Glomser kann sich an die Spitze schieben, Lefevre scheint leicht zurück zu fallen, es geht jetzt auf die letzten Meter:

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Ja, das sieht gut aus für den SAECO-Fahrer – wäre ihm aber auch zu Gönnen nach dem Pech auf der Vorletzten Etappe. Einzig Dekker kann ihn noch gefährden – aber ob die Kraft beim Niederländer reicht? Schließlich hat er die meiste Führungsarbeit geleistet. Und Glomser lässt sich das nicht mehr nehmen und gewinnt seine erste Tour-de-France-Etappe:

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Herzlichen Glückwunsch in die Alpenrepublik! Ein toller Erfolg für Glomser und auch für die gebeutelte SAECO-Mannschaft. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf die Zeit – die Zeit, die im Moment für Dekker laufen würde. Der letzte gemessene Rückstand des Feldes lag bei 3:08 Minuten. In diesem Moment kommen erst einmal die Verfolger ins Ziel:

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Was wird da verbissen am Ende dieser Kräfte zehrenden Etappe gespurtet - und Baldato kann sich Platz 5 sichern. Die Zeit rinnt unaufhörlich weiter 2:30 Minuten - 2:40, da biegt das Feld auf die Zielgerade ein. Dekker müsste am Ende 3:03 Minuten vor dem Peloton liegen. Petachhi zieht den Spurt des Feldes an – ja auch um einen achten Rang lohnt es sich zu sprinten! Nur noch wenige Meter, das reicht nicht bei 2:52 Minuten bleibt die Uhr stehen:

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Damit kann Petacchi doch noch das gelbe Trikot verteidigen! Welch starkes Rennen haben wir heute gesehen, die Fahrer haben viel Angrifflust bewiesen – liebe Zuschauer, vor uns liegen sicher noch weitere spannende Etappen! Wir dürfen uns auf die nächsten Tage freuen. Ich gebe jetzt aber erst mal ab ins Studio zu unserer Nachlese des Tages…

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kletterMAX
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Beitrag: # 158531Beitrag kletterMAX
29.7.2004 - 9:19

(Re)Tour: Analysen des Tages

Schönen Guten Abend, liebe Zuschauer. Das Kribbeln nimmt langsam zu, wir haben heute eine sehr interessante Etappe gesehen, die uns alle für die kommenden Tage noch einiges erhoffen lässt. Bevor wir mit unserem Experten Bernard Hinault über die Erkenntnisse des Tages plaudern, lassen Sie mich noch ganz kurz ein Wort zu unseren Gastgebern verlieren. Die Franzosen sind ja bekannt für Ihre Gastfreundlichkeit, aber mit welch einer Herzlichkeit einem hier im Departement Creuse jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird ist phänomenal – ich möchte sagen, da will man sich unbedingt nachdrücklich bei den Tour-Organisatoren in Erinnerung bringen und nicht wieder 101 Jahre auf den nächsten Abstecher der großen Schleife in diese Gegend warten müssen.

Nun aber zum sportlichen Geschehen: Bernard, kann man sagen, dass heute der Falsche gewonnen hat?

Nein, das würde ich nicht sagen. Nach so einer langen Flucht hat es jeder verdient, sich den Etappensieg zu holen. Sicher hat Dekker die meiste Arbeit verrichtet und war der entscheidende Mann auf dieser Etappe. Aber wir sind nicht in Hollywood – und wenn man an den total missglückten Versuch von Glomser vor ein paar Tagen zurück denkt, hat er diesen Sieg sogar doppelt verdient.


Alessandro Petacchi darf das gelbe Trikot noch einen Tag behalten. Eine Überraschung?

Nicht unbedingt. FOSTERS hat zwar versucht, das Feld auseinander zu fahren – in der Hoffung sicherlich, dass Petacchi zurückfällt und McGee das Maillot Jaune erben kann. Aber der Italiener hat heute alles gegeben, ist immer vorne mitgefahren und hat sich diesen Bonustag redlich erarbeitet. Außerdem war man vor der Etappe auch davon ausgegangen, dass es eine Massenankunft geben wird.


Morgen steht nun ein Gewaltritt über neun Bergwertungen an. Werden wir eine dem französischen Nationalfeiertag gebührende Etappe sehen?

Darauf wartet ganz Frankreich. Es ist auf jeden Fall eine Etappe, wie geschaffen für Richard Virenque. Wenn er in guter Form ist, muss er morgen früh weg gehen, um sich viele Punkte für das Bergtrikot zu holen. Aber vielleicht sehen wir ja auch einen anderen Fahrer, der eben diese Taktik verfolgt. Aber auch ein Voeckler, Brochard oder Moreau könnte die Soloflucht wagen.


Auch wir können es kaum erwarten, dass morgen in Limoges der Startschuss zur zehnten Tour-Etappe fällt. Bis dahin heißt es noch „einmal schlafen“ – aber wir lassen Sie auch heute Abend nicht ins Bett gehen, ohne vorher einen Blick auf die Klassements und die Stimmen des Tages geworfen zu haben:

Tageswertung:
Rank Name Team Time
1 Gerrit Glomser SAECO 3h14'52
2 Erik Dekker RABOBANK s.t.
3 Sylvain Chavanel BRIOCHES LA BOULANGERE s.t.
4 Laurent Lefèvre BRIOCHES LA BOULANGERE s.t.
5 Fabio Baldato ALESSIO - BIANCHI + 1'33
6 Bram De Groot RABOBANK s.t.
7 José Vicente Garcia Acosta ILLES BALEARS - BANESTO s.t.
8 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO + 2'52
9 Erik Zabel T-MOBILE s.t.
10 Baden Cooke FDJEUX.COM s.t.
...
180 Fabian Cancellara FASSA BORTOLO + 13’22

Gesamtwertung:
Rank Name Team Time
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 32h59'29
2 Erik Dekker RABOBANK + 11
3 Sylvain Chavanel BRIOCHES LA BOULANGERE + 26
4 Bradley McGee FOSTERS + 35
5 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE s.t.
6 Viatcheslav Ekimov US POSTAL SERVICE + 43
7 Michael Rogers FOSTERS + 46
8 Laurent Lefèvre BRIOCHES LA BOULANGERE + 50
9 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS + 52
10 Manuel Beltran US POSTAL SERVICE + 57
...
15 Jan Ullrich T-MOBILE + 1'07
17 Bobby Julich TEAM CSC s.t.
18 Ivan Basso TEAM CSC + 1'10
35 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'28
60 Cadel Evans FOSTERS + 2'04
85 Jens Voigt TEAM CSC + 2'53
95 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS + 3'26
125 Gilberto Simoni SAECO + 4'08
171 Fabian Cancellara FASSA BORTOLO + 11'48

Punktwertung:
Rank Name Team Points
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 245
2 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON 219
3 Erik Zabel T-MOBILE 187
4 Baden Cooke FDJEUX.COM 178
5 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE 150
6 Danilo Hondo GEROLSTEINER 140
7 Robbie McEwen FOSTERS 138
8 Bradley McGee FOSTERS 137
9 Stuart O'Grady FOSTERS 129

10 Jimmy Casper COFIDIS 129

Bergwertung:
Rank Name Team Points
1 Walter Bénéteau BRIOCHES LA BOULANGERE 44
2 Gerrit Glomser SAECO 40
3 Erik Dekker RABOBANK 30
4 Fabio Baldato ALESSIO - BIANCHI 29
5 Sylvain Chavanel BRIOCHES LA BOULANGERE 22

U25-Wertung:
Rank Name Team Time
1 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON 33h00’43
2 Filippo Pozzato FASSA BORTOLO + 20
3 Fabian Wegmann GEROLSTEINER + 52
4 Phillipe Gilbert FDJEUX.COM + 1’09
5 Patrick Sinkewitz QUICK STEP – DAVITAMON + 1’13

Mannschaftswertung:
Rank Name Team Time
1 FOSTERS 99h05'38
2 T-MOBILE + 5’14
3 FASSA BORTOLO + 8’40
4 CREDIT AGRICOLE + 9’31
5 TEAM CSC + 9’57

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kletterMAX
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Beitrag: # 158544Beitrag kletterMAX
29.7.2004 - 10:30

Eines Nationalfeiertages würdig: Neun Pässe auf 238 Kilometern von Limoges nach Saint-Flour

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Bonjour aus dem sonnigen Limoges, wo in wenigen Augenblicken die zehnte Etappe der Tour de France gestartet wird. Wir dürfen uns auf einen Höllenritt quer durch das Zentralmassiv der Grande Nation freuen. Das Thermometer wird wieder jenseits der 30 ° klettern und am Nationalfeiertag der Franzosen ist alles für eine denkwürdige Etappe bereitet.

Zu den Favoriten zählen heute Klassikerspezialisten wie Paolo Bettini. Aber auch einem Iban Mayo werden gute Chancen eingeräumt, der letzte Anstieg des Tages zum Col de Prat de Bouc könnte dem explosiven Spanier entgegen kommen. Anschließend folgt nur noch eine rasende Abfahrt hinunter nach Saint-Flour.

Doch bevor es den auch als Plomb du Cantal bekannten Schlussgipfel hinaufgeht wartet viel Schweißarbeit auf die Fahrer der 91. Tour. So ist der Anstieg hinauf zum Col de Neronne – dem ersten Berg der zweiten Kategorie bei dieser Auflage - selbst nicht besonders schwierig, insgesamt müssen die Fahrer zuvor aber 30 Kilometer stetig bergauf fahren. Und direkt nach dem Col de Neronne wartet hinauf zum Col du Pas de Peyrol eine 5,5 Kilometer lange Steigung mit durchschnittlich 8 Prozent Steigung. Eine der steilsten Passagen der diesjährigen Großen Schleife. Spätestens hier sollte sich erstmals die Spreu vom Weizen trennen.

