UJ: Herzlich Willkommen zurück zur Liveübertragung der siebten Etappe des Giro d´italia 2005, mein geehrter Kollege Karsten Migels hat sich vor einige Minuten leider verabschiedet, deshalb kommentiere ich heute alleine. Morgen können sie sich allerdings auf ein Trio mit Migels, Heppner und meiner Wenigkeit Ulli Jansch freuen. Die Demonstranten haben sich dann doch als weniger gefährlich herausgestellt und die Etappe konnte schon nach etwa zehn Minuten fortgesetzt werden. Werfen wir als zu Beginn einen Blick auf das heutige Profil:
Die Etappe enthält zwei Schwierigkeiten. Zum ersten den Anstieg nach etwa 100 Kilometern, der elf Kilometer lang ist und ein zweiter etwa 30 Kilometer vor dem Ziel in Pistoia mit einer Länger von zehn Kilometern. Eine Etappe, die perfekt auf die Klassikerfahrer wie DiLuca, Bettini, Celestino, Kessler oder Pozzato zugeschnitten ist. Die 184 Kilometer sind die letzten, bevor morgen dieses vorentscheinende Zeitfahren nach Firenze über 52 Kilometer ansteht. Deshalb könnte es zum letzten Mal folgende Trikotverteilungen geben.
Cunego in Rosa, das ist nicht so abwegig, auch wenn er morgen das Trikot wohl abgeben muss, DiLuca in Grün, auch nicht so unvorstellbar am Ende, genauso wie Petacchi im Punktetrikot.
Widmen wir uns einmal dem bisherigen Rennverlauf in der ersten Stunde. Erst nach 40 Kilometern bewegte sich etwas im Feld, da attackierten Osa, Codol und Leblacher. Ihre Zeit lag zwischen Kilometer 40 und 95, da bestimmten sie das Rennen. Im Feld allerdings reagierte man schnell und fing die drei noch vor dem ersten Anstieg des Tages wieder ein.
Dennoch bildeten sie für eine Weile die Testa della Corsa.
Jetzt, etwa 91 Kilometer vor dem Ziel haben wir die ersten Livebilder der heutigen Etappe. Welch ein Wunder! Liebe Zuschauer, ich muss mich erst mal orientieren, wie es zurzeit im Rennen aussieht. Michael, kannst du nicht mal kurz übernehmen?
Michael: Wie? Ich habe doch gar keine Ahnung vom Radsport.
UJ: Du machst das schon, bin gleich wieder da.
Michael: Ja, also, ähm, sechs Fahrer sind jetzt im Bilde. Der eine da ist Ullrich, der hat dieses Magenta Trikot an. Ullrich müsste das sein, ja. Vielleicht kann ich diesen gelben noch erblicken, Armstrong heißt er. Louis Armstrong, der fährt immer in Gelb. Ulli? Wie lange brauchst du noch?
UJ: Bin gleich fertig, du machst das prima.
Michael: Also, wir sehen hier sechs Fahrer ganz vorn fahren. Vielleicht blendet uns die Regie ja die Namen ein.
UJ: So, da bin ich wieder. Wie sie hier eingeblendet sehen können, bestimmt eine sechsköpfige Spitzengruppe das Rennen. Matthias Kessler von T-Mobile, Pippo Pozzato von Quickstep, Mirko Celestino von Domina Vacanze, Bertagnolli Cofidis sowie der junge Dekker von Rabobank und Miholjevic aus dem Liquigas Team befinden sich in der Gruppe.
Das Feld verrichtet aber eine gute Tempoarbeit, um die sechs wieder einzufangen. Die meisten Favoriten wollen ihre Fahrer für das Gesamtklassement in eine gute Position bringen.
Es sind nur noch wenige Kilometer bis zur ersten Bergwertung bei Kilometer 111. Wenn sie diesen Punkt erreicht haben, haben die Fahrer noch 73 Kilometer vor sich. Es folgen noch eine Intergirowertung und ein letzter Anstieg mit einer Bergwertung zwanzig Kilometer vor dem Ziel.
Der Vorsprung der Ausreißer beträgt noch wenige Sekunden, das wird für sie nicht reichen.
Interessant wird noch sein, was bei der Bergwertung passiert. Derzeit führt DiLuca mit einem Punkt vor Bettini, der sich ebenfalls wie der erst genannte in der Verfolgergruppe befindet. Gibt es eine Attacke der beiden oder warten sie auf den letzten Anstieg?
So, das Feld hat die sechs vorn nun wieder eingeholt. Pozzato kann sich aber noch die Bergwertung schnappen, Zweiter wird Schleck und Dritter Bertagnolli. Nun steht eine etwas längere Abfahrt an, danach folgt ein kleines Flachstück.
63 Kilometer vor dem Ziel ist eine Gruppe von etwa 50 Fahrern wie schon vor zwei Tagen bei der Etappe nach L´Aquila, die Cunego gewann, in Front. Es befinden sich alle Favoriten in dieser großen Gruppe, auch der Spanier Joseba Beloki, zuletzt war er lange verletzt, dann gab’ es Probleme in seinem ehemaligen Rennstall Brioches La Boulangere. Letztendlich entschied er sich zu Manolo Saiz und Liberty Seguros zurückzukehren. Bisher fährt einen grandiosen Giro. In der Gesamtwertung liegt er auf Rang 13 mit nur 27 Sekunden Rückstand auf Cunego. Da ist noch einiges Möglichkeit in den nächsten Tagen, vielleicht sogar morgen schon im Zeitfahren.
Achtung, Attacke im Feld! Es ist wieder Kessler, der es probiert. Einige Fahrer folgen ihm. Da sehe ich Celestino, Pozzato und wieder dieser Bertagnolli. Eine Duplizität der Ereignisse, vielleicht gelingt den vieren diesmal mehr.
