Verfasst: 24.3.2007 - 0:22
Am Abend des WM-Straßenrennens nutzte man in der Equipe Fossier die Möglichkeit zu einem gemütlichen Beisammensein in Salzburg. Fahrer, Betreuer, Mechaniker, Freunde und Familien, alle waren da, selbst der Franzose Pineau, der nur als Ersatzmann von seinem Verband nominiert wurde.
Während sich alle angeregt unterhielten, entschied sich Oscar für einen großen Auftritt. Vor tausenden Zuschauern an der Strecke und an den Bildschirmen in die Pedale zu treten, darüber machte er sich eigentlich nie Gedanken. Auch nicht, wenn bei Siegerehrungen diverse Fotoobjektive auf ihn gerichtet waren und er in einem Blitzlichgewitter unterging...nun aber, bei dem Gedanken vor nur ein paar Dutzend größtenteils guten Bekannten eine Rede zu halten, wurde ihm doch etwas mulmig. Da musst du jetzt durch, sprach er sich Mut zu, ergriff ein Messer und schlug gegen sein Glas. Sogleich war ihm die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher, nun gab es kein Zurück mehr.
Bevor ich meine Rede, die ich übrigens nicht vorbereitet habe, beginne, möchte ich mit euch allen auf ein bislang sensationelles Jahr für unsere Mannschaft anstoßen. Er prostete allen zu, das Eis war gebrochen. Nun, wo soll ich anfangen? Bevor wir zum Beruflichen kommen, gilt mein allererster Dank meiner Frau Laura. Sie hat in der Vergangenheit zu meinen Gunsten auf so viel verzichtet und mir gleichzeitig immer den Rücken frei gehalten, es wird Zeit, dass ich ihr dafür auch etwas zurückgebe.
Ein Raunen ging durch den Raum, was Oscar nicht entging. Natürlich konnten die Jungs eins und eins zusammenzählen. Er setzte wieder an: Nun komme ich ungewollt doch bereits zum Beruflichen. Manchen wird nicht entgangen sein, dass mir vorhin nach dem Rennen ein wenig Wasser in den Augen stand. Daran, dass ich zu nah an selbigem gebaut habe, liegt das sicherlich nicht. Es war auch nicht auf das Ergebnis zurückzuführen, über diese Zeit bin ich doch schon seit einigen Jahren hinaus. Nein, mir ist in jenem Moment bewusst geworden, dass das nach fast 10 wunderschönen Jahren wohl meine letzten Kilometer bei Weltmeisterschaften gewesen sind.
Das Raunen wurde nun noch lauter, erste Diskussionen brachen los, andere schauten ihn ungläubig an. Oscar versuchte den Saal wieder zu beruhigen, hatte aber in diesem Moment selbst Probleme die Contenance zu bewahren. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass all diese tollen Jungs wohl zum letzten Mal zusammen saßen. Einige, wie er selbst, würden ihre Rennmaschinen an den Nagel hängen, andere wiederum den Verlockungen des Geldes folgen, das ihnen logischerweise nach tollen Leistungen von anderen Teams geboten wurde. Darf ich wieder um Ruhe bitten? Ihr wollt mich doch in einem solchen Moment nicht unterbrechen. Eigentlich wollte ich jetzt noch nicht über mich reden, das Beste hebt man sich schließlich bis zum Schluss auf. Ein Komiker war Oscar beileibe nicht...
Zurück zum Thema, fuhr er fort, lasst mich kurz auf die bisherige Saison zurückblicken. Ein großes Kompliment gebührt zuallerst unseren Mechanikern und Technikern, ohne die wir in diesem Jahr sicherlich nicht so erfolgreich gewesen wären. Christophe eröffnete den Reigen mit seinem tollen Erfolg bei Paris-Nizza, vergessen wollen wir auch nicht das prestigeträchtige Bergtrikot bei der Tour de France. Bravo, Christophe! Oscar stoppte kurz und applaudierte dem Franzosen. Machen wir gleich bei den Franzosen weiter: Jerome und David, immer im Hintergrund, aber von unschätzbarem Wert für die Kapitäne, genauso wie meine Landsmänner Carlos, David und Angel. Er erhob wieder sein Glas, um sogleich zu beschwichtigen. Seid mir nicht böse, aber ich habe mir nicht jedes Ergebnis aufgeschrieben. Wenn ich mich nicht auf die herausragenden Momente beschränke, stehen wir morgen noch hier. Gleiches gilt für dich, Philippe, aber das soll deine Loyalität keinesfalls in Frage stellen. Candido, bei dir habe ich immerhin die Punktewertung der Vuelta im Kopf, was auch nicht verwunderlich ist, schließlich habe ich dir den Weg erst frei gemacht. Wieder ein "Prost", wieder ein Schluck, die Stimmung stieg.
