Paris - Nizza 2008 (7.Etappe) - Selbst die Krone aufgesetzt
Mit dem Col de la Porte in den Beinen, bieten sich die letzten drei Steigungen nochmal für Attacken an.
Letzter Tag bei Paris - Nizza und alles sprach vor diesem Taq für den Dominator der bisherigen Rundfahrt - Alejandro Valverde. Der Spanier gewann bisher zwei Etappen, war bei jedem Teilabschnitt einer der Hauptakteure und beeindruckte mit seiner scheinbar so lockeren Fahrweise. Somit war die Favoritenrolle klar verteilt, doch so weit hinten lag die Konkurrenz noch nicht. An einem Tag ist alles möglich - das war wohl auch die Hoffnunq seiner Gegner. Wie üblich ging eine Gruppe vorneweg, außer dem Lampre-Mann Murro war allerdings kein ernsthafter Anwärter fürs Bergtrikot dabei. Spanair-Phonak schickte Ribeiro mit in die Gruppe, er sollte Murro Punkte weqnehmen. Das klappte nur bedingt, doch Murro zeigte selbst Schwächen und so stand schon früh mit Constatino Zaballe der Sieger der Bergwertunq fest. Man konnte sich also komplett auf die Gesamtwertung konzentrieren.
Die Favoriten verzichten auf waghalsige Mannöver, erst am letzten kleinen Hügel kam doch nochmal Bewegung in die Etappe. Der Col d'Eze ist zwar nicht besonders lang, jedoch warten teilweise zweistellige Steigungswerte auf die Fahrer. Und diesmal wurde nicht gewartet, ehe Valverde selbst angreift. Stijn Devolder fasste sich ein Herz und wagte Attacke Nummer 1. Chavanel ging hinterher, Vladimir Chagaev war ebenfalls hellwach und machte diesmal einen spritzigeren Eindruck wie noch Tage zuvor. Zur Überraschung vieler gesellte sich noch ein vierter Mann hinzu - Jens Voigt. Totgesagte leben eben länger! Alarmstufe Rot für Valverde? Er machte nicht den Anschein nervös zu werden, sondern blieb ruhig und fuhr weiter sein Tempo. Weniger Ruhe hatte nun Franco Pellizotti, Drittplatzierter der Gesamtwertung. Auch er forderte Valverde heraus - und der Spanier antworte. Bei Pellizotti stieg er hinterher, auch Thomas Dekker kam nun aus der Reserve und hing sich an das Rad des Spaniers. Mit Leichtigkeit kamen die drei an die Angreifer heran - doch Valverde reichte das nicht. Ein kurzer Blick zurück zu Dekker - ein kurzer Antritt. Der Spanier hatte erneut die schnellsten Beine und flog davon, unglaublich.
Valverde behält zunächst die Ruhe und schaut sich die Angreifer von hinten an (l.) - ehe er selbst beschleunigt und den Rest aussehen lässt wie Amateure.
Geht das schon wieder los, werden sich die Fans der anderen Fahrer fragen? Immer wieder dieser Valverde, und auch heute scheint er wieder der Stärkste zu sein. Zwischenzeitlich fuhr er bis zu 40 Sekunden Vorsprung heraus, wie entfesselt stürmte er die Straßen hinauf, angepeitscht von etlichen spanischen Radsportfans, die den Weg bis über die Grenze gemacht haben. Seine 7 Verfolger machten eigentlich nichts verkehrt, man arbeitete zusammen, versuchte gemeinsam die Lücke zu schließen - doch sie alle mussten einsehen, dass Valverde nur noch durch einen Sturz zu bremsen war. Also rückte der Teamgedanke in den Hintergrund - nun ging es um die Platzierungen hinter Valverde in der Gesamtwertung. Und da zählte jede Sekunde. Chagaev etwa lag 4 Sekunden hinter Devolder auf Platz 5, Chavanel wiederum nur 3 Sekunden hinter Chagaev. So versuchte jeder mal sein Glück in einer Attacke - ohne Erfolg. Während Valverde vorne dem Etappen- und Gesamtsieg entgegen fuhr, bereitete man sich hinten auf einen Zielsprint vor. Denn mit 4 Sekunden Bonus für Rang 2, wäre etwa einem Chavanel geholfen. noch 500 Meter für die Gruppe - Valverde am Ziel seiner Träume anqelanqt. Zurecht lässt sich der Spanier feiern, während seinen Konkurrenten um die besten Positionen für den Sprint kämpfen.
Pellizotti und Dekker führen die Verfolqer zum Zielsprint (l.) - rechts sonnt sich Alejandro Valverde im Jubel der Zuschauer.
Thomas Dekker zieht aus zweiter Position an - vorbei an Pelizotti - schneller wie der Rest - Dekker wird Zweiter. Platz drei geht an Silvain Chavanel, der damit bis auf eine Sekunde an Vladimir Chagaev herankommt. Glück für den Russen, der im Sprint alles andere als begabt ist. Chagaev wird ohne Chance Achter, bleibt trotzdem im gesamten Rankinq unter den Top 5. Ein Achtungserfolq für den jungen Russen, der als künftiger Tour-Sieger gehandelt wird. Am Ende also keine Überraschungen, Valverde gewinnt die Gesamt- plus Punktewertunq. Zaballa verteidigt das Bergtrikot und Thomas Dekker wird bester Fahrer in der U-25 Wertunq. Was bleibt uns im Hinblick auf die drei großen Landesrundfahrten mitzunehmen?? Alejandro Valverde ist in dieser Form natürlich einer der Topfavoriten für Tour und Vuelta, Pelizotti unterstreicht seine Ambitionen für den Giro. Doch auch Thomas Dekker, Stijn Devolder und Vladimir Chagaev zeigten ordentliche Darbietungen und schwangen sich zum erweiterten Kandidatenkreis für die nächsten Rundfahrten auf. Es bleibt also spannend. Soviel aus Frankreich, au revoir!
Ergebnis:
1 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne 3h30'19
2 Thomas Dekker Rabobank + 28
3 Sylvain Chavanel Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
4 Franco Pellizotti Liquigas s.t.
5 Patrice Halgand Crédit Agricole s.t.
6 Jens Voigt Team CSC - Saxo Bank s.t.
7 Stijn Devolder Quick·Step s.t.
8 Vladimir Chagaev Spanair Phonak s.t.
9 Rinaldo Nocentini AG2R La Mondiale + 1'24
10 Jurgen Van den Broeck Silence - Lotto s.t.
11 Markus Fothen Gerolsteiner s.t.
12 Leonardo Piepoli Saunier Duval - Scott s.t.
13 Samuel Sánchez Euskaltel - Euskadi s.t.
14 Marco Pinotti Team Columbia s.t.
15 Markus Zberg Gerolsteiner + 2'38
16 Stefan Schumacher Gerolsteiner s.t.
17 Daniele Bennati Liquigas s.t.
18 Jérôme Pineau Bouygues Télécom s.t.
19 Pierrick Fédrigo Bouygues Télécom s.t.
20 Murilo Fischer Liquigas s.t.
21 Laurent Lefèvre Bouygues Télécom s.t.
22 Gert Steegmans Quick·Step s.t.
23 Rémi Pauriol Crédit Agricole s.t.
24 Marcus Ljungqvist Team CSC - Saxo Bank s.t.
25 Maxime Monfort Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
26 Ronny Scholz Gerolsteiner s.t.
27 Joaquím Rodríguez Oliver Caisse d'Epargne s.t.
28 Yann Huguet Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
29 Mathieu Sprick Bouygues Télécom s.t.
30 Dario Cataldo Liquigas s.t.
31 Gorazd Stangelj Lampre s.t.
32 Luis León Sánchez Caisse d'Epargne s.t.
33 Joost Posthuma Rabobank s.t.
34 David Loosli Lampre s.t.
35 Carlos Barredo Quick·Step s.t.
36 Igor Antón Euskaltel - Euskadi s.t.
37 Aleksandr Kuschynski Liquigas s.t.
38 Alexandre Botcharov Crédit Agricole s.t.
39 Jürgen Van de Walle Quick·Step s.t.
40 Javier Aramendía Euskaltel - Euskadi s.t.
Gesamtwertung:
1 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne 31h05'29
2 Thomas Dekker Rabobank + 1'20
3 Franco Pellizotti Liquigas + 1'51
4 Stijn Devolder Quick·Step + 2'02
5 Vladimir Chagaev Spanair Phonak + 2'06
6 Sylvain Chavanel Cofidis, Le Crédit par Téléphone + 2'07
7 Jens Voigt Team CSC - Saxo Bank + 2'35
8 Jurgen Van den Broeck Silence - Lotto + 3'20
9 Samuel Sánchez Euskaltel - Euskadi + 3'59
10 Markus Fothen Gerolsteiner + 4'23
11 Patrice Halgand Crédit Agricole + 4'39
12 Leonardo Piepoli Saunier Duval - Scott + 4'59
13 Pierrick Fédrigo Bouygues Télécom + 5'16
14 Marco Pinotti Team Columbia + 5'46
15 Maxime Monfort Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
16 Rinaldo Nocentini AG2R La Mondiale + 6'14
17 Luis León Sánchez Caisse d'Epargne + 7'01
18 Joost Posthuma Rabobank + 7'04
19 Stefan Schumacher Gerolsteiner + 7'07
20 Óscar Pereiro Caisse d'Epargne + 7'18
21 Laurens Ten Dam Rabobank + 7'19
22 Pieter Weening Rabobank + 7'20
23 Carlos Barredo Quick·Step + 7'21
24 Laurent Lefèvre Bouygues Télécom + 7'25
25 Mathieu Sprick Bouygues Télécom + 7'27
26 Wim Van Huffel Silence - Lotto + 7'31
27 Daniele Bennati Liquigas + 7'34
28 Yann Huguet Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
29 Marcus Ljungqvist Team CSC - Saxo Bank + 7'35
30 Joaquím Rodríguez Oliver Caisse d'Epargne + 7'36
Berqwertunq:
1 Constantino Zaballa Spanair Phonak 53
2 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne 33
3 Matteo Tosatto Quick·Step 33
4 Christian Murro Lampre 32
5 Andriy Grivko Team Milram 28
Punktewertunq:
1 Alejandro Valverde Caisse d'Epargne 162
2 Stijn Devolder Quick·Step 72
3 Thomas Dekker Rabobank 68
4 Franco Pellizotti Liquigas 66
5 Jurgen Van den Broeck Silence - Lotto 60
Next: Wir verzichten heute auf die üblichen Stimmen zum Rennen, gehen dafür gleich Live in die Pressekonferenz mit den wichtigsten Fahrern dieser Rundfahrt...