Jerdona Zeres [Vuelta 2007 - beendet]

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arkon
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6.12.2005 - 15:11

6. September 2005, Aramón Cerler
11. Etappe Vuelta a Espana

So einiges ging Jerdona durch den Kopf, als er sich an den Start stellte. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte sein Team blosgestellt und seinen Chef beleidigt. Wären da nicht diese Geschichte vor einem Jahr gewesen, und wieder der Streit vor der Vuelta hätte er sich wirklich geschämt. Gorospe war sein Mentor, besser gesagt war er es gewesen, bevor er sich mit ihm anlegte. Er hatte sich bei ihm heute Morgen noch entschuldigt, aber Julian schien das nicht wirklich beruhigt zu haben. Er war nicht aufgebracht gewesen, aber knallhart, und das war kein gutes Zeichen. Er hatte Jerdona schon abgeschrieben. Egal, was er tat, er würde keine Verlängerung bei Euskaltel bekommen. Er würde sich einen neuen Rennstall suchen müssen. Das wurde natürlich dadurch erschwert, das er nach der Vuelta bei keinem Rennen mehr würde starten dürfen.
Auf der anderen Seite stand die sportliche Herausforderung des Tages. Heute war wieder die Chance da, eine Etappe zu gewinnen, zumindest theoretisch. Praktisch würde er heute versuchen, wieder vorne mit anzukommen, und das hieß, das er lediglich auf das weiße Trikot hoffen konnte. Yaroslav war der einzige ernstzunehmende Konkurrent, aber er alleine war gefährlich genug. Kaum möglich, an ihm vorbeizukommen. Auf der anderen Seite...
Laiseka versuchte heute wieder, das Bergtrikot zu erobern und setzte sich früh mit einer Spitzengruppe ab. Liberty hatte wohl nicht unbedingt die Verteidigung des Bergtrikots heute als Hauptziel gesetzt, daher ließ man sie gewähren. In einer langen und anstrengenden Flucht gewann Roberto 3 von 4 Bergwertungen und platzierte sich somit ersteinmal an Front. Wenn Heras nicht den Schlussanstieg gewann, würde er heute Abend das rote Bergtrikot bekommen.
Zum Schlussanstieg war noch ein kurzes Flachstück Platz, um richtig Schwung für den Berg zu holen. Das machte Liberty dann auch und verkürzte den Vorsprung der Ausreisser auf unter 2 Minuten. Die machten auch Dampf und die Gruppe riss auseinander. Roberto nahm die Gelegenheit war und ließ sich in das Feld zurückfallen. Er würde heute nur noch versuchen, Energie für die nächsten Tage zu sparen. Die Vuelta war noch lang.
Jerdona fühlte sich heute überraschend gut. Gestern war er schon recht ausgepowert in den letzten Anstieg hinein gefahren, heute würde er mehr Energie haben, um den Angriffen der Favoriten Paroli zu bieten. Er klemmte sich hinter Popovych. Der Ärger und die Ungewissheit von heute Morgen waren wie weggeblasen. Jetzt zählte nur noch der Sport.
Popovych hatte sich gestern offensichtlich das Selbstvertrauen geholt, selber die Vuelta gewinnen zu wollen. Daher griff er als erster ernstzunehmender Fahrer an. Jerdona musste schon gut arbeiten, um auch wegzukommen, konnte sich aber an seinem Hinterrad halten. Heras, Mancebo und Sastre sahen das natürlich garnicht gern und überließen die Verfolgung des Discovery-Manns nicht etwa ihren Helfern, sondern nahmen sie selber in die Hand. Sastres Attacke sprengte daher den Rest des Feldes weg und die Schlacht war eröffnet.
Emanuel fuhr hinter Jerdona und feuerte ihn aus dem Wagen an, selber ein wenig in den Wind zu gehen, alles zu geben, um die Verfolger auf Distanz zu halten. Dieser versuchte es mit einem Antritt, merkte aber schnell, das er gegen Popovych keine Chance hatte. Zusammen arbeiteten sie sich den Berg hinauf, aber unaufhaltsam kamen die Verfolger näher. Lara Ruiz wurde gestellt, der Telekom-Mann hatte auch heute wieder zu den Angreifern gehört und hatte sich am längsten halten können.
Schließlich gaben sie ihr Unterfangen aber doch auf und wurden gestellt. Zu dieser Gruppe gesellten sich noch einige andere Fahrer hinzu, die Jerdona kaum noch wahrnahm. Sein Sichtfeld war eingeschränkt, Sternchen begannen zu flitzen. Sein Platz am Ende der Gruppe war keine Tiefstapelei. Langsam begann sich eine Lücke zu öffnen und Zeres fiel aus der Spitzengruppe zurück.
Das Loch, einmal da, schien übergroß und trennte zwei Welten. Wie eine Glaswand, durch die Mann schauen, aber niemals... "VENGA, VENGA" tönte es hinter ihm. Emanuel ahnte, was in Jerdona vorging und feuerte ihn nochmal an. Dieser tat, wie ihm geheissen und stand nocheinmal auf, gab alles und konnte sich wieder heran kämpfen.
Vorne kam keiner wirklich davon. Mit Garzelli und Frigo waren überraschend zwei Italiener vorne dabei, und während sie vorne Dampf machten, war Sastre der Erste, der endgültig gehen musste. Jerdona hastete an dem CSC-Mann vorbei und setzte sich wieder hinten dran. Noch 3 km waren es, und Mancebo übernahm jetzt die Initiative. Er musste Popovych und Zeres loswerden, um sich heute als erster Mann hinter Botero zu setzen, der wohl heute oder auf jedenfall auf der nächsten Bergetappe sein Trikot einbüßen würde.
Als nächster ging allerdings Frigo. Der Italiener hatte sich wohl doch etwas übernommen. Mancebo ackerte vorne weiter. Doch da! Angriff von Heras. Der Spanier versuchte es wieder. Garzelli nahm sofort die Verfolgung auf, Jerdona konnte auch folgen. Er fühlte sich mittlerweile wieder besser. Popovych dagegen konnte zwar folgen, musste jedoch auch eine Lücke lassen. Heras schlug jetzt wirklich ein Wahnsinnstempo ein und jagte den Berg hinauf.
In der nächsten Kurve wurde auf einmal Mancebos Tritt schwer und auch hier war innerhalb von Sekunden das Rennen gelaufen. Wenn das Loch einmal da war, war es ganz schwer, wieder Anschluss zu finden. Jerdona fühlte sich wieder gut, hielt sich aber am Ende der Gruppe. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit...
Der letzte Kilometer. Jetzt war der Moment! In einer Linkskurve zog er innen an Heras vorbei und beschleunigte sofort mit allem, was er noch hatte. Der hohe Favorit und Titelverteidiger der Vuelta allerdings konnte das Tempo einfach nicht mitgehen und riss ab. Garzelli hinter ihm war immer noch froh, überhaupt mit Heras mitzukommen.
Als Jerdona sich umdrehte sah er also nur Heras in der Ferne, der mittlerweile seine Frische, mit der er eben noch seine Gegner zermürbt hatte, verlor. Keiner war vor ihm. Der Weg war frei!
Das Gefühl des bevorstehenden Triumphes verlieh im Flügel. Wie im Wahn schoss er die Kurven hinauf, sah nichts mehr links und nichts mehr rechts. Die Zuschauer, die Fotografen, die Motorräder, die Kameras, alles das blendete er aus. Es gab nur noch ihn und die Strasse.
Die letzten Meter. Nocheinmal alles geben. In der letzten Kurve rutschte er kurz aus dem Pedal, so stark zog er daran. Der Adrenalin-Putsch, der ihn durchströmte, ließ ihn etwas zittrig werden, so das er den Schuh erst im dritten Versuch wieder in die Bindung bekam. Er stand auf und kämpfte sich nocheinmal die letzten Meter mit aller Gewalt hinauf. Der Zielstrich kam schneller, als er erwartet hatte. Völlig unvorbereitet rollte er hinüber und jubelte erst, als er schon im Ziel war.
Völlig erschöpft fiel er vom Rad. Alle stürmten auf ihn zu. Ein Betreuer stützte ihn, dann konnte er auch schon wieder stehen. Die Kraft kam zurück. Er sprang vor Freude kurz auf und ab. Jetzt jubelte er Richtig, nachdem er es wirklich realisiert hatte. Die Mikros, die ihn jeder hinhielt, bedachte er mit ziemlich einsilbigen Antworten. Soviel Verstand hatte er noch beisammen. Da fiel ihm etwas ein.
"Ich widme diesen Sieg meinem Mentor Julian Gorospe und möchte mich hiermit für das, was ich gestern im Interview gesagt habe, entschuldigen. Er ist ein klasse Kerl"
Damit war es gesagt und er flüchtete in den Betreuerbus. Die Siegerehrung verpasste er fast, so drunter und drüber war es in ihm. Die Zeiten der anderen beachtete er garnicht, und so war es eine noch größere Überraschung, als er das weiße Trikot überreicht bekam. Nun war er wirklich am Ziel!

Etappenergebniss
1 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 5h14'36
2 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 36
3 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI + 46
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 57
5 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'07
6 Dario Frigo FASSA BORTOLO + 1'50
7 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 2'40
8 Carlos Sastre TEAM CSC + 2'48
9 Patrik Sinkewitz QUICKSTEP + 3'23
10 Georg Totschnig GEROLSTEINER s.t.
11 Aitor Gonzalez J. EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
12 Luis Perez Rodriguez COFIDIS s.t.
13 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
14 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI s.t.

Gesamtklassement
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 42h24'43
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 59
3 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'26
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 2'53
5 Aitor Gonzalez J. EUSKALTEL - EUSKADI + 5'39
6 Serhiy Honchar DOMINA VACANZE + 5'45
7 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 6'13
8 Oscar Pereiro PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'28
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 6'38
10 Michael Rogers QUICKSTEP + 7'01
11 Carlos Sastre TEAM CSC + 7'29

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 132
2 Tom Boonen QUICKSTEP 97
3 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 79
4 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 77
5 Oscar Freire RABOBANK 75

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 51
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 50
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 47
4 Francisco J. Lara Ruiz T-MOBILE TEAM 42
5 Dioni Galparsoro KAIKU - CAJA RURAL 30

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arkon
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Beitrag: # 321675Beitrag arkon
6.12.2005 - 22:04

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Petacchi übernimmt die Führung
Dritter Sieg des Italieners - Grün scheint gesichtert -

In einem packenden Sprint setzte sich gestern der Italiener Alessandro Petacchi bei der Vuelta souverän gegen Zabel und McEwen durch.
Die Etappe war geprägt durch vereinzelte Attacken. Aber während die Ausreisser wohl in den Bergen ordentlich Federn gelassen hatten, traten Fassa Bortolo, Quickstep und Davitamon-Lotto heute in vorbildlicher Verfassung an um das Feld zu kontrollieren. Dementsprechend wurde es eine harte Etappe, die kaum ernstzunehmende Angriffe erlebte.
2 Kilometer vor Schluss versuchte es dann Fabian Cancellara, aber die Sprinterteams waren auch hier aufmerksam. Der Fassa Zug formierte sich und fuhr mit seiner ganzen Gewalt durch das Feld hindurch. Robbie McEwen lieferte sich mit Tom Boonen einen harten Fight um das Hinterrad von Petacchi, was Zabel nutzte um auf der anderen Seite den Sprint schon einzuläuten. Petacchi lies sich nicht lumpen und ging ebenfalls in den Wind, was Boonen und McEwen etwas alleine zurückließ. Zabel lag gut im Rennen, Petacchi dagegen zog mit Urgewalt an ihm vorbei und unterstrich seine Ambitionen auf die Punktewertung, die er nun relativ souverän anführt.

Etappenergebniss
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 3h33'20
2 Erik Zabel T-MOBILE TEAM s.t.
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
4 Tom Boonen QUICKSTEP s.t.
5 Oscar Freire RABOBANK s.t.
6 Allan Davis LIBERTY SEGUROS - WURTH s.t.
7 Angel Edo SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
8 Mario Cipollini LIQUIGAS-BIANCHI s.t.
9 Steven De Jongh RABOBANK s.t.
10 Simone Cadamuro DOMINA VACANZE s.t.

Gesamtwertung
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 45h58'03
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 59
3 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'26
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 2'53
5 Aitor Gonzalez J. EUSKALTEL - EUSKADI + 5'39
6 Serhiy Honchar DOMINA VACANZE + 5'45
7 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 6'13
8 Oscar Pereiro PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'28
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 6'38
10 Michael Rogers QUICKSTEP + 7'01

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 163
2 Tom Boonen QUICKSTEP 111
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 96
4 Oscar Freire RABOBANK 93
5 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 79
6 Mario Cipollini LIQUIGAS-BIANCHI 69
7 Allan Davis LIBERTY SEGUROS - WURTH 65
8 Erik Zabel T-MOBILE TEAM 61
9 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 57
10 Max van Heeswijk DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 50

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 51
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 50
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 47
4 Francisco J. Lara Ruiz T-MOBILE TEAM 42

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Beitrag: # 322011Beitrag arkon
9.12.2005 - 15:52

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8. September 2005, Aramón Cerler
13. Etappe Vuelta a Espana

Perdiguero mit Etappenerfolg
Ausreissererfolg bei der Vuelta - Gesamtklassement unverändert - Großer Vergleich der Favoriten

Bei der Vuelta setzte sich gestern M.A.M. Perdiguero nach einer ruhigen Etappe im Sprint einer Ausreissergruppe durch. Die Fahrer im Feld freuten sich über eine ruhige Etappe, nachdem es morgen ja wieder in die Berge hinein geht. Die Gruppe ging relativ früh und harmonierte gut. Das Feld reagierte kaum und reduzierte erst auf den letzten Kilometern den Rückstand auf 5 Minuten.
Im großen Fahrerfeld konzentrierte sich derweil alles auf den großen Vergleich der Favoriten. Morgen wird es wieder gebiergig, und damit die Abstände wieder größer. Hier eine Aufstellung der Fahrer des Gesamtklassements:

Roberto Heras
Der Titelverteidiger hatte sich viel vorgenommen und wollte als erster Fahrer überhaupt die Vuelta 4 mal gewinnen. Schon der erste Bergtest, bei dem er von Mancebo und Zeres geschlagen wurde, deutete an, das es dieses Jahr etwas anders laufen würde. Im ersten Zeitfahren dann das Desaster: Über 8 Minuten verlor er auf den Sieger Santiago Botero. Auf den folgenden Bergetappen gab er ein besseres Bild ab, trotzdem sind die Chancen für ihn, den Titel zu verteidigen, eher gering.

Santiago Botero
Der Kolumbianische Zeitfahrspezialist konnte im ersten langen Zeitfahren dieser Vuelta überzeugen und ist seitdem der Gesamtführende. Seine Qualitäten in den Bergen sind zwar nicht so herausragend wie die seiner Kollegen, dafür dürfte er ihnen aber auch im Abschlusszeitfahren wieder einige Minuten abnehmen. Wir dürfen gespannt sein, wie lange er sich noch an der Spitze behaupten kann.

Francisco Mancebo
Schon im letzten Jahr wollte er mit aller Gewalt die Vuelta gewinnen, wurde aber Recht deutlich geschlagen. Dieses Jahr ist er zurück und in den Bergen einer der ganz Großen. Im Zeitfahren ist er zwar nicht ganz vorne dabei, konnte sich aber ganz gut behaupten. Sein Angriffswille und seine Spritzigkeit am Berg machen ihn zu einer der besten Bergfahrern im Feld.

Yaroslav Popovych
In den letzten Jahren noch auf den Giro konzentriert hat sich der Ukrainer in Diensten von Discovery Channel dieses Jahr umkonzentriert und bestreitet die Vuelta in bestechender Form. Das er das Zeug hat, hier den Sieg davon zu tragen, bewies er auf dem Weg nach Andorra. Als er das Tempo erhöhte, konnte alle anderen nur noch hinterher schauen. Ein heißer Kandidat.

Jerdona Zeres
Der Überraschungsfahrer aus dem Baskenland. Vor diesem Rennen war er nur Insidern bekannt. Bei der Dauphinee in diesem Jahr mit einem guten Auftritt will er nun offensichtlich auch beweisen, das er ganz vorne mit den Großen mithalten kann. Mit seinem ersten Etappensieg bei einer großen Rundfahrt überzeugte er auch die letzten Zweifler: Auf ihn muss man achten!


Etappenergebniss
1 M. A. M. Perdiguero PHONAK HEARING SYSTEMS 3h40'55
2 Fabian Wegmann GEROLSTEINER s.t.
3 Davide Rebellin GEROLSTEINER s.t.
4 Constantino Zaballa SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
5 Matthias Kessler T-MOBILE TEAM s.t.
6 Giuliano Figueras LAMPRE - CAFFITIA s.t.
7 Juan-Antonio Flecha FASSA BORTOLO s.t.
8 Ruben Plaza COMUNIDAD VALENCIANA s.t.
9 Paolo Bettini QUICKSTEP s.t.
10 Frank Schleck TEAM CSC s.t.
...
16 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 5'06
28 Alejandro Valverde ILLES BALEARS s.t.
29 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH s.t.
...

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Beitrag: # 322538Beitrag arkon
14.12.2005 - 0:04

wie (hoffentlich) der ein oder andere gemerkt hat, war hier mal wieder pause, grund ist eine e-technik klausur und der pcm-stage-contest (ich MUSSTE einfach mitmachen *g*). motivation wär natürlich mit ordentlich feedback wesentlich höher, aber wie ich schon gemerkt habe, sind meine fans (leider) eher ruhig... trotzdem will ich natürlich noch weitermachen und hoffe, ich komme noch dazu. weihnachtspause beginnt bei mir recht früh (nächsten montag) und bis dahin wird die vuelta wohl nicht mehr fertig...

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Beitrag: # 322542Beitrag arkon
14.12.2005 - 1:27

9. September 2005, Lagos de Covadonga
14. Etappe Vuelta a Espana

Heute war der Tag. Tobais fühlte es deutlich. Heute würde Jerdona Gold bekommen und damit in die erste Riege aufsteigen. "Lagos de Covadonga" flüsterte er leise vor sich hin, als er sich rasierte. "Lagos de Covadonga" grinste er sein Spiegelbild an. Heute würde es passieren. Er war sich sicher. Neben seinen üblichen Etappenvorbereitungen spazierte er heute noch ins Wettbüro und plazierte 20 € auf Jerdona. Er würde nicht unbedingt die Etappe gewinnen, aber Gold holen. Oder stand heute ein großes Solo bevor, nachdem er auf der letzten Etappe Blut geleckt und gesehen hatte, das er sie alle distanzieren konnte... ? Das war die Frage, aber er glaubte es nicht. Die Quote auf jedenfall glaubte auch an Zeres, was ihn nicht unbedingt freute, aber er wettete ja eher aus Überzeugung.
Die Etappe lief an wie üblich. Laiseka griff an und fuhr mit einer Gruppe dem Ziel entgegen, staubte Bergpunkte ab und beteiligte sich kaum noch an der Führungsarbeit nach dem vorletzten Berg. Die Gruppe flog dann auch relativ schnell auseinander als die Fahrer, die sich Chancen auf den Tageserfolg ausrechneten, angriffen. Laiseka ließ sich zurückfallen in ein Feld, in dem Illes Baleares das Tempo machte.
Zeres war heute wieder recht frisch, und so konnte er die ersten Attacken der Favoriten gut mitgehen. Leipheimer eröffnete die Reihe, Cunego versuchte es kurz darauf ebenfalls. Illes Baleares verschärfte beide Male das Tempo, offensichtlich nicht wollens, Mancebo in Gefahr geraten zu lassen. Als kurz darauf Heras attackierte, half jedoch nichts. Der Spanier wirkte wieder einmal stark in seiner Heimat, den Bergen. Jerdona musste ihn im Gesamtklassement nicht fürchten, worüber er froh war. Aitor hatte diesen Luxus nicht, konnte aber einfach nicht reagieren. Der ursprüngliche Teamkapitän war wiedereinmal am Ende der Gruppe. Noch vor wenigen Tagen, als die Spitzenposition im Team noch zur Disposition stand, hätte Zeres sich darüber gefreut, nun aber hieß es für ihn: alleine gegen alle. Und das war hart.
Denn da war schon der Angriff von Mancebo. Sein Team hatte genug gearbeitet und er wollte wohl schauen, ob er sich weiter nach vorne würde arbeiten können. Popovych stieg hinterher, Leipheimer, Cunego und auch Garzelli. Er musste reagieren. Die Leichtigkeit von eben war weg, dafür hatte Illes Baleares gesorgt. Aber immer noch fühlte er sich recht gut.

"Zeres steigt hinterher."
"Das sieht elegant aus. Die anderen quälen sich davorne und er steigt hier so locker leicht den Berg hoch. Wenn der nicht gleich noch einen oben drauf setzt..."
"Heras schaut sich schon um, gleich ist er wieder eingeholt. Die anderen wollen ihn nicht ziehen lassen. Denn wenn er einmal in den Bergen weg ist muss man, auch mit 6 Minuten Vorsprung, noch auf ihn achten."

Heras reihte sich am Ende der Gruppe ein. Aber er sah garnicht so fertig aus, wie Jerdona es vermutet hätte. Der würde es heute sicher noch ein paar mal probieren. Hinter ihnen fand jetzt Botero wieder Anschluss. Mancebo nahm die Beine hoch, die anderen arbeiteten auch nicht am Limit. Zeit für Initiative!
Jerdona versuchte es selber und sprintete von hinten an der Gruppe vorbei.

"Und er schaut sich schon wieder um. Das war kein besonders ernsthafter Versuch, wahrscheinlich wollte er nur Botero distanzieren um heute abend vielleicht Gold zu bekommen."
"Sein Stil stimmt schon mal. Wieder diese Lockerheit aus der Hüfte. Andere fahren hoch, er tanzt quasi aufwärts. Aus der Hüfte schwingt er das Rad.."
"Jetzt werden deine Vergleiche aber ein bisschen haarig. Aber grundsätzlich hast du Recht, er ist schon ein Stilist am Berg"

Mancebo war sofort wieder an ihm dran, Cunego konnte er dahinter noch erkennen... Sollten die doch die Arbeit machen. Grade Cunego musste ja einiges gutmachen. Aber wo war Popovych? Da kam er schon wieder heran. Die Gruppe war nur kurz auseinandergeblättert. Jetzt griff Cunego schon wieder an.

"Wahnsinn, auch er am Berg eine Bank. Er will sich wohl für den Giro revanchieren, was ihm auch gelingt. Mancebo kann folgen, aber Zeres muss eine Lücke lassen."
"Soweit ist es aber garnicht mehr bis oben, vielleicht hat der Baske da Glück gehabt. Jetzt muss er aber erstmal den Rückstand eindämmen"

Heras, Popovych, Leipheimer und Garzelli waren wieder bei ihm. Und jetzt musste er arbeiten, um die beiden vorne nicht wegzulassen. Popovych half mit, aber trotzdem war es ein scheiss Gefühl, nur zu fahren, um den Rückstand einzudämmen, eine Niederlage abzuschwächen. Als er sich nochmals umdrehte, wurde ihm bewusst, das Botero ja garnicht mehr dabei war! Es würde also nicht unbedingt eine Niederlage werden...

"Noch einen Kilometer und Zeres will die beiden vorne einfach nicht weglassen. Klar, es geht für ihn ja um jede Sekunde im Gesamtklassement, vor allem gegenüber Botero."

Die Zuschauer um ihn herum schrien ihn förmlich hoch, hinauf nach 'Lagos de Covadonga'. Noch wenige Meter... Hinter ihm versuchte es jetzt Heras. Der dritte Platz aber gab natürlich noch Bonussekunden. Jerdona gab noch einmal alles, die letzte Kurve. Der Zielstrich war zu sehen, jetzt war er wieder dran an Heras.

"Ein ganz knapper Sprint, und... Zeres war glaube ich vorne"
"Aber schau mal auf die Zeit. Nur 13 Sekunden hat er verloren. Wahnsinn. Ich dachte schon, es würde richtig schmerzhaften für ihn werden, als er die beiden ziehen lassen musste."
"Das mit dem goldenen wird aber verdammt knapp, da kommt Botero. Die Uhr zeigt erst 50 Sekunden. Im Klassement führt er noch mit 59 vor Zeres, der ja 13 Rückstand hat."
"Das wird eine ganz knappe Kiste, jetzt sprintet er nochmal..."
"1:05, das hat nicht gereicht für Zeres. Nur um einige Sekunden..."
"Du vergisst die Bonussekunden..."

Tobias wusste nicht, ob er jubeln sollte oder nicht. War es Gold? Die Gewissheit kam erst nach einigen Minuten. Um eine Sekunde! Aber es reichte. Eine Sekunde Vorsprung von Jerdona Zeres auf Santiago Botero. Er war um 8 € reicher!

Jerdona selbst erhielt die frohe Nachricht erst durch einen Reporter. Auf dem Weg zur Siegerehrung, zu der er ja als bester Jungprofi musste, traf er noch Laiseka, dem er natürlich ersteinmal zum tollen Ritt heute gratulierte. Der alte Knabe hatte noch Reserven, von denen nur wenige geahnt hatten...
Auf einmal stürzten die Reporter auf ihn zu und fragten ihn, wie er sich als neuer Gesamtführender fühle. Erst als ihm ein Reporter ihn das Ergebniss vorgerechnet hatte, konnte er es fassen. Im goldenen Trikot! Wahnsinn! Er hatte es tatsächlich geschafft!

Etappenergebniss
1 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 4h19'02
2 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA s.t.
3 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 13
4 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH s.t.
5 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
6 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI s.t.
7 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
8 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'05
9 Denis Menchov RABOBANK + 1'40
10 Carlos Sastre TEAM CSC + 1'56

Gesamtklassement
1 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 54h04'10
2 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 1
3 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 35
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 1'29
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 5'22
6 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 5'47
7 Carlos Sastre TEAM CSC + 8'21
8 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 8'34
9 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI + 9'25
10 Alejandro Valverde ILLES BALEARS + 9'29

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 163
2 Tom Boonen QUICKSTEP 111
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 96
4 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 95
5 Oscar Freire RABOBANK 93

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 78
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 70
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 63
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 58
5 Francisco J. Lara Ruiz T-MOBILE TEAM 42[/b]

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Beitrag: # 322675Beitrag arkon
14.12.2005 - 23:43

10. September 2005

Die Party hatte direkt angefangen, nach dem es offiziell war. Noch während Jerdona oben auf dem Podium stand und sein erstes goldenes Trikot entgegen nehmen konnte knallten die ersten Korken. Ein wenig schüchterner als sonst wirkte der junge Baske im Zentrum des Interesses der Öffentlichkeit. Er hatte zwar schon öfter das Podium auch bei dieser Vuelta besteigen dürfen, aber noch nie war er als Gesamtführender geehrt worden. Der Gedanke, den er noch nicht einmal formuliert hatte, raubte ihm den Atem. So richtig geniessen konnte er es noch nicht, zu frisch waren noch die Erinnerungen an die Strapazen der Strecke, an den Kampf den Berg hinauf. Zu deutlich stand ihm noch vor Augen, wie knapp es gewesen war. Nicht nur gegen Botero, auch Mancebo, Popovych... all die anderen hätten ihn jederzeit angreifen und schlagen können.
Ein wenig unbeholfen nahm er die Glückwünsche entgegen und tappste nach hinten, wo er von seinem Team in Empfang genommen wurde. Eine Runde Sekt durften sich alle erlauben an diesem Tag. Viele Reporter drängten sich um sie herum, Fotoapparte, Kameras, Mikrofone... und alle waren da, alle gratulierten sie ihm.
Langsam begann sich seine Unbeholfenheit zu lösen und die Freude überollte ihn. Während die anderen noch tranken, lachten und ihm immer wieder auf die Schultern klopften grinste er in sich hinein. Was für ein Tag!
Tobias hatte ihm auch noch gratuliert und ein kurzes Interview bekommen. Der Deutsche würde heute abend ganz sicher wieder bis spät in die Nacht saufen. Sollte er! Morgen würde er kein Trikot zu verteidigen haben.
"Lagos de Covadonga", das war heute das Zauberwort. So manche Runde wurde geleert auf den Berg, der Jerdona zum Sieg verholfen hatte. Und wieder hatte er seine Fachkenntnisse unter Beweis stellen können, was ihm neben dem Wettlohn auch einige Runden an diesem Abend einbrachte, ganz zu schweigen von der hübschen Spanierin die sich brennend für seine Interviews interessierte...

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Beitrag: # 322677Beitrag arkon
15.12.2005 - 0:34

11. September 2005, Valgrande Pajares
15. Etappe Vuelta a Espana

Die heutige Etappe würde schon den ersten Test mit sich bringen. Nur wenn er heute Gold verteidigen könnte, würde er in den nächsten Tagen auf den Flachetappen seinen Sonderstatus geniessen können. Erst die Arbeit... Der Tag verlief eigentlich ganz normal, bis er runter zum Frühstück kam. Es waren Fotografen da, Reporter, die schon erste Interviews vor dem Essen machen wollten. Jerdona konnte nicht einfach nein zu ihnen sagen, aber fasste sich sehr kurz, bis er schließlich gegessen hatte. Das Mannschaftsbriefing war auch umlagert, aber alle Presseleute wurde nach draussen geschickt. Natürlich war heute nur Gold wichtig, aber auch Laiseka würde es wieder versuchen. Einige Fahrer sollten versuchen, mitzugehen, falls sie sich gut fühlten, um den mittlerweile etwas angeschlagenen Roberto zu unterstützen. Für ihn dagegen würde der Tag, zumindest taktisch, einfach werden: Keinen wegfahren lassen.
Auch das Einschreiben war heute anders. Die Menge tobte fast, als er nach oben stieg und wieder wollten viele Fernsehteams eine Einschätzung der Etappe von ihm. Die gab er doch gerne. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt und nachdem er gestern abend noch etwas unbeholfen gewirkt haben musste, hatte er nun schon etwas Routine vor den Kameras. Heute abend würde er wohl noch etwas trainieren können, dachte Jerdona grinsend, während er auf sein Rad stieg. Na dann mal an die Arbeit!
Roberto konnte sich wieder absetzen, allerdings führte das Feld so kräftig nach, das auch Egoi und Iker ihn nicht wegfahren konnten. Wahrscheinlich war ihnen eine Ausreissergruppe mit drei Euskaltelfahrern zu gefährlich. Andererseits konnte sich auch Liberty Seguros durch Heras Chancen auf das Bergtrikot ausrechnen. So blieb das Feld bis zum ersten Berg zusammen, wo Roberto es nocheinmal versuchte. Samuel Sanchez musste diesmal mitgehen und tatsächlich schafften es die beiden diesmal, eine Gruppe mit Giuseppe Guerini zu bilden. Gemeinsam überquerten sie dann die restlichen Berge, wo Roberto jedesmal sich die Bergpunkte schnappen konnte. Guerini versuchte zwar, in den Schlussanstieg hinein zu attackieren, das Feld hatte aber mal wieder das Tempo angezogen. Liberty gab gemeinsam mit Illes Baleares Gummi, so dass schnell einige Fahrer reissen lassen mussten.
Popovych eröffnete heute 7 km vor dem Ziel die Reihe der Angriffe. Jerdona konnte nicht direkt reagieren. Die letzten Tage machten sich jetzt doch bemerkbar und die Spritzigkeit, die er bei den letzten beiden Bergankünften noch gehabt hatte, war verschwunden. Würde er schon heute Lehrgeld zahlen müssen?