Vladimir und Georg, ihr habt unsere Farben bei den Rundfahrten in der 1. Saisonhälfte hervorragend vertreten, ob Giro, Romandie, Tour de Suisse oder Katalonien, ohne euch würden wir heute sicherlich nicht die Teamwertung anführen. Und wo wir schon im Frühjahr sind: Bei der Flandern-Rundfahrt wurde in diesem Jahr deutsch gesprochen. Einsame Spitze, Erik, und dann auch noch ein Tour-Etappensieg, was will man mehr?
Irgendwo im Saal warf jemand ein, dass noch ein WM-Titel fehlte. Oscar konnte den Zwischenruf nicht zuordnen, war es vielleicht Valverde? Er setzte wieder an: Den holen wir uns auch noch. Alejandro hat sicher noch was im Köcher, nachdem ihm bei der Tour die Lobby im Team fehlte und er zuletzt so knapp bei der Vuelta geschlagen wurde. Nun holt uns aber die Aktualität wieder ein. Sylvain und Martin, steht bitte auf.
Oscar wartete, bis der Beifall, den sich die beiden redlich verdient hatten, langsam abebbte. Wir haben zwar keinen Weltmeister, aber die beiden einzigen Vize-Weltmeister! Ein weiteres Mal brandete Beifall auf, der ihm eine kurze Pause gewährte. Nach holprigem Saisonbeginn kam Sylvain bei der Tour mit einem Etappensieg und einem Top10-Platz in der Gesamtwertung endlich in Schwung, gewann dann dank seiner Allrounder-Qualitäten die Deutschland-Tour und musste sich schließlich im WM-Zeitfahren nur dem Schweizer Cancellara geschlagen geben. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Sylvain! Applaus, Pause...
Und nun zu dir, Martin. Wir alle wissen, dass wir beiden uns von Beginn an nicht ganz grün waren. Vielleicht lag es an deiner vorlauten Art, vielleicht aber auch daran, dass ich früh merkte, dass da ein Konkurrent im eigenen Lager heranwächst. Mit deinem zweiten Platz in Lüttich hast du dein großes Talent angedeutet, das Ergebnis heute hat endgültig gezeigt, dass du in der Elite angekommen bist. Aber..., setzte Oscar an, bevor er von Martin-Sprechchören unterbrochen wurde, aber lass mich noch eines erwähnen: Es soll schon mal vorgekommen sein, dass jemand mit 23 Jahren die Gold-Medaille gewonnen hat. Diesmal erntete Oscar sogar ehrliches Gelächter, um sogleich klarzustellen: Nichtsdestotrotz: Meine absolute Anerkennung für deinen heutigen Husarenritt, auch wenn er sich mit meinen eigenen Ambitionen nicht wirklich vertragen konnte. Die Silbermedaille hat der richtige gewonnen, wenn ich mich ärgere, dann über den blöden Österreicher auf dem Bronze-Rang.