Heute geht es also so richtig ans Eingemachte. Wir sprachen mit einigen vermeintlichen Favoriten auf den Tagessieg.

Richard Virenque (Quick Step - Davitamon):
Es ist sicher immer etwas Besonderes am Nationalfeiertag zu gewinnen und für uns Franzosen noch wichtiger als ein Sieg auf dem Champs-Elysse. Daher werde ich heute garantiert dabei sein, wenn vorne die Post abgeht. Die Etappe bietet viele Möglichkeiten zum Angreifen – man sollte sich aber auch der ungeheuren Länge bewusst sein.

Paolo Bettini (Quick Step - Davitamon):
Oh, das ist eine gewaltige Etappe heute. Mit fast 240 Kilometern ist sie irrsinnig lang und man muss sich seine Kräfte schon genau einteilen, wenn man einen Ausreißversuch wagt. Man muss mal schauen, wie das Rennen heute so verläuft – dann bin ich vielleicht dabei.

Jens Voigt (Team CSC):
Diese Etappe flößt dem ganzen Peloton Respekt ein. Bis jetzt war alles bis hierhin nur Wischi-Waschi, heute geht es ans Eingemachte. Ich fürchte, es wird einige Einbrüche geben – sollte sofort scharf gefahren werden. Bei den Favoriten wird sich nicht viel tun, aber vielleicht ist ja heute der Tag für einen Außenseiter.

Eine Etappe der Superlative also! Wir freuen uns auf das heutige Teilstück von Limoges nach Saint-Flour. Bald wird der Startschuss in der Stadt des Keramikhandwerks fallen…

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MarcoPantani18plus1
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Beitrag: # 158585Beitrag MarcoPantani18plus1
29.7.2004 - 11:49

Ein Super AAA,ich finde ihn toll und spannend zu lesen,schade dass Du das nicht als Full Time Job machen kannst :)
Allez Armstrong!!!!

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kletterMAX
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Beitrag: # 159192Beitrag kletterMAX
30.7.2004 - 11:51

Thankx :)

@all: Leider habe ich es nicht mehr geschafft, die Etappe vor meinem Urlaub zu spielen :(
Daher wird der AAR bis zu meiner Rückkehr am 15. August stillgelegt - es geht aber danach mit dem gleichen Elan weiter :)

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MarcoPantani18plus1
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Beitrag: # 159203Beitrag MarcoPantani18plus1
30.7.2004 - 12:12

Oh Nein!!!

Solange auf Entzug :(
Allez Armstrong!!!!

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HondoFan
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Beitrag: # 159237Beitrag HondoFan
30.7.2004 - 13:23

mein AAR ist doch auch noch da! Nur ich hinke eine etappe hinterher!

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Dani
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Beitrag: # 159585Beitrag Dani
31.7.2004 - 7:58

Ach was interressiert uns dein AAR :D.
@kletterMAX super AAR muss ich schon sagen.
R.I.P. Andi Matzbacher

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kletterMAX
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Beitrag: # 160811Beitrag kletterMAX
2.8.2004 - 20:33

Hi,

melde mich aus dem sonnigen Schweden - hier gibt es doch glatt Internet auf dem Camping-Platz!
Drückt die Daumen, dass die Wireless-Verbindung stabil bleibt, dann kann es weitergehen :)
Habe gestern die Etappe nach Saint-Flour gespielt, werde mich gleich dran machen, diese zu Schreiben...

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kletterMAX
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Beitrag: # 160886Beitrag kletterMAX
2.8.2004 - 21:50

10. Etappe: Limoges – Saint-Flour Teil I

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Herzlich Willkommen, liebe Zuschauer, vom Start der mit so viel Spannung erwarteten Etappe am Nationalfeiertag der Franzosen. Fasst scheint es so, als hätte die Tour erst mit dem heutigen Tag begonnen – man schätzt, dass sich bis zu 1,5 Millionen Radsportfans auf den 238 Kilometern von Limoges nach Saint-Flour an den Straßen aufhalten werden. Wir haben kaum den Startort verlassen, schon sehen wir den ersten Ausreißversuch des Tages:

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Unter den Ausreißern leuchtet auch das Trikot des Bergführenden Walter Bénéteau von BRIOCHES LA BOULANGERE auf. Schauen wir mal, wer sich noch in der 6er-Gruppe befindet. Axel Merckx / LOTTO – DOMO, Jean-Cyril Robin / FDJEUX.COM, Stéphane Goubert / AG2R PREVOYANCE, Marcus Ljungqvist / ALESSIO – BIANCHI und Frédéric Bessy / COFIDIS begleiten Bénéteau auf seinem Soloritt. Von diesen gilt Merckx sicher als der beste Bergfahrer – wo ist Virenque? Wäre dieser Antritt nicht genau das Richtige für den Angriffslustigen Franzosen gewesen?? Aber zu spät, die Ausreißer sind schon außer Reichweite – was für ein Meisterstück von Bénéteau! Schließlich hat er nun gute Chancen, seine 44 Bergpunkte weiter auszubauen. Vielleicht entwickelt sich der mutige Franzose ja doch noch zu einem ernsthaften Anwärter auf das Bergtrikot – wenn er so weiter macht, wie am ersten Berg dann aber wohl eher weniger. Den Le Mont Gargan nach 40 Kilometern passiert Ljunqvist vor Bessy und Robin – Bénéteau folgt am Ende der Gruppe:

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Das Feld liegt unter der Führung von FASSA BORTOLO schon fünf Minuten zurück – keine Panik auf der Titanic möchte man sagen! Es sind ja auch noch acht Anstiege mit 45 Kilometern bergauf zu absolvieren. Die Ausreißer sind nun auf dem Col de Lestards – einem Berg der dritten Kategorie. Hier zeigt sich auch das erwartete Bild mit Bénéteau an der Spitze:

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Auch auf dem Côte de Saint-Yrieix-le-Déjalat sehen wir dasselbe Bild: Bénéteau sichert sich die 10 Punkte für den Ersten am Berg. Das Peloton liegt nun nach 80 Kilometern schon über neun Minuten zurück. Offensichtlich würde niemand selbst einen Erfolg eines der Ausreißer als so dramatisch ansehen, dass es Folgen für den Einlauf in Paris haben könnte. Sicher ist selbst ein Merckx trotz seines großen Namens dazu als zu schwach einzustufen. Jetzt, nach ungefähr der Hälfte dieser Etappe, sind mit dem Côte de Soursac und dem Côte de Chalvignac zwei weitere Berge der dritten Kategorie zu bewältigen. Während das Feld soeben den Soursac passiert, befindet sich die Spitzengruppe bereits anderthalb Kilometer unterhalb des Chalvignac:

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Nachdem Bénéteau die erste dieser beiden Prüfungen für sich entscheiden konnte, macht am insgesamt fünften Berg des Tages Jean-Cyril Robin das Rennen. Werfen wir doch einmal einen Blick auf das dynamische Profil der Etappe und sehen, das bis hierhin eigentlich alles nur „einrollen“ war. Von nun an geht es fast ausschließlich bergauf, mit dem Col de Neronne (2. Kategorie) und dem Col du Pas de Peyrol (1. Kategorie) stehen die beiden schwersten Prüfungen des Tages nun an :

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Wie wir sehen – unsere Kameras sind nun mit dem Feld im Tal in Barrage de l'Aigle zwischen Côte de Soursac und dem Côte de Chalvignac – ist es mit der Ruhe im Peloton nun vorbei. Mittlerweile haben die Helfer von Ullrich, Moreau, Hamilton und Mayo das Kommando übernommen. In vorderste Front erkennen wir das Trikot des deutschen Meisters von Andreas Klöden:

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Die Tempoverschärfung zeigt jetzt erste Wirkungen: ANGLARDS-DE-SALERS, gut 100 Kilometer vor Saint-Flour, ist der Rückstand des Feldes auf unter 12 Minuten geschrumpft. Offensichtlich geht es einigen Fahrern nicht schnell genug den langen Anstieg zum Col de Neronne hinauf, denn die Stimme von Radio Tour überschlägt sich soeben: der große Moment ist gekommen! Richard Virenque – der französische Nationalheld in Diensten von QUICK STEP / DAVITAMON – greift aus dem Feld an:

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Wir sehen unter den Ausreißern auch das Trikot des luxemburgischen Meisters von Kim Kirchen / FASSA BORTOLO, die beiden RABOBANK-Fahrer Levi Leipheimer und Erik Rasmussen sowie Michael Rogers von FOSTERS. Fünf Fahrer auf der Jagd nach den Ausreißern, dahinter ein Feld, das langsam aber stetig sein Tempo steigert mit allen Favoriten. Die Etappe verspricht noch einen spannenden Verlauf zu nehmen.

Wir melden uns nach einer kurzen Werbeeinblendung zurück…


P.S.: Ist spät für heute, mache morgen weiter. Hoffe, Ihr mögt es mir verzeihen...
Zuletzt geändert von kletterMAX am 3.8.2004 - 18:11, insgesamt 1-mal geändert.

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kletterMAX
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Beitrag: # 161254Beitrag kletterMAX
3.8.2004 - 18:10

10. Etappe: Limoges – Saint-Flour Teil II

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Hallo zurück auf der zehnten Etappe! Wir sehen, wie sich die fünf Verfolger vom Feld haben leicht absetzen können, gleichzeitig am Ende des Pelotons nun die ersten Fahrer, darunter auch Sebastian Lang von GEROLSTEINER abreißen lassen müssen.
Wir befinden uns ja immer noch auf dem langen zum Anstieg Col de Neronne – vor dem Feld liegen noch weitere schwere Prüfungen, darunter auch der Col de Prat de Bouc, ein Berg der zweiten Kategorie als Schlussprüfung des heutigen Tages. Den wird das Peloton aber garantiert nicht mehr geschlossen hochfahren, Radio Tour meldet so eben, dass eine Gruppe von 45 Fahrern hat abreißen lassen müssen. Darunter auch die meisten Sprinter, wie Erik Zable, Robbie McEwen und Tom Boonen. Einzig der Träger des gelben Trikots – Alessandro Petacchi – kämpft noch verbissen am Ende des Hauptfeldes um den Anschluss:

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Wir sehen, dass der Abstand der Spitzenreiter weiter kontinuierlich schmilzt. Das Feld ist nun bis auf gut zehn Minuten herangekommen, knapp zwei Minuten vor dem Peloton mit allen Favoriten liegt die „Groupe Virenque“. In den Kampf um das gepunktete Trikot will offensichtlich auch Jean-Cyril Robin eingreifen – der FDJEUX.COM-Fahrer ist am Neronne der Erste vor Goubert, Merckx und Bénéteau, die alle vier verbissen um die zu vergebenden Bergpunkte fighten:

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Nun erreicht auch die Gruppe um Virenque den Gipfel, 7:20 Minuten nach den Spitzenreitern und noch gut anderthalb Minuten vor dem Feld. Ich fürchte, dass wird für den Franzosen und seine Mitstreiter nicht reichen, die Favoriten werden auf den kommenden Anstiegen die Verfolgergruppe wohl wieder einholen. Das Tempo im Feld ist auf jeden Fall so groß, dass nun auch Petacchi und weitere Fahrer abreißen lassen müssen. Mit 90 Fahrern geht es über den Gipfel, darunter von FOSTERS noch Scott Sunderland, Cadel Evans und Bradley McGee:

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Nach einer kurzen Abfahrt, geht es jetzt nach 180 Kilometern mit dem Col du Pas de Peyrol erstmals einen Berg der ersten Kategorie hinauf. Hier wird sich endgültig die Spreu vom Weizen trennen – und tatsächlich an der Spitze muss Ljungqvist als Erster „reißen“ lassen. Doch auch für Bessy ist das Tempo zu hoch – man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass diesen beiden noch schwere 60 Kilometer bis ins Ziel bevor stehen:

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Die Spitze hat den schwersten Berg des Tages bereits erklommen, da meldet uns Radio Tour neue Abstände: die „Groupe Virenque“ liegt 5:23 Minuten zurück und das Feld nur noch wenige Sekunden dahinter. Spätestens auf der Abfahrt ins Tal nach Dienne wird es wohl zum Zusammenschluss der beiden Verfolgergruppen kommen. Aber auch an der Spitze des Feldes tut sich was:

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Hinauf zum Col d'Entremont – einem kleineren Berg der dritten Kategorie auf halbem Weg zum Col de Prat de Bouc – können sich Merckx und Goubert von Robin und Bénéteau absetzen. Noch fahren die beiden gut fünfeinhalb Minuten vor dem Peloton, ob das bis ins Ziel reichen wird? Das Peloton ist hingegen weiter zerfallen, wie Radio Tour meldet haben einige Helfer abreißen lassen müssen. Unter diesen Leidtragenden sind Matthias Kessler von T-MOBILE, Vjacheslav Ekimov und José Luis Rubiera aus der Armstrong-Mannschaft sowie Mayos Domestike Roberto Laiseka. Axel Merckx hat inzwischen vor Stéphane Goubert den vorletzten Berg erklommen:

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Bevor wir in die heiße Endphase der Etappe kommen, kurz zur Übersicht die Zeitabstände: Robin und Bénéteau liegen 1:35 Minuten zurück, Bessy und Ljungqvist haben 2:41 Minuten Abstand und die „Groupe Virenque“ hält sich mit einem Rückstand von 4:45 Minuten immer noch knapp eine Minute vor dem Feld:

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Das Peloton hat nun CSC in ALBEPIERRE-BREDONS am Fuße des Schlussanstiegs an die Gruppe um Virenque herangeführt! Der Versuch des Franzosen und seiner Mitstreiter ist damit gescheitert, Merckx und Goubert liegen immer noch gut 3 Minuten vor dem jetzt wieder 70 Fahrer umfassenden Feld. Bessy und ´Ljujngqvist hingegen kämpfen sich ebenso wie Bénéteau und Robin mehr schlecht als recht dazwischen den Berg hoch. Radio Tour meldet einen neuen Angriff aus dem Feld!

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Das wird eine spannende Schlussphase! Eingeläutet von Denis Menchov / ILES BALEARS – BANESTO, Igor Gonzalez de Galdeano / LIBERTY SEGUROS und Christophe Brandt / LOTTO-DOMO hat das mit Spannung erwartete Finish begonnen. Und es geht drunter und drüber – meine lieben Zuschauer – die Fahrer kämpfen schon heute mit offenen Visieren, wie herrlich! Aus dem Feld wird eine weitere Attacke gemeldet – ULLRIK schreit der Kommentator – und Moreau, Hamilton, Boogerd, Simoni!

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Welch toller Antritt des Merdingers, Jan Ullrich kämpft schon heute um seine Chance – das wollen die Radsportfans sehen! Wo ist Armstrong? Wo ist Mayo? Auch Basso sehe ich nicht in dieser Gruppe – scheinbar keine Reaktion bei diesen drei Mitfavoriten!

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Sie lassen Jan Ullrich und Co. offensichtlich gewähren! Wurde Lance Armstrong von diesem Angriff überrascht? Kaum zu glauben, dass der Texaner auf dieser Etappe nicht das Tempo an der Spitze mitgehen kann! Aha, jetzt erfolgt der erwartete Antritt der drei:

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Und Armstrong, Mayo sowie Basso können auch wieder zu Ullrich, Moreau, Simoni, Menchov, Boogerd und Hamilton aufschließen, die mittlerweile schon Ljungqvist und Bessy eingeholt haben. Radio Tour meldet neue Abstände: an der Spitze weiterhin Merckx und Goubert, dahinter Bénéteau und Robin mit einem Rückstand von 1:35 Minuten, die Verfolger um Armstrong und Ullrich weitere 1:44 Minuten zurück. Auf dem letzten Gipfel sichert sich Merckx weitere 20 Punkte als Erster und unterstreicht damit seine Ambitionen auf das gepunktete Trikot:

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Beide Fahrer sind jedoch mit ihren Kräften am Ende – Sie sehen es selbst, liebe Zuschauer. Auch wenn es jetzt nur noch bergab geht, ist zu befürchten, dass die Gruppe der Favoriten Merckx und Goubert noch einholt. Auf dem Gipfel sind es keine anderthalb Minuten mehr, die der Belgier und sein französischer Weggefährte noch in Führung liegen…
Unter der Führungsarbeit von Iban Mayo ist der Ausreißversuch dann auch nach 225 Kilometern Soloflucht in der Nähe von VILLEDIEU zu Ende:

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Jetzt, noch gut 2,5 Kilometer vor dem Ziel, sehen wir am Ende dieser Etappe dieses schöne bunte Bild mit allen Favoriten auf den Toursieg:

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Etwas überraschend sicherlich sind auch Menchov, Moreau und Boogerd in dieser Gruppe. Eine starke Vorstellung der Drei am heutigen Tag. Für Simoni freut es mich besonders, dass er nach den Problemen der ersten Woche heute zeigen kann, dass mit ihm in den Bergen zu rechnen ist. Als Favorit auf den Tagessieg sehe ich Iban Mayo. Bedenken Sie das ein erster Platz neben dem Prestige auch wichtige Sekunden Zeitgutschrift bedeutet. Nun hat der Sprint nach fast sechs Stunden Quälerei begonnen:

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Vorne sehen wir das Trikot von Michel Boogerd, der den Sprint als Erster angezogen hat! Hat er damit etwa die anderen düpiert? Armstrong liegt am Ende des Feldes, wird zwar sicher ins gelbe Trikot fahren aber eventuell ein paar Sekunden auf Mayo verlieren, der verbissen mit Boogerd um den Tagessieg kämpft. Mayo kommt näher, nur noch wenige Meter – aber Boogerd hält dagegen und gewinnt!

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Welch klasse Leistung des Holländers! Mit 30 Sekunden Rückstand erreicht nun Axel Merckx als zehnter das Ziel, ebenfalls eine starke Leistung! Aber sicher kein Trostpflaster für den knapp entgangenen Tagessieg. Es folgen Brandt und Igor Gonzalez de Galdeano, die den Antritt der Favoriten am Fuß des Col de Prat de Bouc initiiert hatten. Nach und nach trudeln weitere Fahrer ein, das Feld – bzw. das, was von diesem noch übrige geblieben ist – u.a. mit Jens Voigt und Patrik Sinkewitz sowie mit McGee, Rogers, Evans und Sunderland folgt mit einem Rückstand von 1:57 Minuten. Und mit einem Blick auf Alessandro Petacchi, der das Maillot Jaune tapfer durchs Zentralmassiv getragen hat, gebe ich am Schluss dieser spannenden Etappe ab an unser Kommentatorenteam im Studio…

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kletterMAX
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Beitrag: # 161347Beitrag kletterMAX
3.8.2004 - 20:13

(Re)Tour: Analysen des Tages

Herzlich willkommen zurück in Saint-Flour, liebe Zuschauer. Was war das heute für eine Etappe – 238 Kilometer von Limoges nach Saint-Flour über 9 Anstiege haben gehalten, was wir uns alle von diesem Tag versprochen haben. Zudem ein wunderbares Wetter, laut Veranstalterangaben fast 2 Millionen Menschen auf den Straßen – Vive La Tour! Geht es nach dem Geschmack unserer Gastgeber, hat zur Krönung dieser Etappe nur ein französischer Tagessieg gefehlt.

Bernard, wie sehr schmerzt es, zusehen zu müssen, wie heute ein Holländer den Sieg erringt?