Kessler lässt sich wieder zurückfallen, schade. Aber die anderen drei scheinen hier gemeinsame Sachen machen zu wollen. Noch sind es 40 Kilometer bis nach Pistoia. Pozzato setzt sich nun leicht ab und gewinnt den Intergiro, dahinter die beiden anderen Ausreißer. In wenigen Kilometern beginnt der letzte Anstieg.
Derzeit liegt der Vorsprung zwischen den Verfolgern und der Spitzengruppe bei 1’12 Minuten.
Jetzt reißt die Gruppe, Bertagnolli wird vom Feld geschluckt. Die beiden Italiener sind nun noch vorn. Aber wie lang noch?
Lotto macht nun die Arbeit im Feld, ganz vorn ist es Christoph Brandt nur noch 30 Kilometer bis ins Ziel. Vorn scheint die Luft heraus zu sein, Pozzato nimmt nun Tempo heraus. Das Feld sieht die Ausreißer schon, jetzt wird alles sehr schnell gehen.
Pozzato lässt sich zurückfallen und auch Celestino gibt auf. Der Sieger kommt wohl aus dieser Gruppe und könnte es könnte wieder eine Sprintentscheidung geben. Eine Bergwertung steht noch an, diLuca macht nun das Tempo, dahinter Garzelli.
Attacke des Italieners, des Führenden in der ProTour Wertung. Noch ein paar Meter bis zur Bergwertung. Kein Bettini in Sicht.
DiLuca holt sich die drei Bergpunkte vor Garzelli und Honchar. Nun sind es noch 10 Kilometer bis ins Ziel. Ein kurzer Blick auf die Spitze des Feldes.
Basso in vorderster Position, dahinter folgt Cunego in Rosa, gut zu erkennen. Viele Liquigas Fahrer tummeln sich an der Spitze. Auch Ardila, Garate und Rujano kann ich erkennen.
Noch 6 Kilometer, Cunego muss das Tempo machen. Das wird ihm nicht gefallen, das ist klar. Attacke von Rujano!
Wenige Kilometer vor dem Ziel versucht er es auf eigene Faust, Liquigas geht auf die Verfolgung. Rujano resigniert sofort. Nur noch 3 Kilometer, Cunego geht raus und liegt vorn, dahinter Basso und Garzelli. Ein Rabobank Fahrer und Rujano sind zu erkennen. Der Mann in Grün, Danilo diLuca bekommt den Sprint von Garzelli wohl angezogen. Das könnte klappen.
Noch ein Kilometer, jetzt kommt Bettini! Paolo Bettini schießt er heran. Cunego immer noch vorn, wird das sein zweiter Etappensieg bei diesem Giro oder schafft es gar Garzelli zum ersten Mal oder ist es doch Bettini zum zweiten?
Bettini setzt sich an Cunego heran, das erinnert alles sehr viel an die erste Etappe, wo Bettini ebenfalls gewann. Bettini kommt.
Cunego geht die Puste aus, ein typisches Petacchi Syndrom. diLuca kommt noch einmal, Cunego verliert an Metern. Bettini ist nun vorn, Bettini gewinnt! Mit einem klaren Vorsprung siegt „Il Grillo“ zum zweiten Mal. Klasse Sprint von Paolo, da zeigt er seine wirkliche Stärke.
Garzelli wird Zweiter und Dritter wird diLuca.
Alle drei bekommen die Zeitgutschriften, die könnten noch ausschlaggebend für das Rosa Trikot sein. diLuca hatte nur ein paar Sekunden Rückstand auf Cunego. Ja wohl, diLuca morgen in Rosa. Hier ein Blick auf die besten Zehn:
1 Paolo Bettini Quickstep 3h48'24
2 Stefano Garzelli Liquigas - Bianchi s.t.
3 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t.
4 Damiano Cunego Lampre - Caffita s.t.
5 Thomas Dekker Rabobank s.t.
6 José Rujano Selle Italia - Colombia s.t.
7 Michael Rasmussen Rabobank s.t.
8 Gilberto Simoni Lampre - Caffita s.t.
9 Juan Manuel Garate Saunier Duval - Prodir s.t.
10 Ivan Basso Team CSC s.t.
Bis zum Platz 50 liegen alle innerhalb der gleichen Zeit. Hier der Blick auf das Gesamtklassement nach acht Teilstücken beim Giro 2005:
1 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi 27h31'11
2 Stefano Garzelli Liquigas - Bianchi s.t.
3 Damiano Cunego Lampre - Caffita + 4
4 Dario Cioni Liquigas - Bianchi s.t.
5 Thomas Dekker Rabobank + 6
6 Sergei Gonchar Domina Vacanze + 10
7 Andrea Noè Liquigas - Bianchi s.t.
8 Haimar Zubeldia Euskaltel - Euskadi + 13
9 Vladimir Karpets Illes Balears - Caisse d'Epargne s.t.
10 Aitor Gonzalez Jimenez Euskaltel - Euskadi + 17
Eine wahre Dominanz des Liquigas Teams, die ganze vier Mann in den Top 10 haben. Nur 17 Sekunden zwischen dem ersten und dem Zehnten, da ist noch gar nichts entschieden. Morgen beim Zeitfahren über 52 Kilometer könnte dies zum ersten Mal geschehen. Da wird es Minutenabstände geben. Ich sage auf Wiedersehen und hoffentlich bis morgen zum Einzelzeitfahren über 52 Kilometer nach Firenze. Bis dahin.
_______________________
Wieder eine kleine Umfrage von Eurosport an seine Zuschauer:
Wer trägt nach dem morgigen Einzelzeitfahren das Rosa Trikot?
Hier das Profil der achten Etappe: