Jerdona Zeres [Vuelta 2007 - beendet]

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arkon
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Jerdona Zeres [Vuelta 2007 - beendet]

Beitrag: # 289429Beitrag arkon
9.8.2005 - 1:20

Weil ich es mir immer wieder vornehme und nie verwirkliche, selber einen aar zu schreiben, fange ich jetzt einfach damit. ich weiss nicht, wie weit ich komme und man möge es mir bitte nachsehen wenn ich in diesem falle diesen hunderten von aar-leichen eine weitere hinzugefügt habe.

meine geschichte dreht sich um jerdona zeres. er ist 23 jahre jung, baske und fährt, wie soll es anders sein, für euskaltel. er ist seit zwei jahren profi. die story wird sich nur sehr grob am pcm orientieren. die ergebnisse sind erspielt aber ich habe kaum screenshots gemacht und habe das für spätere rennen auch nicht vor. insofern ist das hier eigentlich eher eine radsportgeschichte. ich hoffe sie gefällt trotzdem.

Tabelle: Sportlicher Lebenslauf von Jerdona Zeres

geboren im jahre 1982
profi im jahre 2003

2005
24. April - 2. bei LBL
11. Mai - Etappensieg bei der Friedensfahrt
9. Juni - 3. bei Dauphinee, Mount Ventoux Etappe
10. Juni - Etappensieg bei der Dauphinee
11. Juni - 2. bei Etappe bei der Dauphinee
26. Juni - 3. bei den spanischen Meisterschaften (zurückgesetzt)
29. August - 3. bei 3. Etappe Vuelta
5. September - 4. bei 10. Etappe Vuelta
6. September - 1. bei 11. Etappe Vuelta
10. September - 3. bei 14. Etappe Vuelta (Gold!)
11. September - 2. bei 15. Etappe Vuelta
15. September - 1. bei 18. Etappe Vuelta (Gold!)
18. September - 2. Gesamtstand Vuelta a Espana 2005

2006
4. April - 3. Platz der 2. Etappe der Baskenlandrundfahrt
29. April - Etappensieg bei der Tour de Romandie (Einzelzeitfahren)
12. Juli - 4. bei 10. Etappe Tour de France
13. Juli - 2. bei 11. Etappe Tour de France
18. Juli - 2. bei 15. Etappe Tour de France
19. Juli - 1. bei 16. Etappe Tour de France (Gelb!)
20. Juli - 1. bei 17. Etappe Tour de France
22. Juli - 4. bei 19. Etappe Tour de France
23. Juli - Sieger der Tour der France
3. September - 3. bei 9. Etappe Vuelta
13. September - 1. bei 17. Etappe Vuelta
14. September - 2. bei 18. Etappe Vuelta
17. September - 3. Gesamtstand Vuelta a Espana 2006

2007
14. Juni - 1. auf der 4. Etappe der Dauphiné Libere (Mont Ventoux)

tbc..
Zuletzt geändert von arkon am 4.8.2008 - 21:33, insgesamt 85-mal geändert.

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Beitrag: # 289489Beitrag Lance Armstrong Fan
9.8.2005 - 9:10

Erstmal schön, dass du in die Riege der AAR-Schreiber eintrittst. Doch habe ich einen kleinen Kritikpunkt schon jetzt festgestellt. Wenn du weiter ALLES klein schreibst, wird es, besonders bei langen Texten, sehr schwer sein, diese zu lesen.

Sonst bin ich sehr froh, dass es bestimmt ein sehr schöner AAR wird, in dem nicht nur stur die Ergebnisse gepostet werden.

Viel Glück und Spaß wünscht dir

Lance Armstrong Fan
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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Beitrag: # 289948Beitrag arkon
9.8.2005 - 22:05

24. April 2005

Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Start. Voller Anspannung stand er zwischen den anderen Fahrern vor der Startlinie. Der Regen, welcher Lüttich noch bis vor kurzem durchnässt hatte, hatte nachgelassen und die Strecke trocknete. Er kontrollierte noch einmal den Sitz seiner Schuhe. Er durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Heute musste er zeigen, was er konnte…

„Hallo und herzlich Willkommen. Wir melden uns hier Live vom Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das Profil des altehrwürdigen Rennens ist hügelig und die Topfavoriten für heute heißen wohl Di Luca, Bettini und noch einige andere Fahrer, die alle diesen unglaublichen Kampfeswillen gepaart mit einem trockenen Antritt besitzen.“
„Und, nicht zu vergessen, einer großen Ausdauer. Ich schätze das dürfte heute das beschränkende Kriterium sein. Nur die Fahrer, die noch nicht allzu viel gestrampelt sind in diesem Jahr werden hier heute mithalten können.“
„Zurzeit gibt es schon einige Ausreisergruppen, aber die Favoriten halten sich noch sehr zurück, denn das Rennen ist noch lang. Und lang ist ebenfalls die Liste derjenigen, die dann am Ende tatsächlich oben stehen wollen, oben auf dem Siegertreppchen“
„Tja, das wollen die meisten hier. Aber viele müssen ja für ihre Teamkapitäne arbeiten und kriegen nur selten eine Pause, für sich selbst zu fahren.“
„Und eine Pause müssen auch wir jetzt machen, wir sind gleich wieder für sie da“

Bisher konnte er ganz gut mithalten. Einige Wasserträgeraufgaben hatte er schon zu erfüllen, aber mit ein wenig Glück bekam er den Freigang, den er brauchte. Da stieg Bettini weg! Er konnte den Quickstepfahrer am Hügel verschwinden sehen. Da war er schon um die Ecke Knackend meldete sich sein Kopfhörer „Geh nach vorne. Wenn jemand nachsteigt, gehst du mit.“ Das war es, das war die Freigabe! Am diesem steilen Hügel konnte er gut nach vorne durchfahren, viele Fahrer mussten bei den Steigungen von über 10% passen. So erreichte er die ersten Reihen.

„Hier sind wir wieder. Und es hat einen Angriff gegeben. Paolo Bettini, der italienische Ausreißerkönig, versucht es wieder einmal. Ihm hinterher ist eine kleine dreiköpfige Gruppe unter der Führung von Sylvain Chavanel, der jetzt für Cofidis unterwegs ist. Mit ihm auf der Hatz sind Andy Flickinger, ebenfalls ein junger Franzose von Ag2r, Jerdona Zeres von Euskatel und Allan Johansen aus der dänischen CSC-Mannschaft. Und sie kommen weg“
„Ja, erstaunlich. Das Tempo im Feld ist jetzt hoch, T-Mobile fährt hier Tempo“
„Aber es reicht nicht. 30 Sekunden für die Dreiergruppe um Chavanel vor dem stark dezimierten Feld. Und Bettini?“
„Der ist auch nicht viel weiter weg. Laut Computer sind es nur 22 Sekunden für ihn. Das Rennen bleibt spannend.“

Sie waren weggekommen! Voller Freude trat er noch ein wenig kräftiger in die Pedale. Bettini war noch nicht weit weg, sie konnten ihn noch bekommen. „Noch 15 km. Hau rein, ihr habt ihn bald“ feuerte ihn sein Kopfhörer an. Der Regen war bald verdunstet und die trockene Straße trug sie Meter für Meter dem Ziel entgegen…. Da hinten, war das nicht schon der Italiener?

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Beitrag: # 290220Beitrag arkon
10.8.2005 - 13:41

„Und sie sind in Sichtweite. Bettini hat wohl schon zu viel Energie in diesem Frühjahr gelassen, er kann den vereinten Anstrengungen der vier Fahrer nichts entgegensetzen. Sie kommen immer näher“
„Jetzt haben sie ihn erreicht. Er hängt sich hinten rein. Es bleibt abzuwarten ob er nicht schon zu viele Körner für den Schlusssprint gelassen hat.“
„Noch 5 km sind zu fahren und der Vorsprung beträgt immer noch 40 Sekunden.“
„Hinten wird jetzt ein mörderisches Tempo vorgelegt. Aber jetzt erreichen sie den letzten Hügel…“

Links sah er den Antritt von Paolo. Er hatte ihn unterschätzt und nicht damit gerechnet, dass er im Finale noch irgendwas zu geben hatte. Er zog rüber und setzte sich an sein Hinterrad. Die anderen drei versuchten es auf der rechten Straßenseite. Ein kurzer Blick zurück teilte ihm mit, dass das Feld rasend näher kam…

„Bettini kommt nicht entscheidend weg. Und jetzt muss er sogar reißen lassen!“
„Wir erreichen die fest installierten Kameras und das Feld scheint noch einmal heran zukommen. Aber auch die Fahrer dort haben einen Höllenritt hinter sich und sind nicht mehr allzu frisch.“

Da ging Chavanel. Dranbleiben, beißen. Nur noch ein Kilometer. Die Straße stieg an dieser Stelle steil an. Er griff selber an…

„In der Spitzengruppe folgt jetzt Angriff auf Angriff. Flickinger scheint da wegzukommen.“
„Ja, er hat sicher schon 10-15 Meter. Aber jetzt kommt das letzte Flachstück. Jetzt heisst es, den Vorsprung zu verteidigen.“
„Und da der Antritt von O’Grady. Erreicht er sie noch ist die Frage“

Das Ziel vor Augen. Jetzt nur noch drücken und hoffen.

„Nein, er kommt zu spät. Es gewinnt Andy Flickinger. Zweiter wird Jerdonas… Jerdona Zeres. Dritter erst O’Grady.“
„Was für eine Überraschung! Aber klug gemacht von Flickinger. Er konnte auf dem letzten Hügel entscheidend wegkommen. Zeres kam nicht nach, konnte aber den zweiten Platz noch verteidigen.“

Zweiter! Er war zweiter geworden! Erschöpft fiel er vom Rad. Ein Teambetreuer half ihm auf. Warum hatte er sich nur abhängen lassen? Der Gedanke, der über ihn besitz zu ergreifen drohte, wurde mit einem mal weggewischt. Zweiter! Das war mit Abstand seine beste Platzierung jemals. Und damit ein deutliches Bewerbungsschreiben…

„…für die großen Rennen. Er ist in seinem dritten Profijahr aber konnte noch nie einen wirklichen großen Triumph erzielen. Nachdem er mit 21 Furios in seine Profilaufbahn bei Euskatel gestartet war und einige kleine Rennen recht erfolgreich beenden konnte hörte man im letzten Jahr fast gar nichts von ihm. Angeblich gab es Streit mit der Teamleitung“

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Beitrag: # 290241Beitrag arkon
10.8.2005 - 14:05

Julian Gorospe kam auf ihn zu. Während Jerdona noch die Glückwünsche vieler Fahrer und Teamkollegen entgegennahm stand sein Team Manager im Hintergrund und lächelte nur. „Ich hab es dir doch immer gesagt“ schien er zu sagen. Als er sich schließlich freigekämpft hatte begrüßte sein Boss ihn mit einem Nicken. „Und?“ „Was und? Das wollte ich sie fragen. „Ich fand es klasse. Reife Leistung. Wir werden mal sehen, wo du im Sommer starten kannst“ sagte der Patron schon im weggehen „Wann krieg ich Bescheid?“ rief er ihm noch zu, aber Julian antwortete nicht mehr.

Wenig später saß Jerdona schon im Teambus, fertig zur Heimfahrt. Die Glückwünsche seiner Kollegen waren schon längst in hämische Bemerkungen über den vergeigten Schlussspurt umgeschlagen. Doch Jerdona genoss sie. Zum ersten Mal seit langer Zeit gehörte er wieder wirklich dazu. Fast zwei Jahre war es jetzt her das er seinen letzten Sieg feiern konnte und obwohl er nur zweiter geworden war überragte der Triumph doch alles bisherige. Jose Perez, der Trainer, betrat den Bus und wurde ebenfalls mit lautem Jubel begrüßt. Die Mannschaft feierte, denn nicht nur für Jerdona war das Ergebnis Klasse, auch Euskatel wurde nicht jeden Tag zweiter bei einem so renommierten Klassiker.

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Beitrag: # 291498Beitrag arkon
12.8.2005 - 16:29

5. Mai 2005

Der Staub machte ihm nichts mehr aus. Die Hitze auch nicht. Alle diese äußeren Eindrücke prallten an ihm ab und ließen ihn kalt. Sein Training in der Nähe von San Sebastian im Baskenland, in der Nähe seiner Heimat, kam gut voran und nachdem er bei Lüttich ordentlich Federn gelassen hatte fühlte er sich wieder bereit für neue Aufgaben Nach seinem zweiten Platz war er von der Teamleitung mit den Worten ins Training geschickt worden: „Sei fleißig, dann darfst du bald wieder fahren“. Das war leider das gleiche gewesen, was man ihm das gesamte letzte Jahr auch erzählt hatte. „Bald darfst du wieder ran“ „Fleißiger trainieren“. Doch seine Motivation hatte immer mehr zu wünschen übrig gelassen, als man ihn 2003, nach einem durchweg erfreulichen Frühjahr nicht für die spanischen Meisterschaften und für keine größere Rundfahrt nominiert hatte. „Du hast viel Potenzial. Nutze es und trainiere anstatt es mit Rennen zu verplempern“ hatte Julian Gorospe ihm damals gesagt. Schon damals hatte ihn das geärgert. Und als er im nächsten Jahr und bei einigen kleineren Rennen starten durfte wurde er sauer.
Vergessen sollte das sein nach diesem zweiten Platz. Jedoch kannte er die Sprüche, mit denen man ihn in der Mannschaftsleitung hinhielt, nur zu gut. Dementsprechend machte er sich Sorgen, das auch dieser 24. April bald in Vergessenheit geraten könnte.
Er hielt am Rand der Straße an und trank einen Schluck aus seiner Flasche während er den Blick hinab ins Tal und auf das Meer genoss. Er rackerte sich nicht übermäßig ab um noch ein wenig Reserven für die spätere Saison zu haben, hielt sich jedoch gut in Schuss für die hoffentlich bald ins Haus stehende Aufgaben. Er hatte sich 2 Tage „frei“ genommen um ein wenig Abstand von seiner Mannschaft, vor allem der Führungsetage, zu bekommen. Das hieß, dass er nach Hause durfte um dort zu trainieren. Da er oft unterwegs war hatte er nur eine Wohnung in der Nähe von Barcelona, wo ihr Team trainierte. Hier wohnte er noch bei seinen Eltern, was er sehr genoss. Wenn er von einem langen Trainingstag nach Hause kam und seine Mutter führ ihn sorgte… Das war schon recht angenehm, gestand er sich grinsend ein.
Er verschloss die Flasche, schwang sich auf sein Rad und brauste ins Tal hinab. Heute Abend würde er schon wieder in seinen eigenen vier Wänden schlafen.

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Beitrag: # 291504Beitrag arkon
12.8.2005 - 16:41

auch wenn es nervt, aber auch bräuchte mal ein bisschen feedback. präziser gesagt: es würde auch schon eine lesebestätigung reichen. für die faulen unter uns habe ich das ganze schonmal vorformuliert:

"ja, ich lese deinen aar mit interesse, welches noch größer werden würde, wenn du endlich weiterschreiben würdest"

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hertha_andre
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Beitrag: # 291517Beitrag hertha_andre
12.8.2005 - 17:17

"ja, ich lese deinen aar mit interesse, welches noch größer werden würde, wenn du endlich weiterschreiben würdest" ;)

mal im ernst, super AAR, also mir zumindest gefällts!
#87
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Beitrag: # 291526Beitrag arkon
12.8.2005 - 17:25

Julian setzte ein leichtes Lächeln auf und beugte sich nach vorne. Er wirkte wie ein Boxer, bereit zum Schlag. „Du willst also wissen, was du fahren wirst?“ die Frage war so rhetorisch das Jerdona Zeres nicht einmal ein zustimmendes Grunzen hören ließ. Julian Gorospe war eine sehr dominante Persönlichkeit. Wer ihn kränkte konnte Probleme bekommen, ebenso wie wenn man seine Fähigkeiten in Frage stellte. Sein kräftiger Körperbau und sein charismatisches Gesicht verstärkten diesen Eindruck noch. Mit seinen 64 Jahren hatte er auch noch die nötige Aura der Erfahrung und Weisheit, die man brauchte, um junge Rennfahrer komplett zu beeindrucken. Viele fügten sich daher blind in ihr Schicksal, was Julian sehr genoss und auch geschickt nutzte um seine jungen Talente zu fördern.
Jerdona vermutete schon länger, das er ihn hinhielt um zu sehen, ob er so Diszipliniert war, wie er immer vorgab. Und offensichtlich hatte er den Test bestanden. Zwar nicht mit Auszeichnung, dafür war er zu ungeduldig gewesen, aber er hatte durchgehalten.
„Also, wir haben dich für die Friedensfahrt vorgesehen. Wenn du dort einigermaßen klarkommst, warten auf dich die Bayerntour und schließlich die spanischen Meisterschaften. Ich weiß, das ist nicht sehr viel, aber ich will dich nicht zu sehr verausgaben.“ Jerdona sah ihn an, das Pokerface, welches er aufgesetzt hatte, bewegte sich kein bisschen. „Ja, das ist nicht sehr viel, aber für den Moment bin ich zufrieden.“ Er wusste sehr wohl, dass es auf seine Leistungen ankam, ob er vielleicht im Herbst noch bei einigen großen Rennen starten durfte.
Der junge Rennfahrer wollte sich schon verabschieden, als Julian wieder von den Papieren, in welche er aufsah, aufschaute. „Ach, und fasst hätte ich es vergessen. Du startest bei der Dauphinee Libere. Nun musste Jerdona doch grinsen. „Danke, Boss“ Ein leichtes Nicken war die Antwort, dann vertiefte sich Julian wieder in seine Papiere.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte musste er doch einmal kurz tief Luft holen. Er würde sich mit den Besten messen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Der alte Fuchs hatte ihn doch bekommen.

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Beitrag: # 291538Beitrag arkon
12.8.2005 - 17:50

11. Mai 2005
Unaussprechliche Namen, kaum Zuschauer und nur vereinzelte Fernsehkameras… Das war die Friedensfahrt für Jerdona Zeres. Nachdem er nun schon in den Medien bekannt war hatte er sich hier doch ein wenig mehr Präsenz erhofft. Aber ihn tröstete sein erster richtiger Sieg. Einen Etappensieg der Friedensfahrt. Grinsend schloss er die Augen.
Sein Solo auf einer gebirgigeren Etappe hatte er sich gut eingeteilt. 120 km vor dem Ziel war er zusammen mit 3 anderen Fahrern ausgebrochen. Schnell hatten sie ihren Vorsprung vergrößert. Jerdona nahm ein wenig das Tempo raus und konnte so ein wenig seine Kräfte schonen. Als die anderen das bemerkten und ebenfalls zurücknahmen griff er am Fuße eines kleinen, steilen Berges an und konnte, 30 km vor dem Ziel die anderen auf über 2 Minuten distanzieren. Das Feld war noch 5 Minuten entfernt gewesen. Auf einer relativ flachen Fahrt hinab ins Ziel war dies jedoch relativ wenig, und er war nie jemand gewesen, der in der Ebene gut drücken konnte. So wurde es am Schluss doch noch knapp, doch er konnte gut 30 Sekunden in das Ziel retten.
Das gleiche Kunststück versuchte er zwei Tage später wieder, doch passte das Feld diesmal besser auf. Wieder war er am Berg den Rest der Fluchtgruppe losgeworden, doch kamen sie auf der Abfahrt wieder näher und da an diesem Tag das Ziel knapp hinter einem Berg lag, griffen auch die echten Spezialisten an. Den Berg hinauf behielt er jedoch die Nerven und hatte so auf dem Gipfel über eine Minute Vorsprung, was bei 10 Km hinab ins Tal eigentlich kein Problem sein sollte. Jedoch verbremste er sich, landete im Straßengraben und einige jagende Verfolger nützten die Gelegenheit um sich nur 10 Sekunden hinter ihn zu setzen. Das war natürlich zu wenig und im Schlussspurt musste er sich den ausgeruhteren Fahrern geschlagen geben.
Nichtsdestotrotz war Julian zufrieden mit ihm und daher sah es so aus, als ob er bei der Dauphinee würde starten dürfen. Eine weitere Gelegenheit, sich zu beweisen, dachte er bei sich. Im Geist stellte er schon einen Trainingsplan für die kommenden Tage und Wochen zusammen, um Topfit zu sein, wenn er die ganz Großen traf.

„Der Junge ist verdammt gut. Und er hat in den letzten Jahren hart trainiert. Er wird es weit bringen“ sagte Julian zufrieden zu Jose Perez. Der Trainer schüttelte amüsiert den Kopf „Und warum, wenn du so fest an ihn glaubst, hast du ihm nicht schon früher seine Gelegenheit gegeben?“ eine kurze Pause „Er wird bei der Vuelta starten und eine wichtige Überraschung werden, quasi das As im Ärmel“ „Du bist und bleibst unverbesserlich“ „Ich mach es auf meine Art. Wenn du Manager bist, dann kannst du es machen, wie du es für richtig hälst“

Squeezer
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Beitrag: # 291601Beitrag Squeezer
12.8.2005 - 19:56

super bisher! mach weiter so. ist momentan mein lieblings-aar gefällt mir echt gut

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arkon
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Beitrag: # 291924Beitrag arkon
13.8.2005 - 17:08

5. Juni 2005
Einzelzeitfahren, Erste Etappe Dauphinee

Er würde als erster aus ihrem Team starten. Es war ein kleiner Rückschlag, das er hier als ganz kleiner Wasserträger startete, aber er bekam die Gelegenheit, sie eines besseren zu belehren.
Das Einrollen für das Einzelzeitfahren brachte er schweigend hinter sich. Keine Musik, keine Scherze, nur die Konzentration. Hier würde er mit den besten, würde er mit, oder besser gesagt gegen Armstrong, Vinokourov und all den anderen Herren der Weltspitze fahren dürfen.
Auf der Rampe schickte er kurz ein Stossgebet zum Himmel. 30 Sekunden. Noch ein kurzer Schluck aus seiner Trinkflasche. Er würde alles geben. 20 Sekunden. Alles. Den rechten Schuh ein wenig enger. 5, 4, 3, Aufstellen, 2, Gewicht auf die Pedale, 1, Und los. Mit einem kraftvollen Antritt gings auf die Strecke.

„Und da sehen wir Jerdona Zeres. Der junge Baske machte mit einem zweiten Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich von sich reden und gewann dann eine Etappe bei der Friedensfahrt. Wir sind gespannt, was er für uns noch alles auf Lager hat“

Seine Beine flatterten. Überall Kameras, Reporter, Zuschauer. Die Strecke war komplett eingezäunt. Die Dauphinee war noch eine Kategorie höher. Er trat kräftig in die Pedale. 9 km nur war die Distanz. Eigentlich konnte man gar nichts falsch machen.

„Als nächstes kommt Jerdona Zeres von Euskatel in den Zielbereich. Das wird eine akzeptable Zeit… 5. ist er, aber bisher sind nur 10 Mann im Ziel. Das ist noch nicht sehr aussagekräftig“

Etwas enttäuscht saß Jerdona später im Mannschaftsbus, geduscht und umgezogen. Er war der beste Fahrer seines Teams. Das war die gute Nachricht. Die schlechte war, das er nur 58. mit 1:23 Rückstand war. Da war mehr drinnen gewesen. Aber 83 Sekunden gegen Armstrong zu verlieren, war keine Schande. Obwohl Zeitfahren nie seine Paradedisziplin gewesen war, breitete sich in ihm eine gewisse Unzufriedenheit mit dem erreichten aus. Aber nur einen Blick in die Gesichter seiner Teamkollegen munterten ihn schon wieder auf. Mit dem Erfolg wurde er eingebildet. Das musste er abschütteln. Er hatte heute eine gute Leistung abgeliefert. Klar, es hätte besser laufen können, aber nichtsdestotrotz war er unter dem besten Drittel der Rundfahrt.
Die nächsten beiden Etappen wurden den Sprintern überlassen, einen Ausreisversuch wagte er nicht. Auch Julian hielt ihn zurück. „Warte noch, die Sprinterteams sind noch viel zu stark. Die Etappen werden härter und damit auch deine Chancen größer.“