"Heras und Mancebo steigen hinterher, die anderen Favoriten bleiben auch sitzen. Menchov und Botero machen jetzt vorne das Tempo, aber die beiden sind schon weit weg"
"Heras sieht heute wirklich stark aus. Er will es mal wieder wissen. Wenn das Zeitfahren nicht gewesen wäre, dann wäre er wohl kaum zu schlagen bei dieser Vuelta"
"Zeres, der in den letzten Tagen der einzige war, der Heras etwas entgegenzusetzen hatte, bleibt auch weiterhin hinten sitzen"
"Naja, der Berg ist noch lang. Vielleicht kann er nocheinmal Anschluss finden. Aber zumindestens Mancebo ist brandgefährlich und nach dem gestrigen Sieg ein ernsthafter Anwärter auf den Gesamtsieg"

Er schob sich an die Spitze der Gruppe. Selber konnte er die Berge immer noch besser hochfahren als am Hinterrad von anderen. Und seine brutalen Tempowechsel würden, mit etwas Glück, Botero schwer zu schaffen machen, der immer noch hinter ihm lauerte. Gestern war der Phonak-Profi garnicht so schlecht gefahren, eventuell konnte er heute einen Coup landen...
Er dachte zuviel nach. Fahren, er musste fahren. An der nächsten steilen Rampe würde er sein Glück versuchen, auch von der Spitze der Gruppe weg.

"Angriff von Zeres. Der will sich noch nicht geschlagen geben und erst Recht nicht seine Konkurrenten hier hoch ziehen"
"Oh, und schau mal, da ist direkt ein Riesenloch. Botero versucht nocheinmal, etwas drauf zu geben, aber der ist fertig"
"Botero gefällt mir aber von Tag zu Tag besser. Möglicherweise schafft er ja ein Comeback im letzten Zeitfahren"
"Möglich ist alles, aber so, wie Jerdona Zeres hier den Berg hochfliegt, ist es nicht sehr wahrscheinlich"
"Er ist ja schon an Popovych dran. Der Ukrainer war von Heras und Mancebo schon überrollt worden"
"Überrollt ist ein gutes Stichwort, so sieht das jetzt nämlich auch von Zeres aus. Popovych hat garnicht die Möglichkeit, sein Tempo anzugleichen. Noch ehe er richtig realisiert hat, wer da eben vorbei ist, ist Jerdona auch schon weg"
"Der Baske sieht wieder richtig stark aus. Jetzt wären mal Zeitabstände ganz interessant"

"Noch 2 km, du bist 15 Sekunden hinter Heras und Mancebo, Popovych hat schon gut 40 Sekunden Rückstand auf die beiden und die Gruppe mit Botero liegt nochmal rund 10 Sekunden dahinter" dröhnte es durch seinen Kopfhörer. Emanuell lehnte sich schon wieder aus dem Auto, um ihn nach oben zu brüllen. Er war wieder im Spiel und konnte heute sein Trikot verteidigen!

"Jetzt erreicht Zeres die Spitzengruppe. Mancebo sieht nicht mehr all zu gut aus, aber Heras scheint noch immer für neue Taten zu haben"
"Der letzte Kilometer kommt in Sicht und die Dreiergruppe vorne scheint sich mit über einer Minute einen Recht stabilen Vorsprung erarbeitet zu haben"
"Hinten gibt es einen Angriff. Dennis Menchov versucht da, abzuhauen. Er ist nicht in den Top 10, könnte sich heute aber durchaus heute dahin verbessern"
"Und auch vorne tut sich was. Heras forciert nochmal das Tempo"

Verdammt, das tat weh. Seine Beine spürte er kaum mehr, alles, an das er denken konnte, war der verdammte Zielstrich. Heras fuhr alleine vorne weg, aber schien sich etwas übernommen zu haben. Ein kurzer Blick zurück, Mancebo war nicht mehr da! Wieder eine Gelegenheit, Zeit gut zu machen. Heras war erreicht, aber heute würde er ihn wohl nicht mehr angreifen können. Mit scheinbar letzter Kraft pumpte Roberto den finalen Anstieg zum Ziel hoch und fuhr seinen verdienten Etappensieg ein. Sollte er doch. Jerdona hatte Gold verteidigt!

"Einfach fantastisch. Da kommt er einfach zur Vuelta, ihn kennt keiner, absolut niemand rechnet mit ihm. Und dann holt er sich nicht nur das goldene Trikot, sondern verteidigt es heute auch noch so souverän"
"Beeindruckend fand ich vor allem die Coolness, mit der er Mancebo und Heras wieder aufgefahren hat und dabei seinen direkten Konkurrenten abschütteln konnte. Fantastisch!"
"Wird er die Vuelta gewinnen?"
"Daür ist es noch ein bisschen zu früh. Er hat auf jedenfall alle Chancen, aber ob er sie auch nutzen kann, wird sich noch zeigen. Es gibt noch einige schwere Bergetappen und dann noch das Abschlusszeitfahren. Wir werden sehen. Aber den Fehler, ihn zu unterschätzen, wird hier so schnell keiner machen."

Etappenergebniss
1 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 4h53'52
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
3 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 14
4 Denis Menchov RABOBANK + 1'13
5 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'26
6 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
7 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA s.t.
8 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
9 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'11
10 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.

Gesamtklassement
1 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 58h57'50
2 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'39
3 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 1'47
4 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'13
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 5'14
6 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 8'10
7 Carlos Sastre TEAM CSC + 9'59
8 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 10'12
9 Denis Menchov RABOBANK + 11'32
10 Alejandro Valverde ILLES BALEARS + 12'59

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 163
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 115
3 Tom Boonen QUICKSTEP 111
4 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 96
5 Oscar Freire RABOBANK 93

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 122
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 95
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 93
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 78
5 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI 50


Darf ich hier nochmal um Feedback bitten? Was denkt ihr von Jerdona, dem Team, Julian, Tobias... Sind es zuviele/zu wenige Charaktere? Was denkt ihr vom Teamwechsel/dem Streit? Ich muss echt wissen, ob das Teil so rüberkommt, wie ich mir das denke. büddää

slomi
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Beitrag: # 322700Beitrag slomi
15.12.2005 - 13:46

also: hab deine AAR jezz immer gelesen und kann mich gar nicht mehr lösen von ihr! echt spitzen arbeit. das mit dem streit ist perfekt gelungen bin schon gespannt ob sich da noch was tut :wink:
schade find ich es nur dass fabian schmidt und Zeres sich bei der vuelta nicht messen konnten. was stellst du dir eigentlich für werte(RMP) vor? denn um mit heras & co am berg mitzugehn kann er nicht so schlecht sein.

slomi

Barnetta
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Beitrag: # 322702Beitrag Barnetta
15.12.2005 - 14:08

Bin ja mal gespannt ob die 1:39 auf Botero im letzten EZF reichen.
Oder ob Jerdona vorher nochmal attackiert um Botero Zeit abzunehmen?
ich bin gespannt

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arkon
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Beitrag: # 322711Beitrag arkon
15.12.2005 - 14:59

danke jungs, das motiviert doch schon viel mehr ;)

das mit zeres und schmidt... hehe, selbstverständlich geplant und beabsichtigt und bei der vuelta... lasst euch überraschen *g*

die werte sind natürlich mehr als ganz gut, wollte ja auch nen spitzenfahrer haben. das wird kein aar über einen neoprofi, sondern über einen spitzenfahrer. ich lass mir gerne ankreiden, dass das zu sehr nach cunego riecht.

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arkon
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Beitrag: # 322742Beitrag arkon
15.12.2005 - 19:32

Bild
12. September 2005

Zeres neuer Held der Basken
Etappensieg für Heras - Zeres weiter in Gold

Bei der Vuelta haben die Basken ihren neuen Helden. Jerdona Zeres verteidigte gestern souverän sein goldenes Trikot und schob sich damit in die Position des Topfavoriten bei der diesjährigen Ausgabe der Spanienrundfahrt. Auf der letzten Bergankunft der Vuelta legten Heras und Mancebo in der Schlusssteigung den ersten gefährlichen Angriff hin. Popovych war schon zuvor ausgebüchst, konnte aber nicht so recht wegfahren.
Zeres führte die Gruppe der verbliebenen Favoriten eine Zeitlang an und setzte sich dann mit einem kurzen, trockenen Antritt von der Spitze weg ab. Popovych hohlte er recht schnell zurück und auch der Weg zu Heras und Mancebo schien für ihn kein Problem zu sein.
Zusammen nahmen die drei Fahrer die letzten Kilometer in Angriff, bis kurz vor dem Ziel Mancebo den Preis für seine offensive Fahrweise zahlen musste und zurückfiel. Zeres nutzte die Gelegenheit, auf den Rivalen weiter Zeit gut zu machen und erhöhte nocheinmal die Schlagzahl. Den Etappensieg überließ er schließlich kampflos Heras, der im Gesamtklassement keine Gefahr darstellt. Die Basken längs der Strecke feierten ihren Helden gebührend und stürmten den Zielbereich.
Zeres ist im Dritten Jahr Profi bei Euskaltel und konnte Anfang des Jahres bei Lüttich-Bastogne-Lütttich zum ersten Mal auf sich Aufmerksam machen. Seitdem geht seine Karriere steil bergauf.
[...]

Fabian legte die Zeitung weg. Er freute sich für Jerdona. Ein weiterer Jungprofi, der ihm zeigte, wohin sein Weg in den nächsten Jahren wohl führen könnte. Aber davor standen eine Reihe weiterer Ziele.
Der Sturz war zum Glück glimpflich verlaufen, sein Helm hatte ihn wahrscheinlich das Leben gerettet. Neben Prellungen und Schürfungen hatte er sich nur seine linke Hand schwer umgeknickt. Die Verletzung waren aber mittlerweile auskuriert, so dass das Training weitergehen konnte.
Die wunderbare Nachricht war erst vor einigen Tagen eingetroffen: Trotz des Sturzes und der verpassten Vuelta glaubte der deutsche Radsportverband an ihn und schickte ihn als einen von zwei Zeitfahrern bei der Weltmeisterschaft auf die Strecke! Offensichtlich hatte er sie mit seinen Leistungen bei der Tour überzeugt, und auch sein harter Trainingsplan könnten dazu beitragen. Ausserdem sah die Personaldecke dieses Jahr recht dünn aus. Kein Uwe Peschel, kein Jan Ullrich, kein Jens Voigt... die meisten Topzeitfahrer hatten abgesagt, was ihm aber ganz gelegen kam. Nun bekam er doch noch eine Gelegenheit, diese Saison erfolgreich abzuschliessen!

Honcharfan
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Beitrag: # 322746Beitrag Honcharfan
15.12.2005 - 20:00

Klasse AAR!!!
Glaube schon das die 1'39 für Zeres ausreichen, das Goldtrikot verleiht ja bekanntlich Flügel :D

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arkon
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Beitrag: # 322853Beitrag arkon
16.12.2005 - 17:01

11. September 2005, La Granja de San Ildefonso
17. Etappe Vuelta a Espana

Heute würde es nochmal hart werden. Nach einer einfachen Flachetappe, die McEwen für sich entscheiden konnte, stand heute die vorletzte Bergetappe an, bevor dann in dem letzten Zeitfahren die Entscheidung fallen würde. Dann galt es. Würde der Vorsprung reichen? Konnte Mancebo oder Popovych nochmal in den Bergen angreifen, würde Botero im Zeitfahren den Vorsprung zufahren, oder bestand für Heras doch noch eine Möglichkeit, vorne mitzumischen? Fest stand, das es heute nicht so einfach Abstände geben würde wie noch vor zwei Tagen, denn der letzte Berg lag 22 km vor dem Ziel. Nur ein entschlossener Angriff würde eine Entscheidung herbeiführen.
Der Anfang des Tages gehörte wie schon zuvor dem Kampf um das Bergtrikot. Roberto Laiseka hatte sich mittlerweile so weit abgesetzt, das nur die Klassementfahrer ihm noch gefährlich werden konnten. Daher hatte man sich daran gewöhnt, das er in den Ausreissergruppen mitfuhr. Heute begleitete ihn Lopez de Munain. Am ersten Berg war es noch etwas schwierig, die Gruppe zu etablieren, aber bald hatten sie eine stabile Fluchtgemeinschaft, die auf bis zu 8 Minuten wegfuhr.
Der Etappenverlauf wurde von vielen weiteren Attacken aufgelockert, die jedoch alle nicht so recht fruchteten. Die Spitzengruppe fuhr, nicht zuletzt aufgrund der tatkräftigen Mithilfe der beiden vorne vertretenen Euskaltelfahrern, mit 2 Minuten in den letzten Berg hinein, die jedoch bald verpufften.
Heras wollte es heute schon wieder wissen. Wenn es schon nicht der Gesamtsieg sein konnte, dann doch wenigstens so viele Etappenerfolge wie möglich. Und er konnte sich schon recht bald von dem Feld absetzen. Mancebo und Popovych übernahmen jetzt das Ruder und zogen richtig am Horn. Jerdona fühlte sich nicht mehr so wohl und stark wie bei den letzten Etappen, aber er konnte unmöglich Schwäche zeigen, das würde seine Widersacher nur noch mehr anstacheln, ihn anzugreifen.Er hielt sich am Ende der Gruppe und trat etwas unrund in die Pedale. Langsam kämpfte er sich weiter nach vorne, versuchte, seine großen Anstrengungen zu verbergen.
Er winkte das Begleitfahrzeug heran und bekam eine Flasche in die Hand. Emanuell war heute krank, ein Begleiter, den Jerdona nicht näher kannte, hatte das Auto übernommen und feuerte ihn kurz an. Das war auch nötig, denn Popovych versuchte es vorne gerade mit einem Antritt. Sofort waren Mancebo und Cunego dran, die anderen mussten kämpfen. Auch Jerdona hatte zu beissen, konnte sich aber wieder dran beissen.
Als er sich umschaute, konnte er Botero noch erkennen. Der ließ sich heute wohl nicht mehr abschütteln, verdammt. Er drehte sich wieder nach vorne um und wollte an die Spitze der Gruppe fahren, als er merkte, das seine Beine sich nun wirklich schwammig anfühlten. Er schaltete runter, aber konnte trotzdem nicht die Frequenz beibehalten. Mit aller Kraft versuchte er, den anderen hinterher zu fahren, aber es ging nicht. Sterne erschienen vor seinen Augen und er hatte das Gefühl, ins Leere zu fallen.

"Jerdona Zeres muss abreissen lassen. Olala, das sieht nicht allzu gut aus. Da kam wohl der Mann mit dem Hammer"
"Und vorne sehen sie das jetzt natürlich und treten nochmal kräftiger in die Pedale. Das wird jetzt ganz hart für ihn"

Und weg waren sie. Kaum war die Lücke da, war die Gruppe auch schon ausser Reichweite. Jetzt war er auf sich alleine gestellt. Den Rückstand klein halten, das war jetzt die Maxime. Langsam quälte sich Jerdona die Höhenmeter empor. Keiner aus seinem Team war in der Nähe. Aitor hatte schon lange reissen lassen, und wenn er ihn oder Haimar nochmal wieder sah, dann war dass das Aus für den Gesamtsieg.

"Jerdona Zeres, so souverän er in den letzten Tagen auch wirkte, nun muss er wirklich beissen. Glück für ihn, das der Gipfel nicht mehr weit ist. Heras ist schon darüber hinweg, rund 30 Sekunden dahinter die Gruppe der Favoriten."

Der Gipfel, endlich! Nun musste er nur noch ins Tal. Die Jagd begann. ER fuhr mit Valverde, Honchar und Leipheimer, musste aber auch anerkennen, das sie ihn vielleicht in der Abfahrt noch abhängen würden. Was war nur los mit ihm? Eben noch hatte er, wenn auch nicht gut, aber trotzdem mithalten können und von einem Moment auf den anderen brach er völlig ein. Nur weiter nach vorne.

"Auch die Gruppe um Valverde lässt jetzt Zeres hinter sich. Vorne weiter Heras, auf den der junge Baske nun rund eine Minute Rückstand hat. Das wird hart, wenn er jetzt noch weiter einbüßt. Gold ist in Gefahr!"

Atemlos verfolgte Tobias das Schauspiel, das sich ihm auf den Bildschirmen bot. Eben noch hatte Jerdona gut gewirkt, das Ziel schon vor Augen, doch auf einmal musste er so stark zurückstecken. Was war nur los? Und würde es vielleicht im Ziel reichen?

"Heras im Ziel. Ein großartiger Sieg für ihn. Er ist der dominierende Bergfahrer dieser Vuelta. Was wäre nur ohne seine Stärke im ersten Zeitfahren gewesen?"

Der letzte Kilometer. Er war mittlerweile mit Guerini, Jaksche und einigen anderen Fahrern in einer Gruppe. Nocheinmal alles geben, noch war nichts endgültig verloren.

"Und Zeres ist im Ziel. Die Uhr zeigt 2'23. Das wars für ihn, zumindest für heute. Gold ist weg. Aber wer hat es gewonnen?"
"Ein enges Ding zwischen Botero und Mancebo. Um ein paar Hunderstel kann Mancebo das Trikot übernehmen. Fast gleichauf liegen die beiden Fahrer nun an der Spitze des Klassements. Und ingesamt 4 Fahrer innerhalb von einer Minute. Heute hat zwar Zeres seinen Vorteil verloren, aber die Vuelta scheint auch weiterhin offen."

Er fühlte sich hundeelend. Das weiße Trikot hatte er immer noch, aber Gold um 8 Sekunden verloren. Was war mit ihm passiert? Er hatte noch eine Etappe, um herauszuholen, was drin war. Würde es reichen, und noch viel wichtiger, konnte er auch im Zeitfahren bestehen?
Selten hatte das Publikum wohl so einen enttäuschten Fahrer auf dem Siegerpodest gesehen wie Jerdona heute. Aber nach Feiern war ihm wahrlich nicht zumute.

Etappenergebniss
1 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 3h55'45
2 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 36
3 Francisco Mancebo ILLES BALEARS s.t.
4 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
5 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
6 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI s.t.
7 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
8 Denis Menchov RABOBANK s.t.
9 Alejandro Valverde ILLES BALEARS + 1'33
10 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
11 Serhiy Honchar DOMINA VACANZE s.t.
12 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 2'23

Gesamtklassement
1 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 66h33'45
2 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
3 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 8
4 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 34
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 2'39
6 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 7'28
7 Carlos Sastre TEAM CSC + 8'20
8 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 8'21
9 Denis Menchov RABOBANK + 9'53
10 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI + 11'59

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 191
2 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 124
3 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 119
4 Tom Boonen QUICKSTEP 111
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 102

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 144
2 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 109
3 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 103
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 90
5 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM 54

CSC
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Beitrag: # 322854Beitrag CSC
16.12.2005 - 17:03

Boah die ersten 4 innerhalb 34 Sekunden und die ersten 3 innerhalb 8 Sekunden! Da geht doch noch einiges =)
Wahnsinnig Spannend!
ALLEZ TEAM CSC

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Beitrag: # 322855Beitrag T-MobileFan
16.12.2005 - 17:07

Ich denke, dass Zeres nicht so ein guter Zeitfahrer wie Botero ist und dieser eben die Vuelta gewinnen wird. Wird aber noch knapp zwischen Mancebo, Zeres und Popovych um den 2. Platz..
Ob wir siegen oder verlieren, wir stehen immer hinter dir!

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arkon
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Beitrag: # 323002Beitrag arkon
17.12.2005 - 19:44

Bild
Held der Basken stürzt
Zeres verliert Gold - Heras mit drittem Etappensieg - Mancebo neuer Führender

Auf einer dramatischen Etappe hat Jerdona Zeres sein Goldtrikot verloren. Auf dem letzten Berg, dem Puerto Navacerrada, brach er nach einer Attacke von Roberto Heras zusammen und verlor im Ziel 2:23 Minuten. Heras fuhr derweil mit einem tollen Solo zum seinem dritten Etappenerfolg bei der diesjährigen Vuelta und stellte damit erneut seine tolle Form unter Beweis. Mancebo, Botero und Popovych kamen derweil 36 Sekunden hinter dem Vorjahressieger ins Ziel. Mancebo übernahm durch die Zeitgutschriften im Ziel um Bruchteile einer Sekunde das goldene Trikot vor Botero. Insgesamt liegen nach der heutigen Etappe 4 Fahrer innerhalb von 34 Sekunden. Wir dürfen uns also auf ein spannendes Finale bei der Vuelta freuen.
Ungeklärt bleibt einzig und alleine der Grund des plötzlichen Einbruches. Auf der Verfolgung von Roberto Heras befand er sich in einer Gruppe mit den anderen Favoriten als er platzte und den Anschluss verlor. Nach der Etappe bekundete er selber Ratlosigkeit. Im einzigen kurzen Interview, das er nach der Etappe gab, sprach er von einer "plötzlichen kraftlosigkeit. Meine Beine waren wie Gummi, ich konnte mich anstrengen, wie ich wollte, die Pedale haben sich nicht mehr gedreht" Den Jungstar kostete dieser Einbruch das schon sicher geglaubte goldene Trikot. Morgen und im Zeitfahren hat er aber noch zwei Möglichkeiten, um seine Platzierung zu verbessern.

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arkon
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Beitrag: # 323018Beitrag arkon
17.12.2005 - 22:07

12. September 2005, Avila
18. Etappe Vuelta a Espana

Er hatte den Kampf angekündigt. Angriff ohne Kompromisse. Heute war seine letzte Gelegenheit. Was ihn auch gestern gehemmt hatte, sei es eine mentale Schwäche, Dehydrierung, Hungerast, Erschöpfung oder etwas ganz anderes, heute morgen war es weg. Er fühlte sich stärker als jemals zuvor. In einem letzten Interview vor dem Start hatte er heute eine Generalattacke angekündigt.
Das Wetter heute war diesig. Tiefhängende Wolken und Nieselregen stellten heute die erste Ausnahme vom ansonsten ausgesprochen sonnigen Wetter da. Für die Schlusssteigung war Nebel angekündigt. Das würde ein Segen sein, wenn das Tempo richtig hart wurde.
Die Mannschaft stand geschlossen hinter Jerdona. Heute zählten einzig und alleine seine Aussichten im Gesamtklassement. Roberto hatte sein Bergtrikot schon gesichert und so fuhren sie jeden Berg hinauf ein Wahnsinnstempo. Ein gutes Indiz dafür die zerschlagenen Angriffsversuche, z.b. von Marius Sabaliauskas, der ja nicht zu den schlechteren Bergfahrern zählte und direkt zwei mal wegsprang und beide male von den Basken zurückgeholt wurde.
Da heute die letzte gute Gelegenheit für Kletterer war, einen Etappensieg zu holen, versuchten zahlreiche Fahrer, trotz des hohen Tempos, wegzuspringen, unter anderem Cadel Evans und Levi Leipheimer. Doch auch diesen exzellenten Kletterern sollte kein Erfolg beschieden sein. Haimar, Aitor und Roberto fuhren mit einem Wahnsinnstempo in den letzten Berg, den Puerto de Navalmoral, hinein. Jerdona brauchte nicht mehr wirklich anzutreten, die meisten Konkurrenten waren schon versprengt. Die Überreste des Feldes versuchten natürlich sofort, wieder Kontakt mit ihm herzustellen, doch die Lücke war schon da. Er war alleine auf dem Weg zum Etappenziel.
Im Gegensatz zu gestern fühlte er sich heute wirklich frisch und pulste locker den Berg hoch. Über den Funk höhrte er das einzig und alleine Mancebo von den Mitfavoriten angriff. Der Sieg war also in Reichweite.

"Ein unglaubliches Solo, das Zeres da hinlegt. Auferstanden von den Toten, wie Ullrich 98 bei der Tour. Aber anders als Ulle hat er im Gesamtklassement nur 8 Sekunden Rückstand. Höchstspannung ist angesagt."
"Und Mancebo geht hinterher, der will seinen Vorsprung auf Biegen und Brechen verteidigen. 10 Sekunden beträgt jetzt sein Rückstand, das ist durchaus noch aufzuholen"
"Für die anderen stimmt das aber nur bedingt. Botero lässt seine Helfer arbeiten, Perdiguero und Pereiro sind noch an seiner Seite. Heras und Popovych bleiben sitzen, ihnen fehlt wohl mittlerweile die Kraft, noch zu kontern. Die letzten Tage waren extrem anstrengend, da macht sich das doch bemerkbar"

Mancebo war jetzt in Sichtweite. Er fühlte ihn, während er nach und nach näher kam. Offensichtlich würde er ihn heute nicht fahren lassen. Eigentlich... war das garnicht so schlecht. Er hatte Francisco schon im ersten Zeitfahren geschlagen, warum das nicht nochmal wiederholen? Und zu zweit ließ sich so eine Flucht leichter bewerkstelligen, es waren ja noch einige Kilometer ins Ziel vom Gipfel aus.
Jerdona nahm kurz heraus und ließ seinen Gegner herankommen. Mancebo quälte sich schon in seiner typischen Haltung mit dem geneigten Kopf den Berg hinauf. Im Sprint würde er alle Chancen haben. Aber andererseits war er nicht der erste, der sich von dieser angestrengten Haltung in die Irre führen ließ...

"Da hat er ihn erreicht. Zeres hat damit einen Fluchtgefährten, und eigentlich kann ihm das ganz Recht. Er hat immerhin nur 8 Sekunden Rückstand im Gesamtklassement, mit den Bonussekunden würde er sich heute also ganz knapp das goldene zurückholen."
"Ja, und zu zweit haben sie sicher in der Abfahrt ins Ziel einen Vorteil. Die anderen Favoriten immerhin sind in einem Feld unterwegs und könnten so eventuell das Loch nochmal zufahren"
"Ein Loch, das jetzt über 1:30 groß ist. Die Attacke scheint damit zumindest möglich zu sein"

Er trat wie ein verrückter in die Pedale. Die andauernden Tempowechsel, die er beherrschte, machten Mancebo zu schaffen. Sein Gegner versuchte garnicht erst, anzugreifen, und auch die Führungsarbeit blieb an Jerdona hängen. Aber das kam ihm gerade gelegen, konnte er doch so sein Tempo fahren und musste sich nicht anpassen.
Die Zuschauer drängten auf die Strasse und er musste aufpassen, den Mittelstreifen nicht aus den Augen zu verlieren, der ihm als einzige Orientierung diente, wo es nach oben ging. Das Motorrad, das vorneweg fuhr, war viel zu weit weg, als das es die Leute davon abhalten könnte, vor ihm auf die Strasse zu springen. Er sah einige Male seinen Namen auf der Strasse, die Leute brüllten "Jerdona, Jerdona", wenn sie ihn sahen. Es war hier zwar nicht mehr das Baskenland, doch trotzdem waren viele Leute angereist und trugen baskische Fahnen und Trikots zur Schau. Er fühlte sich wie zu hause. Immer wieder schüttete ein Zuschauer Wasser über ihn, Mitlaufen oder Anschieben war aufgrund des engen Spaliers ohnehin unmöglich. Das Wasser war jedoch sehr hilfreich, denn trotz des Nebels, der sich breitmachte, schwitzte er wie ein Wasserfall.
Da waren endlich die Absperrungen. Die Plakerei hatte bald ein Ende. Als er sich umschaute, entdeckte er, das Mancebo garnicht mehr hinter ihm fuhr. Egal, vielleicht konnte er in der Abfahrt aufschliessen, vielleicht nicht.

"Jerdona Zeres erreicht den Gipfel, und man kann wirklich sagen, das er am Gipfel ist. Heute zeigt er eine gigantische kämpferische Leistung. Nach dem Einbruch gestern zerpflückt er heute das ganze Feld. Keiner kann ihm folgen, nicht einmal Mancebo. Ein großartiges Solo"

Durch den Nebel schoss er dem Tal entgegen. Ein bisschen verrückt war es schon trotz dieser schlechten Sicht mit über 90 km/h die Kurven hinab zu schiessen, aber er hatte keine Wahl. Der Etappensieg wartete, und der zweite Platz in der Gesamtwertung auch, wenn nicht sogar der Sieg...

"Die Gruppe um Botero und Popovych ist jetzt an der Bergwertung. Schauen wir kurz auf die Zeit... 2 Minuten, ein bisschen darüber. Das wird reichen für Zeres, aber wird es auch der Gesamtsieg?"
"Ich glaube nicht, dafür ist es zu eng. Botero hat ihm im ersten Zeitfahren schon über 4 Minuten abgenommen. Er wird es kaum in dem Maße wiederholen können, aber selbst die 2 Minuten sollten gut drin sein für ihn"

"Mancebo ist wieder dran". Verdammt, das war es also gewesen. Mit einem kurzen Blick zurück verifizierte er den Bericht der Teamleitung. Er war garnicht von selber auf die Idee gekommen, nach hinten Ausschau zu halten, die Abfahrt verlangte schon genug Konzentration. Er winkte seinen Fluchtgefährten in die Führung. Sollte der doch auch etwas tun, wenn er schonmal da war.

"Noch 5 km bis zum Ziel, und der Vorsprung der Beiden an der Spitze ist bis auf 1:20 zusammengeschmolzen. Für Gold könnte das reichen, aber ich denke, der Vueltasieg dürfte an Botero gehen."

Er gab nochmal alles. Mancebo an seinem Hinterrad war völlig am Ende. Vielleicht spielte er das auch um im Sprintfinale Gold und die Etappe zu gewinnen, aber Jerdona ging es um jede Sekunde. Wenn er sich wenigstens eine kleine Restchance sichern wollte, musste er jetzt Gas geben.

