09.Januar / 8:25 Uhr
Manager von Gerolsteiner, das ist nicht lache. Obwohl, Mineralwasser hin oder her. Gute Fahrer haben die schon.faselte Olaf vor sich hin. Das hatte ihn etwas verwirrt, verwundert und an seinem Stolz gekratzt. Kein Wunder. Noch vor 4 Jahren, da war Olaf Ludwig arbeitslos und Gerolsteiner noch in den unteren Gefilden des Radsports:
Damals, ja, da habe ich mich bei Ihnen beworben, wollte denen mit meiner Erfahrung helfen. Sie haben mich abserviert, das war damals in keinster Weise höflich oder korrekt. erinnerte sich Olaf. Er suchte nach seinem Handy. Hatte er es nach seinem letzten Vollrausch wieder verlegt? Das letzte Mal fand er es 4 Tage später in einem Vogelnest.
Das war ein schwarzer Vogel, dem gefiel mein Mobiltelefon. Olaf schien gut gelaunt. Endlich hatte er sein Handy ausfindig machen können.
Henn, Christian, da haben wir ihn ja. Die Nummer war schnell gefunden und eingegeben. Es klingelte. Jemand nahm ab und sprach.
Hallo, Henn. Wer ist da? Olaf machte einen erfreuten Eindruck, endlich hatte dieses neumodische Gerät einmal seinen Zweck erfüllt.
Ja, hier ist Ludwig. Olaf Ludwig. in James Bond Manier stellte er sich vor.
Ach, schön, dass du mal wieder anrufst. Lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht´s ? In der Zeitung hört man ja schlimmeres. eröffnete Henn das Gespräch.
Halb so wild, die Medien übertreiben. Wie immer. Du kennst das doch auch. Aber kommen wir zum eigentlichen Grund meines Anrufes. Was ist dran an dem Gerücht mit Gerolsteiner und mir ? Olaf ging in die Offensive.
Achja, ich wusste, dass du nur deswegen anrufst. Weswegen solltest du dich sonst auch melden? Ich we.. Olaf unterbrach Henne.
Komm zur Sache, Christian. Olaf wurde lauter.
Oh, bei mir kommt gerade die Post. Kannst du einen Augenblick dranbleiben? sprach Henn fragend in den Hörer.
Ja, aber beeil' dich! Olaf legte den Hörer bei Seite und holte sich etwas zu trinken. Rum, Cognac oder Wein. Was sollte es sein? Er entschied sich für die leichtere Variante: Einen guten Weißen, 98er Jahrgang, Spätlese, Südhang. Aus der Region eben.
Das sollte munden. dachte er.
Olaf, noch dran? er erschrack, wollte Ludwig doch eben sein Glas eingießen.
Ja, ich bin noch dran. Auch einen Schluck Weißwein? Olaf schmunzelte.
Du trinkst, um diese Uhrzeit? fragte Henn verwundert.
Ab und zu, in Stresssituationen, häufiger, also was ist nun mit dem Gerücht? Olaf wurde ungehaltener.
Henne, rück raus mit der Sprache. Verarschen kann ich mich selber, erhängen auch. Also, meine Zukunft hängt davon ab! Was ist dran? seine Stimme wurde lauter. Henn überlegte.
Eigentlich solltest du es auf einem anderen Weg erfahren. Aber, dann muss eben jetzt so sein. Wir haben bereits einen Nachfolger gefunden. Gestern Abend, gegen acht. Theo de Rooy wird unser neuer Teamchef. Sorry, Olaf. Aber die Medien sind so. Wenn du Hilfe brauchst oder einen Job, vielleicht kann ich da für dich etwas besorgen. Wiesenhof hat noch einen Platz frei. T-Mobile, Olaf, da ist doch Godefroot zurückgetreten. Wie wäre es mit einer Rückkehr. Was meinst du? Henn wartete.
Olaf, Olaf, hallo, bist du noch dran? Hallo? Ludwig war noch dran, schaltete jetzt sein Diktiergerät ein. Warum auch immer.
Komischer Typ, der hat aufgelegt. Naja, auf Wiedersehen, Herr Ludwig. Auch Olaf legte auf und versank in den Tiefen seines Sessels aus Tigerfell, welcher ein Geschenk von Fuchs zu seinem Geburtstag war.
Ach, was soll´s. dachte er sich.
Ein oder zwei Promille, das macht nun keinen Unterschied mehr. Mein Berufsleben ist jetzt sowieso vorbei. Er schaltete den Fernseher ein. Nachrichten. Sport. Fußball.
Ach, dieser Hoeneß spinnt doch. dachte sich Olaf, als er einen Bericht über Hoeneß' Ausraster nach der Niederlage im Testspiel gegen einen Drittligisten aus Estland, sah.
Radsport. verkündete der Nachrichtensprecher lauthals.
Wie so eben bekannt wurde,... fuhr er fort. Olaf stockte der Atem. Was er da auf dem Bildschirm sah das war das Unglaubwürdigste seit dem Mauerfall, verrückter noch. Grenzenlos skandalös, intrigant und respektlos. Er bekam kein Wort heraus, der sonst so gesprächige Thüringer war sprachlos. Es war ein Schock, ein Skandal, ein Schlag in den Magen. Nein, mehr noch. Es war das Ende einer Freundschaft:
Olaf wusste was nun kommen würde.
Blablabla, Vertragsverhandlungen, alles nur noch Formsache. Das kannte er zu genüge. Er war fassungslos. Sein Gesicht wurde kreidebleich, er zitterte, er fing gar an zu weinen. Für ihn war der letzte Freund, Gesell, Kamerad gestorben. Noch gestern hatte er mit Fuchs über das Thema Gerolsteiner gesprochen. Fuchs schien noch so umsorgt und erfreut, dass Ludwig wieder im Gespräch war. Jetzt wurde Ludwig aber einiges klar. Auch über Fuchs, der Ludwig nur ausnutzte und dann hinter seinem Rücken den neuen Posten absegnete. Er war ein falscher Freund. Aber was war für Ludwig nun noch möglich?
Erst wollte er mit Fuchs abrechnen und dann mit Henn, der ihm ebenfalls an der Nase herumführte. Die beiden waren unter einer Decke. Olaf holte ein Cognac Glas aus dem Schrank und schenkte ein. Ein, zwei, drei, vier. Er hatte nun endgültig jede Angst vor dem Alkohol verloren. Er war fertig mit sich und der Welt und schlief ein.
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Liebe Leser,
ist der AAR mittlerweile verständlich geworden oder fehlt immer noch jeder Zusammenhang?
Ihr HansFuchs