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Beitrag: # 291940Beitrag Radsport-Freak
13.8.2005 - 17:33

also der AAR gefällt mir sehr gut als Alternative zu den ganzen anderen, wo so ausgiebeig die rennen beschrieben werden, weil du ganz sicher ein Jahr in der Karriere durchspielen wirst und man so gut die verbesserung von Jerdona Zeres erleben kann :lol: :lol: :lol:

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Beitrag: # 291944Beitrag arkon
13.8.2005 - 17:38

8. Juni 2005
Einzelzeitfahren, Vierte Etappe Dauphinee

Als bester seines Teams hatte er den Vorteil, dass ihm alle seine Teamkollegen von der Strecke berichten konnten. „Die Rampe ist ein wenig steiler als man meint“ „Da musst du nur Rollen lassen“ „Die Kurve wird ein bisschen eng“. Während des Einrollens wurde er so bestens über die Strecke informiert. Er fühlte sich schon wesentlich lockerer als im Prolog. Stand damals noch das dabeisein für ihn im Vordergrund, war es nun doch ein gutes Ergebnis. Die Strecke war hügelig und stieg bis zur ersten Zwischenzeit an. Genauso mochte er es.

„Hier sehen wir Jerdona Zeres auf der Rampe. Der junge Fahrer ist noch relativ unbekannt, wenn man einmal von einem zweiten Platz…“
Wieder nur er und die Strecke. Und natürlich sein sportlicher Leiter über den Kopfhörer. Aber das war Nebensache. Emanuel würde ihn zwar anfeuern, aber fahren musste er selber. Gleich war es soweit.

„Und Start. Da rollt er von der Rampe. Wir sind gespannt, was er uns hier bieten wird. Gespannt sind wir natürlich auch auf…“

Sein Tritt war von Anfang an rund. Schnell fand er die richtige Frequenz und konnte gut rollen bis zu den ersten Anstiegen. Diese waren mit etwa 5% recht steil für ein Einzelzeitfahren, aber es gab nur wenige Rampen. Jedoch schien der Fahrer vor ihm damit Probleme zu haben…

„Und da sehen wir Jerdona Zeres. Er zieht an einem T-Mobile Fahrer vorbei, Rolf Aldag, soweit ich das erkennen kann.“
„Ja, das ist er. Schont sich wohl ein bisschen für kommende Aufgaben, besonders bei der Tour.“

Die Zwischenzeit rückte immer näher. Er erreichte damit die Hälfte des Rennens. Jedoch fühlte er sich schon jetzt ein wenig zu schlapp. Ob er sein Tempo würde durchhalten können?

„Und er kommt zu ersten Zwischenzeit. Das sieht sehr gut aus, ja! Eine neue Bestzeit! 2 Minuten für ihn, auf Markus Fothen. Eine tolle Leistung, was wird wohl im Ziel daraus werden?“

Bestzeit! Das war genau das, was er wollte. Bestehen würde sein Rekord wohl nicht, aber wenigstens hatte er eine Duftmarke gesetzt. Er konnte unter den Besten seiner Zunft bestehen!

„Und Jerdona Zeres kommt in den Zielbereich. Das sieht gut aus, vielleicht eine neue Bestzeit… Nein, es reicht nicht ganz, 5 Sekunden hinter Dario Cioni. Ganz große Leistung des jungen Basken“

Völlig erschöpft stolperte er vom Rad und hinein in den Mannschaftsbus. Noch bevor er fertig geduscht hatte war auch schon Emanuel zur Stelle. Er war ihm zugeteilt worden für diese Rundfahrt. „Große Klasse, Jerdona, toll gemacht“. „Danke, aber wir wissen noch nicht, was die Meister fahren“ Ein lachen war die Antwort. „Mach fertig und komm raus. Du wirst sicher unter die besten 20 kommen.“
Geduscht und umgezogen erlebte er dann mit, wie seine erste Zwischenzeit bestehen blieb, bis Lance Armstrong sie um 5 Sekunden knackte. „Verdammt, warst du schnell. Hättest du dir das Rennen besser eingeteilt, wärst du wirklich unter die Besten gefahren!“ Schließlich wurde er 11. mit 4:08 Rückstand.
An diesem Abend ging er zufrieden wie noch nie ins Bett. Er war mit den Besten gefahren und hatte nur gegen die Elite verloren. Ein Etappensieg würde all das jedoch krönen!

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Beitrag: # 291945Beitrag arkon
13.8.2005 - 17:42

vielen dank fuer die kommentare, halten so einen aar echt am leben. wer mehr will, muss auch mehr hier reinschreiben!

Squeezer
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Beitrag: # 292089Beitrag Squeezer
13.8.2005 - 23:50

na gut, wenn du willst^^ wir wollen mehr wir wollen mehr!!!!^^ echt super

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Beitrag: # 292164Beitrag Radsport-Freak
14.8.2005 - 11:48

joa mah schnell weiter....eine frage spielst du erstmal nur dieses jahr oder machste weiter :?: :?:

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Beitrag: # 292198Beitrag arkon
14.8.2005 - 14:02

9. Juni 2005
Königsetappe zum Mont Ventoux

Ein wenig erfasste ihn doch der Respekt vor dem Riesen, den sie befahren würden. Ein echter Tourgigant stand ihnen im Weg, und er würde ihn gemeinsam mit Armstrong und Vinokourov bezwingen!
Die Etappe ging sehr nervös los. Da es nur einen Schlussanstieg gab, dafür aber einen richtigen, war die Chance für eine Ausreißergruppe hoch, durchzukommen. Jedoch machte das Feld sofort dagegen Tempo. Die Ehre, als erster oben anzukommen, wollte jeder für sich beanspruchen.
Als sie den Mont Ventoux erreichten erfasste ihn völlig die Welle der Euphorie, die durch die Zuschauer und durch die Fahrermenge ging. Das Tempo wurde sofort richtig erhöht, aber „Du fährst, was du kannst. Wenn du glaubst, du kannst angreifen: Tu es!“ Er fuhr also langsam nach vorne, als das Tempo schlagartig erhöht wurde. Da vorne trat jemand richtig in die Pedale. Links und rechst neben ihm mussten viele Fahrer abreißen lassen, nach wenigen Kilometer war er schon in der absoluten Favoritengruppe. Jeden Fahrer kannte er, nicht persönlich aber aus den Tourannalen. Hier waren die Könige der Landstraße versammelt, und er mitten unter ihnen!
Ein kurzer, harter Antritt brachte ihn weg. Als er sich umschaute erkannte er Alexandre Vinokourov an seinem Hinterrad.

„Und da der junge Jerdona Zeres. Hinter ihm Vinokourov. Unglaublich, der schlägt sich mehr als tapfer. Aber der Gegenangriff ist schon unterwegs. Basso und Armstrong steigen nach, wollen ihn nicht weg lassen. Moreau erkenne ich da noch.
Und Zeres ist wieder weg. Wieder hatten sich die Favoriten versammelt und wieder nutzt er die Gunst der Stunde. Er ist heute wirklich in der Form seines Lebens. Aber sie steigen nach, wollen ihn auch nicht ziehen lassen. Vine gibt da wirklich alles. Und Armstrong ist weg!“

Noch 5 Kilometer bis nach oben. Er zog und trat, was das Zeug hielt. Vinokourov schob sich vorbei und übernahm die Tempoarbeit.

„Da ist er wieder. Lance Armstrong, der hohe Tourfavorit hat Vinokourov wieder eingeholt. Und da ist schon das Ziel. Der Sprint muss jeden Moment beginnen. Da geht Armstrong, Vinokourov hinterher….“

Jetzt konnte er nicht mehr nachsetzen. Bis einen Kilometer vor dem Ziel war er drangeblieben. Aber nun konnte er nichts mehr entgegensetzen. Ins Ziel kam er schließlich mit 1:25 Rückstand. Am liebsten hätte er einen Freudentanz vollführt, als er vom Rad stieg, aber jede Bewegung schmerzte. Seine gesamte Teambegleitung fiel über ihn her. Unglaublich! Dritter am Mont Ventoux! Er hatte mit der Weltspitze mitgehalten!

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arkon
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Beitrag: # 292202Beitrag arkon
14.8.2005 - 14:07

ich hab schon vor, mehr als ein jahr zu spielen. in groben zuegen hab ich die story bis an das karriereende von jerdona im kopf. aber ich glaube kaum, das ich solange durchhalten kann. aber mit mehr support ;)

auf jedenfall: danke nochmals

und

ich bin die naechsten tage weg, daher hier schon mal ein bisschen was im vorraus.

vill spazzz

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arkon
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Beitrag: # 292204Beitrag arkon
14.8.2005 - 14:08

10. Juni 2005
Gebirgsetappe Dauphinee

Sein blaues Trikot als bester Nachwuchsfahrer stand im gut, fand er zumindest. Voller Stolz präsentierte er sich beim Einschreiben und mischte sich beim Start zu den restlichen Trikotträgern. Heute würde mehr drin sein. Vielleicht ein Etappensieg. Los ging es mit einem relativ langen Flachstück über etwa 80 km. Danach standen einige kleinere Berge auf dem Programm, der letzte 29 km vor dem Ziel. Für diesen Moment wollte er sich seinen Angriff aufheben.

„Doch zunächst steht für die Fahrer ein anspruchsvolles Profil auf dem Programm, das vor allem die kleineren Teams und die Taktiker fordern wird.“
„Ja, in der Tat haben wir schon einige Ausreisversuche an der Spitze….“

Das Tempo wurde erst gegen Schluss der Etappe forciert, offensichtlich dachte man doch noch daran, die Ausreißer zu stellen und den Etappensieg einzuheimsen. Auf der vorletzten Steigung musste Jerdona ziemlich beißen um vorne zu bleiben, aber auf der Abfahrt konnte er sich wieder ausruhen.

„Nun bleibt noch ein Hindernis zu überwinden. Die Steigung ist 12,8 km lang und geht über 500 m. Nicht gerade ein Gigant, aber immerhin gibt wird es im oberen Bereiche ziemlich steil, mit bis zu 9%.“
„Tja, das muss man erstmal schaffen. Es bleibt aber abzuwarten, ob die Favoriten sich heute zeigen, denn die Abfahrt ist 17 km lang und damit dürfte es schwer sein, dort einen Vorsprung in das Ziel zu retten, wenn das Feld richtig fährt.“
„Und wenn Vinokourov hier und heute angreifen sollte, dürfte genau das der Fall sein“
„Das ist der Antritt des jungen Jerdona Zeres. Er war schon gestern mit vorne dabei und nicht gerade untätig. Und heute will er es offenbar schon wieder wissen.“
„Einige Fahrer gehen mit ihm mit. Das ist Noe, da hinten erkenne ich auch Brochard, also eine kleine Fluchtgruppe, die sich da löst.“
„Und schauen sie sich das an, Jerdona lässt sie alle stehen. Offenbar will er den Weg zum Ziel alleine antreten“

Hastig schaute er sich um. Mit dem zweiten Antritt hatten sie nicht gerechnet. Keiner setzte nach und schon nach wenigen Kurven waren sie verschwunden. „Gut gemacht, jetzt musst du nur noch das Tempo halten“ Er grinste. Nur noch. Ein Klacks. Er spritzte sich ein wenig Wasser in das Gesicht und ackerte weiter hinauf.

„Im Feld schauen sie sich jetzt an, keiner will so recht die Nachführarbeit machen. Alberto Contador, der zweite der Jungfahrerwertung geht jetzt nach vorne, will sich anscheinend nicht kampflos geschlagen geben. Auch von den Vladimir Karpets, dem dritten dieser Wertung, könnten wir uns etwas erhoffen. Sie beide werden ja durch diesen Angriff ebenfalls bedroht und um ihre Restchancen gebracht.“

Ab hier wurde es steil. Jerdona erreichte den zweiten Teil des Berges. Er sah auf den Etappenplan. Noch 6 km bis oben, aber die würden wehtun. Egal. Er hatte seinen ersten Etappensieg vor Augen, und das beflügelte. Er winkte den Materialwagen heran, er brauchte noch eine Flasche.

„Naja, so ganz einig sind sie sich ja noch nicht. Das kann den Basken nur freuen. Er kommt richtig weg und hat jetzt 45 Sekunden vor dem Hauptfeld, irgendwo dazwischen hängt noch die Verfolgergruppe, die jetzt mit 30 Sekunden zur Spitze angezeigt wird.“

Weiter, nur immer weiter. Die Bergwertung kam jetzt in Sichtweite, aber ganz oben war er damit noch nicht. Auf ihn wartete noch der letzte, steilste Kilometer des Anstieges.

„Olala, Angriff Contador. Der will wohl nicht die ganze Arbeit für die anderen machen. Karpets geht mit, ebenso wie Valverde. Die U25 Favoriten also zusammen, bis auf Jerdona Zeres, der einsam seinem Etappensieg entgegenstrampelt“
„Hier haben wir ihn wieder und sein Tritt wirkt immer noch rund und kraftvoll. Kann er seinen Vorsprung in das Ziel retten? Momentan liegt er etwa 1:20 vor dem Feld. Für die Angreifer haben wir noch keine Zeit, aber sie werden wohl erstmal heranfliegen.“
„Nein, das denke ich nicht. Zeres hat bewiesen das er am Berg überragend stark ist. Er könnte sich behaupten gegen seine Verfolger“

Gleich war er oben. Damit war der schwerste Teil geschafft. Aber würde es bis ins Ziel reichen? Einer der Zuschauer steckte ihm eine Zeitung zu, die er wie in Trance unter sein Trikot schob. 9 km Abfahrt gefolgt von einem 7 Kilometer Flachstück würden ihn auf die Probe stellen. Die Abfahrt konnte er überstehen, aber danach… danach brauchte er all seine Motivation.

„Die Verfolger um Karpets, Contador und Valverde kommen zum Gipfel. Sie haben rund eine Minute Rückstand. Die aufgerollte Ausreißergruppe mit Brochard und Noe kann ihnen wohl nur schwerlich Hilfe leisten, aber auch zu dritt sind sie schon wesentlich stärker als der Soloflüchtling. Es wird wohl noch mal knapp werden“
„Aber dass er gut rollen kann hat er uns ja schon bewiesen, nicht zuletzt durch seinen hervorragenden zweiten Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich“
„Das ist trotzdem etwas anderes. Hier haben wir es mit einer reißenden Abfahrt zu tun und in der Fluchtgruppe…“

ACHTUNG! Das wäre fast schief gegangen. Um ein Haar wäre er wieder im Graben gelandet, wie bei der Friedensfahrt. So etwas durfte ihm nicht noch mal passieren. Die Erinnerungen kamen wieder hoch und obwohl er die Bilder verdrängte wurde sein Tritt doch unmerklich schwerer, er bremste ein wenig früher an…
„Was machst du, schneller, sie kommen näher.“ Tönte Emanuel durch seinen Ohrknopf. Das 10-Kilometerschild sauste über ihn hinweg. Bald hatte er es überstanden. Nur noch 3 Kilometer Abfahrt.

„Und sie kommen näher. Schon jetzt auf der Fahrt hinab ins Tal. Es werden nur noch 43 Sekunden angezeigt. Aber auch das Hauptfeld ist wieder im Spiel. Noch 1:10 hat Jerdona Vorsprung vor den großen Favoriten“
„Na, ich denke das war es. Schon mit einer Minute wäre es knapp geworden, aber jetzt…“
„Ich glaube du vertust dich da. Der Hase ist noch nicht gelaufen. Der Junge ist hungrig und wird bis zum letzten kämpfen.“
„Das haben schon bessere und trotzdem verloren. Der Wille alleine reicht nicht“

„VENGA, VENGA“ tönte es aus dem Auto hinter ihm. Anfeuerungsrufe waren eigentlich nur beim Zeitfahren üblich. Sie hier zu hören hätte ihm eigentlich ein Lächeln auf die Lippen treiben können. Doch sein Gesicht blieb unbeweglich. Er registrierte nur noch Lautstärke, kaum noch Sprache. Emanuel brüllte ihm dauernd irgendwelche Zeiten in das Ohr. Es irritierte ihn, daher riss er kurzerhand den Stöpsel heraus. Aufstehen, aus der Kurve hinaus beschleunigen…

„Er ist auf den letzten 3 Kilometern und hat immer noch 30 Sekunden auf seine Verfolger. Das Hauptfeld hat jetzt allerdings richtig Fahrt aufgenommen. Phonak und Liquigas fahren Tempo, wahrscheinlich für Di Luca und Perdiguero. Wir werden sehen, ob sie auch entsprechend sprintstark sind. Auf jeden fall haben Karpets und Konsorten noch 10 Sekunden auf das jagende Feld.“
„Und da sind sie schon in Sichtweite“

Der letzte Kilometer! Er drehte sich um, wo waren seine Verfolger? Sie kamen, das wusste er, aber sehen konnte er sie noch nicht. Wie der Teufel trat er weiter. Er konnte es schaffen.

„Da ist er auf der Zielgeraden. Und es wird reichen. Da hinten sehen wir schon das Hauptfeld, wie es den Sprint vorbereitet, hier vorne aber gilt die Aufmerksamkeit jemand ganz anderem.“

Wieder drehte er sich um. Da waren sie. Aber sie würden ihn nicht mehr erreichen. Er hatte es geschafft. Stolz drehte er sich nach vorne um, rückte sein Trikot zusammen…

„Und da geht er durch das Ziel. Was für ein Triumph. Es ist wohl der größte Sieg in dieser noch jungen Karriere. Was wird er noch alles leisten können? Wir blicken gespannt in die Zukunft dieses Rennfahrers, Jerdona Zeres“

Die großen Momente des Glücks im Ziel zu erleben war für ihn in dieser Saison schon nichts Neues mehr. Etwas ganz anderes war es jedoch von Reportern und Fotografen umringt zu werden und sich Fragen über Fragen stellen zu müssen. Er genoss dieses „Bad in der Menge“, obwohl er nach den Strapazen kaum noch Stehen konnte und dringend eine Dusche, trockene Kleidung oder wenigstens ein Handtuch bräuchte. Während er einige Fragen beantwortete und erschöpft in Fernsehkameras und in ein Blitzlichtgewitter hinein lächelte reichte ihm irgendjemand von hinten ein Handtuch und eine Trinkflasche.
Ein wenig gefasster konnte er so auf das Podium hinaustreten und die Ehrungen genießen. Wahnsinn, er hatte es geschafft!

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Beitrag: # 292277Beitrag arkon
14.8.2005 - 16:31

11. Juni 2005
Gebirgsetappe Dauphinee
(Albertville – Morzine)
Heute am Start strahlte er wie schon lange nicht mehr. Das blaue Trikot trug er mit mehr Selbstbewusstsein als noch gestern. Er hatte es nicht nur erobert und verteidigt, sondern seine Führung nochmals ausgebaut. Heute würde das wohl nochmals auf eine Probe gestellt werden, aber er hatte nicht vor, es nochmals auszuziehen. Die Gesamtwertung… interessierte ihn eigentlich nur am Rande. Armstrong führte vor Vinokourov, aber beide hatten wohl kein übermäßiges Interesse, auf Gedeih und Verderb ihren Vorsprung zu verteidigen. Also war heute die letzte richtige Gelegenheit den Sieg noch streitig zu machen, was wohl für Bewegung sorgen würde. Ebenso würde er heute gefordert werden, wenn er sich als bester Jungfahrer behaupten wollte.
Vom Start weg gab es Angriffe, aber, wie zu erwarten, keine Gefährlichen. Der letzte Anstieg des Tages lag relativ isoliert und würde von 670 auf über 1500 Meter führen. Von dort aus gab es eine kurze Abfahrt, gefolgt von einem weiteren kurzen Anstieg. Hier würde man wohl noch ein wenig Korrektur betreiben können. Die 7 km lange Abfahrt führte sie bis kurz vor Morzine, von dort waren es noch 2 flache Kilometer bis ins Ziel. Alles konzentrierte sich also auf den letzten Anstieg, an dem die Entscheidung wohl fallen würde.
Entsprechend wurde auch das Rennen gestaltet, maßgeblich natürlich von Discovery Channel. Die ersten 3 Berge wurden mit einigermaßen hohem Tempo befahren, wahrscheinlich um die Gruppe schon früh klein zu machen und die Fahrer schwächerer Teams zu isolieren. Es funktionierte, den Jerdona hatte nur noch Roberto Laiseka an seiner Seite. Er war von ihnen beiden zwar der momentan der stärkere Fahrer, aber er konnte unmöglich guten Gewissens von diesem 35-Jahre alten Profi die Kapitänsrolle einfordern. Aber Julian Gorospe kam ihm zu Hilfe und verkündete über Funk, das Laiseka als Wasserträger würde fungieren.
Ein wenig komisch war es schon von einem alten Hasen das Wasser gebracht zu bekommen, aber daran würde er sich wohl auch gewöhnen müssen. Roberto selber nahm das alles sehr locker. Oft genug hatte er wohl schon selber in seiner Karriere den Helfer spielen müssen, so dass der Rückschritt eigentlich voraussehbar war.
So näherten sie sich dem letzten Anstieg. 23 km vor dem Ziel gingen sie dann in die ersten Kehren. Mit 10% ging es sofort gut zur Sache, keine Zeit zum Ausruhen. Erst in 3 Kilometern würde die erste und einzige „flache“ Passage mit 4% Steigung kommen. Das Tempo wurde sofort angezogen, Jerdona versuchte sich nach vorne durchzukämpfen um seine direkten Konkurrenten im Auge behalten zu können. Karpets sah schon angeschlagen aus, was man von Contador nicht behaupten konnte. Valverde hatte er bei seiner Durchfahrt nirgendwo entdecken können, aber über den Teamfunk bekam er die Bestätigung, dass auch er in ihrer Gruppe war. Es würde also ein enger Kampf werden.

„Die obligatorische Ausreißergruppe hat heute einen Vorsprung von 2 Minuten. Ich denke nicht, dass das reichen wird.“
„Nur schwer vorzustellen. Dazu müsste es im Feld schon sehr ruhig bleiben“

Die üblichen Attacken kamen und wurden von den Discovery-Fahrern zunichte gemacht. Das Tempo war hoch, aber ein Angriff war nicht unmöglich. Jetzt hatten sie das erste Dritte hinter sich, es waren noch 20 km zu fahren. Das flache Stück war für ihn Gelegenheit sich noch weiter nach vorne zu schieben. In der zweiten Reihe blieb er und lauerte. Roberto brachte ihm noch einmal Flaschen und ließ sich dann zurückfallen. Er konnte dem hohen Tempo nicht mehr folgen. Er war also nun auf sich allein gestellt. Die ohnehin schon hohe Anspannung wurde dadurch noch vergrößert.
Sie fuhren in eine steile Rampe hinein. 10%. Von jetzt an gab es keine Pause mehr bis zum Gipfel. Er schaute sich um und entdeckte Armstrong neben sich. Der Amerikaner sah noch locker aus. Jerdona versuchte aus seinem Gesicht zu lesen. Würde er angreifen? In diesem Augenblick schaute Armstrong selbst zu ihm herüber. Ein verlegenes Lächeln war die Antwort. Da merkte er, dass Lance nicht ihn anschaute, sondern an ihm vorbei. Er drehte den Kopf gerade noch rechtzeitig um zu erkennen, wie Valverde sich aus der Gruppe verabschiedete. Jerdona stand sofort auf und konterte den Angriff.
Mit Urgewalt zog und drückte er an den Pedalen, versuchte, Alejandro noch zu erreichen. Er war schnell, aber so richtig kam er nicht weg. Als er schon einige Meter zwischen sich und das Feld gelegt hatte drehte er sich um. Die Hölle war losgebrochen. Alberto Contador sprintete ebenfalls hinterher und mit ihm gingen noch einige andere Fahrer in die Offensive.
Er drehte sich wieder nach vorne um und trank etwas aus seiner Flasche.

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