"Und sie sind auf der Zielgeraden. Mancebo ist immer noch hinter Zeres, in der taktisch klügeren Position. Aber er musste heute soviel am Berg quälen und sich ersteinmal wieder an Zeres heranarbeiten, das wird ihn auch Körner gekostet haben."
"Mancebo eröffnet den Sprint, vielleicht ein bisschen früh..."

Etwas früher, als Jerdona es erwartet hatte, ging Mancebo in den Wind und an ihm vorbei. Aber zu Hause sieht Sprinten und dranbleiben immer so einfach aus, während er jetzt richtig beissen musste um nochmal Anschluss zu finden. Die Lücke war sofort rießig, aber er konnte sie jetzt zumindest schließen. Nocheinmal alles geben, jedes Körnchen an Kraftreserven mobilisieren...

"Jetzt kommt Zeres. Ein Wahnsinnsantritt, aber Mancebo hat auch noch Atem. Das wird ein ganz knappes Finish..."

Die letzten Meter, die Kameras, die Leute, die Menge tobte, der Stadionsprecher schrie, und nur wenige Zentimeter neben ihm Mancebo, der sich schwitzend und durchnässt auf seinem Rad Richtung Ziel kämpfte, sein brennenden Beine, das verschwitzte Trikot, das Ziel....

"Und es reicht, Zeres gewinnt diese Etappe und schlüpft ins goldene Trikot. Großartig, und das nach so einem enttäuschenden Tag gestern"

Wahnsinn! Er hatte es geschafft. Gold zurück und quasi als Zugabe der Etappenerfolg. Alle stürmten auf ihn ein, als er im Ziel vom Rad stieg. Die Mikrofone, die er gestern noch gefürchtet und gemieden hatte, nahm er heute gerne in Empfang und beantwortete mit der ganzen Energie, die ihm noch geblieben war, die Fragen der Reporter. Er hatte sich den ganzen Frust nach der Niederlage heute herausgefahren, und auch wenn es nicht um Gesamtsieg reichen sollte, so hatte er wenigstens heute die Schmach getilgt.

Etappenergebniss
1 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 4h07'13
2 Francisco Mancebo ILLES BALEARS s.t.
3 Alejandro Valverde ILLES BALEARS + 1'18
4 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA s.t.
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH s.t.
6 Oscar Pereiro PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
7 M. A. M. Perdiguero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
8 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI s.t.
9 Denis Menchov RABOBANK s.t.
10 Serhiy Honchar DOMINA VACANZE s.t.
11 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
...
15 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.

Gesamtklassement
1 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 70h40'46
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
3 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS + 1'30
4 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 2'04
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 4'09
6 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 8'58
7 Carlos Sastre TEAM CSC + 9'50
8 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 9'51
9 Denis Menchov RABOBANK + 11'23
10 Alejandro Valverde ILLES BALEARS + 13'25

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 191
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 144
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 124
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 116
5 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 114

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 151
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 113
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 109
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 97
5 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI 71

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Beitrag: # 323019Beitrag CSC
17.12.2005 - 22:17

1,30 Vorpsrung auf Botero... vielleicht reichts ja sogar :)
Aur jedenfall Klasse geschrieben, mit den Zuschauern und den Reportern :)
Bin gespannt auf das Zeitfahren...
ALLEZ TEAM CSC

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arkon
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Beitrag: # 323095Beitrag arkon
18.12.2005 - 15:03

Bild

Zeres schlägt zurück
Etappe und Gold für Zeres - Botero Favorit im Zeitfahren - Petacchi holt die Sprinterkrone

Auf einer packenden, letzten Bergetappe konnte gestern Jerdona Zeres mit einer beeindruckenden Leistung das Goldtrikot zurückerobern. Im letzten Anstieg des Tages attackierte der 23-jährige als ob es den gestrigen Tag nie gegeben hätte. Lediglich Francisco Mancebo konnte streckenweise mithalten, musste aber kurz vor dem Gipfel auch reissen lassen. In der Abfahrt schloss er wieder auf und konnte so zusammen mit Zeres von den 2'13 noch 1'18 ins Ziel retten. In einem knappen Schlussspurt setzte sich der Baske durch und eroberte so über die Zeitgutschriften das Goldtrikot zurück. Botero und Popovych kamen zusammen mit Heras, Valverde und anderen ins Ziel und haben morgen im Zeitfahren die Möglichkeit, auf den Gesamtsieg zu fahren.
Als hoher Favorit auf der 38.9 km langen Strecke gilt Santiago Botero als hoher Favorit. Der Kolumbianer dominierte schon das erste Zeitfahren scheinbar nach Belieben und könnte relativ locker die 1'30 Rückstand, die er hat, wettmachen. Aber auch dahinter ist Hochspannung angesagt. Das gesamte Podium könnte noch durcheinander gewürfelt werden. So darf zum Beispiel Yaroslav Popovych mindestens auf den 3. Platz spekulieren.
Heute konnte sich auf einer eher langweiligen Übergangsetappe Alessandro Petacchi im Sprint durchsetzen. Er sicherte sich damit in letzter Konsequenz das Trikot des Punktbesten.

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Beitrag: # 323121Beitrag arkon
18.12.2005 - 16:43

17. September 2005, Alcalá de Henares
20. Etappe Vuelta a Espana

Herzschlagfinale. Der Begriff war in irgendeinem Interview gefallen und jetzt ging er ihm nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich hoffte Tobias, das es dazu kommen würde und das am Ende Jerdona triumphieren würde, aber ernsthaft erwarten konnte er es nicht. Schon das erste Zeitfahren hatte mehr an ein Gemetzel erinnert. Heras war nur ein prominentes Opfer gewesen, aber Rückstände von mehr als 4 Minuten für den Großteil der Favoriten hatten eine deutliche Sprache von der Härte des Rennens gesprochen. Und heute?
Die Vuelta war lang und schnell gewesen, fehlende Ruhetage hatten die Situation nicht entspannt. Dazu kam ein launisches Wetter. Nachdem in den ersten 2 Wochen die Fahrer fast durchgehend unter der sengende Hitze gelitten hatten, hatte der Regeneinbruch der vergangenen Tagen fast noch härter zugeschlagen. Erkältungen waren die Regel, viele der Sportler hatten erhebliche Probleme mit dem Kreislauf. Die andauernden Höhen-,Temperatur- und Niederschlagsschwankungen hinterließen einfach ihre Spuren.
Und heute? Wieder heiß. Es war zum verrückt werden. Nachdem Jerdona vorgestern seine Heldentat bei Regen abgelegt hatte, schien er mit der Hitze nicht ganz so gut klarzukommen wie die anderen. Vielleicht hatte das ja seinen Einbruch bewirkt? Dementsprechend war das heute wieder ein Nachteil für ihn. Aber ganz ohne Spekulation stand zu erwarten das die Zeitabstände heute durch die harten Wetterbedingungen noch vergrößert werden würden. Die Vorzeichen waren also alles andere als gut.
Auch Jerdona spürte, das er heute vielleicht nicht um den ersten, sondern um den zweiten oder sogar dritten Platz fahren würde. Popovych war ein ganz guter Zeitfahrer, und Mancebo war immerhin zeitgleich. Auch ohne Gold und Botero würde es heute also eng werden.

"Cancellara ist im Ziel, mit einer fantastischen Bestzeit. Mal sehen, was die anderen Topzeitfahrer dazu sagen"
"Ich denke einiges. Das sieht ja fast wie beim ersten Zeitfahren aus. Cancellara mit der Bestzeit... Wenn Rogers sie jetzt noch überbietet, dann würde ich keinen Cent mehr auf Jerdona geben"
"Du übertreibst. Er hat sich extrem gesteigert in den letzten Tagen und kann hier sicher noch so einiges zeigen"

Wieder die Rolle. Langsam auf Touren kommen. Als letzter seines Teams an den Start zu gehen hatte Vor- und Nachteile. Alle berichteten ihm von der Strecke, aber in den entscheidenden letzten Momenten standen ihm nur Betreuer zur Seite, die nicht wirklich viel von dem verstanden, was in den Fahrern vor sich ging. Allerdings konnten sie das gut überspielen.

"Rogers bricht die Bestzeit. Liegt damit der Plot für das Finale fest?"
"Seit wann bist du denn Abergläubisch?"
"Seit ich schon zum zweiten Mal gesehen habe, wie bei dieser Vuelta Bruchteile einer Sekunde über Gold entschieden haben"

Es wurde ernst. Popovych ging als erster der Spitzenquartets von der Rampe. Jerdona fuhr noch nicht in den Wartebereich. Dort stand gerade Mancebo herum, während Botero schon auf die Rampe gerollt war. Er nutzte die Pause, um sich nocheinmal kurz von ein bisschen überflüssigem Gewicht zu befreien.

"Botero ist im Rennen. Er hat einiges gut zu machen, aber das könnte er wirklich schaffen. Er ist der haushohe Favorit auf dieser Strecke und wird das Rennen dominieren, wenn ihm das Wetter liegt, er in den letzten Tagen nicht zu viel Kraft gelassen hat,..."

Er rollte in den Wartebereich. Die Kameras und Reporter, die sich um ihn drängten, ignorierte er. Er konnte noch Mancebo erkennen, wie er auf der Rampe stand und sich auf die das Rennen vorbereitete. Wiedersehen würde er ihn wohl erst im Ziel.
Nochmal die Flasche rausgekramt, ein bisschen dehnen, die Schuhe überprüfen, die Handschuhe richtig ziehen...

"Jerdona Zeres auf der Startrampe. Und vor ihm liegt heute ein langer Weg. Wird er heute Gold verlieren? Klarheit haben wir darüber erst im Ziel, aber das er eine unglaubliche, eine große, eine explosive und kämpferische Vuelta gefahren hat, das ist schon jetzt klar. Er ist zweifelsohne der Newcomer dieses Jahres, wie Damiano Cunego im letzten Jahr, aber anders als dieser muss er richtig kämpfen um hier den Sieg zu erringen. Hoffentlich können wir in den nächsten Jahren noch mehr von diesem sympathischen Fahrer hören, unser Herz hat er auf jedenfall gewonnen. Jerdona Zeres, im Rennen!"

Jetzt war er also wieder alleine. Zeitfahren. Rythmus finden. Die Strecke rollte sehr gut, nur der Wind störte etwas. Trotzdem war es heute ein ganz hartes Rennen, das zeigten die ersten Resultate. Und Botero? Wann würde er zur ersten Zwischenzeit kommen? Von der ersten Sekunde an befand er sich im Fernduell.

"Das Zeitfahren (engl: time trial, kurz TT) ist eine Disziplin des Radsports, bei der einzelne Fahrer oder Teams eine bestimmte, normalerweise relativ flache Strecke zurücklegen müssen. Im Gegensatz dazu finden auf sehr bergigen, kürzeren Strecken sog. Bergzeitfahren statt. Die Zeit wird für jeden einzelnen Fahrer bzw. für jede einzelne Mannschaft gestoppt. Durch einen gestaffelten Start sind die Fahrer bzw. Teams auf sich allein gestellt, der Kampf gegen die Konkurrenz findet nur indirekt auf der Uhr statt." [Wikipedia.de]

"Und Botero an der ersten Zwischenzeit. Fantastisch, er düpiert Rogers geradezu. Fast 40 Sekunden schneller, das ist ein gigantischer Unterschied, und es ist ja erst ein Drittel des Rennens gefahren. Können die anderen Favoriten nocheinmal nachlegen?"

Es knisterte im Ohrstecker. Kurz wurde er darüber informiert, das Botero eine neue Bestzeit aufgestellt hatte. Damit hatte er gerechnet, und die Tatsache, das er die Zeit nicht durchgegeben bekommen hatte, konnte nur bedeuten, das er bedeutend viel schneller war als alle vor ihm. Scheisse.

"Da kommte Jerdona Zeres. Stark sieht er aus, aber die Zeit... Nein, das reicht nicht. Schon bei der ersten Zwischenzeit liegt er fast 2 Minuten zurück, an 21. Stelle. Das könnte heute schmerzhaft für ihn werden."

Seine eigene Zwischenzeit bekam er durchgegeben. Aber das hätten sie sich sparen können. Schon die LED-Anzeigen bevor er durch die eigentliche Messung gegangen war hatten ihm genug gezeigt. Botero legte wohl einen Höllenritt hin.

"Beim Zeitfahren werden meist Spezialräder verwendet. Sie haben eine geringfügig andere Rahmengeometrie als die gewöhnlichen Straßenräder und sind dadurch aerodynamischer. Die Laufräder eines Zeitfahrrades haben meist nur wenige Speichen und ein hohes Felgenprofil, wodurch der Luftwiderstand zusätzlich reduziert wird. Hinten wird oft ein Scheibenrad verwendet. Der Lenker ist beim Straßenzeitfahren meist ein Aerolenker, der dem Fahrer eine noch aerodynamischere Haltung erlaubt. Die Fahrer tragen meist Zeitfahrhelme, die wesentlich aerodynamischer sind als normale Sturzhelme, sie müssen aber seit einigen Jahren als Sicherheitshelme ausgeführt sein, früher reichte eine einfache ungepolsterte Schale." [Wikipedia.de]

"Zweite Zwischenzeit für Botero, Wahnsinn. Der macht sie heute alle platt. 2'30 auf den vierten Honchar, 1'20 auf Rogers. Eine ganz andere Klasse. Cancellara und Rogers sind schon ausserirdisch, aber Botero topt sie nochmal."

Mancebo war vor ihm, in Sichtweite! Wenn er nicht schon bei der ersten Zwischenzeit so weit zurückgelegen hätte, wäre nun die Hoffnung wiedererwacht. Aber er konnte vielleicht noch den zweiten Platz klarmachen. Er erhöhte die Frequenz ein wenig, um schnell an Mancebo vorbeizukommen.

"Zeres klebt an Mancebo dran. Der ist doch noch nicht abzuschreiben. Gold wird schon weg sein, Botero fährt vorne einfach zu stark, aber der 2. Platz ist in Aussicht."
"Und da fährt er an ihm vorbei. Wirklich eine starke Leistung. Jetzt bin ich abermal auf die Zwischenzeit gespannt..."

Er wollte garnicht hinschauen, aber als er eine 8 beim Platz blinken sah, wusste er, das sich die Plakerei lohnte. Er hatte seinen Rythmus gefunden und konnte dagegen halten. Wenn er vom Start weg in das Rennen gefunden hätte... Aus der 8 wurde eine 9, was auch kurz darauf Julian Gorospe über Funk bestätigte. Er war nur Sekunden hinter Popovych, im letzten Drittel konnte er nocheinmal zur Attacke blasen. Er brauchte garnicht zu erwähnen das Gold schon längst ausser Reichweite war.

"Botero kommt in den Zielbereich. Er hat heute wirklich eine Wahnsinnsleistung gezeigt. Er hat in den Bergen nicht Kraft verloren, sondern gewonnen. In unnachahmlicher Manier hat er heute hier das Zeitfahren gewonnen und damit vielleicht den größten Triumph seiner Karriere unter Dach und Fach gebracht. Was für ein Spitzenjahr für den Kolumbianer. Nach dem Weggang von T-Mobile läuft für ihn wieder alles rund. Bei dieser Vuelta hatte er eindeutig das Glück, das ausser ihm kein wirklich starker Zeitfahrer vorne in den Bergen dabei war. Popovych ist zwar gut, aber immer noch zwei Klassen unter ihm. Nach dem tollen ersten Zeitfahren verlor er bei den Bergankünften nach und nach Zeit, konnte aber die Verluste, entgegen aller Erwartungen, im Rahmen halten was ihn heute ihn eine tolle Position vor dem Abschlusszeitfahren bugsierte. Und die wusste er auch zu nutzen, Bestzeit für ihn, 2'07 vor Rogers, 3'17 auf Cancellara und 4'10 auf Honchar, der hier wohl der erste vom Rest geworden ist. Drei Fahrer an der Spitze, die hier scheinbar ein völlig anderes Rennen fahren. Auf seiner Fahrt hat er Popovych, Heras und Sastre eingeholt. Nur Leipheimer konnte seinem Appetitt widerstehen. Eine sagenhafte Leistung"

Die Zeiten kamen garnicht mehr. Gold war weg, soviel stand schon an der letzten Zwischenzeit fest, aber wie sah das Podest aus, würde seine Zeit reichen?

"Zeres kommt zum Ziel. Olala, hier haben wir es amtlich, er verliert seine Führung in der Gesamtwertung, Botero kann hier den größten Erfolg in seiner Karriere feiern, er ist Sieger der Vuelta 2005.
Aber schauen wir nochmal auf Zeres. Mancebo hat er schon überholt, es geht nur noch um Popovych. Kann er seine Zeit schlagen? Aber das muss er garnicht, er hat fast 2 Minuten Vorsprung auf ihn. Und das sieht gut aus, das wird eine Top-10 Platzierung im Zeitfahren und damit wohl der 2. Platz bei der, und das kann man so sagen, der Vuelta seines Lebens. Er war in den Bergen, neben Heras, der dominierende Fahrer."

"... Enttäuscht? Wie verkraften sie diese Niederlage?"
Er musste kurz lächeln. Diese Reporter steckten wirklich nicht in einem drin.
"Es war eigentlich schon bei der ersten Zwischenzeit klar, das ich nicht Gesamtsieger werden würde, und ich hatte während des Rennens schon genug Zeit, mich damit abzufinden. Der zweite Platz war dann ein realistischeres Ziel, und das hab ich auch erreicht."
"Hatten sie nie die Hoffnung, hier und heute zu gewinnen?"
"Doch, natürlich, aber dass das nur möglich werden würde, wenn Botero nicht seine Form aus dem ersten Zeitfahren mitbringt, war eigentlich auch klar. Und da er das getan hat, hatte ich eigentlich keine Chance. Noch nichteimal Michael Rogers hätten meinen Vorsprung ins Ziel retten können, Botero war heute einfach übermächtig"
"Wie geht es jetzt bei ihnen weiter? Was werden sie in diesem Jahr noch fahren?"
"Nicht mehr viel. Ich werde meine Saison jetzt ziemlich zügig beenden um mich für nächstes Jahr vorzubereiten. Daneben muss ich mich wohl auch nach einem neuen Team umsehen, und das braucht auch immer seine Zeit"
"Ein neues Team? Verlassen sie Euskaltel? Ist was an den Gerüchten vom Streit zwischen Gorospe und ihnen dran?"
Es schlug ein wie eine Bombe. Jetzt nur keine Fehler machen!
"Ich verlasse das Team, aber den Streit, den sie ansprechen, hat es nie gegeben. Meine Motive sind sportliche"
Zack.

Etappenergebniss
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 41'47
2 Michael Rogers QUICKSTEP + 2'07
3 Fabian Cancellara FASSA BORTOLO + 3'17
4 Serhiy Honchar DOMINA VACANZE + 4'10
5 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 4'40
6 Dario Cioni LIQUIGAS-BIANCHI + 4'45
7 George Hincapie DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
8 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 4'56
9 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 5'09
10 Vladimir Karpets ILLES BALEARS + 5'17
...
29 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 7'45

Gesamtklassement
1 Santiago Botero PHONAK HEARING SYSTEMS 74h59'18
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI + 3'39
3 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'30
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS + 6'15
5 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 12'08
6 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH + 12'13
7 Carlos Sastre TEAM CSC + 17'36
8 Damiano Cunego LAMPRE - CAFFITIA + 17'39
9 Michael Rogers QUICKSTEP + 19'11
10 Denis Menchov RABOBANK + 19'33

Punktewertung
1 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 221
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 151
3 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 147
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 116
5 Oscar Freire RABOBANK 115

Bergwertung
1 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 151
2 Jerdona Zeres EUSKALTEL - EUSKADI 113
3 Roberto Heras LIBERTY SEGUROS - WURTH 109
4 Francisco Mancebo ILLES BALEARS 97
5 Stefano Garzelli LIQUIGAS-BIANCHI 71

CSC
Beiträge: 821
Registriert: 11.4.2003 - 20:37

Beitrag: # 323124Beitrag CSC
18.12.2005 - 16:53

8O Wohin geht er denn???


Klasse geschrieben, man kann sich alles bildlich vorstellen :)

Nächstes Jahr gewinnt er sicher die Vuelta ;)

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