Die Sattlerei

20 Sekunden bei noch 15 Kilometern. Auf keinen Fall unschaffbar, aber sehr schwierig. George wußte, dass er und Ete jetzt zusammenarbeiten müssten, also ließ er sich neben ihn fallen und sagte: Komm schon, scheiß auf die Rivalität. Die holen wir wieder zurück, aber dafür müssen wir zusammenarbeite!

Der Eisel kann eh nicht führen kramte Erik in Englisch hervor und 2 gegen 1 sollte schaffbar sein Sprachs und begab sich wieder in die Führung.

Eisel wieder als zweiter davonkommen zu lassen, das wollte er dem Lolli nicht gönnen. Umfallen könne er im Ziel, jetzt hieß es nochmal arbeiten.

Auf der heimischen Ledercouch litt Thomas jetzt mit Bernhard Eisel, denn der S-W-Teamkollege schein keine Kraft mehr zu haben, was Tom Boonen aber nicht erkannte, "Arbeitet weiter", rief er Eisel zu, obgleich dieser ihn nicht hören konnte. Aber das musste doch reichen, auch wenn Hincapie und Zabel näher zu kommen schienen...

KILOMETER 252 (noch 7 km):

2 - 251 km Hem 1,4 km
1 - 259 km Roubaix 0,3 km

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Das letzte ernsthafte Kopfsteinpflasterstück des Tages ist inzwischen erreicht. Aufgrund der taktischen Spielereien der beiden Spitzenreiter Boonen und Eisel kämpften sich Hincapie und Zabel noch einmal näher an die Führenden heran. 6 Sekunden betrug der Abstand nur noch, doch in diesem Moment platzte Erik Zabel. Kurzfristig ging nichts mehr. Hincapie kämpfte zwar wacker weiter, aber offenbar wurde Boonen und Eisel in dem Moment klar, daß ihre Spielchen sie den Sieg kosten könnten.

Am Pavé Nr. 2 beträgt ihr Vorsprung wieder eine halbe Minute. Eisel attackiert ein weiteres Mal, er schafft es auch, eine Lücke von 30 Metern zu reißen, doch Tom Boonen kämpft. Und er holt sich Meter um Meter zurück. Im Flachen wird er wieder an Eisel herankommen, so wie es aussieht.

Dahinter gibt auch George Hincapie sein Bestes. Auch Zabel scheint sich etwas erholt zu haben. Dennoch wird er es sehr schwer haben, die knapp 10 Sekunden auf den Nordamerikaner nochmal zu zu fahren!

Dahinter ist alles wie gehabt. Hammond und Hushovd kämpfen um Platz 5 (Vorteil Hushovd?), Platz 7 machen Ballan und Knaven unter sich aus (Vorteil Ballan?), um den neunten Platz geht es zwischen Baguet und Greipel (kleiner Vorteil für den Deutschen?), Platz 11 wird zwischen den Edelhelfern Gusev und van Bon entschieden.
Dahinter kommt die Vierergruppe O'Grady-Freire-Barry-Horillo, gefolgt von der Fünfergruppe Arvesen-Voigt-Vansevenant-Baldato-Barbosa.

Jetzt lag Berni also wenige Meter vor Boonen. Also hieß es nun einfach nur noch durchziehen, auch wenn Boonen der bessere Tempobolzer sein sollte. Er konnte es hier und heute schaffen. Weil wieder nur 2. werden, das wäre nichts für ihn gewesen. Ich muss es jetzt einfach packen!, dachte er sich, während er über Funk nochmals motivert wurde.

Noch 7 Kilometer, und knapp 30 Meter Rückstand. Das war keine leichte Aufgabe für Tom, allerdings auch keine allzu schwere. Allerdings würde ihn das Kraft kosten, die im am Ende vielleicht fehlen tut. Nach dem 3. Platz bei der Flandern Rundfahrt wollte er heute unbedingt gewinnen, weshalb es innerlich nochmal einen Motivations- und Kraftschub gab.

Verdammt, das konnte doch nicht wahr sein. Sollte George etwa schon wieder verlieren. Wozu komm ich eigentlich immer hierher und tu mir das an? Doch wohl nicht für einen 3. Platz. Nochmal beschleunigte George in der Hoffnung, dass vielleicht vorne noch einer Patzen würde.

“Bernhard das schaffst du. Immer weiter, weiter, weeeeeeeiiiiiiiiiittttttttttter.“

So im Auto zu sitzen und nur hoffen zu können, war kein angenehmes Schicksal, irgendwie fühlt man sich Allem gegenüber ausgeliefert.
Das Gefühl sagte Fakihi allerdings dass die Serie der knappen Niederlagen heute zu Ende gehen würde, und die Sammlung an 2ten und 4ten Plätzen nicht noch weiter anwachsen wird. Tja, wenn das Gefühl da einmal nur die Wahrheit sagte.

"Hehe, alles Head-to-Head-Rennen hier," lachte sich Thomas ins Fäustchen und auch für seinen Teamkollegen freute er sich, dieser fuhr tatsächlich dem Tagessieg entgegen. Anscheinend hatte er vorher nur geblufft und nun zog er Boonen davon, diesen Trick musste Thomas sich merken...

RADRENNBAHN ROUBAIX (noch 600 m):

Am allerletzten Pavé, dem "Ehrenpavé", ist es Tom Boonen gelungen, wieder an Eisel heran zu kommen. Beide sind vorher voll gefahren, so daß es jetzt auf ihre Sprintfähigkeiten und die verbliebenen Körner ankommt.

Eisel zieht nach oben, wie bei einem Bahnsprint, und drängt Boonen in die Führungsposition, während die Glocke zur letzten Runde klingelt. Boonen sieht sich immer wieder um, doch Eisel bleibt konsequent oben. Noch 200 m, sie passieren die Einfahrt in das Oval. Hier erscheint soeben George Hincapie, der jetzt noch 600 m zu fahren hat.

In diesem Augenblick geht auch Tom Boonen nach oben und stürzt sich sofort wieder nach unten. Er sprintet die letzten 200 m von vorne. Bernhard Eisel hat mit dieser Art der Sprinteröffnung nicht gerechnet und verliert sofort an Boden.

Souverän gewinnt Tom Boonen Paris-Roubaix im Sprint. Bernhard Eisel wird trauriger Zweiter. Damit hat er ein anderes Double geschafft als er wahrscheinlich geplant hatte. Zweiter in Flandern und Zweiter in Roubaix ist aber aller Ehren wert!

George Hincapie lässt den Kopf hängen, als er eine gute halbe Minute später die Ziellinie überquert, er hat fast alles richtig gemacht und ist dennoch "nur" Dritter geworden. Im Grunde genommen eine tolle Platzierung, aber für Hincapie, der schon so viele gute Platzierungen in Roubaix hatte, ist das eine Niederlage. Erik Zabel streckt die Zunge heraus, als er 14 Sekunden hinter Hincapie hereinkommt. Ist das ein Zeichen dafür, daß er mit allerletzter Kraft die letzten Kilometer zurückgelegt hat? Ärgert er sich oder freut er sich?

Über anderthalb Minuten muß das Publikum warten, ehe Roger Hammond eintrudelt. Es ist ihm offenbar gelungen, Thor Hushovd noch zu distanzieren. Ja, Hushovd hat tasächlich noch 20 Sekunden verloren.

Das nächste Doppelpack kommt in die Radrennbahn. Servais Knaven "attackiert" direkt bei der Einfahrt ins Stadion. Gewagt, aber er weiß, daß er gegen Alssandro Ballan keine Chance im Sprint hat. Seine Taktik bringt Erfolg. 2 Sekunden bringt er vor Ballan ins Ziel. Über dreieinhalb Minuten sind seit Boonens Triumph bereits vergangen.

Über 4 Minuten werden für Baguet und Greipel gezählt. Der Deutsche ist der bessere Sprinter und verdrängt den unermüdlichen Baguet auf Platz 10.

Gusev und van Bon sprinten gar nicht mehr. Der Russe holt Platz 11, der Niederländer Platz 12. Grob 5 Minuten haben sie bekommen.

Bei der nächsten Gruppe kommt es doch nochmal zu einem Sprint, den die beiden Commonwealth-Fahrer mustergültig fahren, so daß O'Grady vor Barry und Freire in die Wertung kommt ...

In Bälde mehr!

"Sieeeeeeeeg!!" jubelte Tom, als er in Jubelpose von vielen Presseleuten empfangen wurde. Obwohl er eigentlich die schlechtere Position, nämlich vorne hatte, konnte er durch ein geschicktes taktisches Manöver das Rennen vor Eisel gewinnen. Erstmal musste er sich durch die Presseleute kämpfen, um zu seinem Betreuer zu kommen, der ihm etwas zu trinken gab. Dann gng er zu Eisel, um sich bei ihm zu bedanken, dass er mehr oder weniger gut mitgearbeitet hat und gratulierte ihm zum zweiten Platz und ging wieder zum Teambus, um auf Gusev und co zu warten.

Paris - Roubaix (ENDSTAND):

1 Tom Boonen BEL (T-MobileFan) ZBB 06:09:43
2 Bernhard Eisel AUT (*Mik* [EISEL-FAN]) S-W +00:02

3 George Hincapie USA (doubleM) MWP +00:33

4 Erik Zabel GER (zabelchen) FOS +00:47

6 Roger Hammond ENG COM +02:20

5 Thor Hushovd NOR SIR +02:41

7 Servais Knaven NED BRS +03:38
8 Alessandro Ballan ITA MAC +03:40

9 André Greipel GER SIR +04:22
10 Serge Baguet BEL RWV +04:22

11 Vladimir Gusev RUS ZBB +05:01
12 Leon van Bon NED MWP +05:02

13 Stuart O'Grady AUS COM +05:48
14 Michael Barry CAN COM +05:49
15 Óscar Freire Gómez ESP (virtualprofit) FOS +05:50
16 Pedro Horillo ESP/Eus CAB +05:50

17 Cândido Barbosa POR FOS +06:12
18 Kurt-Asle Arvesen NOR BRS +06:12
19 Jens Voigt GER (Rad-Fan) MWP +06:13
20 Fabio Baldato ITA S-W +06:14
21 Wim Vansevenant BEL RWV +06:14

22 Michael Albasini SUI SIR +06:41
23 Pieter Ghyllebert BEL RWV +06:41

24 Jérôme Pineau FRA FOS +07:25
25 Andrea Masciarelli ITA MAC +07:25
26 Danilo Napolitano ITA MAC +07:25
27 Julian Dean NZL COM +07:27
28 Heinrich Haussler GER (Steini) S-W +07:27
29 Javier Cherro ESP CAB +07:27

30 Ian McLeod RSA S-W +08:10
31 Gregory Rast SUI SIR +08:10
32 Anthony Geslin FRA RWV +08:10
33 Martin Elmiger SUI SIR +08:10
34 Maxime Monfort BEL RWV +08:10
35 Paolo Bettini ITA (toursieger-2010) BRS +08:10
36 Lars Michaelsen DEN S-W +08:10
37 Robert Hunter RSA COM +08:12

38 Daniel Navarro ESP CAB +08:57
39 Francesco Chicchi ITA MAC +08:57
40 Huw Pitchard WAL COM +08:57
41 Luca Ascani ITA MAC +08:57

42 Mirko Celestino ITA MWP +09:26
43 Robert Förster GER MWP +09:27

44 Jakob Storm Piil DEN ZBB +14:07

DNF Nicolas Portal FRA RWV
DNF Olaf Pollack GER ZBB
DNF Manuel Vazquez ESP CAB
DNF Marco Zanotti ITA S-W
DNF Xavier Florencio ESP CAB
DNF Francesco Masciarelli ITA MAC
DNF Bradley Wiggins ENG COM
DNF Mirco Lorenzetto ITA MAC
DNF Jimmy Engoulvent FRA RWV
DNF Philippe Gilbert BEL FOS
DNF Laszlo Bodrogi HUN ZBB
DNF Ruben Lobato ESP CAB
DNF Angél Vicioso ESP FOS
DNF Carlos Barredo ESP CAB
DNF Sven Krauss GER SIR
DNF Jimmy Casper FRA BRS
DNF Nicholas Roche IRL SIR
DNF Lance Armstrong USA (L.A.F.) ZBB
DNF David Zabriskie USA MWP
DNF Georg Totschnig AUT (Totschnig_Georg) FOS
DNF Koldo Gíl Perez ESP/Eus MWP
DNF Alessandro Petacchi ITA (Klettermaxe) BRS

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TEAMWERTUNG:

1 - Mr. Wooper – Peppo Cycling 11:48
2 - L'Équipe Fossier 11:49
3 - Sonnenkraft-Wasserkraft 13:43
4 - Team SIR 13:44
5 - Team Commonwealth 14:21
6 - Team Renault – West Vlaanderen 17:17
7 - Bodenheimer Rad+Sport 18:00
8 - Macelleria Mamilii – Prosciutto di Parma 18:30
9 - Zamano-Blazewski – Bicycle-Team 19:08
10- Team Cabeza 22:14

Völlig erschöpft kam Berni im Ziel an. Wieder nur zweiter. Das durfte doch nicht wahr sein. Gleich nachdem sich Boonen und er gegenseitig beglückwünschten, verschwand er von einigen Teamhelfern gestützt in den Teambus. So früh nach diesem unglücklichsten Double für einen Kopfsteinpflasterspezi wollte er erstmal seine Ruhe haben und keine Interviews geben. Dort legte er sich erstmal hin und ruhte sich aus.
Er brauchte einfach erstmal eine Pause, um alles nochmal Revue passieren zu lassen. Selbst die Siegerehrung konnte seinetwegen noch warten. Er wollte nicht wieder nur als 1. Verlierer mit dabei sein; nein, das wollte er sich wahrlich nicht nochmal antun.

"Yes", freute sich Lance, als er aus dem Teamauto ausstieg und Tom in die Arme nahm. Nach seinem unglücklichen 3. Platz bei der Ronde hatte er heute wieder Paris-Roubaix gewonnen. Lance hatte auch sein Double geschafft auf den zwei großen Kopfsteinpflasterrennen zweimal ausgestiegen. Als nächstes galt es weiter die Form aufzubauen und dann beim Dauphine wieder ein Rennen zu fahren, um dort den Feinschliff zur Tour zu bekommen. Den Giro wollte er wie gewohnt vor dem Fernseher verbringen und Gibo die Daumen drücken.

Vierter, geplatzt, verdammt, Erik fluchte...als er jedoch das Ergebniss im Ziel auf irgendeiner Ergebnisanzeige sah, konnte er sich ein schmunzel nicht verkneifen. Eisel wieder nur zweiter, lutschen zahlt sich eben doch nicht immer aus.

Als er dann im Ziel an Eisel vorbei fuhr, konnte er sich dementsprechend auch nicht wirklich zurückhalten. Er setze eine strahlende Miene auf

Tja, es gibt doch noch Gerechtigkeit auf der Welt, wer arbeitet, wird auch für seine Mühen belohnt. Viel Spass bei der Siegerehrung.

Erik konnte sich das heute ja Gott sei dank ersparen und fuhr in Richtung Bus.