Mit fortlaufender Dauer fiel Oscar das Sprechen auch immer leichter, den letzten Rest Nervosität hatte er inzwischen auch längst abgelegt. Sicherlich leistete auch der Alkohol seinen Beitrag dazu die Zunge zu lockern. Lange Rede, kurzer Sinn, ich komme nun zielstrebig zum Ende, nach dem Rückblick auf die bisherigen Rennen möchte ich kurz auf das zu sprechen kommen, was uns noch erwartet. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: Mit dem heutigen Ergebnis bin ich - bei noch 4 ausstehenden Rennen - auf 35 Punkte an Oscar Pereiro in der Jahreswertung herangekommen. Dass ich im Bergzeitfahren nichts zu bestellen habe, ist mir klar. Und auch in der Lombardei werde ich im Normalfall nur eine Handvoll Punkte mitnehmen können. Wenn ich aber in Zürich und Tours mit meiner momentanen Form auftrete, kann ich mir sicherlich berechtigte Hoffnungen machen. Und für mich, der ich in meiner Karriere nie in den Genuss kam, den Gesamtweltcup zu gewinnen, wäre diese Jahreswertung ein wunderschönes Abschiedsgeschenk zum Karriereende. Warum Karriereende? Ich bin jetzt 10 Jahre im Geschäft, aber die Geburt unseres Sohnes hat mir klar gemacht, dass es noch ein Leben nach dem Radsport gibt. Ich will aber nun nicht zu viele Worte zum Rücktritt verlieren, dafür liegt noch zu viel vor uns.
Noch einmal holte er kurz Luft und nahm einen Schluck, bevor er zum finalen Teil seiner Rede ansetzte. Mir ist schon bewusst, was ich da von euch verlange, und ich habe auch vollstes Verständnis, wenn ihr in diesem Punkt nicht hinter mir steht. Schließlich ist es mir heute auch nicht gelungen, das von ganz Spanien in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Allerdings: Mit eurer Hilfe würdet ihr einem alten Mann eine ganz große Freude machen. Und nun wünsche ich allen noch einen wunderschönen Abend und vor allem guten Appetit. Mir wird aus der Küche schon signalisiert, dass ich zum Ende kommen muss, weil man das Essen servieren will. Danke für eure Aufmerksamkeit, vor allem aber danke, dass ihr bis hierhin so höflich ausgehalten habt.
Völlig erschöpft nahm Oscar wieder neben seiner Frau Platz. Diese schaute ihn nur vollkommen überrascht ob der ausufernden Rede an. Oder war es doch die unerwartete Freude darüber, dass ihr Mann in Zukunft häufiger zuhause sein würde? Oscar beschränkte sich darauf, seinen Arm um ihre Schulter zu legen und ihr ins Ohr zu flüstern: Vielleicht hätte ich doch Politiker werden sollen...
Während sich alle angeregt unterhielten, entschied sich Oscar für einen großen Auftritt. Vor tausenden Zuschauern an der Strecke und an den Bildschirmen in die Pedale zu treten, darüber machte er sich eigentlich nie Gedanken. Auch nicht, wenn bei Siegerehrungen diverse Fotoobjektive auf ihn gerichtet waren und er in einem Blitzlichgewitter unterging...nun aber, bei dem Gedanken vor nur ein paar Dutzend größtenteils guten Bekannten eine Rede zu halten, wurde ihm doch etwas mulmig. Da musst du jetzt durch, sprach er sich Mut zu, ergriff ein Messer und schlug gegen sein Glas. Sogleich war ihm die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher, nun gab es kein Zurück mehr.
Bevor ich meine Rede, die ich übrigens nicht vorbereitet habe, beginne, möchte ich mit euch allen auf ein bislang sensationelles Jahr für unsere Mannschaft anstoßen. Er prostete allen zu, das Eis war gebrochen. Nun, wo soll ich anfangen? Bevor wir zum Beruflichen kommen, gilt mein allererster Dank meiner Frau Laura. Sie hat in der Vergangenheit zu meinen Gunsten auf so viel verzichtet und mir gleichzeitig immer den Rücken frei gehalten, es wird Zeit, dass ich ihr dafür auch etwas zurückgebe.
Ein Raunen ging durch den Raum, was Oscar nicht entging. Natürlich konnten die Jungs eins und eins zusammenzählen. Er setzte wieder an: Nun komme ich ungewollt doch bereits zum Beruflichen. Manchen wird nicht entgangen sein, dass mir vorhin nach dem Rennen ein wenig Wasser in den Augen stand. Daran, dass ich zu nah an selbigem gebaut habe, liegt das sicherlich nicht. Es war auch nicht auf das Ergebnis zurückzuführen, über diese Zeit bin ich doch schon seit einigen Jahren hinaus. Nein, mir ist in jenem Moment bewusst geworden, dass das nach fast 10 wunderschönen Jahren wohl meine letzten Kilometer bei Weltmeisterschaften gewesen sind.