Schon etwas, mit Christophe Moreau war ja sogar ein Landsmann von mir in der Spitzengruppe. Ein Sieg von Christophe wäre natürlich das i-Tüpfelchen gewesen. Aber wir haben trotzdem eine ganz hervorragende Etappe gesehen, mit einem grandiosen Finish, die alles geboten hat, wovon der Radsport lebt.


Und einem überraschenden Sieger. Hättest Du Boogerd dieses Finish zugetraut?

Auch für mich war Mayo der Favorit, sogar ein Sieg von Armstrong hätte mich nicht gewundert. Aber Michel Boogerd hat das auf dem Schlusskilometer ganz fantastisch gemacht. Er wusste, dass er gute Beine hat und ist einfach vorne weggefahren, anstatt die Spielchen der anderen mitzugehen.


Leider war der angekündigte Angriff von Virenque nicht zu sehen. Er hat sich zwar in einer Verfolgergruppe aufgehalten, aber mit dem Ausgang nichts zu tun gehabt. Wie ist seine Vorstellung einzuschätzen?

Richard hat leider den richtigen Moment verpasst. So ist es nun mal im Radsport, es gehört neben einer guten Form immer auch etwas Glück dazu. Er hat dann zwar noch einmal alles gegeben, und mit einer Verfolgergruppe Tempo gemacht, aber im Endeffekt war diese Attacke zu spät. Die Favoriten ließen ihn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ziehen.


Kurz noch zum Abschluss zwei andere Themen: Welche Schlüsse auf die Form der Favoriten kann man nach dieser Etappe ziehen und gibt es von dem großen französischen Radsportidol ein Wort des Trostes an Axel Merckx und Stephane Goubert?

Die Anwärter auf den Gesamtsieg waren alle im richtigen Moment „da“. Drücken wir es so aus und sagen, dass Keiner eine Schwäche gezeigt hat. Wirkliche Aufschlüsse über die Form wird es erst übermorgen geben. An Merckx und Goubert kann man kein Wort des Trostes richten. Sie haben zwar viel Herz bewiesen und ein tolles Rennen gezeigt, aber was ihnen heute passiert ist, ist sehr, sehr bitter und mit das Schlimmste, was einem Radsportler passieren kann.

Vielen Dank, Bernard. Morgen geht es hinunter nach Figeac, die Faves werden sich dann ausruhen. Vielleicht eine Etappe für Ausreißer. Nach dem Blick auf die Klassements mit dem neuen Mann im gelben Trikot, Lance Armstrong, lassen wir wieder einige Protagonisten zu Wort kommen.

Tageswertung:
Rank Name Team Time
1 Michael Boogerd RABOBANK 5h06'32
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
3 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
4 Ivan Basso TEAM CSC s.t.
5 Gilberto Simoni SAECO s.t.
6 Jan Ullrich T-MOBILE s.t.
7 Christophe Moreau CREDIT AGRICOLE s.t.
8 Denis Menchov ILLES BALEARS - BANESTO s.t.
9 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE s.t.
10 Axel Merckx LOTTO - DOMO + 30
11 Stéphane Goubert AG2R PREVOYANCE + 52
12 Christophe Brandt LOTTO - DOMO s.t.
13 Igor Gonzalez De Galdeano LIBERTY SEGUROS s.t.
14 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE + 1'57
15 Paolo Bettini QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
16 Jens Voigt TEAM CSC s.t.
17 Bradley McGee FOSTERS s.t.
...
69 Walter Bénéteau BRIOCHES LA BOULANGERE + 4'43
70 Jean-Cyril Robin FDJEUX.COM s.t.
...
113 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO + 12'42

Gesamtwertung:
Rank Name Team Time
1 Lance Armstrong US POSTAL SERVICE 38h06'37
2 Tyler Hamilton PHONAK HEARING SYSTEMS + 8
3 Jan Ullrich T-MOBILE + 31
4 Ivan Basso TEAM CSC + 35
5 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 41
6 Christophe Moreau CREDIT AGRICOLE + 59
7 Sylvain Chavanel BRIOCHES LA BOULANGERE + 1'48
8 Bradley McGee FOSTERS + 1'56
9 Michael Rogers FOSTERS + 2'07

10 Manuel Beltran US POSTAL SERVICE + 2'18

25 Michael Boogerd RABOBANK + 2’52
36 Cadel Evans FOSTERS + 3'25
39 Gilberto Simoni SAECO + 3'32
50 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS + 4'48

Punktwertung:
Rank Name Team Points
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 245
2 Tom Boonen QUICK STEP - DAVITAMON 219
3 Erik Zabel T-MOBILE 187
4 Baden Cooke FDJEUX.COM 178
5 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE 150
6 Bradley McGee FOSTERS 141
7 Danilo Hondo GEROLSTEINER 140
8 Robbie McEwen FOSTERS 138
9 Stuart O'Grady FOSTERS 129

10 Jimmy Casper COFIDIS 129

Bergwertung:
Rank Name Team Points
1 Walter Bénéteau BRIOCHES LA BOULANGERE 109
2 Axel Merckx LOTTO - DOMO 79
3 Jean-Cyril Robin FDJEUX.COM 74
4 Stéphane Goubert AG2R PREVOYANCE 67
5 Marcus Ljungqvist ALESSIO - BIANCHI 52
6 Frédéric Bessy COFIDIS 43
7 Gerrit Glomser SAECO 40
8 Erik Dekker RABOBANK 30
9 Fabio Baldato ALESSIO - BIANCHI 29
10 Sylvain Chavanel BRIOCHES LA BOULANGERE 22

U25-Wertung:
Rank Name Team Time
1 Phillipe Gilbert FDJEUX.COM 33h10’21
2 Patrick Sinkewitz QUICK STEP – DAVITAMON + 4’’
3 Fabian Wegmann GEROLSTEINER + 4’37
4 Vladimir Karpets ILLES BALEARS – BANESTO + 6’22
5 Filippo Pozzato FASSA BORTOLO + 9’56


Mannschaftswertung:
Rank Name Team Time
1 FOSTERS 114h32'41
2 T-MOBILE + 2’15
3 TEAM CSC + 6’47
4 PHONAK HEARING SYTSTEMS + 6`57
5 CREDIT AGRICOLO + 7’27


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Beitrag: # 161633Beitrag kletterMAX
4.8.2004 - 15:14

Ganz vergessen:

O-Töne:

Michel Boogerd (Rabobank):
Ich bin einfach überwältigt. Nach diesen schweren 240 Kilometern bin ich zwar mit den Kräften am Ende, doch der Sieg auf dieser prestigeträchtigen Etappe entschädigt für die Strapazen an diesem Tag. Ich bin im Finish einfach drauf los gefahren – das war der Schlüssel zum Erfolg.

Jan Ullrich (T-Mobile):
Das war ein erster sehr viel versprechender Test heute. Es war klar, dass hier keine Entscheidung fallen wird, doch der gelungene Antritt macht Mut für die nächsten Etappen. Ich fühle mich topfit, die Pyrenäen können kommen.

Richard Virenque (Quick Step - Davitamon):
Ich kann mich bei meinen Landsleuten nur entschuldigen. Ich hatte mir heute so viel vorgenommen, doch erst habe ich den Antritt der ersten Gruppe verpasst, dann war die Verfolgergruppe insgesamt zu schwach, um den Favoriten davon zu fahren. Ich werde es aber weiterhin versuchen.

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Beitrag: # 161666Beitrag kletterMAX
4.8.2004 - 15:38

164 km Ausrollen von Saint-Flour nach Figeac

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Guten Morgen, liebe Zuschauer. 5 Pässe der zweiten, dritten und vierten Kategorie stehen heute auf der Tagesordnung, trotzdem dürfte die Etappe nach Figeac von den Fahrern vornehmlich zum Ausruhen genutzt werden. Morgen und am Samstag stehen nämlich die zwei ersten richtigen Hochgebirgsetappen an, die Favoriten werden sich also für das Wochenende schonen.

Daher rechnen heute auch nicht wenige damit, dass eine Ausreißergruppe erfolgreich sein könnte. Die Wunden von gestern müssen geleckt werden, eine lange Soloflucht könnte im Gegensatz zum gestrigen Tage diesmal von Erfolg gekrönt werden. Zudem spricht die Länge von 164 Kilometern ebenfalls für ein solches Gelingen.

Beim Einschreiben sprachen wir auch heute mit einigen Fahrern

Jörg Ludewig (SAECO):
Ich bin erst einmal froh, die gestrige Etappe heile überstanden zu haben. Für das Team war es sehr wichtig, dass Gilberto mit den anderen zeitgleich im Ziel angekommen ist. Das hat die Moral gesteigert. Heute wird vielleicht wieder einer von uns in einer Ausreißergruppe dabei sein – lassen Sie sich überraschen.

Matthias Kessler (T-Mobile):
Das war gestern eine ganz komische Etappe. Erst haben alle die Beine hochgelegt, dann wurde auf einmal höllisch Tempo gemacht im Feld. Das Tempo war so hoch, dass ich leider nicht mehr folgen konnte. Ich muss ab morgen natürlich länger an der Seite von Jan sein, er hatte nur noch zwei Weggefährten am letzten Anstieg, das war zu wenig.

Axel Merckx (Lotto-Domo):
Ich habe den Frust immer noch nicht überwunden. Aber auch die heutige Etappe ist reizvoll für mich, schließlich gibt es doch einige weitere Bergpunkte zu verteilen.

Der von Merckx angesprochene Kampf um Bergtrikot könnte dem heutigen Teilstück tatsächlich die nötige Würze verleihen. Schließlich liegen der Belgier und Bénéteau ziemlich eng beisammen. Wir werden sehen, wie sich dieser Zweikampf entwickelt, oder ob heute noch ein dritter Fahrer in den Kampf um das gepunktete Trikot eingreift…

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