Das Raunen wurde nun noch lauter, erste Diskussionen brachen los, andere schauten ihn ungläubig an. Oscar versuchte den Saal wieder zu beruhigen, hatte aber in diesem Moment selbst Probleme die Contenance zu bewahren. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass all diese tollen Jungs wohl zum letzten Mal zusammen saßen. Einige, wie er selbst, würden ihre Rennmaschinen an den Nagel hängen, andere wiederum den Verlockungen des Geldes folgen, das ihnen logischerweise nach tollen Leistungen von anderen Teams geboten wurde. Darf ich wieder um Ruhe bitten? Ihr wollt mich doch in einem solchen Moment nicht unterbrechen. Eigentlich wollte ich jetzt noch nicht über mich reden, das Beste hebt man sich schließlich bis zum Schluss auf. Ein Komiker war Oscar beileibe nicht...
Zurück zum Thema, fuhr er fort, lasst mich kurz auf die bisherige Saison zurückblicken. Ein großes Kompliment gebührt zuallerst unseren Mechanikern und Technikern, ohne die wir in diesem Jahr sicherlich nicht so erfolgreich gewesen wären. Christophe eröffnete den Reigen mit seinem tollen Erfolg bei Paris-Nizza, vergessen wollen wir auch nicht das prestigeträchtige Bergtrikot bei der Tour de France. Bravo, Christophe! Oscar stoppte kurz und applaudierte dem Franzosen. Machen wir gleich bei den Franzosen weiter: Jerome und David, immer im Hintergrund, aber von unschätzbarem Wert für die Kapitäne, genauso wie meine Landsmänner Carlos, David und Angel. Er erhob wieder sein Glas, um sogleich zu beschwichtigen. Seid mir nicht böse, aber ich habe mir nicht jedes Ergebnis aufgeschrieben. Wenn ich mich nicht auf die herausragenden Momente beschränke, stehen wir morgen noch hier. Gleiches gilt für dich, Philippe, aber das soll deine Loyalität keinesfalls in Frage stellen. Candido, bei dir habe ich immerhin die Punktewertung der Vuelta im Kopf, was auch nicht verwunderlich ist, schließlich habe ich dir den Weg erst frei gemacht. Wieder ein "Prost", wieder ein Schluck, die Stimmung stieg.
Vladimir und Georg, ihr habt unsere Farben bei den Rundfahrten in der 1. Saisonhälfte hervorragend vertreten, ob Giro, Romandie, Tour de Suisse oder Katalonien, ohne euch würden wir heute sicherlich nicht die Teamwertung anführen. Und wo wir schon im Frühjahr sind: Bei der Flandern-Rundfahrt wurde in diesem Jahr deutsch gesprochen. Einsame Spitze, Erik, und dann auch noch ein Tour-Etappensieg, was will man mehr?
Irgendwo im Saal warf jemand ein, dass noch ein WM-Titel fehlte. Oscar konnte den Zwischenruf nicht zuordnen, war es vielleicht Valverde? Er setzte wieder an: Den holen wir uns auch noch. Alejandro hat sicher noch was im Köcher, nachdem ihm bei der Tour die Lobby im Team fehlte und er zuletzt so knapp bei der Vuelta geschlagen wurde. Nun holt uns aber die Aktualität wieder ein. Sylvain und Martin, steht bitte auf.
Oscar wartete, bis der Beifall, den sich die beiden redlich verdient hatten, langsam abebbte. Wir haben zwar keinen Weltmeister, aber die beiden einzigen Vize-Weltmeister! Ein weiteres Mal brandete Beifall auf, der ihm eine kurze Pause gewährte. Nach holprigem Saisonbeginn kam Sylvain bei der Tour mit einem Etappensieg und einem Top10-Platz in der Gesamtwertung endlich in Schwung, gewann dann dank seiner Allrounder-Qualitäten die Deutschland-Tour und musste sich schließlich im WM-Zeitfahren nur dem Schweizer Cancellara geschlagen geben. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Sylvain! Applaus, Pause...
Und nun zu dir, Martin. Wir alle wissen, dass wir beiden uns von Beginn an nicht ganz grün waren. Vielleicht lag es an deiner vorlauten Art, vielleicht aber auch daran, dass ich früh merkte, dass da ein Konkurrent im eigenen Lager heranwächst. Mit deinem zweiten Platz in Lüttich hast du dein großes Talent angedeutet, das Ergebnis heute hat endgültig gezeigt, dass du in der Elite angekommen bist. Aber..., setzte Oscar an, bevor er von Martin-Sprechchören unterbrochen wurde, aber lass mich noch eines erwähnen: Es soll schon mal vorgekommen sein, dass jemand mit 23 Jahren die Gold-Medaille gewonnen hat. Diesmal erntete Oscar sogar ehrliches Gelächter, um sogleich klarzustellen: Nichtsdestotrotz: Meine absolute Anerkennung für deinen heutigen Husarenritt, auch wenn er sich mit meinen eigenen Ambitionen nicht wirklich vertragen konnte. Die Silbermedaille hat der richtige gewonnen, wenn ich mich ärgere, dann über den blöden Österreicher auf dem Bronze-Rang.
Mit fortlaufender Dauer fiel Oscar das Sprechen auch immer leichter, den letzten Rest Nervosität hatte er inzwischen auch längst abgelegt. Sicherlich leistete auch der Alkohol seinen Beitrag dazu die Zunge zu lockern. Lange Rede, kurzer Sinn, ich komme nun zielstrebig zum Ende, nach dem Rückblick auf die bisherigen Rennen möchte ich kurz auf das zu sprechen kommen, was uns noch erwartet. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: Mit dem heutigen Ergebnis bin ich - bei noch 4 ausstehenden Rennen - auf 35 Punkte an Oscar Pereiro in der Jahreswertung herangekommen. Dass ich im Bergzeitfahren nichts zu bestellen habe, ist mir klar. Und auch in der Lombardei werde ich im Normalfall nur eine Handvoll Punkte mitnehmen können. Wenn ich aber in Zürich und Tours mit meiner momentanen Form auftrete, kann ich mir sicherlich berechtigte Hoffnungen machen. Und für mich, der ich in meiner Karriere nie in den Genuss kam, den Gesamtweltcup zu gewinnen, wäre diese Jahreswertung ein wunderschönes Abschiedsgeschenk zum Karriereende. Warum Karriereende? Ich bin jetzt 10 Jahre im Geschäft, aber die Geburt unseres Sohnes hat mir klar gemacht, dass es noch ein Leben nach dem Radsport gibt. Ich will aber nun nicht zu viele Worte zum Rücktritt verlieren, dafür liegt noch zu viel vor uns.
Noch einmal holte er kurz Luft und nahm einen Schluck, bevor er zum finalen Teil seiner Rede ansetzte. Mir ist schon bewusst, was ich da von euch verlange, und ich habe auch vollstes Verständnis, wenn ihr in diesem Punkt nicht hinter mir steht. Schließlich ist es mir heute auch nicht gelungen, das von ganz Spanien in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Allerdings: Mit eurer Hilfe würdet ihr einem alten Mann eine ganz große Freude machen. Und nun wünsche ich allen noch einen wunderschönen Abend und vor allem guten Appetit. Mir wird aus der Küche schon signalisiert, dass ich zum Ende kommen muss, weil man das Essen servieren will. Danke für eure Aufmerksamkeit, vor allem aber danke, dass ihr bis hierhin so höflich ausgehalten habt.
Völlig erschöpft nahm Oscar wieder neben seiner Frau Platz. Diese schaute ihn nur vollkommen überrascht ob der ausufernden Rede an. Oder war es doch die unerwartete Freude darüber, dass ihr Mann in Zukunft häufiger zuhause sein würde? Oscar beschränkte sich darauf, seinen Arm um ihre Schulter zu legen und ihr ins Ohr zu flüstern: Vielleicht hätte ich doch Politiker werden